Schiaparelli: keine sanfte Landung auf dem Mars

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Raumfahrt: Schiaparelli: keine sanfte Landung auf dem Mars
Geschrieben 20. Okt 2016 - 15:52 Uhr
Frühe Hinweise aus den Funksignalen, die sowohl von der weltweit größten Radioteleskop-Anlage für Wellenlängen im
Meterbereich, dem Giant Metrewave Radio Telescope (GMRT) beim indischen Pune, als auch von der ESA-Sonde Mars
Express aus dem Orbit empfangen wurden, lassen darauf schließen, dass das Landemodul die meisten Etappen seines
sechsminütigen Abstiegs durch die Marsatmosphäre erfolgreich absolviert hat. Hierzu zählen unter anderem die
Atmosphärenbremsung, die Entfaltung des Fallschirms und die Abtrennung des Hitzeschilds.
Der Datenempfang durch das GMRT und Mars Express brach jedoch kurz vor der erwarteten Landung des Moduls auf der
Marsoberfläche ab. Die Diskrepanzen zwischen den beiden Datensätzen werden gegenwärtig von Experten im
Raumflugkontrollzentrum der ESA in Darmstadt analysiert.
Um die Lage besser beurteilen zu können, mussten zunächst die ausführlichen Telemetriedaten des Spurengasorbiters
untersucht werden, der zeitgleich mit dem Abstiegsflug von Schiaparelli ein entscheidendes, erfolgreich verlaufenes
Manöver zum Einschwenken in die Marsumlaufbahn durchgeführt hat. Die wichtigen Daten von Schiaparelli konnten
aufgenommen und in den frühen Morgenstunden des heutigen Tages zur Erde gefunkt werden.
Triebwerke zu früh aus
Diese Daten wurden nun zum Teil analysiert. Sie bestätigen, dass die Phasen des Eintritts und des Abstiegs in die
Atmosphäre wie erwartet verlaufen sind, die Ereignisse nach dem Abwurf des hinteren Hitzeschilds und des Fallschirms
jedoch auf einen nicht planmäßigen Verlauf hindeuten. So scheint der Abwurf früher als geplant erfolgt zu sein, die
Auswertung der Daten ist allerdings noch nicht abgeschlossen. Was die Triebwerke anbetrifft, kann zwar mit Sicherheit
gesagt werden, dass sie für eine kurze Zeit gezündet wurden, es aber danach aussieht, dass sie ihren Betrieb früher als
erwartet eingestellt haben – in welcher Höhe dies geschah, muss ebenfalls noch analysiert werden.
"Nach den gestrigen Ereignissen haben wir jetzt einen eindrucksvollen Orbiter in der Marsumlaufbahn, der sich
wissenschaftlichen Aufgaben widmen kann und als Relaisunterstützung für die im Jahr 2020 zu startende ExoMarsRovermission dienen wird", so ESA-Generaldirektor Jan Wörner. "Schiaparellis wichtigste Aufgabe lag in der Erprobung
europäischer Landetechnologien. Dazu gehörte auch die Aufzeichnung von Daten beim Abstieg und es ist unerlässlich, dass
wir nun herausfinden, was passiert ist, um für die Zukunft gerüstet zu sein."
"In Bezug auf das Testmodul Schiaparelli haben uns Daten erreicht, mit denen wir den gesamten Ablauf nachvollziehen
können und die uns Hinweise darauf liefern werden, warum keine sanfte Landung erfolgte", erklärt David Parker, ESADirektor für bemannte Raumfahrt und robotische Exploration. "Ingenieurtechnisch gesehen ist es das, was wir von einem
Test erwarten, und wir verfügen nun über äußerst wertvolle Daten, die wir auswerten können. Eine
Untersuchungskommission wird sich näher mit diesen Daten befassen, zum jetzigen Zeitpunkt können wir keine weiteren
Spekulationen anstellen."
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