Abschlussbericht (In diesem Bericht wurde die Praktikumsstelle anonymisiert. Sie wird nachfolgend als „Organisation“ genannt.) Nach einer ersten recht allgemeinen Suche um einen Überblick über diverse Praktikumsangebote zu bekommen habe ich mich verstärkt über Auslandspraktika von politischen Stiftungen informiert. Über Umwege gelangte ich auf das Praktikumsangebot des Indien-Büros der Organisation. Als Vorbereitung auf Indien generell aber speziell Delhi bin ich bereits einen Monat vor Praktikumsbeginn nach Indien gereist. Das war im Nachhinein eine äußerst gute Entscheidung, da es schon einiger Zeit bedarf sich an das neue Umfeld zu gewöhnen. Diverse Blogs, Reiseführer und Zeitungsberichte haben weiterhin geholfen sich nicht nur bereits im Vorfeld ein wenig auf Indien einzustellen, sondern auch den Alltag vor Ort besser einordnen zu können. Kulturelle Fettnäpfchen lassen sich jedoch kaum vermeiden. Für Aufenthalte in Indien wird ein Visum benötigt. Dies zu beantragen stellte keinerlei Probleme dar. Es ist jedoch empfehlenswert sich frühzeitig darum zu kümmern, da es einige Wochen dauern kann. Mindestens genauso wichtig ist ein ausreichender Impfschutz. Da sich viele Impfungen über mehrere Wochen erstrecken macht es auch hier Sinn sich frühzeitig mit der Thematik auseinander zu setzen. Oftmals werden die Impfkosten auch von der Krankenkasse übernommen wenn es sich um ein Pflichtpraktikum handelt. Im Bereich der Auslandskrankenversicherungen gibt es eine große Auswahl, der Deutsche Akademische Auslandsdienst (DAAD) bietet eine besondere Police für Praktikant*innen im Ausland an (EUR 32,-) die alles Wichtige abdeckt und sich einfach online abschließen lässt. Dank des Onlineauftritts des Indien- Büros der Organisation hatte ich bereits einen recht guten Überblick über die Arbeit der Stiftung. Aufgrund meines bisherigen Studiums und meiner Interessen im Bereich Feminismus, sowie dank der Kommunikation mit der Praktikumsstelle vorab, erwartete ich nicht nur generell einen Einblick in die praktische Arbeit zu erhalten sondern auch mehr über die Arbeit und die Projekte der Organisation mit diversen lokalen Gruppen im Bereich Gleichberechtigung etc. zu erfahren., sowie die Planung und Organisation von Projekten zu erhalten und selber kleinere Projekte zu verwirklichen. Diese Erwartungen wurden nicht nur erfüllt, sondern in jeder Hinsicht übertroffen. Das Praktikum war äußerst abwechslungsreich und ich durfte nicht nur selbst recherchieren und umfangreiche Überblickspapiere erstellen, sondern war direkt bei Planung und Ausführung diverser Workshops, Meetings und Konferenzen in Delhi und Bangalore beteiligt. Nicht nur mein Vorwissen im Bereich Feminismus, sondern erfreulicherweise, und sehr zu meinem Erstaunen, mein zweiter Studienschwerpunkt nämlich auf Diskurse generell, aber vor allem auf Metaphern waren sehr von Vorteil und ließen sich wunderbar anwenden, da der derzeitige Leiter des Indien-Büros, sich bei der Planung künftiger Programme stark von der Forschung von George Lakoff inspirieren lässt und ich mit dessen Arbeit bestens vertraut war. Zu Beginn beschränkte sich die Arbeit auf das Lesen eines sehr umfangreichen Katalogs mit diversen Übersichten zur Geschichte der Organisation allgemein, der Arbeit der Organisation in Indien, den vergangenen und aktuellen Projekten und der politischen Situation in Indien. Nach sehr leseintensiven Tagen jedoch dominierten persönliche Gespräche, Meetings und eigene kleinere Projekte. Vor allem der Abwechslungsreiche und fordernde Arbeitsalltag in Kombination mit der lockeren, familiären Atmosphäre haben mir besonders Spaß gemacht. Dabei gab es im Praktikum selbst keine Probleme, die einzige Schwierigkeit stellte der immer wiederkehrende „Delhi Belly“ dar. Die Arbeitszeiten waren zudem recht flexibel, ich war jedoch in den 40 Stunden pro Woche gut ausgelastet. Da die Organisation hauptsächlich Ortskräfte beschäftigt war ein direkter Kontakt mit Einheimischen von Anfang an direkt gegeben. Zwar lässt sich über diverse Facebook Gruppen, AirBnB etc. auch von Deutschland aus ein Zimmer in Delhi finden. Ohne vorherige Inspektion der Unterkunft ist dies aber nur bedingt empfehlenswert. Reine Präsenz einer Steckdose, Waschmaschine, Klimaanlage, Küche etc., sagt nämlich leider noch nichts über die jeweilige Funktionsfähigkeit ebenjener aus. Aufgrund des starken Verkehrsaufkommens macht es weiterhin Sinn möglichst nah am Büro der Organisation zu wohnen. Delhis Metro ist zwar modern und sicher, aber normalerweise auch heillos überfüllt. Uber, Ola und normale Auto-Rickshaws sind noch immer günstige Alternativen und eigentlich jederzeit verfügbar. Der Süden Delhis ist generell recht sicher und grün, je nach Viertel, Wohnstandard, Entfernung zu Märkten/Metro etc. variieren die Preise jedoch stark. Von circa 10,000 bis 30,000 Rupees plus Nebenkosten reicht in etwa die Preisspanne für ein Zimmer oder ein kleines Apartment. Zusätzliche Kosten entstehen eventuell durch Küchen-, Putzhilfen, Security Guards etc. Wer will kann auf westlichem Niveau wohnen, zahlt aber dann auch dementsprechend hohe Mieten. Aufgrund mangelnder Alternativen wohnte ich schließlich in einem selbst für westliche Verhältnisse äußerst luxuriösem Zimmer in einer Wohngemeinschaft mit zwei weiteren internationalen Mitbewohner*innen, das ich über AirBnB gefunden hatte. Dank des für westliche Verhältnisse äußerst niedrigen Preisniveaus ist es gut möglich mit leichtem Gepäck nach Indien zu reisen und sich vor Ort mit allem notwendigen einzudecken. Westliche Marken sind normalerweise deutlich günstiger, von lokalen Produkten ganz zu schweigen. Eine strikte Kleiderordnung im Büro selbst gab es nicht, Anzug und Kostüm wären jedoch genauso unpassend gewesen wie kurze Hosen, T-Shirts und Flip-Flops. Für offizielle Anlässe wurde ein Anzug/Kostüm o.Ä vorausgesetzt. Während es aufgrund der Preise und der Verfügbarkeit keinen Sinn macht Medikamente nach Indien mitzubringen, sollte man definitiv in Fertigsuppen investieren. Früher oder später wird man doch vom „Delhi Belly“ heimgesucht und eine Maggi Tütchensuppe kann dann auf einmal Wunder bewirken. Die Deutsche Botschaft veranstaltet voraussichtlich fortan im Vierteljahrestakt eine Informationsveranstaltung für Praktikant*innen in deutschen Organisationen etc. in Delhi (Facebook Gruppe: „Delhi Interns in German Organisations/Companies/Foundations etc.“). Ansonsten zentriert sich das „Nightlife“ primär auf Hauz Khas Village. Leider beschränken sich meine Hindi-Kenntnisse weiterhin nur auf die absoluten Basics, da im Büro primär Englisch gesprochen wurde und Englisch im Alltag allgegenwärtig ist und zumeist ausreicht. Im Hinblick auf mein Studium und meine Einstellung zu meiner beruflichen Zukunft hat mich das Praktikum weiterhin bestärkt meine aktuellen Schwerpunkte beizubehalten und auszubauen. Ich werde weiterhin eine Karriere in einer internationalen Organisation anstreben und könnte mir sehr gut vorstellen mich bei der Organisation zu bewerben. Ich kann das Praktikum jedenfalls vollstens empfehlen. Nur Delhi könnte sich für den ein oder anderen als problematisch erweisen. Hitze, Dreck und Lärm können einem hier doch arg zusetzen. Der Alltag war bisweilen ungemein anstrengend und ist sicherlich nichts für jede. Aber auch das war eine äußerst interessante Erfahrung die ich nicht missen möchte. Die Kommunikation und der gesamte Ablauf mit Student und Arbeitsmarkt waren ausgezeichnet.
© Copyright 2025 ExpyDoc