Energiewende regional gestalten Zielsetzungen und Leitfragen der Konferenz-Sessions Session 1: Energiewende und Energieinfratsruktur (Venjakob / Wagner) Nordrhein-Westfalen ist das Energieland Nummer 1 in der Bundesrepublik Deutschland. Die Infrastrukturen zur Erzeugung und Verteilung der Energie in der Region sind ausgerichtet auf die Versorgung der energieintensiven Unternehmen in der industriellen Hochphase der Region. Wie auch die wirtschaftliche Ausrichtung der Region insgesamt, steht nun auch die Energielandschaft vor einem enormen strukturellen Anpassungsbedarf. Gefordert sind Effizienzsteigerungen, eine dezentralere Ausrichtung der Erzeugung und eine stärkere Integration erneuerbarer Energien. Das Energiesystem als solches, wie auch seine Akteure unterliegen einer tiefgreifenden Transformation. Im Rahmenprogramm „Energiewende Ruhr“ wurde an ausgewählten Beispielen untersucht, worin diese Transformation besteht und in welche Richtung sie, im Sinne der Zielsetzungen der Energiewende, gesteuert werden sollte. Beispielhaft für die Transformation der technischen Infrastrukturen wurde untersucht, wie eine zukunftsfähige dezentrale KWK-Strategie in der Region auszugestalten ist. Analysiert wurde weiterhin, welche Rolle insbesondere Stadtwerken im Transformationsprozess zukommt. Die identifizierten Stellschrauben und abgeleitete Handlungsempfehlungen sollen im Rahmen der Session präsentiert und mit externen Experten hinsichtlich ihrer Umsetzungs-Tauglichkeit diskutiert werden. Leitfragen: • Was sind die zentralen technischen und institutionellen Herausforderungen bei der kommunalen und regionalen Umsetzung der Energiewende im Ruhrgebiet? • Welche Möglichkeiten bietet die dezentrale KWK als Strategieelement einer nachhaltigen Transformation der Energieinfrastrukturen? • Welches Spannungsfeld zwischen zentraler und dezentraler Erzeugung zeichnet sich in den kommenden Jahren ab? • Welche Handlungsspielräume zeichnen sich für Stadtwerke bei der Gestaltung der Energiewende ab? Wo stoßen sie aktuell aufgrund der bestehenden Rahmenbedingungen an Grenzen? Session 2: Energiewende und Siedlungsentwicklung (Wegener / Huber / Bläser) Nur integrierte Modellsysteme bieten die Möglichkeit, Auswirkungen von Handlungsansätzen zur Reduzierung des Energieverbrauchs und von Treibhausgasemissionen in Stadtregionen bis zum Jahr 2050 abzuschätzen und zu bewerten. In einem Teilprojekt wurde am Beispiel des Ruhrgebietes ein solches Modell entwickelt, das ein Flächennutzungs- und Verkehrsmodell der Region mit Teilmodellen des Energieverbrauchs in den Sektoren Gebäude und Verkehr inklusive deren Umweltauswirkungen kombiniert. So können die Auswirkungen möglicher Maßnahmen zur Reduzierung des Energieverbrauchs im Ruhrgebiet bis zum Jahr 2050 systematisch abgeschätzt werden. Die Ergebnisse sollen der Zivilgesellschaft, der Planung und der Politik Hinweise darauf geben, welche Maßnahmen ii auf europäischer, nationaler, regionaler und lokaler Ebene durchgeführt werden müssen, um die Ziele der Energiewende auch in der Region zu erreichen. Leitfragen: • Welchen Beitrag können Siedlungsstruktur- und Verkehrsplanungsmaßnahmen im Ruhrgebiet zur Erreichung der Ziele der Landes- und Bundesregierung in Bezug auf die Umsetzung der Energiewende leisten? • Wie entwickeln sich Siedlungsstruktur, Verkehr, Energie und Umwelt im Ruhrgebiet bis zum Jahre 2050 unter der Annahme