16.10.2016 Was ist mit Mama und Papa los? Elterliche psychische Erkrankungen und die Auswirkungen auf die frühkindliche Entwicklung N. v. Hofacker 19. Oktober 2016 In den ersten Lebensjahren entwickeln sich 700 Synapsen pro Sekunde. Ausdünnung durch „Pruning“ zur Erhöhung der Effizienz. Frühe Erfahrung legen fest, welche Schaltkreise verstärkt, welche mangels Nutzung abgeschwächt/abgebaut werden – „Use it or loose it“ 1 16.10.2016 Das Gehirn ist hierarchisch organisiert – auf einfache neuronale Schaltkreise folgen in der Entwicklung komplexere. Das Timing ist genetisch determiniert, aber frühe Erfahrungen entscheiden darüber, welche Schaltkreise stark, welche schwach entwickelt sind. Neue Kompetenzen bauen auf bereits vorhandenen auf. Die Hirnarchitektur entwickelt sich wesentlich in Abhängigkeit von frühen Interaktionserfahrungen. Wegen der Vielzahl an Synapsen ist die neuronale Plastizität in den ersten Lebensjahren wesentlich höher wie später. Damit ist der Aufwand, die Hirnarchitektur günstig zu beeinflussen deutlich geringer wie zu späteren Zeitpunkten, in denen bereits eine nutzungsbahängige Ausdünnung neuronaler Schaltkreise stattgefunden hat. 2 16.10.2016 Früher Stress kann über Cortisol und andere Stresshormone Gene, die für die Stressvulnerabilität sowie die Entwicklung kognitiver Funktionen, Gedächtnis (Hippocampus) etc. verantwortlich sind, anund abschalten (Epigenetische Marker). Positive Interaktionserfahrungen können solche Folgen zumindest teilweise abschwächen. Sie spielen damit für die frühe Stressregulation und ihre Folgen eine entscheidende Rolle. Chronischer, anhaltender Stress in der frühen Kindheit führt ohne elterliche Kompensation zu einer Daueraktivierung des kindlichen Stress-Systems. Damit kommt es in Zentren, die für das Lernen und die Verhaltens-regulation wichtig sind (Hippocampus, Präfontalcortex), zu einer mangelnden Entwicklung neuronaler Synapsen und Schaltkreise. 3 16.10.2016 Frühe Risiken bedrohen die kindliche Entwicklung kumulativ: Kinder mit 6 oder mehr Risikofaktoren haben eine 90 – 100%- ige Wahrscheinlichkeit, Entwicklungsverzögerungen oder – auffälligkeiten zu zeigen. Frühe Risiken bedrohen die kindliche Entwicklung auch körperlich: Erwachsene, die 7 oder mehr nicht kompensierte frühe Risikofaktoren hatten, haben ein 3-fach erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen. Ähnliches gilt für das Risiko für Diabetes, Übergewicht und Krebs. 4 16.10.2016 Was für Distress ist im Säuglings- und Kleinkindalter bedeutsam ? Schwerwiegende Psychopathologie der primären Bezugsperson Mangelnde oder irreguläre emotionale Verfügbarkeit/Reaktivität Deprivation und schwere Vernachlässigung Frühe traumatische Erfahrungen, Misshandlung Lebensbedrohliche Erkrankungen mit Hospitalisierung, physischem Schmerz, vitale Bedrohungen Mangelnde Erfüllung vitaler Grundbedürfnisse, Mangelernährung Mangelnde Erfüllung von Bindungsbedürfnissen, Schutz und Sicherheit, emotionaler Geborgenheit (Trennung, Verlust) Dr. med. Nikolaus von Hofacker ae4 Praxis für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie August-Exter-Straße 4, 81245 München Stress in der Schwangerschaft – Mütterliche Depression Vermindertes Geburtsgewicht Risiko 3.6-fach erhöht, mütterliche Steroidlevel Frühgeburt Risiko 3.3-fach erhöht. Erhöhte Stresshormone Induktion von Wehentätigkeit. Präeklampsie Risiko bei Depression 2.5-fach erhöht, bei Angststörung 3.2-fach erhöht ( Sympathikotonus) Erhöhte Kaiserschnittrate erhöhte Geburtsangst, geringere Akzeptanz von Schmerz