PRESSEHEFT PRESSEHEFT REGIE ANDREAS DRESEN DREHBUCH WOLFGANG KOHLHAASE NACH DEM ROMAN VON CLEMENS MEYER IM WETTBEWERB DER 65. INTERNATIONALE FILMFESTSPIELE BERLIN, 2015 MIT MERLIN ROSE • JULIUS NITSCHKOFF • JOEL BASMAN MARCEL HEUPERMAN • FREDERIC HASELON • RUBY O. FEE W W W.AL SWIRTR AEUMTEN.DE Verleih: Pressekontakt: PANDORA FILM VERLEIH FILMPRESSE MEUSER Lamprechtstraße 11a Niddastraße 64 h 63739 Aschaffenburg 60329 Frankfurt Telefon: +49 (0) 6021-150 66 0 Telefon: +49 (0)69-405 804 0 Fax: +49 (0) 6021-150 66 19 Fax: 049 (0)69-405 804 13 eMail: [email protected] eMail: [email protected] pandorafilm.de presse.pandorafilm.de SYNOPSIS UND PRESSENOTIZ ALS WIR TRÄUMTEN war der Stadtrand von Leipzig die Welt. Die DDR war weg und wir waren noch da. Pitbull war noch kein Dealer. Mark war noch nicht tot. Rico war der größte Boxer und Sternchen war das schönste Mädchen, doch sie hat mich nicht so geliebt, wie ich sie. Alles kam anders. Aber es war unsere schönste Zeit. PRESSENOTIZ: Dani, Mark, Rico, Pitbull und Paul leben im Rausch einer besonderen Zeit. Jahre, in denen Gesellschaften und Systeme aufeinander prallen und alles, wirklich alles möglich scheint. Die Jungs sind dreizehn, als die Geschichte in der DDR beginnt, siebzehn, als sie im neuen Deutschland endet. Kraftvoll, wild und zärtlich verfilmte Regisseur Andreas Dresen mit ALS WIR TRÄUMTEN den gleichnamigen Erfolgsroman von Clemens Meyer. Das Drehbuch schrieb Wolfgang Kohlhaase. Nach » Sommer vorm Balkon « und » Whisky mit Wodka « ist es die dritte Zusammenarbeit mit Andreas Dresen. ALS WIR TRÄUMTEN ist offizieller Wettbewerbsbeitrag der 65. Internationalen Filmfestspiele Berlin 2015. INTERVIEW MIT ANDREAS DRESEN UND PETER ROMMEL INTERVIEW MIT ANDREAS DRESEN UND PETER ROMMEL Andreas Dresen, wovon haben Sie Anfang der Neunziger Jahre geträumt? Herbst 1989 zur Dok-Woche in Leipzig zum ersten Mal getroffen. ANDREAS DRESEN: Es war nicht die Zeit großer Träume. Ich fühlte mich bodenlos, fast entwurzelt, wollte einfach nur irgendwo ankommen. Vor allem in politischer Hinsicht war es eine Zeit der Desillusionierung, denn ich kam aus der Wendezeit ziemlich enttäuscht heraus. Wir hatten ja die Hoffnung gehabt, dass die Wiedervereinigung mehr sein könnte, als nur eine schlichte Übernahme. Statt wie andere dann einfach die Welt zu entdecken und vielleicht an einem anderen Ort zu leben, bot sich allerdings, und glücklicherweise für mich, die Chance, ins Berufsleben einzusteigen. Schon 1991/92 habe ich mit Stilles Land meinen ersten Film gedreht. Da ging, wenn man so will, ein Traum in Erfüllung. Gab es für Sie ähnliche Momente der Desillusionierung? Heute scheint es, als seien Träume in diesen Jahren nur ein »Ostding« gewesen… P.R.: Natürlich, weil die gleichen Leute, die uns schon in den 80ern verarscht hatten, nun die Brüder und Schwestern im Osten verarschten. Desillusioniert war ich vor allem, weil ich spürte, dass durch die rasante Fahrt des Kapitalismus Solidarität, Menschlichkeit und der soziale Gedanke auf der Strecke bleiben werden. Ist diese Zeit durch die Beschäftigung mit ALS WIR TRÄUMTEN wieder präsenter geworden? A.D.: Bei mir war sie sofort abrufbar. Ich hatte mich zuvor nur noch nicht damit beschäftigt, wie es der jüngeren Generation damals ergangen war. P.R.: Bei mir war der Roman das Entschei- PETER ROMMEL: Für uns Westler hatte sich ja nicht so viel verändert. Die alte Welt war noch da, all die neuen Begegnungen waren eher ein Zugewinn. Ich bin schon zuvor immer gern im Osten gewesen und habe mich über den Dokumentarfilm mit dem Ostblock beschäftigt. Auch Andreas habe ich im dende. Die Wucht von Clemens Meyer, der genau weiß, wovon er erzählt, seine Affinität zu Fußball und Boxen, zur Kraft der Gruppe, diese gelebte Anarchie in einem System, das noch nicht wieder zu sich gekommen ist, all das hat mich schwer angesprochen. Ich dachte mir: Gut, dass er es so rauskotzt. Eine interessante Parallele fällt mir noch ein: Auch wir waren damals viel nachts in den illegalen Clubs von Berlin unterwegs. Dass all die Sicherheitsbestimmungen nicht befolgt worden sind, fanden wir einfach stark. Wir sind sozusagen vom Westen in den Osten geflüchtet, der neuen Freiheit entgegen. Wäre für Sie ein Ziel erreicht, wenn sich der Zuschauer im Kino eher selbst reflektiert und in seine eigene Biografie zurückfallen lässt? P.R.: Es wäre wunderbar, wenn beim Zuschauer all die nicht gestellten Fragen wieder hochgepumpt werden und er über Emotionen wieder in einen träumerischen Zustand gerät. Erklärt hat man diese Zeit längst genug, vor allem aus der Perspektive des Westens. A.D.: Ich mag das Ideologiefreie in ALS WIR TRÄUMTEN. Wir haben ja bislang vor allem über die Fragen von Schuld und Verstrickung debattiert, die großen Stasi-Dramen sind gezeigt. Mit den riesigen Möglichkeiten dieser Tage, der ungeheuren Kraft von Anarchie, haben wir uns viel zu wenig beschäftigt. Mit dem Vakuum, wenn die Gesellschaft noch nach ihren Fundamenten sucht, kommt die Zeit der Abenteurer und INTERVIEW MIT ANDREAS DRESEN UND PETER ROMMEL Cowboys. Sollte mit dem Film ein Gefühl dafür entstehen, welche Möglichkeiten jenseits gesellschaftlicher Regeln schlummern, würde mich das sehr freuen. Der Film wird vielleicht aber auch an Chancen erinnern, die man persönlich verpasst hat. Mussten vielleicht über zwanzig Jahre vergehen, um über den Beginn der 1990er zu erzählen? P.R.: Auf jeden Fall. Weil wir die Hoffnung haben, der jüngeren Generation heute eine Vision der inneren Kraft mitzugeben, die größer ist als alles andere, größer als jedes System, egal, ob es da oder schon zusammengekracht ist. Eine Generation, der oft Orientierung fehlt, und darauf getrimmt wird, Oberflächenstrukturen zu bedienen. Häufig fehlt es ihr auch an Impulsen, selbst das Heft in die Hand zu nehmen. Ich bin gespannt, ob sie unsere Anregung annehmen kann und daraus Kraft schöpfen wird. Blickwinkel. Die Jungs wiederum haben sich diese Zeit mit einer ganz anderen Neugier angeeignet, dabei ihren eigenen heutigen Gestus eingebracht und daraus Ideen entwickelt. Es gibt jetzt Situationen, die nicht von mir sind und auch nicht im Roman vorkommen. Ein historischer Film mit einem möglichst korrekten Abbild hat mich eh nicht interessiert. Es ist unsere Sicht, unsere Wahrheit, was eben gerade nicht heißt, dass die Zeit genauso gewesen ist. P.R.: Ich empfand die Konstellation Meyer- Kohlhaase-Dresen hochspannend und ideal. Wegen ihrer unterschiedlichen Charaktere und Interpretationen des Begriffs Anarchie. ALS WIR TRÄUMTEN wird von »Nachtgestalten« dominiert. Es fällt auf, dass viele Figuren und Schauplätze auch ohne diese Buchvorlage aus einem Dresen-Film stammen könnten … der Komplementärfarbe. Ich will durchaus härteres Kino machen, weil es besser der Welt entspricht, in der wir leben. Der Roman ALS WIR TRÄUMTEN widersetzt sich jeder Gefälligkeit. Was war wichtig für Form und Struktur des Films? A.D.: Die Perspektive einer Adaption resultiert aus einem Substrat entscheidender Dinge und starker Momente, an die man sich nach dem Lesen erinnert, ohne gleich eine Struktur im Kopf zu haben. Es geht vor allem darum, den gemeinsamen Grundton und den Herzschlag aufzuspüren. Darüber haben Wolfgang Kohlhaase und ich die längsten Gespräche geführt. Der Rest war Handwerk. Buch wie Film liefern keinen Panoramablick auf die Zeit, eher einen engen Ausschnitt. War das ein besonderer Reiz? A.D.: Geschichten zu erzählen, hat für mich Wie hat die enorme Spannweite im Lebensalter der Beteiligten das Projekt beeinflusst? Wolfgang Kohlhaase ist Jahrgang 1931, die Darsteller der Jugendlichen wurden zumeist erst in jener Zeit geboren, in der ALS WIR TRÄUMTEN spielt … A.D.: Ein Romanautor, der mit Ende 20 ein solches Buch geschrieben hat, Wolfgang Kohlhaase mit seiner Nachkriegserfahrung und ich mit meinem Lebensalter quasi mittendrin ergeben drei völlig verschiedene A.D.: Auch ich hatte mich in den Roman verguckt, mochte die Tonlage sehr und natürlich die Art, wie Clemens Meyer mit aller Härte und auch Zärtlichkeit erzählt. Das hat mich berührt und an der Gurgel gepackt, weil es sich mit meiner persönlichen Weltsicht trifft. Auf der anderen Seite hat der Roman etwas, das ich nicht einbringen kann: Er bringt das grundsätzlich Anarchisch-Böse mit. Ich bin gegenüber diesen Jungs ein kleinbürgerlicher Spießer. Man sucht also einerseits nach dem, was einem selbst entspricht und andererseits nach immer mit Ausschnitt zu tun. Du nimmst ein kleines Segment und sagst: Das ist für mich die Welt. Für die Jungs aus ALS WIR TRÄUMTEN spielen Stasi-Verstrickungen keine Rolle. Die Schutzräume oder Geländer der alten Ideologie sind weg. Sie haben ihre eigenen Baustellen, und sei es nur der Kampf um den Platz im Leben, damit sie nicht aus dem System fallen. Nimm dir, was du kriegen kannst, ist ihr Motto. Neue Werte sind noch nicht in Sicht, nutzen wir also die Möglichkeiten! Dass sich daraus der Duktus der ganzen Gruppe erklärt, finde ich spannend. Wie schmerzlich war es, sich von Handlungssträngen aus dem Buch verabschieden zu müssen? Clemens Meyer beschreibt zum Beispiel sehr schön, wie spielerisch sich die Jungs den Montagsdemonstrationen in Leipzig widmen... A.D.: Sich vom Wendekapitel zu trennen, war für mich ein Leichtes. Ich hatte regelrecht Horror davor, Demonstrationen nachzustellen. Das hätte schnell peinlich werden können, jeder kennt doch die Bilder aus dem Fernsehen. Warum soll sich die vollzogene Wende nicht allein über den Kauf einer Mikrowelle erzählen? Ich finde das charmant. Vielen wird dazu ihre eigene Mikrowelle einfallen oder ihr erster gekaufter Radiowecker. Hatten Sie Scheu, die DDR-Szenen zu inszenieren? A.D.: Nein, überhaupt nicht. Es ist eine Welt, die mir sehr vertraut ist. Die Idee, die Kinder Pioniergedichte aufsagen zu lassen, stand nicht im Drehbuch, sie kam mir erst während der Arbeit. Das hat mich sehr berührt, denn es beschreibt den Raum, aus dem die Jungs kommen. ALS WIR TRÄUMTEN erzählt auch von extremer Brutalität. Der Film konnte diese Härte nicht ausblenden … P.R.: Nein, wir wollten einen räudigen Film machen, um der Vorlage zu entsprechen. Andreas musste sich dem realen Bild stel- len und filmisch noch weiter aufmachen, um optisch