Hans Peter Richter: Damals war es Friedrich http://www.dtv.de/lehrer 1 Inhalt Lehrerteil Handlung 3 Kapitelübersicht 5 Problematik 8 Didaktisch-methodische Überlegungen 9 Fächerübergreifende Aspekte 12 Schülerteil M1 Klappentext & Cover 13 M2 Leseübungen I 14 M3 Familie Schneider 15 M4 Friedrich und sein Freund 16 M5 Großvater 17 M6 Antisemitismus: Der Beginn 18 M7 Sabbat 19 M8 Leseübungen II 20 M9 Boykott 21 M10 Lesen & Interpretieren 22 M11 Fragen – Lesen - Antworten 23 M12 Leseübungen III 24 M13 Die Gewalt nimmt zu 25 M14 Auswertung 26 Impressum Hans Peter Richter: Damals war es Friedrich 27 http://www.dtv.de/lehrer 2 Handlung Die Romanhandlung erstreckt sich von 1925 bis 1942. Während dieses 17-jährigen Zeitraums, in dem der Leser schlaglichtartig die beängstigende Radikalisierung des politischen Systems vor Augen geführt bekommt, wird er Zeuge, wie zwei Jungen heranwachsen: Friedrich Schneider, der nur um eine Woche jüngere jüdische Nachbarsjunge, und der bis zum Schluss namenlos bleibende Ich-Erzähler. Die Ausgangssituation beider Familien scheint vergleichbar zu sein, leben sie doch beide im gleichen Mietshaus, das Herrn Resch gehört. Allerdings scheint Friedrich auf der Sonnenseite des Lebens zu stehen, da es seiner Familie dank des sicheren Arbeitsplatzes seines Vaters – als Beamter ist er unkündbar – finanziell gut geht. Die Nachbarn sind unterdessen auf die finanzielle Unterstützung des Großvaters angewiesen, der sich durch seine monatliche monetäre Zuwendung dazu berechtigt fühlt, sich in die Familienangelegenheiten seiner Tochter einzumischen. Augenfällig wird der Kontrast zwischen den beiden Familien in dem Kapitel „Schulanfang“, in dem der Ich-Erzähler es bereut, dass er seine Eltern nach der Einschulung dazu genötigt hat, zusammen mit Familie Schneider den Rummel zu besuchen. Er merkt, dass seine Eltern kein Geld haben, um sich dem Vergnügen hinzugeben. Beschämt nehmen sie die großzügige Einladung der Schneiders an und sind froh, dass sie sich am Ende doch noch mit einer bescheidenen Gabe, einem gemeinsamen Foto, revanchieren können. Für die beiden Freunde ist die Welt noch in Ordnung, sie spielen zusammen und nichts scheint sie auseinanderbringen zu können. Ein bisschen fremd wird Friedrich dem Freund, als dieser zum ersten Mal bei der Sabbatfeier der Familie dabei ist. Für beide Jungen spielt die unterschiedliche Religionszugehörigkeit allerdings keine Rolle. Nach einem Zeitsprung von fast zwei Jahren fährt die Erzählung fort mit der Schilderung erster Ausschreitungen gegen Juden. Die Übergriffe finden noch vereinzelt statt, spontaner Protest der Bevölkerung und der beiden Freunde bricht sich Bahn. Fortan mehren sich allerdings die Zeichen der Ausgrenzung und Bedrohung. So wie der Ich-Erzähler zum begeisterten Mitglied des deutschen Jungvolks und dafür von Friedrich beneidet wird (bis es zu einem demütigenden Zwischenfall bei einer Versammlung kommt, zu der sich Friedrich eingeschlichen hat), so schlägt die Stimmung der Bevölkerung ̶ für die Protagonisten am eigenen Leib spürbar ̶ um. Friedrich wird beschimpft, der Ich-Erzähler, der zu ihm steht, erfährt seine Hilflosigkeit, weil seine Fürsprache für den Freund nichts auszurichten vermag. Der Roman zeigt eindringlich, welchen Repressalien jüdische Mitbürger ausgesetzt waren, und auch, welche Handlungsoptionen das Umfeld hatte. Es wird deutlich, dass es viele Mitläufer gab, die aus Angst und dem Streben nach eigenen Vorteilen zur NSDAP gegangen sind. So auch der Vater des Ich-Erzählers, der sich Herrn Schneider gegenüber für seine NSDAPMitgliedschaft, die er mit der wirtschaftlichen Not der Familie begründet, zu rechtfertigen versucht. Hans Peter Richter: Damals war es Friedrich Die Romanhandlung bezieht sich auf die Zeit von 1925 bis 1942. Friedrich kommt aus gesicherten finanziellen Verhältnissen, die Familie des IchErzählers lebt hingegen sehr bescheiden und kann sich bestimmte Vergnügungen außer der Reihe nicht leisten. Der Ich-Erzähler wird Mitglied des deutschen Jungvolks. Friedrich gerät als Jude zunehmend in eine Außenseiterposition. http://www.dtv.de/lehrer 3 Es gibt die Putzfrau, die nicht mehr bei einer jüdischen Familie arbeiten will, weil sie Nachteile für ihren Mann befürchtet, der als Kommunist bereits unter Beobachtung steht. Aber es gibt auch den Lehrer, der seine Schüler aufklärt über die Geschichte des Judentums, der sich um die Zukunft seines jüdischen Schülers sorgt und an die Mitschüler Friedrichs appelliert, ihrem Freund auch nach dessen Schulausschluss weiterhin die Freundschaft zu halten. Das Mehrheitsverhältnis ist allerdings klar, die politische Stimmung in Deutschland ist gekippt. Für Juden wird der Alltag beschwerlich, die Ausgrenzung nimmt zu und wird immer dramatischer. Familie Schneider erfährt an vielen Beispielen, dass sie unerwünscht ist, und bald wird auch der Ich-Erzähler ermahnt, sich nicht mehr so oft mit Friedrich in der Öffentlichkeit zu zeigen. Trotzdem bleiben sich die Nachbarn gewogen und Schneiders erfahren durch die Familie des Ich-Erzählers Unterstützung in schweren Stunden. Der Vater des Ich-Erzählers lässt es nicht unversucht, Herrn Schneider zur Auswanderung zu bewegen. Als NSDAP-Mitglied und aufmerksamer Zeitgenosse scheint er vorauszusehen, welche Wendung die Repressionen noch nehmen werden. Herr Schneider mag nicht an die Warnungen glauben und repräsentiert damit eine weit verbreitete Meinung jüdischer Mitbürger. Dass er arbeitslos geworden ist, dass der Antisemitismus im Alltag deutlich spürbar ist, kann ihn nicht bewegen, den Ratschlägen seines Nachbarn zu folgen. Das Thema Auswanderung spielt keine Rolle mehr, selbst dann nicht, als die Bedrohung auch für die Schneiders existenziell wird. In der Pogromnacht 1938 verlieren sie nicht nur ihr gesamtes Hab und Gut, sondern Frau Schneider erleidet bei einem Angriff so schwere Verletzungen, dass sie ihnen erliegt. Vater und Sohn scheinen gebrochen und arrangieren sich mit großer Mühsal in ihrem neuen Leben. Das riskieren sie allerdings trotz aller Angst, um einen flüchtigen Rabbiner zu verstecken. Der Ich-Erzähler wird gegen seinen Willen zum Mitwisser, was ihn stark belastet. Er ist sich unsicher, ob er das Geheimnis für sich behalten kann. Die Geschichten des gelehrten Rabbi üben aber so eine Faszination auf ihn aus, dass er in die Wohnung der Schneiders zurückkehrt, um den Geschichten des Gelehrten zu lauschen. Als die Polizei bei einer Razzia das Versteck entdeckt und Herrn Schneider und den Rabbiner abführt, bleibt unklar, woher sie den Hinweis bekommen haben. Auch wenn Friedrich und der Ich-Erzähler auf unterschiedliche Schulen gehen, bleiben sie befreundet. Der Ich-Erzähler nimmt gegen den Willen seiner Eltern an der Bar Mitzwa-Feier seines Freundes teil und unterstützt ihn, wenn dieser angegriffen wird. Allerdings enden seine Möglichkeiten, als Friedrich nur knapp der Verhaftung durch die Polizei entgeht. Herr Schneider und der Rabbiner können nicht gerettet werden und werden abgeführt, während die Familie des Ich-Erzählers tatenlos zusehen muss. Seit diesem Zeitpunkt muss sich Friedrich versteckt halten und er leidet sehr unter der Situation. Das wird deutlich, als er seine ehemaligen Nachbarn besucht, um sie um das Bild zu bitten, das vor Jahren beim Besuch des Jahrmarkts entstanden ist und von dem die Familie seines Freundes ebenfalls einen Abzug Hans Peter Richter: Damals war es Friedrich Für Juden wird der Alltag in Deutschland zunehmend beschwerlicher. Die Freundschaft zwischen Friedrich und dem IchErzähler bleibt trotz wachsender Anfeindungen bestehen. Pogromnacht 1938 und der Tod von Friedrichs Mutter Friedrichs Vater wird abgeführt