28 www.kg-koeniz.ch | NOVEMBER 2016 Vielseitig im Dienste der Menschen Bild: zVg Bild: zVg MEINUNG GOTTESDIENSTE JE NACH ZUHÖRERSCHAFT / Die Magie der Worte Was für mich eine gute Predigt ist. Viele Predigten habe ich im Laufe meines Lebens gehört,berührende und leere.Wenn sich bei letzteren die Konzentration verabschiedet, stellen sich mir stets Fragen: «Warum kein Paradigmenwechsel, kein Modellwechsel im Denken? Warum keine neuen Fragen – und neue Antworten? Warum steht der Mann auf der Kanzel nicht mit uns auf Augenhöhe? Predigte Jesus eigentlich auf einer Kanzel? Warum redet der Prediger oft zu statt mit uns? Warum greift der Prediger nicht Themen auf, die den Nerv aller treffen? Die fehlende Kraft des Argumentes wird oft durch Wortgeklingel oder Floskeln ersetzt. Klar, nicht jedem Prediger ist die Gabe der flammenden Reden gegeben, sicher aber das Wissen, dass gewisse Predigten nicht 30 Minuten dauern dürften. Etwas wagen statt zu langweilen, ist erfolgversprechender. Wird das Thema der Predigt in der Studierstube konstruiert, fehlt das Feuer, die Magie der Berührung. Wird aber ein Anliegen oder eine Not wirklich erkannt, tönt es anders und überzeugender. Prediger im nahen Kontakt mit ihrer Gemeinde erleben deren Nöte und können achtsam Predigten gestalten, die einen Alltagsbezug haben und eher berühren. «Hilfe bei der Elendsbewältigung kann nur geben, wem das Elend nicht fremd ist.» Kein Thema sollte Sperrzone in einer Predigt sein. Mit klaren, mutigen Worten und Inhalten, die verständlich sind, mit Einfühlung und Menschenliebe taugt jedes menschliche Problem für eine Predigt. Gott sollte die Säule einer Predigt sein. Wie der Prediger Gott mit dem Thema verbin- «Der Prediger steige herab. Nur so kann er den Nächsten aufrichten, der am Boden liegt.» Reformiert: Als Stellvertreterin für Christa Schüpbach haben Sie den heilpädagogischen KUW Unterricht mit den vier Schülern aus der Sprachheilschule Wabern gestaltet. Wie haben Sie dabei mit den Konfirmanden gearbeitet? Pfarrerin Maria Fuchs Keller: Wir hatten das Thema der letzten Konfirmation zusammen erarbeitet und dabei das Thema Glück gewählt. Die Schüler erzählten, wann sie glücklich sind; sportliche Aktivitäten wurden ebenso oft erwähnt wie mit Freunden und Familien zusammen sein. Sie lasen ihre Texte zum Thema selber. Mit einem Bild aus der Natur kündigte ich den nächsten Konfirmanden an. Abwechselnd lasen wir die Fuchs Keller: Für die 180 Einsassen vertritt meine Kollegin Pfarrerin Ursula Wyss mit 30% die katholische Kirche, ich mit 20% die reformierte, ein Imam hält das Freitagsgebet. Jeden Samstag von 18.00–19.00 Uhr Neue Formen spriessen in der Kirche Wabern: Gottesdienst mit Jugend-Band, Showgruppe und Cola-Bar. findet ein Gottesdienst in Deutsch und/oder in Englisch statt. Hier kann es vorkommen, wofür ich dankbar bin. Sie ermöglicht etwa Jugendaktivitäten Kirchgemeinde: dass ein Besucher etwas fragt. Dann wird an der Weihnachtsfeier eine externe www.jugendbox.ch der Gottesdienst interaktiv und wir erörtern Gruppe. * Jugend Wabern: Siehe www.kirche-wabern.ch /Angebote/Jugend zusammen Fragen. Die Einsassen haben (Kinder in Rubrik ... Angebote / Kinder und Familien zwar den Ausblick in die Na- Können Sie weitere Beispiele mit Familiengottesdienst tur, können diese aber nicht geeigneten Gottesdiensten für Jugend- mit Kinderchor: berühren und nicht im Wald liche geben? 