Vortrag - Bildungshaus Hamburg

Die gesunde, alltägliche Ernährung
Gesunde und alltägliche Ernährung
für Menschen mit Behinderung
Prävention im Handlungsfeld Ernährung – was ist möglich?
Bildungshaus Hamburg
Dipl. oec.troph. Margarete Nowag
Workshop – Inhalte:
Ernährung für Menschen mit geistiges Behinderung – was ist
besonders?
Präventionsangebote für die Zielgruppe Menschen mit geistiger
Behinderung – Vorstellung und Diskussion
Methodische Impulse:
• Leichte Sprache
• Piktogramme
• Arbeitsblätter
• Praxiseinheiten
Was ist Ihr Bedarf?
Workshop Prävention bei Behinderung
Präventionsangebote für die Zielgruppe Menschen mit geistiger Behinderung ist
kein Widerspruch! (UN-Konvention 2005)
Die UN-Konvention betitelt Behinderung nicht als Krankheit, sondern:
• Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) formulierte 1980 und 2001 eine
"Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit und Behinderung"
(ICIDH 1 und ICIDH 2, International Classification of Functioning, Disability and Health).
• Die WHO unterschied damals "impairment" (Schädigung), "disability"
(Funktionseinschränkung) und "handicap" (soziale Beeinträchtigung).
• In der Fassung aus dem Jahr 2005 (ICF, "Internationale Klassifikation der
Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit") wurde das Wort
"handicap" nicht mehr verwendet, sondern die Formulierung
"Beeinträchtigung der Teilhabe an der Gesellschaft" gewählt.
• Darin wird nicht mehr die Orientierung an Defiziten (Defizitorientierung)
in den Vordergrund gestellt, sondern das Ziel der Teilhabe an den
verschiedenen Lebensbereichen.
Workshop Prävention bei Behinderung
Präventionsangebot im Handlungsfeld Ausgewogene Kost für die
Zielgruppe Menschen mit geistiger Behinderung
Die Zielgruppe nach §20 SGB V:
Erwachsene mit
• einer Lerneinschränkung oder geistigen Behinderung und
• ernährungsbezogenem Fehlverhalten
aber ohne
• behandlungsbedürftige Erkrankungen des Stoffwechsels und
• psychische (Ess-)Störungen
Workshop Prävention bei Behinderung
Präventionsangebot im Handlungsfeld Vermeidung und Reduktion
von Übergewicht für die Zielgruppe Menschen mit geistiger
Behinderung
Die Zielgruppe nach §20 SGB V:
Erwachsene mit einer geistigen Behinderung und
ernährungsbezogenem Übergewicht
• mit einem BMI > 25 bis < 30 bzw.
• mit einem BMI >30 < 35 nur nach ärztlicher Rücksprache
• ohne behandlungsbedürftige Erkrankungen des Stoffwechsels
oder psychische (Ess-) Störungen
Workshop Prävention bei Behinderung
Präventionsangebot im Handlungsfeld Vermeidung und Reduktion
von Übergewicht für die Zielgruppe Menschen mit geistiger
Behinderung
Die Zielgruppe nach §20 SGB V:
Erwachsene mit einer geistigen Behinderung und
ernährungsbezogenem Übergewicht
• mit einem BMI > 25 bis < 30 bzw.
• mit einem BMI >30 < 35 nur nach ärztlicher Rücksprache
• ohne behandlungsbedürftige Erkrankungen des Stoffwechsels
oder psychische (Ess-) Störungen
Workshop Prävention bei Behinderung
Das Besondere in dieser Zielgruppe:
 Die Teilnehmer leben in unterschiedlichen Settings: von
Selbständigkeit bis hin zu einer Wohngruppe bzw. der
Familie
 Selbständige – unselbständige tägliche Versorgung
 Die Behinderung ist oft eine Einschränkung in sozialer
Teilhabe, im sozialen Leben, führt oft zu Unzufriedenheit
und damit zu Fehl- und Mangelernährung
 Essen und Trinken ist wie bei allen Genuß und
Kompensation, allerdings oft in deutlich höheren Mengen
 Das Einkaufen ist ein Zeichen von Teilhabe und Autonomie
Workshop Prävention bei Behinderung
Motive der Lebensmittelauswahl
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Geschmack und Genussverhalten
Hunger - Appetit
kulturelle Einflüsse (Landesküche)
Tradition (zum Beispiel Weihnachtsessen)
emotionale Wirkung der Lebensmittel
soziale Gründe – sozialer Status
Angebotslage
Gesundheitsgründe wie Schönheitsideale (Diät)
Verträglichkeit, Angst vor Schaden (Meidung von Schadstoffen)
Was noch aus Ihrer Erfahrung?
Workshop Prävention bei Behinderung
Das Besondere in dieser Zielgruppe:
 Die kognitiven Fähigkeiten sind eingeschränkt
 Der Muskeltonus ist oft gering, das mangelnde Muskelgewebe
bestimmt den niedrigen Grundumsatz, der das Übergewicht
verursacht
 Mangelnde Bewegung unterstützt diesen Effekt
 Manche Behinderungsformen führen zu geringem
Sättigungsgefühl, zu vermehrtem Ghrelin-Ausschuß, zu
verminderter Leptinwirkung.
 Oft tritt eine Störung der Stimuluskontrolle ein, welches zu
spontanem und dauerhaftem Essen führt
Workshop Prävention bei Behinderung
Das Besondere in dieser Zielgruppe:
 Die kognitiven Fähigkeiten sind eingeschränkt:
 Die Kompetenzen Lesen, Schreiben und Rechnen sind selten vorhanden
 Die Aufmerksamkeitsdauer ist unterschiedlich, Pausen sind notwendig,
Praktische Einheiten ermöglichen eine Abwechslung
 Die Störbarkeit der Gruppe ist hoch, die Gruppen-Regel Störungen haben
Vorrang ist nicht immer angebracht
 Die Gruppen sollten nicht mehr als 8 Teilnehmer haben, um allen gerecht zu
werden
 Die Leichte Sprache ist ein zielgruppengerecht und schafft eine empathische
Arbeitsatmosphäre
Workshop Prävention bei Behinderung
Die Leichte Sprache:
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Es werden kurze Sätze verwendet.
Jeder Satz enthält nur eine Aussage.
Der Konjunktiv wird vermieden.
Abstrakte Begriffe werden vermieden; wo sie notwendig sind, werden sie
durch anschauliche Beispiele oder Vergleiche erklärt.
Wenn Fremdwörter oder Fachwörter vorkommen, werden sie erklärt.
Bei langen Zusammensetzungen wird durch Bindestriche deutlich
gemacht, aus welchen Wörtern die Zusammensetzungen bestehen.
Abkürzungen werden beim ersten Vorkommen durch die ausgeschriebene
Form erklärt.
