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WIFO
ÖSTERREICHISCHES INSTITUT FÜR WIRTSCHAFTSFORSCHUNG
AUSTRIAN INSTITUTE OF ECONOMIC RESEARCH
Presseinformation
WIFO: Vorzeichen stehen auf Plus im
Weihnachtsgeschäft 2016
Die Ausgabenbereitschaft der Österreicher dürfte im diesjährigen
Weihnachtsgeschäft stärker ausfallen als im vergangenen Jahr. Der Jahresverlauf
gibt Anlass zum Optimismus, dass auch in der "stillsten Zeit" des Jahres ein Großteil der
gestiegenen Haushaltseinkommen in den Konsum fließt. Die Umsätze im
Weihnachtsgeschäft 2016 dürften nach WIFO-Berechnungen im heimischen
Einzelhandel nominell bei plus 2 bis 3 Prozent liegen.
Mit dem ersten Einkaufssamstag startet der heimische Einzelhandel offiziell ins Weihnachtsgeschäft  und er dürfte sich über ein starkes Umsatzplus freuen: Die durchschnittlichen Mehrumsätze im Dezember 2016 dürften nominell zwischen 2 und 3 Prozent über dem Vorjahr liegen
(2015: +1,0%). Das hat das Österreichische Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO) errechnet.
Der optimistische Ausblick stützt sich unter anderem auf die im Jahresverlauf wiedererstarkte
Konsumfreudigkeit der heimischen Haushalte, die auch auf die Steuerreform zurückzuführen
ist. Hinzu kommt eine günstige Verteilung der Verkaufstage vor Weihnachten.
Für viele Branchen liefern die Umsätze in der "stillsten Zeit" des Jahres einen gewichtigen Anteil
am Gesamtjahresumsatz. An der Spitze steht der Spielwarenhandel, der im Dezember traditionell sein stärkstes Monat hat: Im Vorjahr etwa lagen die Dezember-Umsätze hier um
152 Prozent über dem durchschnittlichen Monatsumsatz (Details siehe Grafik). Auf den Plätzen folgen Branchen wie Uhren und Schmuck (+123 Prozent im Dezember 2015), der Buchhandel (+92 Prozent) und Unterhaltungselektronik (+83 Prozent). Der gesamte Einzelhandel
(ohne Kfz-Handel und Tankstellen) erwirtschaftet im Dezember um bis zu einem Viertel mehr
Umsätze als in den übrigen Monaten des Jahres.
Die Frage nach dem Weihnachtsgeschäft beschäftigt nicht nur die Einzelhändler selbst, sondern auch eine Vielzahl an Branchenbeobachtern. Eine leichte und eindeutige Antwort auf
die Frage gibt es nicht, auch wenn dies auf dem weihnachtlichen Wunschzettel notiert wäre.
Der Geschäftsverlauf hängt von einer Vielzahl  teils nicht quantifizierbarer  Faktoren ab. Das
Ausmaß und die Entwicklung des Weihnachtsgeschäftes können daher nur grob abgeschätzt
werden.
Gestützt wird das diesjährige Weihnachtsgeschäft von einer positiven konjunkturellen Grunddynamik, durch die zu Jahresbeginn gestiegenen Haushaltseinkommen und das (im Vergleich zur letztjährigen Weihnachtszeit) optimistischere Konsumklima. Positiv wirkt sich dieses
Jahr auch ein statistischer Zuordnungseffekt aus, der sich durch die Verteilung der Verkaufstage ergibt: Insgesamt gibt es zwei Verkaufssamstage mehr bei gleichzeitig einer vollen Handelswoche in den Tagen bis einschließlich 24. Dezember.
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Abbildung 1: Dezember-Spitzen ausgewählter Einzelhandelsbranchen 2015
Versand- und Interneteinzelhandel
2015
Wohnmöbel
Ø 2010/2014
Bekleidung und Schuhe
Einrichtungsgegenstände, Hausrat a. n. g.
Fotoartikel; optische, feinmechanische Artikel
Elektrische Haushaltsgeräte
Telekommunikationsgeräte
Fahrräder, Sport-, Campingartikel
Kosmetische Erzeugnisse, Körperpflegemittel
Textilien
Datenverarbeitung, periphere Geräte, Software
Leder- und Taschnerwaren
Geräte der Unterhaltungselektronik
Bücher
Warenhäuser
Uhren und Schmuck
Spielwaren
Einzelhandel (ohne Kfz-Handel, Tankstellen)
Einzelhandel (ohne Kfz-Handel)
0
40
80
120
160
Differenz zwischen dem Umsatz im Dezember und dem Durchschnitt von
Jänner bis November in %
Q: Statistik Austria, WIFO-Berechnungen.
Abbildung 2: Mehrumsätze im Weihnachtsgeschäft im Einzelhandel
1.400
1.200
1.000
Mio. €
800
600
400
200
0
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
2016
Q: Statistik Austria, WIFO-Berechnungen.
Zudem beeinflusst eine Reihe anderer, schwer abschätzbarer Faktoren das Weihnachtsgeschäft: Etwa, in welchem Ausmaß sich Trends in den Konsumgewohnheiten fortsetzen. Vor
allem ein steigender Anteil an Onlinekäufen bei nicht-heimischen Onlineportalen wie Amazon
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oder Zalando oder Gutscheingeschenke, die erst nach Weihnachten eingelöst werden,
kommen hier zum Tragen. Auch die sinkende Bedeutung des Weihnachtsfestes und das Wetter in den Wochen vor Weihnachten beeinflussen die Kauflaune: Höhere Temperaturen wirken sich tendenziell negativ auf die Kauflaune aus.
Methodenhinweis
Das WIFO definiert das Weihnachtsgeschäft im Einzelhandel als jene Umsätze im Dezember,
die ein gewisses "Normalmaß" übersteigen. Als Richtwert wird hier einerseits die durchschnittliche Umsatzentwicklung von Jänner bis November herangezogen, andererseits wird die aktuelle Konjunkturentwicklung im heimischen Einzelhandel zugrundegelegt. Kalenderbedingte
Effekte werden dabei ebenso berücksichtigt.
Wien, am 23. November 2016
Rückfragen bitte am Donnerstag, dem 24. November 2016, zwischen 10 und 12 Uhr an
Dr. Jürgen Bierbaumer-Polly, Tel. (1) 798 26 01/239, [email protected]