Zeitung im Glück

IDEENBÖRSE:
Making-of
Aus der Pforzheimer Zeitung vom 17. Juli 2010
Zeitung im Glück
Ein ganzes Blatt nur mit guten Nachrichten:
Die Pforzheimer Zeitung erfreut die Leser mit
einer Glücksausgabe. Von Holger Knöferl
D
as Ziel, „Glücksgemeinde“ zu werden, hatte sich der SchwarzwaldOrt Schömberg auf die Fahne geschrieben. Um die Bevölkerung so richtig
glücklich zu machen, fand in der Zeit
vom 17. bis zum 25. Juli die „Glückswoche“ statt. Dass die Pforzheimer
Zeitung jeden Tag umfangreich darüber berichten würde, lag auf der Hand.
Schnell wurde uns in der Redaktion aber klar, dass das
Thema genug Potenzial bietet,
die Leser mit einem besonderen Produkt zu überraschen.
Wir nahmen uns vor, eine Themen-Zeitung zu machen – die
„Glücks-PZ“.
Holger Knöferl ist
Chefredakteur
der Pforzheimer
Zeitung.
Das Konzept: Quer durch die
gesamte Ausgabe sollten positive Nachrichten im Vordergrund stehen. Medienkonsumenten erheben ja oft den
Vorwurf, dass die schlechte Botschaft
bei den Journalisten viel zu hoch im
Kurs stehe. Wir wollten bewusst zeigen, dass es auch anders geht.
Die Umsetzung: Der Beschluss, das
Experiment „Glücks-PZ“ zu wagen,
wurde in ganz kleinem Kreis gefasst
– die Chefredaktion ließ sich von der
Geschäftsleitung grünes Licht geben. Gut acht Wochen vor Beginn
erläuterten wir den Kollegen die
Idee und baten die gesamte Redaktion per Rundmail zum Brainstorming. So kamen schon jede
Menge gute Ideen zusammen.
28
drehscheibe 10 I 2010
IDEENBÖRSE: Making-of
So viel Glück auf
einmal: Die Leser der
Pforzheimer Zeitung
durften sich glücklich
schätzen.
Die Reaktionen: Durch
die Bank positiv. Vor
allem die Überraschung
ist geglückt. Dass die
gute alte Tageszeitung
auch so etwas kann,
hatten die Leser ganz
offensichtlich nicht erwartet.
Drei Wochen vor Erscheinen der
„Glücks-PZ“ am Samstag, den 17. Juli,
begannen wir, das Projekt regelmäßig in
unseren normalen Konferenzen zu präzisieren. Jedes Ressort wurde darum
gebeten, einen Beitrag abzuliefern, der
sich ausdrücklich mit dem Thema
„Glück“ befasst: „Glücksmomente“ im
Sport, „Kann man Glück erarbeiten“ in
der Wirtschaft, das Interview mit einem
scheidenden Schulrektor, der ein
Glücksfall für die Kinder war. Im Lokalen
nicht zu vergessen das Porträt der Hebamme Magdalene Glück. Und natürlich
eine philosophisch angehauchte Betrachtung im Magazin.
Im Blatt: In der „Glücks-PZ“ wurden
zahlreiche Themen bewusst auf ihren
positiven Aspekt hin gesetzt. Alle guten
Nachrichten wurden mit einer grünen
Überschrift betitelt und so kenntlich gemacht. Quer durchs Blatt zogen sich
auf den Seitenköpfen kurze Statements
von Prominenten, die erklärten, was
Glück für sie bedeutet. Die Befragten
waren den jeweiligen Ressorts zugeordnet.
Auf der Titelseite erschien ein Erklärstück, gestaltet in der Form eines vierblättrigen Kleeblattes. Auch der Leitartikel beschäftigte sich an diesem Tag mit
dem Thema „Glück“. Wichtig war uns
aber, die Nachrichtenlage des Tages
dennoch vollständig abzubilden.
Perspektiven: Wir
wollen auch in Zukunft immer mal wieder eine Themenzeitung machen. Allerdings muss der Aufhänger
sehr pragmatisch zu handhaben sein.
Wir denken derzeit zum Beispiel an das
Thema „Design“, dann aber in Zusammenarbeit mit der Hochschule Pforzheim. In diesem Fall wollen wir das Motto inhaltlich und grafisch umsetzen.
Empfehlung: Eine Themenzeitung lässt
sich natürlich auch in der Anzeigenakquise und im Vertriebsmarketing als wirkungsvolles Instrument einsetzen. Auf
beiden Gebieten war die Ausgabe Teil
Ein Problem: Was machen wir, wenn einer entsprechenden Kampagne der
eine wichtige negative Nachricht die Pforzheimer Zeitung.
Ausgabe dominieren müsste? Ein Unglück, eine Naturkatastrophe, eine Fazit: Auch wenn meine Kollegen im
schlechte politische Nachricht? Ein ge- Haus jetzt vielleicht anderer Ansicht sind:
wisses Restrisiko blieb natürlich, aber Aufwand und Ergebnis standen in einem
wir gehen davon aus, dass es unter Auf- vernünftigen Verhältnis zueinander. Ganz
bietung aller Kräfte etwa zwei Stunden wichtig (und bei uns auch noch verbesgedauert hätte, die „Glücks-PZ“ wieder serbar): So ein Projekt muss durch das
in eine fast normale Ausgabe zurück zu ganze Haus kommuniziert werden, daverwandeln.
mit sich alle einbringen.
drehscheibe 10 I 2010
29
SAMSTAG, 17. JULI 2010
Nr. 1gion
Ihreer
Re
in d
GUT GEBAUTE
Glück in der Liebe: Jubel
für Aschenputtel
TREPPEN
Mit Rossinis Oper „La Cenerentola“
über das Aschenputtel-Märchen ist das
Festival in Wildbad gestartet. Seite 4
... gibt es bei Schuler Metall in Büchenbronn.
Tel. 07231 9720-0
www.schuler-metall.de
E 5597 • Nummer 162 • 1.50 €
75172 Pforzheim • Poststraße 5
CDU-Vorschlag:
Praxisgebühr für
jeden Arztbesuch
Glück ist für uns . . .
. . . eine Glückszeitung! Wir wünschen unseren Lesern viel Glück für den heutigen Tag
BERLIN. Der Gesundheitskompromiss der Koalition steht – doch noch
weiß niemand, was durch weitere
Änderungen auf die Versicherten zukommt. Jetzt sorgt der Vorstoß der
CDU/CSU-Mittelstandsvereinigung
für Praxisgebühren bei jedem Arztbesuch für Wirbel und Empörung.
„Die Praxisgebühr von zehn Euro pro
Quartal sollte durch eine sozial abgefederte Praxisgebühr pro Arztbesuch ersetzt werden“, forderte ihr
Vorsitzender Josef Schlarmann.
„Auch der Patient muss Verantwortung übernehmen, um die Kostenexplosion im Gesundheitswesen in den
Griff zu bekommen.“ Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler (FDP)
hält nichts von dem Vorschlag. „Das
ist kein Thema“, hieß es aus seinem
Ministerium. Auch die Krankenkassen, Patienten- und Oppositionsvertreter lehnen ihn ab.
dpa
„Glücks-PZ“, so lautete in den vergangenen Wochen der Arbeitstitel dieses Projektes, mit dem wir zugegebenermaßen Neuland betreten.
Denn eine Themen-Zeitung ist auch für uns eine Premiere. Aber
wenn in der Gemeinde Schömberg ab Sonntag eine Woche das Glück im Mittelpunkt steht (s. Seite 18/19),
warum sollte uns Vergleichbares nicht mit einer Ausgabe gelingen? Denn Hand aufs
Herz: Kommt das Glück heute
nicht oft deutlich zu kurz?
Passieren um uns
herum nicht
Tag für
WETTER
Leicht wechselhaft vereinzelt Schauer. Später bewölkt mit Gewittern und Schauern.
Westwind. Seite 64
BÖRSE
6.040,27
6.149,36
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DOW JONES
NEU 10.125,56
ALT 13.321,92
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EURO
in US-$
NEU
ALT
PFORZHEIM
1,3000
1,2828
WIMSHEIM. Bei der Bürgermeisterwahl am 11. April hat die Gemeinde
Wimsheim alles richtig gemacht. Das
Verwaltungsgericht Karlsruhe ist einer Anfechtung des Wahlergebnisses nicht gefolgt. Ein Kandidat um
den Bürgermeisterposten hatte Einspruch beim Landratsamt eingelegt.
Nachdem die Rechtsaufsicht des
Kreises die Einwände zurückwies,
zog der Bewerber vor Gericht.
rst
REGION
1.204,75
1.211,75
HAMBURG. Kurz vor dem morgigen
Hamburger Volksentscheid zur Einführung einer sechsjährigen Primarschule haben Befürworter und Gegner der Schulreform noch einmal mobil gemacht. Unterdessen gingen die
Spekulationen über einen möglichen
Amtsverzicht von Bürgermeister
Ole von Beust (CDU) schon morgen
weiter. Dem 55-Jährigen wird Amtsmüdigkeit nachgesagt.
dpa
ZUM THEMA
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ÖL
NEU
in US-$/Barrel ALT
75,53
75,80
Glückssymbole
INHALT
Veranstaltungen
Reise
Todesanzeigen
Immobilienmarkt
Automarkt
Magazin
Fernsehen
Impressum
Stellenmarkt
Lesermeinungen
Tipps&Termine/Roman
POLITIK
•Das vierblättrige Kleeblatt: Es ist sehr
selten zu finden. Einer Legende nach soll
Eva eines aus dem Paradies mitgenommen haben – ein Stück vom Paradies.
•Das Hufeisen: Früher wurden Liebesbriefe mit Postkutschen und berittenen
Kurieren transportiert – die reinsten
Glücksbotschaften eben.
• Der Schornsteinfeger: War früher der
Kamin verstopft, blieb es kalt im Haus.
Sogar Rauchvergiftungen drohten.
Zum Glück gibt es den Schornsteinfeger.