Es wird keine Kindersprache verwendet.
Bilder oder Filme helfen, einen Text besser zu verstehen.
Wörter werden nicht in durchgehenden Großbuchstaben geschrieben.
Kursive Schrift wird nicht verwendet.
Texte werden übersichtlich gestaltet.
(Quelle: Europäische Vereinigung der ILSMH, Brüssel 1998; Hilfsmittel:
Das neue Wörterbuch für leichte Sprache; Hrsg.: Mensch Zuerst-Netzwerk People First Deutschland e.V., 2003)
Workshop Prävention bei Behinderung
Das Besondere in dieser Zielgruppe:
Die Arbeitsweise ist geprägt durch (Theunissen 2003):
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Erwachsenengemäße Ansprache
Partnerschaftliche Umgangsformen und Vorgehensweise
Handelndes Lernen
Freiwilligkeit, Selbst- und Mitbestimmung
Das Handelnde Lernen ist von großer Bedeutung, es soll praxisnah und umsetzbar
sein. Die Lernschritte sind individuell zu gestalten und orientieren sich an den
Kompetenzen.
Workshop Prävention bei Behinderung
Struktur jeder Einheit von 60 Minuten
Jede Sitzung hat eine kontinuierliche Struktur, dies ermöglicht eine gute
Lernatmosphäre:
• Begrüßung, Austausch, Einstiegsritual
• Besprechung der Hausaufgaben
• Erfahrungsaustausch, Wiederholung der letzten Sitzungsinhalte
• Inhalte und Übungen des Hauptthemas, praktische Übungen
– Zubereitung von kleineren Speisen
• Zusammenfassung, Aufgabe für die Woche
• Verabschiedungsritual
• Die kognitive und sozio-emotionale Lernzielebene kann oft nur begrenzt
berücksichtigt werden
• Die praktische Ebene wird stark berücksichtigt und gut erreichbar.
Workshop Prävention bei Behinderung
Inhalte der Klientenschulungen (8 x 60 Minuten) im Handlungsfeld Übergwicht
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
Begrüßung und gemeinsames Kennenlernen, Vertrauensbildung, Ablauf der Sitzung
klären;
Kennenlernen der Lebensmittelpyramide - Wie ist sie aufgebaut?
Getränke neu bewerten
Ursachen des Übergewichtes individuell sammeln und besprechen
Das Abnehmen in langsamen Schritten der dauerhaften Verhaltensänderung
Obst und Gemüse
Bedeutung der Ballaststoffe für den Körper – Verdauung, Sättigung
Brot und Getreide
Die guten und weniger guten Fette
Sattwerden - Sattsein!
Was ist der JoJo-Effekt – was ist wichtig zu wissen?
Das Abnehmen in langsamen Schritten der dauerhaften Verhaltensänderung
Essen und Emotionen, welche Gefühle können Essen auslösen?
Genusstraining: Die Freude am Essen!
Alternativen und Helfer
Wiederholung der Inhalte
Abschluss mit Urkunde und Ausblick: Das Abnehmen in langsamen Schritten der
dauerhaften Verhaltensänderung nach dem Programm
Workshop Prävention bei Behinderung
Inhalte der Klientenschulungen (8 x 60 Minuten) im Handlungsfeld Fehl- und
Mangelernährung
1.
2.
3.
Begrüßung und gemeinsames Kennenlernen, Vertrauensbildung,
Motivationsabfrage, Ablauf der Sitzung klären;
Kennenlernen der Lebensmittelpyramide - Wie ist sie aufgebaut?
Das Trinken
Selbstkontrolle als Weg zur Selbstkompetenz
Bewegung im Alltag – was ist möglich?
Gemüse, Hülsenfrüchte und Obst
•
•
•
4.
Wieviel und wovon?
•
•
5.
Portionen und Tellerprinzip
Umsetzung in den Alltag – Steigerung der Selbstkompetenz
Wie fett ist mein Essen?
•
6.
Bedeutung der Vitamine, Mineralstoffe und sekundären Pflanzenstoffe
Bedeutung der Faser- und Ballaststoffe
Wie bereite ich Gemüse schonend zu?
Die guten und weniger guten Fette:
Lebensmittel werden vorgestellt und bewertet
Wie süß ist mein Essen?
•
•
Zucker und Zuckerarten
Alternativen, Natürliche Süße
7.
Nährstoffschonender Umgang mit Lebensmitteln
• Klärung der Wohnsituation, Küchentechnische Tricks, Lagerung, Zubereitungsarten (bei eigener
Haushaltsführung
8.
Abschluss und Wiederholung, Ausblick
Wege zur Veränderung
Hilfestellungen für die Klienten:
• Anreize für Neues!
• Kochbücher, Bilder, Gespräche, Teilhabe
• Mahlzeitenrhythmus
• 3-5 regelmäßige Mahlzeiten
•
•
•
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•
•
Angebotssituation
Regeln und Rhythmen
Eßsituation anpassen, Hilfsmittel
Signale werden wahrgenommen
Individuelle Bedarfe respektieren
Möglicherweise gemeinsame Lösungen
Gesunde Ernährung als Bildungsangebot
Diskussionsthema:
Übergewicht/Adipositas und geistige
Behinderung korreliert!
Wie kann ein Weg zwischen sozialer Teilhabe,
Autonomie, Assistenz und Beratung aussehen?
Ende!
Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit!
Ihre
Margarete Nowag
Einführung: Die 10 Regeln der DGE
Die Ernährungspyramide erklärt über Portionen/ das Handprinzip die
Mengen an Lebensmitteln am Tag:
Das Handmaß für eine Portion/Erwachsener:
Grüner Teil der Pyramide:
Wasser
1 Glas
300 ml
6 Portionen
Gemüse/Salat 135g
1-2 Hände
5/3 Portionen
Obst
1-2 Hände
5/2 Portionen
Brot/Getreide 70-100g
1-2 Scheiben
4 Portionen
Beilagen
2 Hände
Zusammen
125g
200-250g
E
Einführung: Die 1o Regeln der DGE
Das Handmaß für eine Portion/Erwachsener:
Gelber Teil der Pyramide:
Milch
250 ml
1 Glas
zusammen
Käse
30g
1 Scheibe
zusammen
Joghurt
150g/ml
1 Becher
3 Portionen
Fleisch
200g
1 Hand
zusammen
Wurstwaren
30g
1-3 Scheiben
Fisch
150-200g
1 Handteller
Ei
2 Stück
1-2 Eier
1 Portion
Einführung: Die 10 Regeln der DGE
Das Handmaß für eine Portion/Erwachsener:
Roter Teil der Pyramide:
Öle
Nüsse
18-20g
2 EL
Zusammen
Streichfett
18-20g
2 EL
2 Portionen
Süsses/Knabb
ereien
220-270 kcal.
