Textheft - Evangelische Singgemeinde

Evangelische Singgemeinde
Berner Kantorei und Zürcher Kantorei zu Predigern
Titelbild:
Das Magnificat aus dem Stundenbuch des Duc de Berry (15. Jahrhundert).
PREDIGERKIRCHE ZÜRICH
Sonntag, 11. Dezember 2016, 17.00 Uhr
Werkeinführung: 16.15 Uhr
BERNER MÜNSTER
Dienstag, 17. Dezember 2016, 20.00 Uhr
Werkeinführung 19.15 Uhr
Weihnachtsmusik
2016
Hugo Distler
Johann Sebastian Bach
Nuria Richner – Sopran
Ursina Patzen – Mezzosopran
Thomas Volle – Tenor
sowie Solistinnen und Solisten aus den Kantoreien
Jürg Brunner, Orgel
Berner Kantorei
Zürcher Kantorei zu Predigern
Johannes Günther – Leitung
Programm
Johann Sebastian Bach (1685 - 1750)
Präludium in a-moll BWV 543
Hugo Distler (1908 - 1942)
Die Weihnachtsgeschichte op. 10
Einleitungschor - Verkündigung - Marias Besuch bei Elisabeth - Magnificat
Johann Sebastian Bach
Fuga sopra Magnificat BWV 733
Hugo Distler
Die Weihnachtsgeschichte
Christi Geburt - Die Hirten und die Menge der himmlischen Heerscharen
Johann Sebastian Bach
Pastorale F-Dur BWV 590 (1. Teil)
Hugo Distler
Die Weihnachtsgeschichte
Herodes und die Weisen I - Herodes und die Hohenpriester Herodes und die Weisen II
Johann Sebastian Bach
Triosonate in e-moll BWV 528
Hugo Distler
Die Weihnachtsgeschichte
Jesus im Tempel des Simeon - Schlusschor
Johann Sebastian Bach (1685 - 1750)¨
Präludium in a-moll BWV 543
Hugo Distler (1908 1942)
Die Weihnachtsgeschichte
I. Einleitungschor
Das Volk, so im Finstern wandelt, siehet ein Licht, ein gross Licht, und über
die, die da wohnen im finstern Lande scheinet es helle. Denn uns ist ein
Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, welches Herrschaft ist auf seiner
Schulter; und er heisst Wunderbar, Rat, Kraft, Held, Ewig-Vater, Friedefürst;
auf dass seine Herrschaft gross werde und des Friedens kein Ende; Von
nun an bis in Ewigkeit.
II. Die Weihnachtsgeschichte
Choral
Es ist ein Ros entsprungen aus einer Wurzel zart, als uns die Alten sungen,
von Jesse kam die Art. Und hat ein Blümlein bracht mitten im kalten Winter
wohl zu der halben Nacht.
Verkündigung
Der Erzähler
Es ward gesandt der Engel Gabriel von Gott in eine Stadt in Galiläa, die
heisst Nazareth, zu einer Jungfrau, die vertraut war einem Manne mit Namen Joseph; und die Jungfrau hiess Maria. Und der Engel kam zu ihr hinein
und sprach:
Der Engel
»Gegrüsset seist du, Holdselige! Der Herr ist mit dir, du Gebenedeite unter
den Weibern!«
Der Erzähler
Da sie ihn aber sahe, erschrak sie über seine
Rede und gedachte: Welch ein Gruss ist das? Und der Engel sprach zu ihr:
Der Engel
»Siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären, des Namen
sollst du Jesus heissen. Der wird gross und ein Sohn des Höchsten genannt
werden, und seines Königreichs wird kein Ende sein.«
Der Erzähler
Maria aber sprach:
Maria
»Siehe, ich bin des Herren Magd; mir geschehe, wie du gesagt hast.«
Der Erzähler
Und der Engel schied von ihr.
Choral
Das Röslein, das ich meine, davon Jesaias sagt, ist Maria, die reine, die uns
das Blümlein bracht. Aus Gottes ewgem Rat hat sie ein Kind geboren und
blieb ein reine Magd.
Marias Besuch bei Elisabeth
Der Erzähler
Maria aber stand auf in den Tagen und ging auf das Gebirge und kam in das
Haus des Zacharias und grüsste Elisabeth. Und Elisabeth ward des heiligen
Geistes voll und rief laut und sprach:
Elisabeth
»Gebenedeit bist du unter den Weibern, und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes.
