Ausgabe 15 Elbtal BOTE kostenlos Die Zeitung aus der Bäckerei Manfred Ickert FLEISSIG FRISCH café“ in Zarrentin im Schichtdienst Vollzeit arbeitet, erzeugt Respekt. Seite 3 genauso köstlich wie die große ‒ und hat mit ihr eine besondere Füllung gemein. Seiten 4 & 5 Alexander Berlip stürzt frisch gebackene „Ministollen“ aus der Form. Die kleine Version der neuen „Haselnuss-Stolle“ ist „Ich komme frisch aus dem Babyjahr“, verrät Nicole Kowal. Dass die dreifache Mutter in ihrem neuen Job im „See- FLUFFIG Hochkonzentriert und mit ruhiger Hand verleiht Daniela Ickert diesen „Baileys-Berlinern“ den letzten Schliff: das Schoko-B. Die „Baileys-Berliner“ sind ganz neu und werden nach Weihnachten in den Fachgeschäften des Bäckers aus der Elbtalaue verkauft. Der Unterschied zu vielen Berlinern, die in Bäckereien oder Supermärkten angeboten werden: hier ist ‒ in Ickert-Manier ‒ alles von Hand gefertigt. Keine Tiefkühlware versteckt sich im Produkt. Im fluffigen Teig ist Schmand verarbeitet, selbstgekochter Pudding wird mit „Baileys“ und Whiskey verfeinert: eine süße Geschmacksexplosion. Seite 8 BELIEBT „Das hat Zarrentin gebraucht“, loben die Kunden des neuen „Seecafés“. Nach der Eröffnung gibt es begeisterte Meinungen: Hier stimmen offenbar Qualität, Service und Gestaltung. Das Café, das von Daniela und Franziska Ickert ins Leben gerufen wurde, wird als Ort für eine Auszeit geschätzt, und die „Bäckerei im Seecafé“ erfreut sich großer Beliebtheit. Seite 7 Seite 2 Ausgabe 15 ickert-kunden kosten neuen stollen – köstlichkeit jetzt gewinnen! Das große Probieren Jetzt ist die Zeit des Innehaltens. Die Zeit der Düfte. Und natürlich die Zeit der Leckereien. Und die kommen aus der Bäckerei Ickert. Dabei versüßt das Familienunternehmen diese Zeit mit einer neuen Kreation: die Haselnuss-Stolle wandert in diesem Jahr erstmals über die Ladentheke. Kunden dürfen das erlesene Gebäck vorher in weihnachtlicher Atmosphäre probieren ‒ und können die Köstlichkeit in diesem „Elbtalboten“ gewinnen. Wie die Haselnuss-Stolle hergestellt wird, und was sie so besonders macht ‒ unter anderem ist das feinster Haselnussgeist vom nahegelegenen Gut Schwechow ‒, steht auf den Seiten vier und fünf dieses „Elbtalboten“. Bekanntlich geht aber probieren über studieren, und so darf das neue Produkt mit dem besonderen Pfiff‒ und übrigens auch die anderen Stollen, die in der Neuhauser Backstube von Hand gefertigt werden ‒ im Advent gekostet werden. Die „Stollenprobiertage“ mit Mutzenbacken und mit Quarkteigsternen der Bäckerei Ickert sind jedes Jahr sehr beliebt. Schon jetzt steht fest: am 7. und am 8. Dezember findet das große Probieren im Fachgeschäft der Bäckerei in der Hagenower „Galerie im Klunk“ statt. Hier wird feinster Haselnussgeist für die Haselnuss-Stolle der Bäckerei Ickert hergestellt. Manfred Ickert (rechts) lässt sich auf Gut Schwechow von Brenner Benjamin Schlüter beraten. Fotos: Schmalenbach Kolumne einmal einen moment vom adventsstress ausspannen im „seecafé“ Liebe Leser, waren Sie schon im neuen „Seecafé“ in Zarrentin? Gelegen direkt am schönen Schaalsee, vis-à-vis des historischen Klosters dort, ist das Café, das natürlich auch eine Bäckerei sowie eine stets gut gefüllte Theke der „Elbtaler Eismanufaktur“ bietet, nun seit eineinhalb Monaten offiziell eröffnet. Und wir sind wirklich überwältigt, wie gut die Resonanz auf das Projekt unserer Töchter Daniela und Franziska vom ersten Tag an ausfällt! Jeden Tag sind von früh bis spät viele Menschen dort, genießen die unterschiedlichen Sitzbereiche, schlemmen Köstlichkeiten aus der Konditorei, gehaltvolle Snacks oder Eis-Kreationen. Andere kaufen schnell ein Brot auf dem Heimweg, wieder andere treffen mit Freunden auf einen im Siebträgergerät aufgebrühten „Mannis Rassigen“ zusammen. Das Team in Zarrentin hat wirklich toll gearbeitet, es war zum Schluss noch richtig zu tun, bis alles so weit gewesen ist, dass die Eröffnung auch tatsächlich stattfinden konnte: Noch wenige Tage zuvor lag nicht einmal Strom, obwohl der Anschluss lange beantragt war. Am Vorabend der Eröffnung hat es die Glasscheibe der Eistheke zerlegt und vieles mehr... Doch das ist alles vergessen, und viele Menschen freuen sich über die neugewonnene Aufenthaltsqualität in Zarrentin am Schaalsee, wie auch in der Reportage auf Seite 7 dieses „Elbtalboten“ deutlich wird. Nun gilt es natürlich, die hohe Bedienqualität, die wir uns auf die Fahnen geschrieben haben, jeden Tag aufs Neue zu bieten, ein guter Gastgeber zu sein, zu den Backwaren aus der Neuhauser Backstube Rede und Antwort zu stehen. Da sind wir alle echt stolz, tolle Leute zu haben, die täglich neue Energie aufbringen, allen Anforderungen gerecht zu werden. Ich wünsche Ihnen fröhliche Weihnachtsfeiertage! Und wenn Sie zuvor noch einmal einen Moment vom Adventsstress ausspannen wollen: Besuchen Sie das „Seecafé“ in Zarrentin, lassen sich einen aromatischen Kaffee und ein „Winter Wonder“ schmecken und die Seele mal eine halbe Stunde baumeln. Herzlichst Ihre Irmgard Ickert Auch Termine in den anderen Fachgeschäften wird es geben. Kunden des Familienbetriebes können sie in ihrem Fachgeschäft erfragen. Traditionell ist die Bäckerei Ickert mit ihren Leckereien auch auf Weihnachtsmärkten in der Region vertreten. Am 3. und 4. Dezember duftet es beim Weihnachtsmarkt am Kloster Zarrentin am „Seecafé“Stand nach Glühwein und frischen Mutzen, Stollen und Keksen, die in gewohnt hochwertiger Ickert-Qualität angeboten werden. Brot und Butterkuchen werden dort ebenso gebacken. Gleiches gilt für den Weihnachtsmarkt auf dem Forsthof Schildfeld am 17. Dezember. Fünf