(Walter) – SoSe 2016 - Universität Oldenburg

Erfahrungsbericht
Rijeka SoSe 2016
Da ich bereits in meinem Bachelorstudium einen Auslandsaufenthalt absolviert hatte, war
für mich klar, dass ich im Master noch einmal raus aus dem Gewohnten wollte. Bereits im
Bachelor hat mich der Osten mit Russland fasziniert und so ging es dann weiter südöstlich
nach Kroatien in die Stadt Rijeka.
Die Stadt Rijeka ist mit knapp 128.000 Einwohnern die drittgrößte Stadt Kroatiens und liegt
an der Kvarner Bucht. Perfekt also für diejenigen, die in einer mittelgroßen Stadt studieren
möchten. Im Voraus war natürlich das Übliche zu planen: Application, Learning Agreement,
Versicherung im Ausland etc. Die Universität stellt für ankommende Studenten aus dem
Ausland eine Auswahl an Kursen auf Englisch online zur Verfügung, so dass man sich
problemlos passend zu seinem Studium Kurse aussuchen kann. Die Kommunikation mit der
Uni und vor allem dem Faculty Coordinator der philosophischen Fakultät war wunderbar.
Egal welche Fragen vorab aufkamen, nach spätestens drei Tagen kam eine Antwort.
Nachdem mit den Universitäten alles geklärt war, musste schließlich die Anreise und
Unterkunft geplant werden.
Es gibt mittlerweile relativ preisgünstige Flüge direkt nach Rijeka (der Flughafen liegt auf der
Insel Krk, ein Shuttel fährt in 30 – 40 Minuten vom Flughafen in die Stadt und kostet
ungefähr 50 Kuna), so dass man vor allem im Sommer Flüge ab 50€ finden kann und ab
Hamburg gemütlich 1,5 Stunden nach Rijeka fliegt. Zum Beginn des Sommersemesters im
März waren diese allerdings teuer und auch sehr langwierig. Daher sind die meisten
Studenten aus Polen oder Deutschland entweder mit dem Auto, Bus oder Zug angereist. Mit
Glück findet man eine Verbindung für 50€ ab Oldenburg. Die Zugfahrt kann ich nur
empfehlen. Natürlich ist man lange unterwegs, ungefähr 23 Stunden. Die Aussicht, vor allem
in Österreich, ist aber phänomenal und so kommt man schon relativ schnell mit
Nachbarländern Kroatiens in Kontakt. Bezüglich der Unterkunft muss man sich vor Ort keine
Sorgen machen. Die lokale ESN Gruppe ist super organisiert. Netterweise kümmern sie sich
um die Unterbringung aller ankommenden Erasmus Studenten, da eine Unterbringung im
Wohnheim meist nicht möglich ist.
Mein mir zugeteilter Buddy, der noch für ungefähr 12 andere Studenten zuständig war, hat
sich bei mir einen Monat vor meiner Abfahrt gemeldet. Über eine Facebook Gruppe hat er
uns dann Wohnungen vorgestellt, die er für uns ausgeguckt hat und wir konnten unsere
Vorlieben für Zimmer abgeben (geteiltes Zimmer, Einzelzimmer). So wurden schließlich die
WGs zusammengewürfelt. Meine Wohnung war zu Fuß 10 – 15 Minuten von der Innenstadt
entfernt, je nachdem ob es bergab oder bergauf geht. Und damit komm ich zu einem Thema,
das der gemeine Oldenburger gar nicht spaßig finden wird: Treppen! Fahrrad fahren kann
man in Rijeka vergessen, da die Stadt sehr hügelig ist und man so ziemlich immer
irgendwelche Treppen hochlaufen muss. Dafür ist allerdings die Aussicht auch von fast
überall auf das Meer unglaublich schön. Von unserem Balkon aus konnte man beispielsweise
direkt auf das Meer blicken. Kaum kommt man an, holt der Buddy einen ab und setzt einen
in der Wohnung ab.
Der Buddy hilft einem auch bei viel Papierkram, der am Anfang erledigt werden muss. Auch
wenn in Rijeka so gut wie jeder perfektes Englisch und meist auch ein wenig Deutsch spricht,
ist es für einige Dokumente nicht verkehrt einen Kroaten an der Seite zu haben.
