Evaluation der Testphase ohne Testat - AVETH

AVETH, SOL B7, Sonneggstrasse 33
ETH Zürich, CH-8092 Zürich
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[email protected] – www.aveth.ethz.ch
ETH Zürich
Prof. Sarah Springman
Rektorin
HG F 61
Rämistrasse 101
8092 Zürich
Zürich, 20. Juni 2016
Stellungnahme: Evaluation der Testphase ohne Testat
Sehr geehrte Frau Prof. Springman
Die AVETH bedankt sich für die Möglichkeit, zur „Evaluation der Testphase ohne Testat“ Stellung zu
nehmen. Hiermit fassen wir die Ergebnisse unserer internen Diskussionen und die Rückmeldungen der
Fachvereine zusammen.
Zusammenfassung:
Die AVETH ist der Meinung, dass das Testat in der ursprünglichen Form nicht wieder eingeführt werden soll.
Da Studierende im Rahmen ihrer Hochschulbildung mündige und eigenständige Personen werden sollen,
lehnen wir die Testatpflicht insbesondere für die höheren Studiensemester ab. Wir sind allerdings der Ansicht,
dass das Testat im Bachelor bzw. im Basisjahr, insbesondere in Grundlagenfächern, ein wichtiges Element für
den Lernerfolg der Studierenden ist. Zudem erlaubt die Korrektur eingereichter Übungsblätter den
Assistierenden, auf eventuelle Lerndefizite der Studierenden einzugehen, was die studierendenzentrierte Lehre
fördert. Wir sind jedoch der Ansicht, dass studierendenzentrierte Lehre vor allem durch die Gestaltung der
Lehrveranstaltung und Prüfung erfolgt und nicht infolge der Abschaffung der Testate.
Die Befragung der AVETH-Fachvereine zeigt, dass die Verwendung von Testaten in der Vergangenheit
unterschiedlich ausgeprägt war und daher die Notwendigkeit einer Testatpflicht verschieden eingeschätzt wird.
Da sich die Lehre in den Departementen stark unterscheidet, empfehlen wir, die Entscheidung über die
Nutzung von Testaten den Departementen zu überlassen. Die AVETH würde es zudem begrüssen, wenn die
Notwendigkeit der Testate von den Dozierenden eingeschätzt wird und die Form des Testates frei gewählt
werden kann. Zudem sollten die erbrachten Leistungen im Rahmen eines Testates nicht primär
ausschlaggebend für die Prüfungszulassung sein, sondern den Studierenden zum Beispiel die Möglichkeit zur
Verbesserung der Endleistung bieten.
Stellungnahme zu den Argumenten:
Es fällt uns schwer, den einzelnen Argumenten durch pauschale Antworten gerecht zu werden; folgend
unsere Stellungnahmen zu den 8 Punkten.
1. Studieren ohne Testat stärkt die Eigenverantwortlichkeit der Studierenden.
Die AVETH stimmt diesem Argument zu. Ohne Testat müssen Studierende das Bearbeiten von
Übungsaufgaben selbst strukturieren und verantworten.
2. Die Abschaffung der Testate erhöht die Rechtssicherheit und reduziert den administrativen Aufwand.
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Die AVETH stimmt diesem Argument zu.
3. Durch Coaching-Angebote für Studierende ist die ETH in der Lage "best practice" für das erfolgreiche
Studienverhalten effizient zu kommunizieren.
Der AVETH ist nicht klar, was unter Coaching-Angeboten für Studierende gemeint ist bzw. wie der
aktuelle Stand dieser Coaching-Angebote ist. Daher können wir zu diesem Argument gegenwärtig
keine Stellungnahme abgeben.
4. Ohne Testate wird die departementsübergreifende Lehre einfacher.
Ja, die Organisation von departementsübergreifender Lehre ist einfacher, wenn man sich bezüglich
Testaten nicht abstimmen muss. Fraglich bleibt, ob dieser Aspekt für die Planung
departementsübergreifender Lehre massgebend ist.
5. Ohne Testate wird die studierendenzentrierte Lehre gefördert.
Ja, die studierendenzentrierte Lehre wird ohne Testate gefördert.
