Programmheft - Konzerthaus Berlin

Abonnement Ein Abend mit …
Dienstag 22.11.2016
20.00 Uhr · Kleiner Saal
Max Emanuel CenČiĆ Countertenor
Ronan Khalil Klavier
„Ich ziehe den Hut
vor dem Meister
aller Meister.“
Rossini über Mozart
Programm
Wolfgang Amadeus Mozart (1756–1791)
Erster Satz (Adagio) aus der Klaviersonate Es-Dur KV 282
„Ombra felice … Io ti lascio“ – Konzertarie KV 255
„Cara, lontano ancora“ und „Ah, die si nobil alma“ – Arien des
Ascanio aus der Azione teatrale „Ascanio in Alba“ KV 111
Zweiter Satz (Adagio) aus der Klaviersonate F-Dur KV 332
„Venga pur“ – Arie des Farnace aus der Opera seria „Mitridate, re di Ponte“ KV 87
Pause
Wolfgang Amadeus Mozart
Erster Satz (Allegro maestoso) aus der Klaviersonate
a-Moll KV 310
Gioacchino Rossini (1792–1868)
„Mura felici“ – Arie des Malcolm aus der Oper „La donna
del lago“
Wolfgang Amadeus Mozart
Dritter Satz (Presto) aus der Klaviersonate a-Moll KV 310
Gioacchino Rossini
„O patria“ – Arie des Tancredi aus der Oper „Tancredi“
„Ah si pera“ – Arie des Malcolm aus der Oper „La donna
del lago“
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Wunderbare melodische Erfindungen
Wunderbare melodische
Erfindungen
Aller guten Dinge sind bekanntlich drei. Und so soll sich am
Beginn dieses Heftes zu den beiden ganz Großen, deren Werke
heute Abend erklingen, mit Richard Wagner – wenn auch nur
in Worten – ein dritter gesellen: „Ich gestehe, dass ich in
­Rossini nicht den Mann erwartet habe, den ich tatsächlich
vor mir sah … Wie Mozart besitzt er in höchstem Grade die
Gabe melodischer Erfindung. Dazu kommt, dass diese Gabe
von seinem Instinkt für die Bühne und dem dramatischen
Ausdruck auf wunderbare Weise ergänzt wird …“
Wolfgang Amadeus Mozart war im Jahr vor Gioacchino
­Rossinis Geburt in Wien gestorben. Schade, dass es zu keiner
persönlichen Begegnung der beiden kommen konnte. Liest
man über ihre Lebensauffassungen und hört man ihre Musik,
möchte man vermuten, dass sie sich trotz der Konkurrenz in
der Publikumsgunst gut verstanden und gern miteinander
musiziert und gefeiert hätten. Rossini soll dem berühmten
Wiener Musikkritiker Eduard Hanslick einmal erzählt haben,
dass er sich selbst als halber Wiener fühle und eine große
Liebe zu der Stadt habe, in der ihn das Publikum so aufmerksam angehört und so enthusiastisch gefeiert hatte. Zeit seines
Lebens bezeichnete er Wolfgang Amadeus Mozart als einen
seiner kompositorischen Leitsterne.
Beide Komponisten liebten es, die menschliche Stimme in
ihren Werken zu bedenken und mit berückenden melodischen
Erfindungen zu feiern – und beide begegneten dabei einem
Stimmphänomen, dass vor allem im Barock zu Hause war
Wunderbare melodische Erfindungen
Kurz Notiert
und heute – glücklicherweise – der Vergangenheit angehört:
Die Rede ist von Kastraten.
Seit der Antike und etwa bis Mitte des 19. Jahrhunderts
­ urden Jungen, die durch ihre besonders schöne Singstimme
w
auffielen, etwa zwischen dem 7. und 12. Lebensjahr kastriert,
um damit den mit der Pubertät einhergehenden Stimmwechsel
zu verhindern. Im Idealfall wurden sie so zu Sängern, die das
Lungenvolumen eines Erwachsenen und die klare Sopranoder Altstimme der Knabenzeit hatten. In der Realität allerdings wurde längst nicht jeder Kastrat zum gefeierten Star,
und durch die hygienisch zweifelhafte Prozedur blieben
Todesfälle nicht aus.
