Variable und invariante Strukturmerkmale von Satzkonnektoren1

Variable und invariante Strukturmerkmale von Satzkonnektoren1
Horst Lohnstein
Köln
1.
Einleitende Bemerkungen
Satzkonnektoren sind lexikalische Einheiten, die als (zweistellige) Relationen
zwischen Propositionen rekonstruiert werden können. Die Art und Deutung
der jeweiligen Relation variiert in Abhängigkeit von verschiedenen
Parametern, die durch die beteiligten Ausdrücke in eine KonnektorKonstruktion eingeführt werden. So scheint die Semantik der
Satzkonnektoren so weit offen zu sein, dass sie mit Eigenschaften der
beteiligten Propositionen interagiert und damit die in verschiedenen
Parametern offenen Relationen, die die Konnektoren einführen, weiter
modifizieren bzw. spezifizieren kann. Die Beispiele von Blühdorn (in diesem
Band) in (1) bis (3) zeigen, dass der Konnektor bevor in Abhängigkeit von
den Eigenschaften der konnektierten Sätze ganz unterschiedlich gedeutet
werden kann und damit verschiedene Relationen zwischen den jeweiligen
Sachverhalten ausgedrückt werden können:
(1)
(2)
(3)
Bevor ich ins Bett gehe, trinke ich noch einen Scotch.
Bevor Schalke Deutscher Meister wird, spielt St. Pauli in der
Champions-League.
Bevor ich ausgewiesen werde, bringe ich mich um.
Folgt man Blühdorn, so sind die in (1) beteiligten Sätze als
Tatsachenbeschreibungen, die Sätze in (2) als Propositionen und in (3) als
intentional markierte, Absichten ausdrückende Satzobjekte zu werten.
Demzufolge ist die Verbindung zwischen den Teilsätzen in (1) als rein
temporale Relation zu deuten. Mit (2) wird hingegen ein unterschiedlicher
Wahrscheinlichkeitsgrad für das Eintreten der beiden Ereignisse ausgedrückt
und (3) erhält eine Deutung, in der eines der beiden Ereignisse (hier: die
Selbsttötung) dem anderen (hier: der Ausweisung) vorgezogen wird. (3)
bedeutet dagegen nicht – so Blühdorn –, dass sich der Sprecher im
temporalen Sinne vor seiner Ausweisung umbringt.
Andererseits können bestimmte Konnektoren durch andere ersetzt werden,
ohne dass sich die Bedeutung der sie verbindenden Relation wesentlich
1
In: Blühdorn, Hardarik / Breindl, Eva / Waßner, Ulrich. (Hrsg.) (2004): Brücken schlagen
– Grundlagen der Konnektorensemantik. Berlin, New York: Walter de Gruyter,137-160.
1
verändert, wie die Varianten bei den konditionalen (4) und den kausalen (5)
Verknüpfungen verdeutlichen:
(4)
(5)
Paul sagt zu, wenn/sofern/falls Otto zusagt.
Paul sagt zu, weil/da Otto zusagt.
Wenn, sofern, falls in (4) dienen gleichermaßen der konditionalen
Verbindung von zwei Propositionen, genauso wie es sich mit den kausalen
Konnektoren in (5) verhält. Obwohl die Verwendungsweisen der jeweiligen
Konnektoren auch je spezifischen Bedingungen unterliegen, lassen sie sich
doch in den meisten Fällen füreinander einsetzen (zu einigen Unterschieden
zwischen weil und da vgl. Eisenberg 1999: 325ff.).
Die Konnektoren haben dabei die generelle Eigenschaft, dass sie die
Hauptsatz-Proposition in ein spezifisches Verhältnis zur NebensatzProposition setzen. Da sich der Konnektor an der linken Peripherie des
Nebensatzes befindet, leistet er die modale Verankerung der eingebetteten
Proposition unter Rekurs auf die Hauptsatz-Proposition. Konnektoreingeleitete Nebensätze sind daher stets relativ zum sprachlichen Kontext
verankert. Sie sind aus diesem Grund niemals illokutiv wirksam.
Neben der Möglichkeit, Propositionen mittels Satzkonnektoren auf andere
Propositionen zu beziehen, lassen sich m.E. drei weitere elementare Arten
der modalen Verankerung von Propositionen unterscheiden:
(i)
(ii)
(iii)
Verankerung im Diskurs-Kontext
Verankerung im grammatischen Kontext
Koordination
Verankerung im Diskurs findet bei allen selbstständigen Sätzen statt und
wird durch die Voranstellung des Finitums (Verberst- oder
Verbzweitstellung: V/1 oder V/2) syntaktisch gekennzeichnet (vgl. Lohnstein
2000:145ff, 2001). Die semantischen Objekte, die von Deklarativsätzen (6a),
Fragesätzen (6b) und (6c), sowie Imperativsätzen (6d) induziert werden,
werden modal im Diskurskontext verankert und entfalten dort ihr illokutives
Potenzial:
(6a)
(6b)
(6c)
(6d)
Heute lacht Egon.
Arbeitet Paul heute?
Wer lacht morgen?
Arbeite!
Zweitens können Propositionen im grammatischen Kontext verankert
werden, wie dies bei Komplement- und Relativsätzen (mit Verbendstellung:
V/E) der Fall ist. Obwohl derartige Sätze – analog zu Hauptsätzen – zu
2
unterschiedlichen semantischen Objekten führen, ziehen sie doch – analog zu
konnektor-eingeleiteten Sätzen – niemals illokutive Effekte nach sich. Dies
liegt wesentlich daran, dass der Ort der modalen Verankerung nicht der
Diskurskontext ist, sondern der adjazente oder einbettende grammatische
Kontext durch thematische Selektion bzw. Modifikation:
(7a)
(7b)
Egon glaubt, dass Paul heute arbeitet.
Der Mann, der gestern arbeitete, lacht heute.
Drittens besteht die Möglichkeit einer koordinativen Verknüpfung zweier
oder mehrerer Propositionen:
(8)
Egon lacht, und/oder/aber/denn Paul arbeitet.
Koordination ist dabei nicht auf die den Propositionen entsprechenden
Kategorien beschränkt, sondern ist mit Phrasen beliebigen Typs möglich.
2.
Sententiale Koordination vs. Satzkonnexion
Zwischen sententialer Koordination und Konnexion lassen sich verschiedene
Unterschiede feststellen, die im Wesentlichen auf der Eigenschaft der freien
Iterierbarkeit bei Koordination beruhen, wobei Phrasen beliebigen Typs
miteinander verbunden werden können. Insbesondere lassen sich beliebige
Satztypen (Verberst- wie auch Verbzweit- und Verbendsätze) koordinativ
verknüpfen.
Koordinierbar sind alle Satztypen (V/1, V/2, V/E):
(9a)
(9b)
(9c)
(9d)
(9e)
Peter arbeitet, und/oder/aber/denn Egon lacht.
Arbeitet Peter, und/oder lacht Egon?
Wer arbeitet, und wer lacht?
Betet, und arbeitet!
Man munkelt, dass Peter arbeitet, aber dass Egon lacht.
Restriktionen in Bezug auf spezifische Konjunktionen, dass etwa im Fall von
aber oder denn Fragesätze nicht durchgängig als Konjunkte möglich sind,
sind auf den Satzmodus der beteiligten Sätze und die spezifische Semantik
der Konjunkte zurückzuführen.
(10a)
(10b)
Arbeitet Peter, *denn/*aber lacht Egon?
Wer arbeitet, *denn/*aber wer lacht?