Leser des „Elbtalboten“ k ö n n e n je einmal eine edle Idyllische Kulisse für einen Weihnachtsmarkt: das Forsthaus Schildfeld. Vergessen Sie bitte nicht Ihren Namen und eine Telefonnummer. Unter allen richtigen Einsendungen, die rechtzeitig HaselnussStolle gewinnen. Mitzumachen, ist ganz einfach. Lösen Sie folgendes Rätsel, indem Sie fehlende Buchstaben ergänzen: Welche hochwertige Zutat macht die Haselnuss-Stolle so besonders? H_ _EL_US_ _EI_T Den Lösungsbegriff schicken Sie bitte bis zum 12. Dezember 2016 (Einsendeschluss, der Rechtsweg ist ausgeschlossen; Barauszahlung nicht möglich) an Redaktion „Elbtalbote“ UPRESS-Verlag Soesttor12, 59555 Lippstadt [email protected] in der Redaktion des „Elbtalboten“ eintreffen, entscheidet das Los. IMPRESSUM Erscheinungsweise Viermal jährlich Chefredakteur Uwe Schmalenbach Redaktion Soesttor 12 59555 Lippstadt 0 29 41/9 58 91 20 [email protected] Verlag Soesttor 12 59555 Lippstadt 0 29 41/95 89-1 11 [email protected] Druck Druckzentrum Aschendorff Ausgabe 15 Seite 3 nicole kowal wuppt vollzeitstelle und dreifache mutterschaft Hut ab vor so viel Energie! Nicole Kowal scheint eine wahnsinnige Energie zu haben. Die Frau, die gerade „frisch aus dem Babyjahr kommt“, wie sie selbst sagt, wuppt Vollzeitstelle und dreifache Mutterschaft. Zu Hause wartet nämlich auf die 30-jährige nicht nur ein einjähriges Baby, sondern auch noch zwei ältere Geschwisterkinder. Vor dem Besucher steht eine Frau, die im „Seecafé“ am Schaalsee im Schichtdienst freundlich bedient und verkauft, zu Hause nicht viel freie Zeit für sich hat ‒ und die über ihren Job in Zarrentin sagt: „Das ist ein richtig schönes Arbeiten hier.“ Für Kowal ist die Arbeit im „Seecafé“ allerdings kein Wiedereinstieg in den Beruf, wie bei vielen Müttern, die nach der Babypause in den alten Job zurückkehren, sondern ein Neuanfang in einem anderen Unternehmen. „Ich komme aus dem Gastgewerbe“, schildert die 30-Jährige, die in einem Hotel in Zarrentin ihre Ausbildung zur Hotelfachfrau machte. Doch in der Branche passten Arbeitszeiten und Lebenswandel nicht mehr zueinander. „Gastronomie heißt immer Open End bei den Arbeitszeiten.“ Das war mit kleinen Kindern nicht machbar: „Ich wollte raus der Gastronomie.“ auf und fährt heim. Für die dreifache Mutter ist das sehr gut händelbar. „Wir arbeiten zu Hause in entgegengesetzten Schichten“, erzählt sie, wenn sie also früh arbeitet, ist ihr Partner im Spätdienst und umgekehrt. So ist immer jemand bei den Kindern.“ Für Nicole Kowal bedeutet das: eine Woche Frühdienst, zwei Wochen Spätdienst. Toll, dass der Arbeitgeber einem das so ermöglicht! Und das auf herrlich unkomplizierte Weise: „Man gibt bei Ickerts einfach einen Zettel mit den Wunsch-Schichten ab.“ Doch so entgegenkommend und familienfreundlich der Betrieb auch ist: Vollzeit zu arbeiten mit drei Kindern ist nicht leicht. KiTa-Plätze gibt es zu wenige in Zarrentin. Sogleich, als Nicole Kowal von ihrer dritten Schwangerschaft erfuhr, wurde der Nachwuchs deshalb ‒ noch nicht auf der Welt ‒ im Kindergarten angemeldet. Immerhin gibt es einen Bonus: „Wir haben ja ein Geschwisterkind, da wird darauf geachtet, dass das andere Kind mit in die Einrichtung kommt.“ Trotzdem ist es gut, dass die Familie da noch ein, vielmehr zwei Asse im Ärmel hat: „Bei uns springen oft die Omas ein“, freut sich Kowal. Dass sie nun von zu Hause in Lassahn zehn Minu- „gastronomie heißt immer open end bei den arbeitszeiten. ich wollte raus.“ Und so bewirbt sie sich bei Daniela und Franziska Ickert ‒ noch während das „Seecafé“ gebaut wird. Recht prompt klingelte daraufhin bei Nicole Kowal das Telefon. Zwei Tage später kam schon der Anruf der zukünftigen Chefs. Die Zusage für die Stelle in Zarrentin war ein großes Glück für die junge Frau, denn die Arbeitszeiten in ihrem neuen Job sind fürs Familienleben top, arbeiten mit Ende offen gehört der Vergangenheit an. Arbeitet sie Frühschicht, beginnt ihr Dienst um sechs Uhr morgens und endet um 13 Uhr, im Spätdienst ist sie von 13 bis 18 Uhr im Café, räumt dann noch ten Fahrt einplanen muss, stört sie nicht im Geringsten: „Ich fahre ohnehin jeden Tag nach Zarrentin und bringe die Kinder weg.“ Umso besser, dass Nicole Kowal den Ort gut kennt: „Ich bin hier zur Schule gegangen und gebürtig aus der Ecke.“ Jetzt, nach der Elternzeit mit dem dritten Kind zurück im Beruf, ist für Nicole Kowal nicht nur das tägliche Arbeiten neu, sondern auch ihr Arbeitsplatz: Das „Seecafé“ am Schaalsee wurde erst im Oktober eröffnet (der „Elbtalbote“ berichtete). Nicole Kowal gefällt es, in ein neues Team zu kommen, das zusammenwächst: „Ich finde es gut, dass so Nicole Kowal ist souverän im Job; anfänglich war da allerdings eine gehörige Portion Respekt vor der neuen Aufgabe. Fotos: Schmalenbach Nicole Kowal liebt ihre Arbeit, das sieht man ihr an. Die junge Mutter wirkt zufrieden. viele neue Mitarbeiter dabei sind.“ Anfänglich hatte Kowal ordentlich Respekt vor der neuen Aufgabe: „Ich hatte Angst vor der Umstellung, dass ich vieles hier nicht schaffen würde. Ich musste vieles erlernen.“ Schließlich hätten die Kunden zahlreiche Fragen, wie etwa: „Ist das ein Brot mit Rogenanteil?“ Doch sie wisse: „Überall ist der Anfang schwierig.“ In der Verkaufsstelle am „Netto“ in Boizenburg wurde Kowal deshalb zwei Wochen eingearbeitet. Sie lernte an der Theke die Produkte der Bäckerei Ickert kennen, wurde fit gemacht im Verkauf und darin, wie Waren in der Auslage anzuordnen sind. Dennoch: „Dann steht man hier im Laden, macht zudem den Service und viele zusätzliche Dinge, das ist schon ein Unterschied.