Zu Mozarts Zeit waren die „entmannten“ Sänger in ganz
Europa verbreitet und wurden hoch geehrt. Farinelli – dem
Mozart während einer Reise mit dem Vater die Aufwartung
machte –, Senesino, Caffarelli und viele andere waren um­­
jubelte Stars, teilweise sehr kapriziös und launisch, aber mit
„überirdischen Stimmen“ (Mozart), die auf den Opernbühnen
triumphierten. Während Rossinis Schaffenszeit neigte sich die
Blüte der Kastraten ihrem Ende zu, aber auch er hat Partien
für sie komponiert. Sogar sein Alterswerk, die „Petite Messe
solennelle“ von 1863, ist nach eigener Aussage für „zwölf
­Sänger der drei Geschlechter“ geschrieben. Übrigens hatte
der kleine Gioacchino auch eine wunderbare Sing­stimme
gehabt – glaubt man der Überlieferung, so ist ihm nur durch
das resolute Eingreifen seiner Mutter ein Leben als Sängerkastrat erspart geblieben.
Heute überzeugen Countertenöre dank ihrer speziellen
Gesangstechnik in den überlieferten Kastratenrollen und
­lassen damit die irritierende Faszination und den so besonderen Stimm-Glanz der Vergangenheit nacherlebbar werden.
Wolfgang Amadeus Mozart
Mozart – Für die Tasten
Einleitend und zwischen den Arien stehen einzelne Sätze aus
Klaviersonaten Mozarts, in denen das Singen zunächst den
weißen und schwarzen Tasten vorbehalten bleibt. Das dreisätzige Werk KV 282 – komplett aufgeführt dauert es etwa
15 Minuten – entstand zusammen mit anderen Klaviersonaten
in München, wo sich der 19Jährige
Anfang 1775 wegen seiner Buffo-­
Oper „La finta giardiniera“ aufhielt,
die für den Münchner Fasching
gedacht war. Das Über­raschende an
der Sonate ist ihr l­ yrischer Beginn.
Kein schneller Satz steht am Anfang,
sondern ein Eingangsadagio mit
einem drei Takte umfassenden
Thema in der Sonatenhauptsatzform, von dem der Pianist Paul
Badura-Skoda schwärmte: „… Trotz
seiner kleinen Dimensionen ist dieser Satz ein echtes, meisterhaftes
Mozartsches Stück, formvollendet
und ausdrucksvoll …“
Bei der virtuosen F-Dur-Sonate
KV 332 ist die Entstehungszeit ein
wenig ungewiss. Sie ist der Ab­
schluss einer Trias und wurde
zuerst mit dem Paris-Aufenthalt des
Komponisten 1778 in Verbindung
Mozart im Jahr 1877 – Anonymes Gemälde
gebracht. Inzwischen geht die
Musikwissenschaft davon aus, dass die Sonaten erst nach
1780, möglicherweise 1783 in Wien oder auch im Sommer des
Jahres in Salzburg, als Mozart ­längere Zeit bei seinem Vater
Wolfgang Amadeus Mozart
wohnte, geschrieben wurden. Damals hatte er, seit zwei Jahren
aus den fürsterzbischöflichen Diensten entlassen und Wiener,
seine Braut Constanze zu Hause vorgestellt. 1784 wurden die
drei Schwesterwerke in Wien beim renommierten Verlag
Artaria gedruckt. Der junge Tonsetzer nahm die Wiener zuerst
als virtuoser Pianist eigener Werke und als Lehrer für die
interessierten, meist adligen Kreise der Stadt für sich ein. Das
Adagio aus K 332 ist ein schwärmerischer und verinnerlichter
Satz, der im ruhigen Tempo seine reichen Stimmverzierungen
aufblättert.
