E-Booklet Programm Ruhrtriennale 2015

RUHR
SEID
UMSCHLUNGEN
TRIENNALE
Festival der Künste
14. August – 26. September 2015
ruhr3.com
3
Die Ruhrtriennale ist das Festival der Künste in der Metropole Ruhr.
In ehemaligen Kraftzentralen, Kokereien, Gebläsehallen, Maschinen­
häusern und Kohlenmischanlagen, auf Halden und Brachen von Bergbau
und Stahlindustrie zeigt das Festival jeden Sommer Musiktheater, Schau­
spiel, Tanz, Installationen und Konzerte. Über sechs Wochen wird die
Einzigartigkeit dieser nachindustriellen Orte mit aktuellen Entwick­lungen
der internationalen Kulturszene verbunden.
Der Intendant der Ruhrtriennale von 2015 – 2017 ist der niederländische
Theater- und Opernregisseur Johan Simons. Seiner Ruhrtriennale steht
das Motiv „Seid umschlungen“ voran, zwei Worte aus Schillers Ode „An
die Freude“, die später von Beethoven in seiner 9. Sinfonie vertont worden
ist. Die Ruhrtriennale macht mit „Seid umschlungen“ eine Geste der
künstlerischen, gesellschaftlichen und geogra­fischen Umarmung.
Nutzen Sie unsere Online-Landkarte unter www.ruhr3.com/map, und
planen Sie Ihren Besuch bei der Ruhrtriennale mit Tipps zu Restaurants,
Übernachtungen, Sehenswürdigkeiten und Routenplanung.
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map
ruhr3.com
4
Pier Paolo Pasolini: Accattone
5
Musiktheater / Uraufführung
14. 15. 19. 20. 22. 23. 08. — 20:00
Kohlenmischhalle Zeche Lohberg, Dinslaken
Tickets — 20,– / 35,– / 50,– / 65,– / 80,– € / Ermäßigt ab 10,– €
Er lügt und stiehlt, zwingt Frauen in die Prostitu­
tion und predigt Zwietracht. Arbeit gilt dem AntiMessias Accattone (dt. Bettler) als Laster, er und
seine Gefährten definieren sich nicht durch Besitz,
Status oder gesellschaftliche Funktion. Verdrängt
an die wüstenartigen Randgebiete der kapitalisti­
schen Welt, die einer Dante’schen Hölle gleichen,
kämpfen Pasolinis Helden des ‚Subproletariats‘
ums Überleben. Statt bürgerlichen Wert- und Mo­
ralvorstellungen zu gehorchen, folgen sie ihrem In­
stinkt und huldigen der Intensität des Augenblicks.
­Pasolini erblickte deshalb in diesem Subproletariat
das Potenzial für eine gesellschaftliche und politi­
sche Neuordnung.
Johan Simons’ Inszenierung nimmt diese Perspekti­
ve als Ausgangspunkt für ein Musiktheaterprojekt,
bei dem Pasolinis Text und die Musik Johann Sebas­
tian Bachs in ein neues Verhältnis gesetzt werden.
Philippe Herreweghe und Collegium Vocale Gent
erschaffen mit Bachs Kantaten ein Spannungsfeld
zwischen himmlischem Erlösungsversprechen und
irdischer Realität, das in der zum ersten Mal be­
spielten Kohlenmischhalle der Zeche Lohberg in
Dinslaken auch visuell gewaltigen Ausdruck findet.
Darsteller — Benny Claessens, Elsie de Brauw, Anna Drexler, Steven Scharf,
Steven van Watermeulen, Mandela Wee Wee, Lien Wildemeersch,
Jeff Willbusch / Sopran — Dorothee Mields / Countertenor — Damien Guillon
Tenor — Thomas Hobbs / Bass — Peter Kooij / Collegium Vocale Gent
Nach — Johann Sebastian Bach, Pier Paolo Pasolini
Musikalische Leitung — Philippe Herreweghe / Regie — Johan Simons
Bühne — Muriel Gerstner / Kostüm — Anja Rabes / Licht — Wolfgang Göbbel
Sounddesign — Will-Jan Pielage / Soundscapes — Steven Prengels
Dramaturgie — Koen Tachelet, Tobias Staab
Musikdramaturgie — Jan Vandenhouwe
Eine Produktion der Ruhrtriennale und des NT Gent.
Gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes.
Mit freundlicher Unterstützung der RAG-Stiftung und der RAG Montan Immobilien.
ruhr3.com/A
6
Luigi Nono: Prometeo
Musiktheater / Neuinszenierung
08. 11. 12. 09. — 19:30, 13. 09. — 16:00
Kraftzentrale Landschaftspark Duisburg-Nord
Tickets — 30,– / 40,– € / Ermäßigt ab 15,– €
Luigi Nono hat Prometeo als eine „Tragedia dell’a­
scolto“ bezeichnet. Die „Tragödie des Hörens“ spielt
sich nicht auf dem Podium, sondern im Ohr des Zu­
hörers ab. Der avantgardistische italienische Kom­
ponist bezog sich in seiner dritten und letzten Oper
auf den griechischen Mythos von Prometheus, der
den Göttern das Feuer stahl, um es den Menschen
zu geben, und dafür von Zeus bestraft wurde, in­
dem er jahrhundertelang an einen Felsen angeket­
tet wurde. Die Figur des Prometheus ist Symbol für
Fortschritt, Erneuerung und Revolution. Für Nono
war Prometheus aber vor allem ein rastloser Su­
chender, ein „Wanderer“, der sich aufmacht, ohne
zu wissen, wohin. Nono ließ sich von einem Satz
inspirieren, den er in Toledo auf der Wand eines
Klosters las: „Wanderer, es gibt keine Wege, nur
das Gehen.“
Vokalsolisten sowie einen Chor auf. Der von den
Musikern erzeugte Klang wird live elektronisch
manipuliert. Prometeo kommt in einem herkömm­
lichen Opernhaus nicht zur Geltung. In der Kraft­
zentrale entsteht eine beeindruckende Installati­
on, bei der der Besucher sich vollständig auf das
Hören konzentrieren kann – ganz im Sinne Luigi
Nonos, der gegen Ende seines Lebens „gutes Hö­
ren“ als eigene politische Handlung betrachtete.
Der Wahrnehmungsraum verweist zugleich auf
die Geschichte der früheren Industriehalle und auf
die Menschen, die dort gearbeitet haben. In der
Kraftzentrale kann sich Prometeo zu einem offenen
Labyrinth entwickeln, in dem der Zuhörer sich su­
chend einen Weg bahnt. Für Nono konnte die Kraft
der Musik ebenso groß wie die einer revolutionären
Tat sein.
Nono macht aus der Tragödie des Prometheus ein
akustisches Labyrinth, in dem der Klang aus jeder
Richtung kommen kann. Er stellt um das Publi­
kum herum vier Orchester, die Instrumental- und
Sopran — Susanna Andersson / Sopran — Els Janssens-Vanmunster
Sopran — Christina Daletska / Alt — Noa Frenkel / Tenor — Markus Francke
Sprecher — Caroline Chaniolleau, Mathias Jung
Experimentalstudio des SWR, Ensemble Modern Orchestra,
SCHOLA HEIDELBERG
Komposition — Luigi Nono
Musikalische Leitung — Ingo Metzmacher, Matilda Hofman
Raumklangkonzept, Künstlerische Koordination — André Richard
Raum — Eva Veronica Born / Licht — Rainer Casper
Mitarbeit Regie — Florian Fischer / Musikdramaturgie — Jan Vandenhouwe
Einstudierung Chor — Walter Nussbaum
Eine Produktion der Ruhrtriennale. Sängercasting in Kooperation mit Holland Festival,
Zürich Tonhalle und Festival d’Automne à Paris.
Mit freundlicher Unterstützung der Rudolf Augstein Stiftung.
ruhr3.com/P
Richard Wagner: Das Rheingold
7
Musiktheater / Uraufführung
12. 16. 18. 22. 24. 09. — 18:30, 20. 26. 09. — 15:00
Jahrhunderthalle Bochum
Tickets — 20,– / 35,– / 50,– / 65,– / 80,– € / Ermäßigt ab 10,– €
In Das Rheingold scheint Richard Wagner die Ge­
schichte des Ruhrgebiets zu erzählen: Eine Ge­
schichte über Industrialisierung, Arbeit unter Tage,
Kapitalismus und seine ökologischen, sozialen und
psychologischen Folgen. Der Zwerg Alberich raubt
das Gold der Rheintöchter und schmiedet daraus
in den Minen von Nibelheim einen Ring. Als er der
Liebe abschwört, schenkt ihm der Ring grenzenlo­
se Macht über die Welt. Mit einer List eignet sich
Wotan den Ring an, um die Riesen bezahlen zu kön­
nen, die für ihn und die anderen Götter die Burg
Walhall gebaut haben. Aber Alberich verflucht den
Ring …
Das Rheingold spiegelt die links-revolutionären
Auffassungen, denen der junge Wagner um 1848
anhing. Er glaubte, dass die Kunst die Menschen
durch die Schaffung von Mythen zusammenbringen
kann. Über die Verschmelzung verschiedener Kunst­
formen wollte Wagner ein „mythisches Erleben“
auslösen, eine innere Umformung des Menschen.
Wie können wir die revolutionäre Kraft von Wa­
gners vielleicht radikalster und theatralischster
Partitur wieder spürbar machen? Was können wir
heute mit seiner antikapitalistischen Botschaft und
mit seiner Idee des „mythischen Erlebens“ anfan­
gen? Diese Fragen stellen sich der Regisseur Johan
Simons und Teodor Currentzis, einer der eigenwil­
ligsten Dirigenten unserer Zeit, in ihrer Version von
Das Rheingold – einer „Kreation“ an der Grenze
zwischen Oper, Theater, Installation und Ritual. Zu­
sammen mit Mika Vainio, einst die eine Hälfte des
experimentellen finnischen Techno-Duos Pan So­
nic, schaffen sie in der Jahrhunderthalle Bochum
(die gleichzeitig Walhall und Nibelheim sein kann)
einen musikalischen Reflexionsraum, in dem Wag­
ners Partitur aufgebrochen wird. Currentzis bringt
für sein Wagner-Debüt sein dynamisches Orchester
aus Perm mit und dirigiert eine neue Sängerriege,
die von dem jungen, imposanten finnischen Bass
Mika Kares als Wotan angeführt wird.
Bass — Mika Kares / Bariton — Leigh Melrose / Mezzosopran — Maria Riccarda
Wesseling / Sopran — Agneta Eichenholz Alt — Jane Henschel
Sopran — Anna Patalong / Mezzosopran — Dorottya Láng / MusicAeterna
Komposition — Richard Wagner
Musikalische Leitung — Teodor Currentzis / Regie — Johan Simons
Elektronische Musik — Mika Vainio
Bühne — Bettina Pommer / Kostüm — Teresa Vergho
Licht — Wolfgang Göbbel / Sounddesign — Will Jan Pielage
Dramaturgie — Tobias Staab / Musikdramaturgie — Jan Vandenhouwe
Eine Produktion der Ruhrtriennale.
Gefördert von der Kunststiftung NRW.
ruhr3.com/R
8
Orfeo nach Claudio Monteverdi
Musiktheater / Uraufführung
20. 21. 22. 23. 27. 28. 29. 30. 08. und 3. 4. 5. 6. 09.
