Zusammenstellung 17.10.2016 - bei der AbL Niedersachsen/Bremen

Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL)
Landesverband Niedersachsen/Bremen e.V. – Pressesprecher:
Eckehard Niemann, Varendorfer Str. 24, 29553 Bienenbüttel
0151-11201634 – [email protected]
Newsletter „Agrar-Hinweise“ – 17.10.2016
vorherige Ausgaben auf der Internetseite http://www.abl-niedersachsen.de/
… „Rund 90 Prozent der 300.000 Bäuerinnen und Bauern sind
Mitglied in den Kreis- und Landesbauernverbänden“…
(Bauernverbands-Pressemeldung vom 20.6.2016 zum „Deutschen
Bauerntag“ 2016)
---------------------------------Seit Jahrzehnten veröffentlicht der Deutsche Bauernverband (DBV) keine
Zahlen über die Zahl seiner Mitglieder bzw. seiner Landes- oder
Kreisbauernverbände – stattdessen immer die gleiche stereotype und nicht
überprüfbare Behauptung, 90 Prozent der Bauern seien Mitglied im
Bauernverband.
Und das trotz der (wenn auch begrenzten) Austrittswellen in Agrar-Krisenphasen
und während der letzten Milchkrisen, als sich etwa 30% der Milchbauern im
Bundesverband Deutscher Milchviehhalter organisierten. Auch sehr viele Biobauern
haben ihre Mitgliedschaft im Bauernverband gekündigt. Ebenso viele Landwirte, die
mit dessen bauerninteressen-schädlicher Verfilzung mit Raiffeisen-, Molkerei- und
Schlachtkonzernen unzufrieden sind.
Der vom Bauernverband hingenommene und sogar forcierte Strukturwandel
(Wachsen und Weichen, Agrarindustrialisierung) und der ausdrückliche
Verzicht auf Preispolitik haben zu einem dramatischen Schwund der absoluten
Mitgliederzahlen geführt. Das trifft den Bauernverband aber wenig, weil sich der
Mitgliedsbeitrag wesentlich nach der Fläche der Betriebe richtet – und das Land der
aufgebenden Landwirte übernehmen ja andere Landwirte. Auch bleiben viele
Alternteiler und ehemalige Landwirte weiter im Bauernverband - wegen dessen
zentraler Rolle bei Anträgen zu den landwirtschaftlichen Sozialversicherungen oder
wegen eventueller Rechtsberatungen.
Trotzdem sind die Mitglieds-Behauptungen der Bauernverbands-Spitze
anzuzweifeln, auch hinsichtlich des Prozentsatzes von angeblich 90%.
Allerdings bleibt es unzweifelhafte Tatsache, dass die meisten Landwirte nach
wie vor Mitglied im Bauernverband sind. Das liegt nicht nur an dem guten
Buchführungs-Service der Mitarbeiter vieler seiner Kreisstellen, sondern vor allem
auch daran, dass es dem Bauernverband gelungen ist, sich mit Hilfe gewogener
Regierungen eigentlich öffentliche Aufgaben anzueignen – so bei der
Antragstellung zu den landwirtschaftlichen Sozialversicherungen oder - indirekt über
die Bauernverbands-Dominanz in den Landwirtschaftskammern – bei
Grundstücksverkehr, Pachtverträgen, Gutachten oder Stellungnahmen. Wer nicht im
Bauernverband ist, so befürchten viele Landwirte, hat dann in vielen Fragen
schlechtere Karten und Nachteile.
Während es in fast allen anderen EU-Ländern mehrere Bauernverbände gibt,
insbesondere Bauernverbände zur Vertretung von Bauerninteressen ohne
Vermischung mit Interessen von Agrarindustriellen oder Ernährungsindustrie, wurde
in Deutschland nach 1945 der Einheitsverband DBV geschaffen bzw. durchgesetzt.
„Einheitsverband“ – das klingt erst einmal gut, weil es sich nach Stärke bei der
Interessenvertretung von Bäuerinnen und Bauern anhört. „Einheitsverband“ –
diese Konstruktion kehrt sich fatal und existenzbedrohend gegen die Mehrheit
der Bauernverbandsmitglieder, wenn dieser Verband deren Interessen nicht
mehr vertritt oder sogar – verbunden mit vielen gut bezahlten Posten - an
Agrarindustrie-, Raiffeisen- oder Ernährungskonzerne verkauft. Dann macht sich
das Fehlen anderer Verbände, deren Entstehen und Arbeit die
Bauernverbandsspitze mit aller Macht zu verhindern bzw. behindern sucht,
schmerzlich bemerkbar (siehe Texte weiter unten).
Immerhin gibt es – analog zu anderen EU-Ländern – für manche Agrar-Sparten
doch Interessenverbände wie den Bundesverband Deutscher Milchviehhalter
(BDM), den Schweinehalterverband ISN, die Rübenanbauer-Verbände, die
Bioverbände, die ostdeutschen Landesverbände des Deutschen Bauernbunds,
die Verbände der Nebenerwerbslandwirte oder die Arbeitsgemeinschaft
bäuerliche Landwirtschaft (AbL) .
Umso wichtiger: die Unterstützung aller Aktionen zur konsequenten Vertretung
der Interessen von Bäuerinnen und Bauern – an einer verbesserten Marktposition
durch Bündelung und Begrenzung von Mengen, an fairen Erzeugerpreisen, an
Akzeptanz und an (kritischer) Zusammenarbeit mit anderen gesellschaftlichen
Gruppen. Allerdings führen manche NGOs aus Eigeninteresse die Interessen von
Bauern oder „Bäuerlichkeit“ nur im Munde und diffamieren fälschlicherweise
pauschal und generell „die Landwirte“ oder „die konventionelle Landwirtschaft“ - und
treiben sie so geradezu in die Arme des Bauernverbands…
Bei alledem ist es vielleicht nützlich zu wissen, wie denn der Bauernverband zu
dieser zentralen Position und zu diesen Mitgliederzahlen gekommen ist.
Nachfolgend einige Dokumente und Texte darüber, wie der NSReichsnährstand nach 1945 zunächst weiter bestehen blieb und wie der
Bauernverband davon profitierte (ohne die NS-Ideologie zu übernehmen).
Ausführlicher Artikel über Bauernverbands- und Agrarindustrie-Lobby:
http://www.abl-niedersachsen.de/fileadmin/Dokumente/AbLNiedersachsen/Themen/Interessengeflecht.pdf
_______________________________________________
DBV- HISTORY:
Wikipedia: Reichsnährstand
… Der Reichsnährstand überdauerte die deutsche Niederlage 1945 und wurde,
um die Versorgungslage (besonders im "Hungerwinter" 1946/47) nicht zusätzlich zu
verschlechtern zunächst nicht aufgelöst. Zudem war er vom Nürnberger
Kriegsverbrechertribunal nicht als „verbrecherische Organisation“ ("Gesetz Nr. 1 zur
Aufhebung nationalsozialistischer Gesetze des Alliierten Kontrollrates") eingestuft
worden. Im amerikanisch-britschen Besatzungsgebiet erst am 21. Januar 1948
aufgelöst und durch den neu gegründeten Deutschen Bauernverband abgelöst.