Magnificat
Der Erzähler
Und Maria sprach:
Maria
»Meine Seele erhebt den Herren und mein Geist freut sich Gottes, meines
Heilands; denn er hat die Niedrigkeit seiner Magd angesehen. Siehe, von
nun an werden mich preisen alle Kindeskinder; denn er hat grosse Dinge an
mir getan, der da mächtig ist und des Name heilig ist. Seine Barmherzigkeit
währet immer für und für bei denen, die ihn fürchten.«
Choral
Wir bitten dich von Herzen du edle Königin, durch deines Sohnes Schmerzen, wann wir fahren dahin aus diesem Jammertal. Du wollest uns geleiten
bis in der Engel Saal.
Johann Sebastian Bach
Fugo sopra Magnificat BWV 733
Hugo Distler: Die Weihnachtsgeschichte
Christi Geburt
Der Erzähler
Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot vom Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde. Und jedermann ging, dass er sich
schätzen liesse, ein jeglicher in seine Stadt. Da machte sich auch auf Joseph aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth, in das jüdische Land zur Stadt
Davids, die da heisset Bethlehem, auf dass er sich schätzen liesse mit Maria, seinem anvertrauten Weibe, die war schwanger. Und als sie daselbst
waren, kam die Zeit, da sie gebären sollte. Und sie gebar ihren ersten Sohn.
Und sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, denn sie hatten
sonst keinen Raum in der Herberge.
Choral
Das Blümelein so kleine, das duftet uns so süss, mit seinem hellen Scheine
vertreibt’s die Finsternis: Wahr’ Mensch und wahrer Gott, hilft uns aus allem
Leide, rettet von Sünd und Tod.
Die Hirten und die Menge der himmlischen Heerscharen
Der Erzähler
Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den Hürden,
die hüteten des Nachts ihre Herde. Und siehe da, des Herren Engel trat zu
ihnen, und die Klarheit des Herren leuchtete um sie; und sie fürchteten sich
sehr. Und der Engel sprach zu ihnen:
Der Engel
»Fürchtet euch nicht, denn ich verkündige euch grosse Freude, die allem
Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist
Christus in der Stadt Davids. Und das habt zum Zeichen: Ihr werdet finden
das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegend.«
Der Erzähler
Und alsbald war da bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobeten Gott und sprachen:
Der Chor der Engel
»Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden und den Menschen ein
Wohlgefallen. «
Der Erzähler
Und da die Engel von ihnen gen Himmel fuhren, sprachen die Hirten untereinander:
Chor der Hirten
»Lasset uns nun gehen gen Bethlehem und die Geschichte sehen, die da
geschehen ist, die uns der Herr kundgetan hat.« Und sie kamen eilend und
fanden beide, Maria und Joseph, dazu das Kind in der Krippe liegend.
Choral
Die Hirten zu der Stunden machten sich auf die Fahrt; das Kindlein sie bald
funden mit seiner Mutter zart. Die Engel sangen schon, sie lobten Gott den
Herren in seinem höchsten Thron.
Johann Sebastian Bach
Pastorale F-Dur BWV 590 (1. Teil).
Hugo Distler: Die Weihnachtsgeschichte
Herodes und die Weisen I
Der Erzähler
Da Jesus geboren war zu Bethlehem im jüdischen Lande, zur Zeit des Königs Herodes, siehe, da kamen die Weisen aus dem Morgenlande gen Jerusalem und sprachen:
Chor der Weisen
»Wo ist der neugeborne König der Juden? Wir haben seinen Stern gesehen
im Morgenland und sind gekommen, ihn anzubeten.«
Herodes und die Hohenpriester
Der Erzähler
Da das der König Herodes hörete, erschrak er und liess versammeln alle
Hohenpriester und Schriftgelehrten unter dem Volk und erforschete von
ihnen, wo Christus sollte geboren werden. Und sie sagten ihm:
Chor der Hohenpriester und Schriftgelehrten
»Zu Bethlehem im jüdischen Lande.« »Zu Bethlehem im jüdischen Lande.«
Der Erzähler
Denn also stehet geschrieben durch den Propheten: Und du Bethlehem im
jüdischen Lande bist mitnichten die Kleinste unter den Fürsten Judas; denn
aus dir soll mir kommen der Herzog, der über mein Volk Israel ein Herr sei.
