Katze überfahren und entsorgt, ohne die Halterin zu - FDP

Basel.Stadt.Land.Region.
| Samstag, 5. November 2016 | Seite 23
Frage des Tages
Das Ergebnis der Frage von gestern:
Würden Sie die Schliessung
der Hauptpost 1 bedauern?
Ist die Vergabe von Swisslos-Geldern
an Swisspeace legitim?
Die Friedensstiftung Swisspeace erhält
900 000 Franken aus dem Swisslos-Fonds.
Ist das legitim? www.baz.ch
80% Ja
(674)
20% Nein
(171)
Swisslos-Gelder für linke Organisation
Regierungsrat zahlt Swisspeace fast eine Million Franken, obwohl Gelder für politische Aktivitäten verboten sind
Von Joël Hoffmann
Basel. Der Swisslos-Fonds ist bei Kul-
turschaffenden heiss begehrt. Der
Regierungsrat verteilt aus dem Topf,
der von Lottospielern gefüllt wird, mal
hier ein paar Tausend Franken an
Druckkosten für ein Buch und dort
einige Zehntausend Franken für eine
Theaterproduktion. Inmitten dieser
Geldflüsse sticht ein aussergewöhnlich
hoher Betrag hervor: Die Friedensstiftung «Swisspeace» mit Sitz in Bern und
einer Niederlassung in Basel hat
900 000 Franken erhalten – von einer
derart hohen Summe können Kulturschaffende nur träumen. Diese Vergabe
jedoch ist heikel: Dem Regierungsrat ist
es nämlich untersagt, Swisslos-Gelder
für politische Aktivitäten zu sprechen.
«Wir sind keine politische Organisation, sondern eine Forschungsinstitution. Eines unserer Ziele ist es, die
Schweizer Friedenspolitik mitzugestalten. Wir haben Beratungsmandate beim
Bund oder für die EU und bieten Weiter-
bildungen an», entgegnet SwisspeaceGeschäftsführer Laurent Goetschel. Die
Organisation sieht sich selbst nicht als
politisch handelnd, ihr Zweck ist jedoch
politisch. Im Handelsregister steht: «Die
Stiftung bezweckt, die schweizerische
Friedens- und Sicherheitspolitik (...)
mitzugestalten sowie bei ihrer Verwirklichung mitzuwirken.»
Linke Politiker hinter der Stiftung
Friedensförderung ist ein heikles
Unterfangen. Man denke nur schon an
den polarisierenden Nahostkonflikt, zu
dem auch Swisspeace nicht nur Forschungsresultate publiziert, sondern
auch palästinensische Akteure porträtiert und als Friedensaktivisten darstellt, wie etwa Sumaya Farhat-Naser.
Sie tritt seit Jahrzehnten an israelkritischen Veranstaltungen auf. Der Fokus
auf israelkritische Positionen ist weit
mehr als Forschung: Es ist ein politisches Bekenntnis. Es spielt keine Rolle,
ob man die politische Position teilt oder
nicht, Geld dürfte es dafür nicht geben.
«Wenn man zu einem Konflikt
etwas sagt oder nicht sagt, wird man
rasch als politischer Akteur wahrgenommen, auch wenn man sich nicht als
politisch versteht», sagt Goetschel.
Wenn die Forschung ein Beitrag zu
weniger Gewalt leiste und den Frieden
fördere, dann sei Swisspeace «in dem
Sinne aus der Sicht gewisser Akteure
trotzdem politisch».
Indes zeigt ein Blick in das Handelsregister, wie politisch die Stiftung ist.
Unter den 20 Mitgliedern sind keine bürgerlichen Politiker zu finden, sondern
nur linke, wie die alt Nationalräte Josef
Lang (Grüne) und Hugo Fasel (CSP)
oder den alt BastA!-Politiker und emeritierte Soziologieprofessor Ueli Mäder.
Dass Goetschel betont, dass Swisspeace lediglich ein Forschungsinstitut
sei, ist zentral. Denn: «Vom Swisslos-Fonds werden keine Beiträge ausgerichtet für (...) politische Aktivitäten»,
wie es in der Verordnung über die Verwendung von Geldern aus dem Swisslos-Fonds heisst. Auch Seminare und
Kongresse oder Institutionen, die bereits
vom Kanton finanziert werden, sind
vom Swisslos-Geldtopf ausgeschlossen.
