Leistungsbeschreibung Gesellschaftlicher Dialog zur

Leistungsbeschreibung Gesellschaftlicher Dialog zur Zukunft der Industrie
Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) beabsichtigt, auf der
Grundlage dieser Leistungsbeschreibung eine Untersuchung mit einer Laufzeit von
einem Jahr in Auftrag zu geben.
1. Hintergrund und Ziel des Auftrags
Die Wahrnehmung der Industrie in der öffentlichen Diskussion ist in den letzten Jahren
eine andere geworden: Vorhaben der Industrie werden nicht mehr ohne Weiteres als
notwendig für den Fortschritt akzeptiert. In einer zunehmend kritischen Öffentlichkeit
können wichtige Industrieprojekte oft nur mit erheblichen Verzögerungen oder gar nicht
umgesetzt werden, weil Bürgerinitiativen dagegen vorgehen. Auf beiden Seiten wird zu
wenig in Betracht gezogen, dass es Dialogoptionen gibt, die einerseits die Anliegen der
Bürgerinnen und Bürgern behandeln und andererseits für die Leistungen einzutreten
erlauben, die die Industrie in deren näherer oder fernerer Nachbarschaft erbringt.
An diesem Punkt soll das BMWi mit einem neuen Projekt ansetzen: Regionale, bereits
existierende Industriebündnisse sollen professionalisiert und untereinander vernetzt
werden. Damit würde die Option für einen partnerschaftlichen Dialog im Strukturwandel
stärker sichtbar gemacht.
An eine bundesweite Analyse bestehender, dialogorientierter Industriebündnisse, die
einzeln auf regionaler Ebene zu finden sind, soll eine modellhaft konzentrierte Phase
von Dialogformaten mit Industriebündnissen anschließen, um schließlich für Akteure
und Akteurinnen in ganz Deutschland einen Nutzen in Form von Anregungen durch
einen Leitfaden und gute Beispiele zu erzeugen.
2. Aufgabenstellung und zu erbringende Leistung
Das Projekt soll regionale Industriebündnisse in den Blick nehmen und mit ihnen in
einen Dialog über ihre Anliegen, ihre Arbeitsweise und auch über industriepolitische
Themen (beispielsweise internationale Rahmenbedingungen, Digitalisierung, Aus- und
Weiterbildung) eintreten. Das BMWi leistet zum letztgenannten Teil thematische
Beiträge. Mit dem Vorhaben sollen die regionalen Bündnisse hinsichtlich ihrer
Strukturmerkmale analysiert werden. Aus guten Beispielen sollen Hilfestellungen für
andere Interessenten abgeleitet werden, die einen erfolgreichen gesellschaftlichen
Dialog anstreben. Mit dieser Auswertung sollen Vorschläge für die Übertragung guter
Ansätze auf weitere Regionen und Bundesländer erarbeitet werden.
Ziel des Vorhabens ist es, ein Kommunikations- und Handlungskonzept für eine auf
längere Wirkung ausgerichtete Dialogführung überall in Deutschland zu entwickeln.
Die Dialogoption soll bundesweit als „Formatvorlage“, als modulare Werkzeugkiste für
öffentliche Akteure, Unternehmen und Sozialpartner entwickelt und zur Verfügung
gestellt werden.
Ein gesellschaftlicher Dialog zur Zukunft der Industrie setzt die Nutzung eines breiten
Spektrums an begleitenden und unterstützenden Mediaformaten voraus. Klassische
Reichweitekommunikation muss ergänzt werden durch den Einsatz von dialogorientierten, auch digitalen und sozialen, Medien. Durch einen solchen Dialog soll eine
Vernetzung der bestehenden Industriebündnisse untereinander vorangetrieben werden.
Veranstaltungsformate zur Zukunft der Industrie und Förderung der Industrieakzeptanz,
die diesem Ziel gerecht werden, lassen eine offene Auseinandersetzung zu, bei der
ernsthaftes Nachfragen und Zuhören nicht nur erlaubt, sondern möglichst aktiv
gefördert wird. Dies soll durch eine Reihe von Dialogformaten modellhaft erprobt
werden, die von einer digitalen Medienstrategie begleitet werden. Diese sollen in
wirtschaftlich aktiven Regionen stattfinden und mit regionalen Partnern entwickelt
werden. Dabei sollen regionale Besonderheiten in ihrer Vielfalt berücksichtigt werden.
Der Austausch der Akteure von regionalen Industrieinitiativen untereinander soll dazu
beitragen, Ergebnisse und Erfahrungen mit diesen Kommunikationsformen
sicherzustellen und eine gemeinsame thematische und kommunikative Strategie zu
definieren. Deshalb sollen modellhaft einige (fünf bis acht) Industriedialoge für die
Vernetzung regionaler Industriebündnisse durchgeführt werden. Ergebnisse sollen
schon im laufenden Projekt den beteiligten regionalen Industrieinitiativen zur Verfügung
gestellt werden, um deren Arbeit zu unterstützen. Die Möglichkeit, eigene Aktivitäten
einem breiteren Kreis vor- und zur Diskussion zu stellen, soll den Dialogcharakter
stärken und die gemeinsame verantwortungsvolle Gestaltung des gesellschaftlichen
Austausches forcieren.
