Jeder Wassertropfen zählt

Jeder Wassertropfen zählt
Zählertausch Schwabmünchen stellt auf ein digitales System um. Dies bringt viele Vorteile – aber auch einen Nachteil
VON REINHOLD RADLOFF
Schwabmünchen/Landkreis Wasser
ist das Lebenselixier Nummer eins
der Menschen. Schon nach wenigen
Stunden ohne Flüssigkeitsaufnahme
kann der Tod eintreten. Spätestens
nach zehn bis zwölf Tagen ohne
Wasser ist das Leben auf jeden Fall
beendet. Deshalb ist es extrem
wichtig, dass wir mit diesem Lebensmittel sehr vorsichtig umgehen.
Auch die Stadt Schwabmünchen
handelt danach und tut alles dafür,
dass nicht nur genügend Wasser für
ihre Bürger vorhanden, sondern
auch die Qualität so hoch wie möglich ist. Das ist einer von vielen
Gründen dafür, dass sie in alle Haushalte neue Wasserzähler einbaut. Sie
bringen viele Vorteile, aber einen
ganz entscheidenden Nachteil: die
Kosten.
3500 Haushalte und mindestens
ebenso viele Wasserzähler gibt es in
Schwabmünchen. Rund 500 von ihnen wurden schon ausgewechselt,
der Rest folgt bis Ende 2018. Wassermeister Udo Dehne gab der
Schwabmünchner Allgemeinen zu diesem Thema Informationen zusätzlich
zu den Erläuterungen im Internet.
Warum muss jeder Zähler ausgewechselt werden, egal wie alt er ist?
Die eichgesetzlichen Vorgaben
und die der Trinkwasserverordnung
werden immer strenger, vor allem
zum Wohle der Bürger. In allen bisherigen Zählern waren Keime (z. B.
Pseudomonas aeruginosa oder Pfützenkeim: Er kann einfache oder
schlimme Entzündungen verursachen) nicht zu vermeiden, die gefährlich sein konnten. Die neuen
Geräte der Firma Kamstrup werden
keimfrei geliefert. Sie sind vorrangig
aus Kunststoff.
Der Zähler funktioniert digital,
das heißt: Er misst sehr genau, kann
Rückflüsse ins Stadtnetz vermeiden
und zeichnet (dank einer Batterie,
die rund 15 Jahre hält) eine ganze
Menge Daten auf, zum Beispiel die
Wassertemperatur, den Verbrauch
in den vergangenen 420 Tagen, den
Monats- und täglichen Verbrauch.
Er kann auch Alarm- und Fehlermeldungen abgeben, zum Beispiel
bei Manipulation, Wasserrohrbruch
oder unkontrolliertem Dauerverbrauch.
Der Zähler kann per Funkübertragung (die extrem niedrige Sendeleistung beträgt etwa 10 Milliwatt)
Wassermeister Udo Dehne mit dem neuen Wasserzähler mit digitaler Wasseruhr.
ausgelesen werden, das heißt, der
Ableser muss nicht mehr ins Haus
kommen, sondern kann meist bereits auf der Straße über speziell gesicherte Systeme Daten empfangen,
was sowohl dem Wasserwerk als
auch dem Kunden viel Zeit und
Terminstress erspart. Der Zähler
kann keine Daten empfangen und ist
deshalb manipulationssicher.
Was kostet der Umbau?
Diese Frage kann nicht genau beantwortet werden. Wie Wasser-
meister Dehne erklärte, liegen die
Umbaukosten zwischen rund 250
Euro und mehreren tausend Euro, je
nach Alter des Hauses, je nach Zustand der Wasserleitung, der Wände
und der Zugänglichkeit der Zähler
sowie der notwendigen Installationsarbeiten.
Warum muss in Schwabmünchen der
Hauseigentümer die Einbaukosten tragen?
Weil dies die Schwabmünchner
Wasserabgabesatzung so vor-
Foto: Reinhold Radloff
schreibt: Alle Arbeiten, die innerhalb des Grundstücks auszuführen
sind, muss der Hauseigentümer bezahlen. Der Wasserzähler wird
weiterhin vom Wasserwerk gestellt.
Wie lange kann die neue Wasseruhr
verwendet werden?
Wasseruhren müssen amtlich geeicht sein. Aufgrund von speziellen
Verfahren kann die Eichfristverlängerung bei den neuen Uhren mehrmals erteilt werden. Deshalb kann
die Uhr bis zu 15 Jahre im Haus verbleiben, bevor sie ausgetauscht werden muss.
Bis wann sind in Schwabmünchen alle
Wasserzähler ausgewechselt?
Laut Plan Ende 2018. 2016 wird
der Südwesten, 2017 der Südosten
und 2018 der Norden mit Mittelstetten und teilweise Wertachau erledigt.
Kann der Hauseigentümer mit dem Installateur einen Termin für den Einbau
vereinbaren?
Das ist kompliziert. Der Hauseigentümer teilt der Stadt neben anderen Daten auch mit, welchen Installateur er haben will. Die Stadt
reicht diesen Wunsch an den Installateur weiter. Der stimmt sich mit
dem Wasserwerk ab, das vor Beginn
der Umbauarbeiten an der Straße
den Hauswasserzufluss absperren
muss. Wenn alle Abstimmungen getroffen sind, ruft der Installateur
den Kunden an und vereinbart mit
ihm einen Termin.
Müssen in anderen Gemeinden die
Wasseruhren auch ausgetauscht werden?
● Bobingen Der Austausch beginnt
2017. Rund 4000 Haushalte werden
bis Ende 2019 auf das neue System,
das gleiche wie in Schwabmünchen,
umgestellt.
● Königsbrunn Die Stadt fasst die
Umstellung ins Auge, doch der
Stadtrat kann sich noch nicht dazu
durchringen. In der Stadt laufen
etwa 5600 Wasseruhren.
● Zweckverband StaudenWasser
versorgung Bereits rund 50 Prozent
der 21 Gemeinden mit 85 Ortsteilen
wurden in den vergangenen zwei
Jahre auf Kampstrup umgestellt.
Der Verband ist der zweitgrößte
Regionalversorger in Schwaben und
hat rund 9000 Wasserzähler.
● Wasserzweckverband
Lechfeld
Dort wird bereits seit sechs Jahren
mit einem ähnlichen System gearbeitet (Sensus), das in Einzelfällen
Probleme bereitet. Der Verband hat
etwa 5500 Wasseruhren.
● Großaitingen Hier wird bereits
seit zwei Jahren ebenfalls „Sensus“
eingebaut, allerdings ein anderes
Modell als auf dem Lechfeld. In
Großaitingen gibt es rund 1700 Zähler, ein Drittel ist bereits umgestellt.
● Mittelneunfach Dort ist noch ein
analoges System im Einsatz. Es wird
überlegt, ob sich die Gemeinde nicht
ebenfalls dem Zweckverband Stauden anschließt.
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