6. Ohne Testate wird die Erfolgsquote bei den Studierenden reduziert.
Da uns hierzu keine Daten vorliegen, kann die AVETH keine generelle Stellungnahme zu diesem
Argument abgeben. Darüber hinaus betrachten wir es als fraglich, ob Prüfungsergebnisse eine
absolute, quantifizierbare Lernleistung abbilden, die sich über verschiedene Jahrgänge vergleichen
lässt.
7. Die Studierenden benötigen das Testat als Zwang zur Auseinandersetzung mit dem Stoff. Es ist
insbesondere als Hilfsmittel für den Übergang von der Mittelschule unverzichtbar.
Wir stimmen beiden Aussagen im Allgemeinen zu. Die Testatpflicht führt insbesondere dazu, dass
Studierende die Übungsaufgaben im vorgesehenen Rhythmus kontinuierlich bearbeiten. Sie sind ein
gutes Hilfsmittel für den Übergang von der Mittelschule, da sie den Studierenden eine Arbeitsstruktur
geben.
8. Ohne Testate werden Übungen zu wenig ernst genommen.
Dazu können wir keine Stellungnahme abgeben. Die Testatbedingung
ausschlaggebend dafür, ob Übungen ernst genommen werden oder nicht.
ist
nicht
alleine
Rückmeldungen aus den Fachvereinen:
Da die Testate je nach Departement unterschiedlich (Form und Ausmass) eingesetzt wurden, haben wir
die Fachvereine des Mittelbaus um eine kurze Stellungnahme gebeten. Hiermit fassen wir die
Rückmeldungen der Fachvereine kurz zusammen:

D-CHAB (VAC), D-MATH (VMM) und D-PHYS (AMP): Die Stellungnahmen dieser Fachvereine
befinden sich im Anhang.

D-BIOL: Testate sind auf Bachelor-Level zu empfehlen (Prüfungsvorbereitung), jedoch ab dem Master
nicht mehr erforderlich. Testate bedeuten einen Mehraufwand für Personen, die in der Lehre tätig sind
(Korrekturaufwand steigt), jedoch sind Studierende aufgrund der Testate für Laborübungen besser
vorbereitet (Lernerfolg während den Übungen steigt und Betreuungsaufwand nimmt ab).

D-ERDW, D-HEST und D-USYS: Testate waren innerhalb dieser Departemente eher unüblich. Es
wurde keine generelle Empfehlung abgegeben.

D-INFK: Der Fachverein des D-INFK hat eine Umfrage innerhalb des Mittelbaus zu den Argumenten
verfasst. Die Ergebnisse sind in Abb. 1 zusammengefasst.
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Abb. 1: Ergebnisse der Umfrage des D-INFK Fachvereins


D-MATL:
o
Testate im ersten Jahr erleichtern den Übergang vom Schüler- ins Studierendenleben. Der
SAM findet daher Testate im ersten Studienjahr sinnvoll. Dabei plädieren wir dafür, die
Testate nicht allzu starr auszulegen, den Dozierenden also selber zu überlassen, welche
Form das Testat haben soll. Idealerweise würde das Ganze so aufeinander abgestimmt
werden, dass die Studierenden nicht in jedem Fach 10/12 Übungen abgeben müssten, um sie
nicht zu überlasten.
o
Ab dem zweiten Studienjahr haben die meisten Studierenden ihren Arbeitsrhythmus
gefunden, weswegen wir der Meinung sind, dass die Testate ab diesem Zeitpunkt abgeschafft
werden können. Da weiterhin Übungen gegeben werden, kann jede Person selber
einschätzen inwiefern ihr das Lösen etwas bringt und das selbstständige Lernen wird
gefördert.
D-MAVT:
o
Das Testat ist förderlich für die Qualität der Ausbildung an der ETH. Die Studie von Prof.