Do, Fr: 17:00–21:00 / Sa, So: 13:00–21:00 / Einlass alle 10 Minuten
Mischanlage, Welterbe Zollverein, Essen
Tickets — 25,– € / Ermäßigt 12,50 €
Orpheus und Eurydike: das erste Künstlerpaar –
er der Überlebende, sie das Opfer. Er verwandelt
Schmerz in Kunst. Sie schweigt und stirbt. Orpheus
steigt zu Eurydike in die Unterwelt hinab, um sie in
das Leben, in sein Leben, zurückzuholen – Eurydike
ist fassungslos ... Bislang ist es immer um Orpheus
gegangen. Keiner hat Eurydike ernsthaft gefragt,
ob sie eigentlich zurück will mit ihm, zu ihm.
Orfeo in der Regie von Susanne Kennedy, Suzan
Boogaerdt und Bianca van der Schoot ist als indivi­
duell begehbarer Parcours konzipiert. Die Zuschau­
er werden in Gruppen von maximal acht Personen
durch unterschiedliche Räume geführt: Stationen in
Orfeos Abstieg und seinem Versuch, die Geliebte
für sich zurück zu gewinnen. Der visuellen Wucht
der labyrinthischen Mischanlage der Kokerei Zoll­
verein in Essen mit ihren abfallenden Wänden ent­
gegnen die Künstlerinnen eine Ästhetik des virtu­
ellen Verlangens: Eine Welt, die an das Computer­
spiel Sim City erinnert. Die Vorhölle nimmt die Form
eines banalen Alltags an.
Musikalisch wird diese Kreation von Monteverdis
„L’Orfeo“ abweichen. Versatzstücke der Original­
partitur erklingen übereinander oder in minimalen
zeitlichen Verschiebungen. Das musikalische Ma­
terial wird mit Techniken der Collage, mit Looping
und Sampling durch das Solistenensemble Kalei­
doskop bearbeitet und aufgeführt.
In diesem Parcours wird der Zuschauer Zeuge
der Reise Orfeos durch das Reich der Geister, der
Halbtoten. Eurydike wird nicht von einer, sondern
von mehreren Schauspielerinnen gespielt. Sie hat
keine fassbare Gestalt, sie tritt in unterschiedlichen
Formen auf. Die Figuren sind in einer Hülle gefan­
gen, in einer künstlichen, aufgezwungenen, nie­
mals komfortablen Identität. Ihre Seelen sind tief
verborgen.
Musik und Performance — Solistenensemble Kaleidoskop
Bariton — Hubert Wild (Orfeo) / Mit — Suzan Boogaerdt, Indra Cauwels,
Marie roothof, Anna Maria Sturm, Bianca van der Schoot, Floor van Leeuwen
Nach — Claudio Monteverdi
Musikalische Konzeption und Umsetzung — Michael Rauter, Tilman Kanitz /
Regie — Susanne Kennedy, Bianca van der Schoot, Suzan Boogaerdt / Bühne —
Katrin Bombe / Kostüm — Lotte Goos / Licht — Jurgen Kolb / Video — Rodrik
Biersteker / Elektronische Klanggestaltung — Ole Brolin / Dramaturgie — Marit
Grimstad Eggen, Jeroen Versteele
Eine Produktion der Ruhrtriennale und des Solistenensemble Kaleidoskop. Koproduziert
von Berliner Festspiele und Toneelgroep Oostpool.
Die Produktion wird gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes.
ruhr3.com/O
Liebe. Trilogie meiner Familie 1
nach Émile Zola
9
Schauspiel / Uraufführung
09. 10. 11. 12. 13. 09. — 19:00
Gießhalle, Landschaftspark Duisburg-Nord
Tickets — 20,– / 30,– / 40,– / 50,– € / Ermäßigt ab 10,– €
Unter dem Eindruck der industriellen Revolution und
der sich rasant entwickelnden Naturwissenschaften
beschrieb Émile Zola, 1840 in Paris geboren, in sei­
nem 20-bändigen Romanyklus „Die Rougon-Mac­
quart“ das Schicksal einer fiktiven Familie – teils
Bastarde, teils Legitime. Zola lässt seine Figuren zu
Mördern und Ehebrechern, zu Großunternehmern
und Revolutionären werden. Gibt es nur ein „survi­
val of the fittest“? Kann der Mensch jemals „besser“
werden? Sind alle Versuche, sein Leben aufzuwer­
ten, von vorn herein zum Scheitern verurteilt?
Zolas Großprojekt fasziniert den Regisseur Luk
Perceval: Eine Familie als Mikrokosmos, der alle
Probleme und Phänomene der modernen Gesell­
schaft in sich trägt. Der Romanzyklus liefert den
Stoff für eine Theatertrilogie über drei Jahre, deren
autonome Teile jeweils bei der Ruhrtriennale Pre­
miere feiern.
In Liebe, dem ersten Teil der Trilogie, ist der
Arzt Pascal die zentrale Figur. Basierend auf dem
Stammbaum seiner Familie, den er studiert und
dokumentiert, entwickelt er eine Theorie über den
Fortschritt des Menschen. Er forscht nach einem
Medikament, das allen Krankheiten vorbeugen und
die Jugend zurückgeben kann. Pascal erzählt die
Geschichte der hinkenden Gervaise, ein Bastard
der Familie, die sich mit ihren Söhnen Jacques und
Etienne, mit ihrer hübschen Tochter Nana und mit
ihren Männern und Liebhabern als Wäscherin aus
den übelsten Umständen zu retten versucht.
Mit dem Ensemble des Thalia Theater Hamburg
Nach — Émile Zola
Bearbeitung und Regie — Luk Perceval / Bühne — Annette Kurz /
Kostüm — Ilse Vandenbussche / Licht — Mark van Dennesse /
Musik — Lothar Müller / Dramaturgie — Susanne Meister, Jeroen Versteele
Eine Produktion der Ruhrtriennale und des Thalia Theater Hamburg.
ruhr3.com/L
10
„Die Franzosen“
nach Marcel Proust
Schauspiel / Uraufführung
21. 22. 23. 28. 29. 30. 08. — 18:00
Maschinenhalle Zweckel, Gladbeck
Tickets — 20,– / 30,– / 40,– € / Ermäßigt ab 10,– €
„Die Franzosen“ ist die neueste Expedition des
gefeierten polnischen Regisseurs Krzysztof War­
likowski auf seiner Suche nach den Wurzeln der
heutigen europäischen Gesinnung und Wesensart.
Ausgangspunkt ist Marcel Prousts monumentaler
Roman „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“. Er
beschreibt eine Gesellschaft im Umbruch zwischen
19. und 20. Jahrhundert, aufgerüttelt durch den Zu­
sammenbruch der alten Hierarchien, durch den um
sich greifenden Antisemitismus und vor allem durch
den Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Frei nach der
Idee, dass „die einzigen Toten, die wiederkehren,
jene sind, die man zu schnell und zu tief begraben
hat“ (Gilles Deleuze), beschwört Warlikowski Proust
herauf. Er reflektiert mit dessen Werk den Zustand
des heutigen Europas, beispielhaft vertreten durch
die Franzosen von vor einhundert Jahren.
Proust hatte die Vision von der parallelen Existenz
verschiedener Zeiten und bemühte sich unablässig,
die Komplexität von Zeit zu beschreiben. Um die­
sem Prinzip gerecht zu werden, ist es erforderlich,
parallele Situationen zu schaffen. „Die Franzosen“
will keine klassische Bearbeitung des Romans auf
die Bühne bringen, sondern eine parallele Welt fin­
den, eine Struktur, durch die wir unsere Zeit mit den
kritischen Proust’schen Augen betrachten und die
dessen Weitblick und brillantem Geist entspricht.
Im Theater können wir in nicht-linearer Zeit versin­
ken und Prousts radikales Bild mit all seiner sozia­
len und auch spirituellen Energie neu entstehen las­
sen. – Ein großes europäisches Theaterprojekt mit
Schauspiel, Video, Tanz und Livemusik.
Mit — Claude Bardouil, Stanisława Celińska, Andrzej Chyra, Magdalena
Cielecka, Ewa Dałkowska, Bartosz Gelner, Małgorzata Hajewska, Wojciech
Kalarus, Marek Kalita, Zygmunt Malanowicz, Maja Ostaszewska, Piotr Polak,
Jacek Poniedziałek, Magdalena Popławska
Nach — Marcel Proust / Regie — Krzysztof Warlikowski / Bühne, Kostüme —
Małgorzata Szczęśniak / Licht — Felice Ross / Video — Kamil Polak /
Komposition — Paweł Mykietyn / Choreografie — Claude Bardouil /
Grafikanimation — Kamil Polak / Dramaturgie — Piotr Gruszczyński /
Originalmusik — Jan Duszyński / Adaption — Krzysztof Warlikowski, Piotr
Gruszczyński / Mitarbeit Adaption — Szczepana Orłowski
Eine Koproduktion der Ruhrtriennale und des Nowy Teatr.
Mit freundlicher Unterstützung des Polnischen Instituts Düsseldorf.
ruhr3.com/F
Studio ORKA: Sturzflug
11
Schauspiel / Deutschlandpremiere
15. 21. 08. — 19:00
16. 08. — 14:00, 19:00
18. 19. 08. — 11:00, 19:00
20. 08. — 11:00
Am Rhein, Duisburg
Tickets — 15,– € / Ermäßigt 7,50 €
Am Ufer des Rhein lebt ein Mann, Daniel, abge­
schieden von der Welt. Mit einer selbstgebauten
Maschine saugt er Müll aus dem Wasser. Er sam­
melt und sortiert die Gegenstände, die die Mensch­
heit nicht mehr braucht. Bei ihm bekommen alle
Dinge eine zweite Chance. Daniel verbringt seine
Tage alleine. Er trauert um seinen Bruder Bob, der in
die weite Welt zog und nur ab und zu eine Postkar­
te schickt. Der Postman Niko und der wandernde
Schäfer Mandus leisten Daniel manchmal Gesell­
schaft. Am liebsten bastelt Daniel in seinem Atelier
an seinem neuesten, geheimen Projekt rum. Aber
alles ändert sich, als Vera dazukommt.
Sturzflug erinnert an Abenteuerromane und zeigt
eine Welt voller Naturgewalt und Technik, eine
Welt die von der modernen digitalen Unterhaltung
weit entfernt ist. Es ist ein Loblied auf Maschinen
aus dem 19. Jahrhundert, spektakulär und zirkus­
artig. Hinter der Sprach- und Körpergewalt der
Schauspieler und dem fabulösen Bühnenbild glüht
eine wunderbare Geschichte über die Freundschaft
zwischen vier verlorenen Seelen.
Studio Orka ist ein belgisches Theaterkollektiv, das
Familientheater vor Ort macht. Das Bühnenbild und
die Umgebung spielen eine entscheidende Rolle in
der Entwicklung der Geschichte, die in Zusammen­
arbeit mit einer ständig wechselnden Gruppe von
Schauspielern entsteht.
Von und mit Studio ORKA, Dominique Van Malder, Joris Hessels, Ruth
Beekmans. Titus De Voogdt. Thomas Devos, Johan Heldenbergh, Mieke Versyp,
Kwint Manshoven, Kristof Oosterlynck, Kris Van Oudenhoven, Marieke
Demunck, Maarten Naessens
Mit freundlicher Unterstützung des Vereins der Freunde und Förderer der Ruhrtriennale e. V.
