cc: collectif combined „Veni, Veni, Venias“ „Limes“

cc: collectif combined
„Veni, Veni, Venias“
und
„Limes“
Performancegruppe „Das Collectif“
Künstlerische Leitung
Irina Pauls
Freitag, 18. November 2016
20.00 Uhr
Samstag, 19. November 2016
19.00 Uhr
Theater im KunstQuartier
Paris-Lodron-Str. 2a
www.carlorff-tanzperformance.jimdo.com
Veni, Veni, Venias
Aus der künstlerischen Arbeit der Universität Mozarteum
Ausschnitte aus „Carmina Burana“ von Carl Orff und Improvisationen über
„Carmina Burana“ in einer Choreografie von Irina Pauls
Carl Orff: „Carmina Burana“
Ausschnitte und Improvisationen aus:
I Fortunae plango vulnera / Uf dem Anger
II Ego sum abbas / In taberna
III Amor volat undique / Stetit puella / Veni, veni, venias / Tempus est iocundum /
Dulcissime / Ave formosissima
Konzept / Choreografie / Gesamtleitung: Irina Pauls
Musikalische Leitung: Florian Müller
Ausstattung: Ragna Heiny
Performancegruppe „Das Collectif“
Musiker des Orff-Institutes, Universität Mozarteum
Tanz
Johanna von Bibra, Magdalena Eidenhammer, Stefanie Grutschnig, Rahel Imbach,
Andrea Kraft, Susanne Rebholz, Alina Reißmann, Maria Schreiner, Mirjam Stadler,
Sara Wilnauer, Viktoria Wirth
Schlagwerk
Katharina Augendoppler, Marie-Kristin Burger, Matthias Klebel, Florian Müller
Seit 2012 arbeitet die Performancegruppe „Das Collectif“ unter der künstlerischen Leitung von
Irina Pauls an einer speziellen Interpretation der „Carmina Burana“, die das Zusammenwirken
von Körper und Musik aus der Perspektive des zeitgenössischen Tanzes beleuchtet.
Jenseits der bekannten Aufführungspraxis der „Carmina Burana“ knüpft Pauls’ Bearbeitung
stark an Carl Orffs musikalische und geistige Auseinandersetzung an. Inspiriert von
prägnanten Kompositionsprinzipien stellt die neue Lesart einzelne Motive des Werks in
den Vordergrund, bearbeitet sie spielerisch und erweitert sie phantasievoll zu Szenen, in
denen die Verbindung von Tanz und Musik auf besondere Weise erlebbar wird: Die Klänge
des reichhaltigen Schlaginstrumentariums und der Sprachrhythmus der lateinischen Texte
wirken als Impulse für die Tänzerinnen und lösen die Bewegungen aus. Der Rhythmus
verdichtet sich mit den Tanzenden zum gemeinsamen Pulsieren und löst sich dann wieder in
eine feingliedrige Körper-und Klangwelt auf.
Das choreografische Konzept steht im Kontext zur Entstehungszeit der Liedtexte aus dem
11./12. Jahrhundert und zieht daraus Figuren, Konstellationen, Situationen und Tanzformen.
Das „Rad der Fortuna“ bildet das übergreifende Thema: Werden und Vergehen, Aufstieg und
Fall, das Auf und Ab des menschlichen Schicksals.
Aus der choreografischen Arbeit
In „Fortune plango vulnera“ ist es die lateinische Sprache, welche die Quelle für den
Textrhythmus der Komposition bildet. Auch für die choreografische Umsetzung bildet
der Sprechrhythmus die Quelle. Er ist der Impulsgeber und iniziiert die Bewegung in den
einzelnen Gruppierungen. Die Texte sind auf die Tänzerinnen verteilt und so bewegt sich
der Textrhythmus im Raum. Dabei ist es der reizvolle Klang der Sprache, der durch die
Wiederholungen und Raumveränderungen verstärkt erlebbar wird. Die Lautstärke verändert
sich für den Zuschauer mit dem sich verändernden Bewegungsmaterial der Tänzerinnen. Ihre
Atmung entspricht der Dynamik ihres Tanzes, und je nach dem überwiegt die sprachliche
oder körperliche Präsenz in der Wahrnehmung für den Zuschauer. Es ist diese Art von Musik,
die Körper und Sprache zusammenschließt - Orffs Musik.
