Glaubenssachen -------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Sonntag, 30. Oktober 2016, 08.40 Uhr Dunkelheit mit Lichtspieltagen Was den Reformationstag mit Allerheiligen verbindet Von Dieter Haite Redaktion: Florian Breitmeier Norddeutscher Rundfunk Religion und Gesellschaft Rudolf-von-Bennigsen-Ufer 22 30169 Hannover Tel.: 0511/988-2395 www.ndr.de/ndrkultur - Unkorrigiertes Manuskript Zur Verfügung gestellt vom NDR Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt und darf nur für private Zwecke des Empfängers benutzt werden. Jede andere Verwendung (z.B. Mitteilung, Vortrag oder Aufführung in der Öffentlichkeit, Vervielfältigung, Bearbeitung, Übersetzung) ist nur mit Zustimmung des Autors zulässig. Die Verwendung für Rundfunkzwecke bedarf der Genehmigung des NDR. 2 Autor: Von weitem schon sah ich den weißen Stock, wie er von einer Frau in steter Rhythmik hin und her geschwenkt wurde. Ein kleiner Ball an der unteren Spitze milderte den klirrend-schleifenden Ton, der so geräuschbetont den blinden Menschen von weitem ankündigt. Die Frau näherte sich mir, so wie ich auf sie zuging. Würde der Platz für uns beide auf dem Bürgersteig reichen oder würde ich in den Stock hinein stolpern? Dann, unmittelbar vor mir, ging sie – ihres Weges sicher - an mir vorüber. Und, kann es sein? Sie schaute mich verschmitzt von der Seite an, als wenn sie meine inneren Vorsichtsmaßnahmen erahnt hätte. Die Begegnung mit der blinden Frau geht in mir weiter, erinnert mich an die christliche Lehre vom Glauben als Licht, an alte Traditionen mit dem Licht zu spielen, an die Zeit des Lichtwechsel zur Dunkelheit, die sich vor allem in den ersten Tagen des Novembers, des dunklen Monats abzeichnet. Gleichzeitig eröffnet mir diese Begegnung eine Deutung, wie unsicher Menschen im Umgang – wortwörtlich genommen – mit Glauben als Lebenslicht sind. Jetzt, im Spätherbst, wenn die Tage kürzer und die Nächte länger werden, haben sich nach christlicher Tradition drei Festtage verankert, die in Spannung zueinander stehen wie Licht und Schatten: Der Reformationstag, das Fest Allerheiligen und der Gedenktag Allerseelen. Doch in der öffentlichen Wahrnehmung spielt sich zunehmend das kommerzialisierte Halloween-Fest in den Vordergrund. Sprecherin: Seit Menschengedenken wird das Licht als mächtigste Naturerscheinung des Göttlichen betrachtet. Ob sonnenlichter Tageshimmel, der durch Mond und Sterne erhellte Nachthimmel oder das geheimnisvolle Element des Feuers. Licht wird zum häufigsten Symbol der religiösen Sprache, wird als Wesen, Atmosphäre, als Erscheinung des Göttlichen gedeutet. Vor allem sogenannte gnostische Deutungssysteme haben eine weitentfaltete Lichtmetaphysik entwickelt; Selbsterkenntnis, Lebens- und Welterkenntnis werden mit dem Licht identifiziert. Demnach steht dem ewigen Reich des Lichtes das Reich der Finsternis gegenüber, Welt und Menschheit sind aus der Vermischung von Licht und Finsternis entstanden und die Erlösung in der Wiederbefreiung der Lichtelemente. Auch die philosophische Strömung des Neuplatonismus hat eine Lichtlehre entwickelt, eine Lehre vom „lux intelligibilis“, dem Licht der Erkenntnis. Die mystische Kontemplation wird als Lichtschau beschrieben. Autor: Letztlich ist das Licht Symbol des menschlichen Lebens überhaupt. Die Redensart vom „Erblicken des Lichtes der Welt“ bei der Geburt und vom „Verlöschen des Lichtes“ im Sterben, geht auf die griechische Antike zurück. Das Lebenslicht wird in der griechischen Kunst durch eine Fackel symbolisiert, die schließlich vom Tode zum Erlöschen