Eine Produktion von Studio ORKA in Koproduktion mit Theater Antigone und Zomer Van Antwerpen.
ruhr3.com/ST
12
Sturzflug Werkstätten
Junge Kooperationen
14. 08.–30. 09.
Das Geheimnis verschwindet aus unserem Leben,
je älter wir werden und je weiter die Digitalisierung
unserer Welt voranschreitet. Der Wert der Dinge
bemisst sich nach ihrem Nutzen und lässt sich nur
noch auf dem Preisschild ablesen. Sturzflug handelt
von dem verborgenen Wert der Dinge und von den
Geheimnissen und Lügen, die Teil unseres Lebens
sind.
In den Sturzflug-Werkstätten geben Teilnehmer
und Künstler Dingen und Menschen eine 2. Chance.
Sie schreiben Geschichten, verraten Geheimnisse,
erzählen Lügen und lassen aus weggeworfenen Ge­
genständen wertvolle Kunststücke entstehen.
Ein großer Künstler sieht die Dinge niemals so, wie
sie sind. Sähe er sie so, wäre er kein Künstler mehr.
Oscar Wilde, Der Verfall der Lüge.
Die Werkstätten richten sich an junge Menschen
zwischen 11 – 14 Jahren und finden zwischen dem
14. August und 30. September statt. Information
und Anmeldung, Daten und Dauer über Junge Kol­
laborationen [email protected]. Die Werk­
stätten sind kostenlos. Die Interessenten müssen
über Räumlichkeiten für die Werkstätten verfügen,
und sie müssen die Zeit dafür einplanen.
Mit freundlicher Unterstützung des Vereins der Freunde und Förderer der Ruhrtriennale e.V.
ruhr3.com
Die stille Kraft
nach Louis Couperus:
13
Schauspiel / Neuinszenierung
18. 19. 20. 23. 24. 09. — 19:30
Salzlager, Welterbe Zollverein — Essen
Tickets — 20,– / 30,– / 40,– € / Ermäßigt ab 10,– €
Louis Couperus gilt als einer der bedeutendsten
Schriftsteller der Niederlande. Sein 1900 erschiene­
ner Roman Die stille Kraft spielt zur Kolonialzeit auf
Java. Der pflichtbewusste Resident Otto van Oudi­
jck verwaltet seinen Bezirk mit harter, aber wie er
findet: gerechter Hand. Unbeirrbar glaubt er an das
Gute seiner Arbeit und ist dabei blind für die eigent­
lichen Bedürfnisse der indonesischen Bevölkerung
sowie für den unmoralischen Lebenswandel seiner
Frau. Als er schließlich einen javanischen Adligen
aus dem Amt entlässt, gerät sein geordnetes Leben
aus den Fugen. Die „stille Kraft“, die dämonische
Magie des Orients, wendet sich gegen ihn und die
Kolonialisten. Das Paradies wird zur Hölle.
Visionär treffen hier westliche und östliche Kultur
unversöhnbar aufeinander. Man denke an interna­
tionale Brandherde heute, wo exportierte westliche
Wertvorstellungen, von denen fremde Länder quasi
„umschlungen“ werden sollten, trotz bester Absich­
ten in blutigen Konflikt mit dortigen Lebensmodel­
len geraten. Auch die aktuellen Ereignisse in Euro­
pa haben der Debatte um die vermeintlichen Werte
des „Abendlandes“ weiteren Zündstoff gegeben.
So wird die Schauspieladaption nicht nur zu einer
Reise in die Vergangenheit kolonialer Weltordnung,
wie sie auch die Deutschen einst zu installieren ver­
suchten. Regisseur Ivo van Hove: „Couperus’ The­
men gehen die ganze Welt an, gerade jetzt. Sein
Werk trifft den Nerv unseres 21. Jahrhunderts.“
Darsteller — Gijs Scholten van Aschat (Otto van Oudijck), Halina Reijn (Leonie
van Oudijck), Jip van den Dool (Theo van Oudijck), Gaite Jansen (Doddy van
Oudijck), Maria Kraakman (Eva Eldersma), Aus Greidanus jr. (Frans van
Helderen), Marieke Heebink (Raden-Ajoe Pangeran), Vanja Rukavina (Si Oudijck)
Nach — Louis Couperus
Regie — Ivo van Hove
Bühne, Licht — Jan Versweyveld
Kostüm — An D’Huys / Dramaturgie — Peter van Kraaij
Adaption — Eric de Vroedt
Eine Produktion der Ruhrtriennale und der Toneelgroep Amsterdam. Mit Unterstützung von Ammodo. Privater Produzent Joost
and Marcelle Kuiper
ruhr3.com/SK
14
Mit Ohne Alles und Mammalian Diving Reflex:
Millionen! Millionen! Millionen!
Schauspiel / Uraufführung
12. 13. 09. — 14:30
PACT Zollverein, Essen
Tickets — 10,– € / Ermäßigt 5,– €
„Seid umschlungen“ ist das Leitmotiv der Ruhrtrien­
nale. „Seid umschlungen, Millionen“ lautet die voll­
ständige Zeile in Schillers Ode „An die Freude“.
Millionen Fragen sind der Ausgangspunkt einer
kreativen Kollision von Jugendlichen, deren Fa­
milien zu unterschiedlichen Zeiten ins Ruhrgebiet
eingewandert sind und gleichaltrigen Asylsuchen­
den auf der Flucht vor dem gewaltigen Chaos die­
ser Welt. Basierend auf einer Idee der Gruppe Mit
Ohne Alles, die von ehemaligen Teilnehmern der
Festivaljury 2012 – 2014 gegründet wurde, treffen
sich die Jugendlichen in diesem Sommer an unter­
schiedlichen Orten im Revier. Ein großangelegtes
Blind-Date mit offenem Ende, immer auf der Suche
nach einer Antwort auf die Frage, wer Schillers Mil­
lionen eigentlich sind und wie wir eine liebevolle
Umarmung sicherstellen können. Mit Ohne Alles
präsentiert ihre Befunde auf der Bühne von PACT
Zollverein.
Mit und von — Mit Ohne Alles, Mammalian Diving Reflex
Regie — Chozin Tenzin, Darren O’Donnell, Jana Eiting,
Jenna Winter, Konstantin Bock
Eine Produktion der Ruhrtriennale.
Mit freundlicher Unterstützung der Stiftung Mercator.
ruhr3.com/M
Anne Teresa De Keersmaeker: Die Weise von
Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke
15
Tanz / Uraufführung
24. 25. 26. 09. — 20:00
Gebläsehalle, Landschaftspark Duisburg-Nord
Tickets — 20,– / 25,– / 30,– € / Ermäßigt ab 10,– €
„Reiten, reiten, reiten, durch den Tag, durch die
Nacht, durch den Tag. Reiten, reiten, reiten.“ Mit
peitschenden Worten beginnt Rainer Maria Rilke
seine Erzählung, die seine berühmteste und er­
folgreichste wurde (und zu Zeiten der Weltkriege
zu Propagandazwecken diente). Beinahe atemlos
drängt es einen jungen Soldaten an die Front des
Türkenkriegs im 17. Jahrhunderts, kurz schließt er
unterwegs Freundschaft, befreit im Vorbeieilen
eine Vergewaltigte und gibt sich im Rausch der lei­
denschaftlichen Nacht mit einer unbekannten Grä­
fin hin, ehe ihn auf dem Schlachtfeld der Heldentod
ereilt mit der Fahne in der Hand.
Ein literarischer Fiebertraum ist diese „Weise“, in
der alle Sphären verwischen: jugendlicher Lebens­
hunger und tragischer Todesmut; Männergestalten
und Frauenbilder; Sprache und Rhythmus.
Für die belgische Choreografin und Tänzerin Anne
Teresa De Keersmaeker ist die Beschäftigung mit
Rilkes „Cornet“ ein lang gehegter Wunsch. Wie ent­
steht Bewegung aus Atmen, aus Geräusch, Rede,
Gesang? „Ich möchte die Grenzbereiche in Rilkes
Text erkunden, die Nuancen, die er aufzeigt zwi­
schen Frau und Mann, Lyrik und Prosa.“ – Ein Zu­
sammenspiel aus Tanz, Schauspiel und Musik.
Mit — Anne Teresa De Keersmaeker, Michael Pomero
Livemusik — Chryssi Dimitriou
Choreografie — Anne Teresa De Keersmaeker / Sound — Alban Moraud
Dramaturgie — Vasco Boenisch
Eine Produktion von Rosas in Koproduktion mit der Ruhrtriennale und De Munt / La Monnaie (Brüssel), Concertgebouw Brügge,
Théâtre de la Ville mit dem Festival d’Automne à Paris, New York Live Arts, 14-18 NOW, Les Théâtres de la Ville de Luxembourg.
Besonderer Dank an Floor Keersmaeker.
ruhr3.com/W
16
Richard Siegal: Model
Tanz / Uraufführung
15. 16. 21. 22. 08. — 20:00
Salzlager, Kokerei Zollverein, Essen
Tickets — 20,– / 30,– / 40,– € / Ermäßigt ab 10,– €
In Model untersucht US-Choreograf Richard Siegal
den menschlichen Körper aus unterschiedlichen
Perspektiven. Als Referenzgröße für Identität, als
fetischisiertes Objekt ökonomischer Strategien, als
Schnittstelle vitaler Energien und als Projektionsflä­
che für das christliche Konzept der Sünde.
Richard Siegals Arbeit „Metric Dozen“, die er 2014
für das Ballet National de Marseille entwickelte,
markiert das Vorspiel für Model: Auf lediglich 20
Minuten verdichten sich abstrakte elektronische
Klänge und radikale Bewegung zu einer intensiven
Tour de Force: Ihrer Individualität beraubt, erschei­
nen die Tänzerkörper wie Reproduktionen einer
übersättigten Bilderkultur, wie Klone einer künfti­
gen Spezies, die das Menschliche längst überwun­
den hat. Oder rotieren hier sündige Seelen durch
das ewige Feuer?
Die Choreografie von Model erarbeitet Siegal mit
zeitgenössischen Tänzern sowie klassisch ausgebil­
deten Tänzern des Bayerischen Staatsballetts. Be­
reits bei seinen Arbeiten „unitxt“ und „Noise Signal
Silence“, die beide für das Bayerische Staatsballett
entwickelt wurden, gelang es Siegal, klassische
Strukturen zu dekonstruieren und in neue Formen
zu übersetzen. Für Model arbeitet Siegal erneut
mit dem elektro-akustischen Komponisten Lorenzo
Bianchi Hoesch zusammen, dessen radikale Klang­
welt bereits „Metric Dozen“ zu einem eindrückli­
chen physischen Erlebnis machten.