Herodes und die Weisen II
Der Erzähler
Da berief Herodes die Weisen heimlich und erlernte mit Fleiss von ihnen,
wann der Stern erschienen wäre, und wies sie gen Bethlehem und sprach:
»Ziehet hin und forschet fleissig nach dem Kindlein; wenn ihr es findet, so
saget mir’s wieder, dass ich auch komme und es anbete.« Als sie nun den
König gehöret hatten, zogen sie hin. Und siehe, der Stern, den sie im Morgenland gesehen hatten, ging vor ihnen hin, bis dass er kam und stand oben
über, da das Kindlein war. Da sie den Stern sahen, wurden sie hoch erfreut
und gingen in das Haus und fanden das Kindlein mit Maria und fielen nieder
und beteten es an und taten ihre Schätze auf und schenkten ihm Gold,
Weihrauch und Myrrhen. Und Gott befahl ihnen im Traum, dass sie sich
nicht sollten wieder zu Herodes lenken. Und sie zogen durch einen anderen
Weg wieder in ihr Land.
Choral
Lob, Ehr sei Gott dem Vater, dem Sohn und heilgen Geist. Maria, Gottes
Mutter, dein Hilf an uns beweis. Und bitt Dein liebes Kind, dass es uns woll
behüten, verzeihen unser Sünd.
Johann Sebastian Bach
Trisonate in e-moll BWV 528
Hugo Distler: Die Weihnachtsgeschichte
Jesus im Tempel des Simeon
Der Erzähler
Und siehe, ein Mensch war zu Jerusalem, mit Namen Simeon; und derselbe
Mensch war fromm und gottesfürchtig, und der heilige Geist war in ihm. Und
ihm war eine Antwort gegeben von dem heiligen Geist, er sollte den Tod
nicht sehen, er hätte denn zuvor den Christ des Herren gesehen. Und er
kam in den Tempel. Und da die Eltern das Kind Jesus in den Tempel brachten, dass sie täten, wie man pflegt nach dem Gesetz, da nahm er ihn auf
seine Arme und lobete Gott und sprach: »Herr, nun lässest du deinen Diener in Frieden fahren, wie du gesagt hast; denn meine Augen haben deinen
Heiland gesehen, welchen du bereitest hast vor allen Völkern, ein Licht, zu
erleuchten die Heiden, und zum Preis deines Volkes Israel.«
Choral
So singen wir all Amen Das heisst nun werd es wahr. Was wir begehrt allsamen. O Jesu hilf uns dar. In Deines Vaters Reich, drin wollen wir dich loben.
O Gott uns das verleih.
III. Schlusschor
Also hat Gott die Welt geliebet, dass er seinen eingebornen Sohn gab, auf
dass alle, die an Ihn glauben, nicht verloren gehen.
Amen
Zu den Komponisten
Hugo Distler wurde 1908 in Nürnberg als uneheliches Kind geboren und
wuchs dort unter teilweise sehr schwierigen Verhältnissen, grösstenteils bei
seinen Grosseltern auf. Ab 1927 studierte Distler am Leipziger Konservatorium für Musik, musste aber das Studium aus finanziellen Gründen abbrechen. Ab 1931 hatte er dann eine mit
70 RM (!) (Reichsmark) pro Monat vergütete Stelle als Organist an St. Jakobi
Hugo Distler am Cembalo
in Lübeck inne. Hier begann er sich neben seinen Aufgaben als Organist
auch der Komposition von Vokal- aber auch Instrumentalwerken zu widmen.
Daneben pflegte er als Anhänger der Singbewegung auch immer wieder in
Konzerten die alte Musik von Bach, Händel, Schütz etc. 1933 komponierte
er hier die Weihnachtgeschichte. Im Dezember 1936 wurde das Werk in
Lübeck in einer Weihnachtsvesper aufgeführt (nach diversen heftigen Auseinandersetzungen und Druck seitens der Deutschen
Christen, die versuchten eine Aufführung
des Werkes in Lübeck zu verhindern. Diese
bereits lang andauernden Querelen führten
schliesslich dazu, dass Hugo Distler sein
Amt an St. Jakobi nach 6 Jahren aufgab
(wie auch die Pfarrer, die der Bekennenden
Kirche zugehörig waren). Im Jahre 1937
nahm Distler, mittlerweile Familienvater,
eine Stelle als Lehrer für Musiktheorie, Formenlehre und Chorleitung an der Stuttgarter Hochschule für Musik an. Dort
übernahm er zusätzlich die Leitung diverser Chöre. Auseinandersetzungen
mit der Stuttgarter NS-Studentenschaft führten dazu, dass Hugo Distler im
Herbst 1940 an die Berliner Staatliche Hochschule für Musik wechselte, wo
er Professor für Chorleitung, Tonsatz, Komposition und Orgelspiel war. Im
April 1942 übernahm Distler die Leitung des Berliner Staats- und Domchors.