und Friedrich muss sich hinfort versteckt halten. http://www.dtv.de/lehrer 4 besitzt. Friedrich erbittet das Foto als Andenken an seine Eltern, da die Erinnerung an sie bereits zu verblassen beginnt. Während des Besuchs kommt es zu einem bereits erwarteten Bombenangriff, den der Ich-Erzähler und seine Familie in einem öffentlichen Bunker abwarten. Friedrich nehmen sie nicht mit, aus Sorge, dass er verhaftet werden könnte und dass ihnen Schwierigkeiten drohen. Weil der Angriff so stark ist, fleht Friedrich doch noch um Einlass in den Bunker, der ihm vom Luftschutzwart Resch verwehrt wird. Obwohl alle Anwesenden in Anbetracht der Situation dafür sind, den Jungen einzulassen, auch wenn er Jude ist, bleibt Herr Resch hart. Selbst die Fürsprache eines Feldwebels kann ihn nicht umstimmen und so erlebt Friedrich den Bombenangriff im Freien. Als der Angriff vorbei ist, wird das Ausmaß der Schäden sichtbar und die Familie des Ich-Erzählers entdeckt Friedrich im Hauseingang kauernd. Beim näheren Hinsehen wird allen klar, dass Friedrich den Bombenangriff nicht überlebt hat. Friedrich wird bei einem Luftangriff der Einlass in den Bunker verwehrt. Er wird bei dem Angriff getötet. Kapitelübersicht Kapitel Inhalt Vorgeschichte 1925 Vorstellen der Hausbewohner: Herr Resch (Hausbesitzer, Großhandelsvertreter) beherrscht das Haus und seine Mitarbeiter. „Sein Haus war sein Herrschaftsbereich; Vertreter und Hausbewohner waren seine Untertanen.“ (S. 10) Geburt des Ich-Erzählers, er wächst in ärmlichen Verhältnissen auf. Geburt von Friedrich Schneider, die Eltern der beiden Jungen kommen sich näher. Reibekuchen 1929 Friedrich kommt zum Spielen, nach einer Weile der Annäherung verbringen die Jungen viel Zeit zusammen. Gemeinsam mit der Mutter backen sie Reibekuchen, anschließend dürfen die verschmierten Jungen in die Badewanne. Mutter entdeckt, dass Friedrich beschnitten ist: „Na Fritzchen! Du siehst aus wie ein kleiner Jude!“ (S. 15) Schnee 1929 Zusammen mit seiner Mutter spielt Friedrich ausgelassen im Schnee. Der Ich-Erzähler drängt seine Mutter, auch nach draußen zu dürfen. Die vertröstet ihn lange. Friedrich wird von Frau Resch beschimpft: „Willst du wohl meine Rose in Frieden lassen, du Judenbengel, du!“ (S. 21) Als die Mutter das mitbekommt, zieht sie den Ich-Erzähler vom Fenster weg. Großvater 1930 Besuch von Mutters Vater, der zuerst streng Wohnung und Kind auf Sauberkeit untersucht. Großvater macht dem arbeitslosen Vater Vorwürfe über die finanzielle Situation der Familie, schickt jeden Monat Geld zur Unterstützung. Er berichtet negativ von seinem ehemaligen jüdischen Vorgesetzten, Vater hält Schneiders für „nette Leute“ (S. 24). Großvater verbietet den Umgang seines Enkels mit Friedrich, weil der Jude ist. Freitagabend 1930 Ich-Erzähler feiert mit Schneiders Sabbat und kommt zum ersten Mal mit dem Ritus in Verbindung. Er ist verwirrt: „Ich starrte noch immer verwundert in die Kerzenflammen und wusste mit all dem, was ich erlebte, nichts anzufangen.“ S. 28) Schulanfang 1931 Nach der gemeinsamen Einschulung drängt der Ich-Erzähler seine Eltern, Schneiders auf den Rummel zu folgen. Die Eltern weigern sich, weil sie kein Geld haben, geben dann aber nach. Herr Schneider hält alle großzügig aus, die Eltern schämen sich. Das Erinnerungsfoto, das Vater bezahlen kann, zeigt eine lustige Gesellschaft, wurde aber vom Haushaltsgeld bezahlt, sodass das Mittagessen ausfallen muss. Die Schultüte des Jungen enthält nur verzuckerten Zwieback, die Mutter erklärt ihm: „Du weißt doch, ... wir sind arm.“(S. 36) Hans Peter Richter: Damals war es Friedrich http://www.dtv.de/lehrer 5 Schulweg 1933 Die Jungen entdecken antisemitische Schmierereien am Schild von Friedrichs Kinderarzt und melden sie dem Arzt. Vor dem Schreibwarengeschäft bemerken sie eine Menschenmenge, die beobachtet, wie ein Nazi in Uniform mit einem Schild („Kauft nicht beim Juden.“) den Eingang versperrt. Eine alte Frau widersetzt sich und verschafft sich Einlass in den Laden. Auch Friedrich wehrt sich verbal gegen die Besetzung des Geschäfts. Die Jungen werden von Herrn Schneider weggebracht, bevor die Situation eskaliert. Die Schlaufe 1933 Friedrich begleitet den Ich-Erzähler heimlich zu einem Treffen des „Jungvolks“, er legt dafür ein Halstuch und eine Schlaufe mit Hakenkreuz-Symbol an. Sie hören eine Rede des „Sonderbeauftragen von der Gauleitung“ (S. 47), der über die „Gefahr, die Juden für uns und unser Volk darstellen“ (S. 47) spricht. Der Redner fragt Friedrich ab, der von dem Vortrag mitgenommen ist und dieser muss laut sagen: „Die Juden sind unser Unglück.“ (S. 49) Stattdessen sagt er aber: „Die Juden sind – euer Unglück!“ (S. 49) Er verlässt die Versammlung ungehindert. Der Ball 1933 Aus Versehen wirft der Ich-Erzähler eine Scheibe mit einem Gummiball ein, Friedrich wird dafür zur Verantwortung gezogen; die Polizei wird verständigt. Friedrich ist antisemitischen Anfeindungen ausgesetzt, der Ich-Erzähler bekennt seine Schuld, kann den Polizisten aber nicht überzeugen. Herr Schneider rettet seinen Sohn und kommt sofort für den entstandenen Schaden auf. Treppengespräch 1933 Herr Resch kündigt Schneiders die Wohnung, weil sie Juden sind. Der Vater des Ich-Erzählers wird von Herrn Resch als Zeuge dazu gebeten, verweigert ihm jedoch die Unterstützung, als er merkt, worum es geht. Herr Schneider will sich gegen die Kündigung wehren, Herr Resch fühlt sich im Recht. Herr Schneider 1933 Die Jungen werden Zeugen, wie Herr Schneider vorzeitig von der Arbeit nach Hause kommt. Sie vermuten, dass er betrunken ist und sind erschüttert, als sie bemerken, dass er weint. Abends kommt Frau Schneider und bricht in der Küche des Ich-Erzählers vor Kummer zusammen; sie berichtet, dass ihr Mann, obwohl er Beamter ist, entlassen wurde. Die Begründung: „Wir sind doch Juden!“ (S. 61) Die Verhandlung 1933 Herr Resch und Herr Schneider bringen die Wohnungskündigung vor Gericht, wo Herr Resch argumentiert, dass ihm aus politischen Gründen kein jüdischer Mieter mehr zumutbar sei. Später zieht er seine Klage allerdings zurück. Friedrich, der die Verhandlung verfolgt hat, hat Angst und wird vom Richter beruhigt: „Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Euch geschieht nichts. Dafür sitze ich doch hier, dass es gerecht zugeht.“ (S. 68) Friedrich hat wenig Vertrauen in die Gültigkeit der Aussage. Im Kaufhaus 1933 Friedrich nimmt den Ich-Erzähler mit in das Kaufhaus, in dem sein Vater eine neue Arbeit bekommen hat. Sie dürfen sich in der Spielwarenabteilung beschäftigen und sich etwas aussuchen. Herr Schneider ist bestürzt, dass die Familie des Ich-Erzählers zu Nazis geworden sind. Der Ich-Erzähler ist im Jungvolk und sein Vater in der Partei. Der Lehrer 1934 Lehrer Neudorf hält seinen Schülern einen Vortrag über die Geschichte der Juden. Er gibt seinen Schülern mit auf den Weg: „Wenn ihr heute oder morgen erlebt, wie man die Juden missachtet, dann bedenkt eines: ‚Juden sind Menschen, Menschen wie wir!’“ (S. 78) Er teilt Friedrich mit, dass er ab jetzt auf eine jüdische Schule gehen muss und ermahnt seine Schüler, weiterhin mit Friedrich befreundet zu bleiben. „Vielleicht wird Friedrich gute Freunde brauchen.