Im zweiten Konzertteil erklingen zwei Sätze der a-Moll-Sonate,
wobei die düstere und trostlose Stimmung schon in der
­Tonart erkennbar ist. KV 310 ist die erste von lediglich zwei
Klaviersonaten Mozarts, die in Moll stehen. 1777/78 war der
22Jährige mit seiner Mutter unterwegs auf Stellensuche, und
die ausgedehnte Reise führte sie über München, Augsburg
und Mannheim schließlich nach Paris, wo die Mutter plötzlich
starb. So ist die Versuchung groß, den Ton von Leid, Schmerz
und innerer Zerrissenheit, der aus der Sonate klingt, als
­Spiegel der Ereignisse zu hören. Die Musik pendelt zwischen
Aufbegehren und Resignieren – auch im bedrückenden Presto
fehlt ein hoffnungsvoller Ausblick.
Mozart – Vier Arien
Von einer auffällig schönen Singstimme des Knaben Wolfgang
Amadeus ist nichts überliefert – bekanntermaßen war er aber
ein musikalisches Wunderkind, wie es im Buche steht. Vom
Vater – Salzburger fürstbischöflicher Kammermusikus und
Hofkomponist – über die Maßen gefördert, bekam er bereits
mit vier Jahren ersten Musikunterricht; der Fünfjährige legte
frühe Kompositionen vor; seit er sechs Jahre alt war, trat er
Wolfgang Amadeus Mozart
regelmäßig vor Publikum auf. Der stolze wie geschäftstüchtige
Vater präsentierte den Knaben und seine fünf Jahre ältere
Schwester Nannerl ab 1763 auf einer jahrelangen Tournee
durch Deutschland und Europa den vor allem adligen Kreisen.
„Wolferl“ begeisterte nicht nur am Klavier und der Geige, sondern ebenso als fantasiebegabter Tonsetzer.
Schon als Junge hatte er sich auch auf das Gebiet des Musik­
theaters gewagt. Ein Singspiel des Elfjährigen ist überliefert;
als er mit „La finta semplice“ seine erste italienische Oper
­vorlegte, war er 13 Jahre alt. Auch
wenn man Vater Leopold sicher ein
zirzensisches Zur-Schau-Stellen der
Kinder vorwerfen kann, kam der
geniale Sprössling auf den ausgedehnten Reisen doch mit den musikalischen Strömungen und führenden Künstler der Zeit in Kontakt
und erhielt vielfältige Anregung
und Förderung. Sehr wichtig war
die Begegnung mit Johann Christian Bach in London, daneben
­verschaffte der Kontakt mit ein­
fluss­reichen und gutbetuchten
gekrönten oder adligen Förderern
dem Halbwüchsigen vielbeachtete
Kompositionsaufträge.
Beide, die Opera seria „Mitridate,
re di Ponto“ KV 87 von 1770 und
Titelblatt des Librettos zu „Mitridate“, 1771
die sogenannte „Festa teatrale“
„Ascanio in Alba“ von 1771 entstanden für das Teatro Regio
Ducale in Mailand. Die auf Racine zurückgehende Geschichte
um den vorchristlichen König Mitridate, der in den Kampf
gegen die Römer zieht und seine Verlobte in der Obhut der
Wolfgang Amadeus Mozart
Kurz Notiert
Söhne lässt, erlebte ihre Uraufführung am 26. Dezember.
Mitridates Erstgeborener Farnace – ein Altus – will dem Vater
die Frau abspenstig machen, die eigene Geliebte ver­raten, mit
den römischen Feinden paktieren. Dann aber – ein typischer
Seria-Stoff – besinnt er sich auf seine aristokratischen Pflichten und wendet sich gegen die römische Tyrannei. Am Ende
stehen Vergebung und Versöhnung der Beteiligten. Mozarts
Musik konnte restlos überzeugen: „Viva il Maestro, viva il
Maestrino“.
