Pressemitteilung Verleihung Kulturlandschaftspreis 2016 18. Oktober 2016 Vielfältiger Einsatz für die Kulturlandschaft MÖSSINGEN. In der vollbesetzten Aula des Quenstedt‐Gymnasiums in Mössin‐ gen wurde am 11. Oktober 2