“ (S. 79) Hans Peter Richter: Damals war es Friedrich http://www.dtv.de/lehrer 6 Die Reinemachefrau 1935 Die Putzfrau kündigt Frau Schneider im Beisein des Ich-Erzählers und seiner Mutter. Diese versteht nicht, warum die gemeinsame Putzfrau der Nachbarin gekündigt hat. Als sie über die weitere Stufe der rassistischen Ausgrenzung informiert wird, ist sie betroffen. Gründe 1936 Der Vater des Ich-Erzählers beichtet Herrn Schneider die Parteimitgliedschaft und fordert ihn auf, wie viele andere Juden auch Deutschland zu verlassen. Herr Schneider will nicht glauben, dass ihm und seiner Familie mehr Gefahr drohe als die Einschränkung der Freiheit. Er bittet den Nachbarn, für seine Frau und seinen Sohn zu sorgen, falls ihm etwas zustoßen sollte. Der Vater des Ich-Erzählers gibt sein Versprechen. Im Schwimmbad 1938 Als Friedrich im Schwimmbad als Jude erkannt wird, wird er vom Bademeister gedemütigt und beschimpft. Als ein Junge sein Fahrrad vermisst, will Friedrich helfen und Angaben zum Täter machen, den er beobachtet hat. Aber der Bestohlene bezweifelt, dass die Polizei der Aussage eines Juden Glauben schenken würde. Das Fest 1938 Der Ich-Erzähler wurde von seinem Vater gebeten, sich nicht mehr so oft mit Friedrich in der Öffentlichkeit zu zeigen. Trotzdem nimmt der IchErzähler die Einladung an und begleitet Friedrich und dessen Familie in die Synagoge, um Friedrichs Bar Mitzwa zu feiern. Lehrer Neudorf kommt als Gratulant und bringt einen Füller als Geschenk mit. Begegnung 1938 Im Sportunterricht muss der Ich-Erzähler Gewaltmärsche über sich ergehen lassen. Nach einer besonders anstrengenden Einheit begegnet seine Klasse einer Klasse aus der jüdischen Schule, in die auch Friedrich geht. Der Ich-Erzähler und seine Mitschüler müssen die andere Klasse durch ein antisemitisches Lied verhöhnen. Der Pogrom 1938 Der Ich-Erzähler wird Zeuge von Ausschreitungen gegen Juden. Der Junge wird plötzlich ein Teil der pöbelnden, randalierenden und plündernden Menge und gerät in einen Rausch der Macht und Zerstörung. Ermüdet von seiner Zerstörung, läuft er nach Hause. Er spürt Ekel angesichts seiner Taten. Zu Hause wird Familie Schneider vom wütenden Mob überfallen. Der Ich-Erzähler ist entsetzt: „Da begann Mutter laut zu weinen. Ich weinte mit.“ (S. 113) Der Tod 1938 Mitten in der Nacht bittet Herr Schneider um eine Taschenlampe, weil es seiner Frau schlecht geht. Der herbeigerufene Arzt kann ihr nur noch eine Spritze geben, dann stirbt sie. Herr Schneider und Friedrich beten und zerreißen in Trauer ihre Hemden. Lampen 1939 Inzwischen bestreiten Friedrich und sein Vater ihren Lebensunterhalt damit, dass sie alte Lampen reparieren. Der Ich-Erzähler bemerkt die Veränderung an seinen Nachbarn. Der Brief, den er ihnen bringt, enthält die Kündigung der Wohnung. Friedrich ist verzweifelt und weint. Herr Schneider warnt den Ich-Erzähler, sie nicht zu verraten. Der Film 1940 Der Ich-Erzähler und Friedrich treffen sich nur noch an Orten, wo sie niemand kennt, aus Furcht vor Sanktionen. Gemeinsam besuchen sie eine Filmvorführung von „Jud Süß“. Friedrich erzählt: „Es geht schlecht zu Hause, aber nicht bloß, weil Krieg ist.“ (S. 124) Als die Jungen im Kino ihre Ausweise zeigen müssen, wird Friedrich abgeführt, weil er Jude ist. Der IchErzähler folgt ihm. Bänke 1940 Friedrich beichtet seinem Freund, dass er sich in Helga verliebt, ihr aber nicht seine wahre Identität verraten hat. Als Friedrich sich anfangs weigert, sich auf eine Parkbank zu setzen, weil es Juden untersagt ist, ahnt sie sein Geheimnis. Sie steht zu ihm und schlägt als nächsten Ort für ein Treffen den Wald vor, wo sie keine Bänke stören. Friedrich lässt es nicht zu einem weiteren Treffen kommen aus Furcht, Helga würde zur Strafe ins Lager kommen, wenn man sie gemeinsam mit ihm sähe. Hans Peter Richter: Damals war es Friedrich http://www.dtv.de/lehrer 7 Der Rabbi 1941 Der Ich-Erzähler wird Zeuge, wie Friedrich und sein Vater einen Rabbiner auf der Flucht verstecken. Friedrichs Vater hat Angst und der Rabbi legt die Entscheidung, was mit ihm geschehen soll, in die Hände des Ich-Erzählers. Der weiß nicht, ob er das Geheimnis für sich behalten kann und ob er die Verantwortung der Mitwisserschaft und die möglichen Konsequenzen auf sich nehmen kann. Sterne 1941 Herr Schneider zeigt dem Ich-Erzähler, dass auf jedem Kleidungsstück ein Judenstern geheftet sein muss. Ratlos fragt der Ich-Erzähler nach dem Grund der Markierung. Der Rabbi antwortet: „Im Himmel wird bestimmt, wer erhöht und wer erniedrigt werden soll! Der Herr, sein Name sei geheiligt, hat uns auserwählt vor allen Völkern. Weil wir anders sind, nur weil wir anders sind, deshalb verfolgt und tötet man uns.“ (S. 139) Salomon Der Rabbi erzählt die biblische Geschichte der Eltern Schloime und Gittel, die ihren Sohn Salomon vor den brandschatzenden Truppen des Königs bewahren, indem sie ihr Leben für ihn opfern. Der Sohn begräbt die Eltern und flieht aus der Heimat. Die Krieger des Königs hoffen, bald eine andere jüdische Stadt verwüsten zu können. Besuch 1941 Die Polizei verschafft sich Zugang zu Schneiders Wohnung und führt Herrn Schneider und den Rabbi ab. Der Hausbesitzer freut sich über die Verhaftung; er verrät, dass noch eine Person fehlt. Der Ich-Erzähler und seine Eltern werden Zeuge der Verhaftung und können nichts dagegen tun. Fledderer 1941 Friedrich erwischt den Hausbesitzer dabei, wie er die Wohnung seiner Eltern plündert. Herr Resch ruft nach der Polizei und Friedrich flieht aus dem Haus. Das Bild 1942 Friedrich, der sich versteckt hält, besucht die Familie seines Freundes, um nach einem Foto seiner Eltern zu fragen. Er bekommt etwas zu essen und darf sich waschen. Als der Fliegeralarm ertönt, geht der Ich-Erzähler mit seinen Eltern in den Bunker, Friedrich muss in der Wohnung bleiben, weil die Familie fürchtet, verraten zu werden. Im Keller 1942 Als der Beschuss stärker wird, verlangt Friedrich Einlass in den Bunker. Herr Resch lehnt seine Bitte ab. Ein anwesender Feldwebel und die restlichen Insassen versuchen ihn umzustimmen, aber er bleibt hart. Friedrich muss draußen bleiben. Ende 1942 Als der Ich-Erzähler, seine Eltern und das Ehepaar Resch wieder nach Hause kommen, sehen sie die Verwüstung. Friedrich sitzt zusammengekauert im Hauseingang und es dauert eine Weile bis alle bemerken, dass er tot ist. Zynisch bemerkt Herr Resch: „Sein Glück, dass er so umgekommen ist“.(S. 159) Problematik Hans Peter Richter greift in seinem Roman „Damals war es Friedrich“ das Thema „Aufkommen und Erstarken des Nationalsozialismus“ auf, ohne jedoch die historischen Fakten der Entwicklung ereignisgeschichtlich in den Vordergrund zu stellen. Im Mittelpunkt stehen immer die beiden Protagonisten: Friedrich und sein Freund, der Ich-Erzähler. In einer schlichten aber einprägsamen Erzählweise werden die jugendlichen Leser in eine Zeit geführt, die heute schon so weit entfernt scheint. Aber bereits die angedeuteten Sätze, die als Geleitwort fungieren, zeigen, dass die großen negativen Themen, die Richter anspricht – Ausgrenzung, Hass, Radikali- Hans Peter Richter: Damals war es Friedrich Der Autor stellt die historischen Fakten nicht in den Mittelpunkt seines Romans. http://www.dtv.de/lehrer 8 sierung –, nicht an eine Epoche gebunden sind. Und so scheint die quasi als Vorwort vorangestellte Mahnung „Damals waren es die Juden ... Heute sind es dort die Schwarzen, hier die Studenten ... Morgen werden es vielleicht die Weißen, die Christen oder die Beamten sein ...