Wallfahrtsprogramm 15.11.

Gleichnisse der Barmherzigkeit
In den Gleichnissen, die von der Barmherzigkeit
handeln, offenbart Jesus die Natur Gottes als die eines
Vaters, der nie aufgibt, bevor er nicht mit Mitleid und
Barmherzigkeit die Sünde vergeben und die Ablehnung
überwunden hat. Wir kennen von diesen Bildreden drei
ganz besonders: die Gleichnisse vom verlorenen Schaf
und von der wiedergefundenen Drachme und das vom
Vater und seinen beiden Söhnen (vgl. Lk 15,1-32).
In diesen Gleichnissen wird besonders die Freude des
Vaters im Moment der Vergebung betont. Darin finden
wir den Kern des Evangeliums und unseres Glaubens,
denn die Barmherzigkeit wird als die Kraft vorgestellt,
die alles besiegt, die die Herzen mit Liebe erfüllt und die
tröstet durch Vergebung.
Aus einem weiteren Gleichnis gewinnen wir darüber
hinaus eine Lehre für unser eigenes christliches Leben.
Provoziert durch die Frage des Petrus, der wissen will,
wie oft man verzeihen müsse, antwortet Jesus: „Nicht siebenmal, sondern siebenundsiebzigmal“ (Mt 18,22) …
Dieses Gleichnis enthält eine tiefe Lehre für jeden von
uns. Jesus stellt fest, dass Barmherzigkeit nicht nur eine
Eigenschaft des Handelns Gottes ist. Sie wird vielmehr
auch zum Kriterium, an dem man erkennt, wer wirklich
seine Kinder sind. Wir sind also gerufen, Barmherzigkeit
zu üben, weil uns selbst bereits Barmherzigkeit erwiesen
wurde.
Papst Franziskus in der Bulle „Misericordiae vultus“
Blutreliquie
des Hl. Papstes Johannes Paul II.
Bruder Konrad –
Pförtner der Barmherzigkeit
Die Blutreliquie ist ein Tropfen Blut vom Talar, den der
Papst 1981 beim Attentat getragen hatte.
Links neben der Heiligen Pforte in St. Magdalena verweist
ein Halbrelief auf den Heiligen Konrad von Parzham. Über
41 Jahre (1852 – 1894) tat dieser heilige Kapuzinerbruder
seinen Dienst an der Pforte des Wallfahrtsklosters St. Anna
hier in Altötting. Für die zahlreichen Menschen, die täglich an
seine Pforte kamen, hatte er ein offenes Ohr, gute Worte und
eine offene Hand.
Er pflegte zu sagen: „Das kommt alles wieder rein, was man
den Armen gibt.“ Die Anliegen, die ihm an der Pforte anvertraut wurden, brachte er im Gebet vor dem Herrn im Tabernakel und erfuhr dort die Kraft, seinen Dienst an der Pforte
für die Wallfahrer zu tun.
So erfuhr er selbst die Barmherzigkeit des Vaters, die er
seinen Zeitgenossen weitergab. Vielen zeigte er auch den
Weg zum Empfang des Sakramentes der Versöhnung in
einer guten Beichte. Auch empfahl er bei seinem täglichen
Besuch in der Heiligen Kapelle die Menschen, die an seine
Pforte kamen, dem Schutz und der Fürsprache der Gnadenmutter von Altötting, der Mutter der Barmherzigkeit.
Mater Misericordiae – Mutter der Barmherzigkeit
(Wallfahrtsmotto 2016 Altötting)
Heilige Maria, Mutter der Barmherzigkeit, du Gnadenmutter
von Altötting, wende deine barmherzigen Augen uns zu und
bitte für uns!
Heiliger Bruder Konrad, du Pförtner am Gnadenort, bitte für
uns!
Am 11. Februar 2013 wurde die Blutreliquie anlässlich des
21. Welttages der Kranken in Altötting vom Sondergesandten des Papstes, Erzbischof Zygmunt Limowski,
als besonderes Geschenk Papst Benedikts XVI. für den
Gnadenort überreicht. Sie hat ihren Platz normalerweise in
der Gnadenkapelle neben der „Goldenen Rose“ und ist
jetzt während des Heiligen Jahres der Barmherzigkeit hier
in der Josefskapelle zur Verehrung.
Johannes Paul II. - Papst der Barmherzigkeit
„Die Botschaft von der Göttlichen Barmherzigkeit ist mir
immer nahe und lieb gewesen. In schweren Jahren war
sie eine besondere Hilfe und eine unerschöpfliche Quelle
der Hoffnung ... und hat in gewisser Weise das Bild
meines Pontifikats geprägt“ sagte Papst Johannes Paul II.
am 7. Juni 1997 in Łagiewniki, in dem Ort, wo die
Hl. Schwester Faustyna gelebt hat und begraben ist.