4. Dezember um 9.30 Uhr und 24. Dezember um herumstreifen wie wir. So Fuchs Keller: Seit kurzem gibt es wieder ei- 17.00 Uhr, Kirche Wabern. brachte ich früher oft auch nen Jugendgottesdienst, den ich mit der kaetwas zum Anfassen mit: tholischen Kirche und dem Kirchenkreis P f a r r e r i n M a r i a Fu c h s K e l l e r Blätter, Steine, Muscheln. Spiegel als Team gestalte, am 21. Oktober Seligpreisungen aus der Bergpredigt.Nach- Wir haben u.a. bunte Herbstblätter zwi- unter dem Motto «Respekt? Respekt!». Die I N F O dem die Schüler einmal Vertrauen gefasst schen Plexiglasscheiben geklebt, die jetzt Band «Bees and Trees», die bei uns im Banhatten, haben sie mich mit ihrer Lebenser- im Seelsorgezimmer hängen. Bei der Seel- droom unten im alten Pfarrhaus Wabern fahrung und mit ihrem Engagement beein- sorge gilt es darum, mit der dunklen Seite probt, begleitet uns musikalisch, die Showdruckt. der Insassen einfühlsam umzugehen. Reli- gruppe «flava fiends» unterhält uns mit gion kann,ähnlich wie Kunst,Räume öffnen, einer «Dancebattle». Andere Jugendliche Sie sind als Seelsorgerin seit 7 3⁄4 Hoffnung geben, Aufatmen lassen und das werden in der «Cola+Co» Bar nichtalkoholiJahren auch in der JustizvollzugsanHerz und die Seele wieder füllen.Die Leitung sche Drinks mixen. Das haben sie bei unsestalt Thorberg im Einsatz. Wie stellt der Justisvollzugsanstalt Thorberg bringt rem Jugendarbeiter Philippe Häni gelernt*. sich dort Ihre Tätigkeit dar? Text: Barbara Bürki unserer Arbeit Wertschätzung entgegen, «Bei Fragen wird der Gottesdienst im Gefängnis interaktiv.» Refbejuso, Michael Stahl «Kein Thema sollte Sperrzone in einer Predigt sein». Ob in der Justizvollzugsanstalt Thorberg oder im Familiengottesdienst, in der Sprachheilschule Wabern oder im Jugendgottesdienst: Pfarrerin Maria Fuchs Keller gestaltet den Gottesdienst mit Blick und in Zusammenarbeit mit Teilnehmenden. «Fantasten des Herrn» Vielfalt ist gefragt NEUE FORMEN VON GOTTESDIENSTEN / «Mir gefallen viele Formen von Gottesdiensten und ich schätze die Vielfalt», sagt Pfarrer Mathias Gerber aus Oberwangen. Eine Umfrage bei Passanten rund um die Kirche Oberwangen. Eine 32-jährige Frau mit Kopftuch findet es schade, wenn bei den Gottesdiensten abgebaut wird. Für sie ist es wichtig, dass die Menschen einen Ort haben, wo sie ihre Religion leben können. «Welche Religion jemand ausübt, ist seine persönliche Entscheidung», findet die bekennende Muslima. Antonius von Padua det entscheidet darüber, ob sich eine Kraftquelle auftut oder Trostlosigkeit. Ich habe ein paar Predigten erlebt, wo Menschen am Schluss ergriffen wie nach einem exquisiten Konzert da sassen.Wo man noch lange nach dem letzten Wort weit weg beim Gehörten verweilte. Und wo man erst noch Bilder aus der eigenen Tiefe aufsteigen liess, die Last leichter wurde und das Gehörte heilte. Bild und Text: Romi Gygax Wegen Reduktion von Pfarrstellenprozenten: Leere Kirche Oberwangen – aber nur an drei Sonntagen pro Jahr. «Der Gottesdienst ist sehr wichtig für die Begegnung mit Gott und Menschen.» IMPRESSUM «Reformiert.» kann schriftlich abbestellt werden: Verlag reformiert., Abos, Gaswerkstrasse 56, 4900 Langenthal. [email protected] ADRESSEN KIRCHGEMEINDE KÖNIZ Präsident Kirchgemeinderat Bruno Sigrist, 031 978 03 30, [email protected] Ev.-ref. Kirchgemeinde Köniz Tel. 031 971 30 30, Fax: 031 971 30 35 Ritterhuus Schloss Köniz, Muhlernstrasse 5, Postfach 589, 3098 Köniz [email protected], www.kg-koeniz.ch Redaktion «reformiert.» Köniz (S. 23–28): Alfred Arm,Tel. 031 974 19 74 E-Mail: [email protected] Redaktionsschluss allg. Teil Dez.-Nr: Mi. 26. Oktober. Redaktionsschluss Kreise Dez.