Hungerbühler und unsere persönlichen Erfahrungen in den von uns betreuten Kursen zeigen
dies eindeutig.
o
Das Testat hat für uns Doktorierende keinen direkten Vorteil (abgesehen von besser
ausgebildeten Studierenden für unsere Projekte), da es für uns primär einen Mehraufwand
(Korrektur der Übungen) bedeutet.
o
Die Qualität der Lehre soll im Vordergrund stehen, deshalb würden wir Testatpflicht in den
Blockkursen begrüssen und für die übrigen Kurse die Abschaffung des Testates in der Macht
der Professorin / des Professors belassen.
Mit freundlichen Grüssen
Isabella Schalko und Arik Jung
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Evaluation der Testphase ohne Testat
Diese Aussagen wurden verfasst basierend auf Umfragen/Diskussion der Doktoranden aus den
vier verschiedenen Instituten (LAC, LOC, LPC, ICB).
1. Studieren ohne Testat stärkt die Eigenverantwortlichkeit der Studierenden
Die Doktoranden der verschiedenen Institute stimmen hier zu. Die Studierenden werden
dadurch gefordert für sich zu entscheiden, welche Übungen/Themen für sie besonders
oder weniger relevant sind. Aber es gibt sicherlich Studierende, welche anfangs
Probleme haben, diese Fähigkeiten zu entwickeln und dadurch eventuell länger
studieren müssen.
2. Die Abschaffung der Testate erhöht die Rechtssicherheit und reduziert den
administrativen Aufwand.
Hier können wir keinen Kommentar abgeben.
3. Durch Coaching-Angebote für Studierende ist die ETH in der Lage “best practice“ für
das erfolgreiche Studienverhalten effizient zu kommunizieren
Hier können wir keinen Kommentar abgeben.
4. Ohne Testate wird die departementsübergreifende Lehre einfacher
Hier können wir keinen Kommentar abgeben.
5. Ohne Testate wird die studierendenzentrierte Lehre gefördert.
Das kann durchaus der Fall sein, wie beispielsweise in Physik Vorlesungen, wo
unterschiedliche Übungsformen angeboten werden (Repetition des VL-Stoffes,
Besprechung der Übung). Allgemein hängt dies stark von der Organisation der Übung,
dem Professor und dem jeweiligen Übungsbetreuer ab.
6. Ohne Testat wird die Erfolgsquote bei den Studierenden reduziert
Das kann man nicht generell sagen. Vereinzelt haben Assistierende bemerkt, dass
Studierenden in höheren Kursen nach Abschaffung des Testats Basiswissen gefehlt hat.
Dies ist aber kein genereller Trend.
7. Die Studierenden benötigen das Testat als Zwang zur Auseinandersetzung mit dem
Stoff. Es ist insbesondere als Hilfsmittel für den Übergang von der Mittelschule
unverzichtbar.
Studierende, die an die ETH kommen, sollten nach der Mittelschule “reif“ genug sein,
um zu wissen, dass angebotene Übungen eine Hilfe sind, den Vorlesungsstoff zu
repetieren, zu vertiefen und besser zu verstehen. Natürlich kann das von Studierendem
zu Studierendem stark variieren. Eine Testatpflicht im ersten Studienjahr kann hier
hilfreich sein. Prinzipiell sollten Studierende, die sich für ein Studium an der ETH
entscheiden, sich bewusst sein, dass eine gewisse Eigenverantwortlichkeit erwartet
wird.
8. Ohne Testat werden Übungen weniger ernst genommen.
Allgemein stimmt das nicht und hängt stark vom einzelnen Studierenden ab. Man sieht
zwar, dass weniger Studierende die Übungen abgeben / besuchen, jedoch sehen die
Studierenden, welche die Übung besuchen, die Übungen als zusätzliche Lernhilfe an.
Es liegt auch an den Dozenten und den Übungsleitern, dass Abgabetermine weiterhin
ernstgenommen werden, und die Übungen unter Bedingungen ablaufen, dass
Studierende sie ernst nehmen.
(Generell sehen wir hier die Möglichkeit, die Implementierung von Übungen für
verschiedene Semester in differenzierter Form zu diskutieren, was im Rahmen der
Curriculumsrevision gemacht werden könnte.)
9. Allgemeine Kommentare
A) Für die Abschaffung des Testats
- Ohne Testatpflicht werden weniger Übungen kopiert.
