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Stand: 29 11 2016
Auf den Punkt.
Informationen aus dem Bundesfinanzministerium.
G20
Präsidentschaft 2017
Schwerpunkte im
Finanzbereich
EDITORIAL
„Widerstandsfähigkeit stärken, Investitionsbedingungen
verbessern, Digitalisierung gestalten.
Das sind die Leitlinien unserer G20-Präsidentschaft
im Finanzbereich.“
Liebe Leserin, lieber Leser,
Bundesfinanzminister Dr. Wolfgang Schäuble
siebzehn Jahre nach dem Gründungstreffen der G20 in Berlin übernimmt Deutschland zum 1. Dezember
2016 erneut die Präsidentschaft im G20-Prozess. Wir wollen unseren Partnern gute Gastgeber sein und
freuen uns auf die bevorstehenden Aufgaben und Treffen. Unser Programm im Finanzbereich wird die
Arbeit der chinesischen Präsidentschaft fortführen, aber auch neue Akzente setzen. Wir möchten uns
auf vier Themen und Fragestellungen konzentrieren:
•
•
•
•
Resilienz: Wie können wir die Widerstandsfähigkeit der großen Volkswirtschaften der G20
stärken? Wie können wir mit künftigen Krisen besser umgehen?
Investitionsbedingungen verbessern - „Compact with Africa“: Wie können wir wirtschaftlich
tragfähige Investitionen in die Infrastruktur und des Privatsektors voran bringen, insbesondere
in und mit Afrika?
Digitalisierung: Wie können wir die Chancen nutzen, die die modernen Technologien
insbesondere im Finanzbereich bieten, gleichzeitig aber auch mit den verbundenen Risiken
umgehen?
Steuerpolitik: Wie können wir Gerechtigkeit und Verlässlichkeit der internationalen
Steuerordnung erhöhen?
Die vorliegende Broschüre gibt einen Überblick über Themen, Veranstaltungen und Ziele der deutschen
G20-Präsidentschaft 2017 im Verantwortungsbereich des Finanzministeriums und der Deutschen
Bundesbank, dem sogenannten „Finance Track“.
Ihr Bundesfinanzministerium
AUSGANGSPUNKT
G20 – Forum für internationale Zusammenarbeit
Zur Gruppe der 20 (G20) gehören die 19 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer und die Europäische Union. Die G20 besteht seit 1999 und wurde während der Finanzkrise 2008/2009 zum wichtigsten
Forum für die wirtschaftspolitische Koordinierung auf globaler Ebene. Heute ist die G20 das bedeutendste Forum für internationale Ordnungspolitik und Regulierung. Die Zusammenarbeit der G20 hat
maßgeblich zur Stabilisierung der Volkswirtschaften und der Finanzmärkte nach der Krise 2008/2009
beigetragen. Bis heute prägen die Folgen der Krise die Arbeit der G20. Zunehmend geht es aber auch
darum, durch vorausschauende Zusammenarbeit mögliche neue Krisen zu vermeiden, aus Erfahrungen
zu lernen und die Volkswirtschaften widerstandsfähiger zu machen. Dies wird ein wichtiger Themenschwerpunkt der deutschen G20-Präsidentschaft im Finanzbereich sein.
Die G20-Staaten repräsentieren gegenwärtig über 85 Prozent des weltweiten Bruttoinlandsprodukts,
drei Viertel des Welthandels und rund zwei Drittel der Weltbevölkerung.
Pro-Kopf Einkommen basierend auf Kaufkraftparitäten
im Jahr 2015 in Internationalen Dollar
Quelle: Eigene Darstellung mit Daten des IWF
Schwellenländer
Industrieländer
MITTELPUNKT
Was hat die G20 im Finanzbereich bereits erreicht?
Die Finanzkrise hat die Notwendigkeit einer besseren weltweiten Ordnungspolitik und Regulierung aufgezeigt, insbesondere im Finanzsektor.