gebracht wird. Nach der Schrift des Alten Testamentes wird das Licht von Gott als erstes erschaffen. Es kommt ihm also eine absolute Priorität zu. Doch es wird nicht mit Gott gleichgesetzt, sondern von ihm abgesetzt und damit entmythologisiert: Als das Ordnungsinstrument Gottes, mit dem er die chaotisierende Finsternis eingrenzt und den 3 Wechsel zwischen Tag und Nacht als zeitliche Ordnung stiftet. Das Licht wird so zum Gütesiegel Gottes, in dem es signalisiert, was zur Rettung und zum Leben dient. Sprecherin: Im Neuen Testament beleuchtet die Lichtmetaphorik in verschiedenen Spielarten den neuen Status, in dem sich der glaubende Mensch durch das Kommen Jesu Christi und die Verkündigung des Glaubens gestellt sieht. Mit der Taufe tritt der Mensch als Kind des Lichtes aus der Finsternis ins Licht. Vor allem das Johannesevangelium nimmt das Licht als Erfahrung und Symbol des Lebens auf. Das Licht ist für Johannes das erste Ursymbol aus der alltäglichen Lebenswelt, die das Wesen und das Neue des christlichen Glaubens veranschaulichen. Autor: Wenn, wie in der vergangenen Nacht, die Uhren von Sommer- auf Winterzeit umgestellt werden, angeblich um das Tageslicht besser nutzen zu können, wird mit dem Licht gespielt - als wenn Menschen die Sonne verdrehen würden. Doch das Licht wird nicht verschoben. Das Licht nimmt andere Winkel ein, wandert in eigenen Rhythmen über die Erde, durch die Welt - in die Herzen. Menschen sind Kinder, aber keine Herren des Lichtes. So trügt diese merkwürdige Zeitumstellung den Blick. Sehnsuchtsvoll trauern Menschen dem früh schwindenden Abendlicht hinterher, verwirrt sehen sie das Morgenlicht früher aufstehen. Als wenn wir Menschen das Licht verschieben, manipulieren oder beherrschen könnten. Mir scheint: Wir laufen dem Licht hinterher. Denn das Licht ist uns immer voraus. Statt mit dem Licht zu spielen, statt sich Lebensformen auszudenken, die über das Licht verfügen und alles nach ihrem Sinn drehen, haben sich Christen seit der Frühzeit aufgemacht, das Licht in seinem Geheimnis, seiner Energie und seiner Wärme, seiner Kraft zum Leben zu verstehen. Christlicher Glaube ist ein Lichtglaube, ist eine bescheidene Weise, dem Licht Glauben zu schenken – als Kraft zum Leben. Das Licht schenkt dem Menschen Leben und der Mensch schenkt dem Licht Glauben. Diese Wechselwirkung durchzieht die biblische Deutung, schreibt sich in die kirchliche Lehre ein, erglüht in der Mystik zu einem erhellenden Glanz. Und diese Wechselwirkung markiert das Kirchenjahr, in dem sich mit dem Wechsel des Lichts und seinem Geheimnis die Geheimnisse des Glaubens an Gott orten lassen. So wie jetzt im Spätherbst, wenn sich das Licht einen anderen Ort sucht – nicht im äußeren Schein der Welt, sondern im inneren Glanz des Herzens, haben sich nach der christlichen Tradition drei Festtage verankert, die in Spannung zueinander stehen wie Licht und Schatten. Ich meine den Reformationstag und die Feiertage Allerheiligen und Allerseelen. Sprecherin: Am 31. Oktober, dem Reformationstag, erinnern sich evangelische und katholische Christen an den Thesenanschlag Martin Luthers; am Vortag des Allerheiligenfestes 1517 – so die Überlieferung – nagelte der Augustinermönch 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg. Luthers Absicht war es, damit eine Diskussion unter den 4 Gelehrten in Gang zu bringen, sich der Missstände und des Reformstaus in der Kirche bewusst zu werden. Autor: Um im Bild zu bleiben: Zu sehr hatten sich die Mächtigen der Kirche des Lichtes bemächtigt, meinten, selbst im Besitz des