Hier kam es vermehrt zu Schwierigkeiten mit SS und HJ, die sein kirchenmusikalisches Schaffen schwer behinderten. Nachdem dann Distler nach
mehrmaligen erfolgreichen Versuchen eine Einberufung zur Wehrmacht zu
verhindern, am 14.10.1942 seine definitive Einberufung erhielt, entscheid er
sich für den Freitod, um dieser zu entgehen.
Johann Sebastian Bach
Bevor Johann Sebastian Bach 1723 seine
Stelle als Thomaskantor in Leipzig antrat, hatte
er bereits diverse andere Positionen im thüringisch-sächsischen Raum ausgeübt. Als Organist 1703-1707 in Arnstadt und 1707-1708 in
Mühlhausen. Als Hoforganist und Kammermusiker in Weimar von 1708 – 1717 und schliesslich 1717 bis 1723 als Kapellmeister in Köthen.
So entstand ein Grossteil seiner Orgelkompositionen bereits vor 1717, wahrscheinlich auch
alle Kompositionen des heutigen abends ausser der Triosonate, die erst zwischen 1727 bis
1732 in Leipzig entstanden ist.
Die Schlosskirche in Weimar im 1660
Zu den Kompositionen
Distler: Die Weihnachtsgeschichte op. 10
Mit der Kompositionsarbeit an der Weihnachtsgeschichte hat Hugo Distler in
für ihn schwieriger Zeit Mitte 1933 begonnen. Im Druck erschienen ist die
dem Berliner Professor an der Staatlichen Hochschule für Musik, Wolfgang
Reimann gewidmete Komposition im Oktober 1933. Am 1. Dezember wurde
die Weihnachtsgeschichte in Köln uraufgeführt.
Die Entstehungszeit, das Jahr 1933, steht unter dem Eindruck der Machtergreifung Hitlers in Deutschland und den kirchlichen Auseinandersetzungen
zwischen den NS-treuen „Deutschen Christen“ und die den NS-Staat ablehnende „Bekennende Kirche“, die auch an Distlers Wirkungsstätte Lübeck
heftig geführt wurden. Der Text des Einleitungschores, „Das Volk, das im
Finstern wandelt“ bekommt daher eine ganz besondere Bedeutung.
Die Weihnachtsgeschichte ist ein a-cappella-Chorwerk für vierstimmigen gemischten Chor und vier Solisten. Den Text hat Distler dem Buch Jeasaja
und den vier Evangelien entnommen. Er besteht aus der Erzählung des
Sprechers (vom Tenor vorgetragen), sechs Turbachören (Hirten, Schriftgelehrte, die Weisen aus dem Morgenland) und sieben Choralvariationen über
das bekannte Weihnachtslied „Es ist ein Ros entsprungen“. Den Rahmen
bilden je ein motettenartiger Eingangs- und Schlusschor.
Die Komposition zeigt Bezüge zu a-cappella-Werken von Heinrich Schütz,
bedient sich aber unverkennbar der Ausdrucksmittel des 20. Jahrhunderts.
Als Beispiele seien hier die expressive Tonsprache Distlers mit ausgeprägter Polymetrik (dem gleichzeitigen Auftreten unterschiedlicher Taktarten,
bzw. Metren), Quartenrufen, pentatonischer Melodik und einer linearen
Satzführung genannt. Atmosphärischer Höhepunkt der Komposition ist das
Magnificat, der Lobgesang Mariens, der durch den Solo-Alt vorgetragen wird
und zu dem dann der Chor mit einer Choralvariation der Melodie von „Es ist
ein Ros entsprungen“ („Wir bitten Dich im Herzen“) tritt.
Bach: Präludium in a-moll, BWV 543
Das Meisterwerk aus Bachs Weimarer Jahren beeindruckt durch eine ausgewogene Synthese aus rezitativisch-improvisatorischen und ordnenden
Momenten. Das Präludium beginnt mit einstimmigen Dreiklangsbrechungen,
chromatisch gefärbt, die in stetem Absinken bis zum Grundton A hinabführen. Dieser erklingt dann im Pedal über 14 Takte als Orgelpunkt. Die musikalische Bewegung beschleunigt sich dann immer mehr bis hin zu 32tel
Schüttelakkorden, bevor das erste Pedalsolo den Anfangsgedanken des
Stückes aufnimmt. Der kraftvoll konzertierende Schlussteil endet im strahlenden A-Dur.
