Presse-Artikel - Propstei Wislikofen

Datum: 09.11.2016
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Befreiende 40 Jahre Bildung und Propstei
Das Bildungszentrum in der ehemaligen Niederlassung der
Benediktiner von St. Blasien feiert. Die Bildungsleiterin hält Rückblick.
Claudia Mennen
WISLIKOFEN - Mit dem Motto «40 Jah-
re unglaublich befreiend» feiert die Römisch-Katholische Landeskirche im Aargau im Jahr 2016 das 40-jährige Bestehen
der Propstei Wislikofen als Ort von Bildung und Begegnung und die Arbeit der
dazugehörigen Fachstelle der Erwachsenenbildung. Nirgendwo sonst in der
Schweiz leistete sich eine Kantonalkirche eine solch profilierte Bildungsarbeit
und stellt dazu bereitwillig materielle
Ressourcen zur Verfügung. Entstanden
in der Aufbruchsstimmung des Zweiten Vatikanischen Konzils und deren
ortskirchlichen Umsetzungsbemühungen durch die Synode 72 fokussierte die
kirchliche Bildungsarbeit des Aargaus
während vier Jahrzehnten «Freude und
Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen..., besonders der Armen und Bedrängten aller Art» (Gaudium et Spes 1).
Wie kam es zu dieser engagierten, in
der Praxis verwurzelten Bildungsarbeit?
Wie veränderte sie sich durch die 40 Jahre hindurch? Welchen Beitrag leistet die
Propstei Wislikofen und die Fachstelle in
der Kirche und in der Gesellschaft von
morgen? Das Jubiläum der Fachstelle
«Bildung und Propstei» bietet Gelegenheit, auf den beschrittenen Weg zurückzuschauen und sich gleichzeitig den Herausforderungen der Zukunft zu stellen.
Die Anfänge der Propstei
als Bildungshaus
Im Jahr 1976 eröffnete die Römisch-KaDr. theol. Claudia Mennen, Leiterin Bildung und Propstei.
tholische Landeskirche in der Propstei
Wislikofen, dem ehemaligen Benediktinerkloster und der Aussenstelle des
Klosters St. Blasien, ein Bildungshaus.
Der Weg bis dahin war jedoch lang. Der
Bericht mit Antrag an die Röm.-Kath.
Synode des Kantons Aargau betreffend
ein Kreditbegehren von 2,4 Millionen
Schweizer Franken für die Errichtung
eines Bildungszentrums in der Propstei
Wislikofen liest sich wie ein Krimi.
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Schon 1954 wurde über die Schaffung grosser Mehrheit zugestimmt.
Das jahrelange Seilziehen um ein Bileiner Stätte der Begegnung für Erwach-
sene diskutiert. Eine Arbeitsgemein- dungszentrum der Aargauer Katholischaft nahm sich dieser Idee an und ver- kinnen und Katholiken fand damit ein
suchte, sie in die Tat umzusetzen. Leider glückliches Ende. Der Arbeitsgemeinlange Zeit vergeblich. Im Jahr 1963 wurde die Arbeitsgemeinschaft auf die alte,
baufällige Propstei aufmerksam. Ein Antrag auf der Frühjahrssynode der Röm.Kath. Landeskirche Aargau 1964 wurde
schaft von 1953, den Befürwortern trotz
abschlägigen Synodenbescheids, sowie
den Mitgliedern der Studienkommission von 1966 gebührt noch heute grosser
nische Konzil, welches vor allem in seinem Dekret über das Apostolat der Laien mehrmals auf die grosse Bedeutung
der weltanschaulich-religiösen Weiterbildung hinwies, erwies sich für die Befürworter bald als kraftvolle Hilfe. So konnte die Ablehnung des Projektes Propstei
Wislikofen durch die Synode eine neue
Initiative nicht verhindern. Im Frühjahr
1966 erhob die Synode den eingereichten Antrag, die Schaffung eines Bildungszentrums sei durch eine vom Synodalrat
einzusetzende Kommission intensiv zu
bearbeiten, zum Beschluss.