“ Die anfängliche Angst ist längst einer großen Begeisterung gewichen. Kowal schätzt nicht nur das Team, sondern ebenso das Ambiente ihres neuen Arbeitsplatzes: „Total modern, so wie ich es sehr gerne mag, aber schlicht und nicht übertrieben“, lobt sie. Doch gute Arbeitszeiten und die nette Optik sind es nicht allein, die sie zu dem bereits erwähnten Fazit: „richtig schönes Arbeiten“ kommen lassen. Überdies gefällt ihr die Firmenstruktur: „Ickert ist halt ein Familienbetrieb. Dieses Familiäre merkt man bei der Arbeit, und das ist schön.“ Die 30-Jährige hatte ohnehin den Wunsch, in einem so netten Café ihr täglich Brot zu verdienen, große Häuser und wenig Austausch mit den Besuchern, das ist nicht ihr Fall. Wohl auch deshalb und wegen ihres gastronomischen Hintergrundes, ist sie am liebsten im Service tätig, „das ist halt meins, obwohl ich die anderen Aufgaben genauso gerne erledige“. Der Kontakt zu den Gästen sei gut und herzlich. „Man ist wirklich stolz, wenn die Kunden sagen, dass es ihnen im Café gefällt, das höre ich sehr gerne.“ Und ebenfalls die Tatsache, dass es das „Seecafé“ überhaupt gibt, freut Nicole Kowal, ihrer Meinung nach habe Zarrentin „Mit Haus, Hof und Kindern bleibt nicht viel Gelegenheit für Hobbies. Mal etwas Fahrrad fahren“, sagt sie nach kurzer Überlegung, das sei schon drin. Auch nach Schwerin fahren, ausgehen, shoppen, aber selten. Zeit für sich selbst ist eben rar für Mütter, die zudem berufstätig sind. Das aber stört die Frau, die mit 23 ihr erstes Kind bekam, überhaupt nicht. Nicole Kowal steht mit beiden Beinen im Leben und wusste genau, worauf sie sich mit Nachwuchs und „man ist wirklich stolz, wenn die kunden sagen, dass es ihnen im café gefällt.“ genau das gebraucht. Fast möchte einem da der Satz rausrutschen: Arbeiten dort, wo andere Urlaub machen beziehungsweise ihre Freizeit verbringen. Doch beim Wort Freizeit muss die junge Mutter ein bisschen schmunzeln. Vollzeitjob einlässt. „Meine kleine Schwester ist um einiges jünger als ich. Ich hatte immer mit kleinen Kindern zu tun, und meine Mutter hat ihr erstes Baby mit 19 bekommen. Da wusste ich, was auf mich zukommt.“ Hut ab vor so viel Energie! Immer ein Lächeln parat: die 30-Jährige schätzt den Kontakt mit den Gästen im „Seecafé“ sehr. Ausgabe 15 Seite 4 Seite 5 in der backstube am alten bahnhof haben die experten die füllung kreiert und auf gut schwechow den regionalen rohstoff dafür gefunden Neue Haselnuss-Stolle: Sorgsam aufgerollt und mit einer „feinen Sache“ chen und nimmt den Duft auf: So erkennt der Fachmann, wann das begehrte „Herzstück“ des Geistes läuft. Mit viel Fingerspitzengefühl gilt es dann, dessen Durchflussgeschwindigkeit in der Geistanlage einzustellen, um möglichst viel des Nussaromas einzufangen. Fertig ist der Haselnussgeist nach den fünf oder sechs Stunden allerdings noch nicht. Es folgt eine lange Lagerung in Edelstahlbehältnissen auf Gut Schwechow ‒ abermals warten also. Sie könne durchaus mehrere Jahre lang dauern, nickt Benjamin Schlüter. „Die Behälter sind dabei nicht völlig verschlossen, damit die Produkte ‚atmenʻ können“, verrät der Brenner einen weiteren Kniff. Nach ausreichender Lagerung gilt es dann noch, die passende Trinkstärke einzustellen. „Und was uns auch ganz wichtig ist: Bei uns passiert alles in Handarbeit ‒ vom Einmaischen über Brennen bis zum Etikettieren der Flaschen!“ * * * Obwohl in der Backstube sinnvolle Maschinen und Einrichtungen wie elektrische Teigkneter oder das Mehlsilo den Bäckern die körperlich ungesunden, schweren Tätigkeiten früherer Jahre wie Säcke schleppen heute abnehmen, haben Silvio Kruse, Alexander Berlip und Susanne Ballhorn auch gerade mit richtig viel Handarbeit zu tun. Susanne wiegt für Von Uwe Schmalenbach Silvio Kruse, Susanne Ballhorn und Alexander Berlip haben schon eine lange Arbeitsnacht hinter sich, als sie sich, im Morgengrauen, an die „Haselnuss-Stolle“ machen. Den nussigen Stollen gibt es in diesem Jahr erstmals in der Bäckerei Manfred Ickert. Die neue weihnachtliche Spezialität aus der Neuhauser Backstube weist ‒ neben kleinen Kniffen und „großen Geheimnissen“ wie Silvio Kruses Gewürzmischung (dazu später mehr) ‒ in der Zutatenliste eine Besonderheit auf: So, wie der Apfelbrand vom nahen Gut Schwechow als regionaler Bestandteil die „Elbtaler Apfelstolle“ in den vergangenen drei Jahren zum beliebtesten Weihnachtsprodukt gemacht hat, kommt in die neue „Haselnuss-Stolle“ ebenfalls eine hochprozentige Komponente aus der Nachbarschaft! Die Apparatur hat ein bisschen etwas von einer Dampfmaschine. Viele dicke Schaugläser erinnern an UBoote früherer Jahre. Die kupferfarbenen und silbernen Glanz-Flächen all der Kessel, Rohre und Armaturen reflektieren die vom blauen mecklenburgischen Himmel trotz des Herbstes gütig zu den Fenstern hereinscheinende Morgensonne. „In die Brennblase“, reißt Benjamin Schlüter den Besucher mit einer ersten Erklärung zu seinem Handwerk aus dem Schwelgen, „gehen 400 Liter rein.“ Schlüter ist Brenner der „1. Mecklenburger Obstbrand Gut Schwechow GmbH“, wie die regionale Manufaktur ganz korrekt heißt. Gerade einmal 20 Minuten von der Neuhauser Backstube am Alten Bahnhof entfernt, Ein echt dekoratives Arbeitsgerät ist die Brennblase in der Geistanlage, mit der Benjamin Schlüter den Haselnussgeist auf Gut Schwechow hergestellt hat. ter auf einem Teich. In besagtem Taubenhaus sind die Geistanlage und die Verschlussbrennerei untergebracht, in denen all die „Schwechower“ ‒ besonders feine Obstbrände und Geiste ‒ hergestellt werden. Apfelbrand aus Schwechow „Die Früchte werden eingemaischt, indem wir 96-prozentigen Alkohol darüber geben.