Aufführungsdauer: 50 Minuten
Mit freundlicher Genehmigung der Universal Edition AG Wien,
in Vertretung von Schott Music Mainz
Mit freundlicher Unterstützung
durch die Carl Orff-Stiftung, Dießen am Ammersee
Fotograf: Chris Rogl, © Universität Mozarteum
„Limes“
Interview mit Matthias Engelke und Irina Pauls, Juli 2016
Tanzstück von Irina Pauls (Choreografie) und Matthias Engelke (Musik)
Matthias, im Februar 2016 kamst du zum ersten Mal nach Salzburg zur Probe mit dem
„Collectif“ Welches kompositorische Material hattest du vorbereitet?
Mit: Performancegruppe „Das Collectif“ Orff-Institut
Erstaufführung: 07. Juli 2016, Salzburg
Unterschiedslos - vereinheitlicht - deckungsgleich - gleichgerichtet - konform.
Wer sind die Jugendlichen, die hinter Terror und Gewalt stehen?
Einzigartig - besonders - subjektiv - vielfältig - originell.
Dabei miteinander.
Das Tanzstück ist ein Plädoyer für eine Gesellschaft, die den Einzelnen unter uns allen
wahrnimmt.
Mit dieser Arbeit geht „Das Collectif“ in eine neue künstlerische Phase. Körper und
Rhythmus bleiben die Konstanten. Live elektronische Klänge bilden den Spielraum für
Improvisatorisches.
M. Engelke: Vom komponierten Material her ganz klar nur den ersten Teil, der stand vom
Grundprinzip weitgehend, das heisst das Prinzip der rhythmischen Verschiebung und des
Zufalls, was auf der Überschichtung weniger einfacher rhythmischer Pattern beruht. Also ein
permutatives Prinzip. Liesse man die einzelnen Schichtungen für sich immer weiter laufen,
würden sie sich erst nach sehr langer Zeit exakt wiederholen. Es entstehen also immer
wieder neue rhythmische Verhältnisse die dennoch vertraut erscheinen da die Grundpattern
einfach sind. Den Grundpattern liegen kurze Mikrofonaufnahmen zugrunde, bei denen ich
rhythmisch mit der Schnalle meines Mikrofonkoffers gespielt habe. Daraus habe ich die mich
interessierenden Strukturen heraus geschnitten, im Panorama verteilt, eine Tiefenstaffelung
gewählt und dann überschichtet.
Was passierte dann damit beim Proben mit den Tänzerinnen?
M. Engelke: Bei den Proben erkenne ich erst den dynamischen Bogen, den die Choreografie
nehmen soll. Das entwickelt sich im Laufe des Probenprozesses gemeinsam mit Irina. Es gibt
zudem Entscheidungen, welche Klanglichkeit passt oder welche doch eher nicht. Ich habe
zum Beispiel sirenenartige Klänge rausgenommen, weil sie nicht mehr der energetischen
Qualität entsprachen. Dafür sind holzartige dazugekommen, die mehr die Bodenhaftung
unterstützen.
Es gab also von Anfang an eine gedachte Zweiteilung des Tanzstücks. Wie habt ihr euch den
zweiten Teil gedacht?
Fotograf: Chris Rogl, © Universität Mozarteum
I. Pauls: Es ging mir um den größtmöglichen Kontrast, also sollte der zweite Teil ganz stark von
der Individualität der Darstellerinnen leben. In den Proben habe ich nach ihrem persönlichen
Ausdruckswillen gesucht. Der ihnen innewohnende künstlerische Ausdruck sollte sichtbar
und hörbar sein und Resonanz erzeugen. Meine Vorstellung war ein Klangraum, zu dem jeder
speziell beträgt und der dennoch ein vielfältiges Ganzes bildet. Matthias und ich haben uns
dafür auf ein technisch aufwendiges neues Feld begeben...
