Schwerpunktthemen Die Effizienz von KFZ-Innenraumfiltern bei zunehmender Beladung mit Außenluft Teil 2: Ermittlung der Leistungsdaten bei der Reinigung der Gasphase F. Schmidt*, U. Sager**, S. Suhartiningsih*** 1. Einleitung und Versuchsdurchführung Zunehmend werden in Kraftfahrzeugen Kombifilter (Partikelfilter mit einer dünnen zusätzlichen Aktivkohleschicht) verwendet, die verhindern sollen, dass Partikel oder auch Schadgase in den Innenraum gelangen. Getestet werden die adsorptiven Leistungsdaten der Filter gemäß ISO 11155 Blatt 2 (Anmerkung: Die DIN 71460- 2 entspricht dieser ISO und wurde zurückgezogen) bei einer Temperatur von 23°C und einer relativen Feuchte von 50 %. Als Ergebnis ergeben sich Durchbruchskurven für das jeweilige Schadgas sowie die daraus berechnete adsorbierte Masse als ein Maß für die Kapazität der Aktivkohle. * Prof. Dr.- Ing. Frank Schmidt Universität Duisburg-Essen Fachbereich Ingenieurwissenschaften Institut für Verbrennung und Gasdynamik – IVG Nanopartikel-Prozesstechnik (NPPT) Lotharstr. 1, MF 148 47057 Duisburg Tel./Fax: 0203 - 379 2780/4453 E-Mail: [email protected] ** Dr. U. Sager IUTA e. V.; Duisburg *** M. Sc. S. Suhartiningsih Lehrstuhl Nanopartikel- Prozesstechnik; Universität Duisburg- Essen Im Rahmen dieser Studie wurde die Leistungsfähigkeit von typgleichen neuen, in Fahrzeugen gebrauchten und künstlich mit Außenluft gealterten KFZ-Innenraumfiltern hinsichtlich der adsorptiven Abscheidung von n-Butan (8 ppm), Toluol (80 ppm) und Stickstoffdioxid (NO2) (4 ppm) untersucht und miteinander verglichen. Die Ergebnisse sollten zunächst Aufschluss darüber geben, in welchem Maße die Adsorptionskapazität der Kfz-Innenraumfilter durch die Nutzung über die Lebensdauer abnimmt. Darüber hinaus sollte untersucht werden, inwieweit es möglich ist, den natürlichen Alterungsprozess durch eine kontinuierlich hohe Durchströmung mit Außenluft in einem wesentlich kürzeren Zeitintervall zu erzielen und so eine Möglichkeit zu erlangen, die Leistungsfähigkeit der Filter am Ende der Lebensdauer abschätzen und miteinander vergleichen zu können. Die Filtertests nach Norm wurden an dem Filterprüfstand der Universität Duisburg-Essen durchgeführt (s. Abb. 1). Vor und hinter dem Filter erfolgte eine Probenahme; die Konzentrationen der Kohlenwasserstoffe wurden jeweils mit Flammenionisationsdetektoren (FID; Bernath Atomic, Typ 3002 RC) und Abb. 1: Filterprüfstand zur Durchführung von Adsorptionstests nach ISO 11155-2 78 02_fs_0216_seite_62-110.indd 78 die der Stickoxide mit zwei Chemilumineszenzanalysatoren (Ansyco, Typ AC31M, Karlsruhe) gemessen. Die gebrauchten Filter waren 1-2 Jahre im Realbetrieb in Fahrzeugen eingebaut und wurden von Vertragswerkstätten bezogen, in denen sie im Rahmen von Inspektionen ausgewechselt worden waren. Die künstliche Alterung der Filter mit Außenluft erfolgte in dem bereits in Teil 1 beschriebenen Prüfstand am IUTA. Zunächst wurden die Filter mit 200 m3/h für Zeiträume von drei Tagen (3T) oder 1 bis 4 Wochen (W) gealtert. Für einen weiteren Test wurden Filter zwei Wochen mit 600 m3/h durchströmt. 2. Experimentelle Ergebnisse Die Messergebnisse der Filtertests wurden ausgewertet und jeweils als Durchbruchskurven in Abhängigkeit von der Versuchszeit dargestellt. Aufgetragen wurde die hinter dem Filter gemessene Konzentration der Testsubstanz bezogen auf die Eingangskonzentration als Funktion der Zeit. Die Versuche wurden entweder bis zum 100 %-tigen Durchbruch oder bis zu einer Versuchszeit von 90 Minuten durchgeführt. Abb. 2: Vergleich der Durchbruchskurven von n-Butan für neue, gebrauchte und mit Außenluft gealterte Filter (23 °C, 50 % r.F., c1Butan = 8 ppm) F & S Filtrieren und Separieren Jahrgang 30 (2016) Nr. 2 18.04.16 19:07 Schwerpunktthemen Abb. 3: Vergleich der Durchbruchskurven von Toluol durch neue, gebrauchte und mit Außenluft gealterte Filter (23 °C, 50 % r.F., c1Toluol = 80 ppm) Abb. 2 zeigt die Durchbruchskurven von n-Butan durch Filter verschiedenen Zustandes. Erwartungsgemäß erfolgt der 100%tige Durchbruch bei den im Realbetrieb gealterten Filter deutlich schneller als bei neuen. Die Adsorptionskapazität für n-Butan ist fast gänzlich erschöpft und die gebrauchten Filter weisen bereits nach zwei Minuten Versuchszeit einen vollständigen Durchbruch auf. Die im Außenluftprüfstand künstlich gealterten Filter zeigen unabhängig von der Beladungszeit einen recht ähnlichen Kurvenverlauf. Die