Und der nächste Auftrag im habsburgisch regierten Mailand
ließ nicht lange auf sich warten: Kaiserin Maria Theresia
wünschte aus Mozarts Feder auch die Musik für die machtpolitisch enorm wichtigen Hochzeitsfeierlichkeiten von Erzherzog Ferdinand von Österreich mit Maria Beatrice d’Este am
17. Oktober 1771. „Ascanio in Alba“ KV 111, zweiaktig, ist eine
zum Anlass gewählte Allegorie: Die Kaiserin selbst erscheint
als Göttin Venus; Ascanio ist ihr Sohn, der König von Alba
werden soll; Silvia, eine Nymphe, verkörpert die Braut Beatrice.
In einer Prüfung kann Silvia überzeugend ihre Tugendhaftigkeit und damit die Eignung als Ascanios Frau beweisen. Der
15jährige Mozart soll die Musik zu dem sagenhaften Geschehen
in weniger als vier Wochen zu Papier gebracht haben – und
das Publikum feierte ihn nach der Aufführung enthusiastisch.
Der Komponist Johann Adolf Hasse (1699–1783), im Vergleich
zu Mozart damals schon in „biblischem“ Alter, schrieb zu den
fürstlichen Hochzeitsfeierlichkeiten 1771 mit „Ruggiero“
ebenfalls eine Oper. Aber der Knabe hatte die Nase wohl vorn
– „kurz, mir ist Leid, die Serenata des Wolfg. hat die opera
von Hasse so niedergeschlagen, daß ich es nicht beschreiben
kann“, frohlockte Vater Mozart zumindest in einem Brief.
Die Szene „Ombra felice … Io ti lascio“ KV 255 ist ein selbständiges Gesangsstück. Im 18. Jahrhundert war es üblich, Arien
zu großen Opern anderer Komponisten als Einlagen beizu-
Gioacchino Rossini
steuern oder auch kleine musikdramatische Stücke den Stars
der Szene gewissermaßen mundgerecht zu schreiben: „… denn
ich liebe, daß die aria einen Sänger so accurat angemesen sey,
wie ein gutgemachtes kleid“, hat Mozart betont. Im konkreten
Fall war der Adressat hier Francesco Fortini, ein Altist, der
1776 als Mitglied einer italienischen Theatertruppe in Salzburg gastierte. Im Text geht es um Arsace, einen gefangenen
Feldherrn, der glaubt, die Geliebte an seinen Rivalen, König
Medonte, verloren zu haben. Angelegt in einer Rondoform,
kann der Sänger auf kleinstem Raum ein beeindruckendes dramatisches Wechselspiel der Affekte und Gefühle aufblättern.
Rossini – Drei Arien
Der Italiener Gioacchino Rossini aus dem Städtchen Pesaro
am Golf von Venedig ist untrennbar mit der Gattung Oper
verbunden. Opern haben seinen weltweiten Ruhm begründet
und bis heute erhalten. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts versetzte er ganz Europa in einen „Rossini-Taumel“, seine Melodien waren allgegenwärtig. Auch er galt als Wunderkind, und
sicher war sein glänzender und kometenhafter Aufstieg auch
der kompositorischen Frühreife geschuldet. Bereits als 12Jähriger fertigte er kleine Opernwerke, 18jährig debütierte er mit
einem Einakter in Venedig. Bekanntermaßen zog er sich sehr
früh, mit nicht einmal 40 Jahren, von der Bühne zurück. Ohne
konservativ zu sein, hatte er festgestellt, dass seine Stimmund Melodieideale nicht mehr einzulösen waren, also machte
er seinen Nachfolgern den Weg frei. Dennoch war und blieb er
eine allseits geschätzte Instanz im italienischen wie auch später im französischen Musikleben. Er hielt einmal wöchentlich
am Freitag oder Sonnabend Salon und schrieb für diese Zu­
sammentreffen etliche Lieder und Klavierstücke. Seine Vor-
Gioacchino Rossini
Kurz Notiert
liebe galt bis ins hohe Alter der menschlichen Stimme und der
typisch italienischen Gesangskunst, die kleinen Stücke der
„Sünden des Alters“ beweisen es.