-Nr: Mi. 2. November, 12 Uhr. Ausfallende Gottesdienste werden bedauert Warum gibt es gelegentlich an Sonntagen keinen Gottesdienst mehr? Wir mussten unsere Pfarr-Stellenprozente gegen unten anpassen.Da ein Gottesdienst relativ viel Vorbereitungszeit benötigt, mussten wir die Ressourcen anders aufteilen. Wir wollten nicht bei persönlichen Gesprächen oder Kleingruppen sparen. Dafür erlaubten wir es uns, drei Gottesdienste pro Jahr während den Schulferien ausfallen zu lassen. Der Gottesdienst ist aber grundsätzlich sehr wichtig für eine Begegnung mit Gott und der Menschen untereinander. Finden bei Ihnen auch neue Gottesdienstformen statt? Knapp die Hälfte der Gottesdienste wird bei uns von Musikbands begleitet. Wir verfügen über drei Bands, die moderne Musik in den Gottesdienst bringen. Die Hälfte der Gottesdienste bewegt sich im traditionellen Rahmen mit Orgel- oder Klaviermusik. Wir beziehen Gottesdienstbesuchende mit ein, beispielsweise in Form von Interviews. Dies natürlich nach vorheriger Absprache. «Ich möchte zu Gott beten und nicht zu den Formen» Pfarrer Mathias Gerber Wie denken Sie über neue Gottesdienstformen? Mir gefallen viele Formen und ich schätze die Vielfalt. Trotzdem finde ich die Form gar nicht so wichtig. Ich möchte zu Gott beten und nicht zu den Formen. Bild und Text: Monica Wieser Ein älterer Mann lässt sich bei der Gartenarbeit stören und meint, er habe früher oft in Oberwangen den Gottesdienst besucht. «Seit einiger Zeit begleite ich meine Frau aber in die Gottesdienste einer Freikirche.» Trotzdem findet er es schade, wenn die Gottesdienste der Landeskirche reduziert werden. Ein 42-jähriger Mann im Überkleid eilt vorbei Richtung Bahnhof. Der heutige Gottesdienst der Landeskirche sei nicht mehr zeitgemäss, findet er. Vor zwei Jahren habe er für sich die Freikirche entdeckt. «Am Anfang gibt es jeweils fätzige Rock- und Popmusik.» Dann komme der Pfarrer und erzähle aus dem Leben. «Da denke ich dann manchmal noch lange darüber nach.» Er bedauert aber den Rückgang der Gottesdienste in der Landeskirche. Eine mittelalterliche Frau im Businessdress kommt von der Arbeit und gesteht, dass sie aus der Kirche ausgetreten sei. «Ehrlich gesagt, ist es mir egal wieviel Gottesdienste angeboten werden, ich gehe höchsten noch anlässlich einer Hochzeit in die Kirche.» Die Sozialdiakone Marc Bloesch (links) und Philippe Häni (rechts) wurden am 10. September im Berner Münster für Ihre Ämter beauftragt. Fa. Am 10. September wurden im Berner Münster sechs Frauen und Männer für das katechetische und das sozialdiakonische Amt beauftragt. Beauftragte müssen über entsprechende Ausbildung/en verfügen und zudem Mitglied und bei der reformierten Kirche angestellt sein. Beauftragender war Pfarrer Stefan Ramseier,Synodalrat der Kantonalkirchen refbejuso. Er lud in seiner Predigt die Neu-Beauftragten ein, zu «Fantastinnen und Fantasten des Herrn» zu werden. Aus der Kirchgemeinde Köniz Marc Blösch wurden für das katechetische und das sozialdiakonische Amt und Philippe Häni für das sozialdiakonische Amt beauftragt. Diese zwei Ämter sind gemäss der neuen Kirchenordnung gleichwertig mit dem Pfarramt. Mehr Informationen Was heisst Beauftragung? Siehe www.kg-koeniz.ch/Aktuell/Kirchgemeinde Beauftragungsfeier im Münster: www.refbejuso.ch/ inhalte/beauftragung-und-einsetzung.html TIPP Niederscherli: Adventskonzerte Als Einstimmung auf die besinnliche und als Kontrapunkt zur hektischen Adventszeit lädt Sie der Kirchenchor Niederscherli unter der Leitung von Niklaus Loosli zu seinen Konzerten ein. Es werden drei Kantaten von Georg Philipp Telemann aufgeführt, sowie das Gloria in D von Antonio Vivaldi. Neben dem Kirchenchor sind Instrumentalisten und junge Gesangssolisten aus der Region Bern zu hören. Daten: • Samstag 26. November, 20 Uhr, Kirche Oberbalm (Fahrdienst ab Bahnhof Niederscherli, 19.20 Uhr) • Sonntag, 27. November, 17 Uhr, Kirche Niederscherli.
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