Laien. Ihre Initiative war eine Bewegung
von unten, die den Wert der Bildung im
Kontext der kirchlichen Aufbrüche des
Zweiten Vatikanischen Konzils und der
Synode 72 richtig einschätzte.
Dank für ihre Beharrlichkeit und Leijedoch abgelehnt. Das Zweite Vatika- denschaft gegenüber der Berufung der
Jahrelanges Seilziehen
mit glücklichem Ende
Im Herbst 1966 nahm die Studienkom-
mission ihre Arbeit auf. Im Frühjahr
1968 wurde der Antrag gestellt, eine Finanz- und Baukommission einzusetzen,
die die Umsetzung des Bildungshauses
in der Propstei Wislikofen vorantreibe.
Die Kommission argumentierte im Antrag: «Innerhalb und ausserhalb der Kirche besteht heute die Überzeugung, dass
weltanschaulich-religiöse Weiterbildung
des katholischen Christen ein Erfordernis der Zeit und der Zukunft ist. Wir können und müssen uns dieser Aufgabe stellen. Sollten wir uns dieser unserer Pflicht
entschlagen, so würden wir ungezählten Mitmenschen die so dringende erwünschte Möglichkeit zu tiefgreifenden
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kirchenpolitischen Aufwind des Zweiten
Vatikanischen Konzils war die Propstei
angehalten, zuerst Weiterbildungsveranstaltungen kirchlicher Organisationen und Verbände zu beherbergen und
in zweiter Linie ein eigenes Weiterbildungsprogramm anzubieten. Drittens
sollten auch andere Organisationen Platz
in der Propstei erhalten. Erster Leiter des
neuen Bildungszentrums Propstei Wislikofen wurde Dr. Martin Simonett.
Kirchliche Bildung von der Propstei zum Kanton
Gleichzeitig lässt sich in der Errichtung des kantonalen Bildungszentrums
Wislikofen ein sehr gelungenes Beispiel
von produktiver Zusammenarbeit im dualen Kirchensystem der Schweiz entdecken, das bis heute segensreich für eine
lebendige Aargauer Kirche auf der Höhe
der Zeit wirkt. Symbolisch steht die Rettung der alten baufälligen Propstei und
ihre Umnutzung zu einem Haus der Be-
Innerhalb kurzer Zeit empfanden kirchliche Verbände mit ihrer Orts- und Kantonalstruktur sowie Räte und Gruppen
aus Pfarreien und Kirchgemeinden die
Propstei als ihr liturgisch-spirituelles und
pastoral-inspirierendes Zuhause. Die Begeisterung für eine Kirche, die sich als
Volk Gottes und als Gemeinschaft auf
dem Weg versteht, die Mitberatung, Mitverantwortung und Mitentscheidung der
Laien fordert und fördert, gab dem Bildungshunger Nahrung.
gegnung und Bildung für den Umbau der
Kirche im Geist des Konzils: eine Kirche,
die sich als pilgerndes Volk Gottes versteht, sich den Menschen zuwendet und
ihren Dienst in der Welt ernst nimmt.
Die grosse Nachfrage führte zum Ausbau der Bildungsarbeit im Kanton. Vier
regionale Stellen entstanden, die das Angebot des Bildungshauses ergänzen und
unterstützen sollten. Grundkurse in den
Regionen sollten durch Aufbaukurse im
Bildungsarbeit im Aufwind
Mit dem Zweiten Vatikanum hat die
katholische Kirche bewusst eine andere Rolle zur modernen Gesellschaft ge-
Bildungshaus ergänzt werden. Es gab
von Anfang an die Option des prozesshaften Lernens sowie die Entscheidung,
dass Bildung ein emanzipatorischer Prozess ist, der nachhaltig und vor Ort seine
besten Ergebnisse zeitigt.
sucht und diese Veränderung theologisch
begründet. Sie akzentuiert eine solidarische Zeitgenossenschaft mit allen Men- Schwerpunkte und Themen ändern sich
schen, besonders mit den «Armen und Im Laufe von 40 Jahren stand die AusrichBedrängten aller Art». Sie legitimiert tung der Fachstelle immer wieder auf dem
die Pluralität von sprachlichen und kul- Prüfstand. Wie die Zeichen der Zeit aufgeturellen Ausdrucksformen des Glaubens griffen werden können und wie sich aktuin der Liturgie. Sie betrachtet das Gewis- elle Fragen in den Inhalten eines Bildungssen des Einzelnen, das auch als irriges programms spiegeln, ist bis heute ein heGewissen seine Würde nicht verliert, als rausfordernder Transformationsprozess.