Glaubenslichtes zu sein, und wollten andere im Dunkel der Unmündigkeit und im Schatten von Schuld und Sünde klein halten. Unter diesen Umständen konnte das Licht nicht überleben, musste es Unruhe in Form neuer Einsicht und größerer Freiheit bringen. Denn die Reformation entspringt der Urkraft des Lichtes, das Wandlung und Veränderung bewirkt. Und: Licht lässt sich nicht einsperren; niemand kann sein Licht unter einen Eimer stellen, sagt schon das Evangelium. Von daher sind Christen aufgerufen, Leben, Lebensformen, Glaubensleben ins richtige Licht zu stellen. Leben will sich zeigen, will sich sehen lassen und gesehen werden. Wenn durch gesellschaftliche und historische Umstände, durch Machterhalt und Angst der Mächtigen, Menschen das Licht des Glaubens verweigert oder verdunkelt wird, lässt das Licht als Kraft zur Wandlung keine Ruhe. Es dringt durch die kleinste Ritze, sucht den offenen Spalt, um sich seinen Weg in die Herzen der Menschen zu bahnen. Kein Mensch kann das göttliche Licht aufhalten, so wie keiner dem göttlichen Licht davonlaufen kann. Echte Veränderung, die Kraft der Reformationen, liegt nicht im Dunkeln verborgen, sondern drängt ans Licht – früher oder später, Zeit ist dabei relativ, denn das Licht kennt keine Zeit. Deshalb ist es in der Lichtgeschwindigkeit so ungemein schnell. Veränderung, Reformation geschieht, indem Gott den Menschen neu ins Licht stellt. Das nicht wirklich zu achten, scheint mir die Tragik der Kirchen zu sein. Sie meinen, im Dunkeln allein gelassen zu sein und sich mit aller Macht Sicherheit verschaffen zu müssen. Im Glauben an das Evangelium sind Christen jedoch ins Licht gestellt. Nicht sie stellen sich ins Licht, sondern Gott stellt den Menschen ins Licht. Hinzu kommt die Einsicht, dass Licht sich nicht spalten lässt. Statt an die Trennung zu glauben und sich darin zu verfestigen, können sich Christen in das eine Licht stellen. Im wirklichen Licht gesehen, gibt es keine Trennung, nur verschiedene Weisen, wie das Licht reflektiert wird, um indirekt sichtbar zu sein. Das Licht kann zudem an vielen verschiedenen Orten gleichzeitig sein. Und auch der Mensch kann im Bewusstsein an vielen Orten sein, kann Utopien entwerfen. Diese Fähigkeit, an Zukunft zu glauben, an die Zukunft des eigenen Lebens, an eine große, weite Gemeinschaft, kommt dem Christen im Hochfest Allerheiligen entgegen. Sprecherin: Das Fest hat seinen Ursprung im Osten. Ältestes Beispiel ist der bei Johannes Chrysostomos für Antiochien im 4. Jahrhundert bezeugte „Herrentag aller Heiligen“ am Oktavtag von Pfingsten. Noch heute gilt im byzantinischen Ritus der Sonntag nach Pfingsten als der Sonntag aller Heiligen. Die lateinische Kirche hat dieses Datum zunächst übernommen. In Rom wird im 7. Jahrhundert das jährliche Kirchweihfest des Pantheons zu Ehren der Jungfrau Maria und aller Märtyrer als Allerheiligenfest begangen. 5 Das Datum 1. November ist zuerst für England und Irland in der Mitte des 8. Jahrhunderts bezeugt und hängt mit der Errichtung einer Kapelle zur Ehre aller Heiligen in St. Peter in Rom zusammen. Im Mittelpunkt dieses Festes steht der Gedanke von einer großen Sammlung, auf dass die ganze Menschheit im Licht gesehen werde, im geheimnisvollen Licht Gottes. Autor: Die Lehre von den Heiligen ist eine menschliche Lehre. Heilige sind Menschen, die auf zum Teil bizarren und skurrilen, zum Teil dunklen und schweren Wegen ins Licht gefunden haben, die sich vom Licht haben finden lassen und so bereits erleuchtet im weiten Kreis des göttlichen Lebens angekommen sind. Heilig- und Seligsprechungen