In der ersten Woche bevor die Uni losgeht, sollte man sich beim Faculty Coordinator, beim
Departmental Coordinator und im Student Office melden. Der Faculty Coordinator sollte die
erste Anlaufstelle sein, denn dort kriegt man verschiedene Dokumente, die beispielsweise
auch für die Beantragung des Bustickets benötigt werden. Beim Student Office erhält man
seinen Studentenausweis und das Index – dort werden am Ende des Semesters die Noten
von den Professoren eingetragen, damit das Transcript of Records später erstellt werden
kann. Der Departmental Coordinator hilft mit dem Stundenplan. Da online nur die Kurse,
jedoch nicht die Zeiten dieser einsehbar sind, sollte man fix bei dem jeweiligen
Departmental Coordinator vorbeischauen. Es ist nicht verkehrt sich vorher bei den jeweiligen
Professoren/ Dozenten zu melden, da diese sich dann darauf einstellen können ihren
Unterricht auf Englisch zu halten (einige konnten das auch wirklich sehr spontan umsetzen!).
Sobald alles mit der Uni geklärt ist, geht es dann daran sich das Busticket zu holen, für das
man im Monat umgerechnet 7€ zahlt – eine Investition, die sich lohnt, da die philosophische
Fakultät der Uni auf dem Berg in der Nähe der Burg liegt. Außerdem muss man sich eine OIB
anlegen, eine persönliche Identifikationsnummer für Personen, die dauerhaft in Kroatien
leben - mit dieser muss man sich dann auch bei der Polizei registrieren. Dabei hilft auch der
Buddy.
Das Leben an der Universität ist vergleichbar mit Deutschland, mit dem Unterschied, dass es
Midterms und Finals gibt. Zudem muss meist noch zusätzlich eine Präsentation gehalten
werden und ein kurzer Essay abgegeben werden, um den Kurs zu bestehen. Auch die Essays
müssen meist im Semester abgegeben werden. Es gibt zwar nach Ende der Vorlesungszeit
eine Prüfungsphase, allerdings ist die meist für Nachprüfungen gedacht. Nach einem mehr
oder weniger stressigen Semester kann man schließlich, wenn man nicht zuvor durchgefallen
ist oder seine Noten verbessern möchte, das Leben in der Stadt mit vollen Zügen genießen.
Wie auch der Faculty Coordinator, sind auch die Professoren immer mit einem offenen Ohr
zu erreichen und helfen aus soweit es in ihrer Macht steht.
Die Buddys helfen einem nicht nur bei organisatorischen Dingen, sondern sorgen
netterweise auch dafür, dass man schnell Anschluss findet. So organisiert ESN nicht nur
Social Drinks zum Kennenlernen. Auch diverse Partys und Ausflüge, die nicht nur in Kroatien,
sondern auch in benachbarten Ländern wie Italien oder Bosnien stattfinden, werden von
ESN vorbereitet. Man stellt schnell fest, dass die Kroaten ihren Kaffee egal zu welcher
Tageszeit lieben und brauchen – die Cafés sind immer gut besucht, denn für ein Käffchen ist
immer Zeit. Im Sommer kann man seine Zeit natürlich gut an einem der 11 Strände von
Rijeka verbringen, es ist aber auch nicht weit nach Opatija oder Kostrena. Wer eine etwas
längere Fahrt von 1,5 Stunden auf sich nehmen möchte, sollte unbedingt nach Istrien fahren.
In Rijeka selber kann man sich die Zeit sehr schön machen. Von der Burg aus hat man einen
phänomenalen Blick über die Stadt auf das Meer, den man im dort ansässigen Café genießen
kann. Am Theater, neben dem Markt gibt es zwei ganz wunderbare Lokale (Kings Coffee Pub
und Kod Zajca), in denen es vor allem abends immer sehr schön ist. Auch sehr zu empfehlen
ist die Bar Bar, in der es Tapas und sehr guten (und günstigen!) Wein gibt, das Cukari Café
und wenn man direkt am Wasser sitzen möchte das Boonker. An einem der Strände
(Haltestelle Plumbum) gibt es auch eine ganz urige Beach-Bar, die abends sehr gut besucht
ist. Zu den Weinen kann noch gesagt werden, dass fast alle angebotenen Weine aus Kroatien
stammen, einige auch direkt von der Insel Krk. Wer etwas andere Aktivitäten sucht, kann in
der Nähe Paragliden, Kanu fahren oder den Berg Ucka erklimmen. Es gibt immer etwas zu
entdecken.
Ein Auslandssemester in Rijeka kann ich nur jedem ans Herz legen! In der Stadt, vor allem auf
dem Korzo, ist immer etwas los. Die Menschen in der Stadt und an der Uni sind unglaublich
herzlich und hilfsbereit, so dass man keine Probleme hat auch außerhalb der Erasmus
Gruppe Anschluss zu finden, vor allem wenn man sich an Kroatisch als Sprache versucht.