Wolfsburg, 07.11.2016 Der intelligente Roboter

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Wolfsburg, 07.11.2016
Der intelligente Roboter reagiert auf jeden Wink
• Intelligente Mensch-Roboter-Kooperation bei Volkswagen
• Im Smart Production Lab des Konzerns ist die Zukunft bereits Gegenwart
• Experten arbeiten mit DFKI zusammen
Volkswagen Werk Wolfsburg, Halle 55, Smart Production Lab. Neonlicht, weiße Wände,
glänzender Fußboden. Nichts, was ablenkt von der technischen Revolution. Mitten im Raum
lassen Wolfgang Hackenberg und Johannes Teiwes den Roboter arbeiten. Drei mal zwei
Meter misst der Arbeitsbereich. Zwei Roboterarme greifen sich Getriebewellen und
Kupplungsringe, montieren sie – eine leichte Übung für viele Industrieroboter und Alltag in
der Industrie, solange die Roboter ihre Arbeit hinter einem Sicherheitszaun verrichten. Doch
hier geschieht Bahnbrechendes: Mensch und Maschine arbeiten erstmals Hand in Hand. Das
geht nur, weil der Roboter Rücksicht nimmt. Weil er erkennt, was der Mensch von ihm will.
Hackenberg und sein Team haben es ihm gemeinsam mit Experten des Deutschen
Forschungszentrums für künstliche Intelligenz (DFKI) beigebracht.
Hackenberg nähert sich dem Roboter. Sofort reduziert die Maschine ihr Arbeitstempo, ihre
Arme weichen aus und versuchen zugleich weiterzuarbeiten. "Der Roboter erkennt, dass ich
mich ihm nähere, er nimmt Rücksicht auf mich", sagt Hackenberg. "Das ist die
Voraus-setzung für intelligente Mensch-Roboter-Kooperation." Es die Voraussetzung für
völlig neue Zusammenarbeit von Mensch und Maschine.
Hackenberg (36), ist promovierter Ingenieur. Bei Volkswagen in Wolfsburg leitet er das Smart
Production Lab. Es ist eine von fünf IT-Ideenschmieden im Konzern. Die anderen stehen in
Berlin, München und San Francisco. In diesen Labs arbeiten Experten in
Startup-Atmosphäre an der digitalen Zukunft des Volkswagen Konzerns. In enger
Zusammenarbeit mit Forschungseinrichtungen und Technologiepartnern entstehen dort neue
Lösungen zu den Themen Industrie 4.0, Big Data, neuen Mobilitätslösungen, Virtueller
Realität, Connectivity und Internet der Dinge.
Im Wolfsburger Smart Production Lab steht die Smart Factory im Fokus. In der digitalisierten
Fabrik der Zukunft werden Maschinen und Anlagen, Roboter, Güter und Produkte
miteinander vernetzt sein. Menschen und Roboter werden dort nicht mehr nebeneinander
oder nacheinander an einem Bauteil arbeiten, sondern zeitgleich und gemeinsam.
"Bisher müssen Arbeitsschritte oder Arbeitsräume von Mensch und Roboter getrennt
werden", erläutert Hackenberg. "Eine echte Zusammenarbeit ist das nicht." Im Smart
Production Lab laufen die Dinge anders. "Wir haben einen handelsüblichen Roboter und
Sensoren so über Software integriert, dass Mensch und Roboter gefahrlos den gleichen
Arbeitsraum nutzen und sogar aktiv interagieren können. So konnten wir erstmals die direkte
Zusammenarbeit von Mensch und Maschine realisieren."
Bei der Entwicklung haben die Experten des Smart Production Labs von Volkswagen eng mit
Wissenschaftlern des Robotics Innovation Center des Deutschen Forschungszentrums für
Künstliche Intelligenz (DFKI) in Bremen zusammengearbeitet. Das DFKI gehört zu den
weltweit bedeutendsten Wissenschaftseinrichtungen für Künstliche Intelligenz. Intensive
Kooperationen zwischen Experten von Volkswagen und des DFKI laufen in verschiedenen
Themen schon seit Jahren, seit kurzem ist Volkswagen an dem renommierten
Forschungszentrum auch beteiligt, Dadurch erhält Volkswagen wichtigen Transfer aus der
Spitzenforschung und Impulse unter anderem für die Digitalisierung seiner Fabriken. Eines
der Kooperationsergebnisse ist die erstmalige Anwendung der Software, die eine direkte
Zusammenarbeit zwischen Mensch und Roboter ermöglicht und sich auf völlig
unterschiedliche Industrieroboter und Anwendungsbereiche übertragen lässt.
Das Geheimnis des intelligenten Roboters steckt deshalb nicht in seinen Armen und
Greifern, sondern unterhalb der Arbeitsfläche. Dort haben Hackenberg und sein Team die
Recheneinheit untergebracht, dort verarbeitet das System ROCK Handzeichen und Gesten,
dort berechnet es alle von Sensoren erfassten menschlichen Bewegungsabläufe rund um
den Roboter-Arbeitsplatz und wertet sie aus.
Ein Handzeichen von Hackenberg genügt, und der Roboter hält inne. Ein weiterer Wink, und
die Maschine setzt ihre Arbeit fort oder reicht Bauteile und Werkzeug an. Sobald sich
Hackenberg dem Arbeitsbereich des Roboters nähert, ohne ihm einen Hinweis zu geben,
reduziert die Maschine von selbst ihr Arbeitstempo und weicht aus.
Doch warum das Ganze? Die "Fabrik 4.0" wird nicht menschenleer sein. Der Mensch wird
weiterhin gebraucht. "Wir wollen, dass Roboter körperlich anstrengende oder ergonomisch
schwierige Arbeit übernehmen", sagt Hackenberg. Ziel ist also die Fabrik der Zukunft, in der
der Mensch mit hoher Fachkompetenz, Kreativität und Problemlösefähigkeit komplexe
Aufgaben löst. Er konzentriert sich auf Wertschöpfung, auf individuelle Feinarbeit und
Qualitätsmanagement. Roboter mit integrierter Sensorik und neuen Sicherheitskonzepten
hingegen übernehmen dann die ergonomisch ungünstigen und körperlich anstrengenden
Arbeiten.
Im Smart Production Lab hat diese Zukunft bereits begonnen.