Gleichnisse der Barmherzigkeit In den Gleichnissen, die von der Barmherzigkeit handeln, offenbart Jesus die Natur Gottes als die eines Vaters, der nie aufgibt, bevor er nicht mit Mitleid und Barmherzigkeit die Sünde vergeben und die Ablehnung überwunden hat. Wir kennen von diesen Bildreden drei ganz besonders: die Gleichnisse vom verlorenen Schaf und von der wiedergefundenen Drachme und das vom Vater und seinen beiden Söhnen (vgl. Lk 15,1-32). In diesen Gleichnissen wird besonders die Freude des Vaters im Moment der Vergebung betont. Darin finden wir den Kern des Evangeliums und unseres Glaubens, denn die Barmherzigkeit wird als die Kraft vorgestellt, die alles besiegt, die die Herzen mit Liebe erfüllt und die tröstet durch Vergebung. Aus einem weiteren Gleichnis gewinnen wir darüber hinaus eine Lehre für unser eigenes christliches Leben. Provoziert durch die Frage des Petrus, der wissen will, wie oft man verzeihen müsse, antwortet Jesus: „Nicht siebenmal, sondern siebenundsiebzigmal“ (Mt 18,22) … Dieses Gleichnis enthält eine tiefe Lehre für jeden von uns. Jesus stellt fest, dass Barmherzigkeit nicht nur eine Eigenschaft des Handelns Gottes ist. Sie wird vielmehr auch zum Kriterium, an dem man erkennt, wer wirklich seine Kinder sind. Wir sind also gerufen, Barmherzigkeit zu üben, weil uns selbst bereits Barmherzigkeit erwiesen wurde. Papst Franziskus in der Bulle „Misericordiae vultus“ Blutreliquie des Hl. Papstes Johannes Paul II. Bruder Konrad – Pförtner der Barmherzigkeit Die Blutreliquie ist ein Tropfen Blut vom Talar, den der Papst 1981 beim Attentat getragen hatte. Links neben der Heiligen Pforte in St. Magdalena verweist ein Halbrelief auf den Heiligen Konrad von Parzham. Über 41 Jahre (1852 – 1894) tat dieser heilige Kapuzinerbruder seinen Dienst an der Pforte des Wallfahrtsklosters St. Anna hier in Altötting. Für die zahlreichen Menschen, die täglich an seine Pforte kamen, hatte er ein offenes Ohr, gute Worte und eine offene Hand. Er pflegte zu sagen: „Das kommt alles wieder rein, was man den Armen gibt.“ Die Anliegen, die ihm an der Pforte anvertraut wurden, brachte er im Gebet vor dem Herrn im Tabernakel und erfuhr dort die Kraft, seinen Dienst an der Pforte für die Wallfahrer zu tun. So erfuhr er selbst die Barmherzigkeit des Vaters, die er seinen Zeitgenossen weitergab. Vielen zeigte er auch den Weg zum Empfang des Sakramentes der Versöhnung in einer guten Beichte. Auch empfahl er bei seinem täglichen Besuch in der Heiligen Kapelle die Menschen, die an seine Pforte kamen, dem Schutz und der Fürsprache der Gnadenmutter von Altötting, der Mutter der Barmherzigkeit. Mater Misericordiae – Mutter der Barmherzigkeit (Wallfahrtsmotto 2016 Altötting) Heilige Maria, Mutter der Barmherzigkeit, du Gnadenmutter von Altötting, wende deine barmherzigen Augen uns zu und bitte für uns! Heiliger Bruder Konrad, du Pförtner am Gnadenort, bitte für uns! Am 11. Februar 2013 wurde die Blutreliquie anlässlich des 21. Welttages der Kranken in Altötting vom Sondergesandten des Papstes, Erzbischof Zygmunt Limowski, als besonderes Geschenk Papst Benedikts XVI. für den Gnadenort überreicht. Sie hat ihren Platz normalerweise in der Gnadenkapelle neben der „Goldenen Rose“ und ist jetzt während des Heiligen Jahres der Barmherzigkeit hier in der Josefskapelle zur Verehrung. Johannes Paul II. - Papst der Barmherzigkeit „Die Botschaft von der Göttlichen Barmherzigkeit ist mir immer nahe und lieb gewesen. In schweren Jahren war sie eine besondere Hilfe und eine unerschöpfliche Quelle der Hoffnung ... und hat in gewisser Weise das Bild meines Pontifikats geprägt“ sagte Papst Johannes Paul II. am 7. Juni 1997 in Łagiewniki, in dem Ort, wo die Hl. Schwester Faustyna gelebt hat und begraben ist. Bei Papst Johannes Paul II. war