Ausgabe 43 04. November 2016 Deutsche MittelstandsNachrichten powered by Wirtschaft Betriebsrat: „Zukunftsängste darf es bei Audi nicht geben“ Der Chef des Audi-Betriebsrats sieht im Abbau von Arbeitsplätzen das falsche Signal Deutsche Mittelstands Nachrichten: Während die Audi-Spitze Einsparungen angekündigt hat, fordern Sie eine Beschäftigungsgarantie bis 2018. Gibt es konkrete Hintergründe für diese Forderung? Peter Mosch: Die Hintergründe liegen schon in Ihrer Frage formuliert. Einsparungen sind meist mit Zukunftsängsten verbunden. Diese darf es bei Audi nicht geben und im Falle, dass wir die Beschäftigungssicherheit über 2018 hinaus verlängern können, nehmen wir diese Ängste und zeigen zugleich, dass Audi weiter erfolgreich sein wird und dazu die gesamte Mannschaft an Bord benötigt. Wo liegen derzeit Ihrer Meinung nach die größten Herausforderungen für Audi? Neben den aktuellen Herausforderungen müssen gerade jetzt die Weichen für die Zukunft gestellt werden. Die Digitalisierung und der Antriebswandel hin zu alternativen Peter Mosch ist Gesamtbetriebsratsvorsitzender der Audi AG. Foto: Audi AG Technologien verlangen alles ab. Seit Diesel-Gate hat die Elektromobilität in Deutschland erheblich an Schwung gewonnen. Wo sehen Sie Audi im Vergleich zu anderen deutschen und europäischen Herstellern? Das sehe ich anders. Trotz der Elektroprämie erfährt die Elektromobilität in Deutschland unabhängig vom Hersteller noch nicht die Absatzzahlen, wie erhofft. Eine fehlende Ladeinfrastruktur beispielsweise ist eine Schwachstelle, die dringend behoben werden muss. Audi selbst sehe ich hingegen auf einem sehr guten Weg. Die Hybridstrategie war der richtige Schritt in Richtung reiner E-Mobilität. Zudem zeigen wir zukünftig in der Formel E, welche sportlichen Potenziale mit dieser Antriebstechnologie verknüpft sein werden. Diese Impulse werden unsere Kunden dann auch bald auf den Straßen der Welt selbst erleben können. Rechnen Sie aufgrund der Abkehr von der Dieseltechnologie in den kommenden 15 Jahren mit einer größeren Mitarbeiterfluktuation im Unternehmen? Unabhängig von der Dieseltechnologie werden sich die Tätigkeitsfelder in der Automobilindustrie in Zukunft verändern. Sowohl die Digitalisierung als auch die Elektromobilität verlangen das regelrecht. Es werden neue Berufsfelder entstehen und für die Analyse Brexit: Außenhandel erwartet Einbußen Der Außenhandelsverband rechnet trotz eines bislang stabilen Wachstums in der Euro-Zone mit erheblichen Auswirkungen des Brexit-Votums auf die deutsche Wirtschaft. „Der politische und wirtschaftliche Flurschaden ist gewaltig. Unabhängig vom Brexit mussten wir schon im ersten Halbjahr eine deutliche Abkühlung in diesen wichtigen bilateralen Wirtschaftsbeziehungen verzeichnen“, sagte Anton Börner, Präsident des Außenhandelsverbandes BGA, den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Großbritannien ist Deutschlands drittwichtigster Absatzmarkt mit Exporten von 89 Milliarden Euro. „Wuchsen im vergangenen Jahr unsere Ausfuhren nach Großbritannien noch um 12,3 Prozent, so waren es im ersten Halbjahr dieses Jahres nunmehr nur noch 0,5 Prozent“, erklärte Börner. Besonders die Unsicherheit über das Wie und Wann des Ausstiegs aus der Europäischen Union werde sich in den nächsten Monaten lähmend auf die Wirtschafts- und Handelsbeziehungen auswirken, sagte der Außenhandelspräsident. „Solange dies unklar bleibt, ist davon auszugehen, dass einige, sicher nicht nur deutsche Unternehmen, ihre Investitionspläne zumindest vorläufig auf Eis legen. Zudem verteuert der Wertverlust des britischen Pfunds unsere Exporte erheblich.