3
Im Gegensatz zur sententialen Koordination gilt für die Satzkonnexion, dass
ausschließlich ein Satz (beliebigen Typs) mit einem konnektor-eingeleiteten
Verbendsatz verbunden werden kann.2
(11a)
(11b)
(11c)
(11d)
(11e)
Karl schnarcht, wenn er schläft.
(Keiner weiß,) ob Karl schnarcht, wenn er schläft.
Schnarcht Karl, wenn er schläft?
Wer schnarcht, wenn er schläft?
Schnarch nicht, wenn Du schläfst!
Die konnektive Verknüpfung ist damit – modulo Konstituentenverschiebung
– auf das Konstruktionsmuster in (12) festgelegt:
(12)
[Satz (beliebigenTyps)] [Konnektor [V/E-Satz]]
Die koordinative Verknüpfung andererseits ist sowohl mit illokutiv
wirksamen (13a) als auch mit illokutiv unwirksamen (13b) Propositionen
möglich, wobei in der Regel Parallelismus-Bedingungen hinsichtlich Form
und Inhalt erfüllt sein müssen (vgl. Lang 1977):
(13a)
(13b)
Paul arbeitet, und/aber/oder Egon lacht.
Clara glaubt, dass Paul arbeitet und/aber/oder dass Egon lacht.
Weiterhin
sind
konnektor-eingeleitete
Verbendsätze
durchgängig
vorfeldfähig (14a/b), was für die Zweitglieder der koordinativen Verbindung
niemals möglich ist (14c/d):
(14a)
(14b)
(14c)
(14d)
Egon lacht, wenn/weil/während/da Peter arbeitet.
Wenn/weil/während/da Peter arbeitet, lacht Egon.
Egon lacht, denn/aber/und Peter arbeitet.
*Denn/Aber/Und/ Egon lacht, Peter arbeitet.
Hinsichtlich ihrer Distribution können konnektor-eingeleitete Sätze – analog
zu den ihnen entsprechenden Adverbialphrasen anderer Kategorien – im
Vorfeld ((15a) und (15b)), im Mittelfeld ((15c), (15d)) und im Nachfeld
((15e), (15f)) vorkommen3:
2
Ausnahmen bilden Konditional- und Konzessivsätze, deren syntaktische Realisierung im
Vorfeld des Hauptsatzes auch Verberststellung zulässt: Arbeitet Peter, lacht Egon.
3
In den Beispielen (15a-f) markiert ti die Position im Mittelfeld der Basisstruktur, aus der
der koindizierte abhängige Satz herausbewegt und ins Vor- bzw. Nachfeld verschoben
wurde (vgl. Büring/Hartmann 1997); tj markiert die Position des finiten Verbs in der
Basisstruktur.
4
(15a)
(15b)
(15c)
(15d)
(15e)
(15f)
[CPWährend Paul bügelt]i, liestj Paula ti tj
[PPWährend Pauls Bügelei]i, liestj Paula ti tj
Paula hatj gestern [CPwährend Paul bügelte] gelesen tj
Paula hatj gestern [PPwährend Pauls Bügelei] gelesen tj
Paula hat ti gelesen, [CPwährend Paul bügelt]i
Paula hat ti gelesen, [CPwährend Pauls Bügelei]i
Da Satzkonnektoren darüber hinaus niemals mit anderen Satztypen als V/ESätzen auftreten, scheinen sie distributionell auf die C0-Position beschränkt
zu sein, wie die Konjunktionen in Komplementsätzen auch. Damit sind
Satzkonnektoren Instanzen der syntaktischen Kategorie C und projizieren im
Sinne der X-bar-Theorie Phrasen vom Typ CP.
Konnektor-Konstruktionen haben demzufolge nicht die Struktur von CPAdjunkten in (16):
(16)
CP
3
CP
6
Paula liest
CP
6
während Paul
bügelt
Mit Hilfe von Bedingung C der Bindungstheorie lässt sich untersuchen, an
welcher Stelle im Strukturbaum der konnektor-eingeleitete Satz stehen muss.
Diese Bedingung besagt, dass ein referentieller Ausdruck frei sein muss,
woraus sich insbesondere ergibt, dass keine Koreferenz bestehen kann, wenn
ein koindiziertes Pronomen diesen Ausdruck c-kommandiert. Die
Ungrammatikalität von (17a) zeigt, dass der konnektor-eingeleitete Satz
unterhalb von CP adjungiert sein muss. Andererseits zeigt die
Grammatikalität von (17c), dass er oberhalb von IP adjungiert sein muss, da
Koreferenz zwischen dem Pronomen er und dem R-Ausdruck Otto möglich
ist (zu weiteren Argumenten für diese Positionierung vgl. Büring/Hartmann
1997):
(17a)
(17b)
(17c)
(17d)
*Eri geht heute ins Kino, während Ottoi morgen ins Theater geht.
Ottoi geht heute ins Kino, während eri morgen ins Theater geht.
Heute geht eri ins Kino, während Ottoi morgen ins Theater geht.
Heute geht Ottoi ins Kino, während eri morgen ins Theater geht.
In Übereinstimmung mit den inzwischen klassischen X-bar-theoretischen
Annahmen ist die einzige Position unterhalb von CP und oberhalb von IP
eine Adjunktionsposition an der IP, so dass eine syntaktische Konfiguration
wie in (18) vorliegen muss:
5
(18)
CP
3
SpC
C‘
|
3
0
Paula1 C
IP
|
3
liest2
IP
CP3
6
3
SpC
C0
t1 t2 t3
|
3
i
C0
|
während, da
weil, wenn
IP
6
Paul bügelt
Die relevante syntaktische Konfiguration für die Konnektor-Konstruktion ist
damit die folgende:
(19)
IP
3
IP
CP
3
C0
IP (V/E-Stellung)
Dies drückt die wesentliche Eigenschaft der Konnektor-Konstruktion aus, die
darin besteht, dass der in C0 befindliche Satzkonnektor die verbindende
Relation zwischen zwei Propositionen stiftet, die in der syntaktischen
Konfiguration in (19) durch die Kategorien IP repräsentiert sind.
Im nächsten Abschnitt geht es darum, sowohl diese verbindende Relation als
auch die Funktionen der beiden Propositionen in der Gesamtkonstruktion
genauer zu bestimmen.
3.
Semantische Aspekte der Konnexion
Die einheitliche syntaktische Distribution der Konnektoren, die auf der
Zugehörigkeit dieser Elemente zur Kategorie C basiert, ihre einheitliche Art,
ein bestimmtes Verhältnis zwischen zwei Propositionen herzustellen und der
für die verschiedenen Konnektoren weitgehend ähnliche Deutungsprozess
verlangen nach einer Rekonstruktion der lexikalischen Repräsentation der
Konnektoren, die einerseits für alle Elemente dieser Art invariante
6
Strukturelemente aufweist, andererseits aber auch den Unterschieden durch
Variablilität in der Parametrisierung ihrer Eigenschaften Rechnung trägt.
Dabei ist insbesondere ihre zweistellige (propositionale) Valenz auf ihre
interne semantische Struktur zu beziehen. Zu fragen ist also nach einem
invarianten Bedeutungskern der Satzkonnektoren, der die Gemeinsamkeit
zwischen den Konnektoren auszudrücken vermag, und bestimmten
Parametern, die die beobachtbare Variation zu erklären erlauben.
Betrachtet man temporale Konnektoren, so wird deutlich, dass der konnektoreingeleitete Satz den zeitlichen Rahmen setzt, in dem der Hauptsatz gültig
ist.