unterschiedlicher Maßnahmen der Siedlungsstruktur- und Verkehrsplanung? Welche Auswirkungen auf die Reduzierung von Energieverbrauch und CO2-Emissionen haben Maßnahmen der • Siedlungsplanung • Verkehrsplanung • kombinierten Siedlungs- und Verkehrsplanung • Welche Handlungsempfehlungen lassen sich aus den Ergebnissen ableiten? Session 3: Energiewende-Governance (Schüle / Fekkak) Die Energiewende im Ruhrgebiet erfordert eine starke Koordination von Akteuren in der Region. Viele klimaschutzrelevante Aufgabenfelder wie die Verkehrs- oder Flächenplanung lassen sich nur im Rahmen interkommunaler Zusammenarbeit oder verstärkter regionaler Kooperation bewältigen. Die Regionalisierung ist dabei auch finanziellen und politischen Gründen geschuldet: Eine Vielzahl von Kommunen besitzt weder die personellen noch die finanziellen Ressourcen, um eigenständig Kompetenz und Umsetzungskapazitäten in allen kommunal relevanten Handlungsfeldern aufzubauen. Verstärkte interkommunale bzw. regionale Kooperationen bilden eine Möglichkeit, dieses Kapazitätsproblem angemessener zu bewältigen. Der Regionalisierung stehen allerdings kommunale Beharrungstendenzen und die Wahrung kommunaler Eigenständigkeit entgegen. Leitfragen: • Wie entwickelt sich die Arbeitsteilung Land - Region-Kommune (Politikszenarien)? • Welche politisch-planerischen Strukturen bedarf eine erfolgreiche Energiewende auf regionaler Ebene? • Welche Erfahrungen und welche Schlüsselfaktoren lassen sich aus bestehenden interkommunalen Kooperationen zum Klimaschutz bzw. zur Energiewende ziehen? Session 4: Energiewende und regionale Strukturpolitik (Lucas) Die strukturpolitische Herausforderung der Energiewende im Ruhrgebiet besteht darin, den Übergang von den fossilen Energieträgern zu einer Energieerzeugung auf Basis regenerativer Enegieträger so zu gestalten, dass das bisherige Niveau an regionaler Wertschöpfung und Beschäftigung erhalten bleibt. Um dieser Herausforderung zu begegnen wurden in NRW ein breites Spektrum von strukturpolitischen Maßnahmen entwickelt, um neue innovative Entwicklungen anzustoßen und damit mögliche Verluste an Wertschöpfung iii und Arbeitsplätzen auszugleichen. Hierzu zählen die Clusterpolitik, Leitmarkinitiativen, die Foschungsförderung, die strukturpolitische Förderung sowie die Ansiedlung innovativer Unternehmen. Gleichzeitig sind auch die Unternehmen der Energiewirtschaft gefordert, in neue, zukunftsträchtige Geschäftsfelder zu investieren und neue Märkte zu erschließen. Der eingeleitete Wandel und die damit verbundenen Effekte werden hinsichtlich ihrer Reichweite und strukturpolitischen Effekte unterschiedlich beurteilt. Zielsetzung dieser Session ist es daher, die strukturpolitsiche Herausforderung der Energiewende noch einmal präziser zu fassen und aufzuzeigen, wie die verschiedenen Instrumente der regionale n Strukturpolitik auf der regionalen und kommunalen Ebene genutzt werden können. Leitfragen: • • • • Welches sind die zentralen Treiber des Strukturwandels der Energiewirtschaft? Welche Sektoren der regionalen Energiewirtschaft sind besonders von der Energiewende betroffen? (konventionelle Erzeugungstechnik in der Stromwirtschaft, Gaswirtschaft, Mineralölindustrie/Raffinerien) Führen die Aktivitäten in der Regerativen Energiewirtschaft zu einer Minderung der standort- und beschäftigungspolitischen Risiken im Ruhrgebiet (Beispiele?) Welche struktur- und