Antriebs- und Automatisierungstechnik I Prof. Dr. Andreas Kegler; Heiko Böhmer, Dipl.-Ing. Vorbereitung Versuch SPS 3 Seite 1 SPS-gesteuertes Hydrauliksystem Stand: 19.10.2016 1 Vorbemerkung Zur Versuchsvorbereitung benötigen Sie die Demo-Version der Software AUTOMATIONWORX Software Suite welche im Internet von der Firma Phoenix Contact (www.phoenixcontact.com) bereitgestellt wird. 2 Versuchsziel Elektrohydraulische Antriebe werden vor allem dort eingesetzt, wo große Antriebsleistungen und Kräfte auf kleinstem Raum realisiert werden sollen. Im Praktikumsversuch werden der elektrohydraulische und der steuerungstechnische Teil (nicht aber der maschinentechnische Teil) einer typischen Fertigungsaufgabe, hier einer Bohr- und Prägeeinrichtung, realisiert. Die Versuchsziele im einzelnen sind: − Überprüfung und Inbetriebnahme des Hydraulikteiles, − äußere Beschaltung der SPS, − Programmierung der SPS, − Inbetriebnahme des Gesamtsystems, Fehlerkorrekturen. 3 Versuchsaufbau Der maschinentechnische Teil habe den Aufbau gemäß Bild 1. Der Bohrer werde mit einem Hydromotor betrieben. Die Bohreinheit, das Stapelmagazin und das Lager sind im Versuch nicht realisiert, aber die Zylinder und der Hydromotor sowie die binären Sensoren. Bild 1: Maschinentechnischer Teil mit Aktoren und Sensoren Der Prägezylinder besitzt einen Ringmagneten am Kolben. Damit können die Näherungssensoren NS1 und NS2 (Magnetschalter) zur Kontrolle, ob sich der Prägestempel in der oberen bzw. unteren Position befindet, genutzt werden. NS3, NS4 und NS5 sind mechanische Taster. Der Vorschubzylinder kann insgesamt fünf Positionen anfahren: ganz eingefahren (Initialstellung), NS3 (Stellung Werkstückentnahme aus Fallmagazin), NS4 (Stellung Bohren), NS5 (Stellung Prägen), ganz ausgefahren (Stellung Werkstückauswurf). Folgenden Ablauf (Bild 2) soll die Anlage realisieren. Ein hydraulischer Funktionsschaltplan zur Ansteuerung der Aktoren ist in Bild 3 dargestellt. Die Drossel- bzw. Drosselrückschlagventile dienen zur Einstellung der Arbeitsgeschwindigkeiten der Aktoren. Vorbereitung Versuch SPS 3 Antriebs- und Automatisierungstechnik I Prof. Dr. Andreas Kegler; Heiko Böhmer, Dipl.-Ing. Seite 2 Bild 2: Weg-Schritt-Diagramme der Aktoren, Schaltpunkte der binären Sensoren NS2 NS3 NS4 NS5 NS1 1 0 2 Y1 VWA 1 Y2 0 Y3 VWB 2 0 Y4 1 VWC Y5 P T Druckquelle p = 60 bar Membranspeicher VW... Wegeventil Y... Magnet Bild 3: Hydraulischer Funktionsschaltplan (mit Sensoren) Vorbereitung Versuch SPS 3 Antriebs- und Automatisierungstechnik I Prof. Dr. Andreas Kegler; Heiko Böhmer, Dipl.-Ing. Seite 3 Die Schritte 4, 8 und 10 sind zeitgesteuerte Schritte. Alle anderen Schritte sind ereignisgesteuert. Die Schritte 1 und 2 sollen nur einmal nach dem Start ausgeführt werden. Sie bringen die Anlage aus dem Initialzustand in den Startzustand. 4 Fragen zur Versuchsvorbereitung a) In welchen Druckbereichen arbeiten Industrie-Hydrauliksysteme? b) Welche Vor- und Nachteile hat die Hydraulik? c) Welche Gruppen von Ventilen gibt es in der Hydraulik? d) Welche Arten von hydraulischen Antrieben gibt es? e) Welche Unterschiede bestehen zwischen Verknüpfungs- und Ablaufsteuerung? f) Welche Sprachelemente bietet die Ablaufsteuerung (AS) nach IEC 61131-3? g) Welche Mittel bietet die AS für eine zeitgeführte Steuerung? 5 Aufgaben zur Versuchsvorbereitung NS5 IN7 24V NS4 IN6 %I5.1 NS3 IN5 %I5.0 NS2 IN4 IN8 NS1 IN3 IN2 IN1 Stop Start a) Machen Sie sich die in Bild 4 gegebene Beschaltung der SPS klar. IN1 .. IN8 Local Input OUT1 .. OUT4 Local Output ILC 150 ETH GND %Q7.1 %Q7 Interbus Output L1 %Q7.0 K5 K4 OUT4 OUT3 K3 OUT2 K2 K1 OUT1 %I5 Interbus Input Bild 4: Beschaltung der SPS Gehen Sie dabei davon aus, dass alle binären Sensoren Spannungen von 0V (Ruhezustand) bzw. 24V (Sensor aktiv) als Ausgangsgröße zur Verfügung stellen, damit also direkt an die SPS-Eingänge gelegt werden können. Die Ventilansteuerungen sind über Relais zur Leistungsverstärkung zu realisieren. Das Relais K1 soll dazu den Magneten Y1 zuschalten usw. bis K5 und Y5. Der Taster Start soll die Ablaufsteuerung starten. Über den Taster Stop soll der automatische Ablauf in der Art unterbrochen