„Es geht darum, den Mut aufzubringen, sich heiter und voller
Vertrauen dem hinzugeben, was in der italienischen Musik
göttlich und verführerisch ist: der einfachen Melodie und der
Mannigfaltigkeit des Rhythmus“, hat Rossini in seinem
Todesjahr sein Credo formuliert. „ Nicht nachahmend, sondern ausdrucksvoll soll eine Komposition sein - diese reine,
ausdrucksvolle Musik führt, wie ich es bevorzuge, zum vornehmen, einfachen, verzierten, leidenschaftlichen Gesang.“
„Tancredi“, Werk des 20Jährigen, war Rossinis erste Opera
seria und besiegelte den endgültigen Durchbruch. Die Handlung führt zurück in die Zeit der Kreuzzüge und spielt 1005 im
sizilianischen Syrakus. Das Libretto, das der junge Komponist
im Auftrag des Teatro La Fenice in Venedig bearbeitete, stützte
sich auf eine Tragödie von Voltaire. Allerdings änderte Gaetano
Rossi, der Librettist, das Ende der Oper, um dem Publikum
einen damals höchst unbeliebten tragischen Ausgang zu
ersparen. Alles kreist um die übliche Kontroverse zwischen
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Gioacchino Rossini
Liebe und Herrscherpflichten mit den dazu gehörigen
Gefühlsverwirrungen und Intrigen. Bei der Uraufführung am
6. Februar 1813 überlebte der verbannte Ritter die Kämpfe
siegreich und konnte seine Angebetete Amenaide gewinnen.
Später schuf Rossini auch einen
alternativen Schluss ohne Happy
End. Nachdem die ersten Vorstellungen wegen Indisposition der
Protagonisten verhalten aufgenommen wurden, begann ein Sieges­zug
der Oper durch ganz Europa. Ein
besonderer Ohrenschmaus ist die
Auftrittsarie Tancredis aus dem
ersten Akt. Stendhal hat berichtet,
dass Rossini den harmonisch inte­
ressanten und volksliedhaften Hit
mit kokettem Understatement
­„Reisarie“ nannte – er hätte nur
so lange, wie der Reis zum Garen
braucht, daran geschrieben, um die
zunächst unzufriedene Sängerin
Rossini um 1820 – Anonymes Gemälde
der Titelpartie zufriedenzustellen.
„Kantilene und immer Kantilene, schöne Kantilene, neue
Kantilene, zauberhafte Kantilene, außergewöhnliche Kantilene“, beschrieb der Theaterschriftsteller Giuseppe Carpani
die Musik des „Tancredi“.
„La donna del lago“ (Die Frau vom See) kam im Herbst 1819
im Teatro San Carlo in Neapel auf die Bühne. Hier geht das
romantische Geschehen – das erste Mal in der italienischen
Oper, viele sollten folgen – auf eine Originalidee Walter Scotts
zurück. Der Hörer wird in das Schottland des 16. Jahrhunderts
versetzt, und es fehlt weder an Naturszenen noch an kriege­
rischen Auseinandersetzungen und unerfüllter Liebe, bevor
Gioacchino Rossini
sich alles zum Guten wendet. Es geht um die Zeit, als sich die
Highlander unter der Führung von Douglas, dem Vater der
Opernheldin und „Dame vom See“ Elena, gegen König James V.