(20)
Egon lacht, bevor/während/nachdem Paul arbeitet.
Das Wahrheitsintervall des Hauptsatzes Egon lacht wird relativ zum
Wahrheitsintervall des Nebensatzes Paul arbeitet mit Hilfe des Konnektors
bevor/während/nachdem bestimmt, so dass der Nebensatz die
Auswertungsdomäne für den modifizierten Hauptsatz determiniert.
Im Falle von temporalen Konnektoren besteht die Auswertungsdomäne aus
der Menge der Zeitintervalle. Im Falle von modal gedeuteten Konnektoren
(konditional, kausal, final usw.) lassen sich – wie weiter unten gezeigt wird –
die Auswertungsdomänen mit Hilfe von Mengen möglicher Welten
modellieren.
Satzkonnexion lässt sich damit als eine Art restringierter Quantifikation
auffassen, wobei die Konnektoren auf Grund ihrer lexikalischen
Eigenschaften die quantifikationelle Kraft und den sortalen Typ der
Variablen festlegen. Dabei bildet der Nebensatz die Restriktion des Quantors
und der Hauptsatz den Skopus. Aus dieser Annahme ergibt sich dann, dass
die Hauptsatz-Proposition auf derjenigen Domäne evaluiert wird, die vom
Nebensatz – als Restriktion – spezifiziert wird. Die Konnektor-Konstruktion
lässt sich demzufolge auf eine dreiteilige Quantifikationsstruktur abbilden,
wie dies in (21) angedeutet ist.
(21)
Während Paul arbeitet, schläft Fritz.
Während
|
[Konnektor:
|
[Operator:
Paul arbeitet,
|
V/E-Satz]
|
Restriktion]
7
schläft Fritz.
|
[Hauptsatz]
|
[Skopus]
Die Voranstellung des Nebensatzes in (21) dient lediglich illustrativen
Zwecken. Die Abfolge der beteiligten Elemente ist irrelevant, da allein die
Hierarchie wesentlich ist.
Vergleicht man nun diese Struktur mit der Struktur und den Eigenschaften
von Determinatoren, so lässt sich eine interessante Übereinstimmung
feststellen. Geradeso wie Determinatoren (in der Theorie der generalisierten
Quantoren) Relationen zwischen Eigenschaften (d.h. Mengen von
Individuen) bezeichnen, bezeichnen Satzkonnektoren Relationen zwischen
Propositionen (d.h. Mengen von Indizes).4
(22)
Determinatoren:
Konnektoren:
IP
3
DP
VP
3
D0
NP
IP
3
CP
IP
3
C0
IP
Die beiden Strukturen lassen sich – bis auf die Serialisierung – isomorph
aufeinander abbilden, und in beiden Fällen ist es jeweils der Kopf (D0 bzw.
C0), der die Relation zwischen den beteiligten Phrasen herstellt.
Unterschiedlich ist deren jeweilige syntaktische Kategorie. Der D-Kopf
verbindet auf syntaktischer Ebene eine NP mit einer VP. Als Denotationstyp
weisen diese beiden Phrasen den einheitlichen Typ <e,t> auf, d.h. es handelt
sich in beiden Fällen um Eigenschaften, also Mengen von Individuen. Der CKopf andererseits verbindet auf syntaktischer Ebene Phrasen vom Typ IP, die
den Denotationstyp <s,t> aufweisen, d.h. es handelt sich um Propositionen,
also um Mengen von möglichen Indizes.
Der lexikalische Gehalt des D0-Elements bestimmt, in welcher Weise NPund VP-Denotat aufeinander bezogen werden.5 Ganz analog verhält es sich
mit den beiden IP-Denotaten, die von dem C0-Element in Beziehung gesetzt
werden. Der Konnektor während legt fest, dass das Wahrheitsintervall des
Hauptsatzes vollständig im Wahrheitsintervall des Nebensatzes enthalten ist.
Die Konnektoren bevor und nachdem legen fest, dass diese Intervalle in der
für sie jeweils typischen Sukzession anzuordnen sind.
Um zu sehen, wie diese Art der Interpretation für nicht-temporale
Konnektoren funktioniert, betrachten wir zunächst das Konditional.
4
Ein Index i ist ein Paar, bestehend aus einer Welt w und einer Zeit t: i= <w,t>.
So legt etwa der bestimmte Artikel (gemäß Russells (1905) Deutung) fest, dass in dem
Durchschnitt, den das NP-Denotat mit dem VP-Denotat bildet, genau ein Element enthalten
ist, während für ein D0-Element wie jeder das NP-Denotat vollständig im VP-Denotat
enthalten sein muss.
5
8
3.1
Konditionalität: wenn
Wenn hat im Deutschen zwei verschiedene Lesarten (temporal vs.
konditional, s. (23)), die im Englischen durch unterschiedliche Konnektoren
(if vs. when, s. (24)) realisiert werden:
(23)
(24)
Egon lacht, wenn Paul arbeitet.
If/When Paul works, Egon laughs.
(ambig)
(konditional/temporal)
Das Deutsche verfügt aber auch über rein konditionale bzw. rein temporale
Spezialisierungen:
(25)
(26)
Egon lacht, falls/sofern Paul arbeitet.
Egon lacht, sobald/sooft Paul arbeitet.
(konditional)
(temporal)
Die Interpretation des Konditionals hat u.a. auf Grund dieser Mehrdeutigkeit
verschiedentlich Anlass zu Diskussionen gegeben (vgl. etwa die Diskussion
in Kratzer 1978). Eine rein logisch motivierte Deutung mit Hilfe der sog.
materialen Implikation ist problematisch, da weder die zugrunde liegende
Relation noch die ex falso quod libet-Fälle intuitiv zuverlässig
rekonstruierbar sind. Kratzer (1978, 1991) hat daher vorgeschlagen, die
wenn-dann-Konstruktion als eine quantifikationelle Struktur aufzufassen, bei
der der wenn-Satz die Restriktion eines modalen (All)-Quantors MUST
bildet, während der Hauptsatz den Skopus zu diesem Quantor liefert:
(27)
[MUST: Paul arbeitet] Egon lacht
MUST quantifiziert über modale Domänen, die durch bestimmte
Redehintergründe etabliert werden. So lassen sich u.a. epistemische,
deontische, bouletische usw. Redehintergründe unterscheiden. Ein
Redehintergrund wird dabei als eine Funktion aufgefasst, die jeder möglichen
Welt eine Menge von Propositionen zuweist, die in der jeweiligen Welt
gelten, also wahr sind. Die deontische Domäne bzgl. der aktuellen Welt w0
wird durch die Menge aller Propositionen etabliert, die zur Norm- bzw.
Gesetzgebung in w0 gehören. Die epistemische Domäne durch die Menge
aller Propositionen, die zum epistemischen Inventar von Individuen in w0
gehören und die bouletische Domäne konstituiert sich aus der Menge aller
Propositionen, die Wünsche von Individuen in w0 sind. Da Propositionen
Mengen von Welten denotieren, konstituieren sich diese Domänen mittels
Durchschnittsbildung über den Elementen der Propositionenmenge, so dass
dabei stets gerade diejenige Menge von Welten resultiert, die von der
aktuellen Welt w0 aus deontisch, epistemisch, bouletisch zugänglich sind.
9
(28)
R = 1(p1, ... pn) = 1H(w) = Menge aller Welten, für die alle
Propositionen aus H(w) wahr sind.