Mit — Katharine Christl, Diego Tortelli, Corey Scott Gilbert, Kevin Quinaou
und Tänzerinnen und Tänzern des Bayerischen Staatsballett
Choreografie, Konzept, Bühne — Richard Siegal / Kostüm — Alexandra Bertraut
Licht — Gille Gentner / Video — Jean-Philippe Lambert
Komposition — Lorenzo Bianchi Hoesch / Dramaturgie — Tobias Staab
Ballettmeisterin — Caroline Geiger
Eine Produktion der Ruhrtriennale in Koproduktion mit the Bakery, dem Bayerischen Staatsballett und dem Festspielhaus
St. Pölten, in Zusammenarbeit mit der Muffathalle München.
ruhr3.com/MO
Jan Decorte / bloet vzw: Much Dance
17
Tanz
28. 29. 30. 08. — 20:00
PACT Zollverein, Essen
Tickets — 20,– / 30,– € / Ermäßigt ab 10,– €
Much Dance des belgischen Regisseurs und Auto­
rs Jan Decorte dreht sich um zwei außergewöhn­
liche Liebesgeschichten. Es gibt Musik, Text, Bild
und Tanz. Und vier außergewöhnliche Bühnenper­
sönlichkeiten, die sich auf die Suche machen nach
schlichten Bildern für große Phänomene wie Liebe,
Sehnsucht und Tod. Dabei gibt es keine Virtuosität,
keine trainierten Körper, keine strenge Tanzgram­
matik – aber es gibt die Anarchie der Bewegung, die
stockende Schönheit des Scheiterns. Much Dance
wird eine nächste Station sein auf Jan Decortes Su­
che nach Abstraktion und Klarheit. Er wird für diese
Produktion sein typisches ´kindliches` Sprachidiom
mit der Lyrik des Körpers konfrontieren.
„Die bewusst schlichten choreografischen Anord­
nungen wirken wie eine Katharsis nach all dem
übervirtuosen Rumgeturne im zeitgenössischen
Tanz. Aber man lasse sich von Decortes „kindli­
chem“ Stil nicht täuschen. Das Stück ist äußerst fein
durchkomponiert, hat einen entspannten Rhythmus
zwischen Stille und Soundkulisse, Licht und Schat­
ten, Ruhe und Aktion.“ (Münchner Merkur)
Mit — Benny Claessens, Jan Decorte, Risto Kübar, Sigrid Vinks
Regie — Jan Decorte
Bühne — Johan Daenen / Kostüm — Sofie D´Hoore / Licht — Luc Schaltin
ruhr3.com/MU
18
Meg Stuart / Damaged Goods & MK:
New Work 2015
Tanz
17. 18. 19. 20. 09. — 20:00
PACT Zollverein, Essen
Tickets — 20,– / 30,– € / Ermäßigt ab 10,– €
„Mehr als meine Bilder habe ich nichts geliebt in
meinem Leben. Der Abschied von ihnen war der
schmerzvollste – schlimmer als der Tod meines Va­
ters, meiner Mutter, meiner Schwester.“ Das sag­
te Cornelius Gurlitt im November 2013, nachdem
mehr als tausend zur Zeit des Nationalsozialismus
verschollene Bilder in seiner Münchner Wohnung
entdeckt und beschlagnahmt wurden.
In ihrer neuen Choreografie lässt Meg Stuart sich
von Gurlitt und anderen besonderen Menschen in­
spirieren und fokussiert sie auf nonkonformistische
Formen von Liebe und Intimität. Fremde tauchen
auf, sie befinden sich an einem gemeinschaftlichen
Ort, als wären sie von einer göttlichen Kraft zusam­
mengebracht. Eine Produktion über die Attraktivität
der friedlichen Isolation und über die Wirklichkeit,
die unwiderruflich einsickert.
Meg Stuart: „Liebe nimmt so viele Formen an. War­
um konnte er den Genuss nicht mit anderen Men­
schen teilen? Es bleibt unmöglich zu verstehen,
warum er seine Bilder verborgen hielt. Warum war
er so geizig? Wie könnte man seine tiefe Trauer, die
auf die Entdeckung folgte, erklären? Für diese Pro­
duktion denke ich nicht “groß„, eher “klein„, sogar
mikroskopisch klein. Die flüchtigsten Empfindun­
gen bekommen eine enorme Bedeutung. Ich glau­
be, dass die Offenheit auf der Bühne sehr wichtig
wird, die Transparenz, eine bestimmte Einfachheit.
Alles fängt mit der Berührung an.“
Kreiert mit und performed von — Neil Callaghan, Jared Gradinger,
Leyla Postalcioglu, Maria F. Scaroni, Claire Vivianne Sobottke,
Kristof van Boven, Paul Lemp, Marc Lohr, Stephan Rusconi
Choreografie — Meg Stuart, Damaged Goods / Bühne — Doris Dziersk
Kostüm — Nadine Grellinger / Licht — Jurgen Kolb / Musik — Paul Lemp
Dramaturgie — Jeroen Versteele
Eine Produktion von Damaged Goods und den Münchner Kammerspielen in Koproduktion mit der Ruhrtriennale
und PACT Zollverein (Essen).
ruhr3.com/NW
Nomanslanding
19
Installation
15. 08. – 13. 09. — tägl. 14:00–23:00
Ehemaliger Eisenbahnhafen Ruhrort, Duisburg
Eintritt frei
„Nomanslanding erzählt Geschichten vom Leben
am und auf dem Wasser und führt die Besucher an
den Punkt der Ungewissheit zwischen dem Eigenen
und dem Fremden.“
Die begehbare Installation ist eine sinnliche Er­
fahrung des Übergangs; ein Versuch, die uns vom
Fremden trennende Kluft zu überbrücken und eine
Begegnung auf gemeinsamem Terrain zu ermögli­
chen. Es entsteht ein Raum mit einzigartiger Atmo­
sphäre, in dem miteinander über Geschichte, Erin­
nerungen und Erfahrungen reflektiert werden kann.
Nomanslanding ist über zwei auf dem Wasser
schwimmende Stege von einander gegenüber­
liegenden Ufern aus zugänglich. Sie umfasst zwei
große, bewegliche Plattformen, die sich auf der
Wasserfläche allmählich zu einem Dom in Form
einer Halbkugel vereinigen. Im so entstehenden
Innenraum haben die Besucher teil an einem ein­
maligen Ereignis: Im allmählich sich verdunkelnden
Raum ist eine Sound-Collage zu hören, die nach
dem kompletten Zusammenschluss der beiden
Teile im live gesungenen Part eines Performers
kulminiert.
Die Gemeinschaftsproduktion Nomanslanding der
fünf international renommierten Künstler Robyn
Backen (AUS), Andre Dekker (NL), Graham Eatough
(UK), Nigel Helyer und Jennifer Turpin (beide AUS)
wird nach den Stationen Sydney (April 2015) und
Glasgow (Juli 2015) im Rahmen der Ruhrtriennale
ab 14. August 2015 in Duisburg-Ruhrort gezeigt.
Nomanslanding entsteht in enger Zusammenarbeit
zwischen der Sydney Harbour Foreshore Authority,
Glasgow Arts / Merchant City Festival und Urbane
Künste Ruhr.
Künstler — Robyn Backen, Andre Dekker, Graham Eatough,
Nigel Helyer, Jennifer Turpin
Kuratoren — Katja Aßmann, Michael Cohen, Lorenzo Mele
Eine Koproduktion zwischen Urbane Künste Ruhr / Ruhrtriennale und Glasgow Arts / Merchant City Festival,
Sydney Harbour Foreshore Authority.
ruhr3.com/N
20
Atelier Van Lieshout: The Good, the Bad
and the Ugly
Installation / Neue Arbeit
15. 08.–26. 09. — täglich 13:00–21:00
Jahrhunderthalle Bochum
Eintritt frei
Im Sommer 2015 wird vor der Jahrhunderthalle
Bochum ein Dorf entstehen. An einem Ort, an dem
über 130 Jahre Tausende von Arbeitern Stahl ge­
kocht, gewalzt, geschmiedet und gehämmert ha­
ben, wird eine außergewöhnliche Siedlung, eine
Installation errichtet: The Good, the Bad and the
Ugly.
Das Atelier Van Lieshout schafft einen lebendi­
gen und aufregend-chaotischen Ort für Besucher,
Künstler, Festivalmacher, Studierende und alle Neu­
gierigen. Im Zentrum steht eine große Gebäudes­
kulptur, das „Refectorium“, Spielort der Ruhrtrien­
nale, wo u.a. die Werkstattgespräche stattfinden.
Umgeben ist das „Refectorium“ von neuen und iko­
nografischen Arbeiten aus dem Atelier Van Lieshout
wie „Domesticator“, „BarRectum“, „BikiniBar“ oder
„Workshop for Weapons and Bombs“.
Zahlreiche, unterschiedliche datschaähnliche
Behausungen siedeln labyrinthartig auf dem Ge­
lände der Jahrhunderthalle. In diesen Datschen
kann übernachtet werden; auch Künstlerinnen und
Künstler werden sich hier niederlassen.
Das Atelier Van Lieshout ist ein interdisziplinär ar­
beitendes Studio, das von Rotterdam aus interna­
tional agiert. Die oft provokativen Werke bewegen
sich auf der Grenze von Kunst, Architektur und
Design. Wiederkehrende Motive und Themen sind
Selbstbestimmung und Macht, Autarkie und Anar­
chie, Politik und Sex.
Dieses Dorf ist ein Treffpunkt – The Good, the Bad
and the Ugly ist das Festivalzentrum der Ruhrtrien­
nale 2015.
Installation — Atelier Van Lieshout
Eine Produktion der Ruhrtriennale.
ruhr3.com/G
Ausstellungsstück:
Schaufensterkunst in Bochum,
Dinslaken und Duisburg-Ruhrort
21
Installation / Neue Arbeiten
15. 08.–26. 09. — täglich 7:00–1:00
Fußgängerzonen in Bochum, Dinslaken und Duisburg
Eintritt frei
In diesen Läden und Schaufenstern liegen schon
lange keine Waren mehr aus. Hier wird nicht ver­
kauft, hier wird höchstens noch der Mangel verwal­
tet. Doch damit ist jetzt Schluss. Die Ruhrtriennale
macht leer stehende Schaufenster zu neuen Kunst­
räumen. Verwaiste Ladenlokale werden zu Galerien
auf Zeit. Jedes Werk ein Ausstellungsstück. Unver­
käuflich, unbezahlbar, aber 24 Stunden am Tag zu
besichtigen, für die gesamte Dauer des Festivals.
Verteilt über drei Städte des Ruhrgebiets zeigen
junge Künstler im Rahmen der Campustriennale
Rauminstallationen und Werke, die eigens für die
leeren Schaufenster entstanden sind. Man kann sie
ablaufen wie einen Parcours. Vor einer Vorstellung,
nach einer Aufführung oder einfach zwischendurch.
Morgens, mittags, nachts. Zu entdecken ist eine
neue Künstlergeneration und ein neuer Blick auf
das Stadtbild von Bochum, Dinslaken und Duisburg.
Das gibt es nicht mal im Ein-Euro-Shop: Kunst for
free. Und für alle. Come and find out!
Kurator — Vasco Boenisch
Eine Produktion der Ruhrtriennale.
Dank an Bochum Marketing GmbH, GFW Duisburg, Kreativkreis Ruhrort und Wirtschaftsförderung Dinslaken.
Besonderer Dank an Raimund Bauer, Katharina Fritsch, Heiner Goebbels, Mischa Kuball, Olaf Nicolai, Marcel Odenbach,
Karl-Heinz Petzinka, Markus Selg, Joep van Lieshout
ruhr3.com/AU
22
Julian Rosefeldt: The Creation (working title)
Installation / Neue Arbeit
28. 08.–26. 09.