- Studierende sollten alt genug sein, sich selbst zu organisieren
- Studierende, die an die ETH gehen, sollten motiviert / organisiert genug sein, auch
ohne eine Testatpflicht, Übungen / Lernhilfen zu nutzen.
- Studierende können sich darauf fokussieren, wo Sie ihre Schwächen liegen.
- Vereinzelt wurde bemerkt, dass die Qualität der abgegebenen Übungen
abgenommen hat.
B) Gegen die Abschaffung des Testats
- Testatpflicht lenkt Studierende durch das Semester (vor allem nicht so motivierte
und organisierte Studierende)
- In Spezialfällen: Übungen können sehr hilfreich sein im Fall einer nicht so guten
Vorlesung.
- Gut für Studierende mit weniger naturwissenschaftlichem Hintergrund
- Gut für Studierende mit Sprachproblemen (Vertraut werden mit Fachvokabular.
- Testat eine Art durchgehende
Ausseinandersetzung mit dem Lernstoff für
Studierende = sinnvoll für Studierende (anhaltendes Mitdenken / Auseinandersetzen
mit dem Stoff)
C) Unabhängig von der Testatpflicht:
- Sind die Übungsaufgaben der verschiedenen Übungen neu/relevant oder alt/nicht
relevant für das Verständnis?
- Ist der Aufwand für eine Übung realistisch oder übertrieben?
VMM Stellungnahme der Assistierenden zur Testphase ohne Testat
Grundsätzliches
Als Erstes möchten wir herausstreichen, dass eine ersatzlose Abschaffung des Testats im Basisjahr (in höhe ren Semestern ist dies durchaus eine Möglichkeit) aus unserer Sicht der falsche Weg wäre. Einige von uns
konnten in den vergangenen Prüfungssessionen beim Korrigieren der Prüfungen einen spürbaren Leistungs abfall im Vergleich zu früheren Prüfungen, als es das Testat noch gab, feststellen.
Studierende motivieren
Der Zweck einer jeglichen Testatbedingung ist es, die Studierenden dazu zu bewegen, sich aktiv durch Lösen
von Aufgaben mit dem Vorlesungsstoff auseinanderzusetzen. Allen, die selbst an der ETH studiert haben, ist
jedoch bewusst, dass gerade im Basisjahr die Anzahl der Vorlesungen und somit auch die Anzahl der zu lösenden Serien pro Woche extrem hoch ist. Berücksichtigt man auch noch die Zeit, die idealerweise für die
Vor- und Nachbereitung der Vorlesungen benötigt wird, so wird jedem klar, dass dieses Pensum kaum
komplett bewältigt werden kann. Oftmals fehlt den Studierenden auch die Motivation für gewisse
Aufgaben. Dem könnte man vorbeugen, indem die Aufgaben noch besser mit der Vorlesung abgestimmt
werden und in der Vorlesung auch vermehrt Bezug auf die Serien genommen wird. Ausserdem wirken sich
kurze und teilweise eher einfache Aufgaben erfahrungsgemäss positiv auf die Motivation der Studierenden
aus.
Momentaner Stand: Zwischenprüfungen
In verschiedensten Vorlesungen, insbesondere des Basisjahres, wurden Zwischenprüfungen eingeführt.
Diese bedeuten aber, was oftmals nicht berücksichtigt wird, für uns Doktorierende einen bedeutenden
Mehraufwand. Neben dem Korrekturaufwand gibt es einen enormen administrativen Aufwand, da die
Räume für die Zwischenprüfungen im Gegensatz zu den Sessionsprüfungen bislang nicht vom Rektorat
sondern von uns Assistierenden organisiert wurden. Die den Doktorierenden für ihre Forschung zur
Verfügung stehende Zeit wird somit leider noch verringert. Sollten auch in Zukunft Zwischenprüfungen
durchgeführt werden, so sind wir auf administrative Unterstützung von Seiten des Rektorats angewiesen.