stellten. Der König verliebt sich in die zauberhafte Elena, aber
deren Herz gehört dem jungen Krieger Malcom, der das königliche Heer nicht aus Überzeugung, aber aus Liebe verlassen
hat. Bei den Rebellen kann er seiner Angebeteten – die längst
einem anderen versprochen ist – näher sein …
Kurz Notiert
Soldat, Hirte und Barde – Kostümentwürfe zu „La donna di Lago“, Paris 1824
Rossini war ein geistreicher Bonvivant, der die schönen Dinge
zu genießen wusste. Auch seine folgende ebenso pointierte
wie wahre Feststellung unterstreicht das: „Essen, Lieben,
Singen und Verdauen, das sind – in Wahrheit gesprochen –
die vier Akte der komischen Oper, die ,Das Leben’ heißt und
vergeht, wie der Schaum einer Flasche Champagner. Wer
sie verrinnen lässt, ohne sie genossen zu haben, ist ein
­vollendeter Narr!“
CD-Tipp Max Emanuel Cencic / Orchestre de Chambre de
Lausanne / Michael Hofstetter (Label: Virgin, 2007/08)
Die Texte in deutschen Übertragungen
Die Texte in deutschen Übertragungen
Ombra felice … Io ti lascio
Ah, die si nobil alma
Glücklicher Schatten!
Ich werde zurückkommen, um dich wieder­
zusehen.
Öffne deine schönen Augen!
Ach tröste wenigstens in diesem Augenblick
mit einem mitleidsvollen Blick den treuen
Geliebten.
Reich mir deine Rechte. Gib mir ein letztes
Unterpfand deiner Liebe.
Ah, dass mich meine Standhaftigkeit jetzt
­verlässt!
Ich verlasse dich, und ich weiß nicht,
Ob dieses Lebewohl nicht das letzte ist.
Ach, wer weiß, meine schöne Angebetete,
Ob ich dich jemals Wiedersehen werde.
Ich komme … O Himmel! … Ach, lass … O Schmerz!
Nur für dich allein, mein Liebes, bin ich in
Furcht … Wer hat schrecklichere Qualen durchgemacht,
Gerechte Götter!
Ach, wie vieles möcht’ ich sagen
Über diese reine Seele!
Wer alle ihre Tugenden
Verlangt zu kennen,
Frage dieses Herz.
Nur einen Augenblick Besinnung
Lasse mir, oh Göttin,
Lasse ihn mir und dann
Werde ich dir alle ihre hohen Werte
Nennen können.
Cara, lontano ancora
Mura felici
Liebste, wenn auch fern von dir,
Entflammt mich deine Tugend:
Deinen schönen Namen
Lehrte sie mich zu seufzen.
Umsonst verbirgst du dich, oh Liebe:
Diese seltene Tugend
Erscheint gerade in der Bescheidenheit
Noch strahlender.
Glücklich sind diese Mauern,
Die auf meine Liebe schauten.
Nach langer Zeit seh‘ ich euch jetzt wieder.
Doch ihr strahlt nicht mehr wie einst,
Als hier meine unschuldige Leidenschaft
Geboren wurde und wuchs.
Wie süß verging meine Leben
An der Seite von jener,
Venga pur
Er soll nur kommen, drohend schnauben,
Der Vater, unversöhnlich.
Seinem Zorn und seinem Rasen
Beugt dieses Herz sich nicht.
Achten soll er Rom in mir und fürchten.
Weniger wild und weniger streng
Oder grausamer und stolzer noch
Macht mich sein Zorn.
Die Texte in deutschen Übertragungen
Die zart meiner Liebe antwortete.
Eine trübe Wolke verdunkelt euch
Und treibt Kälte in mein Herz.
Eine erbarmungslose Hand
Hat euch derer beraubt,
Die hier lebte, die ich liebte.
Elena! Ich flehe dich an,
Komm zu mir, nur für einen Moment,
Und sag noch einmal: Ich liebe dich!
Glaube an mich! – Und dann,
Deiner sicher, schwöre ich,
Dass ich Dich zurückhole
Oder für dich sterben werde.
Ich werde den Tod willkommen heißen,
Wenn Elena nicht die meine sein kann.
Wie viele Tränen habe ich vergossen
Fern von Dir.
Alles ist düster, unvollkommen
Und mir verhasst,
Der Himmel hellt nicht länger auf,
Kein Stern scheint mir.
Du allein, Geliebte, kannst mir Frieden bringen.
Nur du kannst mein Herz besänftigen.