Pumpenhalle, Landschaftspark Duisburg-Nord
Eintritt frei
Die Film-Installation entsteht auf der Grundlage
der Filmbilder, die Julian Rosefeldt für das Konzert
von Joseph Haydns „Die Schöpfung“ eingefangen
hat. Rosefeldt sucht dafür dezidiert Szenerien,
in denen das sogenannte Anthropozän Ausdruck
findet: Das Zeitalter also, in dem die Erde als eine
von Menschen gemachte erscheint. In meditativen
Kamerafahrten folgt der Berliner Filmkünstler den
Fluchtlinien einer globalisierten Welt und dekonst­
ruiert das Verhältnis von Mensch und Umwelt, von
Kultur und Natur. Die Film-Installation tritt in direk­
ten Dialog zur industriellen Umgebung des Land­
schaftparks Duisburg-Nord.
Film und Konzept — Julian Rosefeldt
Eine Produktion der Ruhrtriennale.
ruhr3.com/C
Mozart Requiem / Sieben Klangräume
23
Musik
04. 05. 09. — 20:00
Maschinenhalle Zweckel, Gladbeck
Tickets — 20,– / 30,– / 40,– / 55,– € / Ermäßigt ab 10,– €
So sehr Wolfgang Amadeus Mozarts Requiem in
unserem Bewusstsein als einzigartiges Ausnahme­
werk verankert ist, so sehr müssen wir doch auch
mit der unumstößlichen Tatsache leben, dass Mo­
zarts eigene Arbeit an dieser Totenmesse Fragment
geblieben ist. Die Ergänzungen und selbständigen
Komponierarbeiten, die Mozarts Schüler Franz Xa­
ver Süßmayr an dem hinterlassenen Torso vorge­
nommen hat, sind zudem von fragwürdiger Quali­
tät. Deshalb sind bis in die jüngere Vergangenheit
einige Versuche unternommen worden, das Re­
quiem besser als Süßmayr fertig zu komponieren.
Einen ganz anderen Weg ging der zeitgenössische
Komponist Georg Friedrich Haas 2005 im Auf­
trag der „Internationalen Stiftung Mozarteum“:
Er komponierte sieben „Klangräume“ für dieselbe
Instrumentalbesetzung, die auf das Requiem for­
dert; in die bewegten Klangflächen hinein dekla­
miert der Chor hin und wieder Auszüge aus einem
Brief der Stadt Wien, der Mozart kurz vor seinem
Tod in gezwirbeltem Amtsdeutsch als Anwärter auf
das Domkapellmeisteramt an St. Stephan bestätigt.
Haas legte fest, dass seine Klangräume im Wechsel
mit den von Mozart fragmentarisch hinterlassenen
Sätzen des Requiems gespielt werden sollen; alle
von Süßmayr komponierten Stimmen und Sätze ha­
ben dafür zu entfallen. Eine radikale, aber höchst
aufregende Lösung, die – in diesem Programm sinn­
voll eingebettet in Musik von Bach und Ligety – das
Requiem in ein völlig neues Licht stellt.
ChorWerk Ruhr / Bochumer Symphoniker
Sopran — Sibylla Rubens / Alt — Ingeborg Danz / Tenor — Dominik Wortig
Bass — Tareq Nazmi / Violone — Günter Holzhausen /
Orgel — Christoph Anselm Noll /
Musikalische — Leitung Florian Helgath
Eine Produktion von ChorWerk Ruhr für die Ruhrtriennale.
ruhr3.com/M
24
Collegium Vocale Gent: Ich elender Mensch
Musik
16. 08. — 19:00
Jahrhunderthalle Bochum
Tickets — 20,– / 30,– / 40,– / 55,– € / Ermäßigt ab 10,– €
Philippe Herreweghe, einer der wichtigsten
Bach-Interpreten unserer Zeit, lässt sich nur selten
dazu überreden, eine Oper oder ein Musiktheater
zu dirigieren. Seine musikalischen Interpretationen
zielen direkt auf die Essenz von Bachs Partituren.
Im Lauf der Jahre sind sie immer introvertierter
geworden und konzentrieren sich immer mehr aufs
Wesentliche. Der Dirigent zögerte dennoch nicht
zuzusagen, als Johan Simons ihn bat, mit seinem
weltberühmten „Collegium Vocale Gent“ Musik
von Johann Sebastian Bach in seiner Inszenierung
von „Accattone“ zu interpretieren. Sie stellten für
die Eröffnungsproduktion der Ruhrtriennale eine
völlig neue Passion aus Arien, Chören und Chorä­
len verschiedener Kantaten Bachs zusammen: eine
Art „Accattone-Passion“. Das Collegium Vocale
Gent unter Herreweghe interpretiert die Kantaten,
aus denen diese Fragmente stammen, in zwei Kon­
zerten. Die Jahrhunderthalle Bochum bildet den
idealen Rahmen für Bachs Vokalmusik, in der die
Spannung zwischen Materie und Geist im Mittel­
punkt steht – zwischen dem irdischen Jammertal
und dem himmlischen Paradies.
Collegium Vocale Gent
Sopran — Dorothee Mields / Countertenor — Damien Guillon
Tenor — Thomas Hobbs / Bass — Peter Kooij /
Musikalische Leitung — Philippe Herreweghe
Komposition — Johann Sebastian Bach
Eine Produktion der Ruhrtriennale
Gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes.
ruhr3.com/I
Collegium Vocale Gent:
Ich hatte viel Bekümmernis
25
Musik
21. 08. — 19:00
Jahrhunderthalle Bochum
Tickets — 20,– / 30,– / 40,– / 55,– € / Ermäßigt ab 10,– €
Philippe Herreweghe, einer der wichtigsten
Bach-Interpreten unserer Zeit, lässt sich nur selten
dazu überreden, eine Oper oder ein Musiktheater
zu dirigieren. Seine musikalischen Interpretationen
zielen direkt auf die Essenz von Bachs Partituren.
Im Lauf der Jahre sind sie immer introvertierter
geworden und konzentrieren sich immer mehr aufs
Wesentliche. Der Dirigent zögerte dennoch nicht
zuzusagen, als Johan Simons ihn bat, mit seinem
weltberühmten „Collegium Vocale Gent“ Musik
von Johann Sebastian Bach in seiner Inszenierung
von „Accattone“ zu interpretieren. Sie stellten für
die Eröffnungsproduktion der Ruhrtriennale eine
völlig neue Passion aus Arien, Chören und Chorä­
len verschiedener Kantaten Bachs zusammen: eine
Art „Accattone-Passion“. Das Collegium Vocale
Gent unter Herreweghe interpretiert die Kantaten,
aus denen diese Fragmente stammen, in zwei Kon­
zerten. Die Jahrhunderthalle Bochum bildet den
idealen Rahmen für Bachs Vokalmusik, in der die
Spannung zwischen Materie und Geist im Mittel­
punkt steht – zwischen dem irdischen Jammertal
und dem himmlischen Paradies.
Collegium Vocale Gent
Sopran — Dorothee Mields / Countertenor — Damien Guillon /
Tenor — Thomas Hobbs / Bass — Peter Kooij
Musikalische Leitung — Philippe Herreweghe
Komposition — Johann Sebastian Bach
Gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes.
Eine Produktion der Ruhrtriennale
ruhr3.com/I
26
Hommage an Gerard Mortier
Musik
16. 08. — 15:00
Kraftzentrale, Landschaftspark Duisburg-Nord
Tickets — 20,– / 30,– / 40,– / 55,– € / Ermäßigt ab 10,– €
Im März 2014 ist Gerard Mortier gestorben. Er war
nicht nur der visionärste Operndirektor der ver­
gangenen Jahrzehnte, sondern auch der Gründer
und erste Intendant der Ruhrtriennale – eines Fes­
tivals, das heute ohne ihn nicht das wäre, was es
ist. Von 2002 bis 2004 zeichnete er die Konturen
für einen erneuernden Umgang mit den darstellen­
den Künsten, in Räumen, die er selbst gern als „die
Kathedralen der Industriekultur“ umschrieb. Für Jo­
han Simons, der auf Mortiers Bitte unter anderem
die Ruhr-Oper „Sentimenti“ inszenierte, war er ein
Mentor und Freund.
Mortiers Tod hinterlässt eine große Lücke. Die
Ruhrtriennale erweist ihm am Eröffnungswoche­
nende der Saison 2015 auf besondere Weise die
Ehre. Mit Sylvain Cambreling, Teodor Currentzis
und Emilio Pomàrico stehen drei Dirigenten auf dem
Podium, die regelmäßig mit Mortier zusammenge­
arbeitet haben und wie er davon überzeugt sind,
dass die Oper auch heute eine lebendige Theater­
form ist. Unter ihrer Leitung spielt das Klangforum
Wien, das während Mortiers Ruhrtriennale in der
Vorstellung „WOLF!“ zu hören war, Musik von Alban
Berg, Anton Webern, Olivier Messiaen und Giacin­
to Scelsi, Komponisten, die Mortier besonders am
Herzen lagen.
Sopran — Sarah Wegener, Natalia Pschenitschnikova
Klangforum Wien
Musikalische Leitung — Sylvain Cambreling, Teodor Currentzis, Emilio Pomàrico
Eine Produktion der Ruhrtriennale und des Klangforum Wien.
ruhr3.com/H
Joseph Haydn: Die Schöpfung
27
Musik / Neue Arbeit
27 08. — 20:00
Kraftzentrale, Landschaftspark Duisburg-Nord
Tickets — 20,– / 30,– / 40,– / 55,– € / Ermäßigt ab 10,– €
Das Oratorium – Haydn betrachtete es als eines
seiner besten Werke – bezieht sich nicht nur auf
die jüdisch-christliche Tradition des Ursprungs, es
ist auch ein geistiges Produkt der Aufklärung: Eine
Hymne auf Gott, den Schöpfer, auf die Natur und
auf den Menschen.
Basierend auf John Miltons Versepos Paradise Lost
sowie der biblischen Genesis und den Psalmen,
entwirft der Text einen Gott, der die Natur als har­
monischen Kosmos schafft. Der Mensch geht dabei
nahezu gottgleich aus der Schöpfung hervor. Adam
und Eva erscheinen weder demütig noch bußfertig.
Sie sind schön und würdevoll, mit Mut, Freiheit und
Stärke gesegnet.
Unter der musikalischen Leitung des belgischen
Dirigenten René Jacobs unterziehen Collegium
Vocale Gent und B’Rock Orchestra Haydns Partitur
einer expressiven, geradezu vitalistischen Inter­
pretation. Jacobs erntete für seine 2009 entstan­
dene Aufnahme von Die Schöpfung großen Beifall
von Publikum und Kritik. Für die Aufführung in der
Kraftzentrale in Duisburg entwickelt der Berliner
Filmkünstler Julian Rosefeldt ein bewegtes Szenen­
bild: Sein Film, der simultan zum Konzert abläuft,
reflektiert die idealisierte Schöpfungsidee Haydns
aus der Perspektive einer globalisierten Gegenwart.
Inmitten einer postkapitalistischen Welt, die sich
der Mensch längst Untertan gemacht hat, begibt
sich Julian Rosefeldt gemeinsam mit René Jacobs
auf die Suche nach den Überbleibseln einer ur­
sprünglichen Harmonie.
B’Rock Orchestra / Collegium Vocale Gent
Sopran — Sophie Karthäuser / Tenor — Maximilian Schmitt
Bass — Johannes Weisser
Komposition — Joseph Hayd
Musikalische Leitung — René Jacobs / Film — Julian Rosefeldt
Eine Produktion der Ruhrtriennale.
Gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes. Mit freundlicher Unterstützung des Vereins der Freunde und Förderer der
Ruhrtriennale e.V.
ruhr3.com/S
28
Ritournelle
Musik
15. 08. — Einlass 18:00, Konzerte ab 20:00
Jahrhunderthalle Bochum
Tickets — 40,– € / Ermäßigt 20,– €
Zur Eröffnung des Festivals ein Fest: Auf dem ge­
samten Gelände der Bochumer Jahrhunderthalle
– Open Air und Indoor – präsentiert sich am Er­
öffnungswochenende der Ruhrtriennale ein Quer­
schnitt avancierter – im weitesten Sinne: elektro­
nischer – Musik. Eine ganze Nacht voller Konzerte
und DJ-Sets, bei denen der Hörer immer auch Teil­
nehmer, bei denen Klang vor allem energetisches
Potenzial ist: Zuhören macht Sinn, es darf auch ge­
tanzt werden.
Im Fokus steht dabei das Berliner Plattenlabel
City Slang, das im 25. Jahr seines Bestehens zu
den wichtigsten Indie-Plattformen der Gegenwart
gehört und eine große Vielfalt unterschiedlicher
Stile und Genres unter einem Dach vereint. An­
gefangen bei Caribou, die wie keine andere Band
die Covers der Musikmagazine des letzten Jahres
zierte und mit einem Sound zwischen psychedeli­
scher Entrücktheit, spiritistischer Melancholie und
clubbigem Drive das Lebensgefühl einer Generati­
on beschreibt. Oder etwa The Notwist, deren 2014
erschienenes Album Close To The Glass den Spagat
zwischen fragiler Singer-Songwriter-Tradition und
avantgardistischer Synthesizer-Ästhetik meisterte
und bereits jetzt als Meilenstein zeitgenössischer
Popmusik gilt.
Gemeinsam mit dem Essener Club Goethebunker
wird ein Floor programmiert. Das Programm kon­
zentriert sich einerseits auf die Aushängeschilder
einer internationalen Clubkultur, andererseits auf
Vertreter der lokalen Musik- und Clubszene des
Ruhrgebiets.
Schließlich wird es auch zwei besondere Arbeiten
Karlheinz Stockhausens zu sehen bzw. „hören“ ge­
ben: „Gesang der Jünglinge“ markiert eines seiner
ersten, das Surround-Erlebnis „Cosmic Pulses“ sein
letztes Meisterwerk der elektronischen Musik.
Mit — Caribou, The Notwist, Goethebunker DJs, Roman Flügel, Barnt, Rødhåd
Klanginstallation mit der Musik von Karlheinz Stockhausen
Eine Produktion der Ruhrtriennale in Zusammenarbeit mit City Slang und Goethebunker Essen.
ruhr3.com/RI
Owen Pallett: Solo
29
Musik
05. und 06. 09. — 20:00
PACT Zollverein, Essen
Tickets — 30,– € / Ermäßigt 15,– €
Der kanadische Singer-Songwriter und Komponist
Owen Pallett gilt als einer der spannendsten Künst­
ler des Grenzgebiets zwischen Popkultur und klas­
sischer Tradition. Als Solokünstler kreiert er emo­
tional unmittelbar wirksame Indie-Pop-Stücke mit
komplexen Arrangements und Texten, die sich im
Spannungsfeld von queerer Gegenwartslyrik und
postmoderner Theoriebildung bewegen. Der Kom­
ponist Nico Muhly beschreibt sein eklektisches
Songwriting als „kuratorische Geste“, die sich bei
Laurie Anderson genauso wie bei Wagner’schen
Streichersätzen und westafrikanischen Rhythmus­
mustern bedient.
Für seinen Soundtrack zu Spike Jonzes Film Her
wurde Owen Pallett 2014 für den Oscar nominiert.
Darüber hinaus ist der studierte Komponist als Or­
chester-Arrangeur regelmäßig für Popgrößen wie
Arcade Fire, Pet Shop Boys oder sogar Robbie Wil­
liams tätig.
Für die Ruhrtriennale arbeitet Owen Pallett an ei­
ner Solo-Show, bei der er unter anderem einige
unveröffentliche Stücke seines 2016 erscheinen­
den Albums präsentieren wird. Seine Solo-Auftritte
zeichnen sich dadurch aus, dass Pallett neben sei­
nem Gesang auch mit Violine, Piano und Keyboard
auf der Bühne arbeitet, dabei einzelne Sequenzen
live in Loops verwandelt und moduliert.
Mit — Owen Pallett
Eine Produktion der Ruhrtriennale.
ruhr3.com/SO
30
80 Jahre Terry Riley
Musik
29. 08. — 19:30
Jahrhunderthalle Bochum
Tickets — 20,– / 30,– / 40,– € / Ermäßigt ab 10,– €
Als einer der Urväter der Minimal Music brach­
te Terry Riley westliche klassische Musiktraditio­
nen zusammen mit unterschiedlichen ethnischen
Soundkulturen, etwa der afrikanischen, der indi­
schen oder der indonesischen Musik. Sein Beitrag
für die Musik des Abendlandes ist die Wiederein­
führung der Wiederholung – nicht als begleitende
rhythmische Struktur, sondern als primäres Stilmit­
tel. Riley beeinflusste in den 1960er und 70er Jah­
ren nicht nur klassische Komponisten auf der gan­
zen Welt, sondern auch die Musik von The Velvet
Underground oder Krautrockbands wie Faust und
Can. Sein Wirken bleibt bis heute spürbar, vor al­
lem für den loop-basierten Bereich der elektroni­
schen Musik: Auf Techno etwa – eine Musikform,
die durch lang andauernde repetitive Strukturen
auf psychophysische Reaktionen wie Trance- und
Ekstase-Zustände abzielt – üben die mantrahaften
Wiederholungsstrukturen von Riley einen besonde­
ren Reiz aus.
Für die Terry Riley Nacht interpretieren zeitgenössi­
sche Musiker einige Stücke von Terry Riley neu: So
interpretieren Ex-Battles-Frontmann Tyondai Bra­
xton und Mouse on Mars sein wohl bekanntestes
Stück „In C“ neu. Mit eigens entwickelten Instru­
menten und neuen Soundquellen beschwören die
Musiker hier einen nie gehörten Klangkosmos.
Mit Mouse on Mars, Sonic Robots, Tyondai Braxton
musikalische Leitung — André de Ridder
Eine Produktion der Ruhrtriennale.
ruhr3.com/8
Konzerte im Maschinenhaus: Inferno
31
Musik
21. 09. — 20:00
Maschinenhaus, Essen
Tickets — 20,– / 30,– € / Ermäßigt ab 10,– €
Teodor Currentzis hat in der russischen Stadt Perm,
im Ural, sein eigenes Musiklaboratorium: das Or­
chester MusicAeterna. Der griechisch-russische
Dirigent, der international als visionärer Vertreter
einer neuen Künstlergeneration gefeiert wird, will
nicht nur das traditionelle Repertoire radikal neu
interpretieren, sondern auch grundlegend die Ar­
beitsweise eines Symphonieorchesters zur Diskus­
sion stellen. Musiker sollen laut Currentzis die ur­
sprüngliche Motivation zurückfinden, die sie einst
dazu gebracht hat, ihr Leben der Musik zu widmen.
„Ich will eine neue Art Orchester ins Leben rufen,
eine Art musikalisches Kloster oder musikalische
Kommune“, sagt der Dirigent, der jeden Tag der
Woche rund um die Uhr mit seinem Orchester ar­
beitet. In Perm lesen sie zusammen Poesie, disku­
tieren über Theater, trinken Wein und improvisieren
– manchmal machen sie Kammermusik bis vier Uhr
morgens. Bei der Ruhrtriennale spielen Musiker des
Orchesters ein Kammermusikprogramm.
Mit — Solisten MusicAeterna
Eine Produktion der Ruhrtriennale.
ruhr3.com/K
32
Konzerte im Maschinenhaus: Hephaistus
Musik
14. 09. — 20:00
Maschinenhaus, Essen
Tickets — 20,– / 30,– € / Ermäßigt ab 10,– €
In der griechischen Mythologie war Hephaistos der
Gott der Schmiedekunst und der Handwerker, der
Metalle und der Verhüttung, des Feuers und der
Vulkane, unter denen seine Werkstatt lag. Es war
dieser göttliche Schmied, der Prometheus an einen
Felsen im Kaukasus kettete. Im Konzert „Hephaes­
tus“ nehmen der experimentelle finnische Elektro­
nikmusiker Mika Vainio und der belgische Cellist
Arne Deforce das Publikum mit auf eine faszinie­
rende Tour entlang der fünf Flüsse der griechischen
Unterwelt. ‚Hephaestus‘ verbindet die reiche Akus­
tik der Cellotechniken von Deforce mit der rauen
Expressivität von Vainios elektronischer Musik. Die
Musik reflektiert die antiken Symbole der griechi­
schen Mythologie und leitet den Zuhörer durch
verschiedene physische, emotionale und psycholo­
gische Zustände.
Arne Deforce ist für seine begeisterten, leiden­
schaftlichen Interpretationen zeitgenössischer und
experimenteller Musik bekannt. Er konzentriert sich
vor allem auf das Solo- und Kammermusikrepertoire
von Komponisten wie Xenakis, Cage, Feldman und
Stockhausen. Mika Vainio war die eine Hälfte von
„Pan Sonic“, einem elektronisch-minimalistischen
Duo aus Finnland. Sein Solowerk erstreckt sich von
abstrakten Drones bis zu Minimal-Techno-Kompo­
sitionen und zeichnet sich aus durch gleichzeitige
Wärme und Rauheit aus. Für die neue Produktion
von „Das Rheingold“ bei der Ruhrtriennale schreibt
Vainio auf Bitte des Dirigenten Teodor Currentzis
zusätzliche elektronische Kompositionen. Es ist da­
rum auch kein Wunder, dass Vainio in „Hephaestus“
ebenfalls die Ambosse verwenden will, auf denen
Wagner den Ring des Nibelungen schmieden lässt.
Elektronische Musik — Mika Vainio
Cello — Arne Deforce
Eine Produktion der Ruhrtriennale.
ruhr3.com/K
Konzerte im Maschinenhaus: Hauschka
33
Musik
17. 08. — 20:00
Maschinenhaus, Essen
Tickets — 20,– / 30,– € / Ermäßigt ab 10,– €
Klassische Tradition und Pop-Musik haben im 21.
Jahrhundert in einer Weise zusammengefunden,
die alte Differenzierungsbemühungen zwischen
E und U endgültig als anachronistisch erscheinen
lässt. Der Pianist Volker Bertelmann, der unter
dem Pseudonym Hauschka seine Kompositionen
veröffentlicht, hat maßgeblich zur Hybridisierung
dieser Welten beigetragen. Seine Veröffentlichun­
gen lassen avantgardistische Referenzen, wie Ca­
ges ‚präpariertes Piano‘ mit Einflüssen elektroni­
scher Popularmusik reagieren. In den letzten Jah­
ren konzentrierte Bertelmann sich verstärkt auf
interdisziplinäre Kunstprojekte, schrieb Musik für
Installationen und arbeitet als Theater- und Film­
komponist. Anfang 2015 entwickelte Hauschka ge­
meinsam mit den Münchner Philharmonikern eine
Reihe von Stücken und er eröffnete mit dem MDRSinfonie-Orchester das Leipziger Jazzfestival. Für
die Konzertreihe ‚Höllenfahrten‘ bei der Ruhrtrien­
nale präsentiert Hauschka eigene Kompositionen,
die unter dem Titel Abandoned Cities auf dem La­
bel City Slang veröffentlicht wurden. Als Inspiration
dienten Bertelmann verlassene Geisterstädte.