Bei Papst Johannes Paul II. war die Barmherzigkeit des
Vaters ein ganz wichtiges Thema seiner Verkündigung. Im
Heiligen Jahr 2000 hat er den „Sonntag der göttlichen
Barmherzigkeit“ der Kirche geschenkt und auf den ersten
Sonntag nach Ostern gelegt. Heimgegangen in das Haus
des Vaters ist er am Vorabend des Sonntags der göttlichen
Barmherzigkeit, am 2. April 2005.
Die Werke der Barmherzigkeit
„Es ist mein aufrichtiger Wunsch, dass die Christen während
des Jubiläums über die leiblichen und geistigen Werke der
Barmherzigkeit nachdenken. Das wird eine Form sein, unser
Gewissen, das gegenüber dem Drama der Armut oft eingeschlafen ist, wachzurütteln und immer mehr in die Herzmitte
des Evangeliums vorzustoßen, in dem die Armen die Bevorzugten der göttlichen Barmherzigkeit sind. Die Verkündigung
Jesu nennt uns diese Werke der Barmherzigkeit, damit wir
prüfen können, ob wir als seine Jünger leben oder eben
nicht. – Ja, entdecken wir erneut die leiblichen Werke der
Barmherzigkeit… Und vergessen wir auch nicht die
geistigen Werke der Barmherzigkeit…“
Papst Franziskus
Die leiblichen Werke der Barmherzigkeit
• Die Hungernden speisen
• Den Durstigen zu trinken geben
• Die Nackten bekleiden
• Die Fremden beherbergen
• Die Kranken pflegen
• Die Gefangenen besuchen
• Die Toten in Würde bestatten
Die geistlichen Werke der Barmherzigkeit
• Die Unwissenden lehren
• Den Zweiflern raten
• Die Trauernden trösten
• Die Sünder zur Umkehr ermutigen
• Denen, die uns beleidigen, verzeihen
• Die Lästigen geduldig ertragen
• Für die Lebenden und Verstorbenen zu Gott beten
Die Heilige Pforte
der Barmherzigkeit
in der Kloster- und Beichtkirche
St. Magdalena in Altötting
geöffnet vom Aschermittwoch
bis Christkönigssonntag 2016
Christus spricht:
„Ich bin die Tür. Wer durch mich hineingeht,
wird gerettet werden;
er wird ein und aus gehen und Weide finden“
(Joh 10, 9)
Pforte der Barmherzigkeit
Durch die Heilige Pforte...
Was ist ein Ablass?
Barmherzig wie der Vater
Gebet zum Heiligen Jahr
Im Heiligen Jahr der Barmherzigkeit, das am 8. Dezember
2015 begann und bis zum Christkönigsfest 2016 dauert,
wird zum ersten Mal nicht nur die Heilige Pforte des
Petersdomes in Rom geöffnet, sondern es gibt nach dem
Wunsch von Papst Franziskus auf der ganzen Welt auch
in den Bischofskirchen und an bedeutenden Wallfahrtsorten „Heilige Pforten der Barmherzigkeit“.
Im Durchschreiten der Heiligen Pforten wird den Gläubigen
ein außerordentlicher Weg der Barmherzigkeit in der
Erlangung des vollkommenen Ablasses angeboten.
Im seiner Verkündigungsbulle „Misericordiae vultus“
erklärt Papst Franziskus den Ablass:
Das aus dem Lukasevangelium stammende Leitwort des
Heiligen Jahres „Barmherzig wie der Vater“ lädt ein,
diese Barmherzigkeit nach dem Vorbild des Vaters zu
leben. Das dazu passende Logo ist das Werk des
slowenischen Jesuiten Marko Ivan Rupnik, der künstlerisch u.a. im Vatikan, in Fatima und in San Giovanni
Rotondo gewirkt hat. Das Logo zeigt Christus, den Sohn
Gottes, der sich den verlorenen Menschen auf die
Schultern lädt.
Herr Jesus Christus, du hast uns gelehrt,
barmherzig zu sein wie der himmlische Vater,
und uns gesagt, wer dich sieht, sieht ihn.
Zeig uns dein Angesicht, und wir werden Heil finden.
So wurde am Aschermittwoch 2016 eine „Pforte der
Barmherzigkeit“ in der Klosterkirche St. Magdalena in
Altötting geöffnet. Diese Kirche eignet sich dafür besonders, weil sie als Beichtkirche Ort der Versöhnung ist. Das
Durchschreiten der Heiligen Pforte kann ja mit einem
Ablass verbunden werden, zu dessen Gewinnung der
Empfang des Bußsakramentes erforderlich ist.
Die Heilige Pforte in St. Magdalena ist besonders für die
Einzelpilger gedacht. Ab 1. Mai ist eine weitere Heilige
Pforte der Barmherzigkeit in der Basilika St. Anna
geöffnet, die dann auch von den größeren Pilgergruppen
gemeinsam durchschritten werden kann.