Die G20 hat in vielen Bereichen Erfolge vorzuweisen: Alle G20-Länder haben sich zu Wirtschafts- und
Strukturreformen verpflichtet und hier Fortschritte erzielt. Die jährlich aktualisierten Wachstumsstrategien der G20 belegen dies. Im Finanzbereich hat die G20 zur Einigung über eine Vielzahl regulatorischer Maßnahmen beigetragen, die dann in den entsprechenden Gremien wie dem Baseler Ausschuss
oder bei der EU weiter verfolgt und schließlich in nationales Recht umgesetzt wurden. Die Überwachung
und Regulierung des internationalen Finanzsystems wurde gestärkt, um die künftigen Risiken für
Steuerzahlerinnen und Steuerzahler zu reduzieren und unsere Finanzsysteme stabiler und widerstandsfähiger zu machen. Die G20 haben dabei nicht allein auf Banken geschaut, sondern auch andere Finanzdienstleister in den Blick genommen. Hierzu gehörte ein Arbeitsprogramm zum Schattenbankensektor.
Außerdem ist die G20 ihrem Ziel einer gerechteren internationalen Besteuerung ein gutes Stück näher
gekommen. Wegweisend war in dieser Hinsicht die Verständigung über die Bekämpfung von
Gewinnverkürzungen und Gewinnverlagerungen international agierender Konzerne (Base Erosion and
Profit Shifting - BEPS) und mehr Steuertransparenz. Die G20 hat sich des Weiteren darauf verständigt,
dass die multilateralen Entwicklungsbanken ihre finanziellen Ressourcen stärker für Investitionen nutzen sollten.
Die deutsche G20-Präsidentschaft 2017
Anfang Dezember 2016 übernimmt Deutschland nach 2004 erneut die G20-Präsidentschaft; 1999 war
Deutschland Gastgeber des Gründungstreffens unter dem Vorsitz Kanadas. Deutschland folgt 2017 auf
China (2016), die Türkei (2015), Australien (2014), Russland (2013), Mexiko (2012), Frankreich (2011),
Südkorea (2010) und Großbritannien (2009).
Neben Vertretern der Mitglieder der G20 werden regelmäßig auch Vertreter von Gastländern eingeladen. Während der deutschen Präsidentschaft sind dies im Finanzbereich Spanien als ständiges Gastland, die Niederlande, Norwegen, die Schweiz und Singapur. Internationale Organisationen wie der
Internationale Währungsfonds und die Weltbank, die Vereinten Nationen, das Financial Stability Board
und die OECD werden ebenfalls zu den G20 Treffen eingeladen.
“Once we agree, we will deliver“
Kommuniqué der G20 vom 4./5. September 2016
MITTELPUNKT
Mitglieder der G20 und Gastländer
Norwegen
Kanada
Großbritannien
Niederlande
Deutschland
Schweiz
Frankreich
Spanien
USA
Russland
Italien
Türkei
Saudi-Arabien
Mexiko
China
Japan
Südkorea
Indien
Singapur
Indonesien
Brasilien
Australien
Südafrika
G20-Länder
(außerdem EU)
Gastländer 2017
(Schweiz, Spanien,
Singapur, Niederlande,
Norwegen)
Argentinien
Eine besondere Rolle haben die Länder, die zur so genannten Troika gehören. Dies sind neben dem
G20-Präsidentschaftsland das Land der vorherigen und der nachfolgenden Präsidentschaft, zurzeit
also China und Argentinien. Die Troika-Systematik dient der Kontinuität bei der Umsetzung von Maßnahmen und Beschlüssen und erleichtert den Übergang zwischen den Präsidentschaften, da die G20
über keinen eigenen Unterbau verfügt und die jeweilige Präsidentschaft neben der inhaltlichen Koordinierung auch für Organisation und Logistik verantwortlich ist.
MITTELPUNKT
Wie arbeitet die G20?
Der sichtbarste Teil des G20-Prozesses sind die Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs. Auf dem
G20-Gipfel vertritt Bundeskanzlerin Dr. Merkel die Bundesrepublik Deutschland. Auf den Treffen im
Finanzbereich sind Bundesminister Dr. Schäuble und Bundesbankpräsident Dr. Weidmann verantwortlich. Andere Fachministerien haben ihren eigenen Prozess.