1 Hand voll
Zusammen
1 Portion
Alkohol
200g
1 Glas
Einführung: Die 10 Regeln der DGE
So könnte ein Tagesplan laut Empfehlungen aussehen:
• 4-6 Scheiben Brot oder 3-5 Scheiben plus 50-60 g Flocken
• 1 Portion Kartoffeln/Nudeln gegart 200-250/g oder Reis gekocht
150-180 g
• 3 Portionen Gemüse (ca. 400g) als gegart oder Salat
• 2 Portionen Obst (ca. 250g)
• 200-250g Milch u. –produkte und 2 Scheiben Käse
• 15-30g Streichfett und 10-15g Öl
• Mind.1,5 l energiearme Getränke
Pro Woche auf die Tage verteilt:
80-150g fettarmen Seefisch + 70g fettreichen Seefisch + 300-600g
Fleisch und Wurst + 3 Eier
Einführung: Die 10 Regeln der DGE
Besonderer Energie/Nährstoffbedarf:
1.Klienten mit Untergewicht und
2.Klienten mit mundmotorischen Schwierigkeiten – s.o.
• Anreicherung mit energiereichen Lebensmitteln wie Sahne, Butter, Öl, Ei, Früchte
und Obst
• Energiehaltige Getränke
• Mehr und kleinere Mahlzeiten, auch gern Kuchen und Keks
• Ggfs. enterale Zusatznahrung
3.Klienten mit hohem Speichelverlust – Trinkmenge
4.Klienten mit Dauer-Spastiken – höherer Energiebedarf
5.Klienten mit niedrigem Muskeltonus (Down-Syndrom)
- niedriger Energiebedarf
6.Klienten mit Übergewicht – s. LM-Pyramide, Bewegung
7.Klienten mit Verdauungsproblemen: Spezialkost; Ballaststoffe, Trinken
Einführung: Die 10 Regeln der DGE
2. Regel
Reichlich Getreideprodukte – und Kartoffeln
Hauptlieferanten von:
• Ballaststoffen
• Sekundären Pflanzenstoffe
• Vitaminen:
B-Komplex, C (Kartoffeln), E (z.B. Gerste/Hafer)
• Mineralstoffen:
Kalium, Magnesium, Eisen, Zink
Möglichst Mehrkorn- oder Vollkornprodukte anbieten!
Langsames Heranführen – Nicht lockerlassen!
Gemeinsam Strategien in kleinen Schritten entwickeln!
Einführung: Die 10 Regeln der DGE
Ge üse u d O st: Ni
5a
Tag…
Als Haupt- und Zwischenmahlzeit!
Hauptlieferanten von:
• Vitaminen:
A, C , E , K
• Mineralstoffen:
Kalium, Magnesium, Eisen, Zink
• Ballaststoffe
• Sekundären Pflanzenstoffe
Wichtige Prophylaxe bei Tumorerkrankungen vieler Art, Herz- und
Kreislauferkrankungen, Metabolischem Syndrom
Vorsicht: Lagerhaltung – frisch und möglichst saisonal
Einführung: Die 10 Regeln der DGE
Vollkornprodukte und Kartoffeln, Gemüse, Obst, Hülsenfrüchte,
Nüsse und fermentierte Lebensmittel (Sauerkraut) enthalten
Sekundäre Pflanzenstoffe. Was bewirken Sie?
• Bioaktive, gesundheitsfördernde Substanzen
• Werden mit der alltäglichen ausgewogenen Ernährung
aufgenommen, wirken nicht isoliert!
• Minimieren das Risiko für bestimmte Herz- und
Kreislauferkrankungen (Cholesterolspiegel)
• steigern den GZ und AZ aufgrund ihres Einflusses auf das
Immunsystem (Bakterien, Pilze, Viren)
• Carotinoide als Schutz vor Augenerkrankungen und vor
Osteoporose durch Phytoöstrogene
Einführung: Die 10 Regeln der DGE
Sekundäre Pflanzenstoffe – Genuss mit Gesundheit!
Riechen, Sehen, schmecken:
• Flavonoide und Carotinoide sorgen für Farbe in Obst und Gemüse:
Anthocyane in Rotkohl, ß-Carotin in Möhren
• Curcumin gibt der Gelbwurz (in Curry) die intensive Farbe
• Sulfide geben den Geruch bei Zwiebeln und Knoblauch
• Senf und Kohl verdanken Glucosinolaten ihr Aroma
Einführung: Die 10 Regeln der DGE
4. Regel
Täglich Milch- und Milchprodukte,
1-2 Mal pro Woche Fisch, Fleisch, Wurst, Ei
Wertvolle Nährstoffe:
•Milch, Quark, Joghurt, Käse, etc.:
Proteine, Fett, Calcium,Kalium, Vitamin A, D, E, K, z.T. B-Komplex
•Fisch:
Jod, Selen, Vitamin D u. B6+12, Omega-3-Fettsäuren, Proteine,
magere Sorten: Kalium
•Fleisch- und Wurstwaren:
Protein, Gesättigte Fettsäuren, Vitamin B-Komplex, E, Eisen,
gepökelt: Natrium, magere Sorten: Kalium
Fettanteil beachten!
Einführung: Die 10 Regeln der DGE
5. Regel:
Wenig Fett und fettreiche Lebensmittel
Fett ist als Nährstoff wichtig:
• Träger von lebensnotwendigen, essentiellen Fettsäuren
• Enthält fettlösliche Vitamine A,D,E,K und sorgt für deren Nutzen
• Fett ist der Geschmacksträger und Sättigungsfaktor!
Fett ist aber auch
• Lieferant von gesättigten Fettsäuren, Ursache von
Fettstoffwechselerkrankungen etc.
• Unsichtbar in Fleisch, Wurst, Fisch, Ei, Milchprodukten, Kuchen und
Eis, Fast-Food und Fertigprodukten
Einführung: Die 10 Regeln der DGE
6. Regel:
Zucker und Salz in Maßen
Salz:
Bitte mit Jod und Fluorid!
Zusätzlich: Kräuter, Gewürze, Eigenwürze
Salzgehalt in Fertigprodukten, Wurst, Fleisch, Fisch
Zucker:
Natürliche Alternativen: Rohrzucker, Ahornsirup, Honig, Stevia
Chem. Alternativen: Zuckeraustauschstoffe, Süßstoffe,
LM-Alternativen: Aufgeschäumte Milch zum Kaffee, Fruchtmus
Einführung: Die 10 Regeln der DGE
7. Regel:
Reichlich Flüssigkeit
Bedarf: Erwachsener: 1,5 -2,0l / Kinder 1,0 – 1,5 l je nach Alter
Zufuhr über Trinken (1-1,5l), Nahrung, Atmung: 2,1-2,8l
Ausscheidung über Lunge, Stuhl, Haut, Harn: 2,1-2,8l
Auswahl:
Wasser: es dämpft das Hungergefühl enorm,
steigert die Verdauung und bringt den Stoffwechsel auf Touren!
