Sonderdruck B 13052 E 1. Oktober 2016 19/16 „Das Thema treibt zunehmend Kommunalvertreter um“ Die Kommunen haben beim Aufbau einer Ladeinfrastruktur eine Schlüsselrolle, sagt Johann Schwenk, Leiter der Projektstelle Elektromobilität von Bayern Innovativ. von Heidi Roider E&M: Herr Schwenk, insgesamt finden sich auf deutschen Straßen keine 50 000 Stromer. Warum sind die Neuzulassungen an E-Fahrzeugen immer noch außerordentlich überschaubar? Schwenk: Neben der fehlenden Reichweite liegt es vor allem daran, dass Elektrofahrzeuge verglichen mit dem klassischen Verbrennungsmotor einfach noch zu teuer sind und dass zudem die Ladeinfrastruktur deutlich ausgebaut werden muss. Diese drei Punkte müssen aufgelöst werden − Reichweite, Infrastruktur und Preis − die so genannte R-I-P-Falle. E&M: Um diesen Dreiklang aufzulösen, muss an einem bestimmten Punkt angesetzt werden … Schwenk: … grundsätzlich ist an den drei genannten Punkten gleichermaßen zu arbeiten. Die Preise für Elektro- fahrzeuge müssen endlich für Kunden wettbewerbsfähig zum klassischen Verbrenner werden. Den Zusammenhang und die Herausforderungen von Reichweite und Infrastruktur werden wir nur lösen, wenn gleichzeitig wesentliche Steigerungen der Batteriekapazitäten Hand in Hand mit dem Aufbau einer intelligenten, flächendeckenden Ladeinfrastruktur gehen. Insbesondere im zuletzt genannten Bereich werden auch wir weiterhin stark unterstützend tätig sein. E&M: Wie sieht diese Unterstützung aus? Schwenk: Wir glauben, dass den Kommunen beim Aufbau einer Ladeinfrastruktur eine Schlüsselrolle zukommt – vor allem auch im ländlichen Raum. Insgesamt soll es in Bayern einen Be- Die Technologietochter des Freistaates wird sich nach dem Auslaufen der Schaufenster Elektromobilität auch künftig als Kompetenz- und Informationsdrehscheibe Elektromobilität etablieren. Dabei sieht sich Bayern Innovativ vor allem dem Thema Ladeinfrastruktur und der Unterstützung der Kommunen verpflichtet. Dazu werden unter anderem Workshops angeboten. Der nächste findet am 10. November in Kempten mit dem Themenschwerpunkt „Elektromobilitätskonzepte“ statt. Bild: Bayern Innovativ Bayern Innovativ Johann Schwenk, Leiter der Projektstelle Elektromobilität der Bayern Innovativ darf von 7 000 öffentlichen Ladesäulen bis 2020 geben. Allerdings darf nicht der Fehler gemacht werden, gerade die Gemeinden und Landkreise als alleinige Verantwortliche auszumachen, weil mit dem Aufbau auch immense Kosten verbunden sind. Hier gilt es konzertiert mit Industrie und Politik für einen gemeinsamen, bedarfsorientierten Infrastruktur aufbau zu sorgen. Wir von Bayern Innovativ mit der Kompetenzstelle für Elektromobilität unterstützen die Kommunen und Landkreise dabei gern und haben in den vergangenen Monaten aufgrund zahlreicher fundierter Ansatzpunkte und vieler Anfragen unsere Aktivitäten in diesem Bereich ausgebaut. Das Thema treibt zunehmend Kommunalvertreter um und es gibt immensen Informationsbedarf: Wie viele Ladesäulen werden benötigt? Welche technischen Voraussetzungen müssen erfüllt sein? Welche potenziellen Partner aus der Wirtschaft können mit ins Boot geholt werden? Zudem versuchen wir die Aktivitäten der verschiedenen Gemein- den und Landkreise zu koordinieren. E&M: Wie machen Sie das bei Bayern Innovativ konkret? Schwenk: Am Anfang war die Frage, wo stehen wir eigentlich. Dafür haben wir gemeinsam mit dem Münchner Start-up Cirrantic den Ladeatlas Bayern entwickelt, der im vergangenen Herbst mit mehr als 1 000 erfassten Stationen gestartet ist und die Ladeinfrastruktur in Bayern weitgehend vollständig in einer App abbildet. Mittlerweile gibt es über 1 200 Ladeorte in Bayern mit rund 2 000 Ladepunkten/-möglichkeiten. Damit können Besitzer von Elektroautos nicht nur schnell und unkompliziert die nächste Ladestation für ihr Fahrzeug finden. Die App zeigt außerdem in Echtzeit an, ob die Stromtankstelle frei ist, welche Zahlungsmöglichkeiten es gibt und welche Ladestecker zur Verfügung stehen. Das ist einzigartig und wird auch stetig weiterentwickelt. Auf dieser Grundlage ist es nun zudem möglich, gemeinsam mit Kommunen und der Wirtschaft eine bessere Planung vorzunehmen, um bedarfsorientiert den künftigen Aufbau von Ladesäulen zu gestalten. Um dafür die Akteure zusammenzubringen, bieten wir zum Beispiel regelmäßig Work shops rund um das Thema Ladesäulen für Kommunen an. E&M: Und wie sieht oder sollte die Mobilität der Zukunft aussehen? Schwenk: Beobachtet man die Entwicklungen im Zusammenhang von Sharing Economy und Digital Disruption sowie deren Auswirkungen auf das Mobilitätsverhalten der Menschen, wird der Besitz eigener Fahrzeuge mittel fristig zurückgehen – vor allem in urbanen Räumen. Zunehmend werden autonomes Fahren, Elektrifizierung und die fortschreitende Digitalisierung unsere Mobilität beschreiben. Wir werden industrieseitig eine massive Transformation gestalten müssen, wenn wir die entsprechende Wertschöpfung im Lande halten wollen. Weitere Informationen unter www.bayern-innovativ.de ELEKTROMOBILITÄT IN BAYERN Besuchen Sie uns auf der eCarTec in München 18.–20. Oktober 2016 Halle A6 / Stand 403 – MunichExpo www.bayern-innovativ.de Dieser Sonderdruck ist urheberrechtlich geschützt. Ohne Zustimmung des Verlages und der Autoren sind Übersetzungen, Nachdruck – auch von Abbildungen –, Vervielfältigungen auf photomechanischem oder ähnlichem Wege oder im Magnettonverfahren, Vortrag, Funk- und Fernsehsendungen sowie Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen – auch auszugsweise – verboten. © Energie & Management Verlagsgesellschaft mbH, Herrsching
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