Bach: Fuga sopra il Magnificat, BWV 733 "Meine Seele erhebt den
Herrn"
Die als Fuge gearbeitet Bearbeitung des Magnificat Psalmtones steht in der
Tonart d-moll. Bach verarbeitet hier die 2 Zeilen des Magnificats:
Zunächst wird die erste Zeile als Fugenthema durchgeführt, wobei bereits
bevor das Thema vollständig erklungen ist, der erste Kontrapunkt einsetzt.
Erst gegen Ende der Komposition kommt das Pedal hinzu, das in verlängerten Notenwerten die beiden Psalmton-Zeilen erklingen lässt, wobei vor allem
das erste kontrapunktische Element mehrfach wieder erklingt. Die Bachsche
Autorenschaft ist nicht vollständig gesichert, möglicherweise stammt diese
Komposition von Bachs Schüler Johann Ludwig Krebs.
Bach: Pastorale BWV 590
Bachs ebenfalls in Weimar entstandene weihnachtliche Hirtenmusik für Orgel, ist eine suitenartige Gruppe aus vier Einzelsätzen, deren erster Satz
hier erklingt. Die Komposition orientiert sich stilistisch intensiv an den Vorbildern aus Italien, dem Herkunftsland des Genres. Die weihnachtlich-pastorale Schreibart greift Melodien und Musizierstil von Hirten auf, wie sie in Italien zur Weihnachtszeit mit Pfeifen, Schalmeien und Dudelsack musiziert
wurden. Charakteristisch für diese Musik ist ein wiegender, sizilianohafter
Dreierrhythmus sowie lang ausgehaltene Borduntöne (Orgelpunkte). Der
erste Satz steht im typischen 12/8-Takt und in der Pastoraltonart F-Dur.
Über lang ausgehaltenen Bordunen legt Bach die Melodik und Rhythmik der
Hirtenmusik. Auffällig ist der über lange Strecken betont schlichte und
simple Gang der Dinge, der aber an einigen Stellen von überraschenden
chromatischen Färbungen belebt wird.
Bach: Triosonate Nr. 4 in e-moll, BWV 528
Die Triosonaten für Orgel sind 1727 bis 1732 entstanden, wohl als Unterrichtsmaterial für Bachs ältesten Sohn Wilhelm Friedemann Bach. Die Sammelhandschrift enthält sechs Triosonaten für Orgel. Triosonate bedeutet
hier, dass die beiden Manuale und das Pedal unabhängig und rein einstimmig geführt sind. Die einzelnen Sonaten sind jeweils überschrieben mit „Sonata à 2 Clav. e Pedal di J. S. Bach“.
Die 4. Sonate hat die folgenden Sätze:
Adagio - Vivace - Andante - Un poco Allegro
Den ersten Satz, der aus einer langsamen Einleitung und einer Fuge besteht, verwendete Bach bereits in der Kirchenkantate „Die Himmel erzählen
die Ehre Gottes“ (BWV 76) – als eine Sinfonia für Oboe d’amore, Viola da
Gamba und Continuo mit der der 2. Teil der Kantate beginnt. Man geht
heute davon aus, dass die gesamte Sonate auf ein instrumentales Werk dieser Besetzung zurückgeht. Der zweite Satz in h-moll ist der musikalische
Höhepunkt der Sonate. Einem Quartenmotiv wird ein rhythmisch abwechslungsreiches stark expressives kontrapunktisches Element entgegengestellt.
Dann taucht bald ein zweiter musikalischer Gedanke auf, der immer wieder
variiert wird und dialogisch zwischen den beiden Oberstimmen umherspringt
und mit den beiden anderen Motiven verknüpft wird. Dadurch entsteht ein
schwelgerischer fast schwebender musikalischer Ausdruck. Der dritte Satz
der Sonate (im 3/8 Takt) folgt der üblichen ABA´ Form, das heisst, der erste
Teil des Satzes wird nach einem weiteren Teil leicht verändert wiederholt.
Die Veränderung besteht hier vor allem in der Vertauschung der beiden Manualstimmen. Der Satz hat ein 8-taktiges Thema, wie auch der Kontrapunkt,
belebende 16tel Triolen enthält, die dem Satz einen schwungvollen Charakter verleihen.