Damit taucht ein weiteres Problem auf:
Mit dem Geld wird ein Nachdiplomstudiengang Konfliktforschung an der Uni
Basel mitfinanziert. Dieses Lehrangebot,
das der berühmte Friedensforscher
Johan Galtung initiiert hat, sorgte 2012
für Schlagzeilen, weil Galtung nach
umstrittenen Aussagen über Juden seinen Posten räumen musste. Er behauptete etwa, dass die wirtschaftlich einflussreiche Position der Juden in der
Weimarer Republik antijüdische Ressentiments begünstigt habe.
Partnerschaft mit Universität
Nach dem Eklat geriet die bisherige
Hauptträgerschaft, die private World
Peace Academy, in finanzielle Schieflage. Die weiteren Unterstützer – Ueli
Mäders Institut für Soziologie und das
Europainstitut der Uni mit Laurent
Goetschel – konnten das Lehrangebot
aus eigener Kraft nicht stemmen.
Die Uni, die mehr politische und
gesellschaftsrelevante Themen in ihrem
Lehrangebot fördern will, hätte den
Studiengang Konfliktforschung einstellen müssen. Doch dann kam ihr 2013
der Grosse Rat zu Hilfe und befürwortete einen Vorstoss von Rudolf Rechsteiner (SP). Damit wurde die Organisation
Swisspeace mit ihren Mitgliedern Goetschel und Mäder neue Partnerin der
Universität. Die 900 000 Franken aus
dem Swisslos-Topf sollen den Studiengang bis 2017 sicherstellen.
Das Justiz- und Sicherheitsdepartement (JSD), das die Verteilung der
Swisslos-Gelder zuhanden des Regierungsrats vorbereitet, sieht keinen Verstoss der Ausschlusskriterien. «Beim
erwähnten Projekt handelt es sich um
ein sogenanntes Schwerpunktprojekt.
Für solche Projekte gelten teils andere
Bestimmungen, namentlich nicht jene
der Paragrafen 3 und 4», so JSD-Sprecher Andreas Knuchel. Das heisst, weil
es bei Swisspeace um viel Geld geht,
gelten die Ausschlusskriterien nicht.
Katze überfahren und entsorgt, ohne die Halterin zu informieren
Ein implantierter Chip ist keine Garantie für die Benachrichtigung des Besitzers beim Todesfall eines Haustiers
kurze Zeit von zu Hause weg. Sie liebte
es, im Stall herumzustreunen oder
Streicheleinheiten von ihren Reitschülern zu ergattern», sagt Stegmüller.
«Mogli war sehr zutraulich und bei den
Menschen beliebt.»
Von Kurt Tschan
Wahlen/Muttenz. Mogli war eine Norwegische Waldkatze. Sie wurde nur
etwas mehr als ein Jahr alt. Eines Morgens Ende Oktober verliess sie wie
gewohnt um 7 Uhr das Haus ihrer Besitzerin in Wahlen. Rund 30 Minuten später wurde sie auf der Kantonsstrasse
nach Grindel überfahren und getötet.
Wer die Katze von Andrea Stegmüller
auf dem Gewissen hat, ist bis heute
ungeklärt. Unklar auch, warum die
Gemeinde Moglis Besitzerin nicht über
den Tod ihrer Katze informiert hat.
«Der Fund der erwähnten Katze
wurde der Gemeindeverwaltung durch
die Baselbieter Polizei gemeldet»,
schreibt Wahlens Gemeindepräsident
Willy Asprion in einer schriftlichen Stellungnahme. Aufgrund dieser Meldung
sei der Wasenmeister zur Entsorgung
des Kadavers aufgeboten worden. Dieser habe die tote Katze «mittels Gerät
gescannt». Allerdings sei das Tier nicht
mit einem Chip ausgestattet gewesen.
In der Folge brachte der Wasenmeister
das Tier zur Tierkadaverstelle nach Büsserach. «Sie können sicher nachvollziehen, dass wir der Aussage unseres
Wasenmeisters Glauben schenken»,
schreibt Asprion. «Wir gehen davon
aus, dass die Arbeiten gemäss unseren
Vorgaben vollzogen werden.»
Andrea Stegmüller bezweifelt die
Aussagen vonseiten der Gemeinde.