wirtschaftspolitischenpolitischen Instrumente werden auf der regionalen und kommuanlen Ebene genutzt? Session 5: Energiewende und Mobilität (Reutter / Müller) Im Mobilitätsbereich erfordert die Energiewende sowohl technische Maßnahmen als auch Verhaltensänderungen – hin zu einer Mobilität mit weniger Auto und mehr Umweltverbund aus Fuß- Rad- und öffentlicher Verkehr sowie Carsharing. Maßnahmenszenarien mit dem „Integrierten Modell Ruhrgebiet 2050“ von Spiekermann & Wegener zeigen, dass durch ambitionierte und flächenhaft umgesetzte Maßnahmen, die sowohl Restriktionen (push) als auch Anreize (pull) umfassen, beachtliche Verlagerungspotenziale (Modal Shift) vom Autoverkehr zum Umweltverbund im regionalen Personenverkehr erreicht werden können. Um den Erfordernissen der Energiewende im Verkehrsbereich gerecht zu werden und die bestehenden Potenziale schnell zu erschließen, bedarf es eines ambitionierten und konsequenten Vorgehens seitens der Kommunen des Ruhrgebeits, des Regionalverbands Ruhr und der Landes- und Bundesregierung. Als kurzfristiges Handlungsziel sollten die Kommunen des Ruhrgebiets und der Regionalverband Ruhr daher regionale Strategien entwickeln, um erfolgsversprechende Kombinationen von Push- und Pull-Maßnahmen flächenhaft im gesamten Ruhrgebiet umzusetzen. Leitfragen: • Wie können erfolgsversprechende Kombinationen aus Push- und Pull-Maßnahmen ambitioniert und zeitnah erschlossen werden? • Welche politisch-planerischen Prozesse sind hierfür notwendig? • Welche Akteure sollten was wann tun? • Wie kann es realistisch umgesetzt werden? iv Session 6: Energiewende in Stadtquartieren (Hunecke / Bölting) Bei der Umsetzung der Energiewende kommt den Stadtquartieren in den letzten Jahren eine größerer Bedeutung zu. Durch die Erweiterung der Perspektive von einem einzelnen Gebäude zu einer Mehrzahl von Gebäuden in einem Quartier wird der Handlungsrahmen deutlich erweitert: Neben klassischen Maßnahmen an der Gebäudehülle zur Steigerung der Energieeffizienz können neue Konzepte der Energieversorgung insbesondere unter Einsatz erneuerbarer Energien, aber auch im Zusammenspiel von Strom- und Wärmemarkt sowie von Siedlungsentwicklung und Mobilität erprobt und angewendet werden. Die größere Bedeutung des Quartiers bei Fragen von Energieeffizienz und Klimaschutz kommt auch dadurch zum Ausdruck, dass bei der geplanten Zusammenführung von EnEV und EEWärmeG erstamals quartiersorientierte Bilanzierungsverfahren entwickelt werden sollen. Der Blick auf ein Quartier eröffnet neue Handlungsoptionen. Zugleich wird es notwendig, Quartiere für Entwicklungsprozesse auszuwählen, Energiewende-Aktivitäten gezielt anzustoßen und über längere Zeiträume zu organisieren. Dies erfordert ein abgestimmtes Handeln zwischen der Kommune und den zentralen Akteuren innerhalb der Quartiere. Dazu ist eine eigenständige Quartiers-Governance erforderlich. Leitfragen: • Wie entwickelt sich die Arbeitsteilung Kommune – Quartier (Handlungsoptionen)? • Welche Entscheidungen müssen in den Kommunen für die Auswahl von Quartieren getroffen werden? • Wie muss die Zusammenarbeit unterschiedlicher Akteure vor Ort organisiert werden, damit die Entwicklungsprozesse erfolgreich ablaufen? • Wie können unterschiedlicher Bewohner-/Nutzer-/Eigentümergruppen aktiviert und für die Energiewende dauerhaft gewonnen werden? v
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