und akustisch Situationen zu forcieren, die der Zuschauer vor allem gefühlsmäßig mitgehen soll. A.D.: Wo die Chance für größere Wildheit war, habe ich sie genutzt. Ich bin den bösen Momenten des Romans durchaus gefolgt. Haben Sie sich im Vorfeld Momente gestattet, Dani und seine Clique auch mal nicht zu mögen? Es sind junge Männer, die sich und andere schlagen, Drogen nehmen, fremdes Eigentum zerstören... War es schwierig, die Schauspielerriege zu besetzen? A.D.: Das Schwierigste war der Zeitfaktor. Wir hatten insgesamt nur drei Monate. Eines war klar: Finden wir in dieser Zeit nicht die Richtigen für die Clique, würde der gesamte Film scheitern. Es waren über neunzig Rollen zu besetzen, so viele wie noch in keinem meiner Filme und ich habe mich sehr schnell dazu entschlossen, keinen einzigen Schauspieler zu nehmen, mit dem ich schon einmal gearbeitet habe. War Leipzig als Drehort gesetzt? A.D.: Ach, ich mochte die Jungs schon im Roman. Es gibt sehr schöne Momente rührender Fürsorge zwischen ihnen und in Interaktion mit anderen. Sie trösten ihren Kumpel, wenn er Liebeskummer hat. Sie wenden sich der Oma zu, auch wenn sie sie beklauen. Sie gehen dazwischen, wenn ein Mann seine Frau blutig schlägt. Wenn man sich diese Momente greift, kann man die Jungs schnell sehr gern haben, auch wenn sie einem zunächst mitsamt ihrer Lebenswelt fremd erscheinen mögen. Es sind Jungs, die aus dem Nest gefallen sind. Ich weiß aber auch, dass die gezeigte Härte für viele Zuschauer eine Hürde sein kann. P.R.: Ich denke bei den Jungs schnell an meine eigene Jugend. Die war eben auch geprägt von Drogen, Gewalt und Blödsinn. Trotzdem hat das Leben im entscheidenden Moment zugepackt. Diese Hoffnung habe ich auch für diese Jungs. P.R.: Unbedingt. Und es war ein Geschenk. Wir wurden sehr gut aufgenommen dort. A.D.: Trotz der vielen Straßensperren… Wir haben im Vorfeld viele Städte abgegrast. Leipzig aber hat eine spezielle Architektur, die nicht ohne Weiteres übersetzbar ist. Hatten Sie zunächst den Anspruch, auch den Leipziger Dialekt zu beachten? A.D.: Für wichtige Nebenrollen schon. Bei den Hauptrollen war klar, dass es nicht zu leisten sein wird. Ich stehe auch inhaltlich hinter der Entscheidung, nicht auf Sächsisch gedreht zu haben. Es hätte zu schnell etwas Niedliches bekommen, zu viel volkstümelnden Dialektcharme. Trotzdem kommt die Leipziger Tonlage vor, flankierend in kleinen Rollen, beispielsweise bei der Lehrerin oder dem Kneiper. INTERVIEW MIT ANDREAS DRESEN UND PETER ROMMEL Andreas Dresen, in einem früheren Gespräch haben Sie gesagt, dass Sie stets bestrebt sind, mit Ihrem erlernten Handwerk frei umzugehen. Was bedeutet das für ALS WIR TRÄUMTEN? A.D.: Man will mit jedem Film etwas mehr über sich erfahren. Dieser hier hat extrem viel Handwerk von mir verlangt. Ich habe noch nie so viele Schubladen öffnen müssen. Es sind Laien dabei, gestandene Profis, Kinder. Jeder von ihnen erfordert in der Arbeit eine andere Kommunikation. Es gibt gepfefferte Zwischentitel, Genreelemente ohne Ende, Boxkämpfe, wilde Autofahrten, Prügeleien. Viele Szenen also, die schwer zu managen sind und filmisch einiges erfordern, noch dazu historisch und in verschiedenen Zeitebenen. Dann gibt es wiederum so viele zärtliche Momente, kleine Inseln mit merkwürdigen Annäherungen, etwas ganz und gar Entrücktes. …ein Wechsel zwischen Wirklichkeit und Träumen. A.D.: Genau, es ist ein permanentes Spiel mit Realem und Unrealem. Das alles war anspruchsvoll wie nie und für mich der Versuch, eine neue Stufe zu erklimmen, weil es die Geschichte verlangt hat. ALS WIR TRÄUMTEN erzählt von Anarchie. Warum soll dann nicht auch der Regisseur ein wenig anarchisch erzählen? Es ist auch ein kleines Epos, ich habe noch nie ein Epos gemacht. Es sollte aber nicht getragen sein, sondern schnell und ruppig. P.R.: Es ist ein Dresen! Andreas ist behutsam und mutig den nächsten Schritt gegangen, ohne sich zu verraten. Er hat seinen kontinuierlich aufgebauten Weg nicht verlassen und trotzdem eine mächtige Schippe draufgelegt. diese Treue zu erleben. Das alles verleiht mir Glaube, Zuversicht und Hoffnung. Niemals ist es klar, dass der nächste gemeinsame Film entstehen kann. Ich kann nie etwas versprechen, es gab immer wieder kritische Momente, in denen irrwitzige Entscheidungen zu treffen waren. Aber da ist dann Andreas, der sagt: Lass‘ es uns versuchen! Kunst und Arbeit, wie das Leben an sich, sind immer ein Sich-Behaupten. A.D.: Es gibt einfach bedingungsloses Ver- Peter Rommel, durch ihre Filmographie zieht sich vor allem ein Wort: Wagnis. Woraus bestand das Wagnis bei ALS WIR TRÄUMTEN? P.R.: Inhaltlich gab es keins. Da war nur Lust, sich der Kraft und Ehrlichkeit dieses Buches hinzugeben und das filmisch rüberzubringen. Ein Wagnis waren eher die Kurzfristigkeit und die finanziellen Herausforderungen eines solchen Projekts. Es ist das achte gemeinsame Dresen/ Rommel-Projekt. Was musste zwischen Ihnen bestehen bleiben oder sich vielleicht neu entwickeln, um es zu realisieren? P.R.: Freundschaft, tiefe Verbundenheit, ich würde fast schon von Liebe sprechen. Es ist ein Geschenk, nach so vielen Jahren trauen zwischen uns. So als ob man auf die Tanzfläche geht und es kommt ein geiles Stück, das einen irgendwie trägt. Vielleicht haben wir auch in vielen Jahren gelernt, uns einige Fragen nicht zu stellen, sie einfach nicht zuzulassen. Wir gehen miteinander an Grenzbereiche und wenn wir sie spüren, gehen wir trotzdem weiter, immer mit dem Wissen, dass es auch scheitern kann. P.R.: Wir hatten bislang Glück. A.D.: Und sind eingebettet in eine Gruppe von Menschen, die ähnlich herangehen, die sich gestatten zu sagen, dass es eigentlich nicht zu schaffen ist und es trotzdem machen. Sechzehn Stunden am Tag, wenn es sein muss, mit dicken Augenrändern als Lohn. ALS ICH TRÄUMTE PERSÖNLICHE ERINNERUNG ALS ICH TRÄUMTE + + EINFACH JUNG - ALLES GETAN: DIE GRENZENLOSE Anna Lebahn, (45), Schauspielerin Ich habe die Nacht des Mauerfalls in Wittenau verschlafen. So ging‘s schon mal los. Und dann sah ich mit Schrecken die Massen an Ostbürgern, die Westberlin stürmten und jeden Grabbeltisch bei Woole klar machten, als ob es kein Morgen gäbe. Wie die Tiere in der Sahara am Wasserloch, aber bei denen ist es verständlich, weil, die haben wirklich Durst. Dann bin ich mit meiner Freundin zusammen auf der Potsdamer Straße ins erstbeste Reisebüro gestürzt, um die Flucht nach Südamerika fortzusetzten und buchte eine One-Way-Reise. Da blieb ich dann drei Monate, bis sich der erste Ansturm gelegt hatte. Nach Ecuador kam noch kein Ostler, zum Glück. In den 90er Jahren war ich jung und habe fast alles getan, was ich wollte. Nee, alles getan, ist richtiger. Gefeiert, ausprobiert, aufgehört, angefangen, und Geld war ja noch vorhanden, damals, zumindest war es nicht so teuer wie heute. Im Rückblick war vieles leicht und ungezwungen. Vielleicht war ich auch einfach jung. INTERVIEW WOLFGANG KOHLHAASE + CLEMENS MEYER INTERVIEW MIT WOLFGANG KOHLHAASE UND CLEMENS MEYER Beim Blick auf Ihre Biographien fällt eines sofort auf: Sie sind beide im fast gleichen Alter durch ein Land gelaufen, das gerade ein System abgeworfen hatte. Herr Kohlhaase, Sie waren vierzehn, als der Zweite Weltkrieg zu Ende war, Herr Meyer, Sie waren zwölf beim Fall der Mauer in der DDR… WOLFGANG KOHLHAASE: Die Umstände sind natürlich nicht platt vergleichbar. Aber als ich ALS WIR TRÄUMTEN gelesen habe, fiel mir ins Auge, dass es da gewisse Parallelen gibt. Für mein Lebensgefühl war 1989 eine Wendezeit, 1945 war es eine Zeitenwende. Das kann nicht dasselbe sein. Dennoch: Verhältnisse wurden völlig neu geordnet, und alte Regeln galten nicht mehr. Pubertät und Weltgeschichte fielen zusammen. Das ist eine große und bleibende Erfahrung gewesen. Alles, was danach kam, bis zum heutigen Tag, kann ich nicht trennen von diesem Frühling ’45. CLEMENS MEYER: Es wäre vermessen zu sagen, wir hätten 1989 eine ähnliche Zeitenwende erlebt. 1945 lag größeres Grauen hinter dem Land. Alles, was danach kam, war erbaut auf den Knochen von Millionen. Das Zusammentreffen von Pubertät und Geschichte aber, die eigene physische und psychische Umbruchsituation, das war ähnlich. Darin habe ich auch eine Chance gesehen, ALS WIR TRÄUMTEN von einem erfahrenen Drehbuchautor in einen Film umwandeln zu lassen. Von einem, der eine solche Extremsituation selbst so oder sogar noch besser kennt. Ich hatte Wolfgangs Arbeiten wie Berlin, Ecke Schönhauser gesehen, in denen auch besondere Milieus beschrieben werden, obwohl ich dieses Wort nur ungern benutze. Es sind darin Figuren und Situationen zu finden, an die ich mich erinnert fühlte: Jugendbanden, Haltlosigkeit, Mechanismen von Gewalt und Kleinkriminalität. Wolfgang könnte ja mein Großvater sein, also hat er einen ganz anderen Blick auf die Geschichte, er hat die nötige Distanz und kann sich gleichzeitig in die Figuren einfühlen. Ist das verbindende Element vielleicht auch eine ungefilterte Gier nach Leben? W.K.: Die Gier nach Leben habe ich nicht als Gier reflektiert. Ich habe überhaupt sehr wenig reflektiert, man fängt einfach an zu leben. Das Staunen nahm kein Ende. Am 24. April 1945 kamen die Russen nach Adlershof, die Berliner Ecke, in der wir wohnten. Ich war vierzehn und hatte an diesem Tag ein tausendjähriges Reich überlebt. Uns war der Weltuntergang prophezeit worden, aber nach drei Tagen war klar: Hier hört nichts auf, hier fängt etwas an. Was vor mir lag, erschien mir unendlich. Die Normalität kam leise. Was war »normal« in diesen Tagen und Wochen? W.K.: Das Tanzen beispielsweise. Es gab bei uns einen Tanzsaal, aus dessen Fenstern Licht strömte. Menschen berührten sich, es roch nach Frauen, denn meistens tanzten Frauen mit Frauen, Männer gab es ja kaum. Ich stand verwundert draußen. Zwei oder drei Gleichaltrige konnten tanzen. Dass man das fürs Leben brauchen würde, hatte ich nicht geahnt. Ich dachte bestürzt: Bin ich jetzt verloren, nur weil ich nicht tanzen kann? Und warum können es die anderen? Weil sie eine ältere Schwester hatten und ich nicht! Das mit den vier Sektoren in Berlin, dem Schwarzmarkt, all das war fortan eher normal. Man passt sich an mit vierzehn. Man kann aus allem etwas machen. Wobei das ja wieder eine direkte Parallele zu ALS WIR TRÄUMTEN wäre. W.K.: Ja, das sprunghafte Freisetzen von Lebensenergie. C.M.: Wolfgang sprach vom unreflektierten Wahrnehmen. Genau das tun die Figuren im Roman ja auch. Plötzlich sind die Jungs von INTERVIEW WOLFGANG KOHLHAASE + CLEMENS MEYER Möglichkeiten umgeben, die sie einfach nur mitnehmen. Es ist viel zu viel auf einmal, aber sie machen es. Sie wollen Spaß haben, so profan es klingen mag. Man raucht, man trinkt, probiert sich aus, will Frauen imponieren. Geschwindigkeit reizt, da sind plötzlich Autos, also werden sie aufgebrochen. Aber schon bald fällt in die Jugend auch der Tod ein. Durch die Unfälle mit diesen Autos, durch Drogen. Trotzdem würden diese Jungs immer wieder sagen, dass es ihre schönste Zeit gewesen ist. Herr Kohlhaase, von Ihnen stammt das Zitat: »Was man in den ersten zehn Lebensjahren aus dem Küchenfenster sieht, bleibt immer wichtig.