«Meine Katze war nämlich tatsächlich
mit einem Chip ausgestattet», stellt sie
klar. «Deshalb hätte der Wasenmeister
auch feststellen können, dass die Katze
mir gehört, und Meldung erstatten müssen», sagt sie. Der reiskorngrosse Chip
wird vom Tierarzt mit einer Spezialspritze auf der linken Halsseite des Tie-
Chip für die Katz. Die schöne Mogli verlor auf der Strasse ihr Leben, Besitzerin
Andrea Stegmüller konnte nicht Abschied von ihrem Tier nehmen.
res unter die Haut injiziert. Mit einem
Lesegerät lassen sich der Name, das Alter
und das Aussehen einer Katze, aber auch
die Adresse des Besitzers ermitteln.
Der Laufner Tierarzt Reto Meier
stützt ihre These. «Ich kenne keine
Gemeinde, die das nutzt», sagt er auf
Anfrage. Er habe deshalb schon vor
fünf Jahren Vorsorge getroffen und der
Tiersammelstelle in Büsserach eines
seiner Lesegeräte ausgeliehen. Mit
dem Abwart habe er abgemacht, dass
dieser alle Katzen nach einem Chip
absuche und ihm Meldung erstatte. Im
Anschluss habe er die betroffenen Kat-
Haustiere sind ein Milliardengeschäft
Basel. Immer wieder versuchen Tierschutzorganisationen das Chippen
von Katzen gesetzlich zu verankern.
Allerdings sind sie damit bis jetzt
gescheitert. «Deshalb versuchen wir,
Behördenmitglieder zu sensibilisieren», sagt Sandra Müller vom Tierschutz beider Basel. Gemeinden sollen angehalten werden, Tiere auf einen
Chip zu überprüfen. So liessen sich
nicht nur die Besitzer bestimmen,
sondern auch Alter, Aussehen und
Name des Tieres.
Ohnehin stammen heute viele Katzen
aus Zuchtbetrieben. Dies schlägt sich
auch in den Preisen nieder. Diese kosten in etwa so viel wie Hunde, sagt Müller. Preise zwischen 2200 und 3800
Franken seien keine Seltenheit. Dass
Katzen als Haustiere immer beliebter
werden, lässt sich statistisch belegen.
1,2 Millionen im Jahr 1995 standen
2015 bereits 1,7 Millionen gegenüber.
2012 wurden die Ausgaben für Haustiere in der Schweiz mit 900 Millionen
Franken angegeben. Alleine der Umsatz
mit Katzen- und Hundenahrung beträgt
180 Millionen im Jahr. Im Durchschnitt
gibt der Schweizer Haustierbesitzer im
Monat 88 Franken für seinen Liebling
aus, 70 Franken davon für Futter und
Haustierzubehör. Das ist sogar deutlich
mehr als für Süssigkeiten.
Alleine für Katzenzubehör werden in der
Schweiz jährlich sieben Millionen Franken ausgegeben. Dies unterstreiche,
dass die Beziehung zum Haustier stark
sei, sagt Müller. Der weltweite Futterumsatz soll für das nächste Jahr rund
75 Milliarden Dollar erreichen, wie der
Marktforscher Transparency Market
Research ausgerechnet hat. kt
zenbesitzer persönlich über das Ableben ihrer Katze informiert. «Leider
wurden aber so wenige Katzen mit
Chip angeliefert, dass wir den Versuch
vor zwei Jahren wieder abgebrochen
haben», sagt er.
«Katzen sind Wesen»
Gute Erfahrungen gemacht hat
Meier in der Vergangenheit mit dem
Bezirkshauptort Laufen. «Früher kamen
die Gemeindeangestellten zu uns mit
den angefahrenen Tieren», sagt er. «Wir
checkten, ob sie über einen Chip verfügten.» Jetzt kann Meier nur noch vermuten, dass dies die Gemeinde selber erledige, weil keine toten Tiere mehr zu ihm
gebracht werden.
Stegmüller, die in Wahlen einen
Reitstall betreibt, hätte gerne von Mogli
Abschied genommen. «Sie war für uns
wie ein Familienmitglied», sagt sie. An
diesem Morgen im Oktober sei rasch
klar geworden, dass etwas geschehen
sein musste. «Mogli blieb jeweils nur für
Vermisst-Meldung auf Facebook
Als ihr Gefühl, dass etwas Schreckliches passiert sein musste, stärker
wurde, rief sie die Polizei an. Diese habe
sich aber für nicht zuständig erklärt und
sie an die Gemeinde verwiesen. Über
Facebook stellte sie schliesslich eine
Vermisst-Meldung ins Internet und verteilte einen Flyer im Dorf. Rund zweieinhalb Tage nach dem Verschwinden
hatte sie Klarheit. «Mich rief eine Frau
an, die eine tote Katze am Strassenrand
gesehen hatte.» Ähnliche Beobachtungen hatte zur fraglichen Zeit auch ein
Mann aus Grindel gemacht.
