P R E S S E M I T T E I L U N G vom 23. Oktober 2016 Urs Meier bei HIT RADIO FFH: „Kein Spiel war fehlerfrei“ Der Schweizer Urs Meier (57), TV-Fußball-Experte und ehemaliger FIFASchiedsrichter, war am heutigen Sonntag (23. Oktober, 9 bis 12 Uhr) zu Gast in der HIT RADIO FFH-Talkshow „Silvia am Sonntag“. Bei FFH-Moderatorin Silvia Stenger erzählte er, dass er in 27 Jahren als Schiedsrichter (883 Spiele) das „Ziel hatte, immer das fehlerfreie Spiel zu leiten“. Und gestand: „Es war keines dabei.“ Für Meier kommt „das schönste Wort für den Schiedsrichter aus dem Deutschen: Der Spielleiter“. Er erzählte bei FFH unter anderem auch, dass er „gerne Fußballer geworden wäre, aber zu wenig Talent hatte. Ich bin zum Schiedsrichter geboren“. Von 1977 bis 2004 war Urs Meier Schiedsrichter, ab 1994 leitete er für die FIFA unter anderem EM-, WM- und Champions-League-Spiele, seit 2005 ist er für das ZDF bei EM- und WM-Fußballturnieren Experte, ist außerdem Schiedsrichter-Beobachter für die FIFA. Sechs Mal wurde er in der Schweiz als „Schiedsrichter des Jahres“ ausgezeichnet, 1995 bis 2000 und 2004. Im FFH-Gespräch sagte Urs Meier: „Ich bin tatsächlich hier bekannter als in der Schweiz.“ Über seine Rolle als TV-Experte sagte er: „Immer klar und direkt – so war ich auch als Schiedsrichter. Ich habe immer Bauchentscheidungen einfließen lassen, weil die in der Regel die richtigen sind. Das sind deine Gefühle, die sollen raus.“ Meier weiter: „Dieter Gruschwitz (ZDF-Sportchef, Anm.) hat mir gesagt, ich sei der dienstälteste externe Experte vom ZDF. Das kann noch eine lange, glückliche Ehe geben.“ 1 Über seine Autobiografie „Mein Leben auf Ballhöhe“ sagte Urs Meier bei FFH: „Man könnte es auch übersetzen mit ‚Auf Augenhöhe‘. Das war mir immer wichtig, mich auf Augenhöhe bewegen. Die Super-Spieler, die stehen nicht über dir, auch nicht unter dir, sondern auf Augenhöhe. Das gilt auch für Spiele in den unteren Ligen mit nicht so bekannten Spielern.“ Über Trainer Jürgen Klopp, der das Vorwort geschrieben hat, sagte Meier: „Es war von uns beiden Sympathie auf den ersten Blick. So ein positiv Verrückter, das habe ich immer gerne gehabt. Er hat ein großes Herz, ist menschlich und er hat einen unglaublichen Fußballsachverstand.“ Bei FFH sagte Urs Meier: „Ich wäre gerne Fußballer geworden, hatte aber zu wenig Talent. Ich bin zum Schiedsrichter geboren. Mein Vater wollte nicht, dass ich Fußball spiele. In der Schweiz musste man Turner werden, Fußballer hatten ein viel schlechteres Ansehen, als in Deutschland. Also war ich im Turnverein.“ Meier erzählte bei HIT RADIO FFH über seine Zeit als Schiedsrichter: „Mein Ziel war es immer, das fehlerfreie Spiel zu leiten. Ich kann nach 27 Jahren sagen: Es war keines dabei. Jedes hatte irgendwo halt Fehler. Es gab Spiele, die waren annähernd perfekt, da gab es so zwei, drei.“ Meier weiter: „Aber die Zeit der kurzen Hosen ist vorbei. Ich bin wirklich durch die große Türe verabschiedet worden. Das war so eine runde Sache, da musst du auch nicht mehr zurückkommen. Da geht sonst etwas kaputt vom Gesamtbild.“ Beim Europameisterschafts-Viertelfinale England gegen Portugal 2004 in Lissabon gab Urs Meier ein Tor der Engländer in der 89. Minute nicht – England verlor das Spiel im Elfmeterschießen. Englische Fans und Medien reagierten empört. Urs Meier bei FFH: „Die Situation hat einfach nicht gestimmt, da fehlte was. Wenn du 27 Jahre Erfahrung hast, dann hast du ganz, ganz viele Bilder abgespeichert und mit dieser Erfahrung habe ich das Tor nicht gegeben. Es 2 hätte auch sein können, dass der Entscheid falsch war, aber zum Glück lag ich richtig, es war ein Foul. Ich war danach vier Tage lange auf der Titelseite der Sun. Das hat, glaube ich, vor mir niemand geschafft. Das darf dich als Schiedsrichter nicht interessieren, ein Schiedsrichter muss frei sein bei seinen Entscheidungen.