“ Schlimmer wiege noch, dass sich die Briten eben deutlich weniger leisten könnten. Hochrechnungen zufolge müsse sich England auf bis zu 30 Prozent Verminderung des Wohlstands bis 2030 einstellen. In einer DIHK-Umfrage direkt nach dem Referendum gaben die Mehrheit der Unternehmen an, dass sie mit einer Zunahme nicht-tarifärer Handelshemmnisse rechnen (73 Prozent). Politische und rechtliche Unsicherheit sowie die Zunahme tarifärer Handelshemmnisse waren die zweit- und drittgrößte Sorge deutscher Unternehmen. „Zwei Drittel der Unternehmen rechnen während der voraussichtlich zweijährigen Verhandlungsphase zumindest noch mit einem konstanten bilateralen Handel“, so die Autoren der Umfrage. „Nach einem vollzogenen Austritt aus der EU erwartet jedoch mittelfristig rund die Hälfte der Unternehmen sinkende Ausfuhren und einen Rückgang der Importe aus dem Vereinigten Königreich.“ 1 Deutsche MittelstandsNachrichten powered by Ausgabe |43/16 muss das Unternehmen unsere Kolleginnen und Kollegen „on the job“ fit machen. Dann fällt auch keiner hinten runter. Unternimmt Audi genug, um die Mitarbeiter auf die neuen Technologien und deren Anforderungen vorzubereiten? Wir forderten eine Weiterbildungsoffensive und das Unternehmen zeigt hier mittlerweile innovative Bildungsansätze, die unsere Kollegen für die Mobilität von Morgen vorbereiten. In Kooperation mit der Technischen Hochschule Ingolstadt werden Beschäftigte, die auf Verbrennermotoren spezialisiert waren, in Sachen E-Mobilität weitergebildet. Ein Konzept ganz nach unserem Geschmack. Im Zuge der Elektromobilität und dem Automatisierten Fahren etabliert sich Industrie 4.0 auch immer stärker in der Automobilindustrie. Wie wollen Sie im Zuge der weiteren Automatisierung der Produktionsprozesse den Abbau von Mitarbeitern verhindern? Industrie 4.0 hat sich ihren Weg im Zuge der Digitalisierung gebahnt und ist ein Kunstbegriff, der digitale Prozesse innerhalb der Produktion umschreibt. Das hat weder was mit Entwicklungen im Bereich Automatisiertes Fahren noch dem Fortschritt der Elektromobilität zu tun. Das eine ist Revolution im IT-Bereich, das andere eine Weiterentwicklung der Antriebstechnologie hin zur CO2-neutralen Mobilität. Trotzdem: Die sogenannte Industrie 4.0 muss nicht gleich als Horrorszenario einer menschenleeren Fabrik heraufbeschworen werden. Auch hier gilt es, die Beschäftigten mitzunehmen, in die Prozesse einzubinden und in die Veränderungen mit einzubeziehen. Audi geht hier beispielhaft voran und nutzt Roboter dazu, unsere Kollegen in der Montage zu entlasten. Wir Betriebsräte halten ein wachsames Auge darauf, dass das auch so bleibt und Menschen auch zukünftig die Maschinen steuern – und nicht umgekehrt. Fürchten Sie Jobverluste? 04. November 2016 Wir werden nicht weniger, aber andere Tätigkeiten haben. Letztlich glaube ich nicht daran, dass Jobs verloren gehen, sondern neue Beschäftigungsfelder entstehen. Das sind erste Ergebnisse unseres Projekts Vision 2030. Eines der ersten Arbeitnehmerprojekte, das die DNA der Digitalisierung hinsichtlich der Zukunft von Mitbestimmung und Arbeit entschlüsselt. Unterstützen Sie die Einsparungen im Bereich der Zukunftstechnologien? Halt. Das Engagement des Unternehmens hinsichtlich Zukunftstechnologien ist ungebrochen. Dafür macht sich der Betriebsrat auch stark. Digitalisierung und alternative Antriebstechnologien machen das mehr als deutlich: innovativ und mehr als auf der Höhe der Zeit. Beim Automatisierten Fahren fährt Audi ganz weit an der Spitze, ebenso auf dem Sektor der Connectivity. Unser Vorsprung ist ein Versprechen an unsere Kunden und dieses Versprechen werden wir halten. Wirtschaft China und Deutschland gehen auf Konfrontation Deutschland will die Annäherung an China zurückfahren B undeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) will auf seiner am Montag beginnenden China-Reise die schwierigen Bedingungen für deutsche Unternehmen in der Volksrepublik ansprechen. Derzeit würden deutsche gegenüber chinesischen Firmen benachteiligt, sagte Gabriel im Deutschlandfunk. Schon seit längerer Zeit fordere Deutschland eine Partnerschaft auf Augenhöhe. China sei zwar am Kauf ausländischer Technologieunternehmen interessiert, sagte der