Endlich bin ich gekommen: Ich will,
Meinem Geschick trotzend,
Was es auch sei, dir würdig sein
Oder zugrunde gehen, meine Teure.
Du, die du dieses Herz
Entfacht und meinen Mut begeistert hast,
Edles Gemüt, süße Geliebte,
Erhöre mein Flehen;
Der schändliche Verräter muss fallen,
Meine Treue belohnt werden.
Für solches Leiden,
Solche Schmerzen
Ersehne ich mir Gnade
Von dir, Geliebte.
Wir werden einander
Wiedersehen.
In deiner Augen Glanz
Will ich mich weiden.
Taumel, Seufzer,
Worte des Glücks!
Mein Herz sagt mir, dass mir an deiner
Seite ein frohes Schicksal beschert ist!
O patria
Ah si pera
O Vaterland! Teures,
Undankbares Vaterland!
Endlich kehre ich zu dir zurück!
Sei gegrüßt, geliebte Erde
Meiner Ahnen, ich küsse dich.
Heute ist für mich ein Freudentag,
Schon atmet mein Herz wieder auf!
Amenaide! Holder Gedanke,
Einziges, himmlisches Ziel
Meiner Seufzer, meines Verlangens!
Ich will sterben! Nur der Tod
Kann mich noch trösten,
Wenn sie, die mir das Leben wiedergab,
Mich nun verlässt.
O mein unersetzlicher Schatz,
Ich habe dich verloren,
Du süße Hoffnung meines Lebens!
(Übersetzung: Michael Danner)
(Übersetzung: Michael Danner)
Mitwirkende
Im Porträt
Max Emanuel CenČiĆ
setzt sich besonders für die Wiederentdeckung und Aufführung
der Musik des 18. Jahrhunderts ein. Zu seinen herausragenden
Projekten in dieser Saison zählen Glucks „Orfeo ed Euridice“
an der Staatsoper Unter den Linden in Berlin, seine Debüts bei
den Salzburger Pfingstfestspielen und im Auditorio Nacional
in Madrid, Glucks „Ezio“ an der Oper Frankfurt, „Arminio“ bei
den Händel-Festspielen in Karlsruhe und Hasses „Siroe“ bei
den Mai-Festspielen am Hessischen Staatstheater Wiesbaden
(Titelrolle und Regie).
Seit mehr als zwei Jahrzehnten tritt Max Emanuel Cenčić weltweit an den großen Opernhäusern auf (unter anderem Wiener
Staatsoper, Theater an der Wien, Opernhaus Zürich, Opéra
Royal Versailles, Bayerische Staatsoper, Berliner Staats­oper,
Laufzeile
die
kunst
zu
hören
92,4
Mitwirkende
Barcelonas Gran Teatro del Liceu, Théâtre des Champs-Elysées
und La Monnaie Brüsssel. Konzerte führten ihn beispielsweise
in die Laeiszhalle Hamburg, die Carnegie Hall New York, das
Barbican Center London, das Concertgebouw Amsterdam, den
Wiener Musikverein und den Moskauer Tschaikowsky-Saal.
Regelmäßig arbeitet er mit Dirigenten wie William Christie,
René Jacobs, Ottavio Dantone, Diego Fasolis, George Petrou,
Emmanuelle Haïm und Riccardo Muti.
Seine sängerische Ausbildung fing er als Wiener Sängerknabe
an und begann bereits 1992 eine Solo-Karriere als Sopranist,
die er ab 2001 als Countertenor fortsetzte. Sender wie Mezzo
TV und Arte Concert dokumentieren vieles von seiner Arbeit
(wie die von ihm wiederentdeckte Händel-Oper „Alessandro“).