Der Redehintergrund R ergibt sich aus dem Durchschnitt über den
Propositionen p1, ... pn, für die – etwa im Falle des epistemischen
Hintergrunds – gilt, dass ihr Inhalt bekannt ist. Modale Domänen lassen sich
also in diesem Sinne als Mengen von möglichen Welten bzw. Indizes
darstellen:
(29a)
(29b)
(29c)
H deontisch:
H epistemisch:
H bouletisch:
H(w) = {p/p ist eine Norm in w}
H(w) = {p/p wird gewusst in w}
H(w) = {p/p wird gewünscht in w} usw.
MUST in (27) quantifiziert nun nicht unbeschränkt über der Menge aller
Welten, sondern die Quantifikationsdomäne wird durch einen
Redehintergrund H(w0) restringiert, wie dies in (30) dargestellt ist:
(30)
[œw: H(w0) v arbeiten‘(w, Paul‘)] lachen‘(w, Egon‘)
Der Ausdruck in (30) ist wahr in der (aktuellen) Welt w0, gdw. in allen
Welten, die in H(w0) liegen und in denen Paul arbeitet, Egon lacht. H(w0)
kann dabei etwa als der epistemische Hintergrund von w0 konzipiert sein.
Das Konditional erfährt damit eine Deutung als dreiteilige
Quantifikationsstruktur mit einem Operator, einer Restriktion und einem
Skopus, geradeso, wie es die Quantifikationsstruktur in (21) ausdrückt.
Abstrahiert man nun die beiden propositionalen Argumente, so erhält man
die abstrakte Form in (31) für den konditionalen Satzkonnektor, wobei p und
q für die propositionalen Argumente stehen, OPw,t für einen Operator über
Welt/Zeit-Variablen und H(w0) für eine modale Domäne:
(31)
λp λq [[OPw,t: H(w0) v p(w,t)] q(w,t)]
Im Folgenden werde ich dafür argumentieren, dass alle in der C-Position
befindlichen Satzkonnektoren (C-Satzkonnektoren) eine derartige interne
semantische Struktur aufweisen, so dass die zentrale Hypothese dieses
Beitrags lautet wie in (32):
(32)
C-Satzkonnektoren lassen sich durch geeignete Parametrisierung
von (31) beschreiben.
Da die Form in (31) relativ unspezifiziert und offen ist, lassen sich
Parametrisierungen an den folgenden Komponenten vornehmen:
10
(i)
(ii)
(iii)
(iv)
Quantifikationelle Kraft des Operators OPw,t: All- vs. ExistenzQuantifikation
Typ der Variablen: Welt vs. Zeit
Spezifikation des Hintergrunds H(w)
Intensionalisierung vs. Extensionalisierung der beteiligten Konnekte
Das mehrdeutige wenn lässt sich demzufolge als Allquantifikation über die
Welt- bzw. Zeit-Variable deuten, so dass damit sowohl die konditionale wie
die temporale Deutung möglich ist. Der Einfachheit halber sind die
Hauptsätze stets im Deklarativmodus. Mit Fragesätzen, Imperativen und
anderen Modi werden die Repräsentationen entsprechend komplexer. An den
wesentlichen Aspekten dieser Analyse ändert das jedoch nichts.
(33)
Egon lacht, wenn Paul arbeitet
[œw,t: H(w0) v arbeiten(w, t, Paul)] lachen(w, t, Egon)
/wenn/:
λp λq [[œw,t: H(w0) v p(w,t)] q(w,t)]
Die rein konditionale Deutung bei falls resultiert aus der Fixierung des
Variablentyps auf die Weltvariable.
(34)
Egon lacht, falls Paul arbeitet.
[œw: H(w0) v arbeiten(w, Paul)] lachen(w, Egon)
/falls/:
λp λq [[œw: H(w0) v p(w)] q(w)]
Die rein temporale Deutung bei sooft ergibt sich mittels Allquantifikation
über die Zeitvariable.
(35)
Egon lacht, sooft Paul arbeitet.
[œt: H(w0) v arbeiten(t, Paul)] lachen(t, Egon)
/sooft/:
λp λq [[œt: H(w0) v p(t)] q(t)]
Die Deutung von sobald erhält man mittels Existenzquantifikation über die
Zeitvariable.
(36)
Egon lacht, sobald Paul arbeitet.
[›t: H(w0) v arbeiten(w, t, Paul)] lachen(w, t, Egon)
/sobald/:
λp λq [[›t: H(w0) v p(t)] q(t)]
Die Deutung von sofern resultiert mittels Existenzquantifikation über der
Weltvariable.
11
(37)
Egon lacht, sofern Paul arbeitet.
[›w: H(w0) v arbeiten(w, Paul)] lachen(w, Egon)
/sofern/:
λp λq [[›w: H(w0) v p(w)] q(w)]
Ein weiterer Parameter betrifft die Extensionalisierung der Konnekte. Bei
den sog. realistisch verankerten Konditionalsätzen wird die Wahrheit des
Antezedenssatzes vorausgesetzt. Die Proposition muss also in der aktuellen
Welt w0 wahr sein, so dass der restriktive Teil der Struktur in (38) um eine
Koordination mit p(w0) erweitert werden muss:
(38)
Wenn er schon da ist, dann kann er ja auch mithelfen.
λp λq [[œw,t: H(w0) v p(w,t) v p(w0)] q(w,t)]
Neben diesen konditionalen und temporalen Deutungen erlauben
Konditionalsätze auch epistemische Lesarten, wie Eisenberg (1999: 335)
beobachtet. Dabei werde – anders als in (38) – der Sachverhalt nicht als
zutreffend unterstellt, sondern auf gemeinsames Wissen Bezug genommen.
Für (39) etwa ergibt sich diese Deutung, wenn man H(w0) als epistemische
Domäne parametrisiert, indem also der Parameter (iii) fixiert wird:
(39)
Wenn die Sozialisten jetzt die Wahl gewonnen haben, dann
verdanken sie das dem Präsidenten.
3.2
Kausalität: weil
Anders als bei Konditionalsätzen sind die Konnekte von Kausalsätzen
obligatorisch extensionalisiert, d.h. für die beiden konnektierten
Propositionen muss gelten, dass sie wahr sind. Kausalsätze lassen sich
hinsichtlich ihrer Interpretation allerdings nicht ohne weiteres auf
Konditionalsätze mit extensionalisierten Konnekten zurückführen, da
Kausalität andere Spezifika hat als Konditionalität (zu einer kurzen
Diskussion der relevanten Abgrenzungskriterien vgl. Eisenberg 1999:
336ff.).
Eine formale Rekonstruktion kausaler Relationen zwischen Ereignissen hat
Lewis (1986) unter Rekurs auf die von David Hume vorgeschlagene
Charakterisierung der Kausalität gegeben: „If the first object had not been,
the second never had existed.“ [Wenn a nicht der Fall gewesen wäre, dann
wäre c nicht der Fall gewesen.]. Lewis (1986) wesentliche Idee besteht darin,
die kausale Relation zwischen Ereignissen auf die kontrafaktische Relation
zwischen Propositionen zu beziehen.
12
(40)
Wenn a und c Ereignisse sind, dann ist c kausal abhängig von a,
gdw. die Propositionen A, ¬A von den Propositionen C, ¬C
kontrafaktisch abhängig sind.