Wirtschaftsminister, diese würden aber dazu gedrängt, ihre Forschungsund Entwicklungskapazitäten nach China zu verlagern, um im Gegenzug eine gute Behandlung zu erfahren. Gabriel reiste kürzlich zu einem mehrtägigen Besuch nach China. Zum Auftakt führt der Wirtschaftsminister politische Gespräche in Peking, ehe er eine Messe in Chengdu besucht. Gabriels Besuch findet vor dem Hintergrund der jüngsten Unstimmigkeiten in den deutsch-chinesi- schen Wirtschaftsbeziehungen statt. Wegen Bedenken der Bundesregierung liegen derzeit zwei Übernahmen deutscher Firmen durch chinesische Investoren auf Eis. Mit Blick auf den Aachener Chipanlagenbauer Aixtron meinte Gabriel, der Verkauf an einen chinesischen Investor werde erneut geprüft, weil es Hinweise darauf gebe, dass nationale Interessen der Bundesrepublik berührt seien. Dies sei eine gesetzliche Pflicht. Im Übrigen werde in China genauso vorgegangen, deswegen sehe er darin kein Problem. China ist der viertgrößte deutsche Handelspartner Deutschlands, beide Länder machten im vergangenen Jahr Geschäfte im Umfang von knapp 163 Milliarden Euro. Doch vor der Reise von Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) in die Volksrepublik kommende Woche sind die Wirtschaftsbeziehungen getrübt, analysiert die AFP. Gleich zwei Übernahmen deutscher Firmen durch chinesische Investoren liegen wegen Be- denken der Bundesregierung auf Eis – eine deutliche Ansage Richtung Peking, dass Investitionen keine Einbahnstraße sein dürfen. „Niemand hat was dagegen und kann was dagegen haben, dass es ausländische Investitionen aus China auch bei uns gibt“, sagte Gabriel kürzlich bei einer Veranstaltung der Friedrich-Ebert-Stiftung in Berlin. Allerdings müsse dies umgekehrt auch möglich sein. Mit den Chinesen wolle er darüber reden, „ob unser Eindruck berechtigt ist, dass die dortige Investitionsgesetzgebung die Möglichkeit deutscher oder europäischer Unternehmen, in China zu investieren, massiv behindert.“ Ob die Verhärtung der Gangart gegen China besonders klug ist, wird sich schon bald zeigen: Das Projekt Seidenstraße gilt als eines der attraktivsten Investments weltweit, bei dem auch deutsche Unternehmen gerne mitmachen würden. Der frühere deutsche Botschafter in Peking hatte erst vor kurzem darauf hingewiesen, 2 Deutsche MittelstandsNachrichten powered by Ausgabe |43/16 Es scheint noch ein weiter Weg zu sein, bis die Politik einen Lichtblick in den Verhandlungen mit Foto: Flickr/Thomas Depenbusch/CC BY 2.0 China erreicht. dass sich Deutschland in einer multipolaren Welt neu orientieren sollte. Allerdings ist die US-Regierung gegen eine derartige Neuausrichtung: Schon die Tatsache, dass die Europäer und die Briten bei der neuen chinesischen Investitionsbank AIIB mitmachen, hatte zu wütenden Protesten und Interventionen der US-Regierung geführt. Das Bundeswirtschaftsministerium hatte bestätigt, dass die Anfang September erteilte Unbedenklichkeitsbescheinigung für die 670 Millionen Euro schwere Übernahme des Aachener Chipanlagenbauers Aixtron durch Fujian Grand Chip Investment (FGC) zurückgezogen worden sei. Hintergrund seien „sicherheitsrelevante Fragen“. Einem Handelsblatt-Bericht zufolge sollen US-Geheimdienste interveniert haben, weil China Aixtron-Produkte auch militärisch nutzen könne. Wenige Tage später wurde bekannt, dass Gabriels Ministerium auch den ge- planten Verkauf der Osram-Lampensparte Ledvance an ein Konsortium um den chinesischen MLS-Konzern einer vertieften Überprüfung unterziehe. Damit könnte sich der auf 400 Millionen Euro taxierte Deal um Monate verzögern. Peking hielt sich mit offiziellen Reaktionen bislang zurück. Ein Kommentar in der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua warf Deutschland aber „protektionistische Schritte“ vor. „Es ist an der Zeit, dass Berlin seine wahnhafte ‚China ist eine Bedrohung‘-Paranoia sein lässt“, hieß es in dem Beitrag. Einer Studie der Unternehmensberatung EY zufolge tätigten