Aus der Analyse guter Beispiele soll ein praxisnaher Leitfaden für Unternehmen,
Sozialpartner, Länderministerien und Kommunen entwickelt werden, die den
industriepolitischen Akteuren Hilfestellung bei der selbstständigen Organisation und
Themenbearbeitung ihrer Industrieinitiativen bieten können. Das Projekt soll
Erfolgsfaktoren und mögliche Hemmnisse für Industrieakzeptanz aufzeigen.
Der Auftraggeber möchte die folgenden Fragen durch das Projekt beantwortet haben:
- Welche sind die wesentlichen Erfolgskriterien für langfristig angelegte regionale
Industrieinitiativen? Welche Rolle spielen dabei die jeweilige Zusammensetzung,
Struktur und Größe oder das wirtschaftliche und politische Umfeld der Initiativen?
- Wie können Erfolgsmuster in die Arbeit der Industrieinitiativen vor Ort eingespeist
werden? Welche Formen und Formate von Veranstaltungen und Vernetzungen haben
sich hierbei als förderlich erwiesen? Wie können digitale Medien in der Vor/Nachbereitung sowie in der Durchführung hierbei verstärkte Hebeleffekte erzielen?
- In welche Richtung müssen dialogorientierte Veranstaltungsformate weiterentwickelt
und noch besser angelegt und durchgeführt werden, um nachhaltige Wirkungen auf die
Industrieakzeptanz und die positive Wahrnehmung der Industrie zu entfalten?
Um diese Fragen zu bearbeiten, muss das Projekt in seiner Ausgestaltung sowohl den
Anforderungen an eine wissenschaftliche Evaluation, wie auch dialogischen und
breitenkommunikativen Anforderungen gerecht werden.
Die folgenden Leistungspakete sind zu erbringen:
▲ Bestandsaufnahme und Analyse regionaler Industrieinitiativen
-
Erstellung (und laufende Aktualisierung) einer Liste von regionalen und
bundesländerbezogenen Industriebündnissen und –initiativen in
Deutschland
-
Ausarbeitung von Strukturmerkmalen zur Identifizierung erfolgreicher
Industrieinitiativen sowie die Auswertung der Industrieinitiativen nach
diesen Merkmalen
-
Ermittlung und Beschreibung von fünf bis acht ausgewählten Beispielen
guter regionaler Industriepolitik, die einen wirkungsstarken Ansatz
verfolgen und damit Vorbildcharakter für andere Regionen und Länder
haben
-
Ableitung und Formulierung von Leitthesen für das Gelingen regionaler
Industrieinitiativen und Ausarbeitung von Handlungsoptionen für
Entscheidungsträger zur Ausarbeitung eines Leitfadens, der als
bundesweites Angebot veröffentlicht werden soll.
▲ Wissensdiffusion für regionale Industrieinitiativen
-
Erstellung eines praxisnahen Leitfadens und einer aus Modulen für
Unternehmen, Landesministerien/Kommunen/Gebietskörperschaften und
regionale Initiativen bestehenden „Werkzeugkiste“ auf der Grundlage der
Good-Practice-Analyse, die den regionalen Akteuren bundesweit eine
Handlungsorientierung bieten
-
Nutzung einer bestehenden, für die Zielgruppe gut zugänglichen digitalen
Wissensplattform, die eine Diffusion und ggf. auch Weiterentwicklung von
wirkungsvollen Ansätzen ermöglicht.
▲ Kommunikation durch Dialogformate
-
Fünf bis acht einzelne Industriedialoge mit Akteuren und der Zielgruppe auf
regionaler Ebene: Auswahl nach exemplarischer Bedeutung - die
Unterschiedlichkeit der Initiativen soll möglichst abgebildet werden. Akteure
der Initiativen sind Unternehmen, Gewerkschaften, IHKs,
Gebietskörperschaften und Kommunen; die Zielgruppe sind Bürgerinnen und
Bürger. Der AN soll in Kooperation mit den betreffenden regionalen
Industriebündnissen diese Dialogformate entwickeln, organisieren und
durchführen. Die Kosten für diese Veranstaltungen werden aus diesem Projekt
erstattet. Der AN soll die Veranstaltungen u.a. in sozialen Netzwerken
kommunikativ begleiten und die Ergebnisse digital dokumentieren.