Ein weiterer Punkt, der gegen Zwischenprüfungen als kompletten Ersatz fürs Testat spricht, ist die Tatsache,
dass es sich (zumindest bisher) eben nur um Multiple-Choice Prüfungen handelt. Somit wird in keinerlei
Weise geprüft, ob die Studierenden in der Lage sind, Mathematik korrekt aufzuschreiben.
Modifiziertes „Testat“
Prinzipiell ist aus unserer Sicht eine Testatbedingung, ähnlich wie sie bis 2013 existiert hat, sehr sinnvoll. Wir
haben uns nun eine Modifikation überlegt, bei der der Entscheid, ob die Studierenden zur Prüfung
zugelassen werden, möglichst wenig beim Hilfsassistenten liegt, sondern beim Koordinator der
entsprechenden Vorlesung: Für die Korrektur der eingereichten Aufgaben erhalten die Hilfsassistenten ein
exaktes Korrekturschema, an welches sie sich halten müssen. Zusätzlich werden stichprobenartige
Kontrollen durch den Koordinator der Vorlesung durchgeführt. Das Erstellen des Korrekturschemas sowie
die Stichproben erfordern selbstverständlich einen zusätzlichen Aufwand für den Koordinator. Damit dies in
einem zeitlich durchführbaren Rahmen bleibt, könnte man beispielsweise nicht alle Serien testatpflichtig
machen, sondern nur eine Auswahl von Aufgaben. Insbesondere sollte diese Auswahl einige einfache
Theorieaufgaben beinhalten. Will man das Lösen von Rechenaufgaben fürs Testat fordern, so kann man
dafür Tools wie „WeBWorK“ benutzen, wodurch der Korrekturaufwand wegfällt.
Fazit
Von Seiten der Dozierenden und Assistierenden sollte viel Energie darauf verwendet werden, sinnvolle und
wohlüberlegte Aufgaben zu kreieren. Zusätzlich (oder als Teil der Serie) gibt es jeweils Rechenaufgaben, bei spielsweise auf WeBWorK, und Multiple-Choice Aufgaben, deren Lösen eine Bedingung für die Zulassung
zur Prüfung ist. Dies kann sehr leicht umgesetzt werden, da diese Art von Aufgaben nicht von den
Hilfsassistenten sondern automatisch korrigiert werden. Zusätzlich gibt es über das ganze Semester verteilt
einige wenige Theorieaufgaben, die entweder gelöst werden müssen oder zur Endnote beitragen. Korrigiert
werden sie von Hilfsassistenten nach einem vorgegebenen Korrekturschema. Zusätzlich werden Stichproben
durch den Koordinator durchgeführt. Wahlweise kann dies noch durch (benotete) Zwischenprüfungen
ergänzt werden.
2. Mai 2016
verfasst von Seraina Wachter
(im Namen des VMM)
Stellungnahme des VMM zur Testphase ohne Testat
1. Studieren ohne Testat stärkt die Eigenverantwortlichkeit der Studierenden.
Dies konnten wir nicht feststellen. Grundsätzlich werden deutlich weniger Serien abgegeben.
2. Die Abschaffung der Testate erhöht die Rechtssicherheit und reduziert den administrativen Aufwand.
Aus rechtlicher Sicht war das Testat als Bedingung für eine Prüfungszulassung bei
Blockprüfungen problematisch. Der administrative Aufwand für das Studiensekretariat
wurde stark reduziert. Je nach Anwendung der Instrumente „Zentrale Elemente“ oder
„Bonus“ erhöht sich jedoch der administrative Aufwand für Dozierende und insbesondere für Assistierende
wesentlich.
3. Durch Coaching-Angebote für Studierende ist die ETH in der Lage "best practice" für das erfolgreiche
Studienverhalten effizient zu kommunizieren.
Dies hat mit der Testatproblematik nichts zu tun. Jedes Angebot, ob Coaching oder
Übungsbetrieb, kann man freiwillig oder obligatorisch gestalten.
4. Ohne Testate wird die departementsübergreifende Lehre einfacher.
Das konnten wir nicht beobachten.