…
https://de.wikipedia.org/wiki/Reichsn%C3%A4hrstand
„Die Entstehung landwirtschaftlicher
Interessenvertretungen“
Referat im Modul „Agrarpolitik und eigenständige Regionalentwicklung“,
Koordination Herr Poppinga, gehalten am 15.12.2006
von Julia Frenzel (Matrikelnummer: 24105923, Diplom 1)
und Katharina David (Matrikelnummer: 24237600, Bsc)
… „Die erzwungene Gleichschaltung der Agrarstrukturen im Reichsnährstand unter
Adolf Hitler wurde von den Verantwortlichen erleichtert nach dem Ende des Zweiten
Weltkrieges aufgelöst.
Schon im Jahre 1945 wurde von den alten Weimarer Agrareliten der „Allgemeine
Bauernverband“ (ABV) mit dem Ziel eines übergreifenden Einheitsverbandes für die
Landwirtschaft gegründet. Er wurde jedoch vom Alliierten Kontrollrat kurz darauf
verboten, da überregionale Zusammenschlüsse unerwünscht waren. So bildeten sich
erstmal einzelne Landesbauernverbände und auch die alten Landwirtschaftsorganisationen wie die „Deutsche Landwirtschaftsgesellschaft“ (DLG), der „Deutsche
Raiffeisenverband“ (DRV) gründeten sich neu.
Als schließlich 1948 die Gründung des „Deutsche Bauernverbandes
(Vereinigung der deutschen Bauernverbände)“ mit Sitz in Bonn die regionalen
Bauernverbände zusammenfasste, musste die Verbandsführung feststellen,
dass sich die DLG, die DRV und auch die Landwirtschaftskammern sich nicht
ohne weiteres in den DBV eingliedern wollten, so dass der DBV nicht der
ersehnte Einheitsverband werden konnte.
Aus dieser Diskussion entstand ebenfalls 1948 der „Zentralausschuss der
Deutschen Landwirtschaft“ (ZDL) als landwirtschaftlicher Dachverband aus den
genannten vier Organisationen. In den folgenden Jahren konnte der DBV-Vorstand
seinen Führungsanspruch durchsetzen und stellt seitdem den ZDL-Vorsitzenden und
die ZDL-Geschäftsführung.
Schon bald nach der Gründung des DBV waren ca. 90 % der Bauern in ihm
organisiert. Der hohe Organisationsgrad liegt zum einen daran, dass bei der
Gründung alle milchabliefernden Landwirte (es gab zu dieser Zeit nur ganz
wenige Höfe ohne Kühe) zu Mitgliedern erklärt wurden und nur ein aktiver
Austritt die Mitgliedschaft beendete. Zum anderen bot der Verband seinen
Mitgliedern qualifizierte und günstige Dienstleistungen an. Gerade das
Beratungsangebot wurde im Laufe der Jahre für viele Bauern unverzichtbar. …
http://p1749.typo3server.info/uploads/media/Text_Entstehung_lw_Interessensvertret
ungen_Katharina_David_01.pdf
70 Jahre Bayrischer Bauernverband –
Ein Jubiläum, das im Rahmen der Foyergespräche der
Agrarhistorischen Bibliothek gebührend gewürdigt wird
Veröffentlicht: 30. Januar 2015
… Auch Herwig Leipert ging auf die wichtige Rolle des Verbands ein. Die
Besatzermacht legte angesichts der angespannten Ernährungssituation, die durch
die einströmenden Flüchtlinge noch verschärft wurde, besonderes Augenmerk auf
die Wiederherstellung der Landwirtschaft und damit auch auf den Bauernverband. Er
berichtete über die Finanzierung aus dem Topf des „Reichsnährstand", als
dessen legitimer Verwalter sie akzeptiert wurden. Mit den Immobilien wurde die
Vermögensgrundlage gelegt, die – neben den Mitgliedsbeiträgen – noch heute
ein wertvoller Bestandteil ist. …
http://www.herrschinger-spiegel.de/veranstaltungen/442-70-jahre-bayrischerbauernverband-ein-jubilaeum-das-im-rahmen-der-foyergespraeche-deragrarhistorischen-bibliothek-gebuehrend-gewuerdigt-wird
… „ Nachfolgeorganisation des nationalsozialistischen
Reichsnährstandes
Ausdrücklich betrachtete sich der BBV als Nachfolgeorganisation des
nationalsozialistischen Reichsnährstandes (Vorstandsbeschluss vom 14.
Oktober 1945). Dabei ging es um die Fortführung der Monopolstellung, die
Zwangsangehörigkeit umlagepflichtiger Landwirte, die Ausübung
obrigkeitlicher Aufgaben und die Übertragung von Besitz des
Reichsnährstandes. Unterstützt wurde der BBV dabei vom Kabinett Hoegner, das
angesichts der Nahrungsmittelnot auf dessen Unterstützung angewiesen zu sein
glaubte. Widerstand kam dagegen von der staatlichen Landwirtschaftsverwaltung,
die keine obrigkeitlichen Aufgaben abtreten wollte, und der US-Militärregierung, die
die Prinzipien ihrer Demokratisierungspolitik durch die zentralistischen und
autoritären Absichten des BBV verletzt sah – obschon ihre Lizenzierungspolitik diese
Tendenzen im BBV begünstigt hatte“ …
https://www.historisches-lexikonbayerns.de/Lexikon/Bayerischer_Bauernverband_(BBV)
Aus: Bayerischer Bauernkalender 2015:
Zum 28. April 1948 wurde der Bayerische Bauernverband als Verein in das
Vereinsregister eingetragen. Zuvor, bereits 4 Monate nach seiner Gründung,
hatte ihm der damalige Bayerische Ministerpräsident, Dr. Wilhelm Hoegner
(SPD), die Rechte einer Körperschaft des öffentlichen Rechts verliehen. Damit
war der Verband als die Berufsorganisation der bayerischen Landwirtschaft
und als Vertreter der ›Belange der Landwirtschaft in allen Fragen des
ländlichen Lebens‹ anerkannt (Zitat aus der Körperschaftsurkunde). Man verstand
sich als ›politischen Interessen- und Kampfverband‹. Obwohl in den anderen
Bundesländern eigene Landwirtschaftskammern errichtet wurden, sollte in Bayern
der neu gegründete Bauernverband auch Kammerfunktionen wahrnehmen.
Dies regelt bis heute eine Verordnung des Landwirtschaftsministeriums vom 18.
Februar 1946 bzw. vom 29. Oktober 1947 mit einer genaueren Erläuterung der
übertragenen Aufgabe. Neben der genannten Verordnung ist weitere wesentliche
Rechtsgrundlage die Bekanntmachung über das Arbeitsgebiet des Bayerischen
Bauernverbandes vom 15. Februar 1949.
https://media.repro-mayr.de/46/629546.pdf
Das neue Bayern: Staat und Politik, 1. Teilband;
Verlag C.H. Beck, München; 2003;
(Handbuch der bayerischen Geschichte, Band IV,1),
S. 793ff: Bayerischer Bauernverband
Der BBV wurde am 7.9.1945 gegründet. Dies lag vor der landesweiten Zulassung
von Parteien und Gewerkschaften; im Unterschied zu diesen ließ die Militärregierung
beim BBV auch eine zentrale Gründung von „oben“ zu. …
Die landesweite Lizenz und den Status einer Körperschaft des öffentlichen
Rechts erhielt der BBV durch Urkunde der Militärregierung am 21.12.1945 verliehen.