« Stimmt das auch für Sie, Herr Meyer? C.M.: Natürlich! Kindheit ist absolut prägend. Da laufen biochemische Prozesse ab, die wir gar nicht steuern können: Wie etwas roch oder sich anfühlte, was wir schlussendlich davon mitgenommen haben. Ich kann mich an unglaublich vieles erinnern, das zwischen meinem achten und zwölften Lebensjahr passiert ist. Auch deshalb bin ich Schriftsteller geworden. Ging es beim Schreiben von ALS WIR TRÄUMTEN vor allem um die literarische Form, weil Sie vieles davon selbst erlebt hatten und große Recherche nicht nötig war? C.M.: Ich würde nicht sagen, dass ich vie- les unbedingt selbst erlebt habe. Dieser Rausch von 1990 bis 1995 war aber auch für mich eine prägende Zeit. So habe ich ALS WIR TRÄUMTEN immer als große Chance gesehen, die unreflektierten Wahrnehmungen von damals, all das Rohe, aber gleichzeitig auch das Zärtliche einzufangen, diesen speziellen Mikrokosmos der Jungs im Makrokosmos, diese sehr eigenen Energien. Es ging in den Jahren von 1999 bis 2005, als ich am Roman gearbeitet habe, wirklich um das Fundament für die literarische Form und das Konstruieren von Figuren. Solch ein Buch schöpft aus vielen Elementen, einiges hat man gehört, anderes gesehen. Einige Fragmente hat es wirklich gegeben: Zeit und Umstände, das Viertel, Interieur. Trotzdem muss ein Roman universell funktionieren. Es ist kein »Ost-Buch«, das man nur dort versteht, sondern eine Geschichte über Freundschaft, Liebe und Verrat nach großen gesellschaftlichen Umwälzungen. Herr Kohlhaase, kannten Sie ALS WIR TRÄUMTEN schon vor der Arbeit am Drehbuch? W.K.: Gelesen habe ich das Buch, als ich wusste, dass Andreas Dresen und Peter Rommel darüber nachdachten, einen Film daraus zu machen. Vorher hatte ich davon nur gehört. Was war für Sie die Essenz des Romans? W.K.: Interessiert haben mich die Figuren und die Sprache. Nicht nur im Thema, auch in der Erzählweise herrscht kunstvolle Anarchie. Motive schoben sich in- und übereinander, es gab Rückblenden, Zeitsprünge, ganze Komplexe, die nicht eindeutig zu gliedern waren. Mit einer braven Erzählweise hätte man im Film die Wildheit des Romans verloren. Es gibt ja Prosa, die kinoähnlich strukturiert ist, andere Prosa achtet darauf, nicht verfilmbar zu sein, und sie ist keinesfalls die schlechtere. Es gibt für Sie also die Unverfilmbarkeit von Literatur? W.K.: Ja, das könnte sein. Sprache ist eine eigene Nachricht. Es gibt Prosa, die so wunderbar verschränkt einen Vorgang beschreibt, dass ich sagen würde: Lass‘ die Finger davon, es kann nicht besser werden, als es ist! Wer ein Buch liest, nimmt das Gelesene mit in die Fantasie. Man kann vor- und zurückblättern. Im Kino will der Zuschauer, wenn das Licht wieder angeht, wissen, was er soeben gesehen hat. Ein Film muss einen verbindlichen Vorschlag machen, er muss sich in einem vorgegebenen Zeitmaß dem eigens dafür erschienenen Publikum verständlich machen. Das waren Schwierigkeit wie Reiz bei ALS WIR TRÄUMTEN. Was leicht zu verstehen ist, muss kurz erzählt werden, damit man sich nicht langweilt. Was schwerer zu verstehen ist, muss so ausführlich wie nötig erzählt werden. Clemens Meyers Tonlagen schienen mir manchmal auch amerikanisches Kino zu zitieren. Herr Meyer, stimmt das? C.M.: Natürlich, ich bin ja großer Filmfan. Film ist für mich, nach der Literatur, die zweite große Kunstform, die ich bewunde- re: Rocco und seine Brüder von Visconti, Mean Streets von Scorsese, Es war einmal in Amerika von Leone, aber auch US-amerikanischer B-Film noir, all die Boxerfilme – vieles dieser Art wird im Buch nur skizziert oder ist Rahmen im Rahmen. Wann haben Sie beide sich persönlich kennengelernt? C.M.: Als das Drehbuch schon relativ weit fortgeschritten war. Ich habe schnell gespürt, dass Wolfgang diese, wie er sagt, kunstvolle Anarchie erhalten wollte. Da war ich guter Dinge, er ist ja einer der besten Drehbuchautoren im Land. Ich wusste, man muss einen Rausch an Motiven und Bildern erzeugen, die zusammengehören, alles muss offen sein und gleichzeitig stringent. Es ist eine Gratwanderung, weil man immer wieder radikale Entscheidungen treffen muss, um den Roman zu verlassen und sich voll und ganz auf das Drehbuch zu konzentrieren. Ich kann nach dem Sichten des Films sagen, dass meine Hoffnungen nicht enttäuscht wurden. Hat es in Ihnen trotzdem rumort, dieses Drehbuch selbst zu schreiben? Gab es zuvor andere Versuche, eine Kinoversion des Buches zu erschaffen? C.M.: Ja, aber sie haben mich alle nicht überzeugt. Bei Kohlhaase und Dresen habe ich sofort gespürt, dass es um den Geist des Romans und um eine echte Transformation fürs Kino geht. Eher lustigerweise habe ich manchmal schon beim Schreiben daran gedacht, wie es wohl wäre, wenn das Buch verfilmt werden würde. Ich habe tatsächlich eine Mappe mit der Aufschrift »Als wir träumten – Kino-Ideen« daheim. Da ist aber nur ein einziger Zettel drin mit drei Sätzen drauf… Wie geht es Ihnen mit Strängen, die im Film fehlen? Der Fußball zum Beispiel, Chemie Leipzig? C.M.: Fußball ist ja irgendwie doch drin, sei es mit einem Tattoo oder einem Wimpel! Es mussten radikale Entscheidungen her, was das Kürzen betrifft, das war mir von vornherein klar. Im Buch kann ich mir schnell mal 30 Seiten Zeit nehmen, um auszuerzählen. Das geht im Film nicht, und vielleicht ist es für die Leitmotive auch gar nicht wichtig. Entscheidend ist nicht, was fehlt, sondern was drin ist. C.M.: Bei ALS WIR TRÄUMTEN komischer- weise nicht, an anderen Drehbüchern habe ich ja schon gearbeitet. Ich dachte immer, dass ich hier noch zu nah dran bin, dass ich mehr Distanz brauche, weil es mir noch zu schwerfallen würde, Figuren zu verändern, an denen ich hänge. Ich habe es eher als Chance gesehen loszulassen und von außen zu sehen, ob der Stoff stark genug ist. Wolfgang Kohlhaase, Sie haben wiederum auch Szenen geschrieben, die es im Buch nicht gibt. Was braucht man dafür? Besonderen Respekt, Mut zum Risiko? W.K.: Respekt habe ich vor dem Roman insgesamt. Wenn der Schluss aber nicht fürs Kino taugt, nur beispielsweise, dann suche ich nach einem neuen. Dialoge sind eine Mischung aus Gefundenem und Erdachtem. Ich muss an die Chance des Schauspielers denken, Figuren müssen Rollen sein. Ich muss mich im Material frei bewegen können. Das macht man ja nicht, um die Vorlage zu verraten, sondern um ihr auf einem anderen Weg nahezukommen. Als wir uns mit Clemens trafen, baten wir ihn, glaube ich, uns seine Hoffnungen mitzuteilen – und die Befürchtungen zu verbergen (lacht)… C.M.: Ich erwarte regelrecht, dass jemand, der ein Buch transformiert, dort reinhaut und umbaut. Alles andere wäre uninteressant. Durch meine Arbeit am Theater kenne ich das. Voraussetzung ist, dass der Stoff stark genug ist, um es auszuhalten. Schlimm wäre die reine Illustration. Wie sehen Sie beide ALS WIR TRÄUMTEN in der Reihe der Andreas-Dresen-Filme? C.M.: Ich kenne Andreas und seine Filme schon lange. Er ist einer der wenigen Regisseure im deutschen Kino, der eine Handschrift hat. Mit ALS WIR TRÄUMTEN hat er aber, glaube ich, noch einmal etwas ganz Eigenes erschaffen. Das wird Spuren hinterlassen, da bin ich mir sicher. W.K.: Der Kontrast zwischen Laut und Leise ist radikaler als sonst. ALS WIR TRÄUMTEN hat die genauen, stillen Momente, die immer da sind bei Andi. Und er ist voller Bewegung und Gewalt. ALS ICH TRÄUMTE PERSÖNLICHE ERINNERUNG ALS ICH TRÄUMTE + + DIE ZEIT STAND STILL DIE HOFFENDE Franka Kühn (46), Pressesprecherin Ein Land hatte sich selber abgeschafft und hinterließ seine Menschen ohne einen Abschiedsgruß. Beinahe nichts blieb. Außer Erinnerungen. Millionen hatten die DDR verlassen. Getrieben von einer tiefen Hoffnungslosigkeit. Zurück blieb die Leere. Der Staub des Zerfalls lag über dem Land wie ein grauer Schleier. Es konnte nur besser werden. Die Zukunft lag westwärts. Im Osten stand die Zeit still. Und niemand konnte sich vorstellen, dass dieser Zustand nicht von Dauer sein würde. JENS QUANDT - MUSIKBERATUNG Music-Supervisors, zu Deutsch: Musikberater, sind ja so etwas wie die musikalischen Trüffelschweine und manchmal auch Fettabscheider in einem Film. Sie suchen, finden, filtern und klären die passenden Musiktitel, wobei eine enge Zusammenarbeit mit dem jeweiligen Regisseur und Produzenten unerlässlich ist. DIE FILMMUSIK Das Schöne an der Konstellation mit Andreas, wie auch Peter Rommel, ist in dieser Hinsicht die große Vertrautheit. Wir wissen recht genau, wie der jeweils andere tickt, nicht zuletzt musikalisch. Schön ist aber auch, dass die musikalische Witterung bei Filmen mit Andreas stets frühzeitig vor Beginn der Dreharbeiten aufgenommen wird. Nicht nur der Musik direkt in Szenen wegen, die ja beim Dreh immer schon klar sein muss (diesmal beispielsweise die beim Strip, im Supermarkt oder auf dem Schulhof), sondern auch, weil Andreas gern bereits mit einem »ersten Klang des Films« zum Drehort fährt. »In den Neunzigern ist Techno komplett an mir vorbei gegangen, ich war mehr so der Gitarren-Typ. Die ganze Clubszene habe ich erst mit einiger Verzögerung für mich entdeckt. Deswegen war gerade die musikalische Ebene unseres Filmes für mich die größte Herausforderung. Ich habe jede Menge tolle Tracks gehört, auch durch meine Freundin, die sich in der Szene sehr gut auskennt. Die Musik im Film ist nur dort historisch, wo sie ›innerszenisch‹ benutzt wird, ansonsten haben wir uns die Freiheit genommen, auch modernere Stücke und Sounds zu verwenden, wie beispielsweise den wunderbaren Track ›A New Error‹ von Moderat, der ja fast etwas Psychedelisches hat.