die Barmherzigkeit des Vaters ein ganz wichtiges Thema seiner Verkündigung. Im Heiligen Jahr 2000 hat er den „Sonntag der göttlichen Barmherzigkeit“ der Kirche geschenkt und auf den ersten Sonntag nach Ostern gelegt. Heimgegangen in das Haus des Vaters ist er am Vorabend des Sonntags der göttlichen Barmherzigkeit, am 2. April 2005. Die Werke der Barmherzigkeit „Es ist mein aufrichtiger Wunsch, dass die Christen während des Jubiläums über die leiblichen und geistigen Werke der Barmherzigkeit nachdenken. Das wird eine Form sein, unser Gewissen, das gegenüber dem Drama der Armut oft eingeschlafen ist, wachzurütteln und immer mehr in die Herzmitte des Evangeliums vorzustoßen, in dem die Armen die Bevorzugten der göttlichen Barmherzigkeit sind. Die Verkündigung Jesu nennt uns diese Werke der Barmherzigkeit, damit wir prüfen können, ob wir als seine Jünger leben oder eben nicht. – Ja, entdecken wir erneut die leiblichen Werke der Barmherzigkeit… Und vergessen wir auch nicht die geistigen Werke der Barmherzigkeit…“ Papst Franziskus Die leiblichen Werke der Barmherzigkeit • Die Hungernden speisen • Den Durstigen zu trinken geben • Die Nackten bekleiden • Die Fremden beherbergen • Die Kranken pflegen • Die Gefangenen besuchen • Die Toten in Würde bestatten Die geistlichen Werke der Barmherzigkeit • Die Unwissenden lehren • Den Zweiflern raten • Die Trauernden trösten • Die Sünder zur Umkehr ermutigen • Denen, die uns beleidigen, verzeihen • Die Lästigen geduldig ertragen • Für die Lebenden und Verstorbenen zu Gott beten Die Heilige Pforte der Barmherzigkeit in der Kloster- und Beichtkirche St. Magdalena in Altötting geöffnet vom Aschermittwoch bis Christkönigssonntag 2016 Christus spricht: „Ich bin die Tür. Wer durch mich hineingeht, wird gerettet werden; er wird ein und aus gehen und Weide finden“ (Joh 10, 9) Pforte der Barmherzigkeit Durch die Heilige Pforte... Was ist ein Ablass? Barmherzig wie der Vater Gebet zum Heiligen Jahr Im Heiligen Jahr der Barmherzigkeit, das am 8. Dezember 2015 begann und bis zum Christkönigsfest 2016 dauert, wird zum ersten Mal nicht nur die Heilige Pforte des Petersdomes in Rom geöffnet, sondern es gibt nach dem Wunsch von Papst Franziskus auf der ganzen Welt auch in den Bischofskirchen und an bedeutenden Wallfahrtsorten „Heilige Pforten der Barmherzigkeit“. Im Durchschreiten der Heiligen Pforten wird den Gläubigen ein außerordentlicher Weg der Barmherzigkeit in der Erlangung des vollkommenen Ablasses angeboten. Im seiner Verkündigungsbulle „Misericordiae vultus“ erklärt Papst Franziskus den Ablass: Das aus dem Lukasevangelium stammende Leitwort des Heiligen Jahres „Barmherzig wie der Vater“ lädt ein, diese Barmherzigkeit nach dem Vorbild des Vaters zu leben. Das dazu passende Logo ist das Werk des slowenischen Jesuiten Marko Ivan Rupnik, der künstlerisch u.a. im Vatikan, in Fatima und in San Giovanni Rotondo gewirkt hat. Das Logo zeigt Christus, den Sohn Gottes, der sich den verlorenen Menschen auf die Schultern lädt. Herr Jesus Christus, du hast uns gelehrt, barmherzig zu sein wie der himmlische Vater, und uns gesagt, wer dich sieht, sieht ihn. Zeig uns dein Angesicht, und wir werden Heil finden. So wurde am Aschermittwoch 2016 eine „Pforte der Barmherzigkeit“ in der Klosterkirche St. Magdalena in Altötting geöffnet. Diese Kirche eignet sich dafür besonders, weil sie als Beichtkirche Ort der Versöhnung ist. Das Durchschreiten der Heiligen Pforte kann ja mit einem Ablass verbunden werden, zu dessen Gewinnung der Empfang des Bußsakramentes erforderlich ist. Die Heilige Pforte in St. Magdalena ist besonders für die Einzelpilger gedacht. Ab 1. Mai ist eine weitere Heilige Pforte der Barmherzigkeit in der Basilika St. Anna geöffnet, die dann auch von den größeren Pilgergruppen gemeinsam