(auf dem Foto: die Altöttinger Wallfahrtsleitung bei der
Eröffnung der Heiligen Pforte am Aschermittwoch 2016 v.l.n.r.:
Diakon Thomas Zauner mit der Blutreliquie des Hl. Johannes
Paul II., Wallfahrtsrektor Prälat Günther Mandl mit dem
Gnadenbild, stellv. Wallfahrtsrektor P. Norbert Schlenker)
Dazu schreibt Papst Franziskus:
„Ebenso lege ich fest, dass der Ablass auch erlangt
werden kann in den Wallfahrtskirchen, wo die Pforte der
Barmherzigkeit geöffnet wurde. … Es ist wichtig, dass
dieser Moment vor allem mit dem Sakrament der
Versöhnung und der Feier der heiligen Eucharistie
einschließlich einer Reflexion über die Barmherzigkeit
verbunden ist. Es wird nötig sein, dass diese Feiern das
Glaubensbekenntnis ebenso umfassen wie das Gebet für
mich und für die Anliegen, die mir am Herzen liegen zum
Wohl der Kirche und der ganzen Welt.“
Zur Gewinnung des Vollkommenen Ablasses ist
erforderlich:
• Empfang des Bußsakramentes
und der Heiligen Kommunion
• Glaubensbekenntnis und ein Gebet in der Meinung
des Heiligen Vaters
• Fester Vorsatz, nach dem Willen Gottes zu leben und
jede Sünde zu meiden
„Die Vergebung unserer Sünden durch Gott ist grenzenlos. … Gott zeigt sich immer bereit zur Vergebung und
er wird nicht müde, sie immer wieder neu und in
unerwarteter Weise anzubieten. Dennoch machen wir
die Erfahrung der Sünde. …
Im Sakrament der Versöhnung vergibt Gott die Sünden,
die damit wirklich ausgelöscht sind. Und trotzdem
bleiben die negativen Spuren, die diese in unserem
Verhalten und in unserem Denken hinterlassen haben.
Die Barmherzigkeit Gottes ist aber auch stärker als
diese. Sie wird zum Ablass, den der Vater durch die Kirche … dem Sünder, dem vergeben wurde, schenkt und
der ihn von allen Konsequenzen der Sünde befreit, so
dass er wieder neu aus Liebe handeln kann und
vielmehr in der Liebe wächst, als erneut in die Sünde zu
fallen. …
Der Ablass bedeutet, die Heiligkeit der Kirche zu
erfahren, die teilhat an allen heilbringenden Früchten der
Erlösung durch Christus und die diese in der Vergebung
weitergibt bis in die letzte Konsequenz hinein, denn die
Liebe Gottes reicht auch dorthin“
(MV 22).
Der gute Hirte trägt die Menschheit mit außerordentlicher
Barmherzigkeit auf den Schultern und seine Augen
verbinden sich mit denen des Menschen. Christus sieht
mit dem Auge Adams, und dieser mit dem Auge Christi.
Jeder Mensch entdeckt also in Christus, dem neuen
Adam, die eigene Menschlichkeit und, indem er in Christi
Blick die Liebe des Vaters wahrnimmt, die Zukunft, die
ihn erwartet.
Das Bild zeigt auch die Wundmale des Herrn. Die Balken
des Kreuzes sind im unteren Teil deutlich zu sehen. Das
Kreuz zeigt, dass er als Vater lieber selber leidet, als uns
für unsere Sünden, für all die Beleidigungen, die wir ihm
zufügen, zu strafen.
„Der Tragebalken, der das Leben der Kirche stützt, ist die
Barmherzigkeit.“
Papst Franziskus
Du bist das sichtbare Antlitz des unsichtbaren Vaters
und offenbarst uns den Gott, der seine Allmacht vor
allem in der Vergebung und in der Barmherzigkeit zeigt.
Mache die Kirche in der Welt zu deinem sichtbaren
Antlitz, dem Angesicht ihres auferstandenen
und verherrlichten Herrn.
Sende aus deinen Geist
und schenke uns allen seine Salbung,
damit das Jubiläum der Barmherzigkeit
ein Gnadenjahr des Herrn werde
und deine Kirche mit neuer Begeisterung
den Armen die Frohe Botschaft bringe,
den Gefangenen und Unterdrückten die Freiheit
verkünde und den Blinden die Augen öffne.
aus dem Gebet von Papst Franziskuszum Heiligen Jahr der Barmherzigkeit
Herausgeber: Kapuzinerkloster St. Magdalena Altötting
Text:
P. Norbert Schlenker OFMCap
Fotos:
Roswitha Dorfner, Gabriele Winkler,
Kapuziner
Logo:
Verband der Diözesen Deutschland