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Seite 32
Endspurt für
Volksentscheid
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GOLD
NEU
in US-$/Unze ALT
Seite 25
Wahlanfechtung
erfolglos
Tag
so viele
Dinge, die
dazu
geeignet
sind, uns glücklich zu
machen? Dass man Glück
lernen kann, das können Sie
in dieser Ausgabe nachlesen. Was
Glück bedeutet, auch. Und was Menschen glücklich macht, das finden Sie
ebenfalls in all seinen Facetten auf den folgenden Seiten. Damit Sie keinen einzigen Artikel verpassen, der gut ist für die innere Chemie, haben wir
allen Glücks-Artikeln eine grüne Überschrift verpasst.
Weil die Welt allerdings leider nicht für diesen einen Tag innehält, finden Sie natürlich auch die gewohnten Nachrichten in
Ihrer Zeitung. Die sind dann wie gewohnt mit schwarzen Überschriften versehen. Damit der Glücksfaden allerdings nicht am
Montagmorgen gleich wieder reißt, spinnen wir ihn weiter. Wir
berichten während der gesamten Schömberger Glückswoche täglich auf einer Sonderseite über Vorträge, Veranstaltungen und Aktionen.
Und jetzt: Viel Spaß mit Ihrer
Glücks-PZ!
erl
17. JULI 2010
NEU
ALT
PFORZHEIM. Das wegen Pforzheims
städtischer Finanznot von Schließung bedrohte Wartberg-Freibad ist
seit dem verspäteten Saisonbeginn
vor einer Woche von über 14 000 Badegästen besucht worden. Damit registrierte Goldstadtbäder-Chef Erich
Forstner die besucherstärkste dritte
Juli-Woche seit Jahren. Was den Saisonstart angeht, ist es sogar der
stärkste seit Jahrzehnten. Der
Grund dafür ist in den hochsommerlichen Temperaturen zu sehen. Auch
mit diesen bewegt sich die vergangene Woche auf Rekordniveau.
kli
Uns Journalisten wirft man immer
wieder vor, dass für uns die schlechte Nachricht über die gute geht. Liebe Leser, heute möchte die
Redaktion der „Pforzheimer Zeitung“ den Gegenbeweis antreten. In dieser Ausgabe drehen sich viele Beiträge um das
Thema Glück – und sollen Sie, liebe Leser, glücklich machen.
Seite 64
DAX
Wartbergbad bei
Besucherzahlen
auf Rekordkurs
Seite 2
• Das Glücksschwein: Das Schwein gilt
als Symbol für Wohlstand und Reichtum.
Wer viele besitzt, braucht nicht zu
hungern – und hat ganz einfach
„Schwein gehabt“.
pz
HEUTE IN PZ-NEWS
BADEN GEHEN MIT PZ-NEWS
Freibad oder Baggersee – was
ist besser? Darüber streiten
sich die Gelehrten im Sommer.
PZ-news stellt das Freibad
Mühlacker und den Epplesee
Forchheim in bewegten Bildern
gegenüber.
www.pz-news.de
DER TAG WIRD GUT
„Viele Menschen wissen, dass sie
unglücklich sind. Aber noch mehr
Menschen wissen nicht, dass sie
glücklich sind.“
Das Ende des Regenbogens
Albert Schweitzer (1875–1965),
deutscher Arzt und evangelischer Theologe
Ausgezeichnet mit dem
Mitglied
im:
4
190559
701506
6 0 1 2 8
Bischöfin Jepsen
tritt zurück
UNTERM STRICH
E
s gibt Momente, in denen sieht
ein Regenbogen aus wie das
reine Glück. Zum Beispiel, wenn er
einem kurz nach Mitternacht entgegenleuchtet. Geht nicht? Doch –
wenn man wie der Schömberger
Herbert Vahsen zum Nordkap
reist. 1.26 Uhr. Strahlender Sonnenschein über dem Nordmeer.
Und in der Gischt plötzlich ein Regenbogen. Vahsen drückte auf den
Auslöser der Kamera, „eine Minute später war der Zauber wieder
ANZEIGEN: TEL. (0 72 31) 9 33-2 01
weg“, erzählt er staunend.
Wenn man das hört, versteht
man, weshalb Regenbogen im
Volksglauben so viel mit Glück zu
tun haben. Demnach kann man am
Ende eines Regenbogens Gold finden. Gewölbte keltische Münzen
nannte man auch bei uns „Regenbogenschüsselchen“. Wer nun
aber mit dem Spaten losziehen
möchte, um sein Glück zu machen,
der stößt auf die harten Gesetze
der Physik. Das Dumme am Ende
|
FAX 9 33-2 50
|
des Regenbogens ist, dass es ein
solches Ende eigentlich nicht gibt.
Außerdem: Geht man auf einen Regenbogen zu, scheint er zurückzuweichen.
Aber auch das passt ins Bild. Das
Glück ist flüchtig. Insofern waren
die amerikanischen Verfassungsväter wirklich klug, als sie in die
Unabhängigkeitserklärung
von
1776 als eines der wichtigsten
Grundrechte des Menschen „das
Streben nach Glück“ aufnahmen –
ZUSTELLDIENST: TEL. (0 72 31) 9 33-2 10
|
und nicht das Glück selbst. Denn
das kann einem kein Politiker versprechen. Kein Wunder, dass
Künstler in Erlangen dieser Tage
den Spieß einfach umdrehen. Bei
der Ausstellung „Glück happens“
spielen einige mit dem Gedanken,
man könne genauso gut rein gar
nichts tun und warten, ob Fortuna
nicht einfach zu einem kommt.
Bloß: Dann bleibt einem auch das
Glück eines nächtlichen Regenbogens am Nordkap verwehrt.
hei
REDAKTION: TEL. (0 72 31) 9 33-1 85
|
FAX 9 33-260
HAMBURG. Die Bischöfin der Nordelbischen Kirche, Maria Jepsen,
gibt auf. Die 65-jährige Theologin
erklärte gestern ihren Rücktritt.
Sie stand tagelang unter Beschuss
im Zusammenhang mit einer Missbrauchsaffäre in der evangelischen Kirche in den 80er-Jahren.
Davon will sie erst im Frühjahr
2010 erfahren haben; nach einem
Bericht wusste sie jedoch bereits
seit 1999 Bescheid.
dpa
BLICKPUNKTE
|
Seite 3
ZENTRALE: TEL. (0 72 31) 9 33-0
PFORZHEIMER ZEITUNG, NUMMER 162
GELD&MARKT
„Glück bedeutet, zunächst einmal
meine Familie zu haben.“
SAMSTAG, 17. JULI 2010
9
„Ein großes Glück wäre es, wenn sich die
Menschen besser verstehen würden.“
Fritz Schäfer, Volksbank Pforzheim
Roy Kieferle, Vollwert-Koch vom Dobel
Top-Adressen trotzen der Krise
Geschäftskunden-Hotels ächzen unter Spesenflaute – Urlaubs-Destinationen profitieren von treuen Stammkunden
BAIERSBRONN. Genuss und
Luxus in Zeiten der Krise – ein
Widerspruch? Nicht unbedingt, wenn es sich nicht um
ein Geschäfts-, sondern Urlaubshotel der Extra-Klasse
handelt. Paradebeispiel ist
das „Bareiss“ in Baiersbronn.
„Der Schwarzwald in
seiner Gesamtheit ist
weltweit ein Markenzeichen. Wie soll ich
denn einem Amerikaner
sagen, dass es einen
Nord-, Mittel- und
Südschwarzwald
gibt?!“
P Z - R E D A K TE U R
O L A F L O R C H - G E R S TE N M A I E R
Hermann Bareiss, Hotelier
„Die Krise geht am ,Bareiss’ nicht
spurlos vorüber“, sagt Hannes Bareiss, Juniorchef des gleichnamigen
Top-Hotels in Baiersbronn-Mitteltal.
Wie die „Traube Tonbach“ zählt die
Fünf-Sterne-Destination im Herzen
des Schwarzwalds zu den besten Urlaubs-Herbergen Europas. Bestnoten für Unterkunft, Service, Wellness, Ferienangebot und nicht zuletzt Gastronomie inklusive prächtiger Weinkeller mit Schätzen aus aller Welt, aber auch bezahlbarer
Tropfen – die Patrons Hermann Bareiss und Werner Finkbeiner („Traube“) spornen sich gegenseitig zu
Höchstleistungen an. Millionen werden aufgewendet, um es für den betuchten Gast an nichts fehlen zu lassen. Sie wissen: Die Konkurrenz
schläft nicht, der Kunde ist verwöhnt, und Stillstand ist Rückschritt.
Nachfolge geregelt: Hannes und
Hermann Bareiss (rechts).
Wo Tagungshotels in den Großstädten wegen der Krise und der daraus resultierenden Zurückhaltung
der Unternehmen in Sachen Spesenkasse ächzen, können sich die Chefs
der privat geführten Fünf-Sterne-Hotels zwar nicht zurücklehnen. Aber sie
können mit ihren Pfunden wuchern.
Die Rückbesinnung auf Werte wie
heimatliche Geborgenheit, Authentizität statt Fantasialand und familiäre
Atmosphäre sind Garanten ihrer Positionierung an der Spitze. Eine über
80-prozentige Auslastung des Hotels –
davon können die Ketten mit ihren
Großstadthotels, außer vielleicht zu
Messe-Zeiten, nur träumen.
Eine Frage des Geldes: Im Weinkeller des „Bareiss“ lagern über 1000 Positionen von den besten Winzern der Welt. Patron Hermann Bareiss
würde niemals sagen, die Tropfen seien zum Teil sehr teuer, sondern „im besten Sinne ihren Preis wert“.
Fotos: privat
Und auch Claus-Peter Lumpp im
„Restaurant Bareiss“ hatte es im
Spätjahr 2007 geschafft: Der Sprung
vom zweiten zum dritten Stern katapultierte auch das Hotel in bisher
nicht gekannte Popularitäts-Höhen.
Es war wie eine Sogwirkung. „Damit
hätten wir nicht gerechnet“, räumt
Direktionsassistentin Uta Schlagenhauf, im „Bareiss“ zuständig fürsMarketing, ein. Das ganze Haus profitiert von der Sogwirkung.