“ liegt das Gut, dessen Wurzeln bis ins 13. Jahrhundert zurückreichen, malerisch eingebettet in eine liebevoll gestaltete und gepflegte Parklandschaft. Unterhalb vom Taubenhaus des einstigen Rittersitzes mitten im Naturpark Mecklenburgisches Elbtal, in dem sich heute der Arbeitsplatz von Benjamin Schlüter befindet, trudeln bunt gefärbte Blät- zum Beispiel macht die „Elbtaler Apfelstolle“ der Bäckerei Manfred Ickert zu einem besonderen Genuss. Denn anders als bei traditionellen Christstollen, werden die Rosinen der Apfelstolle nicht in Rum, sondern eben in den Brand eingelegt, der auf dem Gut aus eigenen Äpfeln entsteht! Geschmacklich ergibt das im Stollen eine Komposition, die beinahe an winterli- Torn Lembke (links) und Philipp Knauf buttern und zuckern die kleine Version der neuen Haselnuss-Stolle. Viel Handarbeit für jeden Stollen: Nach dem Ausrollen muss die Masse sorgsam und gleichmäßig dick darauf verteilt und das ganze behutsam aufgerollt werden. Fotos: Schmalenbach ches Bratapfelbacken erinnert und sogar Menschen schmeckt, die sonst eigentlich keine Rosinen mögen. Aber zurück zu den beiden Anlagen im einstigen Rittergut-Taubenhaus: „Das hier links“, erläutert Benjamin Schlüter, „ist unsere Verschlussbrennerei. Dort entstehen alle unsere Brände, bei denen wir den Alkohol selber herstellen. Deswegen ist die Apparatur unter Glas verplombt: Für den Alkohol, der hier herauskommt, wenn wir eingemaischte Früchte vergären, sind 13,03 Euro je Liter Alkoholsteuer fällig.“ Bei der zweiten Brennblase, der Geistanlage, so der Brenner weiter, sei das Prinzip ein etwas anderes: Geiste erzeugt man demnach aus Früchten, die zwar hocharomatisch sind, aber von Natur aus zu wenig Zucker enthalten, um sie wie bei den Obstbränden mit Wasser einzumaischen, mit Hefe vergären zu lassen und dann zu „brennen“. „Stattdessen werden die Früchte für die Geiste eingemaischt, indem wir klaren, 96-prozentigen Alkohol darüber geben. Der ist dann vorher schon versteuert“, fügt Benjamin Schlüter als Erklärung hinzu, warum die Geistanlage nicht unter Verschluss gehalten werden muss. Nach dem Einmaischen folgt auch auf Gut Schwechow etwas, das sich bis zur fertigen „Haselnuss-Stolle“ wieder und wieder findet: Warten. „Acht bis 14 Tage lassen wir die Früchte im Alkohol ziehen, je nach Frucht und Jahrgang“, verdeutlicht Benjamin Schlüter seine Arbeitsweise, „das zieht das herrliche Aroma aus den Früchten.“ Ist das erfolgt, wird das flüssige Gemisch abdestilliert: „Den ‚Vorlaufʻ, also die Bestandteile, die am Anfang des Brennvorgangs vorhanden sind, schütten wir weg“, erklärt der Fachmann. Den „Nachlauf“ schätze man ebenso wenig: Daraus, zwinkert der Experte, werde anderswo häufig „Billigzeugs für den Discounter“ gemacht. „Was wir wollen, ist das Herzstück ‒ den ‚Mittellaufʻ. Ihn erhalten wir nach der Vorlaufabtrennung, die ganz wichtig ist: Im Vorlauf sind unerwünschte Bestandteile. Er riecht fast wie Klebstoff!“ Fünf bis sechs Stunden benötigt Benjamin Schlüter, der zunächst als Fachkraft für Fruchtsafttechnik aufs Gut Schwechow kam, sich dann fortbildete und nun in der Brennerei die feinen Geiste und Brände herstellt, für einen Brennvorgang. Immer wieder zieht er während dieser Zeit Proben. Dann und wann verreibt er ein paar Tropfen zwischen den Handflä- Im kleinen Laden der Brennerei fällt die Morgensonne auf Flaschen mit dem Haselnussgeist, wie er auch im neuen Ickert-Stollen verwendet wird. Milch mit dem Zucker auf und überbrüht damit anschließend die Haselnüsse, die er in Griesform in die Rezeptur gibt. „Damit hebt man den Haselnussgeschmack noch hervor!“ Diese Masse für die Füllung bekommt ebenfalls viel Zeit. Mindestens eine Nacht bleibt sie vor der Weiterverarbeitung stehen. Es fängt während dieser Phase immer stärker an, nach Haselnuss zu duften. Und ganz zum Schluss erst kommt dann der „Allerdings sind im Haselnuss-Stollen selbstverständlich keine Rosinen drin.“ jede einzelne „Haselnuss-Stolle“ eine Portion Teig ab, die ihr Kollege Alexander glatt ausrollt. Zum Teig selbst mag Silvio Kruse nicht allzu viel verraten. Sicher: Einen Vorteig aus Mehl und „in Milch, nicht Wasser aufgelöster Hefe“, wie der Produktionsleiter betont, habe er als erstes angesetzt. Mindestens eineinhalb Stunden bekomme der Vorteig Zeit, „damit die Hefebakterien ihn lockern und sich viel Geschmack ausbilden kann.“ Für den Hauptteig greift Silvio Kruse dann auf die bewährte und von vielen Kunden geschätzte Rezeptur der „Neuhauser Apfelstolle“ zurück. „Allerdings sind bei der ‚HaselnussStolleʻ selbstverständlich keine Rosinen drin“, schmunzelt Kruse. Doch zum Beispiel die Mandeln, die der Bäcker und seine Kollegen in der Backstube stets selber rösten, um ihr volles Aroma in den Stollenteig zu bekommen, die seien in der „Haselnuss-Stolle“ wie in der „Apfelstolle“. „Die Mandeln überbrühen wir außerdem, das hält sie später im Stollen schön feucht und den Stollen saftig.