“ Urs Meier weiter: „Der Druck ist enorm. Das habe ich nach meinem letzten Spiel gemerkt. Da bin ich eineinhalb Stunden nach dem Spiel in eine Pizzeria gegangen und da saß ich da und auf einmal fiel dieser ganze Druck einfach so weg. Das war richtig körperlich spürbar. Ich dachte ‚was für ein geiles Gefühl‘. In dem Moment habe ich erst gespürt, was ich in all den Jahren an der Spitze unter einem Druck gestanden habe. Es ging immer weiter und jetzt war’s vorbei. Deshalb sind Profi-Schiedsrichter so wichtig.“ Bei FFH sagte Urs Meier: „Das schönste Wort für den Schiedsrichter kommt aus dem Deutschen: Der Spielleiter. Er leitet ein Spiel, er pfeift nicht nur. Pfeifen kann jeder, aber leiten und führen – für das braucht es andere Qualitäten. Du musst sofort spüren, welcher Spieler kann mir heute das Spiel kaputt machen, wo liegt die Problematik. Und das musst du in den ersten zehn bis fünfzehn Minuten gespürt haben. Sonst läuft dir das Spiel aus der Hand. Schiedsrichter müssen Profis sein, wie die Spieler auch. Im Moment sind sie – wenn man ein Schachspiel anschaut – die Bauern, die man auch opfern kann. Wir müssen sie stärker machen. Und das geht eigentlich nur über die Professionalisierung. Die FIFA müsste Druck machen: Spätestens bei der WM 2022 pfeifen nur noch Profischiedsrichter! Dann muss auch der DFB professionelle Strukturen einführen. Die Bundesliga ist für mich die zweitbeste Liga der Welt. Hier könnte man mit den Profischiedsrichtern anfangen und deren Ausbildung. Eigentlich müsste der Anspruch sein, wir haben nicht nur die besten Fußballer, sondern auch die besten Schiedsrichter der Welt.“ Der ehemalige französische Nationalspieler Zinédine Zidane (44), seit Anfang des Jahres Trainer von Real Madrid, ist der Lieblingsspieler von Urs Meier. 3 Über ihn sagte er bei FFH: „Er hat alle überstrahlt. Wie der den Ball angenommen hat. Wie der gespielt hat, mit seiner Ruhe. Mönchhaft ist der aufgetreten, genial. Du bist hinter dem hergelaufen und hast gedacht: Genauso! Ball annehmen – so einfach, so leicht – man hatte nie das Gefühl, dass er arbeitet. Es war alles im Fluss. Es war sehr traurig, dass sein letztes Spiel (WM-Finale 2006, Frankreich gegen Italien 3:5, Anm.) mit diesem Foul enden musste. Marco Materazzi (italienischer Nationalspieler, Anm.) hat ihn dauernd beleidigt und ihn provoziert. Zidane hat immer wieder gesagt: Sei endlich ruhig. Das ist dramatisch, wie er dann rausgeschlichen ist. Es ist schön, dass er wieder zurück ist. Er ist ein ganz, ganz feiner und toller Mensch, ich gönne es ihm von Herzen.“ „Silvia am Sonntag – der Talk“: Sonntags spricht FFH-Moderatorin Silvia Stenger zwischen 9 und 12 Uhr mit Promis. Infos auch auf www.FFH.de. Für die Redaktion: Hier zu Ihrer freien Verwendung ein Foto von Urs Meier im HIT RADIO FFHStudio. Foto: HIT RADIO FFH Bildunterschrift: TV-Experte und Ex-Schiedsrichter Urs Meier sagte als Gast beim hessischen Privatsender HIT RADIO FFH: „Mein Ziel war, immer das fehlerfreie Spiel zu leiten. Es war keines dabei.“ http://cloud.radioteleffh.de/s/lYXnBrWFXYYVjjm Rückfragen: Dominik Kuhn T.: 06101-988330, 0171-47 26 393, [email protected] 4
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