Die Wartezeiten für die gerade einmal acht Tische im Spitzenrestaurant
sind – je nach Tagespräferenz – Wochen, wenn nicht Monate im Voraus –
ausgebucht. Und das bei einem Preis
von 175 Euro für ein Acht-Gänge-Menü. Ohne Getränke. Lumpp weiß: „Das
ist eine schöne Stange Geld.“ Aber: „In
London oder Paris bekommen Sie dafür, je nach Wareneinsatz, gerade einmal eine Vorspeise oder zwei.“ Nur
das beste Produkt besteht vor den Augen des Spitzenkochs. Wer mit dem
schmaleren Geldbeutel oder der weniger belastbaren Karte anreist, muss
dennoch nicht darben. Mit geringerem Wareneinsatz und einer regionaleren Ausrichtung, aber dennoch mit
der in den Häusern selbstverständlichen Perfektion gekocht, wird der
Gast auch in der „Kaminstube“ oder
den „Dorfstuben“ (im „Bareiss“) beziehungsweise der „Köhlerstube“
oder der „Bauernstube“ („Traube“)
verwöhnt – von den Restaurantbereichen für die Hotelgäste einmal ganz
abgesehen.
mineller erster Gang serviert wird,
finden als kulinarischer Aufgalopp
beispielsweise eine marinierte Jakobsmuschel mit Kaviar, Zweierlei
vom Perlhuhn, Carpaccio vom
Schwertfisch auf schwarzem Reis
und ein weiteres Zweierlei – diesmal
vom Kaninchen – den Weg in den
Mund des Gourmets. „Wir können es
uns nicht einen Tag leisten, unter den
höchsten Erwartungen unserer Gäste
zu kochen“, sagt Lumpp, „wir werden
im schwarzwälderischen Mitteltal mit
Kollegen aus den Metropolen vergli-
@ www.baiersbronn.de
www.bareiss.com
www.traube-tonbach.de
Der Küchenchef Claus Plumpp in
seinem Kräutergarten.
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EiszeitQuell antwortet
R
und 2,5 Liter Flüssigkeit
scheidet der menschliche Körper täglich über
Schwitzen, Atmung und Verdauung aus. Beim Sport kann
es noch deutlich mehr sein.
Ein Teil des Flüssigkeitsverlusts
wird mit fester Nahrung ausgeglichen, den Rest müssen wir
aktiv „auffüllen“.
Die Deutsche Gesellschaft
für Ernährung empfiehlt Erwachsenen, täglich 1,5 Liter zu
trinken. Kinder zwischen vier
und 13 Jahren sollten einen bis
1,3 Liter trinken. Dabei ist es
Wie trinke ich
richtig?
besser, nicht zu warten bis der
Durst kommt. Er meldet sich
erst bei einem Flüssigkeitsdefi-
zit von fünf Prozent des Wasseranteils im Körper. Schon
zwei Prozent vermindern aber
die geistige und körperliche
Leistungsfähigkeit.
Wichtig ist es, regelmäßig
über den Tag verteilt zu trinken. Der Körper kann große
Wassermengen ohnehin nicht
auf einmal verarbeiten. Besonders gut eignet sich Mineralwasser, denn es leistet einen
gesunden Beitrag zur täglichen
Ernährung. Es ist kalorienfrei
und enthält lebenswichtige Mineralstoffe und Spurenelemente. Diese benötigt der Körper
gerade in jungen Jahren für das
Wachstum und den Aufbau der
Knochen.
Für die Zubereitung von
Säuglingsnahrung kommen Mineralwässer wie EiszeitQuell infrage, die natrium- und kochsalzarm sowie frei von Nitrit
und Nitrat sind. EiszeitQuell ist
daher für Babys bestens geeignet.
DER MINERALWASSERSCHATZ
AUS DER EISZEIT
Neues Menü-Angebot
Jüngst hat sich die „Bareiss“-Führungsmannschaft unter Patron Hermann und Sohn Hannes Bareiss sowie Claus-Peter Lumpp entschlossen, den Stier bei den Hörnern zu packen: Im Top-Restaurant bekocht
Sogwirkung durch Restaurant
Lumpp auch mittags die Kundschaft.
Im Schwarzwald hingegen träumt Das gab es vorher nicht. „Der Gast
man vom „Wanderhimmel“, jenem soll auch am Mittag, selbst wenn das
600 Kilometer weiten Wegenetz rund Menü ,nur’ aus vier Gängen besteht,
um Baiersbronn mit den ganzjährig ein großes Fest des Genießens erlebewirtschafteten „Hütten“ der Top- ben können – und das in einer ZwangHotels – die anlosigkeit, die sich
derswo durchan einem Mittag
aus als gehobeleichter einstellt
„Wir sind in
ner Landgasthof
als an einem
Baiersbronn zwar nicht
durchgehen
Abend“,
sagt
würden – und
Lumpp.
der Nabel der Welt –
greift gerne nach
Aber alles ist reaber am Puls der Zeit.“
den Sternen im
lativ – denn in
Uta Schlagenhauf,
Michelin-Himsolchen Restau„Bareiss“-Marketingleiterin
mel. Jörg Sackrants bleibt es
mann im Baiers- nicht bei den offibronn-Teilort
ziell vier, fünf
Schwarzenberg hat einen, Harald oder acht Gängen. Hastige NahWohlfahrt („Schwarzwaldstube“ in rungsaufnahme – was sich bei 112
der „Traube Tonbach), seit einem Euro fürs Vier-Gang-Menü ohnehin
Dutzend Jahren als Deutschlands verbietet – wäre fehl am Platz: Bis der
bester Koch gerühmt, hat deren drei. Hummer mit Zuckerschoten als no-
chen – Paris, London, Rom, New York,
Tokio.“ Das sei nicht nur eine Ehre,
sondern auch „eine verdammt hohe
Verpflichtung und Verantwortung“.
W
er Wasser kaufen
möchte, hat die Qual
der Wahl. Leicht ist
man geneigt, zu irgendeiner
Flasche zu greifen oder gleich
aus der Leitung zu trinken.
Wasser ist schließlich Wasser –
könnte man meinen. Doch das
stimmt nicht. EiszeitQuell stellt
Ihnen die fünf Wasserarten vor,
die unterschieden werden.
Leitungswasser wird aus
Seen oder Talsperren gewonnen und chemisch aufbereitet:
Unerwünschte Stoffe werden
entfernt, das Wasser wird desinfiziert, der Säuregrad eingestellt und der Härtegrad verändert. Die Qualität variiert je
nach Region. Alte Rohrleitungen und Hausinstallationen
können Einbußen verursachen.
Tafelwasser ist kein natürliches, sondern ein industriell
hergestelltes Produkt. Leitungswasser wird dafür mit Salzwasser, Mineralstoffen und Kohlensäure versetzt. Es kann an
jedem beliebigen Ort hergestellt
Wasser ist
gleich
Wasser, oder?
und abgefüllt werden. Quellwasser ist ein natürliches Wasser, enthält aber weniger Mineralstoffe und Spurenelemente
als Mineralwasser. Eine Flasche
mit der Bezeichnung „Quellwasser“ kann Wasser aus mehreren Quellen enthalten. Heilwasser ist ein Sonderfall unter
den Wässern: Es gilt als Arzneimittel und muss amtlich zugelassen werden. Je nach Zusammensetzung wirkt es bei
unterschiedlichen Beschwerden
gesundheitsfördernd. Natürliches Mineralwasser enthält
lebenswichtige Mineralstoffe
und Spurenelemente und muss
strengen Anforderungen an
Reinheit, Frische und Natürlichkeit genügen: Es stammt
aus unterirdischen, vor Verunreinigungen geschützten Wasservorkommen (Reinheit) und
muss direkt am Quellort gefüllt
werden (Frische). Es darf nur
von Schwefel, Eisen, Mangan
und Kohlensäure befreit oder
mit Kohlensäure versetzt werden (Natürlichkeit). Mineralwässer unterscheiden sich je
nach Region in ihrer Zusammensetzung. Das EiszeitQuell-
Mineralwasser aus Reutlingen
hat bis heute eine einzigartige
Reinheit bewahrt und besitzt
eine hohe Qualität. Es entstand
vor über 10.000 Jahren und ist
seither von wasserundurchlässigen Gesteinsschichten geschützt. EiszeitQuell nimmt daher nicht am oberflächennahen
Wasserkreislauf teil und ist frei
von schädlichen Substanzen
wie Nitrat und Nitrit, Düngemitteln, Pestiziden sowie Hormon- oder Arzneimittelrückständen, wie sie mitunter
nachgewiesen werden. Damit
ist EiszeitQuell selbst für Säuglinge optimal geeignet.
Haben Sie Fragen zu
EiszeitQuell? Rufen Sie
uns an: 07121/ 9615-0
SAMSTAG, 17. JULI 2010
SPORT
SCHNELLER
Einig: Neuer Fußballverein
Der Name 1. CfR Pforzheim wurde von
den Mitgliedern abgesegnet, beim
Logo gab es noch Änderungen. Seite 16
|
HÖHER
|
ANPFIFF
„Zum Glück hatten wir Glück.“
Rui Costa, ehemaliger portugiesischer Fußballspieler
13
WE I TE R
Hitzig: Fecht-Europameisterschaft
Glücklich: Marc Nagel
Heute beginnen für die deutschen Fechter
die Wettkämpfe Leipziger Arena, in der
es keine Klimaanlage gibt. Seite 14
Der Trainer der SG Pforzheim-Eutingen ist ein
echter Glückspilz – wie auch viele andere
Sportler aus der Region. Seite 15
Das PZ-Interview mit Sven Ulreich, Torhüter des VfB Stuttgart, über die Angst vor Fehlern und den Umgang mit älteren Kollegen
„Ich werde eine gute Saison spielen“
Der 40-jährige Jens Lehmann ist im Fußball-Ruhestand – sein Nachfolger als
Stammkraft im Tor des Fußball-Bundesligisten VfB
Stuttgart ist etwa halb so
alt. Doch Sven Ulreich ist
davon überzeugt, dass er
das volle Vertrauen von
Verein und Mitspielern hat.
„Ich gehe davon aus, dass
ich eine gute Saison spielen
werde“, sagt das 21-jährige
Eigengewächs im Interview
mit PZ-Mitarbeiter Sigor
Paesler selbstbewusst.