chinesische Unternehmen in Deutschland im laufenden Jahr bereits 56 Akquisitionen. Dies seien 44 Prozent mehr als im Gesamtjahr 2015. Dabei hätten die Käufer aus Fernost im Zeitraum Januar bis Oktober mindestens 11,4 Milliarden Euro für deutsche Firmen 04. November 2016 ausgegeben – weit mehr als in allen Vorjahren seit 2006 zusammen. Die Einkaufstouren chinesischer Investoren stoßen in Deutschland auf zunehmendes Unbehagen. Dabei verbinden sich Sorgen vor einem Ausverkauf von deutschem Know-how bei Zukunftstechnologien mit der Verärgerung über die Abschottung der eigenen Märkte durch die Volksrepublik. So machte Gabriel auch keinen Hehl aus seinen Bedenken hinsichtlich der Übernahme des Augsburger Roboterbauers Kuka durch den chinesischen Midea-Konzern, die sein Ministerium im August aber schließlich doch billigte. Friedolin Strack, Abteilungsleiter Internationale Märkte beim Bundesverband der deutschen Industrie, fordert mehr Druck auf China, um die Zugangsschranken abzubauen. Zugleich mahnt er: „Wenn wir sagen, dass wir nur denjenigen Ländern gegenüber offen sind, die gegenüber uns offen sind, dann würde das deutschen Unternehmen schaden.“ Gabriel wurde in Begleitung einer Delegation von knapp 60 Wirtschaftsvertretern in China erwartet. Ansprechen will er neben den gleichen Bedingungen beim Marktzugang auch die chinesischen Stahlexporte. „Die deutsche und europäische Stahlindustrie steht vor einem Riesenproblem, weil die Überkapazitäten Chinas zu Preisen, die nach unserem Eindruck nicht weltmarktfähig sind, auf den europäischen Markt drängen“, sagte der Vizekanzler bei der Friedrich-Ebert-Stiftung. Nach politischen Gesprächen in Peking besuchte Gabriel auf der fünftägigen Reise die Westmesse in Chengdu, bei der Deutschland in diesem Jahr Ehrengast ist. Zum Abschluss leitete der Minister in Hongkong die Asien-Pazifik-Konferenz der deutschen Wirtschaft. Innovation Datenschutz als Luxus Ein neues Luxus-Smartphone soll die „internationalen Elite“ vor Cyber-Angriffen und Überwachung schützen D ie Firma Sirin Labs hat ein LuxusSmartphone herausgebracht, das die „internationale Elite“ mit militärischen Sicherheitsstandards vor CyberAngriffen und Überwachung schützen soll. Die Geräte der Marke Solarin sollen umgerechnet ab 12.000 Euro für das Basismodell zu kaufen sein. In dieser Preisklasse bewegen sich auch andere Luxus- Smartphones wie etwa die der Marke Vertu. Die Solarin-Geräte sollen sich jedoch deutlich von den sogenannten „Schmuck-Smartphones“ unterscheiden, da sie den Fokus nicht auf teure Acces3 Deutsche MittelstandsNachrichten powered by Ausgabe |43/16 soires, sondern auf die Qualität der Hardware und die Technologie hinter ihrer Sicherheitssoftware legen, so einer der Gründer, Moshe Hogeg, gegenüber der FT. Auch andere Anbieter werben bereits mit besonderem Datenschutz, so etwa das Blackphone, das wie Solarin auch auf einer erweiterten Version von Googles mobilem Betriebssystem Android basiert. Solarin kombiniere jedoch die Sicherheitsaspekte mit Luxus-Design und High-Tech-Hardware wie einer 28-Megapixel-Kamera, einem Bildschirm mit 2K-Auflösung, Titanium-Gehäuse und bruchsicherem Gorilla-Glas. Vor allem sei das Gerät jedoch mit einer mobilen Daten-Schutz-Technologie gegen Cyber-Angriffe ausgerüstet, die angeblich derzeit „außerhalb der Geheimdienstwelt nirgendwo sonst verfügbar“ sei. Diese Technologie namens KoolSpan chip-to-chip 256-bit AES-Verschlüsselung werde vom Militär für deren Kommunikation genutzt und ermögliche per Sicherheitsschalter die abhörsichere Verschlüsselung von Anrufen und Nachrichten. Erste Tester sehen die Versprechen, sich den absoluten Schutz vor Überwachung teuer zu erkaufen jedoch kritisch: Das Technologiemagazin The Verge bezeichnete das Smartphone für diesen Preis in einem Bericht als „lächerlich“. Der CCS Insight Analyst Ben Wood sagte der FT, dass eine kleine Anzahl von Nutzern offenbar gewillt sei, einen