« ANDREAS DRESEN Nach dem Lesen von Clemens‘ Roman und Wolfgangs Drehbuch wurden bei mir natürlich eigene musikalische Erinnerungen wach. Zwar bin auch ich eher der frei gespielten Stromgitarre als dem fest programmierten Beat zugetan, gleichzeitig aber fiel mein eigener Start ins Berufsleben genau in jene Zeit, in der Techno durch die Decke ging. Noch als Musikwissenschaftsstudent an der Humboldt-Uni war ich gleichzeitig bereits Moderator und Musikredakteur bei DT64, dem reichweiten-stärksten Jugendradio Deutschlands. Einer meiner damals Wirklichkeit gewordenen Träume! Um Andreas für den Film »einzugrooven«, gab ich ihm für sein Auto ein paar Vortex-Mixtapes aus dem »Eastside« mit. Die hatte ich von Mario Giebel, bekannt als DJ Begbie und in den Neunzigern im »Eastside« das, was man den »Resident-DJ« eines Clubs nennt. Mario und ich empfahlen uns gegenseitig Tracks und fachsimpelten selbstverständlich endlos. Gleichzeitig rief ich bei Marusha an. Wir kennen uns seit dem Start ihrer eigenen Show »Dancehall« im November 1990 bei DT64, der ersten regulären Techno-Sendung im deutschen Radio. Mit ihr über jene Zeit und Musik zu reden ist so, als lege man einen Schalter von schwarz-weiß auf bunt um. Parallel dazu - und immer noch vor dem Beginn der Dreharbeiten - hörte Andreas erste aktuellere Elektro-Tracks, darunter » A New Error « von Moderat. Dieser gefiel ihm so gut, dass ich beschloss nachzulegen. So gerieten unter anderem Trentemøllers » Nightwalker « oder auch der Remix von Josh Winks Techno-Klassiker » Higher State of Consciousness « ins Rennen. Bereits in dieser Phase begann der Film auf interessante Art musikalisch zu changieren. Am Ende stimmen alle »innerszenischen« Ebenen historisch, gleichzeitig gibt es durch die Verwendung aktueller Elektro-Tracks als Score fließende Übergänge hinein ins »Außerszenische«. Am deutlichsten wird dies anhand von zwei Marusha-Tracks: ihrer ersten Single » Rave Channel « von 1992, und » Club Arrest «, dem Title-Track ihres 2012er Albums. Beide Stücke hört man in »Eastside«-Szenen, den einen »innerszenisch«, den anderen als Score, also »außerszenisch«. Für mich ein schöner Brückenschlag letztendlich über zwanzig Jahre, aus der Vergangenheit bis in die Gegenwart. ALS WIR TRÄUMTEN bleibt so nicht nur in seiner Zeit. Vielleicht ein wenig platt, aber: Auch heute wird (musikalisch) geträumt! Noch während der Dreharbeiten meinte Andreas, dass wir vermutlich auch mit einem Score-Komponisten arbeiten müssten. Es schwirrten erste Namen durch den Raum. Am Ende blieb es jedoch ein weiteres Mal bei seinem Prinzip: Lieber nichts auf die Bilder komponieren lassen, sondern Bestehendes suchen, was durch einen eigenen Charakter dem Gedrehten souverän entgegentritt. Diese Musik fand er auf verschiedenen CDs des britischen Komponisten Max Richter, der seit Jahren selbst immer wieder interessante klangvoll-farbige, gefühlvoll-musikalische Verbindungen zwischen klassischen und elektronischen Elementen schafft. Nichts anderes hätte gepasst. »ES WAR WIRKLICH DIE SCHÖNSTE ZEIT« MARIO GIEBEL, ALS DJ BEGBIE MITGRÜNDER DES ECHTEN LEIPZIGER »EASTSIDE« DIE FILMMUSIK Wie haben Sie die »Wendezeit« wahrgenommen? Ich war mit meinen Eltern oft in Ungarn, auch im Sommer 1989. Wir hatten Westbekannte, mit denen wir uns dort getroffen haben, und die haben gesagt: »Macht euch keine Sorgen, im nächsten Sommer könnt ihr uns besuchen.« Dann ist noch mein Onkel abgehauen, das alles war also in unserer Familie ein Thema. Meine Eltern haben mich im Herbst auch zu den Montagsdemos mitgenommen. Welche Erinnerungen haben Sie daran? Vor allem eine: Ich sah die Leuchtwerbung für die Zeitung »Neues Deutschland« am Leipziger Augustusplatz. Die fing an zu blinken, während die Reden gehalten wurden. Und die Leute riefen: »Ja, das wollen wir! Ein neues Deutschland!« Als 13-Jähriger habe ich kapiert, dass hier etwas Großes passiert. Wie ging es in den Neunzigern mit Ihnen weiter? auf der Straße befragt, also die Zeit ziemlich gut reflektiert und die Freiheit genossen. Wie wurden Sie zu DJ Begbie? Seit 1992 habe ich mich mit Techno beschäftigt und war sofort davon begeistert. Ein Jahr später las ich in der Zeitung, dass es in Leipzig zwei Techno-Clubs gibt. Da habe ich natürlich aufgehorcht, bin zu meinem Vater und hab‘ gesagt: »Papa, ich muss mir das mal ansehen!« Ich war fünfzehn. Mein Vater sprach: »Gut, geh‘ da hin, aber ich hole dich um zwei ab!« Er ist Taxi gefahren … Wie sah es in diesem Club aus? Mein Kumpel und ich sind erst mal gegen eine Nebelwand gelaufen. Dann sahen wir all die zuckenden Leiber, das Stroboskop, den DJ mitten auf dem Dancefloor – wir waren absolut hin und weg. Ich wollte sofort DJ werden, habe mir dann nach und nach Platten und die Technik besorgt. Wann wurde das »Eastside« gegründet? Ich war ja mit Clemens (Meyer) seit der 1. Klasse zusammen in der Schule. Zu zweit haben wir eine Schülerzeitung gegründet und sie »DAS« genannt, »Die andere Schülerzeitung«. Wir haben vor allem die Leute Im November 1994. Wir haben uns im Gelände einer alten Getriebefabrik die Location herausgesucht, Anlage und Plattenspieler für diesen einen Abend ausgeliehen und losgelegt. Es waren nur 30 Mann da, aber es hat funktioniert. Das lief bis 1997. Die Polizei kam zwar ab und an, doch sie unternahm nichts. Nach 2000 haben wir noch ein paar legale Revivals gestartet, aber die illegale Zeit im »Eastside« war wirklich die schönste. Viele Leipziger erinnern sich noch heute daran. ALS WIR TRÄUMTEN thematisiert auch Drogen und die rechte Szene. Wie lief das »in echt«? Den Zwischenfall mit den so genannten Glatzen gab es. Die wollten wirklich ihr Geld zurück, weil es ihnen nicht gefallen hatte und sagten nur: Wir kommen wieder! Was sie dann auch taten. Der DJ ist mitsamt seinen Platten abgehauen, wir haben uns hinter den Boxen versteckt. Es gab Randale, sie haben uns die Bar umgeschmissen, Flaschen kaputtgehauen. Das war aber nur einmalig. Und Drogen? Probleme damit gab es natürlich. Auch wir haben einen aus unserer Clique verloren. Selbst ich habe einiges genommen, wir sind schließlich am Wochenende immer unterwegs gewesen, sind von Party zu Party gezogen. Aber auch das war eine schöne Zeit, ich kann es nicht anders sagen. Denn dabei sind Freundschaften entstanden, die bis heute Bestand haben. ALS ICH TRÄUMTE PERSÖNLICHE ERINNERUNG ALS ICH TRÄUMTE + + WESSI SEIN AUF KRAMPF: DER AUSGEREISTE Ivo-Alexander Beck (50), Filmproduzent Nach meiner Flucht aus der DDR, wo ich in Jena Germanistik und Kunstwissenschaften studierte, war die Zeit extrem zwiegespalten. Bis zur Wende wurde ich als ehemaliger Ossi im Westen neugierig befragt und vielfach unterstützt, ich genoss die Zeit einer scheinbar unbegrenzten Freiheit und bin bis heute dankbar dafür. Nach dem Fall der Mauer wurde meine Herkunft skeptischer hinterfragt. Bei mir äußerte sich das schließlich in Verleugnung meiner DDR-Vergangenheit. Ich wollte krampfhaft Wessi sein. So gewöhnte ich mir meinen Berliner Dialekt ab, weil ich dachte, sonst sofort als Ostdeutscher erkennbar zu werden. Aus der DDR zu kommen, hatte auf einmal einen Makel, den ich am liebsten verschwiegen hätte. Es hat eine Zeit gedauert, bis ich mich davon freimachen konnte. ANDREAS DRESEN – REGIE Andreas Dresen, 1963 in Gera geboren, kommt aus einer Theaterfamilie und drehte bereits ab 1979 erste Amateurfilme. 1984/85 war er Tontechniker am Schweriner Theater, anschließend absolvierte er ein Volontariat im DEFA-Studio für Spielfilme. Er arbeitete als Regieassistent bei Günter Reisch. 1986-1991 studierte Dresen Regie an der Hochschule für Film und Fernsehen »Konrad Wolf« in Potsdam-Babelsberg. Seit 1992 arbeitet er als freier Autor und Regisseur. Er lebt in Potsdam und ist Mitglied der Akademie der Künste, der Europäischen Filmakademie sowie Gründungsmitglied der Deutschen Filmakademie. FILMOGRAPHIE (AUSWAHL) 2015 ALS WIR TRÄUMTEN 2013 16 X DEUTSCHLAND – (EPISODE: BRANDENBURG) 2012 HERR WICHMANN AUS DER DRITTEN REIHE 2011 HALT AUF FREIER STRECKE 2009 WHISKY MIT WODKA 2008 WOLKE 9 2005 SOMMER VORM BALKON 2005WILLENBROCK 2002 HERR WICHMANN VON DER CDU 2002 HALBE TREPPE 1999NACHTGESTALTEN 1997 RAUS AUS DER HAUT 1994 DAS ANDERE LEBEN DES HERRN KREINS 1992 STILLES LAND Sein Spielfilmdebüt Stilles Land (1992), eine Tragikomödie über die Wendeereignisse in der ostdeutschen Provinz, brachte ihm bereits den Hessischen Filmpreis und den Deutschen Kritikerpreis ein. Es folgten einige preisgekrönte TV-Arbeiten, darunter das Aufsehen erregende Drama Raus aus der Haut (1997) über zwei Schüler, die ihren parteihörigen Direktor entführen. Mit seinem Episodenfilm Nachtgestalten erlebte Dresen auf der Berlinale 1999 seinen Durchbruch – der Film wurde unter anderem mit dem Deutschen Filmpreis in Silber ausgezeichnet. Für seinen nächsten Film Die Polizistin (2000), der den Weg einer jungen, idealistischen Polizeianwärterin in Rostock nachzeichnet, bekam Dresen den Grimme-Preis in Gold. Seinen bis dahin größten Erfolg konnte er zwei Jahre später mit Halbe Treppe feiern: Die komplett improvisierte Tragikomödie über zwei Paare in Frankfurt Oder wurde zu einem weltweiten Publikumsliebling und gewann zahlreiche Auszeichnungen – darunter der Silberne Bär bei den Berliner Filmfestspielen, der Bayerische Filmpreis sowie der Deutsche Filmpreis in Silber. Seinem Dokumentarfilm Herr Wichmann von der CDU (2003) folgte im März 2005 Willenbrock, Dresens Leinwand-Adaption des gleichnamigen Romans von Christoph Hein. Im Januar 2006 kam die Tragikomödie Sommer vorm Balkon ins Kino, die im selben Jahr mit dem Ernst-Lubitsch-Preis ausgezeichnet wurde. Dresen erhielt unter anderem den Bayerischen Filmpreis als bester Regisseur, und Autor Wolfgang Kohlhaase wurde bei den Filmfestspielen von San Sebastián für das Beste Drehbuch ausgezeichnet. 