Pforzheimer Zeitung: Im vergangenen halben Jahr gab es ein bisschen
eine Hängepartie um die Nummer
eins im VfB-Tor nach dem Karriereende von Jens Lehmann. Wann haben Sie erfahren, dass sie der neue
Stammtorhüter sein werden?
Ulreich (lacht): Also ich habe es früher gewusst als die Medien, von daher war es für mich keine Hängepartie. Bevor ich meinen Vertrag Anfang
April verlängert habe, wurde mir signalisiert, dass ich hier die Nummer
eins sein werde. Danach war es für
mich aber nicht so einfach, weil ich
wegen meiner Verletzung lange
nicht trainieren konnte. Aber jetzt
habe ich mich zurückgekämpft und
werde mein Bestes geben, um schnell
wieder auf 100 Prozent zu kommen.
PZ: Sie haben sich im internen Duell
der Lehmann-Vertreter gegen Alexander Stolz durchgesetzt. Sind Sie überrascht, dass er sich keinen neuen Verein gesucht hat?
Ulreich: Es ist grundsätzlich gut, dass
wir drei starke Torhüter haben und
dass er hier bleibt. Aber ich an seiner
Stelle hätte vielleicht den Verein gewechselt, um regelmäßig zu spielen.
Gerade jüngere Sportler unterliegen
gewissen Leistungsschwankungen.
PZ: Haben Sie Angst vor Fehlern –
Torhüter sehen da oft besonders
dumm aus?
Ulreich: Mit Fehlern umzugehen, habe ich am besten gelernt, als ich vor
gut zwei Jahren schon mal im Bundesliga-Team gespielt habe. Natürlich lernt man aus solchen Erfahrungen, aber ich habe grundsätzlich keine Angst vor Fehlern, weil ich weiß,
dass sie jedem Menschen passieren,
egal in welchem Lebensbereich – das
macht niemand absichtlich. Das
Wichtige ist, dass man danach wieder aufsteht und weitermacht. Aber
ich beschäftige mich jetzt eher mit
positiven Dingen, weil ich davon ausgehe, dass ich eine gute Saison spielen werde.
macht und dort 38 Spiele auf einem
guten Niveau bestritten habe. Denn
ohne Spielpraxis
kommt kein Torwart weiter,
davon bin ich
überzeugt.
Ich will mich
immer weiter
verbessern
und hoffe,
dass ich ir-
gendwann wie Jens Lehmann sagen
kann, dass ich fast perfekt bin.
PZ: Jens Lehmann wurde vor zwei
Jahren geholt, um den Kasten sauber zu halten, aber auch, um Sie
und Alexander Stolz mit auszubilden. Man hatte den Eindruck,
dass er das sehr ernst genommen
hat.
Ulreich: Mit Sicherheit, er hat uns
viele Ratschläge gegeben und wir
konnten jeden Tag viel von ihm abschauen. Es war schon sehr interessant, mit so einem Weltklassemann zu arbeiten. Aber das
ist jetzt schon Geschichte.
PZ: Er hat sich sehr früh
für Sie als neue Nummer eins ausgesprochen.
Ulreich: Ich weiß
nicht, ob es die
Entscheidung be-
PZ: Ihre ersten elf Spiele in der
Bundesliga haben Sie damals als
Vertreter des formschwachen Raphael Schäfer gemacht. Alle, die
Sie beobachten, sagen, dass Sie
sich seither enorm weiterentwickelt haben.
Ulreich: Ich bin ja auch älter
geworden und ich bin jetzt
auch schon länger bei der
Mannschaft. Als ich damals gespielt habe, war
ich erst vier Wochen dabei.
Ich fand, auch die Spiele
damals in der Bundesliga waren für
mein Alter nicht so
schlecht. Ich habe tagtäglich
hart trainiert.
Das Wichtigste
für mich war
aber, dass ich den
Schritt zurück in unser Drittligateam ge-
einflusst hat. Aber es hat mich natürlich gefreut, dass er gesagt hat, dass
er mir das zutraut.
„Wir konnten viel
von ihm abschauen.
Es war schon sehr
interessant, mit so
einem Weltklassemann
zu arbeiten. Aber das
ist jetzt schon
Geschichte.“
Sven Ulreich über seinen
Vorgänger Jens Lehmann
PZ: Jetzt haben Sie in Marc Ziegler
wieder einen älteren Torhüterkollegen. Aber dieses Mal ist die Situation
eine ganz andere – Sie sind die Nummer eins, er der Ersatzspieler.
Ulreich: Ich kann nur Positives über
Marc sagen. Er hängt sich im Training rein, wir kommen gut miteinander aus, er ist immer für ein Wort offen. Ich freue mich, dass er da ist.
PZ:
Die
Frage muss
kommen: Haben Sie Angst vor dem
Rensing-Effekt? Bei Bayern München
wurde der Jüngere vom älteren HansJörg Butt verdrängt.
Ulreich (überlegt): Danach wurde ich
schon öfter gefragt, aber ich kenne
Michael Rensing nicht persönlich
und weiß nicht, wie die Situation dort
war. Damit beschäftige ich mich
nicht und habe deshalb auch keine
Angst davor. Ich glaube, ich habe das
Zeug zur Nummer eins.
Die Nummer eins
im Tor beim VfB
Stuttgart: Sven
Ulreich genießt das
Vertrauen des
Vereins.
Foto: Weißbrod
Die wunderbare Highspeed-Heilung
Nach einem schweren Sturz kehrt der italienische Motorrad-Profi Valentino Rossi schon nach sechs Wochen zurück
V
alentino Rossi – das ist wohl
der einzige Star aus der Motorradsport-Szene,
der
nicht nur Insidern in Deutschland ein
Begriff ist. Das Phänomen, diesen
Beinamen haben ihm Freund und
Feind in unüblicher Einigkeit verpasst. Seinen Gegnern kommt es unheimlich vor, wie der vor Rückschlägen keineswegs gefeite Rossi mit eisernem Willen, großem Können und
seinem eingeschworenen Team um
Cheftechniker Jeremy Burgess immer wieder zurück an die Spitze
kommt. Die Fans lieben ihn. Denn
trotz aller Anstrengungen bleibt er
unverkrampft und verliert nie seinen
ausgeprägten Sinn für Humor.
Jetzt ist Rossi drauf und dran, seiner ohnehin schon sagenhaften Lebensgeschichte ein weiteres phänomenales Kapitel hinzuzufügen – „Die
wunderbare
Highspeed-Heilung“
könnte es überschrieben sein. Der
5. Juni 2010, an dem Valentino Rossi
beim Training zu seinem HeimGrand-Prix in Mugello wegen einer
Unachtsamkeit stürzte und sich das
rechte Schienbein brach, hatte die
MotoGP-Szene in einen Schockzustand versetzt. Einige der Rossi-Getreuen brachen ihre Zelte in Mugello
noch vor dem Rennsonntag ab, ande
„Der Beinbruch war
zwar schlimmer als die
Schulterverletzung
von meinem
Motocross-Sturz im
März, aber die Schulter
macht auf dem
Motorrad mehr Ärger
als das Bein.“
MotoGP-Superstar Valentino Rossi
vor seinem Comeback
auf dem Sachsenring
re erschienen mit eilig gebastelten
Transparenten, auf denen Genesungswünsche zu lesen waren.
Selbst der Spanier Jorge Lorenzo,
Rossis Kollege im Fiat-Yamaha-
Werksteam und damit auch sein erster und zudem stärkster Konkurrent
um die WM-Krone, hielt vor dem
Start des Rennens eine freundliche
Botschaft in die Fernsehkameras.
Die Fans fragten sich, ob Rossi
nach seiner ersten gravierenden
Verletzung im Motorradsport nicht
endgültig den Stecker ziehen und
sich dem als sicherer eingeschätzten
Automobilsport zuwenden könnte.
Rallye-Wettbewerbe mag er, Formel-1-Testfahrten hat er mehrfach
mit beachtlichen Resultaten absolviert. Und Ferrari-Chef Luca di Montezemolo wird nicht müde, der italienischen Ikone Rossi das F1-Geschäft
schmackhaft zu machen. Doch Rossi
gab seine Antwort. Nicht, wie von
den Ärzten prognostiziert, fünf bis
sechs Monate Rennpause, kein Warten bis Brünn im August, sondern der
Deutschland-Grand-Prix an diesem
Wochenende ist der Termin für das
Comeback – 42 Tage nach dem Unfall.
„Der Test in Brünn lief sehr gut,
aber ein komplettes Rennen auf dem
Sachsenring ist etwas anderes. Die
Rennen hier und in einer Woche in
Laguna Seca brauche ich dringend,
wenn ich nach der Sommerpause
wieder völlig fit sein und um Siege
fahren will“, sagte der „Doctor“, dem
die Universität Urbino 2005 die Ehrendoktorwürde im Fach Kommunikationswissenschaften verlieh, und
gab zu: „Der Beinbruch war zwar
schlimmer als die Schulterverletzung von meinem Motocross-Sturz
im März, aber die Schulter macht auf
dem Motorrad mehr Ärger als das
Bein.“
Heldengeschichte geht weiter
Italienisches Stehaufmännchen:
Valentino Rossi auf dem Sachsenring mit Krücken.
Foto: Schmidt
Den Fans ist das egal. Hauptsache,
ihr Idol fährt. Und die Konkurrenz
lässt sich durch derlei Vorab-Entschuldigungen nicht einlullen. Immerhin heißt der Tiefstapler, von
dem diese kommen, Valentino Rossi.
Und dem trauen nicht wenige Fahrerlager-Insider sogar einen Podestplatz zu. So oder so, Rossis Heldengeschichte wird am Sachsenring fortgeschrieben.
Stefano Bruckner
Tasci bleibt
beim VfB
S
erdar Tasci bleibt, sein Nationalelf-Kollege Sami Khedira scheint
auf dem Sprung, Elson ist so gut wie
weg: Am Tag der Auslosung der dritten Qualifikationsrunde in der
Europa League hielten den FußballBundesligisten VfB Stuttgart vor allem Personalfragen auf Trab. Klarheit herrscht nun zumindest bei Tasci. Der Nationalspieler spielt auch in
der kommenden Saison für die
Schwaben. Der Vertrag des 23-Jährigen in Stuttgart läuft noch bis 2014.