5. Ohne Testate wird die studierendenzentrierte Lehre gefördert.
Wir kennen keine Form von nicht studierendenzentrierter Lehre. Im Gegenteil, individuelle
Rückmeldungen zur Lernentwicklung in grossen Vorlesungen gelingen vor allem bei
Bearbeitung und Abgabe von Übungsaufgaben mit anschliessender Korrektur. Wichtig ist dabei,
dass Übungsserien eine hohe Qualität aufweisen.
6. Ohne Testate wird die Erfolgsquote bei den Studierenden reduziert.
Es gibt keinen klaren Trend. Das Testat als formales Kriterium scheint keinen Einfluss auf
den Prüfungserfolg zu haben. Wir haben jedoch in einigen Prüfungen einen erhöhten
Prozentsatz von Studierenden mit sehr schlechten Noten beobachtet. Bei einzelnen Prüfungen wurde eine
Korrelation zwischen dem Abgabeverhalten und dem Prüfungserfolg festgestellt.
7. Die Studierenden benötigen das Testat als Zwang zur Auseinandersetzung mit dem Stoff. Es ist
insbesondere als Hilfsmittel für den Übergang von der Mittelschule unverzichtbar.
Im Basisjahr würden wir eine Testat-artige Regelung sehr begrüssen, da viele Studierende durch die
geforderte Eigenverantwortung im Studium im Gegensatz zur Mittelschule überfordert sind. Die
Studierenden, die gerade in der Übergangsphase Testat / Testphase ohne Testat waren, haben in
Evaluationen bestätigt, sich aufgrund des fehlenden Testats nicht genügend mit dem Stoff
auseinandergesetzt zu haben. In höheren Semestern hingegen ist ein Testat aus unserer Sicht nicht
notwendig.
8. Ohne Testate werden Übungen zu wenig ernst genommen.
Dies steht zweifelsfrei fest. Da es gerade in der Mathematik wichtig ist, zu lernen die Lösungswege sauber
aufzuschreiben, ist dies problematisch.
Akademischer Mittelbau am Physikdepartement der ETH Zürich
Evaluation der Testphase ohne Testate:
Stellungnahme AMP
Im Folgenden nimmt der AMP Stellung zur Testphase ohne Testate vom HS 2013 – FS 2016, in Bezug
auf die von der Schulleitung vorgeschlagenen Punkte. Alle AMP Mitglieder wurden aufgefordert, ihre
Erfahrungen mitzuteilen. Die Evaluation entstand in einer Diskussion des AMP Boards vom
06.03.2016, unter Einbezug schriftlichen und mündlichen Feedbacks von AMP Mitgliedern.
1. Studieren ohne Testat stärkt die Eigenverantwortlichkeit der Studierenden.
Wir stimmen dem Punkt zu, relativieren jedoch die positive Aussagekraft. Die grosse
Eigenverantwortlichkeit im Studium kann Studenten überfordern. Insbesondere als Übergang vom
Gymnasium ist das Testat wichtig, auch zur Vorgabe des erwarteten Arbeitsaufwandes während des
Semesters.
2. Die Abschaffung der Testate erhöht die Rechtssicherheit und reduziert den
administrativen Aufwand.
Der administrative Aufwand was Korrekturen von Übungsblättern betrifft, ist leicht reduziert, da nun
weniger Studenten die Übungsblätter abgeben. Der Unterschied ist jedoch nicht sehr gross. Zur
Rechtssicherheit können wir kein Kommentar abgeben.
3. Durch Coachingangebote für Studierende ist die ETH in der Lage "best practice" für
das erfolgreiche Studienverhalten effizient zu kommunizieren.
In diesem Punkt ist uns die Logik nicht klar. Nach unserer Erfahrung ist der populärste Übungsmodus
unter den Studenten nach wie vor der traditionelle.
4. Ohne Testate wird die departementsübergreifende Lehre einfacher.
Aus administrativer Sicht ist dieser Punkt korrekt, da das Wegfallen der Testate zu einer
Vereinheitlichung unter den Departementen führt. Aus fachlicher Sicht ist es problematisch, da die
propädeutische Physik Vorlesungen von Studenten oft wenig Interesse geniessen und als zusätzliche
Belastung aufgefasst werden. Durch das Wegfallen des Leistungsdrucks durch das Testat investieren
die Studenten folglich weniger Zeit in die Physik Lehrveranstaltungen, was nicht förderlich ist für
einen guten Übungsbetrieb.