bedeutenden Aufpreis für ein sehr sicheres Smartphone zu zahlen. Dennoch hinterlasse ein Nutzer auch trotz Verschlüsselung und anderer Sicherheitsmaßnahmen immer einen digitalen Fußabdruck. Das Unternehmen hinter Solarin sieht dennoch großes Verkaufspotential: „Cyber-Attacken breiten sich rund um den Globus aus. Das ist ein wachsender Trend. Ein einziger Angriff kann dem Ruf und den Finanzen einer Firma erheblich schaden“, so der Mitgründer Tal Cohen zur FT. In der Tat bereitet den Spezialisten vor allem der mobile Datenklau Sorgen – besonders der Abruf und Download von Dokumenten, die nur für den internen Gebrauch bestimmt sind. Verlässt der Mitarbeiter das Unternehmensgebäude, werden auch sie von der sicheren IT-Umgebung der Firma getrennt. „Dass die Sorgen berechtigt sind, belegen Statistiken, die allein für das Jahr 2014 einen Anstieg der von Schadsoftware befallenen Mobilgeräte um 25 Prozent auf 16 Millionen vermelden“, so der B2B-Vertriebs-Chef von Samsung, Sascha Lekic. Der Digitalverband Bitkom geht davon aus, dass mehr als die Hälfte aller Unternehmen in Deutschland in den vergangenen zwei Jahren Opfer von digitaler Wirtschaftsspionage, Sabotage oder 04. November 2016 Datendiebstahl geworden sind. „Nach konservativen Berechnungen des Bitkom beläuft sich der entstandene Schaden für die gesamte deutsche Wirtschaft auf rund 51 Milliarden Euro pro Jahr“, heißt es hierzu in einer entsprechenden Mitteilung des Verbands. Folglich bestehe die Zielgruppe von Solarin aus internationalen Geschäftsleuten, die viele sensible Informationen mit sich herumtragen. „Alle Unternehmen haben Führungspersonal mit hochsensiblen Informationen.“ Hinzu kämen Hedgefonds-Manager, und Börsenhändler ebenso wie Prominente. Der potentielle Absatzmarkt umfasse insgesamt zig Millionen Menschen, wenn man die weltweiten Smartphone-Verkaufszahlen heranziehe. Die Solarin-Smartphones sollen nach zwei Jahren Entwicklungszeit ab kommendem Monat in Großbritannien über einen eigenen Flagship-Store in den Handel kommen. Das Smartphone soll ab 12.000 Euro für das Basismodell zu kaufen sein. Foto: SIRIN LABS Innovation Google steigt bei Airbnb ein Google und Uber steigen mit einer erheblichen Kapitalspritze beim Zimmervermittler Airbnb ein D as Zimmervermittlungsportal Airbnb hat sich eine umfangreiche Geldspritze besorgt. Bei der jüngsten Investorenrunde wurden 555,5 Millionen Dollar (495 Millionen Euro) zugesagt, wie die Nachrichtenagentur AFP aus informierten Kreisen erfuhr. Dies bestätigten auch Dokumente, die Airbnb bei der US-Börsenaufsicht SEC einreichte. Die Ende Juli gestartete Runde läuft den In- sider-Angaben zufolge noch und könnte insgesamt sogar 850 Millionen Dollar bringen. Wie aus den Kreisen weiter verlautete, gehört zu den Investoren unter 4 Deutsche MittelstandsNachrichten powered by Ausgabe |43/16 anderem Google Ventures. Airbnb hat demnach nun einen Wert von 30 Milliarden Dollar erreicht. Damit wäre das Unternehmen das größte nicht-börsennotierte Start-up im Silicon Valley nach dem Fahrdienstvermittler Uber. Dieser soll 68 Milliarden Dollar wert sein. Airbnb wird das frische Geld voraussichtlich nutzen, um seine Wachstumsund Expansionsstrategie zu finanzieren. Das 2008 gegründete Start-up hatte erst im vergangenen November hunderte Millionen Dollar von Investoren eingesammelt. Das von Mitgründer Brain Chesky geführte Unternehmen, das via Internet Privatunterkünfte aller Art vermittelt, will in diesem Jahr erstmals Gewinn machen. Airbnb vermittelt Privatunterkünfte weltweit. 