“ historisch schon überholt. Hatte es Hans Peter Richter zu Beginn der 1970er, als sein Roman veröffentlicht wurde, noch mit einer Elterngeneration zu tun, die sich dagegen sperrte, sich der Verantwortung für die Nazizeit zu stellen, besteht heute die Gefahr, dass die Beschäftigung mit dem Nationalsozialismus zur Gedenkpose verkommt, als lästig und nicht mehr notwendig erachtet wird, und dabei gerade in Anbetracht der aktuellen politischen Entwicklung notwendiger denn je erscheint. Jugendliche interessieren sich nach wie vor sehr für dieses Kapitel der deutschen Geschichte und es liegt in der Verantwortung der Lehrkräfte, das Thema altersgerecht aufzubereiten. Durch den demographischen Wandel, der die Begegnung mit Zeitzeugen zunehmend schwieriger macht, wird die Suche nach neuen, auch emotional berührenden Zeugnissen der Geschichte notwendig. Die Beschäftigung mit dem Thema Nationalsozialismus ist nicht nur eine kognitive Aufgabe, die durch Recherche gelöst werden kann, sondern sie ist auch eine emotionale Herausforderung, wenn es darum geht, Empathie auszulösen, die aber nicht in einem Ohnmachtsgefühl enden darf, sondern die im besten Fall zum Handeln motiviert. Wer die Lehren der Geschichte verstanden hat, wem die Geschichten das Herz berührt haben, der wird nicht anders können, als für die Werte einzustehen, die im Dritten Reich mit Füßen getreten wurden. Beide Aufgaben soll das vorliegende Unterrichtsmodell erfüllen. Eine bewegende Geschichte liegt mit „Damals war es Friedrich“ vor, sie bietet ausreichend Projektionsfläche für die Auseinandersetzung wie auch für die Identifikation mit den Protagonisten. Die historische Komponente soll in die Auseinandersetzung mit der Thematik über verschiedene Rechercheaufgaben einfließen. Ausgrenzung, Hass und Radikalisierung sind übergreifende Themen, die nicht an eine bestimmte Epoche gebunden sind. Das Unterrichtsmodell stellt die Freundschaftsgeschichte in den Kontext ihrer historischen Bezüge. Didaktisch-methodische Überlegungen Die Schülerinnen und Schüler sollen durch die gemeinsame Lektüre von „Damals war es Friedrich“ ihre Leseund Interpretationskompetenzen stärken. Das Unterrichtsmodell orientiert sich an dem Lese-Curriculum wie es von Wolfgang Menzel entwickelt wurde und sieht eine unterrichtsbegleitende Lektüre des Jugendbuches vor. Das Arbeitsblatt M1 setzt mit einer Diskussion des Covers und des Klappentextes ein und sensibilisiert die Schülerinnen und Schüler für das Zusammenspiel von Text und Bild. Mit M2 ist es möglich, sinngestaltendes Lesen als Mittel der Textinterpretation einzusetzen. Die Lektüre des Romans beginnt mit dem Text auf M2. Die Leseübungen beginnen mit leichten Aufgaben wie dem Setzen von Pausenzeichen und führen zu anspruchsvolleren Arbeitsschritten wie dem Notieren von AnweisunHans Peter Richter: Damals war es Friedrich Didakt. Orientierungsschwerpunkt: Das LeseCurriculum von Wolfgang Menzel http://www.dtv.de/lehrer 9 gen zur Sprechhaltung, einer Vorstufe der Textinterpretation. Die Kapitel „Vorgeschichte“, „Reibekuchen“ und „Schnee“ sollen gemeinsam in der Klasse gelesen werden, um die Fertigkeiten, die mit M2 eingeübt wurden, weiter zu trainieren. Die Schülerinnen und Schüler sollen Informationen aus dem Text entnehmen und Figuren charakterisieren. Aufgabe 3 fordert zu einer Reflexion über Recherchemöglichkeiten auf. Eventuell kann hier aber auch schon an Vorwissen der Schüler aus dem Religionsunterricht angeknüpft werden. Es ist auch möglich, dass vor allem für muslimische Kinder das Thema „Beschneidung“ offensichtlicher ist als für ihre Mitschüler. Material M4 verknüpft die kreative Methode des SinnenGedichts mit einem handwerklichen Aspekt – der Gestaltung des eigenen Gedichts am PC. Hier üben die Schülerinnen und Schüler viele Kompetenzen gleichzeitig. Sie interpretieren, formulieren einen poetischen Text und wenden ihre Kenntnisse in der Textverarbeitung an. Der Austausch über die unterschiedlichen Verhaltensweisen der Mütter lädt zur Diskussion und eventuell zum Blick auf das Verhalten der eigenen Eltern ein. Vor der Lektüre des nächsten Kapitels („Großvater“) sollte das Arbeitsblatt M5 behandelt werden. Die Jugendlichen können hier an eigene Erfahrungen im Umgang mit der Großelterngeneration anknüpfen und Veränderungen des Umgangs der Generationen miteinander nachspüren. Die vertiefende Leseübung sollte in Partnerarbeit erfolgen, um einen höheren Anreiz für das laute Lesen zu schaffen und die Hürde der Korrektur möglichst niedrig zu halten. Nach der Lektüre des Kapitels „Großvater“ kann mit Hilfe von M6 das Textverständnis der Lernenden überprüft werden. Die Aufforderung zur detailgenauen Lektüre eröffnet den Rahmen für eine gewinnbringende Interpretation. Die Rechercheauf-gaben gehen in zwei Richtungen, zum einen sollen die Schülerinnen und Schüler Informationen zu den religiösen Kleidervorschriften der Juden sammeln, zum anderen sollen sie heraus-finden, was sich hinter dem Begriff „Antisemitismus“ verbirgt. Den Kindern wird damit ein wichtiges Verhalten bei der Erschließung schwieriger Texte vermittelt: Nachfragen und Nachforschen lohnt sich, das Textverständnis verbessert sich durch eigene Anstrengung. Der religiöse Aspekt des Judentums kann mit Hilfe von M7 vertieft werden. Als Informationsmaterial kann entweder auf geeignete Internetseiten zurückgegriffen werden, auf Schulbücher des Fachs Religion oder wenn vorhanden auf Materialien der Religions-Fachschaft (Lernzirkel, Freiarbeitsmaterial, Filme etc.). Vor der weiteren Lektüre des Jugendbuchs bietet M8 vertiefende Leseübungen an. Der erste Text beinhaltet Fehler (fehlende Buchstaben) und stellt für die Leser eine besondere Herausforderung dar. Die Aufgabe, endlich Hans Peter Richter: Damals war es Friedrich Gezielte Entnahme von Textinformationen und Charakteristik der Figuren Entwicklung eines poetischen Textes Reflexion generationenübergreifender Stellungnahmen zum Nationalsozialismus Nachfragen und Nachforschungen zur Sicherung des Textverständnisses Judentum Vertiefende LeseÜbungen http://www.dtv.de/lehrer 10 einmal die Rolle des Korrektors zu übernehmen, dürfte für viele SchülerInnen reizvoll sein. Der zweite Text bietet Lücken an, die von den Lernenden aus dem Kontext heraus geschlossen werden sollen. Die Diskussion der verschiedenen Lösungsmöglichkeiten bietet einen spannenden Zugang zur Interpretation des Textes. Der kreative Schreibauftrag des Tagebucheintrags, mit dem das Arbeitsblatt abschließt, stellt ein weiteres Mittel der Interpretation dar und sollte auch eine entsprechende sprachliche Gestaltung beinhalten. Vor der Bearbeitung des Materials M9 steht eine größere Lektüreeinheit. Zum einen dürften die Schülerinnen und Schüler inzwischen einen natürlichen Lesedrang verspüren, dem an dieser Stelle einmal nachgegeben werden soll, auf der anderen Seite lassen sich diese Kapitel inhaltlich gut zusammenfassen, weil sie alle die Ausgrenzung der jüdischen Bevölkerung, die auf verschiedenen Ebenen des Alltagslebens stattfand, thematisieren. Gerade auf dieser inhaltlichen Ebene ist es auch für relativ junge Schüler möglich, sich dem Thema zu nähern. Die Erlebnisse der beiden Freunde im Kapitel „Die Schlaufe“ machen es für die jugendlichen Leser leicht, sich mit den Protagonisten zu identifizieren. Wenn man sich vor Augen hält, dass nachhaltige Erinnerungsarbeit nur möglich ist, wo Empathie mit im Spiel ist, kommt diesem Kapitel eine besondere Bedeutung zu. Es zeigt auf eindrückliche Weise die Faszination, die von dem System „Nationalsozialismus“ schon für die Jüngsten ausging, und dass jeder, auch der heutige Leser, zum Sympathisanten, Mitläufer oder Täter hätte werden können. Material 10 bietet die Möglichkeit, in der Reaktion von Herrn Schneider eine Vorausdeutung der weiteren Geschehnisse zu erkennen. Das szenische Spiel prüft einerseits das Textverständnis der Schülerinnen und Schüler ab und füllt andererseits eine Leerstelle des Romans, der insgesamt wenige Dialoge aufweist. Arbeitsauftrag Nr. 3 ist vor allem durch die Nähe zu dem eigenen Lebensbereich der Jugendlichen interessant und macht die Spekulationsaufgabe bedeutsam. Die Fragen auf dem Arbeitsblatt beziehen sich auf das Kapitel „Der Lehrer“ und sollen während der Lektüre beantwortet werden. Zur Diskussion anregen soll die Aufgabe zur Textarbeit in M11. Gleichzeitig vertiefen