Worin unterscheiden sich Pellwormer-Inselferkel von Festland-Ferkeln? Power-Praktikantin Wiebke Albers kennt die Antwort. Sie war eine Woche lang Gast auf dem Inselbetrieb von Ulrike und Torsten Frener. t u g t s i t f u l „See “ n e s a n l e k r für die Fe Mein Power-Prak tik S 10 um hat mir richtig top agrar 9/2014 r kontrolliere ich viel Spaß gemacht . Hie mit Ulrike Frener das Fut ter im Ferkelaufzuc htstall. W enn man sich für ein Praktikum auf einem Schweine haltenden Betrieb entscheidet, reist man gewöhnlich mit dem Auto an. In meinem Fall war das jedoch ganz anders. Anstatt mit dem Pkw bis auf den Hof zu fahren, musste ich die Fähre von Nordstrand nach Pellworm nehmen. Denn mein Praktikumsbetrieb liegt auf der Insel Pellworm mitten in der Nordsee. Etwa 40 Minuten hat die Überfahrt durch die Nordsee gedauert. Auf der gut 3 000 ha großen Insel bewirtschaften Torsten und Ulrike Frener einen 54 ha großen landwirtschaftlichen Betrieb mit Sauenhaltung inklusive Ferkelaufzucht. 310 PIC-Sauen umfasst die Herde der Familie derzeit. Die Ferkelaufzucht erfolgt rund 4 km vom Stammbetrieb entfernt. Der Stall mit insgesamt 2 800 Aufzuchtplätzen wird von Anfang an gemeinsam mit Berufskollege Marc Lucht betrieben, der ebenfalls 300 Sauen auf der Insel hält und alle Absatzferkel im Kooperationsstall aufzieht. Am Fähranleger empfängt mich Betriebsleiter Torsten Frener. Gemeinsam fahren wir zum Hof, der nur wenige hundert Meter hinter dem Außendeich an der Nordküste der Insel Pellworm liegt. Nach dem Kennenlernen zeigen mir Torsten und seine Frau Ulrike zunächst mein Zimmer und dann bekomme ich einen ersten Überblick über den Betrieb. Im Sauenstall stehen alle Tiere in einem Stallgebäude. Im vorderen Abschnitt sind die Abferkelabteile untergebracht, dahinter liegen das Deckzentrum und der Wartebereich. Gefüttert werden die Sauen hier an drei Abrufstationen. Mich interessieren natürlich auch die Der Betrieb Das bin ich Der Betrieb von Ulrike und Torsten Frener ist einer von drei Höfen mit Ferkelproduktion auf der Insel Pellworm. Die Insel liegt rund 10 km vom Festland entfernt im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer. Familie Frener hat ihre Sauenherde mittlerweile auf 310 Sauen erweitert, alle Ferkel werden selbst aufgezogen und mit ca. 28 bis 30 kg Lebendgewicht verkauft. In den letzten Jahren hat das Ehepaar außerdem in erneuerbare Energien investiert – Solarstrom, Wind und Biogas. Mein Name ist Wiebke Albers, ich bin 21 Jahre alt und komme aus dem Landkreis Nienburg in Niedersachsen. Derzeit bin ich Schülerin an der einjährigen Fachschule im niedersächsischen Sulingen. In Zukunft möchte ich den elterlichen Betrieb mit Ferkelproduktion übernehmen. Mein Ziel ist, die Leistungen in der Sauenhaltung weiter zu optimieren, so möchte ich meine berufliche Zukunft sichern. Damit mir das gelingt, bin ich immer auf der Suche nach neuen Ideen und Anregungen, ich schaue gern über den Tellerrand hinaus. biologischen Leistungen. Kann ein Inselbetrieb leistungsmäßig mit den Berufskollegen vom Festland mithalten? Torsten Frener erklärt mir, dass er und seine Frau 28 Ferkel pro Sau und Jahr absetzen und die Saugferkelverluste bei 14 % liegen. Das kann sich sehen lassen, finde ich. 1 € Fährgebühr pro Ferkel: Alle zehn Tage werden Ferkel aus dem Kooperationsstall verkauft. Rund 2 000 Stück mästet ein befreundeter Mäster auf der Insel, die restlichen gut 14 000 Ferkel setzen mit der Fähre aufs Festland über. Sie werden über die Schweine-Vermarktungs-Gesellschaft in Rendsburg vermarktet. Funktioniert der Transport mit der Fähre, oder bedeutet das Stress für die Ferkel, frage ich Ulrike Frener. „In der Regel klappt der Transport reibungslos. Fotos: Arden sten Frener Tolles Team: Ulrike und Tor Lucht (re). rc Ma en leg Kol m (li.) mit ihre zusätzliche In den ersten Tagen stehen uchten. htb zuc Auf den Längst röge in zucht werden Beim Einstallen in die Auf tier t. sor ße Grö h nac alle Ferkel Von meinem Power-Praktikum auf der Insel Pellworm bin ich begeistert. top agrar 9/2014 S 11 Management eits der Lkw Am Fähranleger war tet ber es Frener. rieb Bet des mit den Ferkeln Reklamtionen wegen Seekrankheit haben wir jedenfalls noch nicht erhalten“, erzählt mir Ulrike lächelnd. Die Kosten für die Überfahrt muss Familie Frener tragen – pro Ferkel 1 €. „Das ist der Nachteil der Insellage. Alles was auf die Insel kommt bzw. von der Insel transportiert wird, kostet Fährgebühren“, erklärt mir Torsten. „Für das Futter zahle ich z. B. neben dem Lkw-Transport noch Fährgebühren von 18 € je Tonne.“ Die Zusatzkosten für den Betrieb halten sich insgesamt aber in Grenzen, denn das Futter für die Sauen wird auf der Insel gemischt, nur das Ferkelfutter kauft der Unternehmer zu. Ulrike Frener, die den Ferkelaufzuchtstall betreut, erzählt mir, dass sie bei den Ferkeln keine Behandlungen durchführen muss. „Unsere Inselferkel haben einen sehr guten Gesundheitsstatus, sie sind topfit. Die einzigen tiermedizinischen Maßnahmen, die wir durchführen, sind die Mykoplasmenund Circoimpfung. Und das auch nur, weil die Vermarkter das von uns verlangen“, erklärt mir die Landwirtin. Für Torsten und Ulrike Frener kommt die gute Ferkelgesundheit nicht von ungefähr. Die räumliche Trennung zwischen Sauen- und Ferkelaufzuchtstall zahlt sich ebenso aus wie die Alleinlage des Betriebes. „Direkt hinter dem Hof beginnt die Nordsee, aus dem Nordwesten strömt nur saubere, frische Seeluft zum Stall. Gegenüber den Festland- hentlich am Das Ebersperma wird wöc abgeholt. rm lwo Fähranleger auf Pel Ferkeln haben unsere Tiere dank der frischen Seeluft klare gesundheitliche Vorteile“, erklärt mir Torsten die Gründe für die gute Tiergesundheit. Das leuchtet mir ein, allerdings frage ich mich, warum Freners die Jungsauen nicht selbst nachziehen und damit auf jeglichen Tierzukauf verzichten? Wäre die Tiergesundheit dann nicht noch besser? „Dafür haben wir keine Stallkapazitäten, außerdem wäre der züchterische Fortschritt geringer“, sagt Torsten. „Die Gesundheit der Sauen sichern wir über Impfungen ab.