kolloquium physik

KOLLOQUIUM
PHYSIK
Thema
Vortragender
Kosten und Nutzen balancieren:
Entscheidungsunterstützung
angefangen vom Handykauf bis hin zur
Strahlentherapie
Dr. rer. nat. Michael Bortz
Fraunhofer-Institut für Techno- und
Wirtschaftsmathematik ITWM, Kaiserslautern
Ort
Zeit
Im Auftrag der Dozenten
der Fakultät Physik
Der Dekan
Einladender: Prof. Dr. Joachim Stolze
Hörsaalgebäude II
Hörsaal 2
Dienstag, den 8. November 2016
16:30 Uhr
Kolloquiums-Kaffee ab 16:00 Uhr
im Raum P2-E0-414
(Alle sind herzlich eingeladen)
Kosten und Nutzen balancieren:
Entscheidungsunterstützung angefangen vom
Handykauf bis hin zur Strahlentherapie
Dr rer. nat. Michael Bortz
Fraunhofer-Institut für Techno- und Wirtschaftsmathematik ITWM, Kaiserslautern
(Preis des Stifterverbands für die Deutsche Wissenschaft 2016)
Die richtige Balance zwischen Kosten und Nutzen ist der Kern von Entscheidungsprozessen.
Bei der Verfügbarkeit von Modellen und/oder Daten hat sich dafür das Konzept von besten
Kompromissen – Pareto-Lösungen - als sehr hilfreich erwiesen. Dies wird am Beispiel eines
fiktiven Handykaufs deutlich gemacht.
Deutlich komplexer ist die Planungsaufgabe der Intensitätsmodulierten Radiotherapie (IMRT):
Sie besteht darin, die Strahlgänge des einfallenden Röntgenstrahls in Abhängigkeit von der
Einstrahlrichtung in ihrer Intensität so zu modulieren, dass in der Gesamtsumme die Dosis im
Zielvolumen so hoch ist, dass der Tumor zerstört wird, und gleichzeitig die Risikoorgane
möglichst geschont werden. Ein idealer Kompromiss zwischen diesen Zielen ist aufgrund der
Patientengeometrie unmöglich. Umso wichtiger ist es, die Kompromisse, die getroffen werden
müssen, bestmöglich zu gestalten und in eine gute Balance zu bringen.
Es wird ein Überblick darüber gegeben, wie am Fraunhofer ITWM diese mehrkriterielle
Optimierungsaufgabe mittels adaptiver Skalarisierungsstrategien so gelöst wurde, dass zu
einer a priori vorgegebenen Approximationsgenauigkeit der kontinuierlichen Paretogrenze
möglichst wenige Optimierungsläufe durchgeführt werden müssen. Die Ergebnisse dieser
Läufe, die Paretopunkte, stehen dann für eine echtzeitfähige, interaktive Navigation zur
Verfügung. Mittels Selektions- und Restriktionsmechanismen kann der Planer die
gegenläufigen Ziele schnell und zuverlässig in eine bestmögliche Balance bringen.
Repräsentative Studien zeigen, dass das Erstellen von IMRT-Plänen in diesem Zugang
erheblich schneller zu besseren Ergebnissen führt; es wird zur Zeit weltweit in Kliniken
ausgerollt.
Der Vortrag endet mit einem weiteren Beispiel für die Anwendung dieses Verfahrens, bei dem
es um das verfahrentstechnische Design von chemischen Produktionsanlagen geht.