Pressemitteilung

Stadt Meinerzhagen
Der Bürgermeister
Nr.
49/2016
Meinerzhagen, 25.10.2016
Pressemitteilung
Die Zeitzeugin des Nationalsozialismus und frühere Bürgerin der Stadt
Meinerzhagen verstarb im Alter von 83 Jahren:
Trauer um Margot Bilinsky
Die Stadt Meinerzhagen trauert um Margot (Margaret) Bilinsky, geborene Fischbach. Sie verstarb am 23. Oktober 2016 im Alter von 83 Jahren in ihrer Heimatstadt Chesterfield, Missouri/USA. Als junges Mädchen war Margot Bilinsky, die
mit ihrer Familie in Meinerzhagen gelebt hatte, im Jahr 1938 mit ihrer Familie vor
den Verfolgungen durch die Nationalsozialisten in die USA geflohen. Als eines der
letzten überlebenden Mitglieder der damaligen jüdischen Gemeinde war sie Zeitzeugin und bis ins hohe Alter Vermittlerin zwischen Geschichte und Gegenwart.
Ihr Leben steht stellvertretend für viele Schicksale aus der Zeit des Nationalsozialismus und ist gleichzeitig in seiner Einzigartigkeit tief mit der Geschichte der Stadt
Meinerzhagen verbunden: Die Wurzeln der Familie Fischbach in der Region lassen
sich bis weit ins 19. Jahrhundert zurückverfolgen; die Familie selbst war gleichermaßen als Mitglied in der städtischen Gemeinschaft wie der ansässigen jüdischen
Gemeinde anerkannt. Gebürtig in Lüdenscheid, verbrachte Margot Bilinsky die ersten Jahre ihrer Kindheit in Meinerzhagen. Ihr Elternhaus in der Lindenstraße steht
noch heute. Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten nahm der
Druck auch auf die Familie Fischbach immer weiter zu, bis ein Leben in der Heimat
nicht mehr möglich war. 1938 entschlossen sich die Eltern Oskar und Jenni Fischbach mit ihren Kindern Ellen und Margot, damals acht und vier Jahre alt, zur Flucht
in die USA. Auch Margots Onkel Julius konnte sich mit seiner Familie in die USA
retten, doch drei Schwestern ihres Vaters wurden mit ihren Ehemännern deportiert
und ermordet.
Trotz ihres schweren Schicksals war es Margot Bilinsky, die ihr Leben in den USA
aufbaute, ein Anliegen, die Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart zu bauen – nicht zuletzt, um die Erinnerung an die Zeit der Verfolgung der Juden durch die
Nationalsozialisten wachzuhalten. So trug sie unter anderem als Produzentin der
autobiografischen Filmdokumentation „Das Medaillon“ zur Aufarbeitung der Geschichte jüdischen Lebens in Deutschland zwischen 1933 und 1945 bei. Der Film
beschreibt das Leben der Mitglieder der Familie Fischbach in Meinerzhagen, ihre
Flucht nach Amerika und die Ankunft im Exil, das zur neuen Heimat wurde. Auch
das Schicksal der Zurückgebliebenen wird thematisiert.
v.i.S.d.P.: Bürgermeister Jan Nesselrath
[email protected]
www.meinerzhagen.de
Stadt Meinerzhagen
Bahnhofstr. 9 – 15
58540 Meinerzhagen
Telefon 02354-770
Telefax 02354-77220
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Pressemitteilung
Die Verbindung zu ihrer alten Heimat ließ Margot Bilinsky nicht abreißen: Neben
persönlichen Kontakten reiste sie 1982 zu einem Treffen früherer jüdischer Mitbürgerinnen und Mitbürger nach Meinerzhagen. Dreizehn Jahre später besuchte sie die
Stadt noch einmal gemeinsam mit ihrer Tochter.
„Unsere tiefe Anteilnahme gilt den Angehörigen und Freunden von Margot Bilinsky
in dieser Zeit der Trauer“, so Bürgermeister Jan Nesselrath. „Im Namen der Stadt
Meinerzhagen verbinde ich unser Mitgefühl mit dem Versprechen, im Andenken an
Margot Bilinsky und aller Bürgerinnen und Bürger der damaligen jüdischen Gemeinde die Erinnerung an unsere Mitmenschen und ihre Schicksale in dieser dunklen Zeit aufrechtzuerhalten. Obwohl sie hier in unserer Stadt Verfolgung und Ungerechtigkeit zu erleiden hatte, war Margot Bilinsky zur Versöhnung bereit. In ihrer
Stärke war und bleibt sie uns allen ein Vorbild.“
v.i.S.d.P.: Bürgermeister Jan Nesselrath
[email protected]
www.meinerzhagen.de
Stadt Meinerzhagen
Bahnhofstr. 9 – 15
58540 Meinerzhagen
Telefon 02354-770
Telefax 02354-77220