Die Qualifikationsspiele des VfB
zur Europa League wird Tasci aufgrund seines Urlaubs nach der Weltmeisterschaft wohl höchstens als Zuschauer verfolgen. In der dritten
Quali-Runde trifft der BundesligaSechste der Vorsaison auf den Sieger
des Zweitrunden-Duells Molde FK
und FK Jelgava. Das ergab gestern
die Auslosung am Sitz des europäischen Fußballverbands Uefa in Nyon.
Molde, Champions-League-Teilnehmer von 1999 und norwegischer Pokalsieger von 2005, gewann das Hinspiel gegen die Letten aus Jelgava
mit 1:0. Wer sich im Rückspiel am
kommenden Donnerstag durchsetzt,
empfängt am 29. Juli den VfB. Die
zweite Partie findet am 5. August in
der Mercedes-Benz-Arena statt. Der
Sieger steht in den Play- offs.
Verwirrung herrscht weiter im
Fall von VfB-Profi Sami Khedira. Wie
die spanische Sporttageszeitung
„Marca“ gestern meldete, habe sich
der Mittelfeldspieler mit Real Madrid
auf einen Fünfjahresvertrag geeinigt. Der VfB erklärte dagegen erneut, dass er von einem Abgang seines Eigengewächses in Richtung des
spanischen Vize-Meisters nichts wisse. „Für den VfB gibt es keinen neuen
Stand“, sagte Vereinssprecher Oliver Schraft. „Es gibt nach wie vor keinen Kontakt zu Real Madrid.“
Dagegen ist der Wechsel des Brasilianers Elson zu Hannover 96 fast
perfekt. „Wir sind auf der Zielgeraden“, sagte 96-Clubchef Martin Kind.
Für den Mittelfeldspieler, der schon
in der vergangenen Saison in der
Rückrunde auf Leihbasis für Hannover 96 spielte, sind etwa 600 000 Euro
Ablöse im Gespräch.
dpa
Spieler steigern
ihren Marktwert
HAMBURG. Durch ihre starken Auftritte und den dritten Platz in Südafrika haben die deutschen WM-Kicker
ihren Marktwert erheblich gesteigert. Nach aktuellen Berechnungen
von „transfermarkt.de“ konnte der
23-köpfige DFB-Kader mit einem
Plus von 13,7 Prozent seinen Marktwert auf 332,5 Millionen Euro erhöhen. Das geht aus den von dem Internetportal verbreiteten neuen Zahlen
hervor. Den höchsten Marktwert
weist demnach Bastian Schweinsteiger mit 35,0 Millionen Euro auf. Aufsteiger im Team ist Jungstar Thomas
Müller. Sein Marktwert hat sich
mehr als verdoppelt – von 10,0 auf 23,0
Millionen Euro. Danach folgen Philipp Lahm (28,0/+3,0) und Mesut Özil
(27,0/+7,0). Absteiger ist Mario Gomez, der vom bisherigen Höchstwert
(27,5) um 5,5 auf 22,0 Millionen Euro
abstürzte.
dpa
PFORZHEIMER ZEITUNG
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SPORT
PFORZHEIMER ZEITUNG, NUMMER 162
„Mein größtes Glück
ist meine Familie.“
SAMSTAG, 17. JULI 2010
15
„Ich kann mich glücklich schätzen,
jetzt noch so gesund und fit zu sein.“
Rudi Herzog, Trainer des 1. CfR Pforzheim
Alexander Künzler, ehemaliger Profiboxer aus Niefern
„Glück ist ein geiles Gefühl“
Pforzheimer Sportler erzählen von ihren glücklichsten Momenten und wie es sich anfühlt, wenn man Glück hat
W
ie hatte einst Jürgen
Wegmann, Ex-Spieler
des FC Bayern München,
nach einer verlorenen Partie gesagt:
„Zuerst hatten wir kein Glück, und
dann kam auch noch Pech dazu.“
Über diesen Spruch wird heute noch
herzlich gelacht. Doch in diesem Artikel soll es keineswegs über Pech
und Misserfolg gehen, sondern übers
Gegenteil: über das Glück.
Doch was ist Glück? Wie fühlt sich
Glück im Sport an? Und welche Momente machen einen glücklich? Die
„Pforzheimer Zeitung“ hat sich mit
Sportlern aus der Region unterhalten.
Thomas Hell, Team-Manager
des TC Wolfsberg:
Seitdem Thomas Hell laufen
kann, steht er auf dem Tennisplatz und schwingt den Schläger.
Wenn er nicht selbst um Liga-Punkte
spielt, betreut er das Zweitliga-Team
des TC Wolfsberg. „Glück ist für
mich das Gefühl von Zufriedenheit“,
sagt der 46-Jährige. Außerhalb des
Tennisplatzes sei seine Familie das
größtes Glück. „Sie gibt mir Halt“,
sagt Hell. Und sportlich? Wo liegt da
das Glück? „An der Netzkante“, weiß
der Wolfsberger Manager. „Ein Netzroller ist das größte Glück im Tennis.
Es ist eben eine Aktion, die nicht beabsichtigt ist und trotzdem zum Erfolg führt.“ Hells ganz besonderes
Glücksgefühl liegt derweil noch gar
nicht so lange zurück. „Beim Goldstadtcup letzten Samstag“, erzählt
Hell, „da stand ich bei knalliger Hitze
zweieinhalb Stunden auf dem Platz,
hab’ fünf Liter Wasser getrunken
und meinen Gegner am Ende mit 6:3,
7:5 besiegt. Der Moment nach dem
Matchball, das war für mich ein ungeheures Glücksgefühl, denn ich hab’
gewusst: die Plagerei hat sich gelohnt.“
Michael Wittwer, Trainer des
FC Nöttingen:
Der ehemalige Fußball-Profi hat in seiner langen Laufbahn schon einiges erlebt. Zwei
Glücksmomente sind dem 43-Jährigen aber noch bestens in Erinnerung
geblieben: „Mein erstes BundesligaSpiel vor rund zwanzig Jahren mit
dem Karlsruher SC gegen Bayer Leverkusen, das war für mich Glück“,
erinnert sich der Abwehrspieler mit
dem starken linken Fuß. Das absolute Glücks-Highlight erlebte er aber
am 2. November 1993: Vom sensationellen 7:0-Sieg im Uefa-Cup-Rückspiel gegen den FC Valencia im Wildparkstadion träumt Wittwer heute
noch. Das Hinspiel hatte der KSC damals in Valencia mit 1:3 verloren und
war damit quasi ausgeschieden.
„Glück ist Zufriedenheit“: Thomas Hell vom TC Wolfsberg.
Gänsehautfeeling: Ex-FCP-Spieler
Jürgen Pfirrmann.
Glückshormone: Sebastian Kienle,
Triathlet aus Knittlingen.
Highlight auf dem Platz: Michael
Wittwer, Trainer des FC Nöttingen.
Doch mit dem fulminanten Torfeuerwerk – vier Tore erzielte Edgar
Schmidt, der eine Woche zuvor
Glück im Unglück hatte, als er einen
schweren Autounfall überlebte –
schaffte der KSC den Einzug in die
dritte Runde.
Für Wittwer war jedes Tor ein unbeschreibliches Glücksgefühl. „Der
Sieg hat uns eine Woche lang auf
Wolke sieben getragen“, so der Nöttinger Trainer. „Die Euphorie war
riesig, im Training waren viele Zuschauer und wir Spieler waren so
elektrisiert, dass wir am Wochenende drauf in der Bundesliga auch noch
den MSV Duisburg mit 5:0 vom Platz
gefegt haben“, blickt Wittwer auf eine durchaus glückliche Woche zurück.
Jürgen Pfirrmann, Ex-Spieler
des 1. FC Pforzheim:
Von Glücksgefühlen im
Fußball weiß auch Jürgen
Pfirrmann, Ex-Spieler des 1. FC
Pforzheim, zu berichten. Wenn man
so will, wurde Pfirrmann in den glorreichen 80er mit dem FCP quasi vom
Glück verfolgt. Erst recht 1988, als
der „Club“ bei der Auslosung zur
dritten Runde des DFB-Pokals mit
dem Bundesligisten Werder Bremen
ein echtes Glückslos zog. Am 13. Februar zirkelte dann Jürgen Pfirrmann
mit viel Gefühl – und auch mit etwas
Glück – den Ball von der Eckballfahne direkt über Werder-Schlussmann
Oliver Reck hinweg in den Torwinkel
zum 1:1-Endstand.
Doch nicht das Tor machte Pfirrmann damals glücklich („da bleibt einem nur die Sprache weg“), sondern
ein ganz anderer Moment bringt dem
Standardspezialisten heute noch das
Gänsehautfeeling zurück. „Roger
Essig und ich sind als Erste zum
Warmmachen auf den Platz gelaufen. Im Stadion waren 12 000 Zuschauer. Das war der Wahnsinn. Zu
sehen, wie die Leute hinter uns standen und uns angefeuert haben und
wir sie begeistern konnten, das hat
mich glücklich gemacht“, sagt der
47-Jährige. Wie hat sich es angefühlt? „Mir lief es eiskalt den Rücken
runter, hätte uns jemand mit der Na-
„Den Lucky Punch“, so Boxcenter-Trainer Ayhan Isik, „kann man
nicht trainieren.“
liegen Sieg oder Niederlage so nah
beieinander wie etwa im Boxen. Aussichtslos nach Punkten zurückliegend, kann ein angeschlagener Boxer mit einem überraschenden
Schlag seinen Gegner noch K.o.
schlagen – der sogenannte Lucky
Punch. „Dazu gehört schon sehr viel
Glück“, weiß Ayhan Isik, Trainer
vom Boxcenter Pforzheim. „Den
Schlag kannst du nicht trainieren
und kommt daher auch sehr selten
vor.“ In seiner aktiven Zeit hat Isik
dennoch mit einigen „glücklichen
Schlägen“ seine Gegner in den Ringstaub geschickt. „Wenn du völlig ausgepowert bist und eigentlich schon
verloren hast und dann in der letzten
Runde den Lucky Punch setzt, dann
ist dies das höchste Glücksgefühl –
das kann man nicht beschreiben.“
Jeans als Glücksbringer: Marc Nagel, Trainer der SG PforzheimEutingen, trägt bei den Spielen immer die gleiche.