Durchbruchskurven der künstlich gealterten Filter liegen zwischen denen, die an neuen und an gebrauchten Filtern gemessen wurden. Bei gleicher Vorgehensweise sind in Abb. 3 die Durchbrüche für das Testgas Toluol dargestellt. Die Kapazität der Aktivkohle für Toluol ist um den Faktor 4 höher als für n-Butan. Die Unterschiede zwischen den Durchbruchskurven von verschiedenen neuen Filtern werden auf unterschiedliche Produktchargen oder Unterschiede bei der Lagerung zurückgeführt. Während die Durchbruchskurven von Toluol an neuen Kfz-Innenraumfiltern einen für den Prozess günstigen s-förmigen Verlauf aufweisen, zeigen die von gebrauchten und künstlich gealterten Filtern bereits zu Beginn der Versuche deutlich höhere Durchbrüche. Nach 90 Versuchsminuten waren bei einem Eingangsvolumenanteil von 80 ppm Toluol die Kapazitäten aller Filter quasi erschöpft. In einer weiteren Versuchsreihe mit den Testsubstanzen n-Butan und Toluol wurde untersucht, welchen Einfluss die Partikelfracht in der Außenluft auf die Alterung der Filter und auf die Adsorptionseigenschaften hat. Hierzu wurden weitere WIR HALTEN DIE LUFT REIN . Kurzer Prozess für jeden Staub. INDUSTRIAL FILTRATION Staub ist kaum sichtbar und stellt ein Risiko für alles dar, was rein sein muss, insbesondere für Produkte aus chemischen Prozessen, für Lebensmittel oder unsere Atemluft. Bei MAHLE liegt die Kompetenz für Reinheit weltweit in der Luft. Ob speziell abgestimmte Filterelemente, hoch effektive Geräte oder Anlagen, sie alle tragen entscheidend zur Reinhaltung unserer Luft und damit zu mehr Umweltschutz und Arbeitssicherheit bei. Die effiziente und bewährte Verfahrenstechnik erhöht die Anlagensicherheit und Produktivität. 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Abb. 5: Vergleich der Durchbruchskurven von Toluol (Test: 23 °C, 50 % r.F., c1Toluol = 80 ppm, Alterung: 4 Wochen bei 200 m3/h) Die abgeschiedenen Partikel der Außenluft haben das Adsorptionsvermögen nicht wesentlich beeinflusst, und eine mögliche Verstopfung der Zuleitungsporen hat scheinbar nicht stattgefunden. Die Ergebnisse der Testreihe mit NO2 als Testsubstanz sind in Abb. 6 dargestellt. Der Vergleich der Durchbruchskurven der im Außenluftprüfkanal gealterten Filter mit denen von neuen und gebrauchten Filtern zeigt, dass der Durchbruch von NO2 durch gealterte Filter schneller erfolgt als durch neue Filter. Der Einfluss der Alterungsdauer mit Außenluft ist erkennbar. Der Leistungsabfall durch den normalen Gebrauch der Filter ist erneut größer als bei künstlicher Alterung mit Außenluft. Ein weiteres Ergebnis dieser Testreihe ist folgendes. Bei der Adsorption von NO2 an Aktivkohle entsteht generell durch katalytische Reduktion Stickstoffmonoxid (NO). Obwohl bei den beschriebenen Versuchen nur NO2 als Testsubstanz dosiert wurde, konnten hinter den verschiedenen Filtern deutliche Volumenanteile von NO gemessen werden. In Abb. 7 sind die während der Durchbruchsversuche mit NO2 hinter den verschiedenen Filtern gemessenen Volumenanteile von NO dargestellt. Es wird deutlich, dass neue Filter deutlich höhere Volumenanteile von katalytisch gebildetem NO aufweisen als die gealterten oder gebrauchten. 3. Fazit Abb. 6: Vergleich der Durchbruchskurven von NO2: Neue, gebrauchte und mit Außenluft gealterte Filter (23 °C, 50 % r.F., c1NO2 = 4 ppm) Im Rahmen dieser Studie wurde das Durchbruchsverhalten der Prüfgase n-Butan, Toluol und NO2 an neuen, gebrauchten und künstlich gealterten Kombifiltern für die Kfz-Innenraumfiltration untersucht. Die erhebliche Reduzierung der Adsorptionskapazität von gebrauchten gegenüber neuen Kfz-Innenraumfiltern wurde verdeutlicht. Im Falle des Prüfgases NO2 wurde zusätzlich gezeigt, dass es durch den Gebrauch oder die Alterung zu einer Abnahme des katalytischen Umsatzes von NO2 zu NO kommt. Für alle Testsubstanzen konnte mit einer künstlichen Alterung durch Außenluft die Alterung im Realbetrieb nur näherungsweise simuliert werden. Bei Versuchen mit Toluol und n-Butan wurde ermittelt, dass die Partikelfracht in der zur Alterung verwendeten Außenluft keinen Einfluss auf das Alterungsergebnis hat. Abb. 7: Vergleich der NO- Produktion: Neue, gebrauchte und mit Außenluft gealterte Kfz-Innenraumfilter (23 °C, 50 % r.F., c1NO2 = 4 ppm) 80 02_fs_0216_seite_62-110.indd 80 F & S Filtrieren und Separieren Jahrgang 30 (2016) Nr. 2 18.04.16 19:07
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