KINDER UND JUGENDLICHE AUF DER FLUCHT VOR KRIEG UND GEWALT Historische Perspektiven Bielefeld, 17. Dezember 2016 1 Gliederung Kriegskinder ʹ Erfahrungsgruppen im Überblick ͣŶƚǁƵƌnjĞůƵŶŐ͞ĂůƐ'ƌƵŶĚĞƌĨĂŚƌƵŶŐǀŽŶ<ƌŝĞŐƐŬŝŶĚĞƌŶ Ausgeliefertsein und Hilflosigkeit in den rückblickenden Schilderungen Betroffener /ŶŶĞƌĞŝůĚĞƌǀŽŶͣŝŶƐĂŵŬĞŝƚ͞ Gefühlserbschaften ʹ transgenerational Hilfe und Resilienz, stärkende und schützende Faktoren: a) ͣ^ŝĞǁĂƌĞŶĚŝĞŽLJƐ͞ b) Schweizerspende für Ruinenkinder des Ruhrgebiets c) Das Pestalozzi-‐<ŝŶĚĞƌĚŽƌĨŝŶdƌŽŐĞŶ͕ĞŝŶͣƐŝĐŚĞƌĞƌKƌƚ͞ 2 3 Flüchtlingskind im Siegener Lager Wellersberg 4 Ilse Reifeisen, geb. am 12.12.1926 in Dorsten, wurde als Kind mit ihren Eltern 1938 nach Polen deportiert, 1939 gelangte sie mit einem Kindertransport nach Schweden. Die Eltern wurden ins Ghetto Riga deportiert, wo der Vater starb; die Spur der Mutter verliert sich 1944 im KZ Stutthof in der Nähe von Danzig. 5 Josef Rosenbaum (siehe den roten Pfeil) in Teheran 6 Fluchtstationen von Josef Rosenbaum Fluchtstationen der TeheranKinder, aus: Jutta Vogel: Die Odyssee der Kinder. Auf der Flucht aus dem Dritten reich ins Gelobte Land, Frankfurt a.M. 2008 7 8 9 10 Jugendliche Zonenwanderer 11 Elternlose Kinder 12 Walter Nies, Paul Kewitsch (Hg.), Album: Flüchtlinge im Erzbistum Paderborn, um 1948. 13 3HWHU+lUWOLQJÄ1LFKWLPPHUZHQQLFK GLHÃ:LQWHUUHLVH¶MHW]WK|UH«HPSILQGH ich meine Fremde so wie damals. Ich habe mit ihr umzugehen gelernt. Manchmal jedoch fühle ich, wie die Haut sich fröstelnd zusammenzieht. Dann werden Bilder lebendig, die ich während meiner unfreiwilligen Wanderung eingesammelt habe, Bilder, die einer Epoche gehören, Bilder, vor denen nur $PQHVLHVFKW]W«³ 14 15 &ƌĂƵ,;ϮϬϭϯͿ͗ͣ&ƺƌŵŝĐŚŝƐƚĚŝĞƐĞ,ĞŝŵĂƚůŽƐŝŐŬĞŝƚ͕͙tƵƌnjĞůůŽƐŝŐŬĞŝƚĞŝŐĞŶƚůŝĐŚŝŵŵĞƌĚĂƐ vorwiegende Gefühl gewesen. Ich wollte immer Wurzeln haben, ich hab mich so nach Wurzeln gesehnt. Und die sind mir leider nie gelungen. Die hab ich auch hier nicht; ich wohne ja jetzt Ϯϯ:ĂŚƌĞŝŶĚĞŵ,ĂƵƐ͕ĚŽĐŚĚĂƐŝƐƚŶŝĐŚƚŵĞŝŶ,ĂƵƐ͕ŝĐŚŬƂŶŶƚĞŵŽƌŐĞŶĂƵƐnjŝĞŚĞŶ͘͞ 16 Aus: Martin Gilbert: Sie waren die Boys. Die Geschichte von 732 jungen Holocaust-‐Überlebenden, Berlin 2007, S. 263. 17 ͣIch habe nirgendwo sonst solche engen Freundschaften ĞƌůĞďƚ͕͞ƐĂŐƚWĂƵůzŽŐŝDĂLJĞƌ;ϭϵϭϮ-‐2011), der 1938 aus Deutschland nach Großbritannien geflohen war und sich ĚĞƌͣŽLJƐ͞ĚĂŶŶŝŶ>ŽŶĚŽŶĂůƐĞƚƌĞƵĞƌĂŶŶĂŚŵ͘ Paul Yogi Mayer (Foto: Archiv Aktives Museum Spiegelgasse, Sammlung Bembenek) 18 Schweizer Spende im Ruhrgebiet 19 Alfred Ledermann, der Leiter der Schweizer Spende in Gelsenkirchen mit Kindern im Schweizer Dorf 1947. Bild: PHOENIX/WDR/Stadtarchiv Gelsenkirchen Der erste Leiter der Schweizer-‐Spende-‐Station in Gelsenkirchen, Alfred Ledermann (geb. 1919), Foto aus: Heinz-‐Jürgen Priamus: Ruinenkinder, 2005, S. 147. 20 Das Pestalozzidorf in Trogen Aus Walter Robert Corti: Der Weg zum Kinderdorf Pestalozzi, Zürich 1955 21 22 23 Ein Lied für Argyris (2006), Regie Stefan Haupt, Dokumentarfilm ca. 105 Min. Argyris Sfountouris (geb. im September 1940) überlebte als Kind am 10. 1944 das Massaker einer deutschen SS-‐Division in Distomo, einem Dorf auf dem Peloponnes. Als Rache für einen Partisanenangriff wurden dort 218 Bewohner ermordet, unter ihnen Frauen, Kinder und alte Menschen. Argyris verlor seine Eltern und weitere Angehörige. In dem auf den Zweiten Weltkrieg in Griechenland folgenden Bürgerkrieg verbrachte er vier Jahre in griechischen Waisenhäusern, bevor er im April 1949 Aufnahme im Pestalozzi-‐Kinderdorf Troogen in der Schweiz fand, wo er bis zu seinem Abitur blieb. 24
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