Der BBV hatte von Anfang an eine Doppelfunktion: Er vertrat die politischen
Interessen der in im organisierten Mitglieder und war gleichzeitig durch
Übernahme der Funktionen der bis 1933 existierenden Bauernkammern für
Aufgaben zuständig (Beratung etc.), die sich an den gesamten Berufsstand,
auch Nichtmitglieder, richteten. Diese Doppelrolle übernahm der BBV nahtlos
vom Reichsnährstand.
Zusätzlich übte der BBV anfangs auch staatliche Funktionen aus, indem die
Leitung der für die Erfassung der landwirtschaftlichen Produktion zuständigen
Ernährungsämter A den Bezirksobleuten des BBV in Personalunion übertragen
wurden. Damit besaß er großen Einfluss im Rahmen der Zwangsbewirtschaftung und auch auf die staatliche Landwirtschaftsverwaltung. …
Ein im amerikanischen Landeskommissariat 1950 formulierter Bericht äußerte neben
anderen Kritikpunkten auch Zweifel an der demokratischen Struktur des Verbandes.
… Der Organisationsgrad des BBV lag Mitte 1948 mit rund 250.000
landwirtschaftlichen Betrieben bei ca. 60%, was ihn zum mächtigsten
Interessenverband der frühen Nachkriegszeit machte. …
Das Reichsnährstandsauflösungsgesetz vom 21.1.1948 garantierte dem BBV von
jedem Bauern bis 1951 eine Zwangsabgabe, die dem Vorbild der früheren
Reichsnährstandsabgabe folgte. …
Nachdem sich der BBV im Oktober 1946 der Arbeitsgemeinschaft der deutschen
Bauernverbändeangeschlossen hatte, hob er gemeinsam mit den anderen
westdeutschen Bauernverbänden am 1./2.10.1948 in München den Deutschen
Bauernverband aus der Taufe. …
Im ersten Bundeskabinett unter Konrad Adenauer leitete das BBV-Gründungsmitglied Wilhelm Niklas (1949-1953) das Bundeslandwirtschaftsministerium. …
Die Geschichte des BBV wurde von Anfang an durch eine Nähe zur CSU
geprägt, die den politischen Einfluss des Verbandes noch erweiterte…
Geschichte der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz
Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten fielen die bis dahin
gefestigten Organisationen, gleich ob Verband oder Kammer, der Gleichschaltung
zum Opfer. Nach dem Zusammenbruch formierte sich über den Trümmern bald das
Streben nach Bündelung und Organisation der bäuerlichen Interessensvertretung,
traf aber vor allem in der britischen und der amerikanischen Zone auf
Militärverwaltungen, deren Vertreter das Kammerwesen von zu Hause nicht kannten
und sich mit der Zulassung privater Organisationsformen zunächst leichter taten. So
wurde bereits 1946 die Arbeitsgemeinschaft der Deutschen Bauernverbände
unter der Führung von Andreas Hermes zugelassen, Landwirtschaftskammern
aber erst ab 1948 und zuerst vorläufig.
http://www.lwkrlp.de/fileadmin/import/damimport/files/Aktuelles/Ueber_uns/Publikationen/Geschicht
e_der_LWK-RLP.pdf
Edmund Rehwinkel, Gegen den Strom,
Erinnerungen eines niedersächsischen, deutschen und
europäischen Bauernführers; Podzun-Verlag, Dorheim/H.
„Das ungeschriebene Gesetz“ im niedersächsischen
Landesbauernverband („Landvolk“ genannt):
… „Darum galt hier bei uns seit 1948 als ungeschriebenes Gesetz:
Wer bei der freien berufsständischen Organisation (Landvolk) das Amt des
Vorsitzenden eines Kreisverbandes annimmt, wird damit automatisch
Kreislandwirt der Landwirtschaftskammer und übernimmt auch alle weiteren
Ämter, die damit zusammenhängen, z.B. als Vorsitzender der
Grundstücksverkehrskommission, Vorsitzender des Kuratoriums für
Wirtschaftsberatung, der Kreisarbeitsgemeinschaft Milch usw.. …
Abweichungen von dieser Regel gab es nur in Ausnahmefällen und zeitlich begrenzt
durch Sondergenehmigung des Präsidenten. Die Vorstandsmitglieder des
Landvolkverbandes waren zugleich Präsidenten, Vizepräsidenten bzw.
Vorstandsmitglieder in den Landwirtschaftskammern Hannover und
Oldenburg.“ …
DBV-GEGENWART:
DBV-Medienmacht
Der Deutsche Bauernverband hat in Deutschland fast ein Medienmonopol im
Agrarbereich. Fast alle Landwirtschaftszeitungen werden direkt oder indirekt (über
Beteiligungen etc.) vom Bauernverband bzw. von Landesbauernverbänden
herausgegeben oder (mit-)verlegt: Die Marktführer 'top agrar' und 'dlz-magazin'
ebenso wie alle regionalen Landwirtschafts-Wochenblätter (Auflage: 500.000), die
wichtigsten Fachzeitungen, die 'DLG-Mitteilungen', der Nachrichtendienst 'agra
europe' und die 'Neue Landwirtschaft´, das Fachmagazin für den Agrarmanager von
Großbetrieben' (heute: „Agrarmanager“). Manche Bauern sprechen von der „grünen
Prawda“…
DBV-PR: mit Agrarchemie-, Tierpharma-, Agrarindustrieund Landhandels-Lobbyisten
Die Fördergemeinschaft Nachhaltige Landwirtschaft e.V. (FNL) nennt sich zukünftig
"Forum Moderne Landwirtschaft e.V.(FML)". … Hintergrund der durchgeführten
Satzungsänderungen ist die Überzeugung der Mitglieder, dass die anstehenden
Herausforderungen für die Land- und Agrarwirtschaft nur gelöst werden können,
wenn sich die Branche hinsichtlich Information und Kommunikation mit der
Gesellschaft moderner, offensiver und sichtbarer aufstellt.
Dazu hat sich der Vorstand neu formiert mit dem Vorsitzenden Joachim
Rukwied, Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Carl-Albrecht Bartmer,
Präsident der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft und Manfred Nüssel,
Präsident des Deutschen Raiffeisenverbandes. Dem zunächst fünf Personen
starken Aufsichtsrat steht Helmut Schramm, Bayer CropScience, vor. An seiner
Seite werden der stellvertretende Vorsitzende Armin Thur, Bundesverband für
Tiergesundheit, sowie Michael Heß, BASF SE, Hans-Jürgen Müller, K+S Kali
GmbH, und Dr. Thomas Kirchberg, Südzucker AG, die finanziellen und inhaltlichen
Ziele des Forums Moderne Landwirtschaft mitgestalten.