„Der Sherpa-Track“
Die G20-Gipfel werden durch so genannte Sherpas vorbereitet. Dies sind üblicherweise ranghohe Mitarbeiter der Regierungschefs. Die Treffen der Staats- und Regierungschefs wurden 2008 in Reaktion auf
die Finanzkrise in den G20-Prozess eingeführt. Der G20-Gipfel in Deutschland findet am 7. und 8. Juli
2017 in Hamburg statt.
„Der Finance Track“ (Finanzbereich)
Im Finanzbereich treffen sich die Finanzminister und Notenbankgouverneure. Diese Treffen werden
von den „Deputies“ der Finanzminister und Notenbankengouverneure und deren Teams vorbereitet.
Der „G20-Finance Deputy“ ist die offizielle Bezeichnung für den persönlichen Beauftragten des
Bundesfinanzministers.
Die größte und wichtigste Veranstaltung im Finanzbereich unter deutscher Präsidentschaft ist das
Treffen der Finanzminister und Notenbankgouverneure im März 2017 in Baden-Baden. Wie in den vorangegangenen Jahren wird außerdem auch unter der deutschen Präsidentschaft jeweils ein Treffen der
Finanzminister und Notenbankgouverneure am Rande der Frühjahrs- und Jahrestagung des Internationalen Währungsfonds und der Weltbank in Washington D.C. stattfinden. Eine Übersicht aller
Veranstaltungen im Finanzbereich unter deutscher Präsidentschaft findet sich in der Grafik am Ende
dieses Abschnitts.
„Sherpa-Track“ und „Finance-Track“ arbeiten eng zusammen. In das Abschlusskommuniqué der Staatsund Regierungschefs fließen die Ergebnisse aller Arbeitsbereiche zusammen. Nach wie vor spielen auf
der Ebene der Staats- und Regierungschefs die Finanz- und Wirtschaftsthemen eine große Rolle. Die
Finanzminister nehmen deshalb auch am Gipfel der Staats- und Regierungschefs teil.
Zu den G20 gehört außerdem der Dialog mit der Zivilgesellschaft und mit Vertretern von Nichtregierungsorganisationen, Wirtschaft und Gewerkschaften, mit Wissenschaftlern sowie mit Frauen und
Jugendlichen. In den sieben Dialogsträngen (Civil20, Think20, Business20, Labour20, Science20,
Women20 und Youth20) erarbeiten Vertreter dieser Gruppen Empfehlungen, die sie im Rahmen von
Dialogforen vorstellen und mit der G20 diskutieren.
MITTELPUNKT
Fachkonferenzen, Arbeitsgruppen und Workshops
Im Vorfeld der G20-Treffen entwickelt sich zwischen den Regierungen auf verschiedenen Arbeitsebenen ein dichter Prozess der politischen Abstimmung. Im Finanzbereich gehören dazu z. B. Fachkonferenzen, Arbeitsgruppen und Workshops, an denen auch Vertreter der Wissenschaft und Wirtschaft
sowie andere Ministerien beteiligt sind. Auch das erste Treffen der G20-Deputies unter der deutschen
Präsidentschaft am 1. Dezember 2016 in Berlin wird von einer wissenschaftlichen Fachkonferenz am
30. November 2016 zum Thema „Resilienz - Widerstandsfähigkeit von Volkswirtschaften“ („Towards a
More Resilient Global Economy“) begleitet. Am 2. und 3. Dezember 2016 finden daneben Sitzungen von
zwei Arbeitsgruppen, der „G20 Framework Working Group“ und der „G20 International Financial Architecture Working Group“, statt.
Das Schwerpunktthema Digitalisierung ist Gegenstand einer weiteren G20-Fachkonferenz („Digitising
Finance, Financial Inclusion and Financial Literacy“) am 25. und 26. Januar 2017 in der Nähe von Wiesbaden. Die Konferenz wird von der Deutschen Bundesbank ausgerichtet.