“ Die Methode, Zutaten zu überbrühen, wird beim Stollen mit dem tollen Haselnussgeschmack noch ein weiteres Mal genutzt: Die spätere Füllung, die aus Haselnüssen, Milch, Zucker und einer, so Kruse, „geheimen“ Gewürzmischung bestehe, wird nicht einfach zusammengerührt. Stattdessen kocht Silvio Kruse erst die Schwechower Haselnussgeist zur Masse. „Vorher würde diese feine Sache verfliegen“, warnt Kruse. Die „feine Sache“ ist also ebenso drin in der Füllung, der Stollenteig von Alexander Berlip inzwischen ausgerollt und sorgsam, ein Teigstück neben dem anderen, auf dem großen Holzarbeitstisch in der Backstube ausgelegt. Nun streicht Susanne Ballhorn auf jedes Teigstück fingerdick die Haselnussmasse. Und wieder ist viel Handarbeit zur Weiterverarbeitung nötig, und Geschick dazu: Vorsichtig rollt Silvio Kruse Stollen für Stollen von der Schmalseite her auf, achtet darauf, dass der Stollen ausreichend fest gewickelt wird, um hinterher nicht auseinanderzufallen, jedoch nicht zu arg gedrückt wird, damit die kostbare Haselnussfüllung an den Seiten nicht heraustritt. Das recht aufwendige Aufrollen hat einen großen Vorteil: So durchzieht die Füllung den fertigen Stollen hinterher in vielen Lagen und nicht nur als ein Kern in dessen Mitte! Der Haselnussgeschmack kommt mithin in die ganze Leckerei. Die gerollten, rohen Stollen werden, nachdem Silvio Kruse die weichen Teige behutsam in bereitstehende Formen gegeben hat, zunächst noch nicht gebacken. In den Formen sollen sich die Stollen vorher noch ein Weilchen entspannen. Erst nach dieser Pause geht es in den Etagenbackofen damit. Der gibt eine ganze Weile später durchdringend dröhnende Geräusche von sich: Die voreingestellte Backzeit ist vorüber, und das akustische Signal ruft Bäcker Alexander Berlip zum Ofen, auf dass er die wunderbaren „Haselnuss-Stollen“, die es in „groß“ und „klein“ gibt (für 14,95 Euro beziehungsweise 3,70 Euro als Mini-Stollen), nicht verbrennen lässt. Der Bäcker zieht einige der Formen ein Stück weit aus dem Ofen heraus und steckt ein spezielles Thermometer in einen der Stollen: „Die kleinen brauchen mindestens eine Dreiviertelstunde“, murmelt er dabei. „Da müssen wir die Kerntemperatur un- bedingt genau prüfen: Wenn die nicht stimmt, dann fällt der Stollen hinterher zusammen, wenn man ihn aufschneidet!“ Das, ergänzt Alexander Berlip, sei bei allen gefüllten Stollen so, die darum besondere Sorgfalt in der handwerklichen Herstellung erfahren würden. Die Kerntemperatur sagt dem Bäcker vorerst nicht zu, sie ist noch nicht hoch genug; Alexander Berlip gibt den Stollen einen weiteren Moment im Etagenbackofen der Bäckerei Manfred Ickert. Allerdings: Das wunderbar vollmundige Aroma reifer Haselnüsse, das Benjamin Schlüter mit seiner Geistanlage auf Gut Schwechow während des stundenlangen Destillierens eingefangen hatte, das verströmen sie bereits vor dem endgültigen Ende der Backzeit! Und machen ‒ ehe sie nach der Zeit im Ofen abschließend warm gebuttert und gezuckert werden ‒ Lust darauf, zu einer Tasse Kaffee recht bald angeschnitten zu werden. Alexander Berlip gibt acht, dass die Kerntemperatur der gefüllten Stollen passt und misst vorsorglich genau nach, ehe er sie aus dem Ofen holt. Einst ein Taubenhaus, heute Heimstatt der Schwechower Obstbrennerei, gelegen in einem prächtigen Park. Seite 6 Ausgabe 15 chef des edeka-betriebsrestaurants setzt jetzt auf ickert-brötchen „Becker, such dir mal ‘nen Bäcker!“ Emanuel Becker muss jeden Tag eine Menge Menschen satt bekommen. „Wir haben hier im Werk täglich 200 Teilnehmer am Mittagessen. Hinzu kommen 100 bis 150 Essen, die wir im angrenzenden Industriegebiet anliefern sowie 30 bis 60 externe Gäste“, verdeutlicht er. „Plus 150 bis 300 Mahlzeiten im Frühstücksbereich!“ Becker ist Küchenchef des Betriebsrestaurants im „NORDfrische Center“. Dort, in Lüttow-Valluhn, werden im der EDEKA gehörenden Zerlegebetrieb Fleisch- und Wurstwaren für die über 700 Märkte der EDEKA Nord hergestellt. Schleswig-Holstein, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, der Norden Niedersachsens und Teile von Brandenburg: Für alle EDEKAMärkte in diesen Regionen werden im beeindruckende 43.000 Quadratmeter großen „NORDfrische Center“ täglich rund 300 verschiedene Produkte aus angelieferten Tierhälften produziert. „Es arbeiten bis zu 800 Leute hier“, erzählt Emanuel Becker. „Es handelt sich um Europas größtes und modernstes Fleischwerk.“ Dass die dort Tätigen in der Mittagspause Hunger haben, verwundert den Koch nicht. Die Arbeit ist körperlich fordernd, findet im einstelligen Temperaturbereich statt. Allerdings heißt das nicht, dass Becker den Gästen des Betriebsrestaurants deswegen immer nur Gerichte „Modell Schlachtplatte“ vorsetzen Emanuel Becker ist Chef des großen EDEKA-Betriebsrestaurants, in dem täglich Hunderte von Essen über die Theke gehen. „Ein großes Salatbuffet bauen wir zudem immer auf, und auch Suppen gibt es, für günstige 40 Cent bis 1,20 Euro.“ mit dem Personalbestand ist unsere Aufgabe ‚sportlichʻ“, zwinkert Becker) aufgetischt bekommen. Die Frühstücksbrötchen jedoch hatten dabei immer wieder für Unzufriedenheiten gesorgt. Eine Zeitlang wurden lediglich eingeschweißte Fertigprodukte auf- Doreen Müller (links) und Nadine Stier bereiten fürs Frühstück Wurstsowie Käseplatten vor – und natürlich einen großen Korb voller knackiger Brötchen. Fotos: Schmalenbach würde. Ganz im Gegenteil: Für eine Kantine ist der Speiseplan überraschend abwechslungsreich und pfiffig. Auf der Karte findet sich auch Ambitionierteres wie ein Tenderloin-Steak mit Kürbiskruste und Balsamico-Schalotten. Mitarbeiter des Centers bekommen dieses, wie jedes andere Gericht, immer zum festen Pauschalpreis von nur 3,10 Euro. „Die EDEKA bezuschusst das“, erklärt Emanuel Becker, „die Leute sollen hier ordentlich essen, darum werden die Mahlzeiten voll subventioniert.“ Und nicht nur beim Mittagstisch ist die Erwartung der Hungrigen groß. Auch die besagten 150 bis 300 Frühstücksgäste täglich wollen etwas Ordentliches von Becker und seinen vier Mitarbeiterinnen („Ja, gebacken, EDEKA eigene Convenience-Brötchen. „Dann ist der Geschäftsführer hier auf mich zugekommen, und hat gesagt: ‚Becker, such dir mal ʻnen Bäcker!