die Lernenden ihre schriftliche Ausdrucksfähigkeit. Mit der Textgliederung wird ein wichtiges Instrument zur Analyse und Interpretation von Texten eingeführt. Das dritte Arbeitsblatt mit Leseübungen (M12) fordert die Schülerinnen und Schüler dazu auf, vorgegebene Überschriften einzelnen Abschnitten aus dem Kapitel „Im Schwimmbad“ zuzuordnen. Die zweite Aufgabe, welche die Recherche nach der Bar bzw. Bat Mizwa umfasst, geht in der Auswertung der Ergebnisse noch Hans Peter Richter: Damals war es Friedrich Stationen der Verfolgung Das System „Nationalsozialismus“ Szenisches Spiel Textgliederung Textkritische Überprüfung der historischen Fakten Begleitende LeseNotizen http://www.dtv.de/lehrer 11 einen Schritt weiter als die bisherigen RechercheAufgaben. Die Jugendlichen sollen textkritisch prüfen, inwiefern sich der Autor an die Fakten der jüdischen Tradition gehalten hat und eventuelle Abweichungen herausstellen. Das Arbeitsblatt schließt mit der Aufforderung, das Kapitel „Begegnung“ nachzuerzählen und damit eine Textsorte der Unterstufe zu wiederholen und zu vertiefen. Die Schülerinnen und Schüler erhalten mit M13 den Auftrag, das Buch bis zum Schluss zu lesen. Wichtig erscheint hier der Hinweis, dass die LernerInnen die Aufforderung erhalten, offene Fragen sowie ihre Gefühle beim Lesen zu notieren, immerhin eskalieren die Ereignisse zum Ende des Romans in dramatischer Weise. Hier ist sorgfältig abzuwägen, ob der Lesespannung wie vorgeschlagen nachgegeben werden kann oder ob die letzten Kapitel im Unterricht gemeinsam gelesen werden. Für dieses Vorgehen würde die Möglichkeit sprechen, Unsicherheiten der SchülerInnen gleich aufnehmen und Fragen sofort beantworten zu können. Der Arbeitsauftrag für die Lernenden besteht darin, die Situation der Juden, vor allem die dramatische Eskalation der Gewalt, festzuhalten. Durch den eher technischen Arbeitsauftrag der Bildbearbeitung am PC wird ihnen eine Möglichkeit der distanzierten Annäherung gegeben. Die Auswahl eines geeigneten Zitats fordert von den Leserinnen und Lesern eine genaue Textkenntnis sowie eine Abstimmung von Text und Bild. Als Abschluss der Unterrichtseinheit bietet sich das Arbeitsblatt M14 an. Hier werden die Lerner aufgefordert, die Romanhandlung als ganze einerseits (arbeitsteilig) nachzuerzählen, andererseits sollen sie die Lektüre, den Inhalt des Jugendbuchs und den Umgang mit dem Thema „Nationalsozialismus“ reflektieren. Distanzierte Annäherung an die Eskalation der Gewalt Abschlussreflexion Fächerübergreifende Aspekte Fächerübergreifende Ansätze bieten sich aufgrund des Alters der Adressatinnen und Adressaten vor allem im Bereich Kunst und Religion an. Im Religionsunterricht könnte die Auseinandersetzung mit dem Judentum eine wichtige Schnittstelle zwischen Roman und Unterrichtsgeschehen darstellen. Schön wäre es, wenn den Schülerinnen und Schülern Gelegenheit gegeben würde, heutiges jüdisches Leben in Deutschland kennenzulernen. Im Rahmen einer Exkursion wäre der Besuch einer Synagoge oder ggf. auch einer jüdischen Schule möglich. Im Kunstunterricht könnten die Jugendlichen z.B. ein alternatives Buchcover erstellen oder als Klassenprojekt das Jugendbuch illustrieren. Möglich wäre auch, die Schülerinnen und Schüler in die Technik der Collage einzuführen, so dass sie mit Hilfe von Bild- und Textquellen zu einer ganz eigenen Auseinandersetzung mit dem Inhalt des Romans kommen. Gerade diese Hans Peter Richter: Damals war es Friedrich Religionsunterricht Kunstunterricht http://www.dtv.de/lehrer 12 künstlerische Zugangsweise könnte für viele Jugendliche ein willkommenes Mittel der Verarbeitung der oft so schwer in Worte zu fassenden Gedanken bei der Beschäftigung mit der NS-Thematik sein. Hans Peter Richter: Damals war es Friedrich http://www.dtv.de/lehrer 13 Anregungen zur Texterschließung und -bearbeitung M1 Klappentext & Cover __________________________________________________________________________________ __________________________________________________________________________________ __________________________________________________________________________________ ___________________ Freundschaft im Nationalsozialismus ___________________ ___________________ Zwei Jungen wachsen im selben Haus auf und gehen in dieselbe Schulklasse. Jeder wird als einziges Kind von verständnisund liebevollen Eltern erzogen. Selbstverständlich werden sie Freunde und jeder ist in der Familie des anderen daheim. Doch Friedrich Schneider ist Jude und allmählich wirft der Nationalsozialismus seine Schatten über ihn. Friedrichs Freund, der zwar bis zuletzt an Friedrich hängt, kann ihm immer weniger zur Seite stehen, da er selbst dem Zwang seiner Zeit ausgeliefert ist. Langsam gleitet die Geschichte aus der heilen Kinderwelt in ein unfassbares Dunkel. ___________________ ___________________ ___________________ ___________________ ___________________ ___________________ ___________________ ___________________ ___________________ ___________________ ___________________ ___________________ ___________________ ___________________ ___________________ ___________________ ___________________ __________________________________________________________________________________ __________________________________________________________________________________ __________________________________________________________________________________ __________________________________________________________________________________ __________________________________________________________________________________ __________________________________________________________________________________ __________________________________________________________________________________ Aufgaben 1. Vergleiche den Klappentext zu „Damals war es Friedrich“ mit dem Cover-Bild: Passt das Bild deiner Meinung nach zum Text oder hättest du dir ein anderes Cover besser vorstellen können? 2. Notiere ausgehend von dem Klappentext erste Erwartungen an den Text. Gerne kannst du diese Erwartungen auch in Form von Fragen neben den Text (s.o.) schreiben. 3. Markiere im Klappentext oben die wichtigsten Wörter, die deutlich machen, worum es in dem Buch geht. Hans Peter Richter: Damals war es Friedrich http://www.dtv.de/lehrer 14 M2 Leseübungen I Vorgeschichte Irgendwer hatte ihn Polykarp getauft. Und diesen Namen behielt er, solange er unseren Vorgarten beherrschte. Zu einer grünen Hose und einer roten Weste trug Polykarp eine blaue Zipfelmütze. Seine linke Hand steckte in der Hosentasche, mit der rechten umfasste er eine lange Pfeife. So stand er mitten auf dem Rasen und blickte über den Vorgarten wie jemand, der seinen Feierabend genießt. Polykarp verließ seinen Platz nie. Wuchs das Gras zu hoch, verwehrte es ihm die Sicht auf die Dahlien am Gartenzaun, dann kroch die Frau des Hausbesitzers auf den Knien mit der Rasenschere über die kleine Wiese und schnitt die Halme bis auf Streichholzlänge ab. Herrn Resch, den Hausbesitzer selber, sah man nur an hohen Feiertagen, wenn schönes Wetter war. Langsam schritt er bis zur Mitte seines Vorgartens. Seine Frau brachte ihm rasch einen Stuhl nach und schnaufend setze er sich neben Polykarp, seinen Gartenzwerg. Genau eine Stunde blieb der dicke Herr Resch auf dem Stuhl sitzen. Er schaute auf die Straße und musterte die Vorübergehenden. Dann erhob er sich, umkreiste einmal Polykarp und begab sich prustend wieder in sein Haus. Bis zum nächsten Feiertag beobachtete er Polykarp, den Vorgarten und die Straße nur vom Fenster aus. Herr Resch war nicht bloß Hausbesitzer. Als Vertreter für Badeanzüge hatte er angefangen. Mit den Jahren war ihm der Aufstieg zum Großhandelsvertreter gelungen. Nun ließ er andere für sich arbeiten. Er selbst saß am Fernsprecher und leitete seine Geschäfte von dort aus. Endlich durfte er herrschen – und er ließ es jeden spüren: Sein Haus war sein Herrschaftsbereich; Vertreter und Hausbewohner waren seine Untertanen. Aufgaben 1. Lies den Text aus dem ersten Kapitel erst einmal leise für dich. 2. Bereite den Ausschnitt anschließend für das laute Lesen vor. Markiere dazu im Text die Stellen, an denen eine Sinneinheit zu Ende ist mit einem senkrechten Strich (I). Diese Markierungen helfen dir später beim Vorlesen, denn es sind die Stellen, an denen du Luft holen kannst ohne dass dein Lesefluss ins Stocken gerät. 