Der Fall der toten Mogli ist kein Einzelfall. Im Durchschnitt verschwinden
in der Region Basel jeden Tag drei Katzen. 1161 waren es 2015, wie Sandra
Müller vom Tierschutz beider Basel
sagt. Drei von vier als vermisst gemeldete Haustiere waren somit Katzen.
Meldungen über vermisste Haustiere
landen in einer Schweizerischen Datenbank. «Katzen gelten per Gesetz als
Wesen», sagt Müller. Ihre Grundbedürfnisse müssten sichergestellt sein. Dies
setze voraus, dass sie nicht sich selber
überlassen werden dürften. Wer eine
Katze finde, habe auch nicht das Recht,
sie einfach mit nach Hause zu nehmen.
Gefundene Haustiere müssten gemeldet werden. Erst nach zwei Monaten
dürften herrenlose Tiere weitervermittelt werden. Dann nämlich erlischt der
Besitzanspruch des Halters.
Anders als bei Hunden sieht das
Tierschutzgesetz für Katzen keinen
Chipzwang vor. Tierarzt Meier bestätigt
jedoch: «Immer mehr Katzenbesitzer
machen das, da sie es schon von den
Hunden her kennen oder weil es eine
Katzenpforte gibt, die sich mit einem
Transponderchip öffnen lässt. So ist
sichergestellt, dass nur die ausgewählte
Katze das Haus betritt.» Wie andere
Tierärzte der Region auch gilt Meiers
Gefunden
Entwischt
Rückvermittlung an Besitzer
Von Besitzer selbst gefunden
Bei Finder geblieben
Tiere von selbst zurück
Offene Meldungen
Total Meldungen
* Quelle Tierschutz beider Basel
86
98
99
55
8
16
6
184
ANZEIGE
lisch
Katzen Kleintiere
603
558
203
293
183
210
272
1161
Tierärzte frustriert
Er aber habe auch schon den Fall
erlebt, dass eine angefahrene Katze
nachts in die Praxis gebracht wurde und
der Besitzer darüber wenig Freude
hatte. «Wir leisten Notfallmedizin, röntgen und setzen uns ein für das Leben
der Katze», sagt der Veterinär. «Und am
nächsten Tag kommt dann der Besitzer
in die Praxis und beschimpft uns.» Manche würden sich weigern, die Rechnung
zu bezahlen, «da sie ja keinen Auftrag
erteilt hätten». Dies sei für Tierärzte
frustrierend, da Notfalldienste nicht
eins zu eins abgegolten würden.
Andrea Stegmüller hat sich noch
nicht entschieden, ob sie sich wieder
eine Katze anschaffen soll. Die Angst,
dass erneut etwas Schreckliches passieren kann, sitze zu tief. «Ich bin hin und
hergerissen», sagt sie. Sicher ist sie sich
lediglich in einem Punkt: «Ich würde es
mir gut überlegen, eine neue Katze zu
chippen, wenn es am Schluss doch
nichts bringt.»
Deutsch / Eng
V E R MI S STE TIE R E IN DER R EG ION BAS E L 2015
Hunde
Praxis in Laufen als «cat friendly clinic».
Das Implantieren des Chips erfolgt deswegen zu einem speziellen Tarif. Ihm
persönlich sei es sehr wichtig, dass die
Gemeinden das Problem kennen und
den Tierärzten helfen würden, die Katzenhalter zu motivieren, ihre Katze zu
chippen. Viele Halter würden manchmal Monate darauf warten, dass ihre
Katze zurückkommt, und wüssten
nicht, ob sie noch lebt. «Erst wenn man
weiss, dass das Tier gestorben ist, kann
man auch abschliessen», sagt er.
102
33
27
26
59
4
19
135
Vögel
Total
51
13
6
5
32
6
15
64
842
702
335
379
282
236
312
1544
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1&2
Sekundarschule
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