Dabei sind A bzw. C diejenigen Propositionen, die in allen Welten, in denen
die Ereignisse a bzw. c stattfinden, wahr sind. Um nun die Relation der
kontrafaktischen Abhängigkeit zwischen zwei Propositionen zu bestimmen,
verwendet Lewis die o.g. Idee von Hume. Demzufolge muss einerseits
gelten, dass das Stattfinden von a Bedingung für das Stattfinden von c ist
(vgl. (41a), andererseits muss aber auch gelten, dass das Nicht-Stattfinden
von c abhängig ist vom Nicht-Stattfinden von a (vgl (41b)). Kontrafaktische
Abhängigkeit besteht nach Lewis also genau dann, wenn die beiden
kontrafaktischen Konditionale in (41a/b) wahr sind.
(41a)
(41b)
A →C
¬A → ¬C
→ ist das Symbol für das kontrafaktische Konditional.
Die Wahrheitsbedingung für ein kontrafaktisches Konditional A → C ist so
formuliert, dass sie das aus der klassischen Aussagenlogik bekannte
Konditional einschließt. Insbesondere ist ein kontrafaktisches Konditional bei
falschem Antezedenssatz wahr. Die Wahrheitsbedingung lässt sich nun unter
zwei Prämissen formulieren. Erstens: Wenn es keine Welt w gibt, in der A
wahr ist, so ist das kontrafaktische Konditional (trivial) wahr. Zweitens:
Wenn es (mindestens) eine Welt w‘ gibt, in der A und C wahr sind, so
müssen alle Welten w*, in denen A wahr, C aber falsch ist, der aktuellen
Welt w0 weniger ähnlich sein als w‘. Das heißt, dass die Welten, in denen A
und C wahr sind, der aktuellen Welt ähnlicher sein müssen, als Welten, in
denen zwar A, nicht aber C wahr ist. Dies lässt sich zu der
Wahrheitsbedingung (42) für kontrafaktische Konditionale zusammenfassen:
(42)
Ein kontrafaktisches Konditional A → C ist wahr (in w0) gdw.
(i) in keiner möglichen Welt ist A wahr (triviale Wahrheit) oder
(ii) es gibt eine Welt w‘, in der A und C wahr sind, und alle
Welten w*, in denen A wahr und C falsch ist, sind w0 weniger
ähnlich als w‘.
Es ist dabei nicht gefordert, dass eine oder mehrere ähnlichste Welten w‘
existieren, in denen A wahr ist. Wenn sie aber existieren, dann ist A → C
nicht-trivial wahr, gdw. C in allen zu w0 ähnlichsten Welten wahr ist, in
denen A wahr ist.
Betrachten wir zur Illustration das Beispiel in (43) mit zwei Ereignissen a
und c wie in (43a). Diese beiden Ereignisse sind kausal abhängig genau
dann, wenn die beiden Propositionen A und C in (43b) kontrafaktisch
13
voneinander abhängig sind. Das wiederum ist dann der Fall, wenn die
kontrafaktischen Sätze in (43c) und (43d) wahr sind.
(43a)
(43b)
(43c)
(43d)
a: Das Ereignis, dass die Bremsen funktionieren.
c: Das Ereignis, dass der Wagen zum Stehen kommt.
A: Die Proposition, dass die Bremsen funktionieren.
C: Die Proposition, dass der Wagen zum Stehen kommt.
A → C: Wenn die Bremsen funktioniert hätten, wäre der Wagen
zum Stehen gekommen.
¬A → ¬C: Wenn die Bremsen nicht funktioniert hätten, wäre
der Wagen nicht zum Stehen gekommen.
Die Sätze in (43c/d) sind wahr genau dann, wenn alle Welten w‘, in denen A
und C wahr sind, der aktuellen Welt ähnlicher sind, als alle Welten w*, in
denen zwar A, nicht aber C wahr ist. Für alle Welten, in denen A falsch ist,
ist das kontrafaktische Konditional – geradeso wie das aussagenlogische
Konditional – wahr. Diese Charakterisierung der Kausalität lässt sich nun als
semantischer Kern des Satzkonnektors weil auffassen.6
Weil hat aber zugleich die weitere Eigenschaft, ein sog. faktiver
Satzkonnektor zu sein, bei dem die Wahrheit von A und C vorausgesetzt
wird, d.h.: A(w0) = C(w0) = wahr. Bezogen auf das Beispiel in (43) ergibt
sich daraus, dass die Ereignisse a und c, die von den beiden Propositionen A
und C bezeichnet werden, stattgefunden haben, A und C also wahr sind.
Daher gibt es eine Welt w‘ (nämlich die aktuelle Welt w0), in der A und C
wahr sind, und alle Welten w*, in denen zwar A, nicht aber C wahr ist, sind
w0 natürlich unähnlicher als w‘, da w‘ ja gleich w0 ist. Die Bedingung (41a)
für kontrafaktische Abhängigkeit ist daher für den faktiven Konnektor weil –
offenbar auf Grund lexikalischer Charakteristika – von vorneherein erfüllt.
Es bleibt also nur die Bedingung (41b) zu betrachten.
Das Ereignis, welches von C beschrieben wird, hängt damit also kausal von
A ab, genau dann, wenn gilt: Wenn A nicht stattgefunden hätte, dann hätte
auch C nicht stattgefunden, und das entspricht gerade der Hume‘schen
Charakterisierung der Kausalität. Das heißt aber – da das kontrafaktische
Konditional in (43c) wahr ist –, dass für die Wahrheitsbedingung von weil
nur noch das kontrafaktische Konditional in (43d) verwendet werden muss.
Da weil ein faktiver Konnektor ist, gibt es also eine Welt (nämlich w0), in der
A wahr ist. Die Wahrheit des kontrafaktischen Konditionals kann also nicht
auf Grund der Bedingung (42i) nachgewiesen werden, sondern allein mittels
Bedingung (42ii). Dieser zufolge erhalten wir die Wahrheit gdw. es eine Welt
6
Zu einigen Modifikationen der Lewis‘schen Charakterisierung der Kausalität vgl. Ballweg
(in diesem Band). An der generellen Rekonstruktion der kausalen Beziehung von weil ändert
sich dadurch nichts.
14
w‘ gibt, so dass ¬C(w‘) und ¬A(w‘) = wahr und w‘ der Welt w0 ähnlicher ist,
als jede Welt w*, in der zwar A, nicht aber C wahr ist.
Wählt man als Hintergrund H(w0) etwa die Naturgesetze, und sei min(w‘, w0)
die Menge der zu w0 ähnlichsten Welten, so dass für jede Welt w*, in der
zwar ¬A, aber nicht ¬C wahr ist, dann ist die semantische Form von weil
ebenfalls als eine parametrisierte Form von (31) und damit als restringierte
Quantifikationsstruktur rekonstruierbar. Setzen wir für A und C wieder die
üblichen Variablennamen p und q ein, so erhalten wir (44) als
Konnektorbedeutung für weil:
(44)
/weil/:
λp λq [[œw‘: H(w0) v min(w‘,w0) v ¬p(w‘)] ¬q(w‘) v
p(w0) v q(w0)]
Wir sehen, dass auch diese Form – bis auf die Parametrisierung – die gleiche
Struktur aufweist wie die der anderen bisher besprochenen Konnektoren und
damit ebenfalls der Quantifikationsstruktur in (31) genügt.