Aus: Agrarheute - 18.10.2014
Deutscher Bauernverband – Mitglieder
(Stand: 15.4.2005, Geschäftsbericht des DBV):
Ordentliche Mitglieder:
18 Landesbauernverbände
Bund der Deutschen Landjugend im DBV e.V.
Deutscher Raiffeisenverband e.V.
Bundesverband Ldw. Fachschulabsolventen e.V.
Assoziierte Mitglieder:
Messe Berlin GmbH
AG der Grundbesitzerverbände e.V.
AG Deutscher Rübenanbauerverbände e.V.
AG Deutscher Tierzüchter e.V.
AG Deutscher Waldbesitzerverbände e.V.
AG zur Förderung des Qualitätsgerstenanbaues im Bundesgebiet e.V.
Bauernverband der Vertriebenen e.V.
Bund deutscher Baumschulen BdB e.V.
Bundesverband BioEnergie e.V.
Bundesverband für Ldw. Wildhaltung e.V.
Bundesverband Lohnunternehmen e.V.
Bundesverband der Deutschen Stärkekartoffelerzeuger e.V.
Bundesverband Deutscher Kornbrenner e.V.
Bundesverband Deutscher Pflanzenzüchter e.V.
Bundesverband Deutscher Saatguterzeuger e.V.
Bundesverband Deutscher Tabakpflanzer e.V.
Bundesverband Deutscher Ziegenzüchter e.V.
Bundesverband Deutscher Galloway-Züchter e.V.
Bundesverband der Kälbermäster e.V.
Bundesverband der Maschinenringe e.V.
Bundesverband der Privaten Milchwirtschaft e.V.
Bundesverband Ldw. Pächter e.V.
Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft DLG
Deutscher Berufs- und Erwerbsimkerbund e.V.
Verband Deutscher Stutenmilcherzeuger e.V.
Deutscher Fischerei-Verband e.V.
Deutscher Imkerbund e.V.
Deutscher LandFrauenverband e.V.
Deutscher Weinbauverband e.V.
Deutsches Milch-Kontor GmbH (DMK)
Gesamtverband d. Dt. Land- und Forstwirtschaftlichen Arbeitgeberverbände e.V.
Hauptverband der Ldw. Buchstellen und Sachverständigen HLBS e.V.
LAND-DATA Gesellschaft für Verarbeitung ldw. Daten mbH
Landesverband Gartenbau und Landwirtschaft e.V. Berlin
Orden Deutscher Falkoniere (O.D.F.)
Raiffeisen- und Volksbanken-Versicherungen
Verband der Landwirtschaftskammern
Verband Deutscher Hopfenpflanzer e.V.
Verband der Deutschen Binnenfischerei e.V.
Vereinigte Hagelversicherung VVaG
Vereinigung Deutscher Landesschafzuchtverbände e.V.
Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft e.V.
Zentralverband Deutscher Milchwirtschaftler e.V.
Zentralverband Gartenbau e.V.
Zentralverband Deutscher Kaninchenzüchter e.V.
Milchindustrie-Verband e.V.
AbL- Pressemitteilung
AbL begrüßt Initiative der Landesregierung zur
Neuordnung der Aufgaben der Landwirtschaftskammer
- Berufsständische Interessenvertretung und hoheitliche Aufgaben trennen!
- Einseitige Dominanz des „Landvolk“-Landesbauernverbands beenden!
- Beteiligung der Frauen in der Kammersammlung stärken!
Der Landesverband Niedersachsen/Bremen der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche
Landwirtschaft (AbL) begrüßt die Initiative der niedersächsischen Landesregierung
zur Neuordnung der Verwaltung der Landwirtschaftskammer Niedersachsen (mit
einer klaren Trennung der Aufgaben bei berufsständischer Vertretung
einerseits und staatlich-hoheitlichen Aufgaben andererseits) .Der AbLLandesvorsitzende Ottmar Ilchmann verwies darauf, dass es in den meisten
Bundesländern längst keine Landwirtschaftskammern und auch keine
Pflichtmitgliedschaft und auch keinen Kammerbeitrag mehr gebe. Dennoch sollten in
Niedersachsen bewährte Kammer-Bereiche wie Beratung, Ausbildung, Qualifizierung
oder Versuchswesen bei der Landwirtschaftskammer verbleiben. Gerade zur
effizienten, neutralen und landwirtschaftsnahen Erledigung dieser Aufgaben sei
umso mehr eine Trennung von den Kontroll- und Überwachungsaufgaben geboten,
die auch im Interesse ihrer Glaubwürdigkeit von staatlichen Stellen zu erledigen
seien – was in den allermeisten Bundesländern längst Praxis sei.
Dann könne es auch nicht mehr zu der schizophrenen und zumeist
agrarindustriefreundlichen Regelung kommen, dass die Landwirtschaftskammer
bezahlte Gutachten für agrarindustrielle Investoren erstelle und danach auch bei der
Genehmigung dieser Agrarfabriken beteiligt sei.
Die AbL begrüßt außerdem das Vorhaben der Landesregierung, die Beteiligung der
Frauen in der Kammerversammlung durch eine Frauenquote zu stärken. In der
Kammerversammlung, in der es bisher eine totale Dominanz von männlichen
Funktionären und Vertretern des „Landvolk“-Landesbauernverbands gebe,
sollten zudem Vertreter anderer Berufsverbände (wie Bundesverband
Deutscher Milchviehhalter, Bioverbänden oder AbL) ein stärkeres Gewicht
bekommen. Auch in den Grundstücksverkehrs-Ausschüssen auf
Landkreisebene müsse die bisherige Dominanz des „Landvolks“ beendet
werden, damit bei der Genehmigung von Pacht- und
Grundstückskaufverträgen die Möglichkeit und die Befürchtung einer
Diskriminierung bauernverbandsferner Landwirte ausgeschlossen sei.
Bauernverbands-„Bauerntag“ im gesellschaftlichen
Abseits
Deutliche Kritik in den Medien - und zunehmend auch an der
bäuerlichen Basis
Die Unzufriedenheit der Bauernverbands-Basis mit dem gesellschaftsfernen
und bauernschädlichen Agrarindustrie- und Raiffeisenkurs der
Bauernverbandsspitze zeigte sich im Juni 2016 erstmals sogar anlässlich des
Erfurter Bauernverbands-„Bauerntags“.