ʻ“, verdeutlicht der Adressat der Aufforderung. Der Ärger über die vorherigen Frühstücksbrötchen war zu groß gewor- ren aus der Neuhauser Backstube von Manfred Ickert war Becker angetan ‒ und rief ihn an. Es kam kurzfristig zu einem Treffen, und schon wenige Tage später hat die Zusammenarbeit begonnen. „Die haben Bock, was Gutes zu backen!“, meint Becker ohne Umschweife. Seither liefert die Bäckerei Manfred Ickert jeden Tag „Ofenfrische“, gemischte Körnerbrötchen, drei verschiedene Brotsorten sowie Kuchen und Teilchen nach Valluhn. Dass die Produkte aus einem handwerklichen Betrieb kommen, ist Emanuel Becker sehr wichtig, betont er: „Ich bin selber Handwerker! Wir machen hier, insbesondere für ein Betriebsrestaurant, sehr viel selber! Panierte Sachen kaufen wir nicht fertig ein, auch Fisch und Fleisch besorgen wir nur frisch.“ Saucengrundlagen seien zwar mitunter aus dem Eimer. „Doch wir haben hochwertige, allergenfreie und glutenfreie Saucen. Da kostet der Eimer dann anstatt der üblichen 40 auch 260 Euro“, unterstreicht Emanuel Becker noch einmal sein Qualitätsbewusstsein. Dass der Küchenchef weiß, wovon er spricht, wenn er von Qualität redet, zeigt sein beruflicher Lebenslauf: In Dresden als Sohn eines Fleischers mit mehreren Filialen geboren, hat er in Bonn im „Holiday Inn“ Koch gelernt. Zehn Jahre lang hatte er später einen eigenen PartyService, dann wieder als angestellter Koch in der Sternegastronomie oder auch beim jeweiligen „Koch des Jahres“ 2012 und 2013 gearbeitet. Die Kantine wird letztlich von der bekannten Firma „Apetito“ betrieben, auch wenn auf dem Ärmel Lieferanten mindestens zweimal im Jahr und freut sich schon darauf, demnächst auch einmal in der Neuhauser Backstube reinzuschauen. „Und ich fahre Minimum einmal jeden Monat nachts in meiner Freizeit auf den Großmarkt Hamburg, um zu gucken, was läuft“, fügt Becker hinzu, der in der Nähe von Lübeck einen eigenen kleinen Bauernhof bewohnt. „Mit Hühnern, Enten, Gänsen, Pferden, Schweinen, Rindern. Wir produzieren dort auch unsere eigenen Fleisch- und Wurstwaren“, schildert Emanuel Becker. „Wir haben auch Hunde und Katzen ‒ aber die essen wir nicht!“, lacht er. Seine EDEKA-Gäste essen nun also täglich Backwaren aus der Elbtalaue. „Das ist eine Qualitätsverbesserung für unsere Gäste“, lobt der Küchenchef. „Und die müssen wir schließlich glücklich machen, das ist unsere Aufgabe.“ Die Gäste seien dabei sehr sensibel für Veränderungen, betont Emanuel Becker. „Wir hatten einen Tag das neue Brötchen von Ickert ‒ und mein Telefon stand nicht mehr still, hat bestimmt 80-mal geklingelt“, sprudelt es aus Emanuel Becker raus. „Haben wir einen neuen Bäcker?“ „Das ist ja super!“ „Ich das nur ein Test oder bleibt das so, können wir diese Frühstücksbrötchen behalten?“, habe es „Ich fahre Minimum einmal jeden Monat nachts auf den Großmarkt Hamburg.“ von Beckers Kochjacke ein EDEKALogo prangt. „Apetito“ ist unter den Top-Fünf der Betriebsverpflegung, versorgt ebenso Kindergärten, Krankenhäuser, Schulen. Und muss sicherstellen, dass die beauftragende EDEKA eine ideale Kombination aus kostenbewusstem Arbeiten und Qualität bekommt. Um sich von der Qualität seiner Lebensmittel zu überzeugen, besucht Emanuel Becker jeden seiner geheißen. So ist die Suche nach einem neuen Bäcker Emanuel Becker offenkundig vollkommen geglückt. Und er selber ist mit dem neuen Lieferanten selber ebenfalls hochzufrieden: „Guckʻ dir mal die Bauernbrötchen hier im Korb an, die heute morgen übriggeblieben sind: Die sind jetzt, nachmittags, immer noch total knackig. Super, total geil ‒ ich mag das!“ „Die Leute sollen ordentlich essen, darum werden die Mahlzeiten subventioniert.“ den. Zum Glück hatte der Küchenchef des „NORDfrische Centers“ mitbekommen, dass im nicht sehr weit entfernten Zarrentin am Schaalsee just die „Bäckerei im Seecafé“ eröffnet hatte. „Ich habe mir dort vorab etwa 20 Produkte besorgt und verkostet“, verrät der Küchenchef. Von der Qualität der „Seecafé“-Backwa- Doch Emanuel Becker strebte nach mehr. Er erweiterte neben dem Job seine Qualifikation, legte eine Ausbildung als Kaufmann und ein BWL-Studium obendrauf, das er 2015 nach viereinhalb Jahren abschloss. Ideale Voraussetzung für den Chefposten im EDEKA-Betriebsrestaurant! Denn dort muss man kochen und rechnen können. Jeden Tag stellt Emanuel Becker seinen Frühstücksgästen eine Brötchenauswahl aus der Neuhauser Backstube aufs Buffet. Ausgabe 15 Seite 7 gestaltung, produktqualität und service im „seecafé“ überzeugen Echt ein guter Tipp für Zarrentin Von Carola Nimischk „Es ist Zeit gewesen, dass mal ein vernünftiger Bäcker nach Zarrentin kommt!“ Simona wohnt mitten im Ort und lobt das neue „Seecafé“ in ihrer Nachbarschaft nicht allein wegen der dort in der „Bäckerei im Seecafé“ erhältlichen Brote und Brötchen: „Die SnackAuswahl ist toll! Und Torten und Kuchen sehen prima aus.“ Daneben halte sie die Gestaltung des Cafés selbst, mit seinen vielen verschiedenen Sitzbereichen, für gelungen. „Hier werde ich auch einkehren.“ Stimmen, wie die der jungen Zarrentinerin, sind seit der Eröffnung des „Seecafés“ in Zarrentin ‒ Leben gerufenen „Seecafé“ umgesehen. Und probiert haben sie inzwischen einige der hier feilgebotenen Produkte aus der Neuhauser Backstube am alten Bahnhof: „Ich finde es gut, dass wir das ‚Seecaféʻ nun in Zarrentin der Rückseite des Regionalregals, in dem die eigens für die Bäckerei Manfred Ickert von der Lebenshilfe in Hagenow gerösteten Kaffees für daheim oder zum Verschenken zu finden sind (der „Elbtalbote“ berichtete), sitzen zwei Freundinnen. Sie dürften Ende 40 sein, trinken Tee und Latte Macchiato und schlemmen dazu von den herrlich harmonischen Heidelbeer-Baisers, die heute unter anderem in der Kuchentheke verführen. „Das ist genau das, was die Leute hier wollen“, meinen die zwei, „Produkte aus der Region, einen Bäcker, der keine anonyme Kette von sonstwo her ist, sondern hier in Mecklenburg zuhause.