Mütterliche und fetale Stresshormonspiegel hängen eng zusammen, wobei die Plazenta individuell regulierend (puffernd) wirkt Dr. med. Nikolaus von Hofacker ae4 Praxis für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie August-Exter-Straße 4, 81245 München 5 16.10.2016 Postpartumdepression Symptome Ein- und Durchschlafstörungen, frühmorgendliches Erwachen Essstörungen, Appetitstörungen Depressive Verstimmung / Reizbarkeit Energielosigkeit / Handlungsunfähigkeit Sozialer Rückzug und Isolation Probleme mit Gedächtnis, Konzentration, kohärentem Denken Desorientierung, Verwirrtheit, Angst Psychosomatische Symptome Verzerrte Wahrnehmung und Interpretation des kindlichen Verhaltens Bonding-Störung als typisches Symptom Cave Suizid (immer nachfragen !!!) und Infantizid ! Dr. med. Nikolaus von Hofacker ae4 Praxis für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie August-Exter-Straße 4, 81245 München Unspezifisches Rückzugsverhalten nach Distress (Guedeney et al. 2007) Tiermodell (Dehasse 1994) Nach Trennung/Deprivation von Muttertier „Discreet Puppy Syndrome“ Junge Tiere spielen nicht Langsame Bewegungen, Bevorzugen gekrümmter Haltungen Stereotype, schaukelnde Bewegungen Völliges Fehlen kommunikativer Signale, aktive Kontaktvermeidung, ausdrucksloses Gesicht Wachsen und gedeihen nicht Keinerlei Bindungsverhalten Dr. med. Nikolaus von Hofacker ae4 Praxis für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie August-Exter-Straße 4, 81245 München 6 16.10.2016 Postpartumdepression Eltern-Kind-Interaktion Mutter Vermehrter Rückzug, passiv-abweisend Positiver Affekt Negativer Affekt Ausdrucksverhalten vermindert expressiv Weniger Körperkontakt Geringer ausgeprägtes, oft stereotypes intuitives elterliches Verhalten, weniger feinfühlig Ev. agitiert, latent aggressiv-feindselig, überstimulierend, bedrängend Mangelnde Kontingenz, verlängerte Latenz auf Signale Dr. med. Nikolaus von Hofacker ae4 Praxis für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie August-Exter-Straße 4, 81245 München Postpartumdepression Eltern-Kind-Interaktion Elterliches Verhalten Vermehrt Zwang, Drohungen anwendend (coercive Zyklen) Grenzsetzungsschwäche, unklare, nicht konsistente Grenzen vermittelt Effekt der mütterlichen Depression im Hinblick auf externalisierende Verhaltensprobleme (Middleton et al., 2009) Dr. med. Nikolaus von Hofacker ae4 Praxis für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie August-Exter-Straße 4, 81245 München 7 16.10.2016 Kindliches Verhalten bei mütterlicher Depression (Field et al. 2009) Neugeborenes/Säugling Reaktion auf Gesichter und Stimme Aufmerksamkeit gegenüber Schreien von Babies Aufmerksamkeit gegenüber traurigem Gesicht (Habituation), erhöhte Orientierung gegenüber fröhlichem Gesichtsausdruck Vermehrt negativer Affektausdruck, positiver Affekt Charakteristische Unterschiede auch im Still-FaceParadigma im Vergleich zu Säuglingen mit nichtdepressiven Müttern Auffälligkeiten zunächst auf Interaktionen mit Mutter begrenzt, nach einigen Monaten Generalisierung Dr. med. Nikolaus von Hofacker ae4 Praxis für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie August-Exter-Straße 4, 81245 München Postpartumdepression Eltern-Kind-Interaktion (Guedeney 2007) Säuglinge Vermehrtes Rückzugs- und Vermeidungsverhalten Blickkontakt-Vermeidung Positiver Affekt, erhöhte Ängstlichkeit Niedriges Aktivitätslevel Erhöhte Irritabilität, geringe Selbstregulation, vermehrte Dysphorie Erhöhtes Arousal Weniger Vokalisation Verhaltensblockade Erhöhte