Im Landwirtschaftlichen Wochenblatt Westfalen-Lippe kommentiert Susanne
Schulze Bockeloh, Kreis-Vorsitzende Münster des WLVLandesbauernverbands, in Erfurt habe eine „tatsächliche Aufbruchstimmung,
verbunden mit Zielen, Aufgaben oder Veränderungen“, gefehlt. Ebenso eine
„vorangegangene analytische Bewertung der eigenen Position und ein Ausloten der
„unterschiedlichen Ansichten“ im Verband. Das Bauerntags-Motto „Veränderung
gestalten“ habe man zu wenig in den Inhalten des Bauerntags gefunden: „Antworten
auf die Fragen: Was muss verändert werden, was nicht, und warum? Und wenn, wie
gestalten wir die Veränderungen? Wo sind wir auf dem Weg? Ich hätte mir mehr Mut
zu diesen Fragen gewünscht.“
Der stellvertretende Chefredakteur des Wochenblatts, Matthias Schulze
Steinmann, kommentiert:: “Im kleinen Kreis warb mehr als ein Delegierter dafür,
auch die Problembereiche der heutigen Landwirtschaft offen zu benennen und
anzugehen. Eben auch die Veränderungen vor der eigenen Haustür „zu gestalten“.
Die offene Bühne war hingegen stellenweise vom Gegenteil des ausgelobten Dialogs
geprägt – von Lagerdenken und Worten der Abgrenzung. Redner erwähnten den
Tod von Flüchtlingen im Mittelmeer in einem Atemzug mit Diskussionen ums
Tierwohl. Zahlreiche Delegierte, darunter der Präsident selber, ließen sich zu
Medienschelte hinreißen. Kritische Äußerungen, wie die der SPD-Politikerin Ute Vogt
oder des ZEIT-Redakteurs Andreas Sentker, wurden mitunter einfach ausgepfiffen.
… Aber hilft mehr Abgrenzung tatsächlich, um Gräben zum Rest der Gesellschaft zu
überwinden?“ Auch für Landwirte gelte: „Wer mit dem Finger auf andere zeigt,
vergisst, dass dabei drei Finger auf ihn selbst gerichtet sind.“
Entsprechend fiel denn auch das Medienecho zum „Bauerntag“ aus: „Paranoia
der Bauern“ überschrieb Jan Grossarth, bisher alles andere als ein
Bauernverbands-Kritiker, seinen Kommentar in der Frankfurter Allgemeinen
Zeitung: „Der Bauerntag liefert Szenen wie von einem anderen Stern. Während aus
der Lebenswelt der meisten Bürger klar scheint, dass sich Landwirtschaft in ihrem
Umgang mit Nutztieren, aber auch Landschaft bis zur Ästhetik der Stallbauten
umstellen muss, ergossen sich Funktionäre und Delegierte in kaum gehemmter Wut
über Nichtregierungsorganisationen und Medien. Man nimmt sie als Sündenbock für
die Launen des Zeitgeists und beweist sich das, indem man mit Worten Zerrbilder in
den Saal projiziert. … So grenzten sich in Erfurt Bauernfunktionäre von anderen
Perspektiven auf ihre Industrie ab und sehen nicht, dass auch ihr technischer Blick
auf Pflanze und Tier nicht die ganze Wahrheit sein muss. Wer aber Schwächen nicht
zugeben kann, offenbart selbst Schwächen und Angst.“ Im FAZ-Artikel wird sogar
von „Metaphern aus der Welt des Krieges“ gesprochen.
Die Neue Osnabrücker Zeitung warnte vor der Illusion, die gesellschaftliche
Diskussion um eine Agrarwende sei nur ein „grün gefärbtes Gewitter, das schon
vorüberziehen werde – denn selbst die Union fordere Veränderungen ein, wenn auch
weniger schrill als die Grünen.
Der NDR kritisierte scharf die Forderung von DBV-Präsident Rukwied: „Bitte
keine staatliche Einmischung und Bevormundung, der Markt soll es regeln. Wir
produzieren für den Markt – und ihr, Politiker und Konsumenten, redet uns nicht rein.
Denn ihr habt eh keine Ahnung.“ Das aber, so der NDR, gehe so nicht – „denn es
geht um das Leben von Tieren, es geht um Natur und um unsere Gesundheit. Und
die schützt der Markt nicht. Deshalb sollten die Bauern nicht mehr Markt fordern,
sondern mehr Regeln für diesen Markt. Gute Preise für gute Landwirtschaft, dafür
müssen sich die Bauern stark machen.“
-en – 5.9.2015
Westfälische Bauern werfen Rukwied Tatenlosigkeit vor
Laut top agrar online fühlen sich die Landwirte im Münsterland von DBV-Präsident
Joachim Rukwied allein gelassen. (…) Drastischer formulierte es Karl Große
Erdmann, Landwirt aus Everswinkel, der dafür warb, schon mal nach einem
Nachfolger zu suchen. „Sonst haben wir für die nächsten vier Jahre noch mal das
gleiche Elend.“ (…) Als Gastredner war Dr. Lars Schrader, Leiter des Instituts für
Tierschutz und Tierhaltung in Celle, geladen. Er referierte über die Kritik an der
Tierhaltung. (…) „Sie sollten sich aber mit den Leuten unterhalten, die auf der
Grünen Woche unter dem Motto ,Wir haben es satt‘ (WHES) demonstrierten.“
Weitere Verbesserungen in der Tierhaltung seien möglich. (…)
Topagrar.com 2.2.2015 - Lesen Sie mehr auf: http://www.topagrar.com/news/Hometop-News-Westfaelische-Bauern-werfen-Rukwied-Tatenlosigkeit-vor-1663070.html
Volksfreund.de – 4.11.2015:
Eifeler Milchbauern protestieren gegen Bauernverband:
Sie fürchten um ihre Existenz
Bitburg Gestern haben rund 80 Landwirte mit 50 Traktoren ihrem Ärger über die
niedrigen Milchpreise Luft gemacht – und dabei den Bauernverband scharf angegriffen.
… Traktor nach Traktor rollt auf den Parkplatz der Geschäftsstelle des
Kreisbauernverbandes in Bitburg. Schon bald ist ein Teil der Mötscher Straße blockiert.
Die Landwirte haben Plakate an ihre Fahrzeuge montiert: „Bauernverband: Totengräber
unserer Milchbauern“, „Bauernland in Bankenhand dank Deutschem Bauernverband“ und
„Der Bauernverband weiß ganz genau, die kleine Delle überlebt keine Sau“.
Sie möchten damit ihrem Unmut gegen die Politik des Bauern- und Winzerverbands Luft
machen. Denn sie leiden unter dem niedrigen Milchpreis von momentan 26 bis 28 Cent.
Eigentlich benötigen sie mindestens 36 Cent, um gewinnbringend zu arbeiten.
„Wir fühlen uns von dem Bauernverband nicht mehr richtig vertreten. Siebzig Prozent der
Mitglieder sind doch überhaupt keine aktiven Bauern mehr“, klagt ein Landwirt. Sein
Kollege stimmt ihm zu: „Viele von uns sind unzufrieden. Sie möchten, dass der
Bauernverband wenigstens das Konzept des Bundesverbands der Milchviehhalter (BDM)
mal ausprobiert.“ Damit meint er das Milchmarktkrisenmanagement, wie es der Verband
vorschlägt: Eine Monitoringstelle, die es bereits gibt, soll den Markt überwachen und
dann gegebenenfalls Warnungen aussprechen, damit die Milchmenge reguliert werden
kann. …
NDR - 12.05.2016
Milchpreis: Bauern kämpfen gegen eigenen Verband
Die Milchbauern fühlen sich vom Bauernverband im Stich gelassen
Auf der Homepage des Bauernverbandes Schleswig-Holstein heißt es: "Bauern
brauchen eine Interessenvertretung." Was aber passiert, wenn sich die
Interessenvertretung für die Interessen vieler Bauern nicht einsetzen will? Im
Kampf gegen sinkende Milchpreise vermissen die Milchbauern die
Unterstützung des Verbandes. Etwa 200 Landwirte haben deshalb am
Donnerstag vor dem Verbandssitz in Rendsburg demonstriert. Sie fordern,
dass sich der Verband für eine staatliche Regulierung des Milchpreises
einsetzt. Die Interessenvertretung hingegen sieht die Milchbauern in der
Pflicht.