04. November 2016 Screenshot: Airbnb Energie „Eine Pipeline sollte keine politische Waffe sein“ Jens Müller von Nord Stream 2 hofft, dass das Projekt nicht den aktuellen politischen Wirrnissen zum Opfer fällt Deutsche Mittelstands Nachrichten: Neben den Russland-Sanktionen gerät nun auch der Bau der Pipeline Nord Stream 2 in den Blickpunkt der Politik. Der polnische Europa-Minister schrieb kürzlich in einem Gastbeitrag für die Financial Times, dass das Projekt Nord Stream 2 nicht mit den europäischen Werten zu vereinbaren sei. andere Gasquellen und Transportwege ihren Beitrag leisten müssen. Wettbewerbsfähigkeit, da Nord Stream 2 den Zugang zu den günstigsten Gasquellen auf dem effektivsten Weg liefert. Und Nachhaltigkeit, denn über Nord Stream 2 geliefertes Gas könnte spürbar zur Reduzierung von CO2-Emissionen beitragen, wenn es zum Ersatz von Kohle eingesetzt wird. Jens D. Müller: Dabei bedarf es einer genauen Betrachtung von europäischen Werten der Energieversorgung ebenso wie der Prüfung von europäischen Zielen bei anderen aktuellen Herausforderungen. Nord Stream 2 entspricht eindeutig den drei Hauptzielen der EU-Energiepolitik: Versorgungssicherheit, Wettbewerbsfähigkeit und Nachhaltigkeit. Versorgungssicherheit, denn Nord Stream 2 gewährleistet die Lieferung benötigter zusätzlicher Gasmengen mit einer zusätzlichen Infrastruktur Jens D. Müller ist Media Relations und ist nur ein Teil Manager bei Nord der zukünftigen LöStream 2. sung, zu der auch Foto: Nord Stream 2 Ähnlich negativ äußerte sich zuletzt auch der Vorsitzende der konservativen EVPFraktion im EU-Parlament, Manfred Weber. Lawrow hingegen warnte vor einem Stopp des Baus. Sehen Sie einen Zusammenhang zwischen den in Erwägung gezogenen Sanktionen gegenüber Russland und der Kritik an Nord Stream 2? Als Projektentwickler können wir die Nutzung eines Infrastrukturprojekts zur politischen „Bestrafung“ eines Landes nicht kommentieren. Offensichtlich wird aber ein Infrastrukturprojekt für politische Zwecke durch diejenigen genutzt, die diese der Versorgungssicherheit dienende Pipeline oftmals als politische Waffe darstellen. Wie beurteilen Sie die anhaltende Diskussion über Nord Stream 2? Wir sind uns als Projektentwickler der politischen Dimension der Debatte bewusst. Dennoch ist die politische Diskussion als Ausdruck von wirtschaftlichen Interessen und dem sich verschärfenden Wettbewerb zu verstehen. Ob Transitgebühren für die Ukraine oder die Slowakei, die Exportambitionen für LNG aus den USA oder die polnischen Pläne, ein nordosteuropäischer Hub zu werden – derartige legitime Wirtschaftsziele sollten nicht hinter politischen Argumenten versteckt werden. Ist Nord Stream 2 in Gefahr? Aufbauend auf der Machbarkeitsstudie aus 2013 erfolgten die technischen und ökologischen Detailplanungen. Wir haben Einkaufsverträge für die Lieferung vom mehr als 2 Millionen Tonnen Stahl unterzeichnet. Ende September haben die ersten Rohre die finnische Ostseeküste erreicht, wo Anfang 2017 die Betonummantelung beginnt. Bis Ende des Jahres wird auch über die Auftragsvergabe für die Offshore Pipelineverlegung entschieden worden sein. Zusätzlich zu den bereits vorhandenen Umweltuntersuchungen des ersten Nord Stream-Projekts wurden weitere 40.000 km auf der See durch 14 Untersuchungs5 Deutsche MittelstandsNachrichten powered by Ausgabe |43/16 04. November 2016 tung“ von Nord Stream mit hervorragenden 80 Prozent reiben, liegt z.B. die Auslastung der LNG-Kapazitäten in der EU bei 25 Prozent. Regierungen wie in Polen oder Litauen kommen angesichts der hohen Investitionen in LNG und deren Auswirkungen auf den Gaspreis in Erklärungsnot. Außerdem ist der Parlamentsbeschluss ein geeignetes Mittel, weitere EU-Förderung zu stützen. Immerhin hat die EU z.B. 134 Millionen Euro (von gesamt 750 Millionen Euro) allein für den LNG-Terminal in Swinemünde gezahlt, für den Verträge von jährlich 1 Die ersten Röhren für die Nord Stream 2-Pipeline trafen am 26. September 2016 in Kotka (Finnland) ein. Der Beginn bcm bei einer Kapazität von der Arbeiten zur Betonummantelung ist für Anfang 2017 geplant. Quelle: Nord Stream 2, Axel Schmidt 4,5 bcm abgeschlossen wurden. schiffe absolviert. Diese Erkenntnisse flie- In einer aktuellen Resolution des EU- Eine Stellungnahme des Parlaments mit ßen in die Umweltverträglichkeitsunter- Parlaments