Stressparamerter (Cortisol, HF) Dr. med. Nikolaus von Hofacker ae4 Praxis für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie August-Exter-Straße 4, 81245 München 8 16.10.2016 Postpartumdepression Weitere kindliche Entwicklung Risiko für kindliche kognitive, emotionale und soziale Entwicklung (Laucht et al., 2002, Reck 2012) Verzögerte Sprachentwicklung, Aufmerksamkeitsprobleme Kindesvernachlässigung Kinder haben erhöhtes Risiko von Bindungsstörungen Langfristige Beeinträchtigung der Mutter-KindInteraktion und Beziehung bei chronisch verlaufenden Depressionen über einen Zeitraum von > 6 Monaten postpartum (Campbell & Cohn 1997, Field et al., 1998) Kognitives Risiko wird durch frühe Mutter-KindInteraktion vermittelt, nicht durch die Depression per se! (Murray et al., 1996, Field et al., 2005, 2009) Dr. med. Nikolaus von Hofacker ae4 Praxis für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie August-Exter-Straße 4, 81245 München Postpartumdepression Weitere kindliche Entwicklung Väterliche Postpartumdepression Risiko für kindliche Verhaltensentwicklung im Grundschulalter (7. LJ) Deutlich erhöhte Rate an Störungen des Sozialverhaltens mit oppositionellem Verhalten (ODD) (Ramchandani et al., 2008) Dr. med. Nikolaus von Hofacker ae4 Praxis für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie August-Exter-Straße 4, 81245 München 9 16.10.2016 Depressive Symptome im Säuglings- und Kleinkindalter Typ 1: Majordepression (DC: 0-3-R) Mindestens 5 der folgenden Kriterien, einschließlich Kriterium 1 oder 2 1. Anhaltend depressiver oder irritabler Affekt 2. Anhaltend erheblich eingeschränkte Freude oder Interesse an allen oder den meisten Aktivitäten, Spiel, Interaktionen 3. Signifikanter Gewichtsverlust, mangelnde Zunahme, Appetitverlust 4. Schlafstörung 5. Psychomotorische Retardierung oder Erregung 6. Müdigkeit, Energielosigkeit 7. Gefühl von Wertlosigkeit, unangemessener Schuld, Selbstbestrafung (Spiel, Aussagen) 8. Eingeschränkte Aufmerksamkeit, Konzentration, Spielausdauer 9. Wiederholte Thematisierung von Tod, Selbstmordtendenzen (Aktivitäten, Spiel, Verhalten) Elterliche Angststörungen Beziehungs- und Interaktionsmerkmale Mutter/Eltern weniger warm Weniger autonomiefördernd Vermehrt kritisch, katastrophisierend In Stress- und Problemsituationen zurückgezogener, weniger involviert ( eigener Stress!) Vermehrt intrusiv in Verbindung mit positivem Affekt Mangelnde Autonomieförderung stärkster Prädiktor für kindliche Ängste im Alter zwischen 7 und 14 Jahre Risiko für Angststörungen 7-fach erhöht Hohe Komorbidität mütterliche Angststörungen und Depressionen! Dr. med. Nikolaus von Hofacker ae4 Praxis für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie August-Exter-Straße 4, 81245 München 10 16.10.2016 Elterliche Angststörungen Beziehungs- und Interaktionsmerkmale Säuglinge/Kleinkinder Weniger Copingstrategien im Umgang mit Stress Kinder: vermehrte kognitive Bewertung von Signalen als „gefährlich“, „verunsichernd“, „bedrohlich“, mangelnde Fokussierung auf Sicherheit gebende Signale Geringere Autonomie, geringeres Selbstvertrauen Vermehrt Trennungsängste, längere Eingewöhnungszeiten, z. B. im Kindergarten, vermehrt soziale Ängste Dr. med. Nikolaus von Hofacker ae4 Praxis für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie August-Exter-Straße 4, 81245 München Persönlichkeitsstörungen Merkmale Inkohärente und unrealistische Selbst-und Fremdwahrnehmung Mangelnde Selbst-Objekt-Differenzierung Fehlende Identitätssicherheit Hohe Projektionsbereitschaft Probleme