Am 23. und 24. Februar 2017 wird in Zusammenarbeit mit der Kreditanstalt für Wiederaufbau, dem
Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und dem „SME Finance
Forum“ (IFC/Weltbankgruppe) ein G20-Workshop zum Thema Finanzierung kleiner und mittlerer Unternehmen -„Helping SMEs go global – Moving forward in SME finance” - in Frankfurt am Main stattfinden. Durch den Workshop soll das Thema eine prominente Bühne im Rahmen der G20 erhalten und
die Erarbeitung unterstützender Programme in dem Bereich voranbringen.
Vor dem Treffen der Finanzminister und Notenbankgouverneure ist am 17. März 2017 in Baden-Baden
ein High Level Symposium zum Thema “Global Economic Governance in a Multipolar World” vorgesehen. Unter Teilnahme hochrangiger Experten sollen die Rolle der G20 und der Internationalen Finanzorganisationen in der Finanzkrise sowie Möglichkeiten zur Stärkung der internationalen Kooperation
diskutiert werden.
Die dritte Fachkonferenz, die am 12. und 13. Juni 2017 in Berlin stattfinden wird, widmet sich dem
Thema „Globale Partnerschaften“ und hier konkret einem „Compact with Africa“. Diese Konferenz ist
eine gemeinsame Veranstaltung von Bundesfinanzministerium und Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.
MITTELPUNKT
Der „Finance Track“ – Veranstaltungen im Überblick
Conference
„Towards a More
Resilient Global
Economy“
and Opening
Ceremony
Conference
„Digitising
Finance, Financial
Inclusion and
Financial Literacy“
G20 High-Level
Symposium
„Global Economic
Governance in a
Multipolar World“
Africa Partnership
Conference:
„Investing in a
Common Future“
Summit
Heads of State
and Government
30 November
Berlin
25/26 January
Wiesbaden
17 March
Baden-Baden
12/13 June
Berlin
07/08 July
Hamburg
Q4
Q1
Q2
Q3
Q4
2017
2016
Deputies
Meeting
Finance Ministers
+
Central Bank
Governors Meeting
Finance Ministers
+
Central Bank
Governors Meeting
Finance Ministers
+
Central Bank
Governors Meeting
01 December
Berlin
17/18 March
Baden-Baden
20/21 April
Washington
12/13 October
Washington
MITTELPUNKT
Schwerpunkte der deutschen G20-Präsidentschaft im Finanzbereich
Wirtschaftliche Widerstandsfähigkeit stärken
Die Weltwirtschaft wächst gegenwärtig nahe ihres lang jährigen Durchschnitts, aber insgesamt schwächer als nach früheren konjunkturellen Abschwungphasen. Zudem ist vielerorts die öffentliche (vgl.
Grafik) und private Verschuldung sehr hoch.
Staatsverschuldung in % des BIP im Jahr 2015
Quelle: Eigene Darstellung mit Daten des IWF
Schwellenländer
Industrieländer
Außerdem hat in vielen Ländern der Reformwille nachgelassen; notwendige Strukturreformen wurden
aufgeschoben. In der Summe behindern diese Faktoren nicht nur das Wirtschaftswachstum, sondern
erhöhen die Risiken einer Überforderung im Falle einer erneuten Krise.
MITTELPUNKT
Haushaltsdefizit in % des BIP im Jahr 2015
Quelle: Eigene Darstellung mit Daten des IWF
Schwellenländer
Industrieländer
MITTELPUNKT
Die Zusammenarbeit unter den G20-Mitgliedern dient dazu, diese Herausforderungen anzugehen und
die Weltwirtschaft insgesamt zu stärken, indem die Widerstandsfähigkeit jeder einzelnen G20-Volkswirtschaft verbessert wird. Erklärtes Ziel der deutschen G20-Präsidentschaft im Finanzbereich ist es,
hier anzusetzen und auf den Arbeiten zu wachstumsfördernden Strukturreformen unter chinesischer
Präsidentschaft aufzubauen.
