8 Mindener Tageblatt Petershagen Nr. 271 · Montag, 21. November 2016 Neue Erkenntnisse über Abbau Dr. Rainer Ebel hält am nächsten Donnerstag einen Vortrag über die Verbreitung des Porta-Sandsteins und die Steinbruchbetreiber Michelsohn. Familie Michelsohn ist so noch nie gehalten oder veröffentlicht worden. Vorausgegangen sind umfangreiche Recherchen mit neuen Erkenntnissen. Der Referent hat die Namen der Familienmitglieder auf dem Hausberger Judenfriedhof herausgefunden, besonders von denen, die im sogenannten Urnenmausoleum beigesetzt worden sind. Im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert besaß die Firma M. Michelsohn und Co. die alleinigen Abbaurechte für den begehrten Porta-Sandstein. Drei Mitglieder der über mehrere Generationen in Hausberge nachweisbaren jüdischen Familie Michelsohn haben sich intensiv mit dem Sandsteinabbau befasst. Zahlreiche Grabsteine auf dem unter Denkmalschutz stehenden jüdischen Friedhof in Hausberge erinnern an die Geschichte dieser Großfamilie. Von Ulrich Westermann Petershagen (Wes). Die Veranstaltungsreihe der Arbeitsgemeinschaft Alte Synagoge Petershagen wird am Donnerstag, 24. November, fortgesetzt. Im Alten Amtsgericht steht ab 19 Uhr ein medialer Vortrag von Dr. Rainer Ebel aus Bünde über den Porta-Sandstein, die Großfamilie Michelsohn und deren Bedeutung für den Abbau des Materials im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert auf dem Programm. Vieles von dem, was der Referent vortragen wird, ist bisher in der Öffentlichkeit noch nicht bekannt. Seit über 1000 Jahren kann die Verwendung des Porta-Sandsteins zu beiden Seiten der Porta Westfalica nachgewiesen werden. Anfang der 1950er Jahre hat die Abbaugeschichte dieses Materials in einem Steinbruch bei Nettelstedt ihr Ende gefunden. Allerdings ist das Wissen um diesen geologischen Schatz zunehmend in Vergessenheit geraten. Bekannt ist eine Beschreibung des Reiseschriftstellers J. G. Kohl (Bremen) aus dem Jahr 1864. Dabei geht es um Eindrücke und Erlebnisse seiner Besuche in den Steinbrüchen am Jakobs- und Wittekindsberg. Gleichzeitig beklagt er aber auch das fehlende Interesse der Bevölkerung an der für die Region bedeutenden Sandsteinvorkommens: „Es ist schade, dass sich niemand die Mühe gibt, die Geschichte dieser Steinbrüche zu erforschen und darüber zu berichten“. Inzwischen hat sich das Blatt gewendet. Rainer Ebel ist den Spuren dieses wertvollen Sandsteins nachgegangen und hat eine umfangreiche Dokumentation erstellt. In seinem Vortrag am kommenden Donnerstag geht es um die Abbaugeschichte, Erkundungen sowie um Fahrten entlang der Weser bis hoch zur Nordsee. Entsprechend der drei großen Bauphasen werden die vielfältigen Möglichkeiten der Verwendung herausgestellt. In Petershagen ist der Porta-Sand- Detail aus Familien- und Firmengeschichte Der Synagogensockel besteht aus Porta-Sandstein. stein ebenfalls verarbeitet worden, beispielsweise in der Synagogenbasis, in den Fundamenten von Wohnhäusern, im Mauerwerk des Schlosses, im Sockel des Alten Amtsgerichts und in den äußeren Stützpfeilern der Petrikirche. Foto: Westermann In dem Vortrag werden auch das aktuelle Bauprojekt am Kaiser-WilhelmDenkmal in Barkhausen und die Situation dort im 19. Jahrhundert zur Sprache kommen. Der zweite Teil des Vortrags über die Bekannt ist, dass der im Jahr 1760 in Lübbecke geborene Miomet Wolff 1789 nach Hausberge kam, sich später Wolff Michelsohn nannte und in Nammen einen Kalkofen betrieb. Sohn Michel begann mit dem Abbau des PortaSandsteins am Jakobsberg. Der zweite Sohn Moses Michel vergrößerte den Steinbruch. Dessen Sohn trug sich 1861 in das Handelsregister als Steinbruchbetreiber ein. Als Wolff Michelsohn der Jüngere setzte er sich für das Wohl seiner Mitbürger israelitischen Glaubens und der gesamten Stadt ein. Rainer Ebel wird in seinem Vortrag auf die weitere Familien- und Firmengeschichte eingehen. Der Eintritt ist frei.
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