3. Setze nach allen Sätzen ein Pausenzeichen (II) ein. 4. Versuche einen ersten Lesedurchgang, bei dem du auf deine Markierungen achtest. Bereitet es dir Schwierigkeiten am Ende der Zeile weiterzulesen, wenn die Sinneinheit noch weitergeht? Dann hilft dir vielleicht folgender Trick: Markiere dir die Stellen, an denen du am Zeilenende weiterlesen solltest mit einem kleinen Pfeil ( ). So kannst du dich erinnern, dass du mit der Stimme oben bleiben sollst. 5. Nur wenn man einen Text verstanden hat, weiß, was die einzelnen Wörter und Sätze bedeuten, kann man ausdrucksstark lesen. Unterstreiche deshalb die Wörter, die besonders wichtig sind (Sinnwörter). So kannst du beim späteren lauten Lesen einen besonderen Akzent setzen. 6. Bereite den Vortrag des Textes vor, indem du dir Notizen zur Sprechhaltung an den Rand oder über einzelne Wörter schreibst. Am besten eignen sich hierfür Adjektive, die beschreiben, wie deine Stimme später klingen soll. Hans Peter Richter: Damals war es Friedrich http://www.dtv.de/lehrer 15 M3 Familie Schneider Aufgaben 1. Lest gemeinsam die Kapitel „Vorgeschichte“, „Reibekuchen“ und „Schnee“. Achtet darauf, dass ihr mit der Stimme erst am Ende des Satzes heruntergeht. Wenn möglich, gestaltet euren Vortrag für die Zuhörer spannend, indem ihr an geeigneten Stellen pausiert und den Text mit eurer Stimme gestaltet (vgl. M2). 2. In den ersten drei Kapiteln des Romans erfahrt ihr wichtige Informationen über Friedrichs Familie. Tragt die Eigenschaften und Besonderheiten von Vater, Mutter und Sohn oben in die Grafik ein. 3. Diskutiert gemeinsam, was die Mutter des Ich-Erzählers meinen könnte, wenn sie zu dem badenden Friedrich sagt: „’Na, Fritzchen“! Du siehst aus wie ein kleiner Jude!’“ Überlegt euch, wie ihr herausfinden könntet, was sich hinter dem Zitat verbirgt. Welche Nachschlagemöglichkeiten habt ihr? Hans Peter Richter: Damals war es Friedrich http://www.dtv.de/lehrer 16 M4 Friedrich und sein Freund Schnee sieht aus _____________________________________ _____________________________________ riecht _____________________________________ _____________________________________ klingt _____________________________________ _____________________________________ schmeckt _____________________________________ _____________________________________ fühlt sich ____________________________________ _____________________________________ Aufgaben 1. Im Kapitel „Schnee“ freut sich Friedrich über das Toben in der Winterlandschaft. Verfasse ein Sinnen-Gedicht über den Schnee. Darin soll zum Ausdruck kommen, wie Friedrich das winterliche Weiß erlebt. 2. Bearbeite das Gedicht am PC. Öffne hierzu ein neues Dokument, speichere es unter einem aussagekräftigen Namen und tippe dein Gedicht ab. Gestalte deinen Text anschließend mit Hilfe einer passenden Schriftart und Schriftgröße. Vielleicht hast du auch Lust, farbige Schrift zu verwenden. 3. Während Friedrich draußen ausgelassen mit seiner Mutter spielt, steht der Ich-Erzähler am Fenster und schaut zu. Versetze dich in die Situation des Jungen am Fenster und schreibe seine Gedanken und Gefühle auf. 4. Diskutiert gemeinsam, warum der Autor die beiden Mütter so unterschiedlich darstellt. Was will er damit erreichen? Hans Peter Richter: Damals war es Friedrich http://www.dtv.de/lehrer 17 M5 Großvater Wissen & Fähigkeiten Besonderheiten Großeltern Aussehen Verhalten Aufgaben 1. Erstelle, bevor du das Kapitel „Großvater“ liest, eine Mindmap zum Thema „Großeltern“. Nimm in deine Gliederung unter anderem folgende Aspekte auf: Verhalten, Aussehen, Besonderheiten, Wissen und Fähigkeiten. 2. Lies anschließend zusammen mit einem Partner das Kapitel „Großvater“. Teilt den Text so unter euch auf, dass ihr nach jedem Absatz die Rollen von „Leser“ und „Zuhörer“ tauscht. Der Zuhörer verfolgt aufmerksam mit, was er vorgelesen bekommt, und macht den Leser auf eventuelle Fehler aufmerksam, sofern dieser seine Versprecher nicht selbst bemerkt. 3. Vergleicht anschließend die Bilder, die ihr von euren Großeltern habt, mit der Schilderung des Großvaters in der Geschichte. Haltet die Unterschiede und mögliche Gemeinsamkeiten in einer Tabelle fest. Unterschiede könnt ihr so markieren: . Gemeinsamkeiten durch ein „=“. 4. Recherche-Aufgabe: Finde heraus, welches Verhältnis eure Großeltern zu ihrer Oma und ihrem Opa hatten. Berichtet davon, wie der Umgang zwischen den Generationen war. Hans Peter Richter: Damals war es Friedrich http://www.dtv.de/lehrer 18 M6 Antisemitismus: Der Beginn stimmt stimmt nicht Großvater arbeitete als Busfahrer bei der Post. Alle freuten sich, wenn Großvater seinen Besuch ankündigte. Mutter besorgte immer einen besonderen Kaffee, wenn ihr Vater kam. Wenn Großvater kam, musste sich der Ich-Erzähler immer besonders ordentlich waschen und kleiden. Großvater kontrollierte sogar die Sauberkeit der Schuhe. Großvater interessierte sich für die Geschichten, die ihm sein Enkel zu erzählen hatte. Seinem Schwiegersohn machte der Großvater Vorwürfe. Die Familie litt Hunger. Großvater schickte jeden Monat Geld. Großvater freute sich, dass sein Enkel mit Friedrich befreundet war. Von seinem Vorgesetzten Cohn berichtete der Großvater Schlechtes. Er kritisierte das Verhalten seines Vorgesetzten, weil er neidisch auf seinen Chef war. Die Kritik des Großvaters hatte nichts damit zu tun, dass sein Chef Jude war. Der Schwiegersohn widersprach Großvater, weil er dessen Vorurteile über Juden nicht ertragen konnte. Als Friedrich an der Tür klingelte, bat die Mutter ihn herein. Aufgaben 1. Das Kapitel „Großvater“ hast du bereits gelesen. Überprüfe dein Textverständnis und Erinnerungsvermögen und kreuze die richtigen Antworten an. 2. Als der Großvater zu Besuch kommt, wird deutlich, dass die jüngere und die ältere Generation ein unterschiedliches Verhältnis zu den jüdischen Mitbürgern hat. Zeige am Text, wo sich das gute Verhältnis der Familie zu ihren jüdischen Nachbarn und wo sich die Ablehnung des Großvaters zeigt (S. 24f.). 3. Der Großvater beschreibt seinen ehemaligen jüdischen Vorgesetzten. Recherchiere im Internet und finde heraus, welche Bekleidungsvorschriften gläubige, jüdische Männer befolgen. 4. In seinem Vortrag macht der Großvater deutlich, dass er Juden nicht mag. Gegen seine antisemitischen Parolen wehrt sich sein Schwiegersohn. Informiere dich im Internet, was unter „Antisemitismus“ zu verstehen ist. Tipp: Suche nach den Begriffen „Juden in der Weimarer Republik“ und „Zeitklicks“, dann findest du eine Seite, auf der anschaulich erklärt wird, wie man sich die Ausgrenzung der Juden vorstellen muss. Hans Peter Richter: Damals war es Friedrich http://www.dtv.de/lehrer 19 M7 Sabbat „’Was ist das für ein Röhrchen, das ihr dort oben am Türpfosten hängen habt?’, fragte ich Friedrich.“ (S. 26) „Aus dem Schrank nahm sie zwei Leuchter mit neun Wachskerzen.“ „Aus der Küche holte sie zwei kleine selbst gebackene Brote. Diese beiden Brote legte sie ebenfalls auf den Tisch zwischen die Leuchter“. (S. 27) „Sie nahm einen großen silbernen Becher aus dem Schrank und stellte ihn an Herrn Schneiders Platz. Daneben legte sie ein Gebetbuch.