werden, dass die Steuerung im Initialschritt das erneute Betätigen des Tasters Start abwartet. Die Lampe L1 soll angesteuert werden, wenn der Ablauf gestartet wurde. Bei Betätigung des Tasters Stop soll die Lampe sofort gelöscht werden. b) Erarbeiten Sie die Verschaltung der Magneten Y1 bis Y5 (Stromlaufplan) zur Ansteuerung der Elektromagneten. Zur Versorgung steht ein von der SPS getrenntes 24V-Netzteil zur Verfügung. Denken Sie daran, daß das gleichzeitige Betätigen der Magneten Y1 und Y2 sowie Y3 und Y4 im Leistungskreis (L2+, M2) zu verhindern ist (Verriegelung). Zusätzlich ist ein NOTAUS-Schalter mit zu verschalten. Antriebs- und Automatisierungstechnik I Prof. Dr. Andreas Kegler; Heiko Böhmer, Dipl.-Ing. Vorbereitung Versuch SPS 3 Seite 4 c) Machen Sie sich mit dem Programm PC Worx vertraut. Legen Sie als erstes ein neues Projekt an (Menü Datei\Neues Projekt...). Verwenden Sie eine SPS vom Typ RFC 430 ETH IB, da nur für Steuerungen mit x86-CPU die Simulation zur Verfügung steht. Zur Programmierung und Projektierung des Steuerungssystems gibt es in PC Worx drei wichtigen Ansichten (IEC-Programmierung, Buskonfiguration, Prozessdatenzuordnung) zwischen denen entsprechend Bild 5 gewechselt wird. Bild 5: Umschaltung der Ansichten in PC Worx Legen Sie für die Sensor- und Aktor-Signale entsprechend Bild 4 globale Variablen an. Da in der Simulation die lokalen Ein- und Ausgänge der SPS nicht zur Verfügung stehen, sind für alle I/O-Signale Variablen im Abschnitt 'Default' des Arbeitsblattes Global_Variables anzulegen. Diese sind erst danach mit konkreten Interbus-IOs zu verknüpfen sind. Dazu sind zunächst entsprechend Bild 6 digitale Interbus-I/O-Module an die SPS anzuschließen. Bild 6: Einfügen von Interbus-I/O-Modulen Antriebs- und Automatisierungstechnik I Prof. Dr. Andreas Kegler; Heiko Böhmer, Dipl.-Ing. Vorbereitung Versuch SPS 3 Seite 5 In der Ansicht Prozessdatenzuordnung können nun per 'drag and drop' die Variablen aus dem Abschnitt 'Default' mit Interbus-Prozessdaten verknüpft werden. d) Ermitteln Sie aus dem Weg-Schritt-Diagramm in Bild 2 und dem hydraulischen Funktionsschaltplan in Bild 3 den Ablauf der Steuerung. Nutzen Sie die Tabelle 1, um die Zustände aller Magneten bei jedem Schritt sowie die Weiterschaltbedingungen zu dokumentieren. Beachten Sie, daß neben den 10 Ablaufschritten der Initialschritt zu programmieren ist. Schritt Y1 Y2 Y3 Y4 Y5 Beschreibung Weiterschaltbedingung 0 Vorschub eingef., Prägezy- Run = TRUE linder abges., Bohrer aus 1 2 3 0 1 0 0 0 Werkstückvorschub zum Bohren NS4 = TRUE 4 5 6 7 8 9 10 Tabelle 1: Steuerungsablauf e) Programmieren Sie eine Ablaufkette. Legen Sie dazu eine neue POE in der Sprache AS an. Die Weiterschaltbedingungen ergeben sich durch die Signalzustände der Sensoren und die Zeitverzögerungen (Bild 2). Bild 7 zeigt, wie die ersten Aktionen und Transitionen programmiert werden könnten. f) Vervollständigen Sie nun Ihr Steuerungsprogramm. Dazu ist zunächst die Detallierung der Aktionen zu programmieren. Die Ausgänge sind entsprechend dem gegebenen Weg-Schritt-Diagramm zu setzen. Die Zeitverzögerungen sollten zwei Sekunden betragen. Abfragen von Eingängen, die unabhängig von der Ablaufsteuerung immer durchgeführt werden sollen, können in die POE Main programmiert werden, welche automatisch beim Erstellen des Projektes angelegt wurde. Beispielsweise kann ein Run-Speicher angelegt werden, der die Taster Start und Stop abfragt (Bild 8). Antriebs- und Automatisierungstechnik I Prof. Dr. Andreas Kegler; Heiko Böhmer, Dipl.-Ing. Vorbereitung Versuch SPS 3 Seite 6 Bild 7: Programmbeispiel für die ersten Schritte der Ablaufsteuerung Bild 8: Run-Speicher Fügen Sie eine Programm-Instanz Ihrer Ablaufsteuerungs-POE in die Task Default ein. Übersetzen Sie Ihr Programm (Menü: Code\Projekt neu erzeugen). Aktivieren Sie die Simulation (Bild 8) und testen Sie Ihr Programm (Menüpunkte Online\Debug, Online\Projektkontrolle...). Antriebs- und Automatisierungstechnik I Prof. Dr. Andreas Kegler; Heiko Böhmer, Dipl.-Ing. Bild 9: Aktivierung der Simulation Vorbereitung Versuch SPS 3 Seite 7
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