Das Historische Institut und die Fachschaft Slavistik der Universität Bern laden ein zum Filmabend: Kleine Vera (Originaltitel: Malen'kaja Vera, UdSSR 1988) Montag, den 7. November 2016, 18.15 Uhr, Unitobler F005 Im Süden der UdSSR besteht das Leben der Alten aus Trinken – argwöhnisch beäugen sie das Liebesspiel der Jungen. „Kleine Vera“ ist die Geschichte zweier Generationen, ein Film über den Wertewandel in der sowjetischen Gesellschaft, wobei im Zentrum die junge Vera steht. Sie führt ein turbulentes Teenager-Leben zur Zeit des Ende der Sowjetunion und lebt in einer engen Arbeiterwohnung zusammen mit ihrer streitsüchtigen Mutter und ihrem alkoholabhängigen Vater. Auf Wunsch der Eltern soll Vera Telefonistin werden, das Mädchen hat aber ganz andere Vorstellungen vom Leben: Trotz Vorbehalte der Eltern, hat sie ein Verhältnis zum Studenten Sergej. Vera träumt von einer bunteren Existenz, die spiessige Welt der Eltern holt sie allerdings ein: Als Vera ihren Zukünftigen nach Hause bringt, kommt es zum Streit mit den Eltern und die Situation eskaliert. Es scheint als gäbe es für Veras Vorstellungen des Lebens keine Zukunft. „Kleine Vera“ versinnbildlicht die Perspektivlosigkeit der jugendlichen Generation in der Sowjetunion. Deutlich wird dies, als Vera, auf die Frage nach einem bestimmten Ziel in ihrem Leben, sarkastisch und hämisch, zugleich aber auch resignierend, antwortet: „Natürlich. Wir alle haben nur ein Ziel: den Kommunismus“. Vera ist die Verkörperung einer Generation, welche sich ihre Wahrheiten aus einem Scherbenhaufen zusammensuchen muss. So ist auch der doppeldeutige Filmtitel zu lesen - „Malenkaja Wera“ heisst auch „Kleiner Glaube“. Der Film sollte trotz Glasnost zunächst in der gesamten Sowjetunion verboten werden, wobei die auffallend freizügigen Liebesszenen nur als Vorwand gedient haben dürften - denn Regisseur Vasilij Pičul rechnet in seinem Erstlingswerk schonungslos mit dem sowjetischen Provinzalltag ab, was den Funktionären der KpdSU wohl nicht geheuer war. Durch tausende von Schwarzkopien gelangte der Film trotzdem in weite Teile des Landes und avancierte zu einer der meist gesehenen und umstrittensten Produktionen der damaligen UdSSR. Schliesslich erwirkte Robert Redford und sein Festival in Sundance (Utah, USA) eine Freigabe für den sowjetischen Filmmarkt, worauf der Film mit über 50 Millionen Zuschauer als erster grosser Hit des Glasnost-Kinos den Durchbruch feierte. Auch im Ausland wurde der Film hochgelobt und mit diversen Auszeichnungen prämiert.
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