der Nähe-Distanz-Regulierung Beeinträchtigte Affektwahrnehmung und -regulation Ungenügende Spannungsregulation bzw. Fähigkeit zur Selbstberuhigung Interpersonelles Ausagieren eigener Probleme Angewiesensein auf unmittelbar spürbare Präsenz d. Anderen Dr. med. Nikolaus von Hofacker ae4 Praxis für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie August-Exter-Straße 4, 81245 München 11 16.10.2016 Persönlichkeitsstörungen Beziehungsmerkmale Einschränkung der Mentalisierungsfähigkeit Wechselnde Ichzustände sowie mentale Zustände Interaktionen können daher ja nach Ich-Zustand (enspannt vs. im Stress) qualitativ sehr wechselnd sein Hohe elterliche Bedürftigkeit und Versorgungsansprüche Konkurrieren elterlicher und kindlicher Bedürfnisse Kind wird für elterliche Bedürfniserfüllung verantwortlich gemacht Dr. med. Nikolaus von Hofacker ae4 Praxis für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie August-Exter-Straße 4, 81245 München Persönlichkeitsstörungen Beziehungsmerkmale Elterliches Befinden von kindlichem Befinden abhängig, keine autonome elterliche Regulation Positive und negative Affekte können mangelnd integriert werden, da Strukturen zur Regulation von Stress und negativen Emotionen mangelnd entwickelt sind Alltäglich interaktionelle Konflikte und kindliche negative Emotionen können daher sehr negativfeindselige elterliche Affekte sowie traumatische Erinnerungen und PTSD triggern Dr. med. Nikolaus von Hofacker ae4 Praxis für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie August-Exter-Straße 4, 81245 München 12 16.10.2016 Persönlichkeitsstörungen Interaktionsmerkmale Interaktionen (3. LM) Mütter mit Borderline-Störung intrusiver, weniger Imitation, weniger Lächeln und Spielverhalten. Kinder zeigen weniger Lächeln, mehr Blickvermeidung, „starren“ Blick (Crandell et al., 2003, White et al., 2011) Bindung 80% desorganisierte Bindung (Hobson et al., 2005) Kindliche Entwicklung Vermehrt internalisierende und externalisierende Störungen im Entwicklungsverlauf, auch im Vergleich mit depressiven Störungen (Barnow et al 2006) Dr. med. Nikolaus von Hofacker ae4 Praxis für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie August-Exter-Straße 4, 81245 München Traumatisierung der Bezugsperson Merkmale Frühkindliche Traumata: oft erhebliche Einschränkungen der Persönlichkeitsentwicklung, Mentalisierungsdefizite Beeinträchtigung der Emotions- und Impulsregulation. Mangelnde Regulation „negativer“ emotionaler Zustände (Schechter et al. 2006) Unvermittelte dissoziative Zustände, in denen Mutter für Kind nicht zugänglich ist Dr. med. Nikolaus von Hofacker ae4 Praxis für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie August-Exter-Straße 4, 81245 München 13 16.10.2016 Mütterliche Traumatisierung Elterliche Posttraumatische Belastungsstörung (ICD 10) Kurzfristiges oder langanhaltendes Erleben eines Ereignisses oder Geschehen von außergewöhnlicher Bedrohung oder katastrophalem Ausmaß, das bei nahezu jedem tiefgreifende Verzweiflung auslösen würde Anhaltende Erinnerungen oder Wiederleben der Belastung durch Nachhallerinnerungen (Flashbacks) Vermeiden von Umständen, die der Belastung ähneln Teilweise oder vollständige Unfähigkeit, wichtige Aspekte der Belastung zu erinnern oder Dr. med. Nikolaus von Hofacker ae4 Praxis für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie August-Exter-Straße 4, 81245 München Mütterliche Traumatisierung Elterliche Posttraumatische Belastungsstörung (ICD 10) Anhaltend erhöhte psychische Sensitivität und Erregung