heißt es unter anderem „Die direktem Bezug zu Nord Stream 2 hat es suchungen ein, die den Kerngegenstand Verdoppelung der Kapazität der Nord in diesem Jahr aber schon gegeben. Im der Genehmigungsprozesse bilden. In Stream-Pipeline könnte kontraprodukti- Frühjahr haben nach monatelangen poSchweden haben wir einen entsprechen- ve Auswirkungen auf die Energiesicher- litischen Anstrengungen von innerhalb den Antrag bereits im September einge- heit, die Diversifizierung der Versorgungs- und außerhalb der EU zur Mitwirkung 25 reicht, in Deutschland, Dänemark, Finn- quellen und die Solidarität zwischen den Prozent Parlamentarier eine Erklärung land und Russland starten die jeweiligen Mitgliedstaaten haben“. Was bedeutet die gegen Nord Stream 2 unterzeichnet. Die Internationalen Verfahren Anfang 2017. Damit Resolution für Nord Stream 2? sind die Voraussetzungen geschaffen, um pretation dieses Ergebnisses obliegt dem 2018 mit dem Bau zu beginnen und Ende Das EU-Parlament hat einen „Report on Betrachter. 2019 in Betrieb zu gehen. EU strategy for liquefied natural gas and gas storage”, (2016/2059(INI)), angenom- Wer unterstützt Nord Stream 2 derzeit, Welche wirtschaftlichen Folgen hätte ein men, deren Kern nicht Nord Stream 2 war. wer kritisiert das Projekt? Stopp des Baus? In diesem langen Dokument gibt es 3 von 76 Abschnitte zu Nord Stream 2, deren Zur korrekten Beantwortung dieser sehr Das Projekt hat die Unterstützung füh- Inhalt aufgrund der wirtschaftlichen und allgemeinen Fragen könnte man Bücher render europäischer Energieunterneh- politischen Interessen verschiedener Sei- schreiben. Um es kurz zu machen: Ein großer Teil der politischen Debatte ist men und stärkt nach Expertenmeinung ten nachvollziehbar ist. zweifelsfrei die Versorgungssicherheit. Diversifizierung ist ein Schwerpunkt der Ausdruck von wirtschaftlichen Interessen Als die Umsetzung von Projekten wie EU und ihrer Mitglieder und es wurden und des wachsenden Wettbewerbs. Ob Nord Stream 2 erfolgt auf der Grundlage enorme Fortschritte erzielt. Im Sinne der Transitgebühren, die Exportambitionen geltenden nationalen und internationa- Verbraucher hat sich der Wettbewerb in- von LNG aus den USA oder die polnischen len Rechtes. Die Behörden der Länder, tensiviert und wird es weiter tun. Der An- Pläne, ein nordosteuropäischer Hub zu deren Gewässer die Pipeline kreuzt (Russ- teil russischen Gases am Gasverbrauch werden – derartige legitime Wirtschaftsland, Finnland, Schweden, Dänemark und der EU beträgt 30 Prozent, was alles an- ziele sollten nicht hinter politischen ArDeutschland) werden auf Basis unserer dere als Abhängigkeit bedeutet. Offen- gumenten versteckt werden. Anträge über die Erteilung der Geneh- sichtlich ist also die politische Debatte migung entscheiden. Nord Stream 2 wird der einfachste Weg, um Wettbewerber in Wie ist die Stimmung in Russland? dabei alle geltenden Gesetze einhalten, Sachen Gaslieferung und -transport zu darunter auch die Umweltverträglichkei limitieren. Wir sind ein Unternehmen mit Sitz in der tsprüfungs(UVP)-Richtlinie der EU sowie Während sich gewisse politische Kreise Schweiz und können die Stimmung in immer wieder an einer „Unterauslas- Russland nicht kommentieren. das Espoo-Übereinkommen. 6 Deutsche MittelstandsNachrichten powered by Ausgabe |43/16 04. November 2016 Ressourcen Israel und Türkei wollen Pipeline nach Europa bauen Israelisches Gas soll so über die Türkei nach Europa transportiert werden N ach der Normalisierung ihrer jahrelang angespannten Beziehungen wollen Israel und die Türkei die Machbarkeit einer Gas-Pipeline prüfen, die israelisches Erdgas in die Türkei und weiter nach Europa leiten soll. Beide Länder wollten darüber „sofort einen Dialog“ starten, sagte der israelische Energieminister Yuval Steinitz nach einem Gespräch mit seinem türkischen Kollegen Berat Albayrak in Istanbul. Steinitz hob hervor, auch wenn sein Land im Energiebereich mit