Das Bundesministerium für Gesundheit plant die Erschaffung eines neuen approbierten Heilberufs, der in direkter Konkurrenz zum Hausarzt stehen wird. Das Ministerium hat hierzu aktuell ein Eckpunktepapier zur angestrebten Direktausbildung „Psychotherapeut“ veröffentlicht. Vorgesehen ist ein 5jähriges Studium, gegliedert in einen ersten dreijährigen und einen zweiten zweijährigen Studienabschnitt, die jeweils mit dem ersten Staatsexamen (auf Bachelorniveau, Generalist) bzw. zweiten Teil der Staatlichen Prüfung (auf Masterniveau, Generalist) beendet werden. Am Ende dieser Ausbildung erfolgt die Approbation. Bereits der erste Studienabschnitt soll Grundlagen der Medizin und der Pharmakologie vermitteln sowie praktische Tätigkeit in der klinischen Versorgung umfassen. Nach dem 2. Staatsexamen, also als Generalist ohne psychotherapeutische Fachkunde, soll der Absolvent nicht etwa nur zur selbständigen, eigenverantwortlichen Ausübung „psychotherapeutischer“ Heilkunde ermächtigt sein, sondern auch über Leitungs- und Delegationsautorität gegenüber anderen approbierten Heilberufen verfügen. Das heißt im Klartext: Der neue Heilberufler wird Kliniken und andere Zentren leiten können und Ärzten Anweisungen geben, bzw. von ihnen die technischen Leistungen anfordern können. Erst nach der Approbation erwirbt der neue Heilberufler die psychotherapeutische Fachkunde, die zur Ausübung eines wissenschaftlich anerkannten Psychotherapieverfahrens befähigt (Psychotherapeut nach heutigem Approbationsrecht, Spezialist). Hier wird also aktuell unter dem Deckmantel der Novellierung des Psychotherapeutengesetzes und unter der irreführenden Berufsbezeichnung „Psychotherapeut“ ein neuer Heilberuf angestrebt, der künftig sowohl für den gesamten kommunikativen und psycho-sozialen wie auch für wesentliche Teile des medizinischen Bereichs zuständig sein soll und den Patienten in Konkurrenz zum Hausarzt durch das Gesundheitssystem navigieren wird. Damit gehen bislang ärztliche Zuständigkeiten und Finanzmittel in den Bereich des neuen Heilberufs über. Darüber hinaus wird der neue Heilberuf von den Kliniken zu deren Finanzierung gebraucht, was für erheblichen Rückfluss der Finanzmittel in den Kliniksektor sorgen wird. --Dr. med. Christian Messer Praxis für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Psychoanalyse Ansbacher Str. 13
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