Im Discounter zahlen Kunden inzwischen teilweise weniger als 50 Cent pro Liter
Milch. Davon kommen jeweils ungefähr 20 Cent bei den Landwirten an. Vielen
Betrieben in Schleswig-Holstein gehe es finanziell so schlecht, dass sie in
absehbarer Zeit schließen müssen, sagte der Mitorganisator der Demonstration,
Heiko Ströve. Er ist selbst Milchbauer im Kreis Steinburg.
"Es muss jetzt etwas passieren", forderte er. Seit langer Zeit werde an der Nachfrage
vorbei produziert. Die Preise gingen in den Keller. Die einzige Lösung aus Sicht der
Milchbauern: die Wiedereinführung einer Milchquote auf europäischer Ebene, "um
den Preis über die Menge wieder nach oben zu bekommen", so Ströve. Momentan
nehme man nicht am Markt teil, ergänzte sein Landwirtskollege Jörg Schmidt,
"sondern wir werden vom Markt hingerichtet".
Doch der Präsident des Landesbauernverbandes wiegelt ab - und verweist auf
die Regeln des Marktes. Wenn etwas gemacht werden könne, so Werner Schwarz,
"dann zwischen Lieferbetrieb und Meierei. Und da gibt es inzwischen ja genug
Möglichkeiten."
Schwarz fordert die Bauern auf, ihr Stimmrecht bei den Meiereien zu nutzen. Bei den
Preisverhandlungen mit dem Handel können nach Schwarz' Darstellung höhere
Preise für die Milch verlangt werden. "Wir würden sie unterstützen", sagte der
Bauernverbandsboss in Rendsburg - und erntete höhnisches Gelächter von den
Milchbauern, die den Hebel bei der Politik ansetzen wollen.
AbL- Pressemitteilung
Posten statt Protest
Vizepräsident des „Landvolk“-Bauernverbands wechselt in Molkerei-Gremien
Laut Medienberichten soll der Vizepräsident des Niedersächsischen „Landvolk“Landesbauernverbands, Heinz Korte, an die Spitze des Aufsichtsrats beim
Molkereikonzern DMK (Deutsches Milchkontor/ Zeven / Bremen) wechseln. Die
zuständigen DMK-Gremien nominierten den Bremervörder jetzt zunächst für den
Aufsichtsrat, wo er später die Aufsichtsratsspitze übernehmen solle. Der
Landesverband Niedersachsen/Bremen der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche
Landwirtschaft (AbL) kritisiert diesen neuerlichen Fall einer „Verfilzung von
Bauernverbands-Spitze und Molkereikonzernen“ als weitere Absage des
Landvolk-Verbandes an eine konsequente Vertretung bäuerlicher Interessen
gegenüber den direkten Abnehmern der bäuerlichen Milchlieferanten.
Die bauernschädliche Landvolk-Ideologie einer „WertschöpfungskettenPartnerschaft“ mit den Molkereien besage im Kern, dass man vor allem für
gute Gewinne der Molkereien sorgen müsse – und die würden dann schon an
die Milcherzeuger weitergereicht. Die Erfahrung der Milchbauern, so die AbL,
sei eine ganz andere: Die Milchlieferanten würden erst nach Wochen erfahren, was
ihnen die Molkereien als „Restbetrag“ zwischen Molkerei-Einnahmen und –ausgaben
für die zuvor gelieferte Milch zahlen. Das Management riesiger Molkereikonzerne,
das von Bauern längst nicht mehr kontrollierbar sei, verpulvere die MolkereiGewinne für defizitäre Drittland-Exporte statt sie an die Bauern auszuzahlen.
Die Bauernverbands-Funktionäre in vielen Molkerei-Gremien würden das alles
gegenüber den Bauern schönreden und Strategien für eine preisverbessernde
Milchmengen-Regulierung sabotieren. Die von Hunderten von Jungbauern immer
wieder selbstständig organisierten Protest- und Blockade-Aktionen würden in
landvolk-dominierten Medien bezeichnenderweise kaum erwähnt. Die AbL
ermunterte die Bauern zu weiteren Aktionen und verwies dazu auf den Etappensieg
demonstrierender Milchbauern bei der Agrarministerkonferenz in Fulda, bei der eine
Mehrheit der Landes-Agrarminister das politische Tor für eine Deckelung der
Milchüberschüsse in Krisensituationen geöffnet hätten. – 05.10.2015
Wechsel von Landesbauernverband zu UelzenaGroßmolkerei
Aus: BLMEDIEN - News vom 18.03.2016
Jörn Johann Dwehus, seit 2007 Hauptgeschäftsführer beim Landvolk
Niedersachsen, wechselt zum Jahresende in die Geschäftsleitung der Uelzena
Gruppe. Zeitgleich beendet Dwehus auch seine Geschäftsführertätigkeit beim dlv
Deutscher Landwirtschaftsverlag GmbH. … Dwehus startete 1996 als Referent für
Exportmarketing bei der CMA und war dort ab 2001 Mitglied der Geschäftsleitung,
bevor er zum Landvolk ging.
Moproweb http://www.blmedien.de/90433178Y29udGVudF9pZD0yNjMxNzkwNzImZG9tPW1vcHJv~home~print.html 1/2
AbL- Pressemitteilung
Bauernverbandsspitze für TTIP-Freihandelsabkommen zu
Lasten von Bauern
Die Befürwortung eines TTIP-Freihandelsabkommens mit den USA durch den
Deutschen Bauernverband (DBV) sowie durch die EU-Zusammenschlüsse großer
Bauernverbände und Genossenschaften (COPA- COGECA) beweist nach
Einschätzung der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) erneut die
bauernschädliche Ausrichtung dieser Verbände auf die Interessen von Agrar-,
Raiffeisen- und Ernährungsindustrie-Konzernen. Die jetzt schon perspektivlose
Ausrichtung von Molkerei- und Fleischkonzernen auf unsichere Drittmärkte
solle offenbar fortgesetzt werden, obwohl die dafür angeheizte Überproduktion die
landwirtschaftlichen Erzeugerpreise jetzt schon ins Ruinöse drückten.