5. Ohne Testate wird die studierendenzentrierte Lehre gefördert.
In diesem Punkt sind wir stark anderer Meinung, da durch das Wegfallen der Testate das Feedback
von Studierenden an die Assistierenden verringert wird. Das wichtigste Feedback zu den
Übungsstunden erhalten wir aus den abgegebenen Übungsblätter, welche effektiv Aufschluss auf
fachliche Probleme der Studenten und eine wichtige Einschätzung der Performance in den Übungen
Akademischer Mittelbau am Physikdepartement der ETH Zürich
geben. Die verringerte Anzahl abgegebener Übungsblätter als Konsequenz der Testatabschaffung
verringert dieses Feedback und dadurch den Austausch zwischen Studenten und Assistierenden. Wir
sind der Meinung, dass zwar starke Studenten von den zusätzlichen Freiheiten profitieren können,
für die Mehrheit die negativen Konsequenzen jedoch überwiegen.
6. Ohne Testate wird die Erfolgsquote bei den Studierenden reduziert.
Wir interpretieren die Erfolgsquote bei den Studierenden als die relative Anzahl Studenten, welche
erfolgreich die Prüfung absolvieren. Der Notenmassstab wir von Jahr zu Jahr so angepasst, dass eine
gewisse Erfolgsquote gewährleistet wird. Dies nun als Metrik für die Leistung der Studenten
einzuführen widerspricht unserem logischen Verständnis. Wir sind der Meinung, dass die
Erfolgsquote dadurch kein adäquates Vergleichsmittel ist. Bespielhafte Daten aus Physik I/II und QM1
zeigen keine klaren Tendenzen, so dass es nicht möglich ist, eine klare Schlussfolgerung zu ziehen.
7. Die Studierenden benötigen das Testat als Zwang zur Auseinandersetzung mit dem
Stoff. Es ist insbesondere als Hilfsmittel für den Übergang von der Mittelschule
unverzichtbar.
Wir stimmen dem Punkt zu (siehe auch Punkt 1), insbesondere hinsichtlich des Basisjahrs. Physik
benötigt speziell viel Übung und die Fähigkeit zu rechnen, was nur durch intensives Bearbeiten der
Übungsblätter erreicht werden kann. Sollte dies verloren gehen, fürchten wir um eine Abnahme der
Rechenfähigkeiten der Studenten, sowie der nötigen physikalischen Intuition.
8. Ohne Testate werden Übungen zu wenig ernst genommen.
Wir stimmen dem Punkt zu. Die Absenz des Testates erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass Studenten
die Übungsstunde nicht oder ungenügend vorbereitet besuchen. Weiter erhöht sich die
Hemmschwelle für Studenten, unvollständig gelöste Übungsblätter abzugeben. Ein weiteres Problem
ergibt sich aus der erhöhten Migration von Studenten zwischen den Übungsgruppen. Populäre
Assistenten haben dadurch sehr hohe Studentenzahlen und einen grossen Aufwand. Dieses negative
Feedback belohnt im Prinzip schlecht vorbereitete Übungsstunden aus Sicht der Assistierenden.
Generelles Statement
Die momentanen Mitglieder des AMP sind generell für eine Wiedereinführung des Testates. Die
Abgabe von Übungsblättern ist mitunter das einzige Feedback für die Assistierenden und ermöglicht
es in der Übungsstunde auf die Schwachstellen der Studenten einzugehen. Insbesondere im Basisjahr
wir das Testat als entscheidendes Mittel zur Sicherstellung der Leistungen der Studenten betrachtet.
Weiter möchten wir festhalten, dass bei den von der Schulleitung vorgeschlagenen acht Argumente
fünf für und drei gegen eine Aussetzung sprechen. Dadurch gibt sich ein Ungleichgewicht, was in der
endgültigen Evaluation berücksichtigt werden muss.
Für den AMP
Dominik Husmann, Verantwortlicher AMP Politik