Martin Buschbeck
Solistinnen und Solist
Nuria Richner
Die in Zürich geborene Sopranistin erhielt zunächst Gesangsunterricht im Rahmen eines
Vorstudiums an der Musikakademie der Stadt
Basel bei Hans-Jürg Rickenbacher. 2009 nahm
sie ein Gesangsstudium an der Hochschule Luzern – Musik bei Barbara Locher auf, das sie
drei Jahre später mit dem Bachelor-Diplom abschloss. Nach dem im Januar 2015 erfolgreich
abgeschlossenen Master of Performance, befindet sich Nuria Richner zurzeit im Studiengang
Master of Pädagogik an der Hochschule Luzern,
wo sie bei Barbara Locher und Petra Hoffmann
studiert. Ihre Leidenschaft für die zeitgenössische Musik ermöglichte ihr die Zusammenarbeit
mit verschiedenen Komponisten, unter anderem
Helmut Lachenmann. Neben dem Studium ist Nuria Richner als Konzertund Oratoriensängerin tätig und sammelte im Luzerner Theater erste Erfahrungen auf der Opernbühne. Nuria Richner ist Preisträgerin des Schweizerischen Jugendmusikwettbewerbs sowie der Stiftung Ruth und Ernst Burkhalter.
Ursina Patzen
Die Schweizer Mezzosopranistin mit Bündner
Wurzeln absolvierte ihren Master of Arts in Musikpädagogik mit Auszeichnung an der Hochschule
Luzern - Musik bei Prof. Liliane Zürcher. Während
ihrer Ausbildung sammelte sie erste Bühnenerfahrungen in verschiedenen Musiktheaterprojekten
unter der Leitung von Florian Pestell, Fernando
Melo, Mathias Behrends, Christine Cyris und Regina Heer. 2014 debütierte sie in «L’incoronazione
di Poppea» (Monteverdi) als Amor unter der Leitung von Mathias Behrends am Opern Studio Biel.
2015 wirkte sie in der Produktion «Don Juan» mit
Musik von C.W.Gluck am Theater Luzern mit und
2016 war sie in «Venus and Adonis» von J. Blow
im UG vom Luzerner Theater zu sehen.
Neben solistischen Engagements in der gesamten Deutschschweiz singt sie
im Profi-Ensemble Corund unter der Leitung von Stephen Smith und in der
Zürcher Sing-Akademie unter der Leitung von Andreas Felber.
Meisterkurse bei Margreet Honig, Turid Karlsen, Brigitte Geller, Malcolm
Green und Marieke Spaans ergänzten ihre Ausbildung. Derzeit befindet sich
Ursina Patzen im Studiengang Master of Arts in Music Performance bei
Prof. Liliane Zürcher. Seit Oktober ist Ursina Patzen als «Mutter» in Humperdincks «Hänsel und Gretel» am Luzerner Theater zu sehen.
Thomas Volle, in Nürtingen geboren, erhielt
seinen ersten Gesangsunterricht bei den Aurelius Sängerknaben Calw. 2002 begann er sein
Gesangsstudium bei Herrn Professor Thomas
Quasthoff, zunächst an der Hochschule für
Musik Detmold, ab 2004 an der Hochschule
für Musik Hanns Eisler in Berlin, wo er u. a.
auch Mitglied der Liedklasse von Wolfram Rieger war. Anschliessend absolvierte er ein Aufbaustudium bei Berthold Schmid an der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ Leipzig.
Der Tenor ist Preisträger des „Frankfurter
Mendelssohn-Preis 2008“ und war mehrfach
erfolgreich beim Wettbewerb „Jugend musiziert". Er absolvierte Meisterkurse bei Charlotte Lehmann, 2007 nahm er an der Masterclass „The Art of Song“ in der
Carnegie Hall in New York teil. Bereits mehrere Male war er Gast bei der Biennale Alter Musik in Berlin und beim Bachfest Leipzig und sang bei den
Festspielen Mecklenburg-Vorpommern, den Telemann-Tagen Magdeburg,
dem Zermatt Festival, dem Internasjonale Kirkemusikkfestival Oslo sowie
den „Niedersächsischen Musiktagen“.