Fotos: PZ-Archiv
del gestochen, es wäre kein Blut geflossen“, beschreibt der Torschütze
dieses „geile Glücksgefühl“ vor, während und nach der Partie gegen den
haushohen Favoriten.
Im Rückspiel hatte der „Club“ allerdings weniger Glück: Pfirrmann
und Co. verloren an der Weser knapp
mit 1:3.
Sebastian Kienle, Triathlet
aus Knittlingen:
Wenn es um die Ausschüttung von Glückshormonen
im Sport geht, kennt sich Sebastian
Kienle damit bestens aus. Immer
wieder spürt der 26-Jährige am eigenen Leib dieses besondere Gefühl,
wenn er zu Lande, zu Wasser und auf
dem Rad unterwegs ist. „Das Glücksgefühl ist ein Zufriedenheitsgefühl“,
meint Kienle. „Das erfährt man im
Training, nach einer erfolgreichen
Einheit oder im Wettkampf nach einem Sieg.“ Aber auch während des
Rennens bekommt der durchtrainierte Körper von Kienle immer wieder mal einen Glückshormon-Stoß,
wie er erzählt. „Wenn mir am Streckenrand 20 000 Menschen zujubeln,
dann pusht mich das enorm. Da
musst ich manchmal schon aufpassen, dass ich nicht überzocke.“
Sein größtes Glücksmoment hatte
der Athlet vom Tri-Team Heuchelberg allerdings „in privater Angelegenheit“. „Das war nach der erfolgreichen Vordiploms-Prüfung in Physik, denn die war eigentlich nicht
machbar“, sagt Kienle lachend.
Ayhan Isik, Trainer Boxcenter Pforzheim:
Nicht in vielen Sportarten
TC Wolfsberg betritt Neuland
Morgen mit Heimspiel gegen Overath Start in die neue eingleisige 2. Tennis-Bundesliga – Gegner mit zahlreichen Ausländern
P Z - R E D A K TE U R
UDO KOLLER
PFORZHEIM. Neues Spiel, neues
Glück: Erstmals startet die 2. TennisBundesliga eingleisig in die neue Saison. Der TC Wolfsberg Pforzheim ist
auf diesen Zug aufgesprungen und
mit von der Partie, wenn morgen der
Startschuss für diese Liga fällt. Die
Pforzheimer haben zum Auftakt
auch gleich ein Heimspiel. Gegner ist
ab 11.00 Uhr auf der Anlage an der
Wolfsbergallee der TV Osterath.
Manches hat sich in den vergangenen Jahren geändert, manches nicht.
Kein anderer Verein in Deutschland
spielt schon so lange in der zweithöchsten Liga wie die Wolfsberger.
Früher hieß die Spielklasse noch Regionalliga, später dann 2. Bundesliga
Süd.
Alle zehn Mannschaften betreten
nun mit der eingleisigen Liga Neu-
land. Kontrahenten wie Ravensburg,
Großhesselohe, Reutlingen und
Burghausen kennt man auf dem
Wolfsberg aus den vergangenen
Spielzeiten bestens. Gegner wie Bremerhavener TV 1905, TV Espelkamp-Mittwald, KTHC Stadion Rot-
Weiß Köln und Dortmunder TK RW
sind ebenso unbekannt für den Pforzheimer Club wie der morgige Gegner
aus Osterath. Dass die Gäste vom
Niederrhein (Osterath liegt zwischen Düsseldorf und Mönchengladbach) acht Ausländer auf den ersten
neun Plätzen der Setzliste führen, ist
bekannt. Laut Thomas Hell, TeamManager beim TC Wolfsberg, werden die Gäste morgen auch in starker
Aufstellung erwartet.
Für den TC Wolfsberg waren gestern zum Fototermin Junaid Ra-
meez, Holger Fischer, Tobias Klein,
Sami Reinwein, Marko Ockernahl,
Andre Wiesler, Markus Oliver und
Marvin Virk in Pforzheim vor Ort.
Gabriel Trujillo-Soler und Gero
Kretschmer werden noch bis morgen
in der Goldstadt erwartet.
Marc Nagel, Trainer der SG
Pforzheim-Eutingen:
War der Aufstieg der SG
Pforzheim-Eutingen in die 3.
Liga glücklich? Gewiss nicht, das war
exzellentes Können der Jungs von
Trainer Marc Nagel. Dennoch
spricht der Coach vom berühmten
Quäntchen Glück, dass sein Team
ganz speziell zu Beginn der Runde im
Heimspiel gegen Großsachsen gehabt hätte. „Das Spiel haben wir mit
einem Tor gewonnen, wenn wir da
nicht zwei Punkte geholt hätten, wäre die Saison anders gelaufen“,
glaubt Nagel.
Der SG-Coach ist davon überzeugt, dass man sich das Glück erarbeiten kann – so wie es seine Spieler
in der vergangenen Runde eindrucksvoll bewiesen haben. „Wer
gut arbeitet, immer nach vorne
schaut und niemals aufgibt, der hat
auch das Glück, dass in einem Spiel
der Ball vom Gegner mal an den Pfosten klatscht oder dem Torhüter in die
Arme fällt“, sagt Nagel. Er selbst habe in seiner Zeit als Profispieler (31
Länderspiele) „sehr viel Glück erfahren“. „Ich glaube sehr stark an
Glück“, sagt der 40-Jährige, der an einem Sonntag geboren wurde. Sonntagskinder sind ja bekanntlich
Glückskinder. Und Nagel zählt auf:
„Ich hatte das Glück in meiner Karriere nie schwer verletzt gewesen zu
sein. Ich hatte das Glück immer im
richtigen Verein spielen zu dürfen,
mit dem ich mich identifiziert habe.
Die Zahl 22 bringt mir Glück, an diesem Tag bin ich geboren und als
Glücksbringer hatte ich in der vergangenen Saison immer die gleiche
Jeans an.“ Bleibt Marc Nagel nur zu
wünschen, dass er mit seiner Mannschaft auch in der kommenden Runde viel Glück hat und dass die Jeans
noch ein Weilchen hält.
Dominique Jahn
Meisterschaften
der Schwimmer
KARLSRUHE. Bei den badischen
Schwimmmeisterschaften im Karlsruher Fächerbad sind am Wochenende auch die SSG Pforzheim, TSG Niefern und der SSV Huchenfeld am
Start. In Abwesenheit von Silke Lippok (SSG) ruhen die Hoffnungen des
Schwimmkreises Pforzheim auf Caroline Koch (SSG), die in acht Wettbewerben schwimmt. Niefern ist mit einem Sextett bei 15 Starts vertreten,
Huchenfeld bestreitet mit fünf Athleten acht Wettkämpfe.
c.b.
KURZ NOTIERT
Gut aufgestellt für die Saison fühlt sich der TC Wolfsberg mit (von links) Michael Wiedmann von Sponsor AHG, Wolfsberg-Präsident Hans-Ulrich
Rülke, Junaid Rameez, Holger Fischer, Tobias Klein, Sami Reinwein, Marco Ockernahl, Andre Wiesler, Oliver Markus, Marvin Virk, Trainer Laszlo
Laszlo und Team-Manager Thomas Hell.
Foto: Becker
Entschieden: Das Bundestrainerteam Sabine Carle und Silke Eber der Faustball-Damennationalmannschaft hat Angreiferin Sonja Pfrommer vom
TSV Dennach für die Weltmeisterschaft in Chile in diesem Jahr nominiert. Das deutsche Team will um den Titel
spielen.
SAMSTAG, 17. JULI 2010
PFORZHEIM&REGION
25
N A C H R I C H TE N | H I N TE R G R Ü N D E | M E I N U N G E N
Glück: Hebamme heißt Glück
Glanz: Preis für Zivilcourage
Hebamme Magdalene Glück betreut auch Babys von
Müttern, die die Helferin aus Königsbach schon vor
mehr als 20 Jahren begleitet hat. Seite 26
Heute, am Tag der Polizei; werden Preise für Zivilcourage und Verdienstmedaillen verliehen. Menschen
haben sich um Zivilcourage verdient gemacht. Seite 29
Von wegen kalte Dusche
Spendenglück
G
Dank hochsommerlicher Temperaturen verzeichnet das Wartbergbad die wohl bestbesuchte erste Saisonwoche seit Jahrzehnten
PFORZHEIM. Im Winter dachte
man im Rathaus noch über die
Schließung des Wartberg-Freibads nach. Nun, eine Woche
nach Saisonbeginn, sind die
Besucherzahlen auf Rekordkurs. Dank des Wetters. Und
der ehrenamtlichen Helfer.
P Z - R E D A K TE U R
MAREK KLIMANSKI
Von null auf Hundert: So sei es allen
gegangen, die im laufenden Betrieb
des Wartberg-Freibads mitarbeiten,
sagt Goldstadtbäder-Betriebsleiter
Erich Forstner. Den Hauptamtlichen
wie den freiwilligen Helfern, ohne die
das Bad wegen der Finanznöte der
Stadt gar nicht erst geöffnet hätte.
Und nun das. Vom ersten Tag an strömen die Massen. Alleine am Eröffnungswochenende waren es über
7000, gestern mit Ablauf der ersten
Öffnungswoche über 14 000 Badbesucher. Einen solchen Besuch hat es in
der Woche vom 10. bis 16. Juli seit vielen Jahren nicht gegeben, vielleicht
im Jahrhundertsommer 2003, aber
das geben die Zahlen nicht mehr her,
die Forstner mitgebracht hat.
„Petrus ist mit uns.“
Aus dem Brief eines Mitglieds des
Wartbergbad-Förderevereins an
Bäder-Chef Erich Forstner
Mit großer Wahrscheinlichkeit
aber ist es die besucherstärkste Auftaktwoche, die das Freibad auf dem
Wartberg mit Ausnahme seines Einweihungsjahres – damals kamen am
ersten Wochenende 15 000 Besucher
¨– erlebt hat. Normalerweise beginnt
die Saison bereits Ende Mai, wenn
das Wetter noch kühler ist. Und weni-
Abkühlung dringend gebraucht: Rebecca, Dennis und Helena erfrischen sich unter einem Wasserfall. Sie gehören zu den rund 2500 Badegästen, die gestern an einem Werk- und Schultag noch ins Wartberg-Freibad gingen, um die Freuden des Sommers zu genießen.