3.3
Konsekutivität und Konzessivität
Neben den bisher besprochenen Fällen von Konditionalität und Kausalität
werden in den Grammatiken des Deutschen weitere semantische Klassen für
die Konnektoren unterschieden. Diese lassen sich mittels Spezifikation des
Hintergrunds H(w0) deuten, relativ zu dem die beteiligten Propositionen
ausgewertet werden. Während die Unterschiede bei den bisher diskutierten
Konnektoren in der Varianz des Variablentyps, bzw. in der Art der
Quantifikation bestand, lässt sich die Deutung von konsekutiven und
konzessiven Konnektoren durch die Formulierung von Bedingungen über
den Hintergrund H(w0) in dem Ausdruck (31) präzisieren. Für die temporalen
Konnektoren wird dieser Hintergrund durch die Menge der Zeitintervalle
gebildet. Für die konsekutiven und konzessiven Konnektoren wird er durch
die Menge derjenigen Propositionen konstituiert, die den gewöhnlichen
Verlauf der Ereignisse charakterisieren. Dieser Hintergrund repräsentiert die
Annahmen von Individuen über die weitere Entwicklung der Ereignisse auf
der Basis bisheriger Erfahrung. Mit konsekutiven Konnektoren lässt sich
ausdrücken, dass zwei Ereignisse in Übereinstimmung mit diesen Annahmen
stehen, während sich mit konzessiven Konnektoren ausdrücken lässt, dass ein
Ereignis entgegen dieser Erwartungen stattgefunden hat.
Es lässt sich daran erkennen, dass auch die Spezifikation für H(w0)
in (31) in systematischer Weise variiert und parameterabhängigen
Bedingungen unterliegt. Eine interessante Fragestellung betrifft daher die
mögliche Wahl und die Abhängigkeit der Bedingungen von der Verwendung
der jeweiligen Konnektoren. Ich möchte dies kurz an den konsekutiven und
konzessiven Konnektoren skizzieren.
15
3.3.1 Konsekutive Konnektoren
Konsekutive Konnektoren verbinden Propositionen, deren Beziehung
zueinander durch den gewöhnlichen Verlauf der Ereignisse bestimmt ist. Es
kann dabei vorkommen, dass der Begriff gewöhnlicher Verlauf der
Ereignisse für unterschiedliche Lebensbereiche individuenspezifisch variiert.
Wesentlich für die Verwendung eines konsekutiven Konnektors ist jedoch,
dass er Propositionen miteinander verbindet, die mit den Annahmen über den
Verlauf der Ereignisse übereinstimmen, d.h. dass beide Propositionen mit
H(w0) kompatibel sein müssen. Kompatibilität einer Proposition p mit einer
Menge von Propositionen P (etwa einem Hintergrund) besteht dann, wenn es
mindestens eine Welt w gibt, für die sowohl die Proposition p, als auch alle
Propositionen aus P wahr sind. Dies ist dann der Fall, wenn der Durchschnitt
zwischen p und P nicht leer ist. Für den Beispielsatz (45) gilt dies also genau
dann, wenn (46) gilt:
(45)
(46)
Die Bremsen funktionierten, so dass der Wagen zum Stehen kam.
(p, so dass q)
p ∩ H(w0) ≠ ∅ → q ∩ H(w0) ≠ ∅
Es gehört zum erwartbaren Verlauf der Ereignisse in unserer Lebenswelt,
dass ein Wagen zum Stehen kommt, wenn gebremst wird. (46) besagt gerade,
dass q ein erwartbares Ereignis ist, wenn p ein erwartbares Ereignis ist.
Unter Geltung von Nebenbedingung (46) weist der konsekutive
Konnektor so dass also die semantische Form SF in (47) auf und ist damit
ebenfalls auf die zugrundeliegende Form des Konditionals in (31)
zurückgeführt.
(47)
Konsekutiv: p, so dass q
H(w0) = Alles, was zum gewöhnlichen Verlauf der Ereignisse
gehört.
SF(/so dass/) = λp λq [[œw: H(w0) v q(w)] p(w)]
3.3.2 Konzessive Konnektoren
Bei konzessiven Konnektoren verhält es sich ähnlich, aber anders. Mit diesen
lässt sich nämlich gerade ausdrücken, dass das von p bezeichnete Ereignis im
Hinblick auf den gewöhnlichen Verlauf der Ereignisse nicht erwartet ist,
wenn das von q bezeichnete Ereignis stattgefunden hat. Wenn also q mit den
Annahmen über den Verlauf der Ereignisse kompatibel ist, dann ist p mit
diesen Annahmen nicht kompatibel. Die Bedingung in (49) besagt genau
dieses: Wenn der Durchschnitt zwischen q und dem Hintergrund H(w0) nicht
16
leer ist (also Kompatibilität vorliegt), dann ist der Durchschnitt zwischen p
und H(w0) leer, da p nicht erwartbar ist, wenn q stattgefunden hat. Eine
Voraussetzung für die Verwendung von obwohl lässt sich damit wie in (49)
darstellen.
(48)
(49)
Der Wagen fuhr weiter, obwohl Paul gebremst hatte.
p, obwohl q
q ∩ H(w0) ≠ ∅ → p ∩ H(w0) = ∅
Zum erwartbaren Verlauf der Ereignisse gehört es nicht, dass ein Wagen
weiterfährt, wenn gebremst wird. (49) hat aber lediglich den Status einer
Verwendungsbedingung für obwohl. Mit (48) wird nämlich gerade
ausgedrückt, dass (49) nicht zutrifft, denn (48) sagt ja gerade, dass Pauls
Bremsen – entgegen der Erwartung – nicht zum Anhalten des Wagens
geführt hat. Das Bremsen und das Nicht-Anhalten werden mit (48) also in
einen konsekutiven Zusammenhang gestellt.
Einerseits lässt sich mit obwohl also eine Erwartungshaltung
korrigieren, und andererseits wird ein Zusammenhang zwischen einem
Ereignis p und einer nicht erwarteten Alternative zu q etabliert. Der
Einfachheit halber notiere ich diese nicht erwartete Alternative zu p mit der
Negation ¬p. Dies erfasst allerdings nur einen Spezialfall der Alternativen.
Die tatsächlichen Verhältnisse sind komplexer.
Die Rekonstruktion der Semantik von obwohl erfordert daher zwei
Kenntnisstände. Erstens, die mit (49) ausgedrückte Erwartungshaltung
(Wenn q, dann gewöhnlicherweise nicht p.) und zweitens, die mit der
Verwendung der obwohl-Konstruktion ausgedrückte Korrektur dieser
Erwartungshaltung, die die Annahmen über den gewöhnlichen Verlauf der
Ereignisse so modifiziert, dass eine gewöhnliche Konsekution zwischen q
und ¬p besteht, die wir erneut als Variante von (31) erkennen.
(50)
Konzessiv: p, obwohl q
H(w0) = Alles, was zum gewöhnlichen Verlauf der Ereignisse
gehört.
NB(obwohl) = (49)
SF(obwohl) = λp λq [[œw: H(w0) v q(w)] ¬p(w)]
Die Nebenbedingung NB(obwohl) zur Verwendung für obwohl ist (49), und
die semantische Form SF(obwohl) von obwohl ist – bis auf die Negation –
identisch mit der semantischen Form des konsekutiven Konnektors in (47).
Wesentliches Unterscheidungskriterium zwischen so dass und obwohl ist
m.E. jedoch die Verwendungsbedingung (49).
Diese kurze Erörterung sollte zeigen, dass die Wahl und die
Parametrisierung des Hintergrunds eine relevante Spezifikation in der
Semantik der Satzkonnektoren darstellt. Dass die Struktur in (31) sogar
17
wesentlich abstrakteren Bedingungen unterliegt, zeigt der folgende
Abschnitt.