Thomas Volle wirkte in zahlreichen Opernproduktionen mit, die ihn beispielsweise an das Théatre des Champs-Elysées Paris, die Opéra de Lille, La
Monnaie Brüssel, das Landestheater Detmold, das Landestheater Coburg,
die Städtischen Bühnen Bielefeld oder das Schlosstheater Rheinsberg führten und war Mitglied der Jungen Kammeroper NRW und Niedersachsen. Zuletzt debütierte Thomas Volle u.a. als Don Ottavio in Mozarts „Don
Giovanni“ sowie in der Partie des Nureddin in P. Cornelius’ „Der Barbier von
Bagdad“ am Landestheater Coburg.
Sein umfangreiches Repertoire als Konzert- und Oratoriensänger umfasst
u.a. Monteverdis Marienvesper, Bachs Passionen, Oratorien und die Messe
in h-Moll sowie zahlreiche Kantaten, Händels Messias, Haydns Schöpfung,
Mozarts Messen und Requiem, Mendelssohns Paulus und Elias oder Honeggers „Le Roi David“. Er konzertierte mit Orchestern wie der Akademie für
Alte Musik Berlin, der Lautten Compagney Berlin, dem Elbipolis Barockorchester, Drottningholms Barockensemble, Helsinki Baroque Orchestra, dem
Leipziger Barockorchester oder dem Scharoun-Ensemble. Dabei arbeitete
Thomas Volle mit Dirigenten wie Marcus Creed, Peter Schreier, Robert Hollingworth, Franck Ollu, Gintaras Rinkevičius, Olof Boman, Roland Kluttig,
Wolfgang Katschner, Fredrik Malmberg, Florian Heyerick, Ralf Popken oder
Wolfgang Helbich.
Jürg Brunner lebt in Bern, wo er musikalisch sehr
aktiv ist. Den Grossteil seines Lebens verbrachte er
in seiner Heimatstadt St. Gallen. Als vielseitiger Musiker auf den Instrumenten Orgel, Cembalo und Klavier interessiert er sich neben dem klassischen Repertoire für verschiedenste Projekte von Historischer Aufführungspraxis bis Volksmusik - schwerpunktmässig für Continuospiel und Improvisation.
2001-2011 wirkte er als Dozent für Liturgisches Orgelspiel und Improvisation
an der Musikhochschule Luzern, 2003-2012 war er Organist an der Heiliggeistkirche Bern, wo er ein reges musikalisches Leben aufgebaut hat. Initiant des Berner Orgelspaziergangs. Für das Jahr 2014 wurde er als Organist
an die Johanneskirche Zürich berufen. Zurzeit ist er an mehreren Kirchen in
Bern und Zürich musikalisch und organisatorisch tätig. Neben seiner Konzert- und Kompositionstätigkeit betätigt er sich als Orgelexperte, Juror und
Leiter diverser Projekte wie Orgelbauten und Orgelreisen.
JOHANNES GÜNTHER leitet seit Oktober 1998 die
Kantoreien der Evangelischen Singgemeinde. 1963 in
Bielefeld geboren studierte er Dirigieren (Chor- und Orchesterleitung) in Hannover und Freiburg im Breisgau
und war Mitglied verschiedener professionell arbeitender Vokalensembles (Kammerchor Stuttgart, Schola
Heidelberg, Basler Madrigalisten). Es folgten Aufbauund Meisterkurse: Gregorianischer Choral (Godehardt
Joppich), Historische Aufführungspraxis (Reinhard Goebel), Praxis der neuen Vokalmusik und Chorleitung
(Eric Ericson). Von 1995 bis 2005 war Johannes Günther Lehrer für Chorleitung an der Staatlichen Musikhochschule Karlsruhe. Seit 2002 ist Johannes
Günther gemeinsam mit Stefan Albrecht musikalischer Leiter der Engadiner
Kantorei. 2003 gründete er mit Mitgliedern der Berner Kantorei und der
Münsterpfarrerin Maja-Zimmermann-Güpfert den Berner Münster Kinderchor, dessen musikalischer Leiter er seitdem ist. Das spezielle Engagement
für Alte und Neue Musik führte zur Zusammenarbeit mit dem Berner Symphonieorchester, der Basel sinfonietta, dem Ensemble «La Fontaine», dem
Hilliard-Ensemble sowie 2013 mit dem Zürcher Barockorchester. 2008 und
2010 wurde Johannes Günther mit Einstudierungen beim Schweizer Kammerchor, 2011 beim Balthasar-Neumann-Chor (Freiburg i.Br.) betraut. 2012
und 2013 führte er als Dozent Stimmbildungskurse an den Musikhochschulen in Leipzig und Zürich durch.