Gesprächen und echter menschlicher Begegnung vorenthalten.» (Bericht der Studienkommission 1968)
Vor 40 Jahren wurden erstmals inteAm 28. Mai 1973 legte die Baukom- den Knotenpunkt der Gemeinsamkeit
mission «Propstei Wislikofen» der Früh- zwischen Christen und Nichtchristen ressierte Laien zur Auseinandersetzung
jahrssynode der Aargauer Landeskirche und damit als die eigentliche Drehschei- mit Theologie und Bibel eingeladen. Sie
einen detaillierten und gutbegründeten be des Dialogs.
sollten aktiv das kirchliche Leben ge1976 wurde die Propstei als «Haus stalten, an pastoralen Fragen partizipie«Bericht und Antrag für die Errichtung
eines Bildungszentrums in der Propstei der Aargauer Katholiken» eröffnet, al- ren und am Verkündigungsauftrag der
Wislikofen» vor. Diesem wurde mit sehr lerdings von vornherein mit der Opti- Kirche mittragen. Pfarreiräte wurden
on, auch «Organisationen weltanschau- gegründet, ökumenische Fragen diskulich neutraler Natur» offen zu stehen. Im
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Kirche findet an der Basis statt und lebt
«Unglaublich befreiend» hat das Motto des
40-Jahr-Jubiläums der Propstei als Bildungszentrum gelautet.
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Die Wisliker Gruppe mit den vollen und leeren Netzen bei der Präsentation.
WISLIKOFEN (fi) - Vom Seetal bis zum werde von der Kirchenleitung ignoriert, gagement.
wurde beklagt. Dabei lebe die Kirche am
Zum Beispiel Sulztal, Fricktal, Seetal
Ort oder gar nicht.
In Rheinsulz ist die alte Margreten-KaZum Beispiel Hermetschwil
pelle renoviert worden. Das Kleinod am
Im Reusstal-Dorf Hermetschwil gibt es Jakobsweg wurde mit neuem Leben genicht nur einen kiaxstmkturierten Pfar- füllt. Das Angebot, das von der Gruppe
reirat, sondern auch eine aus drei Frauen vorgestellt wurde, reicht von Musikanbestehende Liturgiegruppe. Die Frauen lässen, Offenem Singen und Meditatihaben 2003 ihre dreijährige Ausbildung on bis zu einem kirchlich getrimmten
Zum Beispiel Wislikofen- Rtimikon
An Halbtagswanderung und Diskussi- begonnen, nutzen eine Supervision und Halloween. Eine weitere Gruppe aus
onsabend hat sich eine Gruppe das Wun- betreiben laufend Weiterbildung. Alle dem Fricktal schilderte die Heilsamder vom See Genezareth vorgenommen sechs Wochen feiern sie mit der Pfarrei keit autobiografischen Schreibens. Da
und nach den leeren und vollen Net- einen Wortgottesdienst mit Kommunion. war von der Vermittlung eines neuen
zen an Tägerbach und Rhein gefragt. Die Einsätze sind mit dem jeweiligen Ge- Gottesbildes die Rede. Man könne geAuf der erfolgreichen Seite wurden un- meindeleiter abgesprochen, sind fester wissermassen schreibend vom Menschter anderem Synergien zwischen Pfarrei Bestandteil des Liturgieplans und wer- lichen zum Göttlichen gelangen. Da war
und Propstei, das Bestehen zweier akti- den von der Kirchenpflege unterstützt. gar ein eindrückliches Glaubenszeugnis
ver Liturgiegruppen, die Sonntagsfeiern Die Gläubigen haben sich nicht nur an zu hören.