“ (S. 27) „Dann entzündete sie die beiden Kerzen . Dabei kehrte sie sich der Wand zu, die vom Abendrot übergossen war, und sprach etwas murmelnd vor sich hin.“ (S. 27f.) „Kurz darauf betrat er im dunklen Anzug, den Kopf mit einem winzigen bestickten Käppchen bedeckt, das Wohnzimmer.“ (S. 28) „Herr Schneider legte ihm eine Hand auf den Scheitel und sagte: ‚Möge dich Gott wie Efraim und Manasse werden lassen. Der Herr segne dich und behüte dich; der Herr lasse dir sein Angesicht leuchten und sei dir gnädig; der Herr wende dir sein Angesicht zu und verleihe dir Frieden.’“ (S. 28) „Dann schlug der das bereitliegende Buch auf und las seiner Frau etwas in hebräischer Sprache vor.“ (S. 28) „Herr Schneider nahm den Becher vom Tisch und goss ihn voll Wein. Mit beiden Händen hielt er ihn und betete. Dann tranken wir alle einen Schluck daraus, zuerst Herr Schneider, dann Frau Schneider, danach Friedrich, zuletzt ich.“ (S. 28) „Als er zurückkehrte, sprach er über dem selbst gebackenen Brot: ‚Gelobt seist du, Herr unser Gott, König der Welt, der das Brot aus der Erde hervorbringt. Er schnitt ein Brot auf und reichte jedem von uns ein Stückchen.“ (S. 28f.) „Im Einschlafen hörte ich noch, wie Schneiders leise und traurig miteinander sangen.“ (S. 29) Aufgaben 1. Lies das Kapitel „Freitagabend“. Hier bereitet sich die Familie Schneider auf den Sabbat vor. Notiere zu den Zitaten, welcher jüdische Ritus hier beschrieben wird. Zeichne ein kleines Bild zu den beschriebenen Gegenständen bzw. Handlungsweisen. Hans Peter Richter: Damals war es Friedrich http://www.dtv.de/lehrer 20 M8 Leseübungen II Text 1 Text 2 Friedrich und ich durften in der Bank nebeneinaner sitzen. Unser Lerer erzählte uns eine Geschichte. Danach sangen wir gemeinsam „Hänschen klein...“ und damit war unser erster Untericht zu Ende. Vor dem Schultor warteten unsere Eltern. Vater war ohnehin arbeitslos und Herr Schneider hatte sich für den ersten Schultg freigenomen. Friedrich und ich bekamen eine große spitze Schultüte; Friedrich eine rote, ich eine baue. Meine blaue Tüte war ein wenig kleiner als Friedrichs rote. Friedrich öffnete seine Tüte sofort. Er bot mir von seinen Süßikeiten an und zerbrach eine Tafel Schokolade, um allen davon abzugeben. Als ich die Schleife an meiner Tüte aufziehen wollte, schüttelte Mutter den Kopf. Sie nahm mich beiseite und sagte, ich solle bis zu Hause waten. Ich verstand das nicht – aber ich gehorchte. Bei der nächsten Straßenecke fragte Herr Schneider laut: „Und wohin gehen wir nun?“ Dabei schaute er sich lächlnd um. Vater blickte erschreckt zur Mutter hin. Friedrich beantwortete die Frage. Jubelnd rief er: „Auf den Rummelpatz!“ Wieder sah Vater Mutter an; diesmal hatte er ängstliche Augen. Mutter sagte zu Herrn Schneider: „Schade, wirkich schade, dass wir nicht mitkommen können. Aber ich habe zu Hause noch so viel Arbeit liegen und auch das Mittagesen habe noch nicht vorbereitet.“ Ich flehte: „Mutter, ich möchte aber so gerne auf den Rummelplatz!“ Vater legte mir die Hnd auf den Kopf: „Wir können nicht, Junge. Denk an Mutter.“ Herr Schneider jedoch fasste meine Mutter am Arm; Frau Schneider hängte sich bei Vatr ein. „Heute gelten keine Ausreden!“, erklärte Herr Schneider. „Am ersten Schultag gehen wir zm Rummelplatz!“ (S. 29f.) Vater und Mutter sahen _________________aus. Doch sie kamen mit. Friedrich steckte mir drei ______________________________Schokolade auf einmal in den Mund, dann hakten auch wir beide uns ein und liefen mit unseren _______________________ den Eltern voraus. Auf dem Rummelplatz führten die Väter uns an der ___________________. Mein Vater drängte unauffällig zur Mutter hin: „Du musst mir fünf Mark leihen!“, flüsterte er ihr ins Ohr. „Ich habe kein Geld bei mir“, ____________________________ Mutter zurück, „nur zwei Mark vom Haushaltsgeld.“ Vater _____________________. Dann sagte er: „Gib sie her! Ich habe noch siebzig Pfennige in der Tasche.“ Mutter __________________________________ an ihrer Tasche herum, als ob sie nach dem Taschentuch suche. Heimlich aber drückte sie Vater die zwei Mark in die Hand. Vater blickte _______________________________ drein. Ich bereute schon, dass ich nach dem Rummelplatz verlangt hatte. Familie Schneider marschierte voraus; wir ______________________________ lustlos hinterher. Beim Pferdekarussell blieben wir stehen. Wir schauten zu, wie es sich drehte. Doch plötzlich drückte Friedrich mir eine Fahrkarte in die Hand. Als das Karussell hielt, gaben wir die Tüten den Müttern und _____________________ auf die Pferde. Meines hieß Bella, auf der Satteldecke von Friedrichs Pferd stand Fuchs. Es war wunderschön, immer rundherum zu reiten; wir ________________, wir _________________, wir _____________________; wir trieben unsere Pferde an, bis das Karussell hielt. (S. 31) Aufgaben 1. In Text 1, der aus dem Kapitel „Schulanfang“ stammt, haben sich Fehler eingeschlichen. Lies den Text laut vor und markiere die Fehler, die dir bereits beim ersten Lesedurchgang auffallen farbig. Beim zweiten leisen Lesen findest du bestimmt noch mehr Fehler. Verbessere die Fehler und vergleiche dein Ergebnis mit dem Original auf Seite 29. 2. Fülle die Lücken in Text 2 sinnvoll. Vergleiche deine Lösungen mit dem Original auf Seite 31. Sofern ihr unterschiedliche Lösungswörter gefunden habt, diskutiert, welche besser passen und welche weniger gut. Begründet eure Meinung. 3. Lies das Kapitel „Schulanfang“ zu Ende (S. 32-36). Stell dir vor, der Ich-Erzähler denkt am Abend noch einmal über die Erlebnisse des Tages nach und vertraut seine Gedanken und Gefühle einem Tagebuch an. Schreibe diesen Eintrag. Hans Peter Richter: Damals war es Friedrich http://www.dtv.de/lehrer 21 M9 Boykott Ausgrenzung der Juden in Deutschland 1933 Maßnahmen der Nationalsozialisten Folgen für die jüdische Bevölkerung Aufgaben 1. In den Kapiteln „Schulweg“ bis „Die Verhandlung“ wird geschildert, wie sich die Lebenssituation der Juden in Deutschland 1933 zunehmend verändert. Lies die Kapitel der Seiten 36-68 und mache dir Notizen zu der Ausgrenzung der Juden in Deutschland. 2. Erstelle am PC eine Tabelle, in der du übersichtlich die einzelnen Stationen der Verfolgung der Juden in Deutschland einträgst. 3. Recherchiere auf der Internetseite „Zeitklicks“ nach den Begriffen „Die Situation der Juden 1933“ sowie „Juden – Phasen der Verfolgung“. Ergänze deine Tabelle von Aufgabe 2. 4. Im Kapitel „Die Schlaufe“ darf Friedrich den Ich-Erzähler zu einem Treffen des „Deutschen Jungvolks“ begleiten. Erkläre, was Friedrich so sehr an dem Treffen fasziniert. Informiere dich auf der Internetseite „Zeitklicks“, warum so viele Jugendliche von den Organisationen der Nationalsozialisten begeistert waren. Du kannst als Suchbegriff „Halt im Jugendverein“ verwenden. Hans Peter Richter: Damals war es Friedrich http://www.dtv.de/lehrer 22 M10 Lesen & Interpretieren 1. Was könnte der Lehrer seinen Schülern nach dem Ende des Unterrichts noch erzählen wollen? 2. Warum verlässt keines der Kinder den Klassenraum, obwohl der Unterricht bereits vorbei ist? 3. Warum schauten die Schüler ihren Lehrer „voller Spannung und Erwartung“ an? (S. 74) 4. Warum erzählt der Lehrer seinen Schülern die Geschichte der Juden? 5. Welche Einstellung hat der Lehrer zur Ausgrenzung der Juden? 6. Was wünscht sich der Lehrer für Friedrich? 7. Was meint der Lehrer, wenn er sagt: „’Ich hoffe, ihr versteht das und bleibt Friedrichs Freunde, so wie ich sein Freund bleibe, wenn er auch nicht mehr meine Klasse besucht. Vielleicht wird Friedrich gute Freunde brauchen.’