mit zwei der folgenden Merkmale Ein- und Durchschlafstörungen Reizbarkeit oder Wutausbrüche Konzentrationsschwierigkeiten Hypervigilanz Erhöhte Schreckhaftigkeit Auftreten innerhalb von 6 Monaten Dr. med. Nikolaus von Hofacker ae4 Praxis für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie August-Exter-Straße 4, 81245 München 14 16.10.2016 Mütterliche Traumatisierung Merkmale Aktuelle Traumatisierung i. R. kindlicher Erkrankungen: Triggerung von mütterlichen PTSDSymptomen durch Klinikalltag Frühkindliche Traumata: oft erhebliche Einschränkungen der Persönlichkeitsentwicklung, Mentalisierungsdefizite Beeinträchtigung der Emotions- und Impulsregulation. Mangelnde Regulation „negativer“ emotionaler Zustände (Schechter et al. 2006) Unvermittelte dissoziative Zustände, in denen Mutter für Kind nicht zugänglich, wie plötzlich „weggetreten“ ist Dr. med. Nikolaus von Hofacker ae4 Praxis für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie August-Exter-Straße 4, 81245 München Vernachlässigung – erste Anzeichen Defizite in der Grundversorgung (mangelnde Ernährung, unzureichende Körperpflege) Missachtung der Gesundheit (Nichteinhaltung von Arztterminen, unregelmäßige Schlafenszeiten) mangelnde Aufsicht (Säuglinge, Kleinkinder allein lassen) unzureichende oder inadäquate Anregung für das Kind Dr. med. Nikolaus von Hofacker ae4 Praxis für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie August-Exter-Straße 4, 81245 München 15 16.10.2016 Sonstige Symptome (unspezifisch) im Kontext von Vernachlässigung Regulationsstörungen (Chronische Unruhe, Schlafprobleme, Fütter- und Gedeihstörungen) Entwicklungsverzögerung, v. a. im Bereich der Sprache Emotionale Auffälligkeiten, Rückzug Expansive Verhaltensauffälligkeiten, sozial auffälliges Verhalten, aggressive Verhaltensweisen Schul- und Lernprobleme, Aufmerksamkeitsprobleme Dr. med. Nikolaus von Hofacker ae4 Praxis für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie August-Exter-Straße 4, 81245 München Vernachlässigung – Untersuchung und Befunderhebung Anamnese Multiple Risiken ohne kompensatorische Ressourcen Hinweise für Entwicklungsauffälligkeiten Mangelnde Sicherstellung körperlicher und seelischer Grundbedürfnisse Belasteter Beginn der Elternschaft Dysfunktionale elterlicher Erziehungshaltungen und – praktiken Mangelnde Selbst- und Fremdfürsorge Belastete elterliche Biografie Elterlicher Empathiemangel Dr. med. Nikolaus von Hofacker ae4 Praxis für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie August-Exter-Straße 4, 81245 München 16 16.10.2016 Vernachlässigung – Untersuchung und Befunderhebung Körperliche Befunde Achte auf Wachstums- und Gedeihstörungen Körperliche, kognitive oder sozial-emotionale Entwicklungsverzögerungen oder –auffälligkeiten Mangelnde Pflege Kleidung für die jeweilige Situation oder Jahreszeit nicht angemessen Hinweise auf gehäufte Unfälle, Verletzungen Dr. med. Nikolaus von Hofacker ae4 Praxis für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie August-Exter-Straße 4, 81245 München Vernachlässigung – Untersuchung und Befunderhebung Verhaltens- und Interaktionsbeobachtung in Wickel-, Fütter- oder Spielsituation Bezugsperson Hält wenig Körperkontakt, zeigt wenig Freude, Zärtlichkeit im Umgang mit dem Kind Erkennt Gefährdungs- oder Grenzsetzungssituationen nicht ausreichend, reagiert in diesen nicht oder nur verzögert Kein bzw. unzureichendes Tröstungsverhalten Dr. med. Nikolaus von Hofacker ae4 Praxis für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie August-Exter-Straße 