Piano — Hauschka
Eine Produktion der Ruhrtriennale.
ruhr3.com/K
34
Konzerte im Maschinenhaus:
… wie die Orotschen sagen …
Musik
07. 09. — 20:00
Maschinenhaus, Essen
Tickets — 20,– / 30,– € / Ermäßigt ab 10,– €
Der Kontrabassist und Künstler Peter Jacquemyn
gehört zur Spitze der internationalen Improvisati­
onsszene. Mit ungezügelter Energie ringt er in sei­
nen Performances liebevoll mit seinem Kontrabass.
In diesem Kampf sind alle Mittel erlaubt: der Einsatz
mehrerer Bögen, eingedellter Getränkedosen, von
Plastiktüten, zerknülltem Papier, von Dämpfern,
Blechbläsern, neu bespannten Saiten usw. Bei der
Ruhrtriennale tritt er mit der Geigerin Gunda Gott­
schalk aus Wuppertal und dem Tubisten Carl Ludwig
Hübsch auf. Gemeinsam suchen sie ein Klangbild,
das eine Brücke zwischen der Komplexität der heu­
tigen Kunstmusik und dem erzählerischen Reich­
tum traditioneller Musik schlägt – und zwar durch
die Abenteuerlust, Energie und Expressivität freier
Improvisation. In der Performance „Wie die Orot­
schen sagen“ lässt das Trio sich von Schöpfungs­
mythen aus der Mongolei und Sibirien inspirieren.
„Flüssige Erde vor der Schöpfung, drei Sonnen, al­
les brodelt. Was ist zu tun, wenn die Erde siedet?
Wenn Wasser, Wind und fester Boden eine insta­
bile Einheit bilden? Wenn die Erde ein Urbrei ist?
Drei Geschwister-Sonnen versengen gnadenlos die
Oberfläche. Dort ist Leben unmöglich. Alles Or­
ganische entzündet sich unmittelbar und die Erze,
Metalle und Mineralien kleben aneinander. Wir öff­
nen die Tore zur Hölle und singen für Sie unseren
tiefsten Ton.“ (Peter Jacquemyn)
Kontrabass, Posaune, Gesang — Peter Jacquemyn
Violine, Viola, Gesang — Gunda Gottschalk
Basstuba, Gesang — Carl — Ludwig Hübsch
Projektion — Sigrid Tanghe
Eine Produktion der Ruhrtriennale.
ruhr3.com/K
Konzerte im Maschinenhaus: Via Crucis
35
Musik
24. 08. — 20:00
Maschinenhaus, Essen
Tickets — 20,– / 30,– € / Ermäßigt ab 10,– €
Franz Liszt wurde zeitlebens als romantischer Zau­
berer verehrt, dessen virtuoses Klavierspiel das
Herz vieler Frauen höher schlagen ließ. Darüber
wird oft vergessen, dass Liszt auch einer der gro­
ßen Erneuerer der Musikgeschichte war, der nach
eigener Aussage den Ehrgeiz hatte, seinen „Speer
in die unendlichen Räume der Zukunft zu schleu­
dern“. Vor allem in seinen späten Kompositionen
weist die zunehmende Dissonanz auf die Atonalität
Arnold Schönbergs voraus. Ein Werk wie „La lugu­
bre gondola“ (Die Trauergondel) blieb bis weit ins
20. Jahrhundert hinein unverstanden. Die Version
für Klaviersolo von Via Crucis, Liszts ehrgeizigem
Werk über Kreuzweg und Grablegung Christi, mus­
ste bis 1980 auf seine Veröffentlichung warten.
Reinbert de Leeuw, der vor allem als Pianist und
Dirigent zeitgenössischer Musik bekannt ist, hat in
den Niederlanden schon früh eine Lanze für Liszts
Spätwerk gebrochen. Zusammen mit der Geigerin
Vera Beths sorgte er für die Welturaufführung von
„La Notte“ in der Version für Klavier und Violine.
Via Crucis gehört zu den Lieblingswerken von de
Leeuw. In einem Interview bezeichnete er ein D an
der vierten Station des Kreuzwegs „als die schönste
Note aus der Musikgeschichte“.
Piano — Reinbert de Leeuw
Violine — Vera Beths
Eine Produktion der Ruhrtriennale.
ruhr3.com/K
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Campustriennale
Hier treffen sich Talente und Künstler von morgen. Im College erleben
Studierende aus aller Welt die Ruhrtriennale hautnah: bei Vorstellungs­be­
suchen, Künstlergesprächen, mehrtägigen Seminaren und Diskus­sio­nen.
Die Masterclass ermöglicht jungen Künstlerkollektiven, ihre eigenen krea­
tiven Visionen während des Festivals zu realisieren. Sie entwickeln Aufführungen inspiriert vom Themenkreis der Spielzeit „Unter Welten“ und
werden unterstützt von international renommierten Künstlerinnen und
Künstlern. Präsentation an zwei langen Theaterabenden am 12. und
13.09.2015. Im Rahmen der Exhibition werden leer stehende Schaufenster
zu Kunsträumen. Die Reihe „Ausstellungsstück“ zeigt Installationen von
jungen Künstlerinnen und Künstlern in verschiedenen Städten des Ruhr­
gebiets. Es entsteht ein Kunstparcours, der die gesamte Dauer des Festi­
vals besichtigt werden kann. – Die Campustriennale fördert und entdeckt
eine neue Theater- und Künstlergeneration. Seien Sie dabei: als Publikum.
Oder macht mit: als Teilnehmer.
In Zusammenarbeit mit der Allianz Kulturstiftung.
ruhr3.com
Campustriennale College
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27.–31. 08. und 10.–14. 09.
Das Festival wird zum Begegnungsort für Studie­
rende von Universitäten, Theaterinstituten und
Kunsthochschulen aus Deutschland und Europa. Sie
nehmen an Seminaren und Workshops teil, besu­
chen die Produktionen der Ruhrtriennale und tref­
fen Künstler und Verantwortliche zu Hintergrundge­
sprächen. Sie diskutieren, sie feiern, sie entdecken
das Ruhrgebiet, und sie tauschen sich aus über ihre
ganz eigenen Vorstellungen von Theater, Kunst und
Musik. Im Zentrum steht der Dialog zu ästhetischen
und kulturpolitischen Fragen. Verschiedene Fach­
richtungen treffen aufeinander, unterschiedliche
Generationen, Nationalitäten, Kulturen und Ideen.
Die Ruhrtriennale möchte mit diesem Programm
den interdisziplinären Austausch zwischen ange­
henden Künstlern, Wissenschaftlern und Theater­
machern fördern und zum Entstehen eines interna­
tionalen Nachwuchs-Netzwerkes beitragen.
Die Teilnehmerzahl ist begrenzt. Interessierte Hochschulen können sich an das
Team der Campustriennale wenden.
Eine Produktion der Ruhrtriennale.
ruhr3.com
38
Unter Welten
Campustriennale
12. und 13. 09. — 17:00, 19:00, 21:00
Start der Tour: Schauspiel Essen, Theater Oberhausen,
Ringlokschuppen Mülheim an der Ruhr
In dieser Saison ergründet die Ruhrtriennale Schöp­
fungsmythen, unternimmt Tiefenbohrungen in die
Geschichte, spürt der Kraft der Erinnerung nach
und steigt herab zu Ursprüngen, Urängsten und
legt einen Fokus auf diejenigen, die am Grund der
Gesellschaft leben. Unter Welten umfasst all das:
die Verachteten und Verstoßenen, das Vergangene,
das Verborgene und Verschüttete. – Drei junge The­
aterkollektive sind aufgerufen, in ihren eigenen Ar­
beiten diesen Themen nachzuspüren. Was bedeutet
es, Schichten freizulegen? Oder im Umkehrschluss
Dinge und Menschen zu verbergen, auszublenden,
auszuschließen? – Die Campustriennale ermöglicht
Nachwuchskünstlerinnen und Nachwuchskünst­
lern, ihre kreativen Visionen während des Festivals
zu realisieren. Drei Gruppen entwickeln Aufführun­
gen im Rahmen einer Masterclass, unterstützt von
international renommierten Künstlern und Drama­
turgen, die die Proben konstruktiv begleiten. Die
Projekte werden abschließend präsentiert an einem
langen Theaterabend, der drei verschiedene Städ­
te und Orte miteinander verbindet. Ein Trip Unter
Welten mit der Theatergeneration von morgen.
Dramaturgie — Vasco Boenisch, Matthias Frense, Tamina Theiß, Jana Zipse
Eine Produktion der Ruhrtriennale in Kooperation mit Ringlokschuppen Ruhr, Schauspiel Essen, Theater Oberhausen.
ruhr3.com/U
Forum & Dialog
39
Wir möchten die Ruhrtriennale zu einem lebendigen Festival machen, bei
dem Künstlerinnen und Künstler mit Zuschauerinnen und Zuschauern
in Kontakt kommen, bei dem wir ein Forum schaffen für Debatten und
Meinungsaustausch genauso wie gemeinsame Feste.
Seien Sie unsere Gäste nicht nur bei den vielen Aufführungen, sondern
auch davor und danach. Nehmen Sie Platz in unseren umgestalteten
Foyers und feiern Sie mit uns bei unseren immer öffentlichen Premieren­
feiern. Nehmen Sie teil an Einführungsveranstaltungen und Nach­
gesprächen. Und kommen Sie zu unseren verschiedenen Informations­
veranstaltungen, bei denen Sie die Künstler und Verantwortliche des
Festivals treffen können (Werkstattgespräche und Johans Saloon),
und zu unseren Diskussionsveranstaltungen zu aktuellen gesellschafts­
politischen Themen wie der Debatte zur Eröffnung und dem ZEIT
Forum Kultur.
ruhr3.com
40
Debatte zur Eröffnung: Die Zukunft den
Arbeitslosen! – Sieg oder Niederlage einer
Gesellschaft ohne Arbeit
Forum
14. 08. — 17:00
Zeche Lohberg, Dinslaken
Eintritt frei
Für die einen ist es das Modell der Zukunft, für
die anderen das Schlimmste, was ihnen passieren
kann: ein Leben ohne Arbeit. Fakt ist, es verändert
sich etwas. Globalisierung und De-Industrialisie­
rung verwandeln unsere Gesellschaft. Nicht nur im
Ruhrgebiet, aber hier besonders deutlich zu bemer­
ken. Opel-Schließung, Nokia-Abwanderung, Berg­
bau-Ende. Zurück bleiben Menschen, die einst der
Arbeiterstolz des Landes waren und heute aussor­
tiert werden. Wie geht unsere Gesellschaft um mit
jenen, die scheinbar zu nichts mehr gebraucht wer­
den? Andererseits: Der Wohlstand unseres Landes
kann heute dank Produktivitätssteigerung durch ein
Minimum an menschlicher Arbeit gesichert werden.
„Genau betrachtet“, befand der zu Jahresbeginn
verstorbene Soziologe Ulrich Beck, „ist Arbeitslo­
sigkeit ja keine Niederlage, sondern ein Sieg.“ Das
würde bedeuten, dass wir heute in der Lage wären,
das Lebensmodell von Pasolinis Antiheld Accattone
zu verwirklichen: Ich arbeite NICHT, also bin ich.
