Stückmaterial Der Prozess

Der Prozess
Altersempfehlung: 11. bis 13. Klasse
Dauer: Ca. 1 Stunde 45 Minuten ohne Pause
Autor: Franz Kafka
Regie, Bühne und Fassung: Alexander Müller-Elmau
Kostüme: Katrin Busching
Inhalt:
Der Prokurist Josef K. bekommt überraschenden Besuch. Ihm wird mitgeteilt, er sei verhaftet.
Die Umstände sind so mysteriös wie grotesk: Eine Anklage wird nicht formuliert und Josef K.
darf sich weiter frei bewegen. Ohnmächtig versucht er herauszufinden, gegen welches Gesetz er
verstoßen, vor welchem Gericht er sich zu verantworten hat.
Ihm zur Hilfe kommen sowohl der Onkel, ein Maler, ein Kaufmann, auch begegnen ihm ein
anderer Angeklagter, zahllose Beamten und Advokaten, sowie einige Frauen, die alle mehr oder
weniger nah dran sind an seinem Prozess. Doch jede Einflussnahme scheitert, der Fortgang
bleibt unbegreiflich und ein Ende unvorhersehbar. Nach einer langen Odyssee kommt Josef K.
an die „Türe des Gesetzes“ und will dort eine Antwort finden, die er aber nicht bekommen wird,
denn „Das Gericht will nichts von dir. Es nimmt dich auf, wenn du kommst, und es entlässt
dich, wenn du gehst.“ Kurz darauf ist Josef K. tot.
Franz Kafkas im Sommer 1914 verfasstes Romanfragment ist zugleich beklemmend und befreiend, tragisch und komisch. Kafka konfrontiert seine Figuren mit den Absurditäten der modernen
Welt, in der sie sich nur schwer zurechtfinden und er verhandelt dabei die Grundfragen von
Schuld und Gerechtigkeit.
Kafka lässt viel Freiraum zur Interpretation dieses Werkes, doch eins bleibt sicher: „Der Prozess“
hinterfragt den Menschen und unsere Gesellschaft, heute genauso wie früher.
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Konzeption:
Für unser Produktionsteam war es unter anderem wichtig, das sinnentleerte Dasein und das
Streben des Individuums in einer anonym gewordenen Welt zu zeigen. Josef K. befindet sich von
Beginn des Stückes an in einer geschlossenen Ordnung, einem geschlossenen System, das nicht
nur seine eigenen Regeln hat, sondern sich auch in alle Lebensbereiche des Protagonisten ausbreitet – in die Arbeit, in die zwischenmenschlichen Beziehungen. An jedem Ort, den er besucht,
findet er Angehörige des Gerichts. Dass dieses System nur deshalb existieren kann, weil K. mitspielt und alle Regeln sorgsam befolgt, ist ihm dabei kaum bewusst. So wird er immer tiefer in ein
Labyrinth hineingezogen. Da ihm die herrschenden Regeln unbekannt sind, kann er letztlich nur
verlieren: Das Todesurteil wird ohne vorherige Verkündung vollstreckt. Damit geht Joseph K. an
einer Welt zugrunde, die längst jeden Sinn verloren hat.
Die Bühne ist ein dunkel gehaltener Raum mit verstellbaren Stehleitern, Türen und Klappen. Alles
findet in diesem Raum statt. Die vom Regisseur erschaffene Bühnensituation bietet die Möglichkeit, starke Bilder zu erzeugen. Durch temporeiches Spiel, häufige Kostümwechsel und das
ständige Verändern der Bühnensituation entsteht eine Geschäftigkeit, die den immer verwinkelter
und unklarer werdenden Prozess darstellen soll. Die Schauspieler haben Abgänge und Auftritte,
nur Josef K. bleibt als einzige Konstante in diesem Spiel. Die Kostüme sind zeitlos gehalten. Eine
Besonderheit sind die vielen verschiedenen Schuhe, die ebenfalls als Bühnenelement fungieren.
Die inszenierten Kostümwechsel beginnen gleich in der ersten Szene, als K. seine Kleider abgenommen werden, die dann auf die einzelnen Wächter aufgeteilt werden. Es wird ständig aus-,
an- und umgezogen, dabei agieren die Kleidungsstücke nicht als Zeichen der einzelnen Personen,
vielmehr verschwimmen die Figuren miteinander. Das dient der Verstärkung des unerklärlichen
Chaos, um das es in der Geschichte von K. geht.
Vorbereitung
/ Nachbereitung
Für die Inszenierung hat die Theaterpädagogik eine Materialmappe für die eigenständige
Vor- und Nachbereitung im Unterricht bereitgestellt. Diese bekommen Sie auf Anfrage per Email
an: theaterpä[email protected]
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