Dazu sollen G20-Prinzipien zur Stärkung der Widerstandsfähigkeit von Volkswirtschaften vereinbart
werden, um deren Fähigkeit zu verbessern, volkswirtschaftliche Schocks abzufedern, aber auch auf
langfristige strukturelle Herausforderungen, wie z. B. die demographische Entwicklung, besser zu
reagieren. Die Prinzipien sollen den G20-Mitgliedern bei der Entwicklung geeigneter nationaler Maßnahmen zur Stärkung der wirtschaftlichen Widerstandsfähigkeit Orientierung geben. Außerdem werden wir uns weiter dafür einsetzen, dass die Implementierung aller Maßnahmen aus den nationalen
Wachstumsstrategien eng überwacht und der im Jahr 2015 vereinbarte G20-Aktionsplan zur Finanzierung kleiner und mittlerer Unternehmen weiter umgesetzt wird.
AUF DEN PUNKT
Investitionsbedingungen verbessern: „Compact with Africa“
In einer zunehmend vernetzten Welt müssen auch jenseits des G20-Rahmens globale Partnerschaften
gebildet werden, insbesondere mit Afrika. Für eine nachhaltige Entwicklung und Beschäftigungschancen vor Ort müssen dort die Rahmenbedingungen für private Investitionen und Investitionen in die
Infrastruktur verbessert werden, insbesondere das Finanzierungsumfeld.
Der Finanzbereich wird dafür eine Initiative „Compact with Africa“ starten, die private Investitionen in
afrikanischen Ländern fördern soll. Der „Compact with Africa“ soll helfen, Initiativen der G20, internationaler Organisationen und afrikanischer Länder besser zu vernetzen. Außerdem sollen damit die Rahmenbedingungen für Investitionen verbessert werden, unter anderem durch größere Rechtssicherheit,
Verlässlichkeit der Besteuerung und Verringerung von Investitionsrisiken mit Hilfe internationaler
Garantien. Die G20 soll des Weiteren konkrete Investitionsübereinkünfte zwischen afrikanischen
Ländern, internationalen Organisationen und Partnerländern politisch unterstützen.
Chancen von Digitalisierung nutzen, Risiken eindämmen
Moderne Technologien bieten erhebliche Chancen, insbesondere im Finanzbereich. Mit Hilfe neuer
digitaler Verfahren und Geschäftsmodelle können die Produktivität gesteigert und Kosten gesenkt
werden – etwa durch Automatisierung und geringere Transaktionskosten. Sie können außerdem einen
besseren Zugang zu Finanzdienstleistungen und mehr Chancengleichheit fördern.
Allerdings müssen wir auch die Risiken beachten, die aus diesen digitalen Innovationen erwachsen
können. Daher unterstützen wir das Arbeitsprogramm des Financial Stability Board zur Überwachung
digitaler Finanzinnovationen unter besonderer Berücksichtigung der Folgen für die Finanzstabilität.
Um die Chancen der Digitalisierung zu nutzen, ist ein gewisses Maß an Kenntnissen finanzieller Zusammenhänge erforderlich. Deshalb wollen wir einen Austausch zu geeigneten Bildungs- und Weiterbildungsmaßnahmen zwischen den G20-Mitgliedern einleiten.
Besteuerung international fair und verlässlich gestalten
Wir werden uns während der deutschen Präsidentschaft weiter dafür einsetzen, die Fairness und Verlässlichkeit der nationalen Steuersysteme weltweit zu verbessern.
Entsprechend werden wir die bestehende G20-Steueragenda fortführen. Dies gilt insbesondere für die
Umsetzung der Empfehlungen zur Vermeidung von Gewinnverlagerungen und Gewinnkürzungen
AUF DEN PUNKT
(„Base Erosion and Profit Shifting - BEPS“) sowie für die Förderung der Steuerehrlichkeit durch weltweit möglichst breite Beteiligung am Informationsaustausch in Steuerfragen. Hier ist sicherzustellen,
dass der jeweilige wirtschaftlich Berechtigte von Kapitalerträgen sicher identifiziert werden kann und
dass der internationale Zugang zu Informationen über wirtschaftlich Berechtigte weiter verbessert
wird. Außerdem werden wir die G20-Initiative für mehr Rechtssicherheit in der Besteuerung fortführen. Eine größere Rechtssicherheit vermindert das Risiko ungerechtfertigter Doppelbesteuerung und
fördert somit die internationale Wirtschaftstätigkeit. Dabei wollen wir auch die besonderen Belange
der Steuerverwaltungen in Entwicklungsländern in den Blick nehmen. Außerdem wollen wir im
G20-Kreis die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Besteuerung diskutieren.
