Prof. Dr. Bernhard Gill
Winter 2016/17
Theorie III: Bourdieu: Kapital, Habitus, Praktiken
Montag 10-12 Uhr
Hgb, E 216
Pierre Bourdieus Theorie betrachtet die Sozialstruktur einer Gesellschaft aus zwei Perspektiven: Erstens, als durch menschliches
Verhalten hergestellt. Verhalten wird dabei aber nicht als "rationales", d.h. als voll bewusstes Handeln begriffen, sondern als
"habitualisierte Praxis", das heißt als eingeschliffene und mehr oder weniger ins Unbewusste abgesunkene Routine verstanden.
Zweitens determinieren die Strukturen das Verhalten, das heißt die Intersektion von Klassen-, Geschlechts- und Altershabitus. Diese
allgemeine Idee hat Bourdieu auf eine Reihe unterschiedlicher "sozialer Felder" angewandt – zum Beispiel das Feld der Wirtschaft,
der Staatsbürokratie, des Rechts, der Wissenschaft und der Literatur. Bourdieu hat damit ein Begriffsarsenal geschaffen, das sich
konzeptionell mit einigem Erfolg auf viele empirischen Fragen der Sozialwissenschaften (und darüber hinaus) anwenden lässt.
Zeitplan / Überblick
Downloads: Zeitplan zum Ausdrucken (DIN A4)
17.10.
Einführung: Pierre Bourdieus Berufs- und Werksbiografie
Folien 1
24.10.
Algerien: Kriegssituation und Hinwendung zur Ethnologie
Folien 2
Schultheis, F. (2000). Initiation und Initiative: Entstehungskontext und Entstehungsmotive der Bourdieuschen Text 2a
Theorie der sozialen Welt. In: Bourdieu, P.: Die zwei Gesichter der Arbeit. Konstanz: UVK, S. 165 – 184.
31.10.
fällt aus
07.11.
Die frühen Jahre in Paris: Bourdieus Bildungssoziologie
Folien 3
Bourdieu, P. (2001). Wie die Kultur zum Bauern kommt. Über Bildung, Schule und Politik. Hamburg: VSA. S. Text 3a
25 – 52.
14.11.
21.11.
Soziale Reproduktion materiell verstehen – Entfaltung des Kapitalbegriffs
Folien 4
Bourdieu, P. (1983): Ökonomisches Kapital, kulturelles Kapital, soziales Kapital. In: Kreckel, R. (Hg.),
Soziale Ungleichheiten (Soziale Welt Sonderband 2),S. 183-198
Text 4a
Bourdieus Klassentheorie I: Der soziale Raum und seine Transformationen
Folien 5
Bourdieu, P. (1987). Die feinen Unterschiede: Kritik der gesellschaftlichen Urteilskraft. Suhrkamp. S.171-221 Text 5a
28.11.
Bourdieus Klassentheorie II: Der Habitus und der Raum der Lebensstile
Folien 6
Bourdieu, P. (1987). Die feinen Unterschiede: Kritik der gesellschaftlichen Urteilskraft. Suhrkamp. S.277-332 Text 6a
05.12.
12.12.
19.12.
09.01.
16.01.
23.01.
30.01.
Bourdieus Praxistheorie I: Die Kritik des Objektivismus (Strukturalismus, Sozialphysik)
Folien 7
Bourdieu, P. (1993). Sozialer Sinn. Kritik der theoretischen Vernunft. Suhrkamp. S. 49-78
Text 7a
Bourdieus Praxistheorie II: Die Kritik des Subjektivismus (Phänomenologie)
Folien 8
Bourdieu, P. (1993). Sozialer Sinn. Kritik der theoretischen Vernunft. Suhrkamp. S. 79-96
Text 8a
Bourdieus Praxistheorie III: Habitus, Glauben und Leib
Folien 9
Bourdieu, P. (1993). Sozialer Sinn. Kritik der theoretischen Vernunft. Suhrkamp. S. 97-146
Text 9a
Bourdieus Praxistheorie IV: Logik der Praxis und Wirkung der Zeit
Folien 10
Bourdieu, P. (1993). Sozialer Sinn. Kritik der theoretischen Vernunft. Suhrkamp. S. 147-204
Text 10a
Bourdieus Praxistheorie V: Anerkennung und Verkennung des Tauschs
Folien 11
Bourdieu, P. (1993). Sozialer Sinn. Kritik der theoretischen Vernunft. Suhrkamp. S. 205-258
Text 11a
Beispiel einer Anwendung von Bourdieus Theorie auf andere Praxisbereiche
Folien 12
Frank Hillebrandt (2004): Die verborgenen Mechanismen der Materialität. Überlegungen zu einer
Praxistheorie der Technik. in Ebrecht, J., & Hillebrandt, F. (Hrsg.). Bourdieus Theorie der Praxis.
Erklärungskraft. Anwendung. Perspektiven. VS: Wiesbaden, S.19-46.
Text 12a
Kritik des "practice turn" aus der Perspektive der Handlungstheorie
Folien 13
Schulz-Schaeffer, I. (2010). Praxis, handlungstheoretisch betrachtet. Zeitschrift für Soziologie, 39(4), 319-336. Text 13a
06.02.
Klausur
Formale Anforderungen
- nicht mehr als zwei Sitzungen versäumen
- für jede Sitzung den Text lesen
- die Klausur bestehen (teilweise MP) / Nachklausur nur mit ärztlichem Attest (kein MP)
- Eintragung der Noten im LSF spätestens bis zum 21. März 2017 (außer für Nachklausur)
- Klausurergebnisse (Notenspiegel sie oben, "Folien 14")
Folien 14