Tagungsbericht „Den Wind aus den Segeln nehmen“ von Dr. Maria Bäuml Die Salonfähigkeit radikalen Gedankenguts hat in den letzten Jahren wieder deutlich zugenommen. Betroffen sind dabei unterschiedlichste Bereiche und Personenkreise. Aus diesem Anlass beschäftigte sich die Herbstakademie der Bayerischen Museumsakademie (BMA) in Kooperation mit der Landeszentrale für politische Bildungsarbeit (BLZ) und der FC Bayern Erlebniswelt mit der Frage, wie man mit rechtem Gedankengut umgehen soll. Im Fokus standen dabei die Bereiche Schule, Museum und Sportplatz. Nach der Begrüßung durch Petra Leufeldt (FC Bayern Erlebniswelt) und Dr. Josef Kirmeier (BMA) erfolgte mit der Einführung durch Dr. Harald Parigger (BLZ) eine realistische Darbietung der Problematik: Seine Ausführungen zu aktuellen politischen Entwicklungen wurden durch einen wütenden Störer unterbrochen, der sich im Nachhinein als Schauspieler Peter Weiß zu erkennen gab. Die anschließende Diskussionsrunde, in der die Teilnehmer von eigenen Erfahrungen in der Konfrontation mit rechtsextremem Gedankengut berichteten, leitete direkt zum ersten Vortrag über. Dr. Miriam Heigl (Fachstelle gegen Rechtsextremismus der Stadt München) gab einen Überblick über die aktuelle Situation in der Bundesrepublik Deutschland. Als Indikatoren für die veränderte Haltung in Teilen der Gesellschaft benannte sie den Anstieg rechtsextrem motivierter Straf- und Gewalttaten und das aktuelle Wahlverhalten der Bevölkerung. Birgit Schmitz-Lenders (Europäische Akademie Bayern) betrachtete die europäische Ebene und nahm die rechtspopulistischen Fraktionen im Europäischen Parlament in den Blick. Die Nachmittagssektion begann mit einer Einführung in die Geschichte und das Konzept der FC Bayern Erlebniswelt. Diese bietet ein Programm zu Toleranz für Grund-, Mittel- und Realschulen an, das gemeinsam mit dem Museumspädagogischen Zentrum ausgearbeitet wurde. Die heterogene Zusammensetzung der Mannschaft und die klaren Regeln, die hier herrschen bieten einen guten Ansatzpunkt. Dass jedoch auch in diesem Bereich Prävention notwendig ist, zeigt das „Fanprojekt München“ unter Trägerschaft der Arbeiterwohlfahrt, das Jochen Kaufmann (Fanprojekt München) vorstellte. Ziel des Projekts ist es, in Kontakt mit jugendlichen Fans des FC Bayern und des TSV 1860 München zu treten und dadurch eine positive Fankultur zu fördern. Auch im letzten Programmteil des ersten Tages stand die Frage der aktiven Auseinandersetzung mit rechtsradikalem Gedankengut im Mittelpunkt. Kerstin Barth (KJR Bad Tölz / Wolfratshausen) berichtete von ihrer Arbeit als Streetworkerin, in der sie auch als Ansprechpartnerin für rechtsorientierte Jugendliche fungiert. Anschließend stellte Wolfgang Meyer (Bayerische Informationsstelle gegen Extremismus) die Aktivitäten der Informationsstelle vor: Diese initiiert Präventionsprogramme, berät Kommunen und betreut Aussteigerprogramme. Dabei wird sie im schulischen Bereich von den Regionalbeauftragten für Demokratie und Toleranz unterstützt, die jeweils für einen Regierungsbezirk zuständig sind. Deren Aufgaben erläuterte Georg Fleischmann (Regionalbeauftragter und Sprecher aller Regionalbeauftragten für Mittelfranken) an Hand von Praxisbeispielen. Er betonte, dass das wesentliche Ziel darin bestehe, Lehrkräften und Schülern Kriterien und Wissen an die Hand zu geben und dadurch ihre Sensibilität zu erhöhen. Der zweite Tagungstag begann mit einem Vortrag von Jan Rathje (Amadeu Antonio Stiftung) über die Verbreitung und Bekämpfung von Rechtsextremismus im Netz, der gerade in den Sozialen Medien zum Entstehen einer Hasskultur führt. Anschließend berichtete Bianka Poschenrieder (2. Bürgermeisterin von Zorneding) über die Eskalation solcher Stimmungsmache in der Realität einer Dorfgemeinschaft am Beispiel der Angriffe auf den Zornedinger Pfarrer Olivier Ndjimbi-Tshiende. Ihr Fazit aus den Geschehnissen ist ein deutlicher Appell, die Augen offen zu halten und sofort und offensiv gegen rechtes Gedankengut vorzugehen. Im weiteren Programmverlauf tauschten sich Susanne Bischler (Museumspädagogisches Zentrum München), Albert A. Feiber (Dokumentation Obersalzberg), Dr. Tobias Kroeger (KZ-Gedenkstätte Dachau) und Dr. Mathias Rösch (Schulmuseum Nürnberg) in einem moderierten Podiumsgespräch über ihre jeweiligen Erfahrungen mit rechtsextremistischem Gedankengut bei Museumsbesuchern und den Umgang mit entsprechenden Störungen aus. Daran schloss sich ein zum Nachdenken anregender Auftritt des Kabarettisten Christian Springer an, der der Frage nachging, was es mit der deutschen Kultur auf sich hat, in die sich die Flüchtlinge integrieren sollen. In der abschließenden Diskussion standen die caritative Arbeit Springers und seine Erfahrungen in Syrien im Vordergrund. Nach der Mittagspause gab Dominik Frank (Institut für Theaterwissenschaften, LMU München) einen Einblick in die Möglichkeiten mit Theater gegen rechts vorzugehen und zeigte dem Publikum damit einen interessanten Ansatz auf. Daran anschließend erarbeitete das Bildungskollektiv Pastinaken (Arbeitsgemeinschaft Friedenspädagogik e. V.) mit dem Plenum gemeinsam in Form einer Gruppenarbeit situationsabhängige Argumentationen gegen Aussagen mit menschenfeindlichem Inhalt. Die Abschlussdiskussion zeigte, dass die Tagung in einen Bereich vorgestoßen ist, in dem ein großer Bedarf an Fort- und Weiterbildung besteht.
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