Tees:
Kräuter- und Früchtetees, grüner Tee, Rooibustees
Kaffee: Espresso, Kaffee, Milchkaffee
Schorlen: Frucht - und Teeschorlen, Zitronenwasser
Vorsicht:
• Zusätze wie Coffein, Farb- und Duftstoffe!
• Gezuckerte Limonaden sind energiereich, enthalten viel Zucker und Fruchtzucker,
führen bei Empfindlichkeit zu Unruhe
•
Hoher Bedarf bei Fieber, Durchfall, Erbrechen, fehlender Mundschluß
Einführung: Die 10 Regeln der DGE
8. – 10. Regel:
8. Schmackhaft und schonend zubereiten
•
•
Gewürze und Kräuter, Speisefette u.-öle, Garzeiten
Wasserlösliche und Fettlösliche Vitamine!
9. Sich Zeit nehmen und Genießen
10. Auf das Gewicht achten
Ernährung im Alter
Was verändert sich im Alter?
• Sinnesvermögen: Das Sehen, Riechen, Schmecken nimmt ab
• Kau- und Schluckbeschwerden: Mundtrockenheit, Zahnverlust,
Schluckstörungen
• Hunger und Durst: geringerer Energiebedarf, Abnahme des
Durstempfindens, veränderte Hunger- und Sättigungsregulation,
verminderter Appetit; Verminderung der Essportionen und eine Vorliebe
für besondere Geschmacksrichtungen wie süß
• Verdauung: Störungen durch fehlende Magensäure, Intrinsic-Faktor
• Muskelmasse/Beweglichkeit: Verminderung (Sarkopenie) und
Mobilitätsstörungen
• Geistiger und psychischer Zustand: Vergesslichkeit, Verwirrtheit, Demenz,
Traurigkeit, Depressionen, Essensverweigerung
• Krankheits- und Medikamenteneffekte: erhöhter Nährstoffverlust und
dadurch erhöhter Bedarf, Behinderung der Nahrungsaufnahme,
Verdauungsstörungen
Ernährung im Alter
Grundpfeiler einer optimalen Versorgung:
• Die regelmäßige Getränkeversorgung zu und neben den Mahlzeiten ermöglicht eine
gesunde Trinkmenge, ein stetes Bereitstellen und Erinnern ist notwendig.
• Die tägliche Verpflegung beruht auf die zielgruppengerechter, optimaler
Lebensmittelauswahl, einer abwechslungsreichen Speisenplanung, nährstoffschonender
Speisenherstellung und Wärmehaltung zur Sicherstellung der Qualität der Speisen.
• Die Sensorik bestimmt die Akzeptanz des Essens: Aussehen, Geschmack, Konsistenz,
Haptik bei Fingerfood
• Das Speisenangebot bei besonderen Anforderungen wird erforderlich, da mit
steigendem Alter körperliche und psychische Veränderungen eintreten können. Diese
Veränderungen der Körperfunktionen müssen bei Zubereitung und Zusammenstellung
der alltäglichen Ernährung berücksichtigt werden. Eine Umsetzungsmöglichkeit ist Eat
by Walking: Senioren mit einem sehr hohen Maß an Unruhe und Aktivität wird
ermöglicht, im Gehen zu essen. Sie können sich an Imbiss-Stationen nachnehmen, die
Mitarbeiter achten auf die optimale Versorgung und andererseits die hygienischen
Rahmenbedingungen.
• Die Essatmosphäre, die Esszeiten, Raum- und Tischgestaltung prägen die Esssituation,
fördern den Appetit und Wohlergehen beim Essen.
• Ein serviceorientierter Umgang und Hilfsmittel wie besonderes Besteck oder Tassen
erleichtern das Essen und Trinken und führen zu angenehmem und empathischem
Miteinander.
Motive der Lebensmittelauswahl
Motive der Lebensmittelauswahl:
KlientInnen:
• Geschmack und Genussverhalten
• Hunger - Appetit
• kulturelle Einflüsse (Landesküche)
• Tradition (zum Beispiel Weihnachtsessen)
• emotionale Wirkung der Lebensmittel
• soziale Gründe – sozialer Status
• Angebotslage
• Gesundheitsgründe wie Schönheitsideale (Diät)
• Verträglichkeit, Angst vor Schaden (Meidung von Schadstoffen)
•Was noch aus Ihrer Erfahrung?
Motive der Lebensmittelauswahl
Motive der Lebensmittelauswahl:
MitarbeiterInnen:
• Geschmack und Genussverhalten
• Hunger - Appetit
• ökonomische Bedingungen (Sonderangebote)
• kulturelle Einflüsse (Landesküche)
• Tradition (zum Beispiel Weihnachtsessen)
• moralische oder ethische Überzeugung (z.B. Veganismus)
• emotionale Wirkung der Lebensmittel
• soziale Gründe – sozialer Status
• Angebotslage
• Gesundheitsgründe wie Schönheitsideale (Diät)
• Verträglichkeit, Angst vor Schaden (Meidung von Schadstoffen)
Gesunde, alltägliche Ernährung
Die Umsetzung: Was spielt eine Rolle?
Bei den KlientInnen?
Bei den MitarbeiterInnen?
Bei den Angehörigen?
Gruppenarbeit
Wege zur Veränderung
Motivation ist Bewegung!
(motus = Bewegung, Lat.)
Motivation ist die Kraft, die Menschen in Bewegung setzt, um
etwas zu tun oder etwas zu bekommen oder etwas zu
erreichen.
Verhaltensänderung ist abhängig von der Selbstverantwortung
und der Zielsetzung:
„Wo soll die Kraft für die Verä deru g de herko
e , e
i ht aus de positi e Ziele des Me s he sel er?“ (Klaus
Grawe)
Wege zur Veränderung
Motivation ist Bewegung zwischen:
Zu etwas hin:
Appetit
Wollen
Bekommen
Erstreben
Lust
Neugier
Vergnügen
Limbisches System
Dopamin
Assertion
Haben+Bleiben
Vertrauen
Ruhe
Entspannung
Ankommen
Zufriedenheit
Limbisches System
inkl. Hirnstamm,
Oxytocin, Serotonin
(Das endogene, neurobiologische Modell nach Esch)
Von etwas weg:
Aversion
Angstvermeidung
Angstbewältigung
Stressregulation
Entkommen
Vermeiden
Kampf
Limbisches System
+Stressachsen
Adrenalin, Cortisol
Noradrenalin
Wege zur Veränderung
Mögliche Wege der Veränderung durch Autonomietraining:
Das bewußte Aussteigen aus diesen Automatismen:
• 1. In Frage stellen/Labilisieren
Ich stelle meinen Konsum in Frage, ich denke darüber nach, das Ergebnis/Ziel
ist noch nicht erkennbar, aber ich werde bewußter!