Foto: Seibel
ger hitzig ist üblicherweise auch die
Diskussion um das Bad, das sich die
Stadtverwaltung nicht mehr leisten
zu können glaubte und das in der
dritten Juli-Woche in den vergangenen Jahren auch oft nur 4000 bis 5000
Besucher registrierte.
Nagoldbad trotzdem gut besucht
Von Null auf Hundert auch an der
Kasse. Rund 40 000 Euro wurden bislang eingenommen. Wenn das noch
drei Wochen lang so weiterginge,
hätte man das Vorjahresergebnis bereits erreicht. Die rund 500 Badegäs-
te, die jetzt eine Saisonkarte gekauft
haben, tun dies indes nur einmal.
Dennoch könnten die Fans des Wartbergbads daran gehen, auch über die
Eintrittskasse das Defizit zu verringern. „Auf 230 000 Euro“, sagt Erich
Forstner. Ob das klappt? Es wird vom
Wetter abhängen. Das bescherte
auch dem weitaus kleineren Nagoldbad täglich 800 bis 1200 Besucher.
Wie vor der Öffnung des Wartbergbads. Das zeige, dass die zwei Bäder
nichts miteinander zu tun hätten.
„Von der Nordstadt geht niemand
nach Dillweißenstein“, sagt Forstner.
„Glicksmomente“ im Internet
Glück mit vielen Klicks: Weiter steigende Webseiten-Besuche für PZ-news
PFORZHEIM. Die Erfolgsgeschichte
von PZ-news, der Onlineausgabe der
„Pforzheimer Zeitung“, geht im Juni
weiter. Rund 3,85 Million Mal wurden
PZ-news-Seiten (Artikel, Videos oder
Bildergalerien) aufgerufen. Erstmals
hatte PZ-news einen Tagesschnitt von
18 202 Visits, das sind 546 000 Webseiten-Besuche im Monat. Damit ist das
Onlineportal in Baden-Württemberg
die Nummer eins unter den Webseiten von Tageszeitungen mit vergleichbarer Auflage. Glück gehabt?
Im Internet hängt das Glück von
Klicks ab, wobei jedoch noch niemand
einen „Glicks“-Maßstab eingeführt
hat. Dass sich immer mehr Menschen
auf die Webseite der PZ klicken,
macht die Onlineredaktion glücklich.
Nur annähernd so gut bei den Visits
schnitten im Juni das „Schwäbische
Tagblatt“ und der „Schwarzwälder
Bote“ ab. „Offenburger Tagblatt“,
„Esslinger Zeitung“ und „Reutlinger
Generalanzeiger“ haben zusammen
so viele Visits wie PZ-news. Beim
Blick über den Gartenzaun fällt auf,
dass das Klick-Glück nicht alle gleich
trifft. Das „Mühlacker Tagblatt“
kommt im Juni laut IVW auf 17 883 Visits, das sind weniger als PZ-news im
Schnitt an einem Tag erreicht.
Weil „Glicks“ nicht einfach so vom
Himmel fallen, verlassen sich die Ma-
cher von PZ-news lieber nicht auf ihr
Glück. Viel Arbeit und neue Ideen sollen die Basis für weitere „Glicksmomente“ sein. So gibt es jetzt mit Mühlacker-news eine eigene Regionalausgabe. Mit mobil.pz-news.de kommen
lokale Nachrichten aufs internetfähige Handy. In wenigen Monaten folgen
Apps fürs iPhone und fürs iPad. In der
Summe ergibt das eine breit gefächerte Onlinewelt, in der Klicks und Glück
weiterhin „Glicks“ ergeben sollen. tok
Webseiten-Besuche auf PZ-news.de
Grafik
im Vergleich im Juni 2010
PZ-news.de
546 000
Schwarzwälder Bote
Schwäbisches
Tagblatt
4,6%
Offenburger
Tagblatt
Esslinger Zeitung
Reutlinger
Generalanzeiger
Ludwigsburger
Kreiszeitung
392 000
338 000
203 000
183 000
150 000
121 000
Quelle: IVW
Pforzheim, Palma, Rimini
T
emperaturmäßig hat Pforzheim
die wohl beste dritte Juliwoche
seit Jahren erlebt, wie ein Blick ins
PZ-Archiv zeigt. Weder 2008 noch
2009 kletterten die Temperaturen,
die der Deutsche Wetterdienst im
Auftrag der PZ monatsweise an seiner Station in Ispringen erhebt, zwischen 10. und 17. Juli über die Marke
von 30 Grad Celsius. In den Jahren
2006 und 2007 gab es immerhin drei
von sieben Tagen in diesem Zeitraum, an dem die 30-Grad-Marke fiel.
Dass es aber in einer Woche nur an einem einzigen Tag nicht zu Höchstwerten von über 30 Grad gekommen
ist, darf aus der Sicht eines Freibadbetreibers selbst im Juli getrost als
seltener Glücksfall angesehen werden. Zumindest, wenn wir von Pforzheim reden und nicht von Rimini, Palma de Mallorca oder Kos.
kli
Schwein gehabt
D
as Glück im Abi-Stress ist
oft
pausbäckig.
Rosa.
Knopfäugig. Schlappohrig. Und
mit Ringelschwänzchen versehen. Wer zuletzt im Enzkreis
oder in Pforzheim auf ein glücklich gewähltes Aufsatzthema, eine durchschaubare Mathe-Aufgabe oder schlicht auf gute Nerven im Mündlichen gehofft hat,
der hatte nicht selten irgendeinen Talisman in der Tasche. Oft
hatte der eine Steckdosennase.
„Schwein gehabt“, schrieb dazu die PZ und meinte damit das
ein oder andere Plüschvieh, aber
vor allem auch das Glück, das es
angeblich bringt. Nur: Warum
stehen ausgerechnet Schweine
für sprichwörtlichen Dusel? Niemand sagt jemals, er habe Marienkäfer gehabt. Obwohl die gepunkteten Sechsbeiner nicht nur
vertraute Glücksbringer sind,
sondern ihren Namen gleich von
der Mutter Gottes selbst haben.
Saumäßig viel Glück ist trotzdem ein Fall für die Schweine.
Wegen all der Ferkel waren sie
schon in vorgeschichtlicher Zeit
ein Symbol der Fruchtbarkeit,
später auch der Kraft. Sie zierten
altägyptische Amulette, gallische Kriegsstandarten und ger-
BEIM WORT
Folge 340
GENOMMEN
Haben Sie kürzlich Redewendungen
gehört oder gelesen, die Sie stutzig
gemacht haben? Die PZ nimmt sie
unter die Lupe. Rufen Sie an
unter 07231/933-465. Alle Folgen
der Serie finden Sie im Internet
unter www.pz-news.de/region.
manische Helme – was dem Begriff Saukerle eine ganz neue Bedeutung verleiht. Im Mittelalter
erhielt der Verlierer eines Wettkampfs manchmal ein wertvolles
Schwein als Trostpreis. Nicht mit
Leistung
überzeugt,
aber
Schwein gehabt. Ist das nicht
auch mal saugut?
hei
eld alleine macht nicht
glücklich. Das ist ein altes Sprichwort, was aber – alt
alleine macht nicht richtig –
noch nichts über seinen
Wahrheitsgehalt
aussagt.
Geld und Glück können viel
miteinander zu tun haben.
Die Stadt Pforzheim jedenfalls ist durch einen Mangel
an Geld in eine unglückliche
Lage gekommen. Andererseits gibt es in Pforzheim
trotz aller Bruddler-Mentalität viele, die anpacken, zusammenstehen und sich engagieren. Und die an mancher
Stelle dazu beitragen, dass
die Lichter nicht ausgehen.
Knapp 250 Spender haben
mittlerweile rund 195 000
Euro für die PZ-Aktion „Hand
in Hand – wir helfen unserer
Stadt“ gespendet. Damit haben sie bislang ein Zweitausendstel des gesamten Haushalts der Stadt für 2010 aufgebracht. Und damit ermöglicht, dass es an Schulen – vor
allem in der Nordstadt – eben
doch Schulfrühstück geben
wird. Oder dass Kinder, die
den ganzen Tag zur Schule
gehen, mittags statt einer Betonfläche einen Spielplatz mit
Geräten vorfinden. Dass die
kleinsten Pforzheimer mit
Gutscheinen versehen werden, um in Sportvereinen Gemeinschaft und Spaß an der
Bewegung zu erleben. Dass
Mütter aus Zuwandererfamilien weiter gemeinsam mit ihren Kindern lernen können.
Geld alleine macht nicht
glücklich. Es kann aber dazu
beitragen, Unglück abzuwenden. Vor allem, wenn es von
Herzen gegeben und mit Verstand eingesetzt wird. Mit
solchen Spendern in der Bürgerschaft hat das manchmal
unglückliche
Pforzheim
Glück gehabt.
kli
17. JULI 2010
REGION
Ein Herz für Kinder
Klaus-Peter Böhringer spricht im
PZ-Interview über seine Arbeit mit
jungen Behinderten.
Seite 34
VOR JAHR UND TAG
ISPRINGEN. „Offene Worte
beim Ispringer Kraftsportverein: Der neu gewählte Vorsitzende Erwin König sagte, dass
er nicht gewillt sei, einige der
bisherigen Zustände zu belassen. Mit starker Hand wolle
er sein Regiment führen und
den Verein wieder zu einer
Vereinigung machen, in der
sportliche Fairness und Kameradschaft Bedeutung hätten.