4, 81245 München 17 16.10.2016 Vernachlässigung – Untersuchung und Befunderhebung Verhaltens- und Interaktionsbeobachtung in Wickel-, Fütter- oder Spielsituation Bezugsperson redet wenig, verhält sich wenig zärtlich/positiv im Umgang, wenig Lob/Bestärkung des Kindes äußert sich vor allem negativ über das Kind, abwertend, schreibt dem Kind wiederholt Schuld zu Verhalten sehr wechselnd (emotional instabil/impulsiv), nicht ausreichend an kindliche Bedürfnisse in unterschiedlichen Situationen angepasst Dr. med. Nikolaus von Hofacker ae4 Praxis für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie August-Exter-Straße 4, 81245 München Vernachlässigung – Untersuchung und Befunderhebung Verhaltens- und Interaktionsbeobachtung in Wickel-, Fütteroder Spielsituation Kind Apathisch, passiv, wenig interaktionsbereit Sozial nicht offen Regulatorische Probleme Verhalten wenig vorhersagbar Entgleist rasch, unvorhersagbar, kann sich unzureichend für das Alter selbst regulieren Reagiert panisch, lässt sich nicht von der Bezugsperson trösten/beruhigen Eingeschränktes Spiel- und Explorationsverhalten Dr. med. Nikolaus von Hofacker ae4 Praxis für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie August-Exter-Straße 4, 81245 München 18 16.10.2016 Vernachlässigung – Red Flags Kind Gedeihstörung Apathisch, zurückgezogen, mangelnd sozial reagibel Keinerlei Bindungsverhalten zur Bezugsperson Mutter Barscher, grob unangemessener, mangelnd feinfühliger Umgang mit Kind Erkennt kindliche Gefährdungssituationen nicht ausreichend, beugt diesen nicht ausreichend vor, verhindert diese nicht ausreichend Dr. med. Nikolaus von Hofacker ae4 Praxis für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie August-Exter-Straße 4, 81245 München Postpartumdepression Therapie Stützendes, strukturiertes und führendes Beziehungsangebot Medikamentöse Begleittherapie je nach Schwere überlegen, Abstillen nicht notwendig Ressourcenorientierung Wirksame Behandlung allein der mütterlichen Depression ohne spezifische Interaktionstherapie wirkt sich nicht positiv auf die Mutter-KindBeziehung aus (Bindung, Verhaltensprobleme (Forman et al., 2007) Dr. med. Nikolaus von Hofacker ae4 Praxis für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie August-Exter-Straße 4, 81245 München 19 16.10.2016 Postpartumdepression Therapie Konkrete Interaktionsanleitung Psychoedukation: was kann man wann in der Entwicklung erwarten, was brauchen Babys etc. Konkrete Interaktionsanleitung mit Mutter und Baby beim Wickeln, Spiel Therapeut/Berater formuliert, was das Baby gerade bräuchte („Dolmetscherfunktion“, „Lesehilfen“) Cave labiles Selbstwertgefühl, schuldhaftes Erleben der Mutter große Kränkungssensibilität. Positive Rückmeldungen über Fortschritte geben! Mütterliche Selbstwirksamkeit unterstützen/ermöglichen Dr. med. Nikolaus von Hofacker ae4 Praxis für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie August-Exter-Straße 4, 81245 München Elterliche Angststörungen Therapeutische Aspekte Behandlung der elterlichen Angststörung Bereitstellung eines Umfeldes, das Sicherheit und Schutz vermittelt, und gleichzeitig Autonomie fördert Einbezug der Partner! Psychoedukation bezüglich entwicklungstypischer Ängste im Kindesalter Förderung des Kontaktes mit Spielgefährten Direkte Interaktionsanleitung: Unterstützung der Eltern in der Vermittlung von Sicherheit und Schutz Klarheit elterlicher Signale ! Unterstützung der kindlichen Explorationsbereitschaft Einüben zunehmender Distanz, kurzer Trennungen Dr. med. Nikolaus