Kontinuität gewährleisten – G20-Agenda fortführen
Über die oben genannten Schwerpunkte hinaus werden wir die G20-Agenda in vielen Themenbereichen fortführen. Kontinuität ist eine Grundvoraussetzung dafür, dass die G20 dauerhafte Fortschritte
erzielen kann. Beschlossene Maßnahmen müssen umgesetzt und ihre Einhaltung überwacht werden.
Dies nimmt einen zunehmend wichtigen Teil der G20-Agenda ein. Hinzu kommt, dass viele Fragestellungen so komplex sind, dass sie innerhalb einer Präsidentschaft nicht abgeschlossen werden können.
Die G20 muss daher ihre Arbeiten zur Fertigstellung ihrer Regulierungsvorhaben auch unter deutscher
Präsidentschaft weiter fortsetzen, insbesondere in den folgenden Bereichen.
Internationale Finanzarchitektur stärken
Wir werden die unter chinesischer Präsidentschaft begonnen Arbeiten zur weiteren Stärkung der internationalen Finanzarchitektur und des globalen finanziellen Sicherheitsnetzes fortführen. Den Mittelpunkt dieses Sicherheitsnetzes bildet der Internationale Währungsfonds (IWF), dessen Mitgliedschaft
neben der G20 auch nahezu alle anderen Staaten der Welt umfasst. Zur Sicherung der globalen Finanzstabilität findet eine effektive Zusammenarbeit zwischen dem IWF, seinen Mitgliedsländern und anderen internationalen Organisationen statt; dieser Prozess wird durch die G20 wirksam unterstützt.
Hierdurch werden die nationalen Anstrengungen zur Verbesserung der wirtschaftlichen und finanziellen Widerstandsfähigkeit der einzelnen Länder ergänzt und abgesichert.
Beim IWF wurden durch eine Verdoppelung der Eigenmittel Anfang 2016 und die begonnene Erneuerung umfangreicher bilateraler Kreditlinien wichtige Schritte zur weiteren Stärkung seiner Finanzkraft
im G20-Kreis vorbereitet. Für die Finanzstabilität ist Schuldentragfähigkeit unabdingbar, d.h. die Fähigkeit der Länder, ihren Schuldendienst (Zins und Tilgung) fristgerecht zu leisten und dabei Spielraum
für andere wichtige Ausgaben, z. B. Investitionen und Sozialausgaben, zu haben.
AUF DEN PUNKT
Wir wollen die Schuldentragfähigkeit verbessern. Hierfür sollen Tragfähigkeitsprinzipien insbesondere
für Niedrigeinkommensländer erarbeitet werden.
Wir wollen, dass die multilateralen Entwicklungsbanken ihr Kapital effizienter einsetzen und sich
stärker bei der Finanzierung von Infrastrukturprojekten engagieren.
Der freie grenzüberschreitende Kapitalverkehr ist ein wesentliches Element von Marktwirtschaften
und Grundlage des freien Welthandels. Aber große und volatile Kapitalströme stellen für einzelne Länder eine Herausforderung dar. Daher wird die deutsche Präsidentschaft für den Beitritt aller G20-Mitglieder zum seit Jahrzehnten etablierten OECD-Kodex zur Liberalisierung des Kapitalverkehrs werben.
Dieser Kodex hilft einerseits, handels- und systemschädigende nationale Reaktionen zu vermeiden und
ist andererseits hinreichend flexibel, um länderspezifische Maßnahmen zu ermöglichen und sie einer
regelmäßigen Diskussion zu unterziehen. Der Kodex ist daher ein hervorragendes Instrument, um den
Ordnungsrahmen für den internationalen Kapitalverkehr zu verbessern.