• 2. Objektivieren
Ich möchte den Konsum verändern, ich leide darunter – interner oder/und
externer Leidensdruck, ich erkenne den Weg dorthin und mein Ziel, ich
benenne Hilfsmittel und Hürden
> Selbstkontrolle! Selbstkontrolle bis Selbstregulation! Die Fähigkeit,
durch Eigenaktivität das Bedürfnis der Veränderung ernst zu nehmen
und adäquate Bedingungen herzustellen
Wege zur Veränderung
• 3. Probieren
Ich versuche verschiedene Wege und beobachte den
Erfolg, ich verhalte mich bewußt, ggfs. Hilfe von außen
durch inhaltliche Unterstützung beim Neuerwerb von
Handlungsmitteln
• 4. Automatisieren
Bewußte Handlungswiederholung:
Neue selbstregulierte Handlung mit postiven, emotional
wichtigen Lebensbereichen verknüpfen!
Positive Verstärker sind wichtig!
ggfs. Generalisieren: Übertrag auf viele Situationen und eigenen
Stil finden!
Wege zur Veränderung
Das stufenförmige Transtheoretische Modell zur Verhaltensänderung
nach Prochaska
Ist aus der Gesundheitspsychologie stammende, maßgebliche Modell
zur Lebensstilveränderung:
1. Stufe:
Absichtslosigkeit
2. Stufe:
Absichtsbildung
Steigern des Problembewußtseins, Wahrnehmen förderlicher Bedingungen
3. Stufe:
Vorbereitung
Emotionales Erleben, Selbstneubewertung
4. Stufe:
Handlung
Nutzen hilfreicher Beziehungen, Selbstverpflichtung
5. Stufe:
Aufrechterhaltung
(Selbst-) Verstärkung, Gegenkonditionierung, Stimuluskontrolle
Wege zur Veränderung
Hilfestellungen für Sie als Mitarbeiter/innen:
• Menüplanung
• Lagerhaltung
• Einkaufsplanung
• Planung der besonderen Kostformen
• Zeitplanung: wieviel Zeit bleibt mir am Tag?
• Welche Unterstützung brauche ich?
• Wer kann mir konkret helfen?
• Beobachtungsprotokoll: wie verhält sich der Klient?
• Werden Bedürfnisse/Ablehnung geäußert und gezeigt?
• Autonomie, Teilhabe und Selbstbestimmung
Wieviel ist möglich am Tag?
Erkrankungen und Ernährung
Folgende Erkrankungen sind in der Ernährung zu beachten:
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
10.
11.
12.
13.
Diabetes mellitus Typ I und II
Arterielle Hypertonie
Fettstoffwechselerkrankungen
Kardiovaskuläre Erkrankungen
Arteriosklerose
Gastrointestinale Erkrankungen wie Reflux, Fettleber
Adipositas und Schlaf-Apnoe-Syndrom
Syndromale Adipositas: Down-Syndrom
Depressionen, depressive Verstimmungen
Hyperaktivität
Chronische Obstipation
Diarrhoe
Kachexie
Erkrankungen und Ernährung
1. Diabetes mellitus Typ I und II mit Insulin bzw. Antidiabetika
• Kohlenhydrathaltige Lebensmittel werden in Broteinheiten (BE) berechnet
• BE-Berechnung und Insulindosis werden abgestimmt
• Gemüse ist frei, alle anderen KH-Träger werden nach KH-Tabelle
berechnet: 10g KH 1 BE
Kostplan:
mögl. Gewichtsreduktion, Eiweißrestriktion möglicherweise notwendig
• Regelmäßige Kontrollen der Insulingabe nach BZ-Werten
2. Diabetes mellitus Typ II ohne Medikamente
• Hauptursache: Übergewicht und Adipositas
Kostplan:
• ballaststoffreiche, fettarme, KH-modifizierte Kost nach den 10 Regeln der
DGE
Erkrankungen und Ernährung
•
Auf Ebene der Nährstoffe werden in der Leitlinie DGE folgende
Ernährungsmaßnahmen empfohlen:
•
Patienten ohne Anzeichen einer Nephropathie können 10–20 % der Gesamtenergie in
Form von Protein aufnehmen, während die Proteinaufnahme bei Typ-1-Diabetikern mit
den Merkmalen einer manifesten Nephropathie im unteren Bereich der akzeptablen
Bandbreite liegen sollte (0,8 g/kg Normalgewicht/Tag).
Die Gesamtfettaufnahme sollte 35 % der Gesamtenergie nicht überschreiten, dabei
sollten gesättigte und transungesättigte Fettsäuren zusammen unter 10 % der
Gesamttagesenergie liegen. Auch mehrfach ungesättigte Fettsäuren sollten 10 % der
Gesamttagesenergie nicht überschreiten. Die Aufnahme von Cholesterol sollte weniger
als 300 mg/Tag betragen.
Die Kohlenhydrataufnahme kann zwischen 45 und 60 % der Gesamtenergie liegen,
Ballaststoffaufnahme 20 g pro 1000 kcal/Tag)
Die Aufnahme freier Zucker sollte moderat (bis zu 50 g/Tag) sein, wobei die Aufnahme
freier Zucker insgesamt 10 % der Gesamtenergie nicht überschreiten sollte.
•
•
•
Erkrankungen und Ernährung
• Die Ernährungsmaßnahmen nach DGE auf Ebene der Lebensmittel
umfassen
• reichlich ballaststoff- und vitaminreiche Lebensmittel zu verzehren,
• täglich Obst, Gemüse und Salat sowie Hülsenfrüchte und Vollkornprodukte
aufzunehmen,
• zwei bis drei Portionen – bevorzugt fetten – Fisch pro Woche zu verzehren,
• den Verzehr von fetten Wurst- und Käsesorten sowie von Schokolade,
Kuchen und Gebäck zu meiden,
• fettarme Milchprodukte auszuwählen,
• zum Kochen Öle, die reich an einfach ungesättigten Fettsäuren sind,
anstelle fester tierischer Fette zu verwenden,
• die tägliche Menge an Kochsalz zu begrenzen und
• Alkohol nur maßvoll zu konsumieren.