2011 war Andreas Dresen mit Halt auf freier Strecke bei den internationalen Filmfestspielen von Cannes vertreten. Das Drama um einen Familienvater, der unheilbar an Krebs erkrankt, wurde dort mit dem Hauptpreis der Sektion, dem Prix Un Certain Regard, ausgezeichnet. Die Deutsche Filmakademie zeichnete Halt auf freier Strecke mit vier Lolas in den Kategorien Bester Film (Lola in Gold), Bester Hauptdarsteller (Milan Peschel), Bester Nebendarsteller (Otto Mellies) und Beste Regie aus. Ferner erhielt er den Bayerischen Filmpreis in den Kategorien Schauspiel (Milan Peschel und Steffi Kühnert) und den Produzentenpreis (Peter Rommel) sowie den Preis der deutschen Filmkritik in den Kategorien Bester Film und Bester Darsteller (Milan Peschel). Wolke 9, ein improvisiertes Drama über Liebe und Sexualität im Alter, lief 2008 in den deutschen Kinos. Der Film gewann unter anderem den Jurypreis Coup de Coeur in der Reihe Un Certain Regard bei den Filmfestspielen in Cannes und den Hauptpreis des Festivals in Trieste. Bei der Verleihung des Deutschen Filmpreises wurden Ursula Werner als Beste Hauptdarstellerin und Andreas Dresen als Bester Regisseur ausgezeichnet. Wolke 9 erhielt zudem beim Deutschen Filmpreis die Lola in Bronze in der Hauptkategorie Bester Film. Am Theater inszenierte Andreas Dresen zum ersten Mal 1996: Goethes Urfaust am Staatstheater Cottbus. Es folgten weitere Theaterarbeiten, unter anderem am Schauspiel Leipzig sowie am Deutschen Theater Berlin, wo der Regisseur im Jahr 2002 die Uraufführung seines eigenen Theaterstücks Zeugenstand sowie im April 2006 Horvaths Kasimir und Karoline inszenierte. Im Februar 2006 feierte in Basel seine erste Opernregie erfolgreich Premiere: Mozarts Don Giovanni. In Whisky mit Wodka (2009) beleuchtete Andreas Dresen auf komödiantische Weise das Filmmetier und die Eigenheiten und Eitelkeiten der Branche. Der Film wurde auf dem Filmfestival Karlovy Vary mit dem Preis für die Beste Regie ausgezeichnet. Seit Ende 2012 ist Andreas Dresen auch Verfassungsrichter im Land Brandenburg. 2015 wird Dresen mit seinem neuen Film ALS WIR TRÄUMTEN nach 1999 (Nachtgestalten) und 2002 (Halbe Treppe) zum dritten Mal im Wettbewerb der Berlinale vertreten sein. PETER ROMMEL – PRODUKTION FILMOGRAPHIE (AUSWAHL) 2015 2013 2013 2013 2012 2012 2011 2011 2008 2006 2006 2005 2003 2003 2002 2001 2001 1999 1998 1995 ALS WIR TRÄUMTEN (Regie: Andreas Dresen) FEUCHTGEBIETE (Regie: David Wnendt) ALPHABET ( Regie: Erwin Wagenhofer) LA TERCERA ORILLA (Regie: Celina Murga) UND WENN WIR ALLE ZUSAMMENZIEHEN (Regie: Stéphane Robelin) SOHNEMÄNNER (Regie: Ingo Haeb) HALT AUF FREIER STRECKE (Regie: Andreas Dresen) STUTTGART 21 – DENK MAL! (Regie: Lisa Sperling & Florian Kläger) WOLKE 9 (Regie: Andreas Dresen) SEHNSUCHT (Regie: Valeska Grisebach) OPEN WATER 2 (Regie: Hans Horn) SOMMER VORM BALKON (Regie: Andreas Dresen) SIE HABEN KNUT (Regie: Stefan Krohmer) ISLANDFALKEN (Regie: Fridrik Thór Fridriksson) HALBE TREPPE (Regie: Andreas Dresen) ENGEL DES UNIVERSUMS (Regie: Fridrik Thór Fridriksson) LOST KILLERS (Regie: Dito Tsintsadze) NACHTGESTALTEN (Regie: Andreas Dresen) DEVIL’S ISLAND (Regie: Fridrik Thór Fridriksson MOVIE DAYS (Regie: Fridrik Thór Fridriksson) Peter Rommel, geboren 1956 in Stuttgart, arbeitete nach seiner Buchhändlerlehre sechs Jahre lang beim Berliner Weltvertrieb und Verleih Ex Picturis. 1993 wechselte er mit der Gründung von Peter Rommel Productions (jetzt Rommel Film) auf die Produzentenseite, um zunächst internationale Kino-Koproduktionen wie z.B. Movie Days (1994), Sweety Barrett (1998) und Devil’s Island (1998) herzustellen. Der Spielfilm Nachtgestalten von Regisseur Andreas Dresen war 1999 Rommels erste eigenentwickelte Kinoproduktion, aus deren Referenzmitteln er im Jahr 2002 Halbe Treppe produzierte. Beide Arbeiten mit Andreas Dresen erhielten den Silbernen Bären der Berlinale, den Deutschen Filmpreis sowie zahlreiche weitere, internationale Auszeichnungen. In dritter Zusammenarbeit mit Dresen entstand im Jahr 2005 Sommer vorm Balkon. Der Film wurde in San Sebastian mit dem Preis der Jury für das Beste Drehbuch prämiert und erhielt den Bayerischen Filmpreis für Beste Regie sowie den Silver Hugo Award für Beste Hauptdarstellerinnen beim internationalen Filmfest von Chicago. 2008 folgte Wolke 9, der unter anderem mit dem Prix Un Certain Regard / Coup de Coeur beim Festival de Cannes ausgezeichnet wurde. Der Film gewann außerdem den Bayerischen Filmpreis in den Kategorien Beste Darstellerin und Bildgestaltung sowie drei Deutsche Filmpreise für Besten Film, Beste Regie und Beste Hauptdarstellerin. 2011 feierte Dresens Halt auf freier Strecke seine Welt-Uraufführung auf dem Filmfestival in Cannes und wurde dort mit dem Hauptpreis der Sektion Un Certain Regard ausgezeichnet. Außerdem erhielt der Film gleich vier Deutsche Filmpreise in den Kategorien Bester Film, Beste Regie, Bester Hauptdarsteller und Bester Nebendarsteller. 2013 wurde die Verfilmung des Romanbestsellers Feuchtgebiete von Charlotte Roche (Regie: David Wnendt) im Wettbewerb des Locarno Filmfestivals uraufgeführt und anschliessend in die World Cinema Dramatic Competition des Sundance Film Festivals eingeladen. Mit über 1 Millionen Zuschauern allein im deutschsprachigen Raum, wurde der Film zu einem veritablen BoxOffice-Hit. Im selben Jahr feierte die deutsch-österreichische Koproduktion Alphabet von Erwin Wagenhofer auf dem Dokumentarfilm- festival in Amsterdam seine Weltpremiere und erwies sich besonders in Deutschland und Österreich auch an der Kinokasse als Erfolg. 2014 wurde die argentinisch-deutsche Koproduktion La tercera orilla (Regie: Celina Murga) im Rahmen der Wettbewerbssektion der Berlinale uraufgeführt. 1996 gründete Peter Rommel zudem die Stuttgarter Filmproduktion Home Run Pictures, mit der unter anderem die Kino-Koproduktionen Drei Herren (1999, Regie: Nikolaus Leytner), Henker (2005, Regie: Simon Aeby) und federführend Lost Killers (2001, Regie: Dito Tsintsadze) sowie Stefan Krohmers Kinodebüt Sie haben Knut (2003) und Valeska Grisebachs Sehnsucht (Wettbewerbsteilnehmer der Berlinale 2006) realisiert wurden. Unter Beteiligung von Home Run Pictures und Rommel Film entstand die französisch-deutsche Koproduktion Und wenn wir alle zusammenziehen (2012, Regie: Stéphane Robelin) mit Daniel Brühl, Pierre Richard, Geraldine Chaplin und Jane Fonda. Peter Rommel ist leitender Dozent für das Fach Produktion an der Deutschen Filmund Fernsehakademie Berlin. WOLFGANG KOHLHAASE – DREHBUCH FILMOGRAPHIE (AUSWAHL) 2015 2011 2009 2006 2000 1991 1989 1985 1984 1983 1980 1968 1961 1956 ALS WIR TRÄUMTEN (Regie: Andreas Dresen) I PHONE YOU (Regie: Don Tang) WHISKY MIT WODKA (Regie: Andreas Dresen) SOMMER VORM BALKON (Regie: Andreas Dresen) DIE STILLE NACH DEM SCHUSS (Regie: Volker Schlöndorff) BEGRÄBNIS EINER GRÄFIN (Regie: Heiner Carow) DER BRUCH (Regie: Frank Beyer) DIE ZEIT, DIE BLEIBT (Regie: Lew Hohmann) DIE GRÜNSTEIN-VARIANTE (Regie: Bernhard Wicki) DER AUFENTHALT (Regie: Frank Beyer) SOLO SUNNY (Regie: Konrad Wolf, Wolfgang Kohlhaase) ICH WAR NEUNZEHN (Regie: Konrad Wolf) DER FALL GLEIWITZ (Regie: Gerhard Klein) BERLIN – ECKE SCHÖNHAUSER (Regie: Gerhard Klein) Wolfgang Kohlhaase wurde 1931 in Berlin geboren. 1947 begann er als Volontär und Redakteur bei der Jugendzeitschrift »Start« und der Tageszeitung »Junge Welt«. Von 1950 bis 1952 arbeitete er als Dramaturg bei der DEFA, danach als freischaffender Schriftsteller, Drehbuchautor und Regisseur. Bereits für seinen zweiten Film arbeitete er mit dem Regisseur Gerhard Klein zusammen. Eine kreative Verbindung aus der unter anderem Berlin – Ecke Schönhauser (1956) entstand, einer der wichtigsten DEFA-Filme der 1950er Jahre. Mit den Drehbüchern für Kleins Berlin-Filme, aber auch für Filme von Konrad Wolf und Frank Beyer, hat Wolfgang Kohlhaase das Filmschaffen der DEFA entscheidend geprägt. Der Film Solo Sunny (1980), für den Kohlhaase auch die Co-Regie übernahm, erhielt den Silbernen Bären bei der Berlinale 1980 und wurde zum Kultfilm der DDR. (2005) war der Beginn einer langjährigen Zusammenarbeit der beiden. 2009 verfasste Kohlhaase das Drehbuch zu Whisky mit Wodka , 2015 folgt mit ALS WIR TRÄUMTEN nun die dritte gemeinsame Arbeit. Auch nach dem Fall der Mauer haben Kohlhaases Werke nicht an Bedeutung verloren. So schrieb er unter anderem das Drehbuch zu Volker Schlöndorffs RAF-Drama Die Stille nach dem Schuss , das im Jahr 2000 seine Premiere im Wettbewerb der Berlinale feierte. Wolfgang Kohlhaase erhielt zahlreiche Auszeichnungen, unter anderem drei Nationalpreise der DDR, den Prix Italia, den Drehbuchpreis des Chicago-Filmfestivals, den Helmut-Käutner-Preis, den Ernst-Lubitsch-Preis, den Goldenen Ehrenbären der Berlinale und die LOLA der Deutschen Filmakademie für sein Lebenswerk. Seit 1972 ist er Mitglied der Akademie der Künste. Er lebt und arbeitet in der Nähe von Berlin. Kohlhaases Drehbuch zu Andreas Dresens Berlin-Komödie Sommer vorm Balkon CLEMENS MEYER - ROMANVORLAGE BIBLIOGRAPHIE (AUSWAHL) 2013 2010 2008 2006 IM STEIN GEWALTEN. EIN TAGEBUCH DIE NACHT, DIE LICHTER. STORIES ALS WIR TRÄUMTEN Clemens Meyer wurde 1977 in Halle an der Saale geboren und wuchs in Leipzig auf. Nach dem Abitur arbeitete er als Bauhelfer, Möbelträger und Wachmann. Ab 1998 studierte er am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig. Bereits während des Studiums veröffentlichte er seine Texte in Zeitschriften und Anthologien, darunter eine Erzählung in »Der wilde Osten« (2002). ßer Wucht vom Alltag einer Jungenclique im Leipzig der Nachwendezeit erzählt. Das Werk war für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert und wurde unter anderem mit dem Rheingau-Literatur-Preis und dem Mara-Cassens-Preis ausgezeichnet. Armin Petras adaptierte den Stoff für das Leipziger Centraltheater und das Gorki-Theater in Berlin. 2002 erhielt Meyer ein Literatur-Stipendium des Sächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst, 2001 gewann er den MDR-Literaturwettbewerb, 2003 belegte er dort den 2. Platz. Für Die Nacht, die Lichter. Stories (2008) erhielt Meyer den Preis der Leipziger Buchmesse, Seine Erzählung Von Hunden und Pferden wurde für einen Kurzfilm und für die Bühne adaptiert. 2006 erschien Meyers Debütroman ALS WIR TRÄUMTEN, in dem der Autor mit gro- 2010 erschien Gewalten, Ein Tagebuch. 