1 Morgenpost Ausgabe 1197 vom 17.11.2016 [email protected] „Besserwisser geben einem Pferd die Sporen, auf dem sie gar nicht sitzen !“ Das Wetter in Bad Aibling: M ittag A bend 11°C 10°C Nach dem gestrigen Feiertag sind es gerade mal noch 24 ernstzunehmende Schultage bis zu den Weihnachtsferien! Das kriegen wir doch alle locker hin, insbesondere in dem Wissen, dass wir dann fast drei Wochen frei haben werden… Nach dem Korrekturlesen des ersten Abschnitts gerate ich ins Grübeln. Darf ich das überhaupt schreiben? Sind nicht alle Schultage ernstzunehmen? Welche Konsequenzen könnte es haben, wenn ich mit meinem ersten Satz Raum für Interpretationen schaffe? Der Eglinski hat gesagt, dass die Schüler nicht alle Schultage ernstnehmen müssen, so könnte man zum Beispiel meinen ersten Satz auslegen. Und womöglich rennt dann wieder irgendjemand, der sich ganz wichtig fühlt, zu irgendjemanden, der noch wichtiger ist. Und dem sagt er dann: „Haben Sie es schon gelesen? Der Eglinski ruft zum Boykott gegen die Schule auf, das ist ein Skandal“! Wenn der Leser unserer M orgenpost nun der M einung ist, dass der Eglinski jetzt aber ganz schön übertreibt, dann hat er keine Vorstellung davon, welchen Unsinn ich mir hin und wieder aufgrund meiner täglichen Öffentlichkeitsarbeit anhören muss. „Was schreibst Du denn aber auch wieder? Drüc k Dich doch gleich gescheit aus“, höre ich unsere passionierte M enschenversteherin Karo Lohwasser sagen, mit dem ihr ureigenen, vorwurfsvollen Gesichtszug, der mir zeitgleich die Botschaft vermittelt, „Du lernst es einfach nicht mehr, Du Depp“. M an muss vorsichtig sein in der heutigen Zeit. Jeder Satz sollte wohlüberlegt sein, wenn man es allen recht machen möchte . Speisekarte: Mittagessen: Ramanthan Salatbuffet Guri Fr isch er legter Jäger braten Kar toffelknödel & Rotkohl Himbeer joghur t Abendessen: Suppe, Br otzeit und Salat Aber geht das überhaupt, es allen recht zu machen? Nach meinen Erfahrungen ist das ein Ding der Unmöglichkeit! Hinzu kommt, dass ich zu jenen M enschen zähle, die in der Regel ausdrücken, was sie denken. Ich scheue mich nicht vor Kritik und kritisiere mich in schöner Regelmäßigkeit auch selbst – sogar öffentlich. Das schafft zwar keine Freunde, sorgt aber stets für klare Verhältnisse. Das Einfachste wäre sicherlich, sich gar nicht mehr zu äußern. Oder zuvor das Buch zu lesen, „Die hohe Kunst der Diplomatie“. Zweifellos gehört Diplomatie zu jenen Fähigkeiten, an denen ich noch arbeiten könnte – wenn es mir denn wichtig wäre und wenn ich Zeit dafür hätte. M eine Aufgabe sehe ich jedoch nicht darin, es allen recht zu machen. M ein Job ist es, unseren Schülern zu helfen, ihre Ziele zu erreichen. M eine erstrangige Aufgabe ist es, gemeinsam mit meinem Team die Schüler besser zu machen! Mein Ziel ist es, das M otto des DFI in die gelebte Praxis umzusetzen, „Hier wachsen Persönlichkeiten“. Und ja, Ihr Besserwisser und Dauernörgler, es mögen mir hin und wieder Fehler unterlaufen. Doch nur derjenige, der seine Hände in den Schoss legt und der nichts bewegt, nur der begeht auch keine Fehler! Und ja, Ihr Oberkritiker, manchmal haue ich auch mal einen Satz raus, den man auch anders, wohlformulierter hätte sagen oder verfassen können. Doch wenn ich schreibe, dass ich ein gutes Frühstück einem mit Konservierungsstoffen vollgepumpten Automatensandwich vorziehe, dann ist das kein Angriff auf die Geschäftsführung der Schule, die den Automaten aufstellt, und auch kein Boykottaufruf gegen den Automatenhersteller – dann geht es mir nur um das Wohl der uns anvertrauten Kinder, denen ich auch mal in einer drastischen Sprache sage, lasst den Scheiß! Und wenn ich meine M einung äußere, dass mir das Outfit, mit dem unsere DFI Jungs in die Schule gehen, nicht gefällt, ist das keine versteckte oder gar offene Kritik an der Schulleitung. Es ist ein Aufruf an unsere Schützlinge und eine Bitte an unsere Erzieher, mal in den Spiegel zu schauen und sich die Frage zu stellen, ob die Kleidungsauswahl der Witterung angemessen ist und ob man sich bei seinem eigenen Anblick wirklich gut fühlt. Kritik an Spielern, die ich mittlerweile gar nicht mehr namentlich erwähne, bedeutet nicht, dass ich die Jungs oder gar deren Eltern nicht leiden kann. Konstruktive Kritik dient in erster Linie dazu, sich zu hinterfragen und Verbesserungen oder Weiterentwicklungen anzustoßen. Und auch der Umgang mit öffentlicher Kritik will gelernt sein, wenn man Fußballprofi werden will, sonst begeht man nach dem ersten Verriss in der BILD Selbstmord. Ich realisiere in diesem Augenblick, dass ich mich gerade in einer Art Rechtfertigungsmodus befinde und dabei alles andere als ein gutes Gefühl verspüre. Also, erst einmal durchschnaufen, runterkommen und sich auf die Dinge konzentrieren, die wichtig sind. Und was ist wichtig? Wichtig ist, dass wir heute M orgen gut drauf und gesund sind! Dass wir uns auf unser Training und unser nächstes Spiel freuen! Dass wir die Zeit mit unseren Freunden genießen, viel lachen und dankbar dafür sind, dass es uns so gut geht und dass wir eine fantastische Zeit am DFI haben. Der Rest ist jetzt einfach mal unwichtig, der Rest kann uns einfach mal nur gern haben…
© Copyright 2024 ExpyDoc