mit den Kleinen und die verhältnismässig das Frauentrio am Altar gewöhnt - AusInnovativ und dennoch bodenständig
grosse Zahl Aktiver in der kleinen Pfar- wärtige kommen zum Gottesdienst. Der sei die Bruder-Klausen-Pfarrei Meisterrei erwähnt. Bisweilen schien aber das sehr initiativen Gruppe ist es allerdings schwanden, war zu hören. Die Gruppe
Kummervolle fast zu überwiegen: Ausge- auch nicht gelungen, vermehrt junge aus der jungen Pfarrei im Seetal hatte
hebelte Pfarrerwahl und Sakramenten- Leute in die Kirche zu locken. Dennoch
Formalismus und vieles mehr. Die Basis ermutigen sie auch Frauen und Männer
anderer Pfarreien zu einem solchen En-
Fricktal sind sie gekommen, die Gruppen, welche sich ihr Rüstzeug für die
Pfarreiarbeit geholt hatten. Sie haben
über ihre Erfahrungen berichtet und gezeigt, dass Kirche auch dort gedeihen
kann, wo nicht Sonntag für Sonntag ein
Profi am Altar steht.
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Lokale Verankerung
Gemeindeammann Hein Rohner uberbrachte Dank, Gluckwunsch und ein kleines Geschenk der Gemeinde Wishkofen
Er lobte das gute Einvernehmen und
meinte «Der Gemeinderat steht hinter
der Propstei und ist stolz auf sie.»Alice
Fischer doppelte als Prasidentin der Kirchenpflege nach Wie das der Kirchgemeinde zugesicherte Nutzungsrecht an
Kirche und Propsteiraumen gehandhabt
wird, hange von der jeweiligen Leitung
Kirchenratspräsident Luc Humbel anerkennt die Bildungsarbeit in der Propstei.
Gemeindeammann Hein Rohner betont
die gute Zusammenarbeit zwischen Gemeinde und Propstei.
ein Bruder-Klausen-Rad gebaut und
die teils nach innen, teils nach aussen lens. Sie dankte Claudia Mennen fur ihr
gerichteten Speichen mit «Stille», «Liebe», «Geborgenheit» und «Freiheit» benannt.
Feiernde und Gratulanten
Bildungsleiterin Claudia Mennen hat
die Gäste empfangen. Die Bildungsarbeit im Haus und in den Regionen
scheue sich auch nicht vor kritischen
Erwachsenenbildner Kurt Adler mit Kindern von der Ein-Eltern-Woche.
des Hauses ab. Dass es diesbezuglich har-
Tönen und Themen Immer wieder
gelinge es aber zu zeigen, wie viel in
und mit dieser Kirche möglich ist. Die
Propstei sei gewissermassen das gelebte Selbstverständnis der Landeskirche,
stellte Kirchenratspräsident Luc Hum-
moniert, bekraftigte sie mit einem Blumenstrauss und herzlichen Dankesworten an Claudia Mennen.
Der Anlass von gestern Sonntagabend
wurde vom Musik-Trio «Amal» nutgestal-
bel fest. Sie sei wertvoll für Glaubende
und Suchende. Nicht zuletzt mit Blick
auf das Haus meinte Humbel, das historische Erbe erheische Respekt. Er zoll-
tet Die Musikerin und die beiden Musiker gingen jeweils spontan auf die vorgetragenen Erfahrungsbenchte ein Das
te sowohl jenen, die das Zentrum gegründet haben, und jenen, die es seither
führen, Anerkennung. Regionalleiterin
Gabriele Tietze freute sich, dass die Synode für die Propstei eine neue Wärmepumpen-Heizung bewilligt hat. Für sie
persönlich sei die ehemalige Benediktiner-Niederlassung ein Ort des Wohlfüh-
Bildungsleiterin Claudia Mennen mit
Trio, das vornehmlich Musik aus dem Balkan, Zigeuner- und Klezmerklange zu bieten hat, bekam begeisterten Applaus. Fur
das Wohlbefinden nicht weniger wichtig
waren die Häppchen aus der Küche und
Wirken und entbot beste Wünsche für das vielgestaltige Dessert zum Schluss.
die Zukunft.
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