2013 folgte mit Im Stein Meyers zweiter großer Roman. Das Gesellschaftsepos schaffte es auf die Shortlist für den Deutschen Buchpreis und wurde mit dem Bremer Literaturpreis ausgezeichnet. Gemeinsam mit Thomas Stuber verfasste Clemens Meyer das Drehbuch zu dem Spielfilm Herbert, das 2014 für den Deutschen Drehbuchpreis nominiert war. Das Drehbuch nach der Erzählung In den Gängen, das Meyer und Stuber ebenfalls gemeinsam schrieben, ist für den Deutschen Drehbuchpreis 2015 nominiert. Gemeinsam mit dem Galeristen Uwe-Karsten Günther arbeitet Meyer unter dem Pseudonym Günther Meyer als bildender Künstler. Clemens Meyer lebt in Leipzig. ALS ICH TRÄUMTE PERSÖNLICHE ERINNERUNG ALS ICH TRÄUMTE + + DAS VERSÄUMTE NACHHOLEN: DER WORTARBEITER Armin Koch (56) - damals wie heute freiberuflicher Redakteur Ich war ein In-den-Tag-Träumer, zu mehr reichte es nicht. Meine »Ente« mit dem Aufkleber »Nicht hupen! Fahrer träumt vom HSV!« stand längst in einer anderen Garage. Das Studium hatte ich gerade abgeschlossen, es folgten erste Schritte in den Beruf und damit verbunden sehr persönliche Entscheidungen, die manchen »großen« Traum schon früh zu Grabe trugen. Eine zarte Liebe endet, die große weite Welt wird plötzlich klein und der Alltag übernimmt das Regiment. Wer träumen will, muss sich Zeit dafür nehmen, die hatte ich nicht. Erst viele Jahre später hole ich das Versäumte nach, beginne die Träume der Vergangenheit zu träumen und diese – soweit noch möglich – zu leben. DIE BESETZUNG MERLIN ROSE - DANI Merlin Rose, 1993 geboren, profilierte sich bereits in zahlreichen TV-Filmen als vielversprechendes Nachwuchstalent. 2011 stand er für insgesamt 13 Folgen der TV-Serie Die Stein vor der Kamera und überzeugte in Niki Steins bemerkenswerten ZDF-Krimi Vater Mutter Mörder . Den Sprung auf die Kinoleinwand schaffte er 2013 mit einer Nebenrolle in der Bestsellerverfilmung Feuchtgebiete (Regie: David Wnendt). 2014 wurde er durch die Rolle des schüchternen Andi in der Teeniekomödie Doktorspiele (Regie: Marco Petry) schließlich einem breiteren Publikum bekannt. Merlin Rose lebt in Berlin. JOEL BASMAN - MARK Joel Basman wurde 1990 in Zürich geboren, wo er im Alter von 16 Jahren das Schauspielstudium an der European Film Actor School aufnahm. Bereits ab 2004 stand er für verschiedene TV- und Kinofilme vor der Kamera und wirkte an Jugendtheaterprojekten am Schauspielhaus Zürich mit. Für seine Leistung in Tausend Ozeane (Regie: Luki Frieden, 2007) erhielt Joel Basman auf dem Internationalen Filmfest Emden-Norderney den Public’s Choice Award sowie den Berner Filmpreis und für Jimmie (Regie: Tobais Ineichen, 2007) den Schweizer Fernsehpreis. 2008 wurde er auf der Berlinale für seine Rolle im Kinodrama Luftbusines s (Regie: Dominique de Rivaz) als Shooting Star des Jahres ausgezeichnet. Seit dem war er im Fernsehen u.a. in den Krimireihen Rosa Roth (2008), Tatort (2010, 2012) und Polizeiruf (2012) zu sehen und spielte 2012 im viel gelobten und preisgekrönten Dreiteiler Unsere Mütter, unsere Väter unter der Regie von Philipp Kadelbach. Im Kino spielte er unter anderem in Picco (Regie: Philip Koch ,2009), wofür er den Günter-Strack-Fernsehpreis als Bester Newcomer erhielt. 2014 war er in George Clooneys Monuments Men und im Kinofilm Vielen Dank für nichts von Oliver Paulus und Stefan Hillebrand zu sehen. 2013 stand er unter anderem für Wir sind jung. Wir sind stark (Regie: Burhan Qurbani) vor der Kamera, der 2014 auf dem Filmfest Hof Premiere feierte. 2015 glänzte Basman im Tatort » Borowski und der Himmel über Kiel« unter der Regie von Christian Schwochow. Für die Darstellung des Pascal Sanier im TV-Film Ziellos (Regie: Nick Halber) erhielt er Anfang 2015 den Schweizer Fernsehfilmpreis. Außerdem drehte er die dänische Produktion Unter Dem Sand unter der Regie von Martin Zandfliet und mit Barbet Schroeder an der Seite von Max Riemelt und Bruno Ganz Amnesia . Im März 2015 kommt seine neue Modekollektion »Joel Basman« raus. RUBY O. FEE - STERNCHEN Ruby O. Fee kam 1996 in Costa Rica zur Welt. Sie lebte mit ihrer Mutter in Brasilien und anderen Ländern bis sie 2008 nach Berlin zog. Im Alter von 11 Jahren war sie als die junge Rebecca (als Erwachsene verkörpert von Eva Green) in der internationalen Kinoproduktion Womb (Regie: Benedek Fliegauf, 2010) zu sehen. Ab 2009 stand sie für zwei Jahre als Sophie Kellermann in der für einen internationalen Emmy nominierten Serie Allein gegen die Zeit vor der Kamera. In den folgenden Jahren spielte sie in zahlreichen Kinofilmen und TV-Produktionen, wobei sie meist eine Hauptrolle übernahm. Im Dezember 2013 machte sie durch ihre Darstellung der Titelrolle Sarah in der gefeierten Stuttgarter Tatort-Episode Happy Birthday, Sarah (Regie: Oliver Kienle) auf sich aufmerksam. Ruby O. Fee wurde 2014 mit dem »Jupiter Award« als beste Schauspielerin, einem Günter-Strack-Fernsehpreis als beste Nachwuchsschauspielerin sowie dem »Goldenen Spatz« als beste Schauspielerin des Jahres ausgezeichnet. 2015 wird sie unter anderem in Seitenwechsel von Vivian Naefe, Rockabilly Requiem von Tillmann Edeborn und Tobi Baumanns Ghost Hunters zu sehen sein. JULIUS NITSCHKOFF - RICO Julius Nitschkoff wurde 1995 in Berlin geboren. Im Alter von 13 Jahren stand er erstmals vor der Kamera, 2009 gab er sein Fernsehdebüt im TV-Film Der Typ, 13 Kinder & Ich (Regie: Josh Broecker). Seine Darstellung des Floh in der Episode Rechte Freunde (Regie: Christoph Eichhorn, 2009) der für den Fernsehsender produzierten Krimireihe » Krimi.de« wurde beim Kinderfernsehpreis 2010 besonders gewürdigt. 2011 verkörperte Nitschkoff einen traumatisierten Jugendlichen im ZDF-Fernsehfilm Die Lehrerin (Regie: Tim Trageser) und übernahm eine erste kleine Kinorolle in der internationalen Koproduktion Vier Tage im Mai (Regie: Achim von Borries). Es folgten weitere Auftritte in verschiedenen TV-Serien und -Filmen ( Stubbe – von Fall zu Fall, Notruf Hafenkante ) sowie eine Hauptrolle im Fernsehfilm Komasaufen (Regie: Bodo Fürneisen). FREDERIC HASELON - PAUL Frederic Haselon, geboren 1995, wuchs in Hamburg auf. Erste Bühnenerfahrung sammelte er am Hamburger Thalia Theater. Dort war er in den Inszenierungen von Ibsens Nora und Thomas Manns Bud- denbrocks zu sehen. Außerdem wirkte er bei verschiedenen Theater-Projekten am Thalia Theater und dem deutschen Schauspielhaus Hamburg mit und übernahm eine Hauptrolle im Kurzfilm 12 Likes (Regie: Anne Chlosta), der an der Hamburg Media School entstand. Für ALS WIR TRÄUMTEN übernahm Frederic Haselon erstmals eine Hauptrolle in einem Kinofilm. MARCEL HEUPERMAN - PITBULL Marcel Heuperman, Jahrgang 1994, spielte bereits im Alter von 13 Jahren in der Inszenierung Emil und die Detektive von Frank Castorf an der Volksbühne in Berlin. Es folgten mehrere Engagements am Deutschen Theater in Berlin, darunter Frank Wedekinds Frühlingserwachen (Regie: Marc Prätsch). In der Spielzeit 2011/2012 war er in Henrik Ibsens John Gabriel Borkman (Regie: Vegard Vinge) an der Volksbühne Berlin zu sehen. Im Frühjahr 2012 begann Marcel Heuperman sein Schauspielstudium am »Thomas Bernhard« Institut des Mozarteum Salzburg. DER STAB PETER HARTWIG - PRODUKTIONSLEITUNG Peter Hartwig wurde 1964 in Babelsberg geboren und studierte an der Hochschule für Film und Fernsehen »Konrad Wolf« in Potsdam-Babelsberg. Seit Abschluss seines Studiums war er als Produktionsleiter, Herstellungsleiter und Ausführender Produzent an über 55 Filmen beteiligt. Zusammen mit Andreas Dresen realisierte er unter anderem Nachtgestalten (1999), Die Polizistin (2000), Halbe Treppe (2002), Willenbrock (2005), Sommer vorm Balkon (2005), Wolke 9 (2008) Whisky mit Wodka (2009) und Halt auf freier Strecke (2011). Zu seinen weiteren wichtigen Arbeiten gehören die Kinofilme alaska.de (2001, Regie: Esther Gronenborn), Was nützt die Liebe in Gedanken (2002, Regie: Achim von Borries), Der alte Affe Angst (2003, Regie: Oskar Roehler), Die Blindgänger (2004, Regie: Bernd Sahling), Mein Führer ( 2007, Regie: Dani Levy) und Goethe! (2009, Regie: Philipp Stölzl) sowie zahlreiche preisgekrönte Fernsehfilme. Mit seinem eigenen Label »kineo« produzierte Peter Hartwig u.a. 1993 Das Andere Leben Des Herrn Kreins (Regie: Andreas Dresen) und 2008 nach einem Drehbuch von Wolfgang Kohlhaase die mit dem Fernsehfilmpreis Baden-Baden ausgezeichnete Produktion Haus Und Kind (Regie: Andreas Kleinert). 2011 war er Co-Produzent für Denis Dercourt`s Zum Geburtstag. Es folgten 2013 Tim Trageser Film Neufeld, Mitkommen! sowie 2014 Der Fall Bruckner in der Regie von Urs Egger – beide nominiert für den Grimme-Preis 2015. 2010 wurde Peter Hartwig als »Fairster Produzent« für die Produktion Goethe! ausgezeichnet. Bloch: Ein krankes Herz (2004), sowie der Dokumentarfilm GOLD - Du kannst mehr als Du denkst, der auf der Berlinale 2013 seine Uraufführung feierte. Außerdem ist Peter Hartwig als Fotograf tätig und absolvierte im Fachbereich Portrait die Ostkreuzschule Berlin. JÖRG HAUSCHILD - SCHNITT MICHAEL HAMMON - KAMERA Michael Hammon wurde 1955 in Johannesburg, Südafrika geboren und studierte an der Kunstakademie von Kapstadt Malerei und Fotografie. Von 1985 bis 1991 setzte er sein Studium an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (dffb) fort. Als Kameramann zeichnet er u.a. für Höllentour (Regie: Pepe Danquart & Werner Schweizer, 2004) und Nach Saison (Regie: Miriam Quinte & Pepe Danquart, 1997) verantwortlich, für den er 1998 den Deutschen Kamerapreis erhielt. Preisgekrönt ist auch seine Zusammenarbeit mit Andreas Dresen: Für Die Polizistin (2000) erhielt Michael Hammon 2001 den Deutschen Kamerapreis, für Willenbrock (2005) wurde er nach einer erneuten Auszeichnung mit dem Deutschen Kamerapreis 2005 zudem für den Deutschen Filmpreis 2006 nominiert. 