Erkrankungen und Ernährung
Der glykämische Index (GI) beschreibt die Wirkung eines
kohlenhydrathaltigen Lebensmittels auf den Blutglucosespiegel
• Die Glykämische Last (GL) beschreibt das Mass der Insulinausschüttung
nach KH-Aufnahme
• Die Insulinantwort ist sowohl von der Art als auch von der Menge der
zugeführten Kohlenhydrate abhängig.
hoher GI+GL  KH werden schnell verdaut und gelangen schnell ins
Blut  Blutzuckerspiegel   Insulinausschüttung 
Insulin  hemmt den Fettabbau und fördert den Fettaufbau
geringer GI+GL langsamer und insgesamt geringeren Anstieg der
Blutzuckerkurve
Vorteil  Körper produziert weniger Insulin
Erkrankungen und Ernährung
Arterielle Hypertonie, Kardiovaskuläre Erkrankungen, Arteriosklerose
Empfehlungen für den Kostplan:
• Mediterane Kost: Obst und Gemüse, fettarme Milch und
Milchprodukte, wenig "rotes" Fleisch, wenig Süßigkeiten und
zuckerhaltige Getränke, viel Vollkornprodukte, Geflügel, Fisch
und Nüsse, Olivenöle, Öle mit hohem Anteil an ungesättigten
FS
• Hohem Anteil an sekundären Pflanzenstoffen
• Kochsalz- (NaCl) Verminderung
• Gewichtsreduzierende Kost wenn nötig, angemessene
Trinkmenge, kaum Alkohol
Erkrankungen und Ernährung
Fettstoffwechselerkrankungen
Empfehlungen für den Kostplan:
• Mediterane Kost plus Öle mit hohem Anteil an ungesättigten
Fettsäuren
• Geringem Anteil an gesättigten Fettsäuren
• Hohem Anteil an sekundären Pflanzenstoffen wie
• Phytosterine
• Artischocke, Knoblauch, Grapefruit nicht nachgewiesen
• Viel Bewegung zur Steigerung des HDL-Cholesterins
• Gewichtsreduzierende Kost wenn nötig, angemessene Trinkmenge,
kaum Alkohol
Erkrankungen und Ernährung
Gastroenterologische Erkrankungen
• Die Fructosemalabsorption bezeichnet eine Unverträglichkeit gegenüber Fructose
(Fruchtzucker), die auf einer unzureichenden intestinalen Absorption der Fructose
beruht. Die Absorption ist generell bei allen Menschen begrenzt.
•Die Ernährungstherapie bei einer Fructosemalabsorption beruht auf einer zeitlich
befristeten, moderaten Fructosezufuhr und einem anschließenden Austesten der
individuellen Verträglichkeit. Eine dauerhafte fructosefreie Ernährung ist nicht
angezeigt. Sie führt zu einer Einschränkung der Lebensmittelauswahl und kann so eine
adäquate Nährstoffversorgung beeinträchtigen.
• Die Lactoseintoleranz bezeichnet die Unverträglichkeit gegenüber Lactose
(Milchzucker), die nach dem Verzehr zu klinischen Beschwerden wie Blähungen
und osmotischer Diarrhöe führt. Die Lactoseintoleranz beruht auf einer
verminderten oder fehlenden Aktivität des Enzyms Lactase. Diese ist in der
Dünndarmschleimhaut lokalisiert und spaltet das Disaccharid Lactose in die
Monosaccharide Glucose und Galactose. Dies ist voraussetzend für die Absorption.
•Die Ernährungstherapie sieht eine laktosearme bis –freie Kost vor.
Erkrankungen und Ernährung
Gastroenterologische Erkrankungen
• Zoeliakie – Einheimische Sprue, gluteninduzierte Enteropathie
Es ist eine immunologisch vermittelte Krankheit des Dünndarms, die durch das in
Getreide vorkommende Klebereiweiß Gluten ausgelöst wird. Die Aufnahme von
glutenhaltigen Lebensmitteln führt zu einer Immunreaktion im Darm mit
anschließender chronischer Entzündung und Rückbildung der Dünndarmzotten
(Atrophie) mit der Folge von Maldigestion und Malabsorption.
Die Ernährungstherapie besteht in der lebenslangen Elimination der die Krankheit
auslösenden Proteine der Getreidesorten Weizen (Gliadin), Roggen (Secalin) und
Gerste (Hordein). Entgegen früherer Ansicht wird dem Hafer (Avenin) aufgrund
geringerer Prolaminanteile nur eine geringe toxische Wirkung beigemessen. Dennoch
sollte Hafer gemieden werden.
In Dinkel, Grünkern, Zweikorn (Emmer), Einkorn, Kamut, Bulgur und Couscous ist
Gluten enthalten. Dies betrifft u. a. Mehl, Grieß, Kleie, Graupen, Stärke, Flocken,
Müsli, Brot, Brötchen, Gebäck, Kuchen, Teigwaren, Pizza, Gnocchi, Knödel,
Puddingpulver, Paniermehl, Malzkaffee, Malzgetränke und Bier. Den Betroffenen ist
grundsätzlich zu raten, sich glutenfrei zu ernähren. Grenze: 50 mg/Tag (normal:1215g)
Erkrankungen und Ernährung
Gastro-oesophageale Refluxkrankheit
= Ein unwillkürlicher Rückfluss sauren Magensafts in die
Speiseröhre
Oft Kombination mit Erbrechen, Rumination oder
Regurgitation
Ernährungstherapie:
• Basische Kost: wenig reizend, wenig Fleisch, Wurst, Fett,
Vollkorn?, Temperatur, kein Kaugummi, möglichst wenig
Süsses und Gewürztes
• Kleine Mahlzeiten
• Kohlensäurearme Getränke
Therapie 1. Wahl: Säureblocker: z.B. Omeprazol
Erkrankungen und Ernährung
Übergewicht und Adipositas – Definition der Zielgruppen in
BMI: Körpergewicht in Kg / Körperlänge in m2
Klassifikation der Adipositas nach WHO Kriterien
Klassifikation
BMI (kg/m2)
Krankheitsrisiko
Übergewicht:
25,0-29,9
erhöht
Adipositas Grad I
30,0-34,9
hoch
Adipositas Grad II 35,0-39,9
sehr hoch
Adipositas Grad III > 40,0
extrem hoch
Adipositas p.m.
> 50,0
Taillenumfang und Risiko für Adipositas-assoziierte metabolische und kardiovasku- läre
Komplikationen (viszerales Fettgewebe) (nach Lean et al., 1995 EK III) (in cm)
Männer
Frauen
erhöht
≥ 4
≥
deutlich erhöht
≥
≥
Erkrankungen und Ernährung
Übergewicht und Adipositas
Empfehlungen:
• 10 Regeln der DGE, individuell gestaltet
• Low fat – low carb – high protein ?
• 3-5 Mahlzeiten
• Regeln zum Snacken
• Höhere Trinkmenge, mind. 2,0-2,5 l am Tag
• Regelmäßiges Bewegungsprogramm, möglichst 20 Min.