Erwerbsarbeit als einziger Sinnstifter unserer Exis­
tenz wird abgelehnt und abgelegt. Endlich. Oder
zwangsläufig. Doch was kommt dann?
Moderation — Bettina Böttinger
Eine Produktion der Ruhrtriennale.
ruhr3.com
ZEIT Forum Kultur:
Was interessiert mich dein Geschwätz von
gestern?! – Neue Konflikte, neue Feinde:
Hält die Geschichte noch Lösungen bereit?
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Forum
06. 09. — 11:00
Jahrhunderthalle Bochum
Tickets — 15,– € / Ermäßigt 7,50 €
„Wehret den Anfängen“, „Von deutschem Boden
darf nie wieder Krieg ausgehen“ – diese Grundsätze
entstanden 1945 aus den Erfahrungen von Krieg und
Gewaltherrschaft. Geschichte wurde nicht als et­
was Vergangenes und Abgeschlossenes begriffen,
sondern als Mahnung und Grundlage für Zukunft­
sentscheidungen. Doch es leben immer weniger
Menschen, die die Schrecken des Krieges noch aus
eigener Erfahrung kennen. Damit geraten Gewis­
sheiten ins Wanken. Gleichzeitig wird die Welt un­
übersichtlicher. Politische Fronten verändern sich,
neue Konflikte entstehen. Von Deutschland wird
erwartet, dass es mehr Verantwortung übernimmt.
Kommen wir dem Terror des IS noch mit Prinzipien
bei, die auf 70 Jahre alten Erfahrungen fußen? Wie
reagieren wir auf die Ukrainekrise? Oder allgemein
gefragt: Müssen wir unsere tradierten Koordinaten
so schnell anpassen, wie sich politische Ausgangs­
lagen ändern? Muss unser Geschichtsbewusstsein
so flexibel werden wie unsere restliche Lebens­
welt? Lässt sich Zukunft noch aus Geschichte her­
aus gestalten?
Moderation — Joseph Joffe
Eine Produktion der Ruhrtriennale in Kooperation mit der Wochenzeitung DIE ZEIT.
ruhr3.com
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Werkstattgespräche
Dialog
16. 23. 30. 08. und 13. 20. 09. — 11.00
Hallenvorplatz, Jahrhunderthalle Bochum
Tickets — 5,– €
Lernen Sie die Künstlerinnen und Künstler der
Ruhrtriennale kennen. Sie geben Einblicke in ihre
Arbeitsweisen und berichten von der Entstehung
ihrer Produktionen. Im Gespräch erörtern sie ak­
tuelle Projekte, erzählen von prägenden künstleri­
schen Erlebnissen und was sie inspiriert oder auch
furchtbar aufregt. Was sind ihre Vorstellungen der
Kunst von heute und morgen? Und Sie sind herzlich
eingeladen mitzudiskutieren. Stellen Sie Ihre Fra­
gen, sagen Sie Ihre Meinung und begegnen Sie eini­
gen der prägenden Künstler der aktuellen Spielzeit.
Termine:
16.08. Richard Siegal, Johan Simons
23.08. Susanne Kennedy, Krzysztof Warlikowski
30.08. Julian Rosefeldt, Joep van Lieshout
13.09. Teodor Currentzis, Ingo Metzmacher, André Richard
20.09. Jan Decorte, Meg Stuart
Moderation — Vasco Boenisch, Bettina Böttinger,
Anke Engelke, Nicolas Tribes
Eine Produktion der Ruhrtriennale.
ruhr3.com
Johans Saloon
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Dialog
22. 08., 05. und 19. 09. — 22:30 / 11. 09. — 23:00
Dinslaken / Essen / Duisburg
Tickets — 10,– €
Gepflegte Gespräche, gediegene Hausmusik – seit
dem 18. Jahrhundert empfingen Adel und Bourgeoi­
sie ihre Freunde und Gäste zu eigenen Salons in ih­
ren repräsentativen Wohnzimmern. Zur selben Zeit,
in den wilden Weiten Westamerikas, eröffneten
Motels und Kneipen, die schnell zu Pilgerstätten
wurden für Drinks, Spaß und den neusten Tratsch
– und dem edlen französischen Namen einen neu­
en Platz in der Kulturgeschichte einräumten: als
Saloon. Hier trafen sich gut bürgerliche Herren
genauso wie Tagelöhner und Cowboys, die zusam­
men den Abend durchzechten. Wer wissen wollte,
was los und wer in der Stadt war, kam in den Saloon
(und selten nüchtern und unversehrt wieder raus).
Bei der Ruhrtriennale öffnet Intendant Johan Si­
mons die Schwingtür zu Johans Saloon – für Künst­
lerinnen und Künstler des Festivals zu Gesprächen,
Schnaps und Unwägbarkeiten. Und für Sie. Seien
Sie schussbereit.
Mit — Johan Simons und den Künstlerinnen und Künstlern der Ruhrtriennale
Eine Produktion der Ruhrtriennale.
ruhr3.com/R
44
Junge Kollaborationen
Junge Kollaborationen ist ein Projekt für eine offene Form der kulturellen
Zusammenarbeit und Kommunikation zwischen der Ruhrtriennale, jungen
Menschen aus dem Ruhrgebiet, Künstlerinnen und Künstlern, Schulen
und anderen Institutionen.
Das Ruhrgebiet hat eine mehr als 150-jährige und vielfältige Einwande­
rungsgeschichte, es hat eine der höchsten Armutsquoten des Landes und
die meisten Flüchtlinge in Deutschland. Die Ruhrtriennale lädt alle Men­
schen ein, an einem der spannendsten europäischen Kunstfestivals teilzu­
haben.
„Junge Kollaborationen“ stellt die Frage, wie diese Teilhabe mit jungen
Menschen gelingen kann. Voraussetzung ist die Gleichwertigkeit aller
Kollaborateure in Kommunikation, Planung und Durchführung von Projek­
ten. Jeder Kollaborateur – ob Ruhrtriennale, Künstler oder Jugendlicher
– bringt seine Geschichte, sein Wissen, sein Expertentum ein, ohne dass
eine Wertung oder Hierarchisierung stattfindet. Ziel ist es, diese Bezie­
hungen untereinander sichtbar zu machen: von der Verhandlung der In­
halte bis hin zur Präsentation der Prozesse und ihrer Ergebnisse in Auffüh­
rungen und Veröffentlichungen.
Die Projekte, Werkstätten und Aufführungen von „Junge Kollaborationen“
sind eine Einladung an das Publikum, ebenfalls zu Kollaborateuren zu wer­
den.
Mit Ohne Alles
45
Junge Kooperationen
Sie haben mehr Kunst gesehen als die meisten Mit­
glieder im Verein der Freunde der Ruhrtriennale, sie
haben mit Künstlerinnen und Künstlern und Publi­
kum gesprochen, sich eine Meinung gebildet und
der Ruhrtriennale mitgeteilt – die Jurorinnen und
Juroren der Festivaljury waren ein sichtbarer und
wichtiger Teil der Ruhrtriennale 2012 bis 2014.
Ein Teil von ihnen hat als Gruppe Mit Ohne Alles ein
eigenes künstlerisches Produktionsbüro gegründet
und antwortet so auf die Frage, wie sie eine aktive
Teilhabe am Festival gestalten möchten. Mit Ohne
Alles arbeitet im Herzen der Ruhrtriennale, in der
Schaltzentrale der Festivalmacher. Die Gruppe lernt
die Institution von innen kennen, ihre Mechanismen
und Machtstrukturen und die Berufe und Positio­
nen, die nötig sind, um Kunst zu ermöglichen. Von
hier aus entwickelt sie eigene künstlerische Ideen,
die sie gemeinsam mit den Festivalmachern plant
und realisiert.
Die Gruppe erarbeitet mit den Mitarbeitern von
Presse, Marketing und Dramaturgie an der Öf­
fentlichkeitsarbeit und informieren interessierte
Jugendliche über Facebook, Twitter und Co. über
Fortschritte und Rückschläge, Termine, Praktika
usw.
„Mit Ohne Alles“ wird gefördert durch die NRW Bank
ruhr3.com/R
Sponsoren / Förderer / Partner
Unser besonderer Dank gilt den öffentlichen Förderern der Ruhrtriennale. Ihre kontinuierliche
Unterstützung ermöglicht der Ruhrtriennale, als herausragendes Festival der europäischen
Kulturlandschaft, Ort für außergewöhnliche künstlerische Erfahrungen zu sein. Ohne die finanzielle
Unterstützung weiterer Partner ließe sich das ambitionierte Programm der Ruhrtriennale nicht
realisieren. Ein herzliches Dankeschön gilt Sponsoren, Förderern und Partnern des Festivals sowie
dem Verein der Freunde und Förderer.
Vielen Dank für Ihr Interesse, Ihre Treue und Ihr Engagement!
Gesellschafter & öffentliche Förderer
Regionalverband Ruhr
Projektförderer
Weitere Projektförderer
Kemnader Kreis e.V. – Polnisches Institut Düsseldorf
Medienpartner
Kooperationspartner
Kulturloge Ruhr — Buchhandlung Proust — Ruhr Tourismus GmbH — Stiftung Zollverein
Tickets / Informationen
Detaillierte Infos zu allen Produktionen wie Besetzung, eine vollständige Liste aller
Koproduzenten und Credits finden Sie unter www.ruhrtriennale.de auf der jeweiligen
Veranstaltungsseite oder unter den auf der Vorderseite angegebenen Shortlinks.
Sichern Sie sich Ihre Tickets:
Telefonisch — +49 (0) 221 / 28 02 10 Mo. – Fr. 8.00 – 20.00 Uhr, Sa. 9.00 – 18.00 Uhr,
So. 10.00 – 16.00 Uhr
Online — www.ruhrtriennale.de
Persönlich — Vorverkaufsstellen finden Sie unter
www.ruhr3.com/vvk
15 % Frühbucherrabatt — Bis einschließlich Sonntag 3. Mai 2015,
ausgeschlossen sind: Werkstattgespräche und Johans Saloon
50 % Ermäßigung — Für Kinder, Schüler, Studierende (bis einschl. 27 Jahre), Bundes­
frei­willigendienstleistende, Auszubildende und Erwerbslose gegen Vorlage eines
entsprechenden Nachweises. Nicht mit dem Frühbucherrabatt kombinierbar.
Impressum
Kultur Ruhr GmbH — Ruhrtriennale, Leithestraße 35, 45886 Gelsenkirchen
Telefon: +49 (0) 209 / 60 50 71 00 / E-Mail: [email protected]
Intendant: Johan Simons / Geschäftsführer: Lukas Crepaz
Redaktionsschluss: 24. Februar 2015, Änderungen vorbehalten.
Grafik: Jenny Schwarze, Moritz Kappen / Design: Base Design Brüssel
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Projektförderer
Accattone — Kulturstiftung des Bundes, RAG-Stiftung, RAG Montan Immobilien Das Rheingold — Kunststiftung NRW
Orfeo — Kulturstiftung des Bundes
Die Schöpfung — Kulturstiftung des Bundes
Prometeo — Rudolf Augstein Stiftung
Campustriennale — Allianz Kulturstiftung
Millionen! Millionen! Millionen! — Stiftung Mercator
Mit Ohne Alles — NRW.BANK
Gesellschafter & Öffentliche Förderer