Aktuell: Einführung von Dr. Christian Messer zum Thema Reform der

Das Bundesministerium für Gesundheit plant die Erschaffung eines neuen
approbierten Heilberufs, der in direkter Konkurrenz zum Hausarzt stehen wird.
Das Ministerium hat hierzu aktuell ein Eckpunktepapier zur angestrebten
Direktausbildung „Psychotherapeut“ veröffentlicht. Vorgesehen ist ein 5jähriges Studium, gegliedert in einen ersten dreijährigen und einen zweiten
zweijährigen Studienabschnitt, die jeweils mit dem ersten Staatsexamen (auf
Bachelorniveau, Generalist) bzw. zweiten Teil der Staatlichen Prüfung (auf
Masterniveau, Generalist) beendet werden. Am Ende dieser Ausbildung erfolgt
die Approbation.
Bereits der erste Studienabschnitt soll Grundlagen der Medizin und der
Pharmakologie vermitteln sowie praktische Tätigkeit in der klinischen
Versorgung umfassen. Nach dem 2. Staatsexamen, also als Generalist ohne
psychotherapeutische Fachkunde, soll der Absolvent nicht etwa nur zur
selbständigen, eigenverantwortlichen Ausübung „psychotherapeutischer“
Heilkunde ermächtigt sein, sondern auch über Leitungs- und
Delegationsautorität gegenüber anderen approbierten Heilberufen verfügen.
Das heißt im Klartext: Der neue Heilberufler wird Kliniken und andere Zentren
leiten können und Ärzten Anweisungen geben, bzw. von ihnen die technischen
Leistungen anfordern können.
Erst nach der Approbation erwirbt der neue Heilberufler die
psychotherapeutische Fachkunde, die zur Ausübung eines wissenschaftlich
anerkannten Psychotherapieverfahrens befähigt (Psychotherapeut nach heutigem
Approbationsrecht, Spezialist).
Hier wird also aktuell unter dem Deckmantel der Novellierung des
Psychotherapeutengesetzes und unter der irreführenden Berufsbezeichnung
„Psychotherapeut“ ein neuer Heilberuf angestrebt, der künftig sowohl für den
gesamten kommunikativen und psycho-sozialen wie auch für wesentliche Teile des
medizinischen Bereichs zuständig sein soll und den Patienten in Konkurrenz zum
Hausarzt durch das Gesundheitssystem navigieren wird. Damit gehen bislang
ärztliche Zuständigkeiten und Finanzmittel in den Bereich des neuen Heilberufs
über. Darüber hinaus wird der neue Heilberuf von den Kliniken zu deren
Finanzierung gebraucht, was für erheblichen Rückfluss der Finanzmittel in den
Kliniksektor sorgen wird.
--Dr. med. Christian Messer
Praxis für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Psychoanalyse
Ansbacher Str. 13