2008 fotografierte er Wolke 9, 2011 Halt auf freier Strecke. Erfolgreich ist Michael Hammon auch als Regisseur. Für Wheels & Deals (1991) erhielt er den Adolf-Grimme-Preis. Es folgte die Dokumentation Hilbrow Kids (1999) über Südafrikanische Straßenkinder, Gehen oder Bleiben (2001) und sein TV-Regiedebüt Nach dem Abitur startete Jörg Hauschild 1987 seine Karriere als Tontechniker, bevor er zwei Jahre später sein Studium an der Hochschule für Film und Fernsehen »Konrad Wolf« in Potsdam-Babelsberg begann. Nach seinem erfolgreichen Abschluss gründete Hauschild 1993 mit zwei Kommilitonen die »Kaspar-Hauschild Filmgesellschaft für Filmproduktion und Avid-Schnitt«. Seit 1995 ist Hauschild als freiberuflicher Cutter und Komponist tätig. Jörg Hauschild war unter anderem verantwortlich für die Montage der Andreas Dresen Filme Kuckuckskinder (1994), Halbe Treppe (2002), Herr Wichmann von der CDU (2003), Willenbrock (2005), Sommer vorm Balkon (2005), Wolke 9 (2008), Whisky mit Wodka (2009) und Halt auf freier Strecke (2011). Zu seinen weiteren Arbeiten zählen unter anderem Faust (2010) von Alexander Sokurov und Vaterlandsverräter (2011) von Annekatrin Hendel. SUSANNE HOPF - SZENENBILD Susanne Hopf wurde 1965 in Dresden geboren. Nach erfolgreichem Abschluss der Studienfächer Kostümgestaltung und Bühnenbild an der Hochschule für Bildende Künste Dresden, studierte Hopf an der Hochschule für Film und Fernsehen »Konrad Wolf« in Potsdam-Babelsberg Szenografie. Mit Andreas Dresen verbindet sie bereits eine lange Zusammenarbeit, so gestaltete sie das Szenenbild bei Die Polizistin (2000), Halbe Treppe (2002), Willenbrock (2005), Sommer vorm Balkon (2005), Wolke 9 (2008), Whisky mit Wodka (2009) und Halt auf freier Strecke (2011). Zu ihren weiteren Arbeiten gehören unter anderem Volker Schlöndorffs Die Stille Nach Dem Schuss (2000) und Die Friseuse (2010) von Doris Dörrie. PETER SCHMIDT - TON Seit 1991 ist Peter Schmidt als Tonmeister bei Film- und Fernsehproduktionen tätig. Mit Andreas Dresen realisierte er unter anderem Halt auf freier Strecke (2011), Whisky mit Wodka (2009), Wolke 9 (2008) Sommer vorm Balkon (2005), Willenbrock (2005), Halbe Treppe (2002), Die Polizistin (2000) und Nachtgestalten (1999). Weiterhin war Peter Schmidt als Tonmeister unter anderem verantwortlich für Matthias Glasners Fandango (1998), Sylke Enders Mondkalb (2007) und Armin Völkers Leroy (2007), der 2008 in der Kategorie Bester Kinder- und Jugendfilm und Beste Filmmusik mit einer Lola ausgezeichnet wurde. SABINE GREUNIG - KOSTÜM Sabine Greunig absolvierte ihr Studium im Fach Theaterkostüm an der Hochschule für Bildende Künste Dresden. Im Anschluss daran studierte sie Modedesign an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee und Fotografie an der École Nationale Supérieure des Beaux-Arts in Paris. Seit Stilles Land verbindet die 1964 geborene Potsdamerin und Andreas Dresen eine enge Zusammenarbeit. So gestaltete Greunig u.a. das Kostümbild der Dresen Filme Nachtgestalten (1999), Die Polizistin (2000), Halbe Treppe (2002), Willenbrock (2005), für den sie den »Femina« Filmpreis für das beste Kostümbild auf der 55. Berlinale erhielt, Sommer Vorm Balkon (2005), Wolke 9 (2008), Whisky mit Wodka (2009) und Halt auf freier Strecke (2011). Ebenso gehören die Inszenierung von Kasimir und Karoline (2006) am Deutschen Theater und die Oper Don Giovanni (2006) am Theater Basel zu ihren gemeinsamen Projekten. Zudem hat Sabine Greunig Kostümbilder für zahlreiche Kino- und TV-Produktionen entworfen, unter anderem für Sebastian Petersons Helden wie wir (1999), Bernd Sahling Die Blindgänger (2003) und Doris Dörries Kirschblüten – Hanami (2008), für das Greunig mit dem Deutschen Filmpreis in der Kategorie Bestes Kostümbild ausgezeichnet wurde. Zu ihren weiteren Arbeiten gehören Doris Dorries Die Friseuse (2010), die deutsch-chinesiche Koproduktion I Phone You (2011) von Dan Tang, Hannes Stöhrs Global Player (2012) und die ungarisch-deutsch-schwedische Koproduktion White God (2014) von Kornél Mondruczo, die mit dem Prix Un Certain Regard auf den Internationalen Filmfestspielen von Cannes ausgezeichnet wurde. 2013 folgte u.a. die Gestaltung des Kostümbildes für die Theaterproduktion der Toneelgroep Amsterdam Die Möwe in der Regie von Thomas Ostermeier. GRIT KOSSE - MASKE Grit Kosse wurde 1967 in Potsdam geboren. Nach der Schule absolvierte sie dort eine Friseurausbildung bevor sie im damaligen DEFA Studio die Möglichkeit bekam, als Maskenbildnerin erste Schritte zu tätigen. 1986 begann sie an der HfBK in Dresden ein Studium im Bereich Maskenbild, das sie 1989 abschloss. Danach war sie 2 Jahre im DEFA Studio als Maskenbildnerin angestellt, seit 1991 ist sie freiberuflich tätig. 1992 begleitete sie die Eröffnung des Theaterhauses Jena, wo sie bis 1995 arbeitete. Neben der Arbeit für zahlreiche TV- und Kinofilme verschiedener Regisseure ist Grit Kosse auch fester Bestandteil im Team von Andreas Dresen: Sie war verantwortlich für das Maskenbild in Nachtgestalten (1999), Die Polizistin (2000), Willenbrock (2004), Sommer vorm Balkon (2005), Whisky mit Wodka (2009) und Halt auf freier Strecke (2011). UTA SPIKERMANN - MASKE Uta Spikermann wurde 1963 in Cottbus geboren. Nach Ihrer Friseurlehre war sie bei den DEFA Studios als Maskenbildnerassistentin angestellt und absolvierte ein Fachhochschulstudium zur Diplomdesignerin. Seither hat sie an zahlreichen TVund Kinoproduktionen mitgewirkt. Bereits seit 1991 ist Uta Spikermann immer wieder an den Kino- und TV-Produktionen von Andreas Dresen beteiligt. So war sie u.a. für das Maskenbild in Stilles Land (1991), Die Polizistin (2000), Willenbrock (2004) und Whisky mit Wodka (2007) zuständig. ALS ICH TRÄUMTE PERSÖNLICHE ERINNERUNG ALS ICH TRÄUMTE + + TROTZDEM GLÜCKLICH: DIE STOLZE Ursula Paugstadt (49), Angestellte Die politische Dimension des Mauerfalls war mir schon damals klar. Die auf die armen Ostler reduzierte Berichterstattung in den Medien hat mich aber gekränkt und ich habe überall erzählt, dass ich eine sehr schöne Kindheit hatte und trotzdem glücklich war, als die Mauer fiel. Ich war immer stolz sagen zu können, dass ich bei diesem historischen Ereignis dabei war, aber an den goldenen Westen habe ich nie geglaubt. 1989 war ich 24 Jahre alt. Als die DDR endlich unterging, brauchte ich keinen Mut mehr, um daran zu glauben, dass die Welt mir nun zu Füßen liegt. ALS ICH TRÄUMTE PERSÖNLICHE ERINNERUNGEN ALS ICH TRÄUMTE PERSÖNLICHE ERINNERUNGEN AN EINE BESONDERE ZEIT ALS ICH TRÄUMTE + + VON ERDACHTER WAHRHEIT UND OFFENEN RÄUMEN: DAS OST /WEST-PAAR Michael Bormann (46), damals gerade fertig mit dem Zivildienst, betreibt heute mit seiner Partnerin Susanne Dagen (42), damals Studentin, ein BuchHaus. Susanne Dagen: Als die Mauer fiel, war ich siebzehn. Süße siebzehn mit dem Wunsch, Sängerin zu werden. Große Oper natürlich – in einem kleinen Land. Und plötzlich war die Welt weiter. Da war nicht mehr Berlin nur die Metropole, da rückten Mailand, New York und Bayreuth in greifbare Nähe. Die ersten zwei Jahre nach dem Mauerfall erschienen uns wie Seifenblasen an einem neuen, sauberen Himmel. Die Tage waren bunt und voll, die Nächte schillerten in allen Farben der neuen Kneipen und Clubs. Der erste Traum zerplatzte schnell. Die mondän glitzernde Blase wurde schwarzweiß, trug tausend Buchseiten, ließ mich lesen, was der Westen schon immer las, und verhieß nun einen weiteren Traum – eine eigene Buchhandlung! Ein Ort des freien Geistes sollte es sein, wo Gespräche geführt werden, schillernd wie die der Nacht, nur wahrer und auch am nächsten Morgen noch nachvollziehbar. Geträumt habe ich von Romananfängen eines Joseph Roth, von Schnipseln aus Gedichten Ernst Jandls, von Fluchtgeschichten Wolfgang Leonhardts und Liebesschwüren der Alma Mahler. Selig schlummernd in Hallenser Abrisshäusern, auf der Schulbank in Leipzig, auf den Elbwiesen Dresdens und im Rostocker Neubaublock – sechster Stock, ohne Fahrstuhl. Meine Welt war und ist nun größer denn je mit ihren erdachten wahren Geschichten, die zu Literatur werden können, wenn sie nur gelebt sind. Im Traum. Michael Bormann: Als die Mauer fiel, lümmelte ich bei einem Freund in einer Münchener Hochhaussiedlung vor dem Fernseher und glotzte Tennis. Als Untertitel wurde plötzlich eingeblendet: »DDR-Grenzsoldaten haben mit dem Abbau der Berliner Mauer begonnen«. Wir standen auf und umarmten uns. Der Spuk war vorbei. Das Spiel ging weiter. Ich wollte mir das ansehen. Ohne Visum und Grenzkontrollschikane. Für mich als Kind von Republikflüchtlingen unvorstellbar: Ungehindert zur Verwandtschaft nach Leipzig zu reisen – davon hatte man nach all den Mauerjahren nicht einmal mehr geträumt. Der Raum öffnete sich. Europa hatte plötzlich wieder vier Himmelsrichtungen. Unfassbar. Ich war der erste Wessi, der im Osten eine Lehre machte. Man musste Anfang der Neunziger nicht träumen, die Zeit war Traum genug. Das Verschwinden der Alpträume, das Ineinanderkippen zweier Systeme – eine biographische Sternstunde. Nun musste man aufwachen, sich seiner eigenen, herkunftsbedingten Prägungen bewusst werden. Sich neu definieren – jenseits von Ost und West. Glücklich, wer fähig dazu war. Und natürlich Aufklärung. Im klassischen Sinne des Wortes. Stalin und Mao endlich als Massenmörder und nicht länger als politische Vorbilder der West-68er tituliert zu sehen. Davon träumte ich tief im Osten. Aber der Westen schläft noch immer und träumt. ALS ICH TRÄUMTE + + LIEGEN GELERNT UND AUFGESTANDEN: DER KINOBETREIBER ALS ICH TRÄUMTE PERSÖNLICHE ERINNERUNGEN Dirk Hennings (52), damals Kinoleiter, heute Hilfsbuchhalter und gelegentlich Autor Merkwürdigerweise muss ich zuerst an eine Geschichte denken, in der ein Schuster über die seinerzeit hochgeschätzte Gabe verfügte, blitzschnell aus dem dicken Kursbuch der Deutschen Reichsbahn Verbindungen zu entlegenen Orten heraussuchen zu können. Diese Fähigkeit büßt er jedoch ein, als er selbst zu reisen beginnt. Wenn ich mich nicht irre, stand diese lehrreiche Epistel in unse- ALS ICH TRÄUMTE + + GRENZENLOS IN ALLEM: DER DOPPELGLEISIGE Carsten Becker, damals Angestellter des Zentralinstituts für Kernforschung, Bandmanager, Szenekneipenkellner, heute: Fachkraft für radioaktive Abfallwirtschaft und Konzertveranstalter Die ersten Jahre nach dem Mauerfall empfand ich als eine unfassbar grenzenlose Zeit. Grenzenlos in allem. Soeben noch lief ich weder richtig legal, noch illegal, eher scheißegal durch die Straßen einer mir wohl für immer fremdbleibenden, meinungsmonopolisierten, bis ins kleinste reglementierten Welt, in der ich mich zwar geduldet, verwaltet, im oft beschriebenen Nischenleben gut aufgeräumt, will sagen: weggeräumt, fühlte, aber spätestens von Jugend an immer irgendwie auch deplatziert. Ein