„Es macht einfach keinen Sinn“, so der niedersächsische AbLLandesvorsitzende Ottmar Ilchmann, „die zu hohen deutschen Kosten
erzeugten Produkte zu den Niedrigpreisen der amerikanischen Konkurrenz und
auf dem Billig-Weltmarkt zu verschleudern.“ Angesagt sei stattdessen eine
nachfrage-angepasste Erzeugung von „Klasse statt Masse“ mit hohen Standards
für den EU-Binnenmarkt. Hohe EU-Standards seien auch das wichtigste Argument
zur Verhinderung von US-Importen aus nicht artgerechter Tierhaltung, mit
Gentechnik, Hormonen oder zweifelhaften Konservierungsmethoden.
Der AbL-Landesverband Niedersachsen/Bremen verweist in diesem Zusammenhang
auf die Stellungnahme des DBV bei einer Anhörung des Bundestages, in der es
heißt: „Eine vollständige Liberalisierung bei Agrarprodukten ohne Berücksichtigung
sensibler Produkte könnte insbesondere auf den Fleischmärkten (Rind, Geflügel und
Schwein)zu einem zusätzlichen Wettbewerbs- und Marktdruck für die heimischen
Produzenten führen. Die Chancen von TTIP liegen im Agrarbereich vor allem im
Export von hochwertigen, verarbeiteten landwirtschaftlichen Produkten. Aus
deutscher Sicht werden vor allem bei Milcherzeugnissen, Wurstwaren,
Süßwaren und Getränken weitere Chancen gesehen“ (Seite 4).
„Noch klarer kann man kaum zum Ausdruck bringen,“ so AbLLandesvorsitzender Ilchmann, „dass Bauernverbandsfunktionäre - mit gut
bezahlten Posten bei Raiffeisen-Agrarhandel, Großmolkereien und
Fleischkonzernen – die Interessen von Landwirten und Verbrauchern
zugunsten von Ernährungsindustrie-Interessen zu opfern bereit sind.“ Die
Bauern dürften sich von der Bauernverbandsspitze nicht weiter ins
gesellschaftliche Abseits der Agrarindustrie drängen zu lassen. Die AbL rief alle
Bäuerinnen und Bauern auf, sich der starken gesellschaftlichen Bewegung gegen
das TTIP-Freihandelsabkommen anzuschließen, z.B. bei der Groß- Demonstration
„Wir haben es satt“ in Berlin. - 6.1.2015
Pressemitteilung 17.7.2014
AbL fragt: Ist Straathof Mitglied im Bauernverband?
„Ist Straathof eigentlich Mitglied im Bauernverband?“ – Diese von einem Bauern
schon vor einiger Zeit in einem Internetforum gestellte Frage hält der Landesverband
Niedersachsen/Bremen der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL)
angesichts der neuerlichen Reaktion der Bauernverbandsspitze auf den
agrarindustriellen Ferkelfabriken-Skandal für allzu berechtigt. Die AbL bittet
deshalb den Bauernverband um eine Antwort, ob neben dem Agrarindustriellen
Straathof auch die in der ARD-Sendung genannten Inhaber der Sauen-
Großanlagen „Gut Losten“ und „SAZA“ vom Bauernverband vertreten würden.
… Die AbL kritisiert, dass der Bauernverband die wachsende Dominanz der
Agrarfabriken verschleiere, indem er die riesigen Tierbestände in den
Agrarfabriken mit den Tierzahlen in landwirtschaftlichen Betrieben zu
aussageleeren und beschönigenden Durchschnittszahlen verrechne. Dabei
habe schon die Landwirtschaftszählung 2010 ergeben, dass nur 4% der Betriebe mit
jeweils 2.000 und mehr Schweineplätzen mittlerweile bereits 31% der Schweine
hielten (davon 1% der 5.000er-Betriebe immerhin 13% der deutschen Schweine).
Vermutlich etwa ein Drittel der Schweinehalter in den Intensivtierhaltungsregionen sei
zudem nur noch Lohnmäster für Futtermittel-Lieferanten und Tierärzte. Der Anteil der
Sauen in Beständen mit mehr als 500 Sauen liege in allen ostdeutschen
Bundesländern über 80%. Geplant würden von niederländischen Agrarkonzernen
bereits Tierfabriken mit jeweils 10.000 Sauen und Zehntausenden von Schweinen.
Eine solche Massierung von Agrarfabriken gebe es in ganz Europa nicht - die früher
agrarindustriell führenden Niederlande kauften bereits Agrarfabriken aus der
Produktion heraus.
Mit ihren peinlichen „Rechentricks“, so AbL-Agrarindustrie-Experte Eckehard
Niemann, beschönige die Bauernverbandsspitze - zugunsten einiger Großbetriebe in
ihrer Mitgliedschaft - abermals die agrarindustriellen Strukturen. Die Hinweise auf
Durchschnittsgrößen der deutschen Sauenhaltungsbetriebe instrumentalisierten
sogar die kleinen und mittleren Sauenhalter für die Ablenkung von den
zunehmenden Riesen-Sauen-Anlagen, die doch genau diese mittelständischbäuerlichen Betriebe verdrängten. Trotzdem versuche der Bauernverband immer
wieder, die Grenze zwischen mittelständisch-bäuerlichen Betrieben und
Agrarfabriken zu verwischen – zu Lasten der Bauern, die damit in das
gesellschaftliche Abseits der Agrarindustrie gezogen werden sollten.
Demgegenüber habe der Bundestag in der jüngsten Baugesetznovelle klare Grenzen
gezogen, indem er den Gemeinden gegenüber gewerblichen Tierhaltungsanlagen
mit mehr als 560 Sauen und 1.500 Mastschweinen ein Vetorecht zugesprochen
habe.
Die durchaus ernst gemeinte Frage nach einer Bauernverbands-Mitgliedschaft
Straathofs begründet sich laut AbL auch durch eine Vielzahl von straathofunterstützenden Positionierungen von Bauernverbandsvertretern:
-
Laut einer Meldung von NDR 1 Radio MV vom 7.10.2010 zur Genehmigung
der Straathofschen Sauenfabrik für 10.500 Sauen und 250.000 Ferkel jährlich
in Alt-Tellin habe Landesbauernverbands-Präsident Tietböhl die
Genehmigung begrüßt: „Jede Investition in Veredelung sei ein Plus für das
Land, egal in welcher Größe.“
-
Anfang 2013 hätten der Präsident des Landesbauernverbands
Mecklenburg-Vorpommern Rainer Tietböhl und sein Geschäftsführer
Martin Piel in einem Interview mit der Ostsee-Zeitung nicht nur den
Antibiotika-Einsatz in Großmastanlagen verteidigt und den Trend zu immer
größeren Betrieben als unaufhaltsam bezeichnet, sondern auch das
Haltungssystem des umstrittenen Straathof-Konzerns als Vorbild gelobt:
Straathof habe - "wenn auch über Hunderte von Kilometern" - ein
geschlossenes System von Ferkelerzeugung und Schweinemast aufgebaut.