von Hofacker ae4 Praxis für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie August-Exter-Straße 4, 81245 München 20 16.10.2016 Persönlichkeitsstörungen Therapeutische Aspekte Frühe Auftragsklärung: lässt sich die Mutter ausreichend auf aktuelle Interaktionsprobleme im Hier und Jetzt fokussieren Regressive Tendenzen soweit wie möglich begrenzen Ausreichende Ressourcenorientierung Unterstützung der Selbst-/Objektdifferenzierung Äußerste Transparenz. Strukturen, Abläufe genau erklären, um Orientierung zu ermöglichen Verlässlichkeit und Vorhersagbarkeit von Strukturen und Abläufen Dr. med. Nikolaus von Hofacker ae4 Praxis für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie August-Exter-Straße 4, 81245 München Persönlichkeitsstörungen Therapeutische Aspekte Unterstützung der Selbst-, Affekt-, Spannungs- und Impulsregulation Herausforderung für das therapeutische Containement! Unterstützung von Mentalisierungsprozessen, z. B. durch videogestütztes Arbeiten „Laut Denken“ als Modell von Mentalisierungsabläufen Intensive begleitende Psychotherapie des Elternteils Ev. stationäre, elternzentrierte Eltern-Säuglings- und Kleinkind-Psychotherapie Dr. med. Nikolaus von Hofacker ae4 Praxis für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie August-Exter-Straße 4, 81245 München 21 16.10.2016 Persönlichkeitsstörungen Unterstützung von Mentalisierung Einsatz von Video-Feedback: Unterstützung von Mentalisierungsprozessen Was haben Sie in dieser Sequenz erlebt, was ging Ihnen durch den Kopf, wie fühlten Sie sich ? Was erleben Sie jetzt beim Ansehen dieser Sequenz, wie geht es Ihnen dabei, was geht Ihnen durch den Kopf ? Können Sie mir erklären, was Sie dazu brachte, das….. zu tun ? Welches Bedürfnis in Ihnen ist in dieser Sequenz „hungrig“, unerfüllt/erfüllt ? Dr. med. Nikolaus von Hofacker ae4 Praxis für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie August-Exter-Straße 4, 81245 München Persönlichkeitsstörungen Unterstützung von Mentalisierung Einsatz von Video-Feedback: Unterstützung von Mentalisierungsprozessen Wie glauben Sie, fühlt sich Ihr Kind in dieser Sequenz ? Was könnte Ihr Kind Ihnen in dieser Sequenz mitteilen ? Vielleicht teilt Ihr Kind Ihnen gerade mit, daß ...... Was könnte das Verhalten Ihres Kindes noch bedeuten ? Woran erinnert Sie diese Sequenz, kennen sie eine solche Situation aus Ihrer Lebensgeschichte ? Was hätten Sie gebraucht, damit es Ihnen gut geht ? Was könnte für eine andere Mutter in dieser Situation hilfreich sein ? Perspektivwechsel unterstützt Mentalisierungsprozesse Dr. med. Nikolaus von Hofacker ae4 Praxis für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie August-Exter-Straße 4, 81245 München 22 16.10.2016 Persönlichkeitsstörungen Grenzen der Behandlung Grenzen eines kind- und beziehungsfokussierten Settings Mütterliches interpersonelles Agieren, Probleme der Selbst-/ Objektdifferenzierung so schwerwiegend, Fähigkeiten zur Mentalisierung so eingeschränkt, dass erwachsenenzentrierte stationäre individuelle Psychotherapie zunächst notwendig ist. Kindeswohl kann nicht ausreichend sichergestellt werden Alternative Behandlungsmöglichkeiten Erwachsenzentriertes stationäres psychotherapeutisches Setting für Mutter/Eltern und Kind, möglichst spezifisch für Persönlichkeitsstörungen Dr. med. Nikolaus von Hofacker ae4 Praxis für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie August-Exter-Straße 4, 81245 München Mütterliche Traumatisierung Therapeutische Aspekte Stützender, strukturierter und führender Rahmen um