sind in letzter Zeit bei der römisch-offiziellen Kirche „in“. Doch bei allem Respekt vor den rechtlichen Formen und wissenschaftlichen Prüfungen einer Heiligsprechung bleibt ein Vorbehalt, ob Menschen darüber befinden können, wer von Gott ins Licht oder nicht ins Licht gestellt ist. Denn wir verfügen nicht über das Licht, wir können es uns nur schenken lassen. Am Hochfest Allerheiligen werden in den katholischen Kirchen die Seligpreisungen aus dem Matthäusevangelium, aus der Bergpredigt, gelesen. Die Seligpreisungen, nicht in einem dunklen Winkel, sondern auf einem weithin sichtbaren Berg gesprochen, künden eine Zukunft des Lichtes und des Glückes an. Die Theologie hat dieses Geheimnis unter dem Begriff der „Herrlichkeit“ erfasst. Für heutige Menschen scheint dieser Begriff fern und unverständlich. Doch auch, wenn Schwächen und Eigenwilligkeit der Theologen diesen Begriff verdunkelt haben, so besitzt er im Kern eine Botschaft, die alle anrührt. Sagt sie doch, dass am Ende alles Leben reich an Licht ist. Jesus, so glauben Christen, wusste um dieses Licht, vertraute ihm voll und ganz bis in das Dunkel des Todes. Das lassen die Seligpreisungen erahnen, die auch GlücklichPreisungen genannt werden. Sie sammeln uns ein, lassen keinen außerhalb dieses Glückes stehen, sondern erfassen unser Leben im Jetzt und im Morgen. Selig sind – jetzt schon – in diesem Augenblick, und so auch morgen und in aller Zukunft Menschen, die im Lichte handeln; davon sind gläubige Christen überzeugt. Allerheiligen ist kein Fest, an dem es um die Berühmtesten, Reichsten oder Schönsten geht. Allerheiligen ist für Christen die Erinnerung daran, dass alle Menschen als Kinder Gottes ins Licht gestellt sind. Heilige sind in diesem Sinne der Lichtstrahl Gottes, der sich mit seinen vielen unterschiedlichen Lebenslichtungen zeigt. Und jeder hat damit die Wahl, sich an die Seite eines besonderen Heiligen zu stellen, sich daran auf- und auszurichten; und wenn es nur der Name ist, den wir uns anziehen. Heilige sind eine Vergegenwärtigung des Lichtes, das wir nicht verhindern können. Bei Lichte besehen können wir uns freuen, dass wir das Licht nicht überholen können, sonst hätten wir keine Zukunft. Wir können nicht von Morgen sprechen, ohne dass Licht aufgeht! 6 Sprecherin: „Und das Ewige Licht leuchte ihnen!“ Die Gebetsbitte aus dem Requiem, viele Male vertont, schafft die Verbindung vom Lichtfest Allerheiligen zum Gedenktag Allerseelen am Tag darauf, am 2. November; ein Tag, an dem auf vielen Friedhöfen die Angehörigen von Verstorbenen ein Licht entzünden auf den Gräbern. In Mexiko dagegen winken an diesem Tag auf den riesigen Friedhöfen bunte Fahnen und tummeln sich fröhliche Menschen. Sie feiern an den Gräbern ihrer Angehörigen ein bizarr anmutendes Fest mit Speisen und Getränken – und kleinen und großen Totenköpfen aus den verschiedensten Materialien. Allerseelen, ein Lebensfest zwischen Toten und Lebenden. Autor: Licht gibt sich weiter, macht auch vor dem Tod nicht Halt. Daran erinnert Allerseelen, ein Tag dessen Licht wir nicht so ohne weiteres erkennen. Zu sehr verbinden wir dieses Fest mit Tod und Sterben. Im Schlepptau von Allerheiligen ist es vielleicht erträglicher, ist der Schatten durch das Licht des Vortages gemildert. Dabei birgt Allerseelen einen Reichtum, der in nichts hinter dem Allerheiligenfest zurücksteht. Sprecherin: Abt Odilo von Cluny führte im Jahre 998 eine Gedächtnisfeier für die Verstorbenen der ihm untergebenen Klöster ein. Schon 300 Jahre zuvor, im 7. Jahrhundert, gab es für alle Verstorbenen