Jordanien, Ägypten, Zypern und Griechenland zusammenarbeite, sei „die türkische Option sehr wichtig“. Es sei erfreulich, wenn türkische Unternehmen sich im israelischen Energiesektor engagierten, etwa bei der Gasförderung. Israel sucht derzeit nach internationalen Partnern für die Ausbeutung seines vor der Küste gelegenen Gasfelds Leviathan. Die dortigen Vorkommen sind so groß, dass das bis dahin rohstoffarme Land zu einem bedeutenden Exporteur aufsteigen dürfte. Die regierungsnahe Zeitung Sabah berichtet, dass die israelisch-türkische Kooperation wichtig sei, um die Türkei zu einem Energie-Hub zu machen. Das Gasfeld verfügt über ein Gasvorkommen von 540 Milliarden Kubikmeter. Die Türkei möchte, dass 250 bis 270 Milliarden Kubikmeter über das Mittelmeer in die Türkei und von da aus nach Europa transferiert werden. Erst kürzlich hatte die Türkei mit Russland ein Abkommen über den Bau der Pipeline Turkish Stream geschlossen, die russisches Erdgas nach Europa leiten soll. Es war das erste israelisch-türkische Ministertreffen seit der Normalisierung der bilateralen Beziehungen im Juni. Steinitz lobte es als „Zeichen für den Normalisierungsprozess, der gerade zwischen unseren beiden Staaten begonnen hat“. Die Beziehungen zwischen den einst engen Verbündeten Israel und der Türkei waren im Mai 2010 in eine tiefe Krise geraten. Israelische Sicherheitskräfte hatten damals das türkische Schiff Mavi Marmara gestürmt, das trotz der israelischen Blo- Die israelisch-türkische Pipeline. ckade des Gazastreifens Hilfsgüter zu der notleidenden Bevölkerung in dem palästinensischen Küstenstreifen bringen wollte. Bei dem Einsatz wurden zehn Türken getötet. Beide Länder zogen in der Folge ihre Botschafter aus dem jeweils anderen Land ab. Erst nach sechs Jahren einigten sich beide Seiten Ende Juni auf die Normalisierung ihrer Beziehungen. Die Vereinbarung wurde durch eine israelische Entschuldigung für die Erstürmung sowie eine Entschädigungszahlung von 20 Millionen Dollar (18,8 Millionen Euro) für die Opfer ermöglicht. Der Forderung Ankaras nach der Aufhebung der Blockade des Gazastreifens stimmte Israel nicht zu, doch erlaubte es der Türkei, über israelische Häfen Hilfsgüter in das Gebiet zu bringen. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte zu Beginn des 23. Weltener- Impressum Geschäftsführer: Christoph Hermann, Karmo Redaktion: Anika Schwalbe, Nicolas Dvorak. Sales Director: Kurfürstendamm 206, D-10719 Berlin. HR B 105467 B. Telefon: com. Erscheinungsweise wöchentliches Summary: 52 Mal pro www.deutsche-mittelstands-nachrichten.de giegipfels in Istanbul gesagt, dass die Türkei wichtige Schritte unternehme, um zu einem Energie-Hub zu werden. Die Hürriyet zitiert Erdogan: „Wir schauen sehr positiv auf Turkish Stream und unsere diesbezügliche Arbeit läuft weiter. Die zweite Quelle: TRT World Etappe zu Turkish Stream werden die Entwicklungen in Europa bestimmen. Das östliche Mittelmeer hingegen ist wichtig für die Diversifizierung der Gasressourcen. Der kostengünstigste und praktischste Transport des Gases aus dem gesamten östlichen Mittelmeer kann nur über die Türkei laufen. Das haben uns diverse Berichte und Untersuchungen gezeigt. Bis Ende 2016 werden wichtige Entscheidungen getroffen werden. In der gesamten Region ist es nicht möglich, einen wirtschaftlichen Wohlstand herbeizuführen, ohne die Energiefrage gelöst zu haben.“ Erdogan machte damit deutlich, dass er nicht nur ein Interesse daran habe, dass die Gasvorkommen bei Zypern über die Türkei nach Europa transportiert werden, sondern auch die Gasvorkommen vor Israel. Kaas-Lutsberg. Herausgeber: Dr. Michael Maier (V.i.S.d. §§ 55 II RStV). Philipp Schmidt. Layout: Nora Lorz. Copyright: Blogform Social Media GmbH, +49 (0) 30 / 81016030, Fax +49 (0) 30 / 81016033. Email: info@blogform-group. Jahr. Bezug: [email protected]. Mediadaten: [email protected]. 7
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