• Beobachtungen/Erfahrungen berücksichtigen:
•
•
•
•
•
•
•
Hunger-Appetit-Sättigung – wie verhält sich Ihr Klient?
Wofür steht das Essen? Kompensation, Langeweile?
Welche Vorerkrankungen beeinflussen das Essverhalten?
Persönliche Zielsetzung nach seelischen und somatischen Kriterien: Ziele
zusammen festlegen, immer wieder überprüfen!
Regeln und Rhythmen
Selbstbestimmtes Handeln: Geld für Snacken und Getränke
Selbst-/Fremdkontrolle, Belohnungssystem
Erkrankungen und Ernährung
Adipositas und ihre Folgeerkrankungen
• Das metabolische Syndrom:
• Hypertonie, Insulinresistenz und Glucoseintoleranz: Diabetes mellitus Typ II,
Fettstoffwechselerkrankungen, Gicht
•
•
•
•
Kardiovaskuläre Erkrankungen
Degenerative, orthopädische Erkrankungen
Hormonelle Veränderungen
Psychologische bzw. psychiatrische Auffälligkeiten und
Erkrankungen, wie Depressionen oder/ und Essstörungen
• Respiratorische Veränderungen - Schlaf-Apnoe-Syndrom
• Mangelnde Sauerstoffversorgung aufgrund des hohen Fettgewebeanteils im
Oberkörper- und Bauchbereich
Erkrankungen und Ernährung
Syndromale Formen der Adipositas
Adipositas ergänzt durch weitere, vielfältige Merkmale, die selbst bei ein und
demselben Syndrom nicht in gleicher Zahl und Ausprägung vorkommen.
•Leitsymptome:
• Kleinwuchs
• Mentale Entwicklungsstörungen
• Hypogonadismus, komplette Androgen-Resistenz
• Starke Adipositas
• Genmutation
•Erklärung: Langfristig wird die Stabilität des Gewichtes und der
Körperzusammensetzung durch den Informationsaustausch zwischen den
Energiereserven des Körpers und übergeordneten, hypothalamischen Zentren
sichergestellt. Daran beteiligt ist das Protein Leptin und die Leptin-Rezeptoren. GenMutationen können diesen Regelkreis stören.
•
•
•
Prader-Willi-Syndrom, 1:10.000-1:25000
Bordet-Biedl-Syndrom, selten
Alström-Syndrom, selten
Erkrankungen und Ernährung
Syndromale Formen der Adipositas
Besonderheit Down Syndrom:
• Prävalenz deutlich höher
• Verringerung des Grundumsatzes durch
• Minderwuchs
• Muskelhypotonus
• Schilddrüsenunterfunktion
Durch frühzeitige, therapieübergreifende Interventionen und damit regelmäßige
Bewegungs- und Sportübungen kann dem entgegen gewirkt werden.
Ein frühkindliches Füttern mit Brei (aufgrund oral-motorischer Dysfunktionen)
beeinträchtigt den Muskeltonus des Darmes.
Folge: Chronische Obstipation!
•Unruhe und Hyperaktivität
•Empfehlungen für den Kostplan:
• Zucker-, insbesondere Fruchtzuckeranteil
• Phosphate
• Natriumglutamat
• Gewürze, Salz, Geschmacksverstärker beachten
• Hohe Trinkmenge durch Wasser, Kräuter- und Früchtetee
• Regelmäßige Mahlzeiten mit ballststoffreicher Kost zur Senkung des
Insulinspiegels
Erkrankungen und Ernährung
Chronische Obstipation
Regeln für einen gesunden Darm und eine gute Verdauung:
BAMS:
•Ballaststoffreich essen
•Ausreichend trinken
•Milchsaure Produkte, füttern die Darmbakterien
•Sport und Bewegung machen fit und regen den Darm an
•Tipps:
• Ballaststoffe: VK, Gemüse und Obst, Weizenkleie
• 1 Stück eingeweichtes Trockenobst
• Trinkmenge: regelmäßig, morgens 1 Gl. warmes Wasser
• Milchzucker sorgt für ein gesundes und ausgewogenes Bakterienleben im
Darm
• Darmmassagen
• Möglichst keine Dauermedikation
Erkrankungen und Ernährung
Probleme bei Verdauung und Ausscheidung
Ursachen in der Ernährung
• Flüssigkeitsmangel durch erschwertes Trinken beim Schlucken von
Getränken mit hoher Fließgeschwindigkeit
• Hypersalivation verursacht die Verdünnung des für die Verdauung
der Speisen wichtigen Speichels
• Ernährung mit pürierter Kost, der Kauprozeß und damit die
Vorfermentierung der Ballaststoffe findet nicht statt
• Rückbildung der Darmzotten durch ballaststoffarmer Kost
• Nahrungsunverträglichkeiten, leider oft unerkannt
• Zu schnell oder zu kalt verabreichte Sondenkost
• Zuviel Ballaststoffe ohne ausreichende Flüssigkeit
• Die Darmmotilität beeinträchtigende Medikamente wie
Eisenpräparate, Betablocker, Codein etc.
Erkrankungen und Ernährung
Probleme bei Verdauung und Ausscheidung
Wege in der Ernährung
• Ausreichend langes Kauen
• Bei Obstipation: warmes Wasser am Morgen, Weizenkleie, Milchzucker,
Milchsäurebakterien in Form von Joghurt, Kefir, Buttermilch etc.),
Sauerkrautsaft, Dörrobst, ausreichende Flüssigkeit
Zusätzlich: Bauchmassagen mit wohlduftenden Ölen, Colonmassagen, Feuchte Bauchwickel
mit Kamille oder Schafgarbe, Körperlagerungen und Positionswechsel etc.