Dem Vorsitzenden ist es gleichgültig, ob der Verein in der
Kreisklasse oder in der Landesliga steht. Nicht die Klasse,
sondern die sportliche Einstellung sei von Bedeutung.“
„Pforzheimer Zeitung“ vom 17. 7. 1960
PFORZHEIMER ZEITUNG
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PFORZHEIM
SAMSTAG, 17. JULI 2010
„Glück bedeutet für mich einfach nur
Gesundheit. Das ist das Wichtigste.“
PFORZHEIMER ZEITUNG, NUMMER 162
„Glück bedeutet für mich, eine Frau wie
Hella Marquardt als Bekannte zu haben.“
Andrea-Yvonne Frei, Frührentnerin
Heinrich Schöner, Rentner
Eine Hebamme namens Glück
Auch Babys von Müttern betreut, die Magdalene Glück schon vor mehr als 20 Jahren begleitet hat
A
ZUR PERSON
ls einen Glücksfall bezeichnet es Magdalene Glück (54)
aus Königsbach, wie es dazu
gekommen sei, dass sie Hebamme
werden konnte.
„Ich hatte mich an der Uni-Klinik
in Tübingen im Jahr 1975, wenige
Wochen vor Semesterbeginn, um einen Ausbildungsplatz beworben und
bekam einen der begehrten Ausbildungsplätze nur deshalb, weil eine
Kandidatin abgesprungen war und
meine Noten stimmten“, erzählt sie.
Und noch einmal ein Glücksfall sei es
gewesen, dass ihre Schwägerin Erika
Strotbek den gleichen Beruf wie sie
habe. „Noch nie habe ich jemanden
erlebt, der so erfüllt von seinem Beruf war, wie meine Schwägerin. Und
das hat mich motiviert, mich ebenfalls für diese Ausbildung zu bewerben“, erinnert sie sich.
Obwohl eine Hebamme weder ein
freies Wochenende noch Feiertage
kennt, spricht Magdalene Glück von
einer beglückenden Tätigkeit, als
freiberufliche Hebamme junge Familien in der Schwangerschaft und in
den Geburtsvorbereitungskursen zu
begleiten.
Magdalene Glück
Die in Königsbach lebende freiberufliche Hebamme Magdalene Glück
(54), geborene Strotbek, verdankt ihrem Ehemann Werner den glücklichen Namen.
Den Elektromeister, den sie 1977 bei
ihrer Ausbildung 1975 an der Uni-Klinik in Tübingen kennengelernt hatte, heiratete sie 1978 in einer Freikirche in Pforzheim. Das Familienglück
wird vervollständigt durch die Töchter Barbara und Eva, die in den Jahren 1980 und 1982 das Licht der Welt
erblickten. Barbara ist Lehrerin, Eva
Erzieherin.
Magdalene Glück weiß auch, was eine glückliche Großfamilie ist. Ihre
Mutter ist die älteste von zehn
Kindern.
rr
Hebamme. Dieser Beruf sei unendlich beeindruckend und beglückend
im wahrsten Sinn den Wortes. Und
wenn junge Paare sagen: „Frau
Glück, wir hoffen, Sie bringen uns
Glück“, dann antwortet die Hebamme: „Ich werde versuchen, meinem
Namen alle Ehre zu machen.“ Und
die Frage: „Haben Sie Glück?“, die ihr
öfter gestellt werde, beantwortet sie
mit einem strahlenden Lächeln. „Ja,
sehr viel“, sagt sie und das liege nicht
daran, das nicht etwas Ruß von einem anderen Glücksbringer, einem
Schornsteinfeger aus Ottenhausen,
auf sie abgefärbt habe. „Diesen
Schornsteinfeger habe ich in seinem
Familienglück gleich bei zwei Kindern begleitet“, so Glück.
Entspannung findet die Hebamme
beim Lesen von Kriminalgeschichten mit psychologischem Hintergrund und beim Bergwandern im Allgäu. „Dann tanke ich frische Energie
in der schönen Bergwelt, bekomme
den Kopf frei und fühle, wie meine
Seele leicht wird.“ Roger Rosendahl
Keine Hausgeburten
„Hausgeburten mache ich keine,
weil ich zur sicheren Geburt in einem
gut ausgestatteten Krankenhaus rate“, sagt sie. Allerdings hat Magdalene Glück in früheren Jahren an der
Uni-Klinik in Tübingen und in den
70er-Jahren im damaligen städti
„Jeder neue
Erdenbürger hat eine
eigene Persönlichkeit.
Ich helfe den Eltern
dabei, auch den Blick
dafür zu bekommen,
dies zu erkennen.“
Magdalene Glück,
Hebamme
schen Krankenhaus in Pforzheim,
ebenfalls mitgeholfen, Kinder auf die
Welt zu bringen. „Darunter waren
sogar Drillinge und mehrmals Zwillinge“, freut sie sich.
Besonders wichtig sei es, die jungen Familien nach der Geburt zu
Hause zu betreuen, und da habe sie
im Laufe der Jahre sehr viele Menschen kennengelernt und in einer
sensiblen Lebensphase begleitet.
Meist sei alles glücklich verkaufen.
„Als sehr beglückend empfinde
ich, mich in meiner freiberuflichen
Tätigkeit auf die jeweiligen Familien
einstellen zu können und oft den kleineren Geschwisterkindern ihre Lie-
Hebamme Magdalene Glück freut sich, die Zwillinge Marvin (links) und Mika sowie das zweijährige Geschwisterkind Selina begleiten zu dürfen.
Mutter Nadine hat vor vier Monaten entbunden.
Foto: privat
be zu den Babys zu erleichtern“, so
Glück. Und extrem beglückend sei es,
den Eltern Hilfestellung an die Hand
zu geben, damit sie die Pflege und
Versorgung des Neugeborenen möglichst optimal gestalten können.
„Es ist mir aber auch eine Ehre, all
denen beizustehen und Trost spenden zu dürfen, die eine schwere Geburt hatten, eine Behinderung oder
„Eltern und Hebammen
staunen oft gemeinsam
darüber, wie sie in den
ersten Tagen bereits
mit dem Neugeborenen
kommunizieren
können. Dann wird ein
Lächeln auf das Gesicht
des Kindes gezaubert.
Da geht den Eltern das
Herz auf.“
gar den Tod eines Kindes verkraften
mussten. Wenn die Eltern eine Begleitung wünschen, bin ich selbstverständlich für sie da“, sagt Glück, die
diesen traurigen Teil, der auch Bestandteil des Lebens sei, nicht verschweigen wolle. Außerdem gibt sie
verschiedene Kurse von der Rückbildungs-Gruppe über die richtige
Kleinkind-Ernährung bis zum Stil-
len. Natürlich dürfe man die Arbeit
einer Hebamme auch nicht überbewerten. „Zwar kann ich Tipps zum
Familien-Management zum Beispiel
auch bei Drillingen geben, aber es
gibt noch viele wichtige Helfer von
den Ärzten bis zu den Großeltern“,
sagt die Hebamme voller Bescheidenheit, die auch auf ihr persönliches
Lebensglück hinweist. „Dass ich tief
im christlichen Glauben verankert
bin, macht mich sehr zufrieden. Ich
sehe ein großes Glück darin, viel geben zu können, aber auch viel Anerkennung und Dankbarkeit entgegennehmen zu dürfen.“ Magdalene
Glück betreut auch Babys von Müttern, die sie vor 22 oder 24 Jahren selber begleitet hat. „Die jetzige Oma ist
die Mutter von damals“, sagte die
Magdalene Glück
PZ-UMFRAGE: WO FINDEN SIE DAS GLÜCK?
„Die Liebe ist die stärkste
Kraft im Universum“
„Das Glück hat ein
lachendes Gesicht“
„Ein unverhofftes Lächeln
verzaubert den Alltag“
„Dank Gottes Hilfe
positive Gefühle spüren“
„Mit Kindern etwas
Kreatives gestalten“
„Bei der Eheschließung
glücklichsten Tag erlebt“
Bei meiner Freundin Lydia finde ich
das Glück. Wir helfen uns auch gegenseitig, wenn wir Probleme haben. Dann schultert einer allein
nicht alle Lasten, sondern der Partner hilft hier beim Tragen. Wer so
liebt, wie ich meine Lydia, der spürt
einfach, dass die Liebe die stärkste
Kraft im Universum ist. Mit Liebe
geht vieles im Leben leichter.
Ein gutes Gefühl, positives Denken
und viel Humor – das Glück hat ein
lachendes Gesicht und wenig mit
einem dicken Geldbeutel zu tun. Ich
empfinde vor allem dann Glück,
wenn Kinder lachen. Froh ist, wer
zufrieden ist. In einer intakten Familie fällt das Glück, das mit den
Kindern mitwächst, auf einen besonders fruchtbaren Boden.
Wer die Kombination von Gesundheit, Zufriedenheit und Lachen erleben darf, der hat wirklich Glück. Dazu gehört auch das positive Denken
als seelische Grundhaltung des Lebens nach dem Motto: das Glas ist
nicht halbleer, sondern halbvoll.
Wer oft in griesgrämige Gesichter
blickt, empfindet das Glück stärker,
wenn er unverhofft angelacht wird.
Ich finde das Glück in der Gemeinschaft mit glücklichen Menschen.
Auch in der Arbeit kann man Glück
finden, wenn es beispielsweise um
ein großes Ganzes geht und viele
kleine Rädchen greifen ineinander
und bewirken etwas Positives. Mein
Hauptpunkt ist aber vor allen anderen, dass man Glück in erster Linie
dank Gottes Hilfe spüren kann.
Glück erlebt man vor allem in der
Liebe, beim Gründen einer Familie
und vor allem auch bei den Kindern, die ich als das größte Glück
dieser Welt beschreiben möchte.
Mir bereitet es riesige Freude, mit
Kindern zusammen etwas Kreatives
auf die Beine zu stellen. Auch ich
bin noch auf der Suche nach dem
Liebesglück und bete dafür.
Mein glücklichster Tag war am 24.
November 2006. Da habe ich meine
Nicole geheiratet. Wir planen, unser
Familienglück durch Kinder noch zu
vergrößern. Ich freue mich schon
darauf, in glückliche Kinderaugen
blicken zu dürfen. Was gibt es im
Leben Schöneres? Ein gutes Familienleben zu haben, ist das größte
Glück.
rr/ Fotos: Rosendahl
Steve Neef, Auszubildender,
mit Lydia Fischer, Schülerin
Helene Unruh, Hauswirtschafterin,
mit Tochter Jennifer-Leni
Nena Corak,
Hausfrau
Wolfgang Hans,
Krankenpfleger
Irina Kozlova,
Stadtteil-Botschafterin
Peter Gegenheimer,
Beamter