Gleichgesinnte: Die ALS-Vorstandsmitglieder Gérard Guyon, Dino Totaro und Rodolphe Chevalier (v.l.n.r.) genießen Wein am liebsten in gemütlicher Runde. 38 revue 08/2015 Gastro & Commerce Erfahrung ist alles Den Beruf des Sommeliers zu fördern und Weinliebhaber zu vereinen sind zwei der Aufgaben, die sich die „Association Luxembourgeoise des Sommeliers“ gestellt hat. Umgeben von edlen Tropfen aus aller Herren Länder gaben uns Gérard Guyon und Dino Totaro einen Einblick in ihre Welt. Text: Renée Ries ([email protected]) / Foto: Ute Metzger „Qui sait déguster, ne boit plus jamais un vin, mais goûte ses secrets“. Dieses Zitat des Surrealismus-Meisters Salvador Dalí prangt an der Wand der Vinoteca am Fischmarkt, wo wir uns mit Gérard Guyon und Dino Totaro verabredet haben. Der Rahmen für das Gespräch mit dem Präsidenten und dem Sekretär und Schatzmeister der „Association Luxembourgeoise des Sommeliers“ (ALS) könnte nicht besser gewählt sein. Den Weltverband der Sommeliers gibt es seit 1969, die ALS dagegen erst seit 1988. „Davor haben die Luxemburger nur an den nationalen Wettbewerben in Belgien teilgenommen“, erklärt Dino Totaro. „Irgendwann wollten sie endlich ihre eigenen und haben deshalb die ALS gegründet.“ Verantwortlich dafür waren Claude Phal, Besitzer des ZweiSterne-Restaurants „La Bergerie“, und sein Sommelier Fernand Klée. Dritter im Bunde war der Journalist und Weinexperte Jos Meyer. Bereits im Folgejahr nahmen die Luxemburger am Wettbewerb zum „Meilleur Sommelier du Monde“ in Reims teil. Gekrönt wurde dieser erste Auftritt der ALS auf internationalem Parkett von Fernand Klées Einzug ins Finale. Unser Gespräch wird unterbrochen als der Inhaber der Vinoteca mit gefüllten Rotweingläsern an den Tisch tritt. Der zweifache „Sommelier des Jahres“ Rodolphe Chevalier ist Vizepräsident der ALS und stellt seine Freunde gerne auf die Probe. Sie sollen herausfinden, welchen Wein er eben gebracht hat. Guyon und Totaro gehen fachkundig an die Blindverkostung heran: „Indem wir Farbe, Bouquet und Geschmack beachten, können wir viele Sorten, Länder und Regionen von vorneherein ausschließen. Anschließend grenzen wir die Möglichkeiten solange ein, bis es sich nur noch um einen bestimmten Wein handeln kann“, erläutert Dino Totaro diese Ausschlussmethode. Diese Technik erfordert allerdings ein gutes Geschmacksgedächtnis, das man nicht aus Büchern lernen könne, sagt Gérard Guyon. „Önologisches Grundwissen ist natürlich wichtig. Wichtiger ist aber die Erfahrung und das heißt: probieren, probieren, probieren. Die meisten machen die Sommellerie ohnehin erst spät zum Beruf.“ Das liege daran, dass man erst mit zunehmendem Alter den Geschmack des Weines schätzen und lieben lerne, so der 72-jährige ALS-Präsident. „Dass letztes Jahr ein junger Mann wie Niels Toase mit nur 24 Jahren Sommelier des Jahres wurde, ist erfreulich, aber eher selten.“ Darüber, wer sich Sommelier nennen darf, herrscht in den meisten Ländern Unklarheit, denn die Berufsbezeichnung ist nicht geschützt. Im November hat die ‚International Organisation of Vine and Wine‘ (OIV) jedoch eine Resolution veröffentlicht, in der sie den Sommelier als Fachkraft definiert, „die im Weinbau- und Gastronomiesektor [...] und anderen Vertriebsstellen, in denen Getränke auf beruflich-fachlicher Ebene empfohlen und serviert werden tätig ist“. Ferner macht sie seine „Die meisten machen die Sommellerie erst spät zum Beruf.. “ Gérard Guyon, Präsident der „Association Luxembourgeoise des Sommeliers“ Rolle als Berater, Weinlagerverwalter und Weinkarten-Verantwortlicher deutlich und macht eine berufsqualifizierende Ausbildung zur Pflicht. Doch anders als in der Schweiz oder in Deutschland gibt es hierzulande kein staatlich anerkanntes Sommelier-Diplom. „Die Basis-Ausbildung findet meist im Rahmen der Hotelfachlehre statt. Wer damit weitermachen will, besucht Fortbildungskurse“, erklärt Dino Totaro. Die ALS fördert den Fortbildungswillen daher mit zahlreichen Kursen im In- und Ausland. Nicht nur in Luxemburg, sondern auch international sind die einheimischen Sommeliers tätig. Gérard Guyon vertritt die 85 Mitglieder zählende Vereinigung auf den Jahreshauptversammlungen der „Association internationale de la Sommellerie“ (ASI). Der 54jährige Dino Totaro ist seit 2014 beigeordneter Schatzmeister des Weltverbandes, der 54 Mitgliederländer zählt, aufgeteilt in drei Kontinente: Europa, Amerika sowie Asien & Ozeanien. Die ASI richtet u.a. die großen Sommelier-Wettbewerbe aus, die jedes Jahr in einem anderen Land stattfinden, unter anderem den jährlichen „Meilleur Sommelier du Monde“ sowie die kontinentalen Wettbewerbe, die im Drei-Jahres-Rhythmus ausgetragen werden. Bis zum europäischen Wettbewerb im Jahr 2017 ist es noch lang. Bis dahin bereiten sich die Luxemburger Sommeliers auf die bevorstehende ASI-Generalversammlung in Bordeaux vor, die im Juni im Rahmen der Weinmesse Vinexpo stattfindet. Sie vermitteln auch weiterhin die bestmöglichen Fortbildungskurse für ihre Sommeliers – und werden 2016 gespannt die Wahl zum weltbesten Sommelier in Argentinien verfolgen, wo Vizepräsident Rodolphe Chevalier die Luxemburger Farben vertreten wird. revue 08/2015 39
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