• Bei Durchfall: nicht zu reife Bananen, fein geriebener Apfel, Brot,
Salzstangen, Elektrolytlösung, evtl. Bifido-Bakterien zum Wiederaufbau
der Darmflora
Erkrankungen und Ernährung
Diarrhöen
Zwei Grundregeln:
1. Rascher Ersatz des vorhandenen elektrolyt- und Flüssigkeitsdefizit
2. Rascher Kostaufbau im Anschluß an die Flüssigkeitsergänzung
Bei wiederkehrenden Durchfällen die Ursachen erforschen
• Unverträglichkeiten, Allergien und Aversionen überprüfen
• s.a. Gastroenterologischen Erkrankungen
Erkrankungen und Ernährung
Kachexie mit verschiedenen Ursachen in
•
•
•
•
•
•
•
Aggressiven Erkrankungen
Appetitlosigkeit
Medikamenteneinfluß
Schluck- und Kaubeschwerden, ggfs. Zahnprothesen
Mangelhafter Absorption der Lebensmittel
Seelischer Not
Kraftlosigkeit - Hungerstoffwechsel
•Grundsätzliche Empfehlungen:
• Ansprechende Zubereitung, mehrere kleine Mahlzeiten liebevoll
dekoriert, wenn möglich, erhöhte Mengen an passierter
Normalkost geben
Erkrankungen und Ernährung
Empfehlungen bei Untergewicht und Kachexie:
• Kleine Mahlzeiten, kein Getränk vor der Mahlzeit außer vielleicht
ein Aperitif (!), leicht kaubare, gut verträgliche Kost mit einem
hohen Anteil an gedünstetem Gemüse und frischem Obst,
Fettträgern wie Butter, Sahne, Öle, Fisch, Milchprodukte, warme
MZ,
• reichlich Getränke wie Fruchtsäfte und Gemüsesäfte, aber auch
Wasser und Tees
• Verwendung von hochwertigen Speiseölen, reich an essentiellen
Fettsäuren wie Soja- und Sonnenblumenöl, Olivenöl, Raps- und
Maiskeimöl
• Ggfs. Zusatz in enteraler oder parenteraler Form
• Das Nahrungsvolumen schrittweise erhöhen, ebenso die
Mahlzeitendauer
• Appetit steigern durch Bewegung und Aktivität
Erkrankungen und Ernährung
Schluckbeschwerden bei Kindern und Erwachsenen
Die Schluckphysiologie:
50 Muskelpaare ziehen sich innerhalb ca. von einer Sekunde nach einem
exakten Muster zusammen!
Orale Vorbereitung
(Kauen, verteilen)
willkürlich
Orale Phase
(Portionieren)
willkürlich/unwillkürlich
Pharyngeale Phase
(Saug-Druck-Pumpe)
reflektorisch, unwillkürlich
Ösophageale Phase
(Transport, viszerale Peristaltik)
unwillkürlich
Erkrankungen und Ernährung
Schluckbeschwerden bei Kindern und Erwachsenen
Wie äußern sie sich?
•
•
•
Kloßgefühl im Hals
Husten beim Essen
Gurgelnde Stimme, besonders nach dem Trinken
• Speichelfluß aus dem Mund
• Mahlzeiten dauern extrem lang
• Langfristig: Gewichtsverlust
Risiken:
• Aspiration – stiller Aspiration
• Bewußtes oder unbewußtes Einatmen von
• Lungenentzündung
• Ersticken
• Soziale Ausgrenzung
Fremdmaterial
Erkrankungen und Ernährung
Schluckbeschwerden bei Kindern und Erwachsenen
Leitfaden für ein Dysphagie-Management
Behandlungsziele setzen:
1. Aspiration verhindern – medizinisch/pflegerisch
2. Ernährung sicherstellen – Pflegeteam
3. Lebensqualität wiedererlangen: Essen und Trinken
Behandlungsstrategie:
1. Besteht eine Erkrankung mit Dysphagie-Risiko?
2. Warnsymptome erkennen und ausschließen
3. Schluckdiagnostik
4. Funktionelle Dysphagie-Therapie
5. Ernährungsplan
Die emotionale Seite des Essens
Die emotionale Seite des Essens und Trinkens
Einflußfaktoren auf die tägliche Ernährung und die Auswahl:
Positiv:
• Freude am Essen
• Sozialer Kontakt, Interaktion
• Wärmendes, wohliges Gefühl im Bauch
• Versorgt und verwöhnt zu werden
• Rhythmen am Tag
Negativ:
• Langeweile, fehlende Kreativität
• Ersatzbefriedigung
• Kummer, Frust, Stress, Verstimmungen
• Fehlendes Körpergefühl – über Fülle fühlen
• Fehlendes Sättigungsgefühl
• Soziale Isolation
Die emotionale Seite des Essens
Die Hormonelle Situation:
Glückshormone – Serotonin und Dopamin
Ein positives Gefühl im Körper, aber auch in der Hypophyse
• Hungerhormone – Ghrelin
Regt Hunger an; im Fasten/Hungerzustand ist die Ausschüttung
erhöht,
im satten Zustand erniedrigt; Ghrelin hat einen Einfluß auf die Nahrungsmenge
bei Schlafmangel ist Ghrelin erhöht, führt zu Hunger und damit zum Übergewicht
Prader-Willi-Syndrom: z.T. sehr hohe Werte bewirken das mangelnde
Sättigungsgefühl
• Stresshormone – Adrenalin, Noradrenalin
Aufregungen, Angst, negativer Stress lösen eine Ausschüttung aus, die
Lipolyse wird angeregt, Glukagon wird gebildet.
Diese Energiemengen werden aber nicht vom Körper verbraucht > Übergewicht
•
Pharmazeutika beeinflussen die Auswahl, Menge und Wirkung!
Die emotionale Seite des Essens
Essstörungen entstehen aufgrund von Beziehungs- und
Kontaktstörungen.
Klassifikation von Essstörungen in Bezug auf das Körpergewicht:
• Anorexia nervosa – Magersucht (BMI unter 15)
• Bullemia nervosa – Ess-Brechsucht
• Binge Eating Disorder – Bandwurmessen ohne Erbrechen
Die Häufigkeit steigt bei Klienten und bedarf einer
Ernährungstherapeutischen/psychotherapeutischen Behandlung.
Essstörungen entstehen aufgrund von Gedeihstörungen
• Alkoholembryopathie
• Psychosozialer Minderwuchs
• Frühkindlichen Gedeihstörungen wie Nährstoffunterversorgung
Essstörungen entstehen aufgrund von oral-motorischen Dysfunktionen
Die emotionale Seite des Essens
Was tun?
Professioneller Umgang:
• Therapiemöglichkeiten:
• Basale Stimulation als Therapie von
Essstörungen
• Bobath-Konzept
• Ernährungstherapie
• Klientenschulung zum Thema Ernährung mit
anderen Klienten
Die emotionale Seite des Essens
Wichtige Säulen in der Ernährungstherapie bei Essstörungen
 Hunger und Sättigung
 Verhaltensanalyse und Zielfestlegung
 Das Essprotokoll
 Therapieschritte festlegen:
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Mahlzeitenstruktur
Angemessene Portionsgrößen und ein positiver Umgang mit Lebensmitteln
Gemeinsame Mahlzeiten unter Beobachtung
Ein Essplan
Normalisierung des Gewichtes
Die Gewichtsvereinbarung: Verbindlichkeit und Motivation
Umgang mit Angst: Aufklärung und geduldige Haltung
Die Integration verbotener Lebensmittel
Besondere Kostformen hinterfragen
Das Individuelle Tempo zählt:
Reduzierung von Essanfällen
Vermindern von Purging-Verhalten
Flexibilität und Eigenverantwortung im Essverhalten
Das Ziel der Therapie: Essen nach Hunger und Sättigung