Finanzmarktstabilität fördern
Funktionierende Finanzmärkte fördern das Wirtschaftswachstum, indem sie effizient Kapital für dringend benötigte Investitionen mobilisieren. Daher werden wir die hierzu begonnenen G20-Arbeiten
weiterführen. Unser Ziel ist insbesondere, die Regulierungsagenda des Financial Stability Board umzusetzen und weiterzuentwickeln. Kernelemente sind hier die Vereinbarung von Kapitalanforderungen
für Banken (Basel III) und die weitere Reduzierung von Risiken, die von sehr großen Finanzinstituten
und Finanzdiensleistern ausgehen. Nachdem wir hier im Banken- und Versicherungssektor bereits gute
Fortschritte erzielt haben, ist es jetzt wichtig, auch die Risiken weiterer zentraler Finanzmarktakteure
zu adressieren.
Wir werden außerdem Schritte unternehmen, um die Risiken im Schattenbankensektor zu reduzieren
und einen Analyserahmen zu schaffen, der die Wirkung unserer Reformen messbar macht.
Auch die Arbeiten zu „Green Finance“ wollen wir fortführen und so eine belastbare Basis für umweltfreundliche Finanzierungen schaffen, indem wir international die Offenlegung umweltbezogener
Finanzrisiken verbessern und Arbeiten zu Bewertungs- und Steuerungsinstrumenten für diese Risiken
anstoßen.
AUF DEN PUNKT
Weitere Themen
Darüber hinaus gibt es noch weitere wichtige Themen, mit denen wir uns während der deutschen
G20-Präsidentschaft im Finanzbereich beschäftigen möchten. Eines davon sind Rücküberweisungen
von im Ausland arbeitenden Personen in ihre Heimatländer. Diese sogenannten „Remittances“ sind für
viele Familien in Entwicklungsländern von großer Bedeutung, bergen aber auch Missbrauchsgefahr.
Wir brauchen deswegen klare Regeln. Es gilt, eine sinnvolle Balance herzustellen zwischen der Notwendigkeit zur Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung einerseits und der Ermöglichung kostengünstiger Überweisungen in die Empfängerländer andererseits. Die „Financial Action
Task Force“, die „Global Partnership for Financial Inclusion“ und eine Arbeitsgruppe des Financial
Stability Boards sollen weiter an dem Thema arbeiten und Empfehlungen aussprechen, wie diese Standards besser umgesetzt werden können.
AUF DEN PUNKT
#G20finance
Bilanz und Ausblick
Die Staats- und Regierungschefs haben sich am 4./5. September 2016 in Hangzhou (China) u.a. auf
Folgendes verständigt:
„Wir bekräftigen die Tatsache, dass der Gründungsgeist der G20 darin besteht, die wichtigsten
Volkswirtschaften auf gleicher Augenhöhe zusammenzubringen, um Handeln zu beschleunigen.
Wenn wir uns einig sind, werden wir diesem Anspruch gerecht.“ (Auszug aus dem Kommuniqué)
Deutschland wird alles daran setzen, während der G20-Präsidentschaft in 2017 insbesondere in den
Themen, die als Schwerpunkte gesetzt worden sind, ein gutes Stück voranzukommen.
Der Staffelstab geht anschließend an Argentinien, das für das Jahr 2018 die G20-Präsidentschaft
übernehmen wird.
Weitere Informationen zum Thema G20:
• Erklärfilm „G20 – einfach erklärt“: www.youtube.com/finanzministeriumtv
• Broschüre „G20“ aus der Reihe „Auf den Punkt“: www.bundesfinanzministerium.de/auf-den-punkt
• Übersicht der G20 und G7/G8 Gipfeldokumente: www.bundesfinanzministerium.de/Gipfeldokumente
• Übersicht der Erklärungen der Bundesregierung zu G20 und G7/G8 Treffen: www.bundesfinanzministerium.de/Gipfelerklaerungen
IMPRESSUM
Redaktion: Referat Öffentlichkeitsarbeit
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www.federal-ministry-of-finance.de