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Pressetext zu den Konzerten des Philharmonischen Vereins Frankfurt 1834 e.V.
am Samstag, dem 19. November 2016 um 19 Uhr in Frankfurt, Dr. Hochs Konservatorium
Sonnemannstrasse 16
am Sonntag, dem 20. November 2016 um 18 Uhr in Frankfurt, Dr. Hochs Konservatorium
Sonnemannstrasse 16
am Dienstag, dem 22. November 2016 um 20 Uhr in Offenbach, Markuskirche
Obere Grenzstrasse 90
Karten: 18.- Euro (Schüler und Studenten 8.- Eur)
Frankfurt-Ticket, Hauptwache B-Ebene
Offenbach: Info-Center, Salzgässchen 1
oder an der Abendkasse
Das Herbstkonzert des PHV unter Leitung von Armin Rothermel wird diesmal eröffnet mit
Beethovens Violinkonzert D-Dur, op. 61 (1806), d e r Ikone schlechthin unter den klassischen
Violinkonzerten. Beethoven hat sich hier Errungenschaften des französischen Instrumentenbaus und
der sich daraus ergebenden modernen Geigentechnik auf schöpferische Weise anverwandelt, und er
hat die französische Form des Solokonzerts in ihrem z. T. von der Revolutionsmusik geprägten
marsch – oder hymnenartigen Charakter mit dem sinfonischen Prinzip der Wiener Klassik
verbunden. So ist ein Werk entstanden, in dem das Orchester nicht nur Begleitfunktion hat, Solist
und Orchester aber auch nicht rivalisieren, sondern in einen vielschichtigen Dialog miteinander
treten. Der Beginn des 1. Satzes mit 5 Paukenschlägen erinnert an einen feierlichen Marsch, und die
drei mit einander eng verwandten Themen haben in ihrer liedhaften Einfachheit etwas von einer
Hymne. Ihr Ausdruck ist jedoch nicht etwa auftrumpfend, sondern lyrisch, was zusammen mit deren
Umspielung in den höchsten Lagen der Solovioline dem 1. Satz eine einzigartige Aura utopischen
Glücksversprechens verleiht. Der langsame Satz ist eine im Solopart improvisatorisch angelegte
Instrumental-Arie von fragiler Form, kontrastierend dazu der 3. Satz, ein sehr schnelles,
tänzerisches Sonatenrondo, das in Thematik, formalem Aufbau und virtuoser Behandlung des
Soloparts am meisten der üblichen Konzertform entspricht. Obwohl das Werk tendenziell nicht als
virtuos gilt, ist es technisch sehr anspruchsvoll und interpretatorisch eines der schwersten
überhaupt. Als Solisten konnte der PHV Stefano Succi, als Solist international erfahren und derzeit
Stimmführer im hr - Sinfonieorchester, gewinnen. Den Liebhabern des Streicherklanges ist Stefano
Succi vielleicht bekannt als Gründer der „Frankfurt Strings“, einem Kammerorchester, das aus
Mitgliedern des hr-Sinfonieorchesters besteht und unter seiner Leitung auf höchstem musikalischem
Niveau und mit ideenreicher Programmgestaltung sehr erfolgreich konzertiert, so z.B. 2015 mit der
Gegenüberstellung von Vivaldis Vier Jahreszeiten und denen von Piazzola, ausgeführt von 8
Soloviolinisten aus dem Ensemble.
Zweiter Programmpunkt ist die Sinfonie Nr. 6, C-dur, die sog. kleine C-Dur Sinfonie (im
Unterschied zu der großen in C-Dur, der Nr. 8 !) von Franz Schubert. Sie entstand 1818, zu einer
Zeit, als die Beliebtheit Rossinis in Wien sich auf dem Höhepunkt befand. Schubert ließ sich von
der Begeisterung des Publikums für die italienische opera buffa, aber auch für das Wiener Singspiel
inspirieren und schuf eine Sinfonie voller Heiterkeit und Witz, in der er die musikalischen Formen
dieser Genres spielerisch aufs Korn nimmt, besonders deutlich z.B. im Finale, das im Stile einer
italienischen Ouvertüre à la Rossini abschnurrt. Schubert konnte damit rechnen, dass das Publikum
ihn verstand; leider hat er das zunächst nur im kleinen Kreis einer privaten Liebhaberaufführung
ausprobieren dürfen. Eine öffentliche Aufführung erfolgte nämlich erst am 14. Dez.1828 bei der
Gedenkfeier kurz nach Schuberts Tod. Das 19. Jahrhundert liebte eben den herzigen und
leichtsinnigen Schubert, während man heute den traurigen, depressiven, dessen Musik einen
permanenten Trauerrand (Alfred Brendel) trägt, bevorzugt. Die Gelegenheit, diese seltener
gespielte Sinfonie ohne Trauerrand zu erleben, bietet sich in den Konzerten des PHV.
Text: Gudrun Oswald
Stefano Succi
Stefano Succi wurde 1964 in Rimini geboren. Seine musikaliche Ausbildung erhielt er am
Conservatorio Rossini in Pesaro bei Ida Coppola, im Jahr 1982 erwarb er dort sein
Abschlussdiplom. Im Anschluss daran vervollständigte er das Studium in der Soloklasse von
Corrado Romano am Conservatoire Supérieur de Musique in Genève, welches er 1990 mit dem
„Prix de Virtuosité“ erfolgreich beendete. Entscheidende musikalische Impulse erhielt er ferner von
Salvatore Accardo, Herman Krebbers, Christiane Hutcap und Igor Ozim.
1991 wurde Stefano Succi von Claudio Scimone als Mitglied des berühmten Kammerorchesters
„I Solisti Veneti“ engagiert und nahm an zahlreichen CD-Produktionen und Fernsehaufzeichnungen
teil. Bei den internationalen Tourneen des Ensembles trat er als Solist in den bedeutendsten
Konzertsälen Europas, Amerikas und im Fernen Osten auf. Es folgten weitere solistische Auftritte
und Produktionen mit verschiedenen Orchestern (Violinkonzerte von Bruch, Berg, Prokofiev,
Mendelssohn und Tschaikowski), die ihn zu internationalen Spielstätten wie dem Veneto Festival,
dem Cankarjev dom Lubljana, dem Bodensee Festival, der Societa di Concerti in Mailand und in
das Teatro Communale di Bologna führten.
Ab 1994 nahm Stefano Succi seinen Wohnsitz in Deutschland und wurde als Konzertmeister
bei verschiedenen Kulturorchestern engagiert. Von 1996 bis 2000 war er Konzertmeister der Neuen
Philharmonie Westfalen, von 2000 bis 2005 Konzertmeister im SWR-Rundfunkorchester
Kaiserslautern.
Seit der Saison 2005/06 ist Stefano Succi Stimmführer der 2.Violinen im hr-Sinfonieorchester.
Er gründete 2007 die „Frankfurt Strings“, das Streicherensemble des hr-Sinfonieorchesters und
seither konzertiert das Ensemble unter seiner Leitung mit großem Erfolg in Frankfurt, beim
Rheingaus Musikfestival, bei den Weilburger Schloßkonzerten etc.
Herr Succi wird in den Konzerten des PHV die berühmten Kadenzen, die Fritz Kreisler für
Beethovens Violinkonzert geschrieben hat, spielen.