der Mutter/Eltern Stabilität, Schutz und Sicherheit zu vermitteln Cave: Atmosphäre in Kliniken: Aktivierung des ArousalSystems! Unterstützung der mütterlichen Emotionsregulation in Stresssituationen, negativen kindlichen emotionalen Zuständen, interaktiven Konflikten Therapeut als sichere Basis, die korrigierende Beziehungserfahrungen ermöglicht Gute Abstimmung mit begleitender Traumatherapie Mentalisierungsförderung durch Video-Feedback sowie durch Gruppensetting (Schechter et al. 2006, Schultz-Venrath 2008, 2010) Dr. med. Nikolaus von Hofacker ae4 Praxis für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie August-Exter-Straße 4, 81245 München 23 16.10.2016 Mütterliche Traumatisierung Therapeutische Aspekte Worauf ist therapeutisch zu achten Ausreichende Ressourcenorientierung Vorsicht vor Regression, antiregressiv arbeiten! Stationär: Triggerreize im Klinikalltag vermeiden/eingrenzen Auftragsklärung: Fokussierung auf aktuelle Interaktionsprobleme im Hier- und Jetzt. Weiterreichende Probleme der Mutter in ambulanter Traumatherapie bearbeiten Dr. med. Nikolaus von Hofacker ae4 Praxis für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie August-Exter-Straße 4, 81245 München Mütterliche Traumatisierung Therapeutische Aspekte Grenzen eines kind- und beziehungsfokussierten Settings Mütterliche Traumatisierung beeinträchtigt Beziehung zum Kind so schwerwiegend, dass kindliche Versorgung gefährdet, Kindeswohl gefährdet Alternative Behandlungsmöglichkeiten Eltern-/Mutterzentriertes teil- oder vollstationäres traumatherapeutisches Setting Dr. med. Nikolaus von Hofacker ae4 Praxis für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie August-Exter-Straße 4, 81245 München 24 16.10.2016 Eltern-Kleinkind-Psychotherapie Ambulante Behandlung Körperliches und/oder seelisches Wohl des Kindes nicht bedroht Psychosoziale Umstände ausreichend stabil Konflikthafte alltägliche Interaktionen ausreichend zugänglich Problem: Eltern behalten Verantwortung für körperlich-seelischen Schutz und Sicherheit ihres Kindes Dr. med. Nikolaus von Hofacker ae4 Praxis für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie August-Exter-Straße 4, 81245 München Eltern-Kleinkind-Psychotherapie Indikation für eine teil-/vollstationäre Therapie Unmittelbare kindliche Bedrohung Schwere elterliche Erschöpfung Schwere Interaktions- und Beziehungsstörungen multimodale interdisziplinäre Therapie Schwere psychosoziale Belastungen Fütterstörungen mit Gedeihstörungen Dr. med. Nikolaus von Hofacker ae4 Praxis für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie August-Exter-Straße 4, 81245 München 25 16.10.2016 Eltern-Kleinkind-Psychotherapie Besonderheiten des teil-/vollstationären Settings bei elterlichen psychischen Störungen Vermittlung von Sicherheit und Schutz (Gedeihstörungen, somatisch belastete Kinder) Die Gruppe als “container”, das Team als “container” Multiple Modelle stehen zur Verfügung Cave: regressiver “Sog” des stationären Settings Dr. med. Nikolaus von Hofacker ae4 Praxis für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie August-Exter-Straße 4, 81245 München Herzlichen Dank! Nikolaus v. Hofacker ae4 Praxis für Kinder- und Jugendpsychiatrie und –psychotherapie Eltern-Säuglings- und Kleinkindpsychotherapie August-Exter-Straße 4 81245 München 089 1893 987 22 [email protected] Dr. med. Nikolaus von Hofacker ae4 Praxis für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie August-Exter-Straße 4, 81245 München 26
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