Erster Zungenschrittmacher in Thüringen erfolgreich implantiert

URL: http://www.uni-jena.de/Mitteilungen/PM161101_Zungenschrittmacher.pdf
Erster Zungenschrittmacher in Thüringen erfolgreich implantiert
Alternative Behandlung bei Schlafapnoe erfolgreich eingesetzt
Erstmals in Thüringen haben Mediziner der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde (HNO) am
Universitätsklinikum Jena (UKJ) einen Zungenschrittmacher erfolgreich implantiert. "Dieser
Schrittmacher ist eine neue Methode, um Patienten mit Atemaussetzern im Schlaf, auch
Schlafapnoesyndrom genannt, zu behandeln, wenn die Standardtherapie mit einer Atemmaske
nicht möglich ist", sagt Prof. Dr. Orlando Guntinas-Lichius, Direktor der HNO-Klinik am UKJ. Das
Gerät in der Größe einer Streichholzschachtel hält die Atemwege nachts mithilfe kleiner
Stromimpulse offen, um Atemaussetzer zu verhindern. Der Patient hat die etwa zweistündige
Operation gut überstanden.
Bei Patienten mit dem sogenannten obstruktiven Schlafapnoesyndrom verengen sich die
Atemwege, da die Spannkraft der Zungen- und Rachenmuskulatur im Schlaf nachlässt. Deshalb
kommt es zu Atemaussetzern. "Die Betroffenen erreichen nicht die wichtigen Tiefschlaf- und
Traumphasen. Sie sind tagsüber müde und unkonzentriert", so Prof. Guntinas-Lichius. "Die
Erkrankung belastet den Kreislauf nachts sehr stark. Nicht erkannt oder nicht ausreichend
behandelt erhöht es deshalb das Risiko eines Herzinfarkts oder Schlaganfalls."
Alternative zur Atemmaske
Bei manchen Patienten führt die Standard-Überdruckbehandlung mit einer Atemmaske zu
Druckstellen im Gesicht, Augenentzündungen oder Erstickungsangst. "Mit dem
Zungenschrittmacher haben wir nun die Möglichkeit, auch diesen Patienten zufriedenstellend
weiterzuhelfen. Die Methode kann eingesetzt werden, wenn der Hauptort der Muskelerschlaffung
im Bereich des Zungengrunds liegt und kein ausgeprägtes Übergewicht beim Patienten besteht",
erklärt Dr. Gerlind Schneider, Oberärztin an der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde und
Leiterin des Schlaflabors. Sie hat die Implantation des Zungenschrittmachers durchgeführt.
Der Schrittmacher wird ähnlich wie ein Herzschrittmacher rechts unterhalb des Schlüsselbeins
eingesetzt. Ein Drucksensor zwischen der Rippenmuskulatur am Brustkorb versorgt ihn mit
Informationen über die Atmung. Eine zweite Elektrode wird unter die Haut bis zum
Unterzungennerv gelegt und mit ihm verbunden. Diese Elektrode gibt bei jedem Einatmen einen
kleinen Stromimpuls ab, der die Zungenmuskulatur nach vorn aus dem Rachenraum heraus
bewegt. "Insgesamt sind nur drei kleine Hautschnitte bei diesem Eingriff nötig, der unter
Vollnarkose vorgenommen wird", so Dr. Schneider. In vier Wochen wird das Gerät aktiviert. Der
Patient kann es dann vor dem Schlafengehen mit einer Fernbedienung ein- und morgens wieder
ausschalten. Nach weiteren vier Wochen der Eingewöhnung wird der Schrittmacher im
klinikeigenen Schlaflabor kontrolliert. Die Batterie des geplanten Stimulators muss erst nach etwa
zehn Jahren ausgetauscht werden.
Erster Zungenschrittmacher in Thüringen erfolgreich implantiert
1
Kontakt:
OÄ Dr. Gerlind Schneider
Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde am Universitätsklinikum Jena
Tel.: 03641 / 935108
Meldung vom: 01.11.2016 11:20 Uhr
Alternative Behandlung bei Schlafapnoe erfolgreich eingesetzt
2