▲ Dokumentation und Ergebnistransfer
-
Dokumentation und Bereitstellung der Ergebnisse auf einer digitalen
Plattform
-
Organisation eines laufenden Transfers der Projektergebnisse in die
regionalen Industrieinitiativen und ihre Gremien während der Laufzeit des
Projekts
-
Zwischenbericht am 1. Juli 2017
-
Schriftlicher Abschlussbericht über das Projekt. Der Abschlussbericht
umfasst eine Executive Summary in leicht verständlicher Sprache und ist
zusätzlich in elektronischer Form vorzulegen, die eine Veröffentlichung
ohne weitere Bearbeitung ermöglicht. Dies umfasst auch das Layout und
die Gestaltung des Berichts in ansprechender und rechtefreier Form.
Einzelheiten sind mit dem Pressereferat des BMWi abzustimmen.
-
Abschlussworkshop im BMWi mit externen und internen Teilnehmern. Die
entstehenden Kosten sind Gegenstand des Projekts und vom AN zu
kalkulieren.
Ein Projektbeirat aus ehrenamtlichen Akteuren und Akteurinnen wird in Absprache
zwischen AG und AN eingerichtet. Organisation, Vor- und Nachbereitung ist Aufgabe
des AN. Der Projektbeirat soll in der Regel im BMWi tagen.
3. Zeitrahmen
Das Projekt soll ein Jahr lang laufen.
4. Ausführung der Leistung
Im Angebot ist zu beschreiben, wie die o.g. Leistungen ausgeführt werden sollen
(Arbeitsprogramm mit Zeitplan, Personaleinsatzplan und Personalkosten incl.
Tagessätze etc.). Die Beschreibung soll hinreichend konkrete Angaben dazu enthalten,
welche Vorgehensweise, welche einzelnen Arbeitsschritte und welches Konzept in der
Bearbeitung der Teilaufgaben gewählt werden sollen (detaillierter Arbeits-, Zeit-,
Meilenstein- und Ressourcenplan). Es ist weiterhin darzustellen, wie auf bereits
vorhandene Vorarbeiten oder Arbeiten Dritter aufgebaut werden kann bzw. diese bei
der Bearbeitung berücksichtigt werden.
Die eigene Expertise ist im Angebot aufzuzeigen und durch geeignete Arbeitsproben
sowie durch Referenzen zu belegen. Das Projektteam und dessen Qualifikationen und
Erfahrungen sowie entsprechende Vorarbeiten und Veröffentlichungen sind zu
benennen. Der Auftragnehmer benennt dem Auftraggeber eine/n deutschsprachige/n
Projektleiter/in sowie eine/n deutschsprachige/n Vertreter/in als zentrale
Ansprechpartner für alle Belange der Vertragsdurchführung.
Amts- und Geschäftssprache ist Deutsch. Sämtliche Ausarbeitungen, Unterlagen etc.
sind in deutscher Sprache zu erstellen, sofern nicht ausdrücklich etwas anderes
vereinbart wird.
Die Vertragsparteien gehen mit der Leistungsvereinbarung ein
Auftragsdatenverarbeitungsverhältnis gem. Bundesdatenschutz (BDSG) ein. Der
Auftragnehmer verfügt über die entsprechenden technischen und organisatorischen
Maßnahmen, die erforderlich sind, um die Ausführung der Vorschriften nach BDSG zu
gewährleisten. Eine Zertifizierung des Auftragnehmers nach ISO27001 ist
wünschenswert.
Der Auftragnehmer hat dem Auftraggeber die ausschließlichen und uneingeschränkten
Nutzungsrechte sämtlicher Eigenleistungen auf der Grundlage des abzuschließenden
Vertrages zu übertragen.
Soweit der Bieter eine vergleichbare Tätigkeit für einen anderen Auftraggeber
bearbeitet, ist dies (ohne Nennung des Auftraggebers) offen zu legen. Auf eventuell
dadurch entstehende Interessenkonflikte ist hinzuweisen. Potenzielle
Interessenkollisionen mit anderen Aufgabenfeldern sind auszuschließen.
Die Zusammenarbeit mit oder Unterbeauftragung von aktiven oder ehemaligen
Mitarbeitern des BMWi bedarf der Genehmigung des BMWi. Die Rechte aller im
Rahmen dieses Auftrages erarbeiteten Inhalte sowie erworbene oder erstellte Medien
verbleiben nach Auftragsende beim Auftraggeber.
Der Zuschlag wird dem wirtschaftlichsten Angebot erteilt. Kriterien werden zu je 35
Prozent die inhaltliche und technische Qualität und das Konzept zur Umsetzung sein,
der Preis fällt mit 30 Prozent ins Gewicht. Bestehende Kontakte des AN mit regionalen
Industriebündnissen und anderen regionalen Aktionsfeldern sind von Vorteil.
5. Berichte und Veröffentlichungen
Es sollen ein schriftlicher Zwischen- und ein Abschlussbericht vorgelegt werden. Der
Abschlussbericht wird vom BMWi veröffentlicht.