3.4
Temporalität und Adversion: während
Während erlaubt im Deutschen (präferiert) eine temporale Deutung, deren
wesentliche Eigenschaft darin besteht, das zeitliche Intervall, welches der
Hauptsatz denotiert, in das zeitliche Intervall einzubetten, das der währendSatz denotiert. Diese zeitliche Strukturierung ist auf der Zeitachse in (51b)
skizziert, wobei die Klammern den in (51a) markierten Sätzen entsprechen.
Für beide Zeitintervalle können sowohl linker wie rechter Randpunkt
zusammenfallen. Dies muss aber nicht sein (vgl. Schilder in diesem Band):
(51a)
(51b)
Während [Otto die Suppe löffelt], {isst Fritz ein Sandwich}.
[
{
} ]
t
Andere zeitliche Konnektoren – wie etwa sobald – erlauben eine Deutung
mit ähnlicher zeitlicher Struktur, erzwingen aber Bedingungen für die
Randpunkte. Verbindet sobald zwei Sätze im Präsens, so fallen die beiden
linken Randpunkte ([und {) zusammen, wie dies in (52) dargestellt ist:
(52a)
(52b)
Sobald [Otto die Suppe löffelt], {isst Fritz ein Sandwich}
[{
} ]
t
Steht der konnektor-eingeleitete Satz hingegen im Perfekt, so fällt der rechte
Randpunkt des Nebensatz-Intervalls mit dem linken Randpunkt des
Hauptsatzintervalls zusammen und dieser Punkt ist das einzige von beiden
Sätzen geteilte Element:
(53a)
(53b)
Sobald [Otto die Suppe gelöffelt hat], {isst Fritz ein Sandwich}
[
]{
}
t
Eine derartige Variantenbildung ist mit während nicht möglich, denn eine
Interaktion mit dem Tempus der konnektierten Sätze findet nicht statt.
Entsprechend gilt, dass das Wahrheitsintervall des Satzkerns Otto die Suppe
gelöffelt hat das Wahrheitsintervall des Satzkerns von isst Fritz ein Sandwich
enthält. Die Evaluation des Hauptsatzes ist also auf das Intervall, welches
durch den Nebensatz gegeben ist, restringiert. Wenn i eine Variable für
Zeitintervalle ist, dann lässt sich dies in der bekannten Form als
quantifikationelle Struktur darstellen wie in (54), wobei wiederum der
Nebensatz die Restriktion eines Quantors bildet, der den Hauptsatz als
Skopus nimmt:
18
(54)
[›i: Suppe-löffeln(i, Otto)] Sandwich-essen(i, Egon)
Entsprechend hat während eine lexikalische Repräsentation wie in (55),
wobei i ein Element aus der Menge der Zeitintervalle ist:
(55)
/während/:
λp λq [[›i: p(i)] q(i)]
Während erlaubt aber auch eine adversative Deutung (vgl. (56)), die der
koordinativen aber-Deutung ähnlich ist (vgl. (57)) (vgl. Clément, D. /
Thümmel, W. (1996) und Breindl in diesem Band):
(56)
(57)
Otto löffelt die Suppe, während Fritz ein Sandwich isst.
Otto löffelt die Suppe, aber Fritz isst ein Sandwich.
Fraglich ist nun, auf welche Weise diese Gegensatz-Relation bei während
zustande kommt.
Lang/Umbach (2002) haben Bedingungen für Alternativen und Kontrast
formuliert, die auf Beobachtungen von Lang (1977) zur koordinativen
Verknüpfung basieren. Demzufolge bilden zwei sprachliche Objekte einen
Kontrast, wenn sie erstens unter einen Common Integrator (CI) subsumiert
werden können, und wenn sie zweitens semantisch unabhängig sind, d.h.
wenn sie sich nicht gegenseitig subsumieren. Konkretisiert man diese beiden
Bedingungen, so zeigt sich, dass eine adversative Lesart nur unter ganz
spezifischen Bedingungen zustande kommt bzw. ausbleibt.
Die folgenden Beispiele illustrieren ausbleibende Adversionen. Dabei
signalisiert Großschreibung Betonung:
(59a)
(59b)
(59c)
(59d)
(59e)
#Otto löffelt die Suppe, während Otto ein Sandwich isst.
#Otto löffelt die Suppe, während Fritz die Suppe löffelt.
#Otto mag Kartoffelsuppe, während Fritz die Schuhe putzt.
#HEUte löffelt Otto die Suppe, während FRITZ morgen ein
Sandwich isst.
#HEUte löffelt Otto die Suppe, während Fritz HEUte ein Sandwich
isst.
(59a) zeigt, dass die Konstruktion eines Gegensatzes bzgl. der Subjekte
scheitert, wenn diese gleich sind. (59b) zeigt dasselbe für Prädikate. Der
Hauptsatz von (59c) enthält ein Individuenprädikat, während der Nebensatz
mit einem Stadienprädikat versehen ist. Offensichtlich muss bzgl. der
Prädikate eine gewisse Typengleichheit gelten, so dass der Common
Integrator konstruierbar ist. Im Hauptsatz von (59d) trägt eine andere
Konstituente den Fokus-Akzent als im Nebensatz. Offensichtlich gelten auch
hierbei Bedingungen für den Common Integrator, die die Kompatibilität der
19
Fokuswerte betrifft. Der ordinäre semantische Wert der einen
Fokuskonstituente muss im fokussemantischen Wert der anderen
Fokuskonstituente enthalten sein.7 (59e) macht darüber hinaus deutlich, dass
die ordinären Werte der Fokuskonstitutenten verschieden sein müssen, um
eine Kontrast-Lesart zu induzieren.
Der fokussemantische Wert eines Prädikats wie etwa Suppe löffeln ist die
Menge aller Alternativen zu diesem Prädikat, vgl. (60a-c). Dabei ist der
unterschiedlichen Typisierung der Prädikate Rechnung zu tragen, so dass bei
gleicher Typisierung identische Alternativenmengen resultieren, wie in
(60d), bei unterschiedlicher Typisierung hingegen verschiedene wie in (60e):
(60a)
|[Suppe löffeln]|F
=
(60b)
|[Sandwich essen]|F
=
(60c)
|[Kartoffelsuppe mögen]|F =
(60d)
|[Suppe löffeln]|F
(60e)
|[Kartoffelsuppe mögen]|
F
=
{Suppe löffeln, Sandwich essen,
Cocktail trinken, ...}
{Sandwich essen, Suppe löffeln,
Cocktail trinken, ...}
{Kartoffelsuppe mögen, intelligent
sein, ...}
|[Sandwich essen]|F
…
|[Sandwich essen]|F
Der fokussemantische Wert |[Suppe löffeln]|F des Stadienprädikats Suppe
löffeln ist die Menge aller seiner Alternativen (vgl. (60a)). Für jede dieser
Alternativen gilt, dass ihr fokussemantischer Wert zu der gleichen
Alternativenmenge führt (vgl. (60b) und (60d)). Da Stadienprädikate andere
Eigenschaften haben als Individuenprädikate, können auch ihre
fokussemantischen Werte nicht übereinstimmen (vgl. (60e)).
Wie Büring (1997) vorschlägt, besteht ein Satz aus einem Fokusteil und
einem Nicht-Fokus-Teil, in dem fakultativ ein Kontrasttopik auftreten kann.