jährlich wiederkehrende Gedenktage, die im Frühling unmittelbar nach der Osterzeit angesetzt wurden. Noch für Papst Johannes XXIII. war Ostern das „Fest aller Toten“. Denn das Allerseelenfest ist für Gläubige immer verbunden gewesen mit dem Willen, den Verstorbenen zur endgültigen Erlösung zu verhelfen. Vor allem durch sogenannte gute Werke an den Armen im Diesseits wollte man den armen Seelen im Jenseits helfen. Im Mittelalter erhielten deshalb Bettler, Kranke, Schüler, Mönche und Nonnen an diesem Tage besondere Zuwendungen. Im spirituellen Sinne wurde den Verstorbenen mit Gebet, Weihwasser und Licht Hilfe angeboten. Davon zeugen noch viele gotische Lichtnischen und Lichtsäulen sowie Weihwasserschalen auf den Friedhöfen. Autor: Indem sich glaubende Menschen zu den Vorübergegangenen umdrehen, wenden sie sich in ihrer sozialen Praxis den Lebenden zu. Und: Die Zerrbilder zwischen Leben und Himmel, gezeichnet in den Bildern des Fegefeuers, der Hölle, des Verlorenseins, die diesen Tag in der Wahrnehmung vieler Menschen dunkel erscheinen lassen, reichen nicht aus, um das Licht zu löschen. Licht lässt sich nicht wirklich einfangen. Es sucht sich einen Weg. Sein Geheimnis ist universal, gilt über alle Grenzen hinaus. Hinzu kommt, dass Licht nicht gespalten ist. In ihm verbindet sich alles Leben zu einem, sind Tod und Leben zu einem verbunden. Und - Licht ist schneller als alles andere, schneller als der Tod. Im wirklichen Licht gesehen kann deshalb keiner verloren gehen. Und so reicht – theologisch betrachtet - der Lichtfunke jedes einzelnen Lebens aus, dass das große Licht Gottes diesen Lebensfunken wiederfindet, mag er sich selbst als verloren meinen oder sich aus Übermut vor dem einen Licht verstecken. 7 Wer davon überzeugt ist, dass alle Menschen vom Licht Gottes gefunden werden, feiert „Allerseelen“ als Fest „Allermenschen“! Mittlerweile allerdings entwickelt das Spiel mit dem Licht, das die Menschen treiben und das von Christen meisterhaft geübt wird, neue, skurrile Züge. Sprecherin: Am Reformationstag, am Vorabend von Allerheiligen, trifft man auch hierzulande auf Menschen im Skelettkostüm und auf hohle Kürbisköpfe, die von innen leuchten. Ähnlich wie die karnevalistischen Allerseelenfeiern auf den Friedhöfen in Mexico begehen immer mehr Menschen Halloween, den „Vorabend von Allerheiligen“, ursprünglich im Rückgriff auf keltische Traditionen in katholisch gebliebenen Gebieten der britischen Inseln gefeiert. Von dort kam es mit den vielen irischen Auswanderern in die Vereinigten Staaten. Autor: Auch diese Tradition kommt nicht ohne Licht aus. Doch im Lichte gesehen sollten Kürbisse und Skelette nichts anderes sein als das, was sie sind – hohl und klapprig. Erst die Phantasie des Menschen nutzt das Dunkle, um daraus farbiges, flimmerndes oder ungewohntes Licht zu formen. Bei Lichte besehen, im wirklichen und nicht im künstlichen, ist dieses Licht doch auch nur dem Menschen gegeben, wächst ihm durch die Sonne vom Himmel entgegen. Menschen verbindet die Suche nach Licht. Mit den Kerzen - auf Gräbern und hier und da in Kürbissen entzündet – sind sie bewußt oder unbewußt auf der Suche nach dem göttlichen Licht, in dem alles Leben gesehen werden kann - und auch Blinde sehen können. *** Zum Autor: Dr. Dieter Haite, Seelsorger der kath. Hochschulgemeinde; 1988-2012 Leiter der Cella St. Benedikt in Hannover; verantwortete u.a. das Programm im Christuspavillon auf der Expo 2000 und arbeitet in einer Praxis für Coaching, Supervision und Beratung
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