Als künstlerischer Leiter von Parnassus Arts Productions ist er
verantwortlich für die Konzeption, Leitung und Aufführung
wichtiger Werke des italienischen Barocks (darunter die Wiederentdeckung von Leonardo Vincis letzter Oper „Artaserse“ –
ausgezeichnet mit dem ECHO Klassik 2013 und 2014, dem
Preis der deutschen Schallplattenkritik und dem Diapason
d’or sowie für den Grammy nominiert.) Seine Solo-Aufnahmen
„Venezia“, „Rokoko“ und „Arie Napoletane“ faszinierten Presse
und Publikum gleichermaßen. Für sein künstlerisches Schaffen
wurde der Sänger vom französischen Kulturministerium als
Chevalier dans l’Ordre des Arts et des Lettres ausgezeichnet.
Inzwischen ist Max Emanuel Cenčić auch dabei, sich als
Regisseur international einen Namen zu machen. Zu seinen
kommenden Regieproduktionen zählen Rossinis „La Donna
del lago“, Händels „Pastor Fido“ und Mozarts „Don Giovanni“.
Außerdem ist bei Warner eine Veröffentlichung von Arien
geplant, die Max Emanuel Cenčić als Knabensopran aufgenommen hatte.
Mitwirkende
Ronan Khalil
studierte Gesang an der Maîtrise de Bretagne, bevor er Pascal
Dubreuils Klasse für Cembalo am Conservatoire à rayonnement régional in Rennes besuchte. Weitere Studien führten ihn
nach Manchester (Sharon Gould),
Siena (Christophe Rousset), Den
Haag (Fabio Bonizzoni), ans Pariser
Conservatoire national supérieur
de musique et danse sowie zu Olivier Baumont, Blandine Rannou,
Kenneth Weiss und Élisabeth Joyé.
Daneben führte er seine Gesangsausbildung bei Peter Kooj, Christian
Immler und Kees-Jan de Koning fort.
Preise gewann er unter anderem
beim Festival of Auverssur-Oise
2008, beim Internationalen Cembalowettbewerb Paola Bernardi in Bologna 2009 sowie beim Westfield Wettbewerb in
Washington (ebenfalls 2009).
Ronan Khalil hat mit Dirigenten wie William Christie, Christophe Rousset, Alessandro de Marchi, Laurence Cummings
und Sigiswald Kuijken gearbeitet und ist bei renommierten
Festivals, im Mittleren Osten, in Asien und Südamerika aufgetreten. 2013 stand er an der Seite der Schauspieler Nicolas
Vaude und Gabriel Le Doze auf der Bühne; 2015 und 2016
spielte, dirigierte und unterrichtete er in Havanna/Kuba.
Zusammen mit Max Emanuel Cencic und Il Pomo d’Oro konzertierte er in Paris, München, Froville, Straßburg und Berlin.
In diesem Jahr nahm er den Soundtrack zu Meg Harpers und
Matthew Shattucks Film „50 Shades of Greige“ sowie das erste
Album des Ensemble Desmarest auf (Naïve).
Vorankündigung
Donnerstag 12.05.2016
20.00 Uhr · Kleiner Saal
DORIC STRING QUARTET
Joseph Haydn Streichquartett G-Dur op. 64 Nr. 4 Hob III:66
Claude Debussy Streichquartett g-Moll op. 10
Ludwig van Beethoven Streichquartett e-Moll op. 59 Nr. 2
Vorankündigung
Donnerstag 26.05.2016
20.00 Uhr · Kleiner Saal
HORENSTEIN ENSEMBLE
George Butterworth „The Banks fo Green Willow“ – Idyll
Mittwoch
01.03.2017
für
Orchester,
für Kammerensemble bearbeitet von Felix
20.00
Uhr·
Kleiner
Saal
Korinth; Suite
für Streichquartett
Ein Abend
mit …Klarinettenquintett op. 13
Henri
Marteau
Julia Lezhneva
Maurice
RavelSopran
„Tzigane“ – Konzertrhapsodie für Violine
Mikhail
Antonenko
und Orchester, fürKlavier
Violine und Kammerensemble bearbeitet
von
Sylvain
Blassel
Werke von Joseph Haydn, Wolfgang Amadeus Mozart,
Gioacchino Rossini, Vincenzo Bellini und Franz Schubert
DIEDIE
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