Um dies zu illustrieren, betrachten wir die Frage Was macht Otto?, auf die
(61a) eine angemessene und vollständige Antwort ist. Der geklammerte
Ausdruck [...]F markiert die in diesem Kontext auftretende
Fokuskonstituente, deren semantischer Wert in der Alternativenmenge zu
löffelt die Suppe besteht (vgl. (60a)):
(61a)
(61b)
Otto [löffelt die Suppe]F
, während [Fritz]T [ein Sandwich isst]F.
Der subordinierte Anschlusssatz in (61b) führt ein Kontrasttopik [...]T ein,
welches seinerseits eine Menge von Alternativen zu diesem Topikausdruck
thematisiert (vgl. (62)):
7
Zur Charakteristik von ordinären und fokussemantischen Werten vgl. Büring (1997) und
weiter unten.
20
(62)
|[Fritz]|T
=
{Fritz, Otto, Maria, Clara, Helga, ...}
Das Topik Otto des Hauptsatzes muss einerseits Element der Menge der
Topikalternativen sein, darf aber andererseits mit dem Topik des währendSatzes nicht identisch sein. Mit dem Satz in (63) lässt sich folglich kein
Kontrast ausdrücken:
(63)
Otto löffelt die Suppe, während Otto die Suppe löffelt.
Um nun die Bedingung für die Kontrast- bzw. Gegensatz-Relation zu
formulieren, betrachten wir die Fokuswerte. Der Fokuswert des Hauptsatzes
(61a) Otto löffelt die Suppe ist die Frage Was macht Otto? Die Bedeutung
dieser Frage kann – der Semantik von Hamblin (1976) und Karttunen (1977)
zufolge – als die Menge der (wahren) Antworten charakterisiert werden, so
dass (61) sie der folgenden Menge von Propositionen entspricht:
(64)
|[(61a)]|F
=
{Otto isst ein Sandwich, Otto löffelt die Suppe,
Otto schlürft ein Eis‚ Otto trinkt einen Cocktail,
...}
Der Topikwert des während-Satzes in (61b) während Fritz ein Sandwich isst
ergibt sich aus der Alternativenbildung über dessen Topikposition in der
Menge der Propositionen in (64), so dass sich die folgende Menge von
Fragen ergibt (vgl. Büring 1997):
(65)
|[(61a)]|T = {{Fritz isst ein Sandwich, Fritz löffelt die Suppe, Fritz
schlürft ein Eis‚ Fritz trinkt einen Cocktail, ...}
{Otto isst ein Sandwich, Otto löffelt die Suppe, Otto schlürft ein
Eis‚ Otto trinkt einen Cocktail, ...}
{Maria isst ein Sandwich, Maria löffelt die Suppe, Maria schlürft ein
Eis‚ Maria trinkt einen Cocktail, ...}
{Clara isst ein Sandwich, Clara löffelt die Suppe, Clara schlürft ein
Eis‚ Clara trinkt einen Cocktail, ...}
Fasst man nun diese Ergebnisse zusammen, so erhält man für die
Konstruktion eines Kontrasts die Bedingung, dass eine Propositionenmenge
aus dem Topikwert des während-Satzes der Fokuswert des Hauptsatzes sein
muss. Die Bedingung in (66) besagt genau dieses, dass es nämlich eine
Menge Q von Propositionen in der Topikmenge p geben muss, die gleich
dem fokussemantischen Wert von q ist:
(66)
[›Q: Q 0 TOPIC(p)] FOCUS(q) = Q
(Q ist eine Variable für Propositionsmengen, TOPIC(p) ist der
Topikwert von p und FOCUS(q) ist der Fokuswert von q.
21
Die wesentliche Eigenschaft der adversativen Lesart beim Konnektor
während scheint nun darin zu bestehen, dass dieser Konnektor eine
semantische Struktur aufweist, die der Kontrast-Bedingung in (66) entspricht.
Vergleicht man nämlich die Form für temporales während mit der Form für
adversatives während, so stellt man leicht fest, dass beide strukturell
isomorph sind:
(67a)
(67b)
λp λq [ [›i: p(i)]
q(i)]
λp λq [ [›Q: Q 0 TOPIC(p)] FOCUS(q) = Q]
(temporal)
(adversativ)
Der Unterschied zwischen den beiden Formen besteht lediglich im Typ der
existenzquantifizierten Variablen, die der folgenden Parametrisierung
unterliegt: Im Falle der temporalen Lesart wird über Zeitintervalle
quantifiziert und im Falle der adversativen Lesart über Propositionenmengen.
Wählt man nun Satzkonnekte, bei denen die Bedingungen für Kontrast nicht
erfüllt sind, wie etwa bei den Beispielen in (68a-c), so verschwindet die
Ambiguität, und es stellen sich ausschließlich temporale Lesarten ein.
(68)
Fritz löffelt die Suppe,
(a)
während es regnet.
(b)
während die Sitzung andauert.
(c)
während die Gesetze gültig sind.
Sowohl in der temporalen wie auch in der adversativen Deutung führt
während also die Bedingung ein, dass das semantische Objekt, welches der
Hauptsatz einführt, in dem semantischen Objekt enthalten sein muss, welches
der Nebensatz einführt.
An den Formen für temporales und adversatives während in (67) lässt sich
nun nicht nur feststellen, dass ihre abstrakte Struktur identisch ist, sondern
auch dass beide wiederum als parametrisierte Varianten von (31)
repräsentiert werden können.
4.
Schluss
In diesem Beitrag habe ich eine Analyse vorgestellt, die wesentliche
Bedeutungsaspekte von Satzkonnektoren – parallel zu Determinatoren – als
quantifikationelle Struktur rekonstruiert, die zwei Propositionen in ein je
spezifisches Verhältnis setzt. Dabei lässt sich feststellen, dass
Satzkonnektoren im Wesentlichen aus einem invarianten Strukturkomplex
gebildet sind (vgl. (31)), dessen einzelne Komponenten einer
Parametrisierung unterliegen, die der Variation der Konnektoren Rechnung
22
trägt. Für die Bedeutungsklassen temporal, konditional, kausal, konsekutiv
und konzessiv wurde gezeigt, wie diese Parametrisierung vorzunehmen ist,
um die relevanten Interpretationseffekte herzuleiten.
Literatur
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Bridge Accent. London, New York: Routledge.
Büring, Daniel/Hartmann, Katharina (1997): Doing the Right Thing. The
Linguistic Review 14, 1-42.
Clément, D. / Thümmel, W. (1996): Während als Konjunktion des
Deutschen. In: Harras, G, / Bierwische, M. (1996): Wenn die Semantik
arbeitet. Tübingen: Niemeyer, 257-276.
Eisenberg, Peter (1999): Grundriss der deutschen Grammatik – Der Satz.
Stuttgart, Weimar: Metzler.
Hamblin, C. L. (1976): Questions in Montague-English. in: Partee, Barbara.
(Hrsg.), Montague Grammar. New York: Academic Press, 247-259.
Karttunen, Lauri (1977): Syntax and Semantics of Questions. Linguistics and
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Kratzer, Angelika (1978): Semantik der Rede. Kontexttheorie – Modalwörter
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Kratzer, Angelika (1991): Conditionals. in: von Stechow, Arnim/Wunderlich,
Dieter (Hgg.): Semantik. Ein internationales Handbuch der zeitgenössischen
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Lang, Ewald/Umbach, Carla (2002): Kontrast in der Grammatik: spezifische
Realisierungen und übergreifender Konnex. Linguistische Arbeitsberichte 79,
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Lewis, David (1986): Causation. Philosophical Papers Vol II. New York:
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23
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Information Structure". 187-214.
Russell, Bertrand (1905): On Denoting. Mind 14. 479-493.
24