ZÜRCHER KANTOREI ZU PREDIGERN
Wir sind ein mit dem geistlichen Leben der Predigerkirche Zürich verbundener Chor, der neben der Mitwirkung in den Konzerten und Abendmusiken
der Evangelischen Singgemeinde regelmässig mit Motetten und Kantaten in
den Gottesdiensten der Predigerkirche mitwirkt. Einmal im Monat gestalten
wir vor der Chorprobe die Freitagsvesper in der Predigerkirche mit.
BERNER KANTOREI
Wir sind ein Chor von etwa vierzig kirchenmusikalisch engagierten Sängerinnen und Sängern. Unsere Hauptaufgabe ist die musikalische Gestaltung
der halbstündigen Samstagabend-Vespern im Berner Münster. Gelegentlich
singen wir in zusätzlichen Gottesdiensten, beispielsweise an Ostern oder
Pfingsten. Im Weihnachtskonzert, in der Passionsmusik und in der Abendmusik im September bringen wir grössere Chorwerke aus allen Stilepochen
in unterschiedlicher Besetzung zur Aufführung. Einzelne Konzerte singen wir
gemeinsam mit der Zürcher Kantorei zu Predigern sowohl im Berner Münster als auch in der Zürcher Predigerkirche.
Hat Ihnen dieses Konzert gefallen?
Teilen Sie Ihre Eindrücke mit den anderen Besucherinnen und Besuchern
auf
www.kantorei.ch → Konzerte → Hörerstimmen
http://www.kantorei.ch/konzerte/hoererstimmen/
und / oder
besuchen Sie uns auf Facebook:
http://www.kantorei.ch/facebook/
MÖCHTEN SIE BEI UNS MITSINGEN?
Versierte jüngere Sängerinnen und Sänger, die an intensiver und regelmässiger Probenarbeit und an der Mitwirkung in unseren Vespern, Gottesdiensten und Konzerten interessiert sind, werden herzlich eingeladen, mit uns
Kontakt aufzunehmen:
Zürcher Kantorei zu Predigern
Madlaina Gremlich, Worblentalstr. 37, 3063 Ittigen / Tel. 079 265 80 68
E-Mail: mb.zkp(at)kantorei.ch
Berner Kantorei
Andres Lutz, Fliederweg 3, 3422 Kirchberg / Tel. 034 445 19 93
E-Mail: reslutz(at)bluewin.ch
VORANZEIGEN
Berner Kantorei und Zürcher Kantorei zu Predigern
Leitung: Johannes Günther
Abendmusik 2017
Sonntag, 25. Juni 2017, 19.30 Uhr, Predigerkirche Zürich
Dienstag, 27. Juni 2017, 19.30 Uhr, Berner Münster
Joseph Haydn: Die Jahreszeiten (Hob. XXI:3)
mit dem Medizinerorchester Bern (Leitung: Matthias Kuhn)
Herbstmusik 2017
Samstag, 25. November 2017, 19.30 Uhr, Predigerkirche Zürich
Sonntag, 26. November 2017, 17.00 Uhr, Berner Münster
Heinrich Schütz: Musikalische Exequien SWV 279 - 281 (op. 7)
MITGLIEDSCHAFT
Obwohl wir für unsere gottesdienstlichen Aufgaben von den kirchlichen Behörden subventioniert werden, sind wir für die Realisierung unserer Konzerte auf zusätzliche finanzielle Mittel angewiesen. Wir danken Ihnen für
eine Spende. Besonders freuen wir uns, wenn Sie uns als Gönnerin oder
Gönner unterstützen.
□ Ich möchte der Evangelischen Singgemeinde als Gönnerin bzw. Gönner
beitreten.
□ Ich möchte die Kantoreien durch einen einmaligen Beitrag unterstützen.
□ Ich möchte Konzerthinweise zugeschickt bekommen.
Name und Adresse:
…………………………………………………………………………
…………………………………………………………………………
…..………………………………………………………………….....
Einsenden an:
Evangelische Singgemeinde
Sekretariat: Marcel Schneider, Thunstr. 57 a, 3074 Muri b. Bern
Tel. 031 951 93 30, jeweils 14.30 bis 17.00 Uhr
E-Mail: info(at)kantorei.ch oder sekretariat(at)kantorei.ch
Homepage: www.kantorei.ch
Postcheckkonto 30-30857-8