“ „Schön, ne?!“, raunt eine Frau ihrem Mann zu. Sie mag 60 Jahre alt sein und sitzt mit ihrem Partner an einem der Tische entlang der Glasfront des „Seecafés“ mit Blick auf die Klosterkirche. Dabei streicht sie über die Speisekarte auf dem Tisch. „Das ist Filz, eine hübsche Gestaltungsidee.“ Das Paar kommt, wie es er- „Die Qualität ist viel besser als bei allen bisherigen Anbietern hier.“ haben! Denn die Qualität ist nach meiner Meinung viel besser als bei allen bisherigen Anbietern, die hier auf dem Markt sind!“, hebt Steffi hervor. Innen, in einem der gemütlichen, übergroßen Design-Sessel auf gelegen direkt am Ufer des Schaalsees, gleich gegenüber dem Kloster ‒ schon einige zu hören gewesen. „Sowas brauchte Zarrentin“, findet beispielsweise ebenso Steffi. Ihre Schwester Eileen pflichtet bei: „Es ist auch schön, dass es mit dem ‚Seecaféʻ nicht nur eine Bäckerei gibt, sondern einen Ort, wo man sich einmal gemütlich auf einen Kaffee hinsetzen kann.“ Die beiden Schwestern kommen gerade mit den Kindern Emil und Isabell aus dem „Seecafé“, wobei sich Emil, das gibt er mit kindlich-angenehmer Offenheit zu, überhaupt nicht für Backwaren interessiert hat: ihm gefällt die Kinderspielecke. „Ja, da war ich!“, antwortet er auf die Frage, ob er sie schon gesehen habe. Steffi und Eileen hatten, wie sie berichten, schon die Tage vor der offiziellen Eröffnung im Oktober genutzt, sich während der „Übungsphase“ ‒ in der das Team des „Seecafés“ vor dem eigentlichen Start die Abläufe einstudiert, alle Gerätschaften ausprobiert hat ‒ im von Franziska und Daniela Ickert ins zählt, aus Wittenburg. Die Bäckerei Manfred Ickert kennt es von den Hagenower Fachgeschäften des Bäckers aus der Elbtalaue. „Wir achten schon sehr darauf, dass wir beim Essen Fertigprodukte meiden und wünschen uns bewusst handwerk- Steffi (links) und ihre Schwester Eileen haben die Qualität der Backwaren aus der „Bäckerei im Seecafé“ bereits vor dessen offizieller Eröffnung getestet und finden, dass sie höher ist als bei allen anderen Anbietern in Zarrentin. Die Kinder Isabell und Emil interessiert allerdings mehr die tolle Spielecke. Fotos: Schmalenbach Simona freut sich, dass ihr Heimatort Zarrentin nun „mal einen vernünftigen Bäcker“ hat. lich produzierte Lebensmittel wie die hier!“ Vom neuen „Seecafé“ hatten die Wittenburger einige Tage zuvor gelesen und auch gehört, dass viele Zarrentiner wie Besucher der Region dort einkehren, „ganz schön was los ist. Darum haben wir uns diesen Donnerstag ausgesucht. Wir waren morgens schwimmen, in der neuen Schwimmhalle in Mölln. Die ist schön, das war herrlich. Und danach wollten wir gezielt hierher, das neue Café ausprobieren.“ Zunächst hatten die Wittenburger je ein warmes Panini als Mittagessen, als Stärkung nach dem Schwimmen bestellt und sind begeistert gewesen, wie schön garniert der knackige Snack serviert wurde. Jetzt schlemmen sie noch jeder ein dickes Eis zum Nachtisch. Das Urteil der sportlichen Herrschaften fällt sehr positiv aus nach ihrem Erstbesuch im Zarrentiner „Seecafé“: „Der Service ist sehr aufmerksam gewesen. Und alles war toll zubereitet.“ Auf das Preisniveau angesprochen, bezeichnen die Wittenburger es als der hohen Qualität angemessen. Die Frau wirft noch etwas ein: „Wir haben gerade, als Sie kamen, noch überlegt: Das ‚Seecaféʻ ist echt ein guter Tipp, um einen Ausflug hierher an den Schaalsee zu machen.“ Seite 8 Ausgabe 15 probe-exemplare gelungen: erstmals gibt es den „baileys-berliner“ „Einen kleinen Schuss noch“ Von Carola Nimischk Man könnte schwer neidisch werden wegen dieser Fingerfertigkeit! Wie gelungen jedes Schokoladen-B gerät, das Daniela Ickert freihändig auf die „Baileys-Berliner“ schreibt. Noch toller als das Dekor jedoch ist selbstverständlich die hinreißende Füllung in der neuen Kreation, die es in diesem Jahr erstmals gleich nach Weihnachten und zu Silvester gibt. Es ist gar nicht so leicht, eine Bäckerei in Deutschland zu finden, in deren Backstube man die komplette Herstellung von „Berliner Ballen“ live anschauen kann! Praktisch jedes Unternehmen verkauft zwar welche, im Backshop fehlen sie ebenso wenig ‒ doch „selbstgemacht“ ist vielfach allein das Preisschild... Genaue Statistiken gibt es gleichwohl nicht; die Bäcker, die alles an ihren Berlinern (die man ebenso als Pfannkuchen und unter vielen weiteren Bezeichn u n g e n kennt) selber handwerklich herstellen ‒ vom Hefeteig über die Füllungen bis zu den Dekoren ‒, dürften jedoch eine Minderheit unter den rund 12.000 backenden Betrieben sein. Wer das nicht glauben mag, der tippe in eine gängige Internetsuchmaschine einmal „Berliner Ballen“ und „TK“ ein, die Abkürzung, die bekanntlich für Tiefkühl(kost) steht: Hunderte Treffer führen zu Großgebinde-Angeboten, bei denen die Kleingebäcke zu Dutzenden gefrostet in Kartons geliefert werden. Ihre „Zubereitung“ beschränkt sich aufs Auftauen vor dem Verkaufen. Ebenso werden etliche BerlinerFertigmischungen vom „TopSweet Berliner 12,5 %“, über „Berliner spezial 20% Konzentrat“, bis hin zum „Berliner Wunder“ feilgeboten, denen allen eines gemein ist: Mit herkömmlicher Teigbereitung haben die säckeweise gelieferten „Helferlein“ nichts zu tun. Hefe und Wasser drauf, mischen, fertig. Was für die Hüllen der Berliner gilt, stellt sich bei ihrem Innenleben zumeist nicht viel besser dar: Große bunte Plastikeimer mit übersüßen, klebrigen Massen kommen