Leben im fal- rem Lesebuch. Im Nachhinein kommt es mir vor, als hätte ich einen Großteil meiner Zeit in der DDR liegend verbracht. Ich lümmelte zu Hause auf der Couch, las, stellte mir allerhand vor, hörte Musik, oft viele Stunden hintereinander. Damals arbeitete ich als Leiter eines Kinos am Stadtrand. Ich wurde als Vollbeschäftigter bezahlt. Spielbetrieb war aber nur an drei Tagen. In der übrigen Zeit bewachte ich das Objekt, ging spazieren oder lag, wie schon erwähnt, auf dem Sofa. Nach der Wende kam Bewegung in mein Leben, zuerst als Leiter eines Teils, später – für kurze Zeit – als Leiter des gesamten Großkinos. Gemeinsam mit anderen Enthusiasten organisierte ich ein großes Filmfest. Mit zwei Freunden träumte ich vom eigenen Kinoun- ternehmen. Ich fragte mich, ob ich nicht doch beginnen sollte, in Babelsberg Filmwissenschaften zu studieren. Schließlich hatte ich bereits die relativ aufwendige Eignungsprüfung bestanden. Vergeblich versuchte ich mir vorzustellen, ich wäre der Verfasser eines Werkes wie »Die Tiefenstruktur des Filmkunstwerks«. Das Buch von Peter Wuss hatte ich mehrfach gelesen und nicht einmal halb verstanden. Die Vielzahl der Möglichkeiten verwirrte mich. Mein Sofa blieb in dieser Zeit verwaist. Es kam dann alles ganz anders. Dass so wenige Blütenträume reiften, könnte auch daran gelegen haben, dass mir die Zeit wenig zielführender Kontemplation doch wichtiger war, als ich mir zunächst eingestehen wollte. Aber das ist nur eine Theorie. schen Land. Schuld daran war sicherlich dieser »idiotisch latente Widerspruchsgeist«, den mir einer jener Leitungskader-Bonzen mal wutentbrannt attestierte. Folgerichtig erlebte ich gerade die letzten Tage des real-existenten DDR-Sozialismus als »Tausend Jahre Grönland«. So auch der Name meiner Mitte der 80er gegründeten Band. Doch nun? Zeitenwende. Wendezeit. Ein ganzes Land verschwand. Das neue noch auf dem Weg zu uns. In der Zwischenzeit zerbrachen reihenweise Identitäten, Anarchie allerorten, sowohl ganz »da oben«, als auch in den Verwaltungen und Betrieben und in quasi jeder Familie. lustängsten jener Zeit, aber um die materiellen Segnungen der sogenannten Marktwirtschaft ging es mir nur sekundär. Leute wie ich waren eher von einer Art Alice-im-Wunderland-Syndrom befallen. Meine Wahrnehmungen verschoben sich. Wie halluzinierend lief ich über die Großbaustelle Ostdeutschland. Alles schien nun möglich, wir mussten nur wollen. Nahezu täglich entstanden neue Spinnereien, Ideen, Projekte, Visionen in unseren Köpfen und schon die Möglichkeiten versetzten uns in einen kreativen Dauerrausch. Ich selbst gehöre nicht zu jenen, die auch nach dem praktizierten Mauerfall noch lange nicht mit dem Demonstrieren aufhören konnten oder erst dann auf die Straße gingen. Zwar war auch ich natürlich nicht frei von reihum grassierenden Existenz-und Ver- Denn zumindest die Kunst an sich und der Wille, wenigstens einen Teil unserer abertausenden Gedankenspiele auch real umzusetzen, waren nun tatsächlich frei. Was ich damals träumte? Was ich mir wünschte? Wohl vor allem, genau jenes euphorisierende Gefühl der plötzlichen Grenzenlosigkeit auf nimmermehr zu verlieren. ALS ICH TRÄUMTE + + VON DENKWÜRDIGKEITEN: DER BUSCHFUNKER Dr. Klaus Koch (60), damals Kulturwissenschaftler, heute Chef eines Musikverlags Geträumt? Wohl eher Schlafstörungen bis Schlaflosigkeit! Ein implosives Moment erlebte ich am Berliner Grenzübergang Heinrich-Heine-Straße: In meinem Trabi sitzend, ungläubig zwischen Kopfschütteln und Hände abklatschen, ahnend, dass von nun an nichts mehr so sein wird, wie es war. Mein erster Weg führte mich nicht in eine Umtauschstelle, sondern in die Kreuzberger Gneisenaustraße, wo ich nach 25 Jahren erstmals das Liedermacherduo Pannach & Kunert treffen und zu einem Konzert in Leipzig überreden wollte. Als Siebzehnjähriger ALS ICH TRÄUMTE + + DAS SCHRÄGE IM GERADEN: DER VERANSTALTER Steffen Grosche (45), damals Elektronikfacharbeiter, heute Veranstalter Aus der Nationalen Volksarmee unehrenhaft entlassen, habe ich Zeitschriften-Abos auf der Straße an Passanten vertickt, Kettensägen im Baumarkt an lokale Heimwerker verkloppt und andere zeitfüllende Tätigkeiten zum Not-Brot-Erwerb, auf die ich nicht stolz bin, absolviert. Alsbald war klar, dass es Zeit für Visionen und Experimente war. So gründete ich einen Verein für kulturelle Tätigkeiten und die Achterbahn nahm Fahrt auf. Nichts war unmöglich, jenseits von gehörten sie zu meinen Helden. Noch im Dezember 1989 gründeten wir ein »Büro für zeitgenössische Kunst«. Das war damals der hilflos wirkende Versuch, nicht unmittelbar miterleben zu müssen, wie sich in der Akademie der Künste (Ost) die Mitarbeiter untereinander ihre persönlichen Ab- und Aufrechnungen um die Ohren warfen. Heute, 25 Jahre später, zu unserem Jubiläum, immer noch in den gleichen Büroräumen im Prenzlauer Berg sitzend, werten das einige als frühe Hell- und Weitsicht, andere als Flexibilität im Umgang mit jähen Wendungen. Es war nichts davon. Die Konzerte mit dem Duo am ersten Weihnachtsfeiertag 1989 in Leipzig-Lindenau waren rundum denkwürdig. Das zweite Konzert, das ich in Leipzig im März 1990 organisierte, musste abgebrochen werden. Vom schnell umbenannten Augustusplatz versuchte rechter Pöbel direkt nach der Abschlusskundgebung der »Alli- anz für Deutschland« den unweit entfernten Studentenklub »Moritzbastei« zu stürmen. Man brauchte in den folgenden zwei Jahren noch fast kein Geld, um über die Runden zu kommen. Mit einigen Künstlern waren wir seit langem bekannt oder gar befreundet. Ein wenig hielten wir uns in dieser Zeit auch aneinander. Mit dem Clowns-Duo Wenzel & Mensching ging ich auf Tour. Weniger die oft ausverkauften Theater an sich, wohl aber deren analytische bis satirische Fähigkeiten, bewahrten mich davor, dass Absturzängste geringer und Gedanken an Höhenflüge größer wurden. Dann erscheint die erste Scheibe von Gerhard Gundermann und nicht wenige andere Künstler kommen, nun als neue Randgruppe, wieder hervor. Ich machte meinen ersten (und letzten) Last-Minute-Urlaub auf Mallorca und war froh, dass ich in der DDR noch eine Fahrerlaubnis erworben habe. So entdeckte ich das Landesinnere. Bauverordnungen, Veranstaltungsrichtlinien und Solidaritätszu- und -abgaben, alles war möglich… Eine Grauzone ohne Grenzen. Kraft und Energie schienen sich täglich zu vervielfältigen, der Tag hatte 24 Stunden und nachts brannte Licht. Es war genau mein Ding. Leere Häuser, leere Hallen und Unterschlüpfe waren fortan der Bewegungsraum für Aktivitäten. Leute begeistern, Netzwerke bilden, nicht fragen, machen! Klar, auch Fehler machen. Und schließlich besser machen, neu machen, anders machen! Vor meinem ersten eigenen großen Open-air-Konzert fuhr ich mit der Vorkasse in der Tasche tief Richtung Westen, um mir schließlich von einem arroganten Kleinwüchsigen erklären zu lassen, was eigentlich die Mehrwertsteuer ist. Bitter … (aber es waren nur 14 Prozent). Die Erkenntnisse und Erfahrungen waren für mich das Öl im Getriebe, der Erfolg war der Treibstoff. Das Schrägste und Schrillste war gerade gut genug, um einen Bogen zwischen zensierter Konsumkultur und einer neuen Subkultur zu schlagen. Es ging um Mut zu Alternativen, jenseits der herkömmlichen Kulturereignisse, es ging um das Leuchten in den Augen, die Stille im Sturm, das Schräge im Geraden, das Normale im Extremen. Und umgekehrt. Angekommen im Abgefahrenen, fand ich den Ausgleich im Aufregenden. Die Entfaltung und das Erkennen der Möglichkeiten war die Kunst. Die Verteilung der Gewichte zwischen Licht, Klang, Design und Mensch ist die Balance. Das Ergebnis ist ein Erlebnis. Eine Vision wird Wirklichkeit. Ein Gedanke gelangt ans Ziel. D a ni Rico M a rk Pi t b u l l Pa u l S t ernc hen MERLIN ROSE JULIUS NITSCHKOFF JOEL BASMAN MARCEL HEUPERMAN FREDERIC HASELON RUBY O.FEE D a ni Ka t ja Rico M a rk P i tb u l l Pa u l CHIRON ELIAS KRASE LUNA RÖSNER TOM VON HEYMANN NICO RAMON KLEEMANN KILIAN ENZWEILER HENNING THADDÄUS BEECK (1 3 ) (1 3 ) (1 3 ) (1 3 ) (1 3 ) (1 3 ) S ch u l di rekto r Lehreri n P ioni erl ei ter Ob erst Tr in ker T hi l o Fre d Die Ko hl eno ma Ein s a me Fra u Da ni s M u tt er S ch n e e l e op a rd / Vog e ls c hei s s e Kehl ma nn Ma r ks M u tt er Ma r ks Va t er Ma r ks S c hwest er Lo tt o fee P it b u l l s Va ter Ri c o s Oma DJ Frog Fre u n d in n e n DJ Fro g Werner J u nk i e B ox tra i ner E i s ma nn Kra n ke n s c hwester Fra u a m Jug e ndg eri c ht S ch l ieß er J VA Mit a r b ei ter J VA Ge p r ü g e l t e E hef ra u P r ü g e l n d e r E hema nn G o l di e Tri nkeri n Tri nker Pol iz ist Wa c he RONALD KUKULIES REGINE SEIDLER ROMAN WELTZIEN ANDREAS KELLER PETER SCHNEIDER PIT BUKOWSKI DOROTHEA WALDA ANJA SCHNEIDER MELANIE STRAUB THOMAS BRANDT GERDY ZINT DANNE SUCKEL HENNING PEKER KATRIN KASPAR LYNN FEMME JÖRG WESTPHAL HANNELORE SCHUBERT DAVID BERTON ANNI MEIRA GREUNIG IRENE KÜNZEL LUISA SANCELEAN FELIX MARIA ZEPPENFELD DANIEL BEUTTER JOACHIM NIMTZ MAXIMILIAN BIRKNER LENI WESSELMAN RAMONA KUNZE-LIBNOW BERND MICHAEL BAIER HEIKO HEDLER KAROLA PIONTKE ANDREAS BRINSA DETLEV SADRINNA FRANZISKA PONITZ ANDREAS STRISSEL CLEMENS MEYER STAB UND FILMDATEN A lle Fo to s © Pe te r H a r twig a uß e r Fo to vo n P. 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CORNELIA ACKERS WOLFGANG VOIGT DAGMAR MIELKE ANDREAS SCHREITMÜLLER OLIVIER PÈRE RÉMI BURAH ROMMEL FILM ISKREMAS FILMPRODUKTION CINÉMA DEFACTO RUNDFUNK BERLIN BRANDENBURG BAYERISCHER RUNDFUNK MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK ARTE FRANCE CINÉMA MITTELDEUTSCHE MEDIENFÖRDERUNG MEDIENBOARD BERLIN BRANDENBURG DEUTSCHER FILMFÖRDERFONDS DIE BEAUFTRAGTE DER BUNDESREGIERUNG FÜR KULTUR UND MEDIEN FILMFÖRDERUNGSANSTALT PANDORA FILM VERLEIH THE MATCH FACTORY 117 MIN DCP / FARBE / 1:1.85 / DOLBY DIGITAL 65. INTERNATIONALE FILMFESTSPIELE BERLIN 2015 26.02.2015 Was ich habe, will ich nicht verlieren, aber wo ich bin will ich nicht bleiben, aber die ich liebe will ich nicht verlassen, aber die ich kenne will ich nicht mehr sehen, aber wo ich lebe will ich nicht sterben, aber wo ich sterbe, da will ich nicht hin bleiben will ich, wo ich nie gewesen bin. THOMAS BRASCH
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