durchschritten werden kann. (auf dem Foto: die Altöttinger Wallfahrtsleitung bei der Eröffnung der Heiligen Pforte am Aschermittwoch 2016 v.l.n.r.: Diakon Thomas Zauner mit der Blutreliquie des Hl. Johannes Paul II., Wallfahrtsrektor Prälat Günther Mandl mit dem Gnadenbild, stellv. Wallfahrtsrektor P. Norbert Schlenker) Dazu schreibt Papst Franziskus: „Ebenso lege ich fest, dass der Ablass auch erlangt werden kann in den Wallfahrtskirchen, wo die Pforte der Barmherzigkeit geöffnet wurde. … Es ist wichtig, dass dieser Moment vor allem mit dem Sakrament der Versöhnung und der Feier der heiligen Eucharistie einschließlich einer Reflexion über die Barmherzigkeit verbunden ist. Es wird nötig sein, dass diese Feiern das Glaubensbekenntnis ebenso umfassen wie das Gebet für mich und für die Anliegen, die mir am Herzen liegen zum Wohl der Kirche und der ganzen Welt.“ Zur Gewinnung des Vollkommenen Ablasses ist erforderlich: • Empfang des Bußsakramentes und der Heiligen Kommunion • Glaubensbekenntnis und ein Gebet in der Meinung des Heiligen Vaters • Fester Vorsatz, nach dem Willen Gottes zu leben und jede Sünde zu meiden „Die Vergebung unserer Sünden durch Gott ist grenzenlos. … Gott zeigt sich immer bereit zur Vergebung und er wird nicht müde, sie immer wieder neu und in unerwarteter Weise anzubieten. Dennoch machen wir die Erfahrung der Sünde. … Im Sakrament der Versöhnung vergibt Gott die Sünden, die damit wirklich ausgelöscht sind. Und trotzdem bleiben die negativen Spuren, die diese in unserem Verhalten und in unserem Denken hinterlassen haben. Die Barmherzigkeit Gottes ist aber auch stärker als diese. Sie wird zum Ablass, den der Vater durch die Kirche … dem Sünder, dem vergeben wurde, schenkt und der ihn von allen Konsequenzen der Sünde befreit, so dass er wieder neu aus Liebe handeln kann und vielmehr in der Liebe wächst, als erneut in die Sünde zu fallen. … Der Ablass bedeutet, die Heiligkeit der Kirche zu erfahren, die teilhat an allen heilbringenden Früchten der Erlösung durch Christus und die diese in der Vergebung weitergibt bis in die letzte Konsequenz hinein, denn die Liebe Gottes reicht auch dorthin“ (MV 22). Der gute Hirte trägt die Menschheit mit außerordentlicher Barmherzigkeit auf den Schultern und seine Augen verbinden sich mit denen des Menschen. Christus sieht mit dem Auge Adams, und dieser mit dem Auge Christi. Jeder Mensch entdeckt also in Christus, dem neuen Adam, die eigene Menschlichkeit und, indem er in Christi Blick die Liebe des Vaters wahrnimmt, die Zukunft, die ihn erwartet. Das Bild zeigt auch die Wundmale des Herrn. Die Balken des Kreuzes sind im unteren Teil deutlich zu sehen. Das Kreuz zeigt, dass er als Vater lieber selber leidet, als uns für unsere Sünden, für all die Beleidigungen, die wir ihm zufügen, zu strafen. „Der Tragebalken, der das Leben der Kirche stützt, ist die Barmherzigkeit.“ Papst Franziskus Du bist das sichtbare Antlitz des unsichtbaren Vaters und offenbarst uns den Gott, der seine Allmacht vor allem in der Vergebung und in der Barmherzigkeit zeigt. Mache die Kirche in der Welt zu deinem sichtbaren Antlitz, dem Angesicht ihres auferstandenen und verherrlichten Herrn. Sende aus deinen Geist und schenke uns allen seine Salbung, damit das Jubiläum der Barmherzigkeit ein Gnadenjahr des Herrn werde und deine Kirche mit neuer Begeisterung den Armen die Frohe Botschaft bringe, den Gefangenen und Unterdrückten die Freiheit verkünde und den Blinden die Augen öffne. aus dem Gebet von Papst Franziskuszum Heiligen Jahr der Barmherzigkeit Herausgeber: Kapuzinerkloster St. Magdalena Altötting Text: P. Norbert Schlenker OFMCap Fotos: Roswitha Dorfner, Gabriele Winkler, Kapuziner Logo: Verband der Diözesen Deutschland
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