“ Auf dem Impfplan stehen folgende Maßnahmen: PRRS, Parvo/Rotlauf, Clostridien. Gute Planung A & O: Ganz wichtig ist für den Inselbetrieb eine gute Planung. So muss z. B. die Rauschekontrolle sit- Fotos: Arden Keine Einstallbehandlung: Doch die Insellage hat auch wirtschaftliche Vorteile, wie ich wenig später erfahre. mit sturmTor sten hat den Sauenstall kleidet. ver en eel pan festen Sandwich Jedes Jahr im Frühjahr werden vor dem Deich Reisigzweige im Meer befestigt. Das schützt den Deich bei Unwettern. S 12 top agrar 9/2014 Ulrike und Torsten Frener wollen künftig weitere außerlandwirtschaftliche Einkommensquellen erschließen. Schnell gelesen • Torsten und Ulrike Frener halten auf der Nordseeinsel Pellworm 310 Sauen. • Die Fährkosten für Futter (18 € je Tonne) und Ferkel (1 € je Ferkel) verteuern die Produktion. • Finanzielle Vorteile hat die Inselproduktion im Hinblick auf die Tiergesundheit. • Im Flatdeck erhalten die „Inselferkel“ keine Medi- kamente. Der Gesundheitsstatus der Sauen und Ferkel wird allein über Impfungen abgesichert. zen, da Umrauscher extrem hohe Kosten bedeuten. Denn wenn Sperma nachbestellt werden muss, kostet das wegen der Fährkosten jedesmal 90 Cent pro Tube extra. Zudem muss das Sperma selbst am Fähranleger abgeholt werden und auch die Fährleute müssen benachrichtigt werden, was zusätzlichen Aufwand und Fahrerei bedeutet. „Den Luxus, dass uns das Sperma direkt vor die Haustür gebracht wird, haben wir hier auf der Insel leider nicht“, berichtet Torsten Frener. Auch handwerkliches Geschick ist gefragt, wenn man auf einer Insel Schweine hält. Stehen Reparaturen an, kann nicht jedes Mal ein Monteur gerufen werden. Denn das würde viel zu teuer. Hilfe holt sich Torsten Frener per Telefon. Muss z. B. an der Abruffütterung eine Platine getauscht werden, lässt er sich den Einbau am Telefon erklären. Gibt es etwas zu Schweißen, wird das in der Regel selbst erledigt. Wachstumsgrenzen: Am Ende meines Praktikums möchte ich noch wissen, wie Familie Frener den Betrieb in Zukunft weiter entwickeln will, schließlich steht mit dem 22-jährigen Sohn Nils bereits die nächste Generation in den Startlöchern. Ulrike und Torsten Frener machen mir klar, dass das Motto „wachsen oder weichen“ auf der Insel keine Option ist, die fehlenden Gülleflächen und Vieheinheiten sowie der Tourismus erlauben das nicht. Zudem müssten sie dann noch mehr Futter teuer vom Festland importieren. Freners setzen stattdessen auf die weitere Optimierung der Produktion. „Bei den Ferkelzahlen haben wir noch Luft nach oben“, ist sich Ulrike Frener sicher. „Vor allem an den Ferkelverlusten wollen wir noch feilen, unser Ziel sind 10 % Saugferkelverluste.“ Zugleich will die Familie auch in Zukunft in außerlandwirtschaftliche Einkommensquellen investieren. Derzeit ist man an einem Bürgerwindpark und einer Biogasanlage beteiligt, es werden mehrere Ferienwohnungen vermietet und ein Teil des Stromes liefert die Photovoltaikanlage auf dem Dach des Sauenstalles. „Potenzial sehen wir vor allem bei den Ferienwohnungen. Der Inseltourismus wächst, und was gibt es schöneres als Urlaub auf einem Inselbauernhof“, setzen Freners große Hoffnungen in den Landtourismus. Kurz vor meiner Abreise brennt mir noch eine letzte Frage auf den Nägeln: Was passiert eigentlich mit toten Tieren, werden die womöglich nachts klammheimlich über den Deich geworfen? Ich erfahre, dass ein Landwirt die Kadaver einsammelt und den Kühlcontainer am Fährterminal abstellt. Die Fährmitarbeiter verladen den Wagen dann und am Festland wird dieser vom Lkw der Tierkörperbeseitigung abgeholt. Praktisch, diese Insellösung. -ar-
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