-
- Laut Süddeutscher Zeitung vom 10.8.2013 zum geplanten Einstieg der
Schweinekonzerns Straathof in Bayern habe Josef Wasensteiner als
Referent des Bayerischen Bauernverbands dies begrüßt: "Viele kleinere
Betriebe hören wegen einer Gesetzesänderung ohnehin auf, weil sie die
neuen Anforderungen nicht mehr erfüllen können." Zudem werde der
Großbetrieb von den vorhandenen Großmästereien begrüßt, weil ihnen Ferkel
dann aus einer Hand geliefert würden und deshalb weniger krankheitsanfällig
seien.
-
Gegenüber der „Freie Presse“ (19.1.2014) äußerte sich Wolfgang Uhlmann
vom Landesbauernverband Sachsen zum Vordringen Straathofs auch in
den sächsischen Orten Wellaune, Thierbach und Waldenburg wie folgt: "Die
Tierkonzentration wird noch weiter zunehmen." Es sei keineswegs so, dass
große Ställe schlecht und kleine gut sind. Der Verbandsfunktionär vergleicht
Tiere mit Autos: "Kein Mensch regt sich auf, dass ein Mercedes in einer Fabrik
hergestellt wird und nicht in einer Dorfschmiede."
Werner Hilse: Funktionen und Posten (Stand: 1.1.
2010)
Landwirtschaftsbetrieb in Warpke (Kreis Lüchow-Dannenberg):
- 330 Hektar mit intensiver Schweinemast (über 2.000 Mastplätze),
- Beteiligung an einer Putenmastanlage in Darnebeck/Sachsen-Anhalt
Posten und Funktionen, soweit bekannt:
- Präsident des Niedersächsischen Landvolks
- Vizepräsident des Deutschen Bauernverbands („Außenminister des Verbandes“)
- Vorstand der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG)
- Aufsichtsratsvorsitzender der Centralen Marketing-Gesellschaft der
deutschen Agrarwirtschaft (CMA) – seit Auflösung der CMA nicht mehr
- Vorsitzender des Bundesverbandes der Stärkekartoffelerzeuger BVS
- Vorsitzender des Vereins der Europäischen Stärkekartoffelerzeuger CESPU
- Vorsitzender des Vorstands der Wittinger Biodiesel eG (derzeit in Insolvenz)
- stellv. Vorstandsvorsitzender des niederländischen Stärkeherstellers Avebe
- Vorstand der Landwirtschaftskammer Niedersachsen
- Vorstand des Niedersächsischen LandFrauenverbands
- Präsidium der Landwirtschaftlichen Rentenbank
- Vorstand der Fachagentur für Nachwachsende Rohstoffe (FNR)
- Vorsitzender der Union der Deutschen Kartoffelwirtschaft (UNIKA, Gemeinschaftsgründung von Bauernverband und Bund Deutscher Pflanzenzüchter), bis Februar 09
- Aufsichtsrat der Vion Holding N.V. (niederländisch–deutscher Fleischkonzern)
- Beirat Bundesbank-Hauptverwaltung Hannover
- Aufsichtsrat LAND-DATA
- Vorstand der i.m.a.
- Agrarkreditausschuss der Nord/LB
- stellv. Vorsitzender des Aufsichtsrats des Deutschen Landwirtschaftsverlags GmbH
- Aufsichtsratsvorsitzender der Landvolkdienste GmbH
- Vorsitzender der Marketinggesellschaft für niedersächsische Agrarprodukte
- Aufsichtsrat der Vereinigten Tierversicherung AG (R+V-Versicherungsgruppe)
- Tätigkeit in vielen Fachgremien beim europäischen Bauernverband COPA sowie bei
der Europäischen Kommission
- Aufsichtsrat der Betriebsgesellschaft Stadtgüter Berlin GmbH (bis zur Auflösung)
- Aufsichtsratsvorsitzender der EWB Europäische Warenterminhandel Beteiligungs
AG (Mehrheitsaktionär der Warenterminbörse Hannover AG) – seit Insolvenz der
RMX-Tochtergesellschaft, u.a. wegen des Handels mit Krediten, ist Herr Hilse nicht
mehr im Aufsichtsrat
AgrarZeitungs-Redakteur Horst Hermannsen
zu agrarischen Aufsichtsräten (16. Juli 2015):
Falsch platziert
… der natürliche Feind des Vorstandes wäre ein sachkundiger Aufsichtsrat. In
der Agrarwirtschaft kommen solche Störenfriede selten vor. …
Nicht wenige Aufsichtsräte, die bereits bei Südfleisch und Co vor sich hin
dämmerten, gähnen heute bei den Sitzungen anderer Konzerne. Richtig kauzig
wirken teilweise Aufsichtsräte in etlichen Genossenschaftsmolkereien. Nicht selten
übernehmen sie diese Ämter im Erbgang. Davon profitieren dann wieder
Anverwandte, die in der Geschäftsführung sitzen. Derart geschlossene Systeme
befeuern den Strukturwandel, der allerdings gelegentlich auch mit bäuerlichem
Treuhandvermögen finanziert wird. Selbst Schuld könnte man sagen. Schließlich
sind es Bauern, die das Theater zulassen.
Apropos Bauern: Ihre Verbandspräsidenten machen in Wirtschaftsunternehmen der
vor- und nachgelagerten Stufen stets eine schlechte Figur. Oder deutlicher, sie
gehören dort nicht hin. Sie könnten sich ihre Zeit in so entbehrlichen Einrichtungen
wie einem Beirat vertreiben. Der hat keinerlei Entscheidungsbefugnis oder
Kontrollfunktion. Der Aufsichtsrat indes hat, zumindest theoretisch, eine andere
Qualität. Zu seinen vornehmsten Aufgaben gehört, dafür Sorge zu tragen, dass es
dem Unternehmen und damit den Aktionären gut geht.
Warum, um alles in der Welt, hat man dies dem Bauernverbandspräsidenten
Joachim Rukwied nicht längst schon gesagt. Er sitzt unter anderem im
Aufsichtsrat der Baywa AG. Zugegeben, auch dort fällt er kaum auf. Aber nicht
deshalb hat er den falschen Platz eingenommen. Ein Verbandsvorsitzender soll
sich für das Wohl seiner Mitglieder einsetzen, in dem Fall der Bauern. Das ist
häufig nicht identisch mit dem Wohl des Händlers. Zweifellos ist Ämterhäufung
ein Wesensmerkmal für Bauern- und Genossenschaftsfunktionäre. Damit lässt
sich risikolos ohne größere Anstrengung ein interessantes Einkommensmodell
aufbauen, das auch in fortgeschrittenen Jahren stützt.
Wenn also Altenteiler, wie der vormalige DBV-Präsident Gerd Sonnleitner im
Aufsichtsrat von Fendt sitzt um gratis Weltreisen zu machen und mit Nichtstun seine
Bezüge aufbessert, dann wundert sich niemand. Wenn DRV-Präsident Manfred
Nüssel seiner pekuniären Postensammelleidenschaft auch in späten Jahren
frönt, dann ist dies artgerechtes Verhalten. Bei dem aktiven Joachim Rukwied
ist dies anders. Bei ihm wirken Ämter in der Wirtschaft so, als habe man ihn
eingebunden, ihn gekauft. Was bei der Südzucker wegen der bäuerlichen Eigner
noch geht, ist bei der Baywa unmöglich…