palettenweise in die Lager der Bäckereien. Nicht so in Neuhaus, wo sich Daniela Ickert eine neue Variante des in der Region gerade auch um Neujahr herum beliebten Fettgebäcks überlegt hat. Neben dem inzwischen schon beinahe legendären „Erdbeerliner“ mit Guss oder Zucker (er verdankt seinen Namen der nur aus Erdbeeren aus Waschow gekochten, fruchtigen Füllung) bietet die Bäckerei Manfred Ickert ebenso Berliner mit Schokoladen- oder Eierlikör-Füllung an. Für die Füllung, die sich Daniela Ickert jetzt für den neuen „BaileysBerliner“ vorstellt, braucht sie zunächst frischen Vanillepudding. Mit dem ist das schon wieder so eine Sache, keineswegs nur in Berlinern: Zwar liegen in nahezu allen Backwarentheken der Republik „Puddingbrezeln“ oder andere Kleingebäcke, die vorgeblich „Vanillepudding“ enthalten. Vielfach jedoch kommt einfach mit Wasser angerührte Kaltcreme aus industrieller Fertigung zum Einsatz, die sich schon hinsichtlich des Glanzes, der Farbe, des Mundgefühls und vor allen Dingen beim Geschmack ganz wesentlich unterscheidet. Denn bei den Nachahmerprodukten sorgen zuweilen allein künstliches Vanillin und große Auf die Unterseiten spritzt Daniela Ickert einen üppigen Kringel der „Baileys“-Vaniellepudding-Creme. einziger in ganz Ostdeutschland eine Vorzugsmilch-Zulassung hat. Guhls Milch nutzt die Bäckerei Manfred Ickert für ihren selbstgekochten Pudding. Zunächst wird die Vollmilch mit natürlichem Fettgehalt mit etwas Butter auf 60 Grad erhitzt. Dann gibt Daniela Ickert nochmals Milch, Zucker, Salz, etwas Stärke, Eigelb und ‒ echte ‒ Vanille hinzu. Diese Mischung kocht die Konditorin auf 95 Grad auf und ach- „Es kommen nur etwas geschlagene Sahne und Gelatine zum Pudding.“ Mengen Zucker fürs Aroma, jedoch keine echte Vanille! Beim Pudding für den „BaileysBerliner“ des Bäckers aus der Elbtalaue geht es hingegen mit einem regionalen Rohstoff aus der Nachbarschaft der Neuhauser Backstube los: mit frischer Milch vom nahen Hof Weitenfeld. Dort, in der idyllischen Teldau, betreibt Landwirt Peter Guhl seinen Bauernhof, der als Die richtige Mischung: Wohldosiert gibt die Konditorin „Baileys“ zu. tet darauf, sie 20 Minuten lang penibel bei dieser Temperatur zu halten. Anschließend wird der Pudding rasch heruntergekühlt. Natürlich: Das ist noch nicht die fertige Füllung für den neuen „Baileys-Berliner“. Dazu macht Daniela Ickert in der von ihr geleiteten Konditorei am Alten Bahnhof in Neuhaus aus dem Pudding als nächstes eine „Diplomatencreme“: „Das ist im Grunde ganz einfach“, schildert sie, „es kommen nur etwas geschlagene Sahne und Gelatine zum Pudding.“ Routiniert hebt die Fachfrau die beiden Komponenten unter. Und dann „der große Moment“, der die Kreation besonders interessant macht: Daniela Ickert bringt zwei Flaschen heran. Eine trägt das typische „Baileys“-Etikett, die andere Flasche stellt sich als eine voll Whiskey heraus. „Mit einem wohldosierten Schuss davon“, erläutert die Konditorin, „runden wir den Geschmack der Füllung ganz zum Schluss ab. “ Wenn man weiß, woraus der irische Likör besteht, ist die Zugabe von reinem Whiskey ein logischer Schritt: „Baileys“ ist letztlich nichts anderes, als eine Mischung aus irischem Whiskey und Rahm. Doch ehe der Whiskey hinzugegeben wird, misst Daniela Ickert in einem Messbecher einen passenden Anteil Baileys ab ‒ sofort vermischen sich der in der Luft liegende Duft des frischen Vanillepuddings mit dem des aromatischen Cremelikörs, und man bekommt eine Ahnung, wie die weiche Berliner-Füllung zum Schluss schmecken wird. Doch noch ist es nicht soweit, dass man in einen der neuen Berliner beißen könnte, die es in der Zeit gleich nach Weihnachten (ab dem 27. 12.), über Silvester/Neujahr und noch bis zum Wochenende vom 7. und 8. Januar 2017 für 1,70 Euro geben wird. Um ihre ersten ProbeExemplare fertigstellen zu können, muss Daniela Ickert die Berliner zunächst behutsam in Ober- und Unterhälfte teilen. Das knistert richtig beim Aufschneiden! Damit die Berliner so „fluffig“ würden, erläutert die Konditorin, gebe es in der Rezeptur für den Teig eine kleine Besonderheit: Neben Weizenmehl, Wasser, Salz, Rapsöl, etwas Stärke, Zitrone und echter Vanille werde ebenso Schmand hinzugegeben. Dadurch werde der Teig auffallend geschmeidig. Auf die Oberseite der ausgebackenen Berliner hatte Daniela Ickert zuvor einen Zuckerguss-Überzug aufgebracht und muss die „Deckel“ nun vorsichtig abnehmen, um sie nicht zu beschädigen. Ein letztes Mal schmeckt sie die schon bereitstehende Füllung aus Diplomatencreme mit „Baileys“ und Whiskey ab. „Einen kleinen Schuss noch“, murmelt sie, und misst weitere 50 Milliliter „Baileys“ ab, die geschwind mit dem Schneebesen untergeschlagen werden. Nun füllt Daniela Ickert die „Baileys“-Creme in einen Spritzbeutel und legt einen üppigen Ring davon auf jede Berliner-Unterseite. Alle „Deckel“ wieder drauf, und jetzt der wohl schwierigste Teil: Mit ganz ruhiger Hand malt die Konditorin, Berliner für Berliner, ein „Baileys“-B obenauf. Das sieht wirklich klasse aus! Bevor Daniela Ickert sich jedoch ihre ersten sechs Probe-Exemplare, die alle gleich auf Anhieb gelungen sind, in Ruhe ansehen kann, kommen ihre Schwester Franziska Ickert sowie Lukas Löhnert, der im Büro der Bäckerei Manfred Ickert arbeitet, zur Tür herein: „Dürfen wir probieren?“ Klar dürfen sie! Denn beschreiben kann man die herrliche Kombination aus knackigen, selbstgebackenen Berlinern und der vollmundig-weichen Creme-Füllung ohnehin nicht ‒ man muss sie probieren. Lukas Löhnert muss gleich einen der neuen Berliner kosten.
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