Das ist eine Überschrift über die ganze Breite

Neue Entgeltordnung zum TVöD: Einschätzung von Praktikern
Viele Änderungen, aber auch viel Altbekanntes – am Ende eines informativen
Rehm-Praxistags zur neuen Entgeltordnung in München sahen viele Personaler
aus Kommunen und Verbänden klarer, was sie künftig erwartet. Ihre Einschätzungen, Befürchtungen und Erwartungen haben wir abgefragt, sie spiegeln ein facettenreiches Stimmungsbild der betroffenen Praktiker wider.
Entgeltgruppen 9, 7 und 4
Klare Worte fand Personalreferentin Brunhilde Fischer von Missio in München: „Die Berufsbezeichnungen im BAT sind uralt. Es wurde allerhöchste Zeit, dass sich da etwas tut,
denn besonders in der IT und bei den Verwaltungsberufen hat sich viel verändert.“
Schwierigkeiten erwartete Fischer bei der Entgeltgruppe 9. „Da gibt es eine Spreizung
von a bis c und da muss man sehen, wie das hinterlegt wird.“ Auch Joseph Ortner aus
dem Personalbereich des Klinikums Passau sah Probleme bei bestimmten Entgeltgruppen: „Ich glaube, dass die Öffnung der Entgeltgruppen 4 und 7 sowie die Spreizung der
Gruppe 9 Begehrlichkeiten wecken werden. Jeder erhofft sich jetzt mehr Geld auf dem
Konto.“
Einjährige Übergangsfrist
Der Passauer fand aber auch lobende Worte für die Umstellung: „Sehr gut finde ich,
dass es eine einjährige Übergangsfrist gibt. Denn vermutlich wird jetzt jeder einen Antrag stellen – aber wir haben Zeit, sie zu bearbeiten, das ist beruhigend.“ Demnächst
ginge es erstmal an die Information seiner Mitarbeiter. „Wir werden wohl per Intranet,
Aushängen und Klinikumszeitung kommunizieren, was die Umstellung bedeutet. Ich
hoffe übrigens, dass ich mich mit meiner Haltung: „Gemach, gemach!“ durchsetzen
kann.“
Arbeit erleichtern mit digitaler Hilfe
Wie ein Berg stand die Vielzahl der Änderungen manchem Teilnehmer anfangs vor Augen – was sich im Verlauf des Praxistags aber änderte. Dennoch wünschten sich viele
Personaler Beistand in der Übergangsphase, unter ihnen der Lindauer Personalleiter
Wolfgang Boso: „Meine Hoffnung ist, dass es Hilfsmittel geben wird, die uns bei der Umstellung unterstützen können.“ So sah es auch Ingrid Thurnhuber, Personalsachbearbeiterin des Bayerischen Landesverbands für die Wohlfahrt Gehörgeschädigter (BLWG e.V.):
„Eine digitale Hilfe wäre sicher schneller zu händeln als das Papierwerk.“
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rehmnetz.de. Ein Angebot der Verlagsgruppe Hüthig Jehle Rehm GmbH.
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Schlusswort
Ein besonders prägnantes Fazit zog Stefanie Kremling aus der Personalabteilung des Bischöflichen Ordinariats Würzburg: „Befürchtungen haben wir keine, denn auch bisher
gab es Neuerungen. Die haben wir angepackt und umgesetzt – und dann läuft’s irgendwann. Aber natürlich gibt es bei jeder Umstellung etwas, was nicht gleich rund läuft. Da
muss man durch.“ Und Joseph Ortner aus dem Personalbereich des Klinikums Passau
ergänzte: „Schaun mer mal, was rauskommt. Der große Wurf ist es aber nicht geworden.“
Vor Beginn des Seminars haben wir die Stimmen von Teilnehmern eingefangen
und sie zu ihren Erwartungen befragt. Kurz gesagt: Auf dem neuen Regelwerk ruhen viele Hoffnungen, aber es gibt auch jede Menge Unsicherheiten.
Hoffnung auf mehr Struktur
Als Chance begriffen viele Praktiker die neue Entgeltordnung, weil sie sich davon mehr
Ordnung und exaktere Vorgaben erhoffen. „Wir hätten gern klare Daten, Zahlen, Fakten“, fasste Stefanie Kremling aus der Personalabteilung des Bischöflichen Ordinariats
Würzburg ihre Erwartungen zusammen. „Bisher gab es ja nur die alte Entgeltordnung,
obwohl sich in den vergangenen zehn Jahren so viel geändert hat. Jetzt hoffen wir, dass
sich alles strukturierter darstellt.“ Ähnlich sah es Ingrid Thurnhuber, Personalsachbearbeiterin des Bayerischen Landesverbands für die Wohlfahrt Gehörgeschädigter (BLWG
e.V.): „Ein knappes, strukturiertes Anwendungswesen ist meine größte Hoffnung.“ Und
Helga Metterlein, Personalsachbearbeiterin bei der Lebenshilfe Donauwies, ergänzte:
„Ich möchte die Grundsatzregelungen deutlich nachvollziehen können.“
Auf Probleme hinweisen
Viele Praktiker wünschten sich, frühzeitig auf mögliche Schwierigkeiten aufmerksam
gemacht zu werden. Personalleiter Christian Kundinger aus der Stadt Treuchtlingen
brachte es für seine Gemeinde auf den Punkt: „Ich sehe noch keine Probleme, bin aber
hier, damit ich auf Schwierigkeiten hingewiesen werde.“
Viele offene Fragen
Bei der praktischen Umsetzung tauchten derzeit ganz konkrete Fragen auf, erzählte Personalreferentin Brunhilde Fischer von Missio in München: „Wie funktioniert das Neue?
Was mache ich mit meinen derzeitigen Beschäftigten? Und sind die Berufsgruppen so
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abgebildet, wir man sie heute braucht?“ Offene Fragen hatte auch Helga Metterlein, Personalsachbearbeiterin bei der Lebenshilfe Donauwies: „Wie gehen wir mit Sonderfällen
um – etwa mit Altfällen aus BAT-Zeiten? Werden die betroffenen Mitarbeiter die Neuerungen verstehen?“
Und Wolfgang Boso, Leiter Personal und Ordnung aus Lindau, fragte sich: „Gibt es spezielle Eingruppierungen, mit denen man sich besonders beschäftigen muss? Müssen wir
uns jetzt sofort um die Eingruppierung jedes Mitarbeiters kümmern oder sollen wir warten, bis die Mitarbeiter einen Antrag stellen?“ Der Lindauer hatte auch die Situation verschiedener Städte im Blick: „Viele Kommunen stehen vor dem Problem, dass die aktuellen Stellenbeschreibungen nicht detailliert genug sind und holen sich deshalb Gutachter
ins Haus, um die Stellen nochmals einzugruppieren.“
Vage Beschreibungen – unklare Begriffe
Nicht nur ungeklärte Fragen trieben Brunhilde Fischer von Missio um, sondern auch eine gehörige Portion Skepsis: „Meine Befürchtung ist, dass es noch komplizierter wird,
noch differenzierter. Schon im BAT sind die Tätigkeitsmerkmale sehr breit auslegbar. Da
ist es mir oft selbst überlassen, wie ich das auslege. Also hoffe ich, dass es im neuen Regelwerk nicht für jede Vorgabe fünf Fußnoten gibt.“
Bettina Domnich
Journalistin
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