“ (S. 79) 8. Wenn sich der Lehrer kritisch über die Ausgrenzung der Juden äußert, verwundert es vielleicht, dass er am Ende des Kapitels den Hitlergruß verwendet. Was könnte seine Motivation sein, dieses Nazi-Zeichen zu verwenden? Aufgaben 1. In dem Kapitel „Im Kaufhaus“ erkundigt sich Herr Schneider beim Ich-Erzähler nach dessen Mitgliedschaft im „Jungvolk“ und danach, wie sein Vater zu dieser Aktivität steht. So beiläufig wie die Fragen gestellt werden, sind sie aber nicht. Das zeigt sich besonders am Ende des Kapitels. Dort heißt es: „Herr Schneider reichte uns die Hand. ‚Auf Wiedersehen, Jungens, und viel Vergnügen!’ Langsam ging er fort. Hinter dem vierten Tisch drehte er sich noch einmal um und winkte uns, aber er lächelte nicht mehr.“ (S. 73) Erkläre, wie sich Herr Schneider fühlt und begründe deine Einschätzung. 2. Stell dir vor, Herr Schneider unterhält sich am Abend mit seiner Frau über die Begegnung im Kaufhaus. Er informiert sie und lässt sie aber auch an seinen Gedanken, Sorgen und Wünschen teilhaben. Schreibt zu zweit dieses Gespräch auf und spielt es anschließend der Klasse vor. 3. Das nächste Kapitel hat die Überschrift „Der Lehrer“. Formuliere knapp deine Erwartungen an den Inhalt des Kapitels. Denke daran, dass auch die politischen Entwicklungen des Jahres 1934 eine Rolle spielen könnten. 4. Beginnt nun mit der Lektüre des Kapitels „Der Lehrer“. Beantwortet nach der Lektüre der einzelnen Abschnitte die Fragen (s. o.). Hans Peter Richter: Damals war es Friedrich http://www.dtv.de/lehrer 23 M11 Fragen – Lesen - Antworten Welche Veränderungen hat es in Bezug auf den Beruf der Väter und der Mütter seit Beginn des Buches gegeben? ___________________________________________________________________ ___________________________________________________________________ ___________________________________________________________________ Was erfährt der Leser über Frau Penk? ___________________________________________________________________ ___________________________________________________________________ Warum möchte Frau Penk nicht mehr bei Familie Schneider arbeiten? ___________________________________________________________________ Wie reagiert die Mutter des Ich-Erzählers auf die Kündigung von Frau Penk? ___________________________________________________________________ Warum wartet der Vater auf Herrn Schneider? ___________________________________________________________________ ___________________________________________________________________ ___________________________________________________________________ ___________________________________________________________________ Warum fragt der Vater: „’Darf ich frei und offen reden?’“ (S. 84f.) Warum ist der Vater so erregt, als er Herrn Schneider von seiner Parteimitgliedschaft erzählt? Warum rät der Vater Herrn Schneider zur Auswanderung und warum will dieser in Deutschland bleiben? ___________________________________________________________________ ___________________________________________________________________ ___________________________________________________________________ ___________________________________________________________________ ___________________________________________________________________ ___________________________________________________________________ Was meint der Vater damit: ___________________________________________________________________ „’Sie reden, Herr Schneider, als ob Sie bloß eine kleine ___________________________________________________________________ Gruppe gereizter Judenhasser zu fürchten hätten. Ihr Gegner ___________________________________________________________________ ist ein Staat!’“ (S. 88) Aufgaben 1. Lies dir die Fragen durch und lies die Kapitel „Die Reinemachefrau“ und „Gründe“ (S. 79-89). Sobald du im Text die Informationen gefunden hast, formuliere deine Antworten. 2. Gliedere das Kapitel „Gründe“ in Abschnitte und formuliere jeweils eine passende Überschrift. Hans Peter Richter: Damals war es Friedrich http://www.dtv.de/lehrer 24 M12 Leseübungen III Die Demütigung Der Verlust Zweifel Der Fahrradfahrer Der Zeuge Vor dem Schwimmen Der Ausweis Der Diebstahl Verabredung im Hochsommer Der Bademeister Aufgaben 1. Oben siehst du Überschriften für die Abschnitte des Kapitels „Im Schwimmbad“ (S. 90f.). Ordne sie den einzelnen Abschnitten zu. Tipp: Ein Abschnitt kann auch mal mehrere Absätze umfassen. 2. Lies das Kapitel „Das Fest“. Recherchiere, wie jüdische Jungen das Fest der Bar Mitzwa feiern, und überprüfe, ob der Autor die Feierlichkeiten korrekt darstellt. Finde heraus, ob es dieses Fest auch für Mädchen gibt. 3. Fertige nach der Lektüre des Kapitels „Begegnung“ eine Nacherzählung an. Achte darauf, dass du alle wichtigen Punkte berücksichtigst und dass du anschaulich erzählst. Hans Peter Richter: Damals war es Friedrich http://www.dtv.de/lehrer 25 M13 Die Gewalt nimmt zu Novemberpogrom 1938 Deine Überschrift Dein Foto „Schon von Weitem konnte ich sehen, dass beim Laden von Abraham Rosenthal, dem kleinen Juden mit dem Spitzbart, die Glassplitter bis fast zur Fahrbahnmitte verstreut waren. Auf dem Gehsteig türmten sich Verkaufstisch und zerbrochene Regale wie ein Berg Gerümpel.“ (S. 106) „Dein Zitat“ Quelle Foto: Bundesarchiv, Bild 146-1970-083-42 / Fotograf: o.Ang / Lizenz CC-BY-SA 3.0 Aufgaben 1. Lies die restlichen Kapitel des Romans. Nimm bei der Lektüre ein Blatt zur Hand, auf das du alle Fragen, Gedanken und Gefühle notieren kannst, die dir beim Lesen durch den Kopf gehen. 2. Beschreibe mit eigenen Worten, wie sich die Situation der Juden in Deutschland weiter verändert. 3. Recherchiere auf der Internetseite „Zeitklicks“ zu „Pogrom“. Wähle dort Fotos aus, mit denen du das Kapitel „Pogrom“ bebildern würdest. Kopiere diese Fotos und füge sie in ein neues Dokument ein. Formuliere zu jedem Foto eine passende Überschrift und füge als Erklärung (Unterschrift) ein Zitat aus dem Kapitel „Pogrom“ ein. Hans Peter Richter: Damals war es Friedrich http://www.dtv.de/lehrer 26 M14 Auswertung 1. Vorgeschichte 2. Reibekuchen 3. Schnee 4. Großvater 5. Freitagabend 6. Schulanfang 7. Schulweg 8. Die Schlaufe 9. Der Ball 10. Treppengespräch 11. Herr Schneider 12. Die Verhandlung 13. Im Kaufhaus 14. Der Lehrer 15. Die Reinemachefrau 16. Gründe 17. Im Schwimmbad 18. Das Fest 19. Begegnung 20. Der Pogrom 21. Der Tod 22. Lampen 23. Der Film 24. Bänke 25. Der Rabbi 26. Sterne 27. Salomon 28. Besuch 29. Fledderer 30. Das Bild 31. Im Keller 32. Ende Aufgaben 1. Mit Hilfe der Kapitel-Kärtchen sollt ihr als Klasse die Romanhandlung noch einmal nacherzählen. Ziehe eines der Kärtchen und bereite deinen Beitrag vor. Wenn du nicht mehr sicher bist, überfliege den Text des Kapitels noch einmal. Du kannst dir beim Lesen Notizen machen, die du anschließend beim Nacherzählen verwenden kannst. 2. Erzählt die Handlung des Romans mit eigenen Worten nach. Versucht dabei frei zu sprechen und nur hin und wieder auf eure Notizen zu schauen. 3. Klärt abschließend folgende Fragen: Wie hat euch der Roman gefallen? Was hat euch gut, was weniger gut gefallen? Welche Dinge habt ihr vorher nicht gewusst? Glaubt ihr, dass es heute immer noch wichtig ist, über das Thema „Nationalsozialismus“ Bescheid zu wissen? Warum könnte es wichtig sein, sich mit diesem Teil der deutschen Geschichte zu beschäftigen? Würdet ihr das Buch weiterempfehlen? Begründet eure Meinungen. Hans Peter Richter: Damals war es Friedrich http://www.dtv.de/lehrer 27 Impressum: dtv Unterrichtspraxis Idee, Konzeption und Redaktion Marlies Koenen INSTITUT FÜR IMAGE+BILDUNG, Berlin 2016 Hans Peter Richter: Damals war es Friedrich http://www.dtv.de/lehrer 28
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