M. Engelke: Die Hauptarbeit war das Entwickeln meines individuellen elektronischen
Instuments. Das habe ich konzipiert und durch ein Zusammenspiel von Computer, den
Controlern und dem Mixer verwirklicht. Es berücksichtigt die Anzahl der Tänzerinnen und die
von Ihnen verwendeten Instrumente, die dann die Wahl eines entsprechenden Klangwandlers
bedingen mit dem ich die Bühnen- oder Instrumentenklänge meinem Instrument zuführen
kann. Es gibt zum Beispiel Kontaktmikrofone für die Schwingungen, die die tanzenden Körper
erzeugen oder spezielle Instrumenten-Mikrofone. In der Probe passe ich diese Konstruktion
auf die Entwicklungen im künstlerischen Prozess an. Dabei lerne ich mein Instrument
kennen und lerne es zu „spielen“. Denn ich muss mit einer Vielzahl von Signalen umgehen,
die zudem im Computer in echtzeit prozessiert und ausgegeben werden können. Zum einen
habe ich das Direktsignal. Das wird dann im Computer bearbeitet. Im Fall des Instruments
für diese Produktion habe ich den Zugriff auf das Direktsignal vom bearbeiteten Signal
vollständig entkoppelt. Jedes Mikrofon-Signal leite ich in acht parallele Bearbeitungswege
weiter von denen mir jeder eine unterschiedliche Klanglichkeit als Resultat der Bearbeitung
ausgibt. Ich habe damit eine Art Klangfarben-Baukasten zur Hand: klangliche Grundierung,
Rhythmisierung, harmonische Anreicherung. Ich muss also erlernen auf welchen klanglichen
Aspekt ich mit welchem Regler zugreifen kann.
Was passiert damit dann konkret im Moment der Aufführung?
M. Engelke: Ich stelle das Mischungsverhältnis live her und trete damit in Kommunikation mit
dem Performer, der das Ausgangs-Signal erzeugt. Es entsteht eine Art kreative Rückkopplung
mit dem Performer in diesem Moment. Das hat einen kammermusikalischen und einen
improvisatorischen Aspekt.
I. Pauls: Für die Darstellerinnen hat sich gezeigt, wie intensiv und konzentriert sie auf den
selbst erzeugten Klang hören müssen, um wirklich mit Matthias und seinem „Instrument“ in
Kommunikation zu treten. Erst dann ist es wunderbar, was aus den Körpern heraus an Klang
entsteht.
Matthias, „Limes“ ist deine erste Arbeit mit dem Collectif? Was reizt dich daran?
M. Engelke: Es sind Performer, mit denen eine echte musikalische und improvisatorische Arbeit
möglich ist. So wie zum Beispiel mit Johanna: sie hat diese sprachlichen und stimmlichen
Möglichkeiten. Das Musizieren und der Tanz rücken auf spezielle Weise zusammen.
Mitwirkende
Irina Pauls - Choreografin, Künstlerische Gesamtleitung
Irina Pauls lebt als freischaffende Choreografin und Regisseurin in Leipzig. Ihre
Tanzausbildung erhielt sie an der Palucca Schule Dresden. Choreografie studierte sie an
der Theaterhochschule „Hans Otto“ in Leipzig. Sie kreierte mehr als 70 Uraufführungen
als Leiterin der Tanztheater am Landestheater Altenburg, Schauspiel Leipzig, Staatstheater
Oldenburg, Theater Heidelberg, Kooperation der Tanztheater Freiburg/Heidelberg und im
Ausland, unter anderem in Athen, Dublin, Manila, Valletta, Perm, Salzburg und in Thailand.
Seit 2009 entstehen vor allem Site-Specific Performances. Für ihre künstlerischen Kreationen
wurde sie mit dem Choreografiepreis des Ministeriums für Kultur ausgezeichnet. Irina Pauls
hat Lehraufträge an der Universität Mozarteum Salzburg und an der Hochschule für Musik
und Theater in Leipzig.
www.irina-pauls.de
Florian Müller - Musikalischer Leiter
Schlagzeug und Percussion: Marimbaphon, Vibraphon, Hang und diverse PercussionInstrumente leiten Florian Müller vom Frühbarock über Minimal Music und jazzigen
Klängen bis hin zur freien Improvisationen. Konzerttätigkeit als Orchestermusiker u.a.
mit den Nürnberger Symphonikern, dem Mozarteumorchester Salzburg und dem RadioSymphonie-Orchester Zagreb. Von 1992- 95 musikalischer Leiter der Palindrome DanceCompany New York sowie Schlagzeuger und Percussionist in verschiedenen Jazz- und Rock
Ensembles. Konzerte und Uraufführungen im Bereich der Neuen Musik. Florian Müller ist
Lehrbeauftragter am Orff Institut der Universität Mozarteum, Vertragslehrer für Schlagwerk
an der Universität Mozarteum und Fachgruppenleiter der Fachgruppe Schlagwerk am
Musikum Salzburg. Seit 2000 ist er festes Jurymitglied beim Wettbewerb „prima la musica“.
1993 wurde Florian Müller mit dem Kulturförderpreis der Stadt Fürth/Bayern ausgezeichnet.
Ragna Heiny - Kostümbildnerin, Ausstattung
Ragna Heiny studierte Kostüm- und Bühnenbild an der Universität Mozarteum Salzburg bei
Herbert Kapplmüller. Bereits während ihrer Studienzeit konnte sie Assistenzen bei Hartmut
Schörghofer, Andrea Schmidt-Futterer, Peter Mussbach, Marie-Jeanne Lecca und Robert
Wilson u.a. an der Semperoper in Dresden, den Salzburger Festspielen der Volksoper Wien,
Staatsoper Hamburg und der Ruhrtriennale übernehmen. Seither hat sie als Bühnen- und
Kostümbildnerin zahlreiche eigene Produktionen u.a. am Zimmertheater in Tübingen, am
Tiroler Landestheater in Innsbruck, an der Oper Graz, der Oper in Ljubljana, am Teatro Albéniz
in Madrid, am Theater Phoenix in Linz, an der Oper in Halle und am Schauspielhaus Salzburg
übernommen.
Fotograf: Chris Rogl, © Universität Mozarteum
Performancegruppe „Das Collectif“
Seit 2007 am Carl Orff- Institut beheimatet, bietet „Das Collectif“ den kreativen Platz für eine
künstlerische Zusammenarbeit mit wechselnden Partnern, Lehrenden und Studierenden.
In ihren Arbeiten widmet sich die Performancegruppe besonders der Verbindung von
Tanz, Musik und Sprache und entwickelt daraus ihr besonderes Profil. Eine kontinuierliche
Zusammenarbeit besteht seit 2009 mit der Choreografin Irina Pauls. Gastspiele führten
die Gruppe neben Österreich nach Malta, USA, Kanada und Deutschland. Mit „Veni Veni
Venias“ widmet sich das „Collectif“ seit vier Jahren dem künstlerischen Werk von Carl
Orff auf eigenwillige Weise jenseits der bekannten Aufführungspraxis in verschiedenen
Stückversionen.
Matthias Engelke
Geboren in Stuttgart, lebt in Frankfurt a. Main. Umfassende Klavierausbildung in Klassik und
Jazz sowie langjährige intensive Auseinandersetzung mit elektronischer Musik.
2001 erste Zusammenarbeit mit Irina Pauls. Es folgten zahlreiche weitere gemeinsame
Produktionen am Stadttheater Heidelberg, Stadttheater Freiburg, Dublin (für die Compagnie
Coiscéim), Theater der Jungen Generation Dresden sowie dem LTT.
Kompositionsaufträge für mehrere Schauspiel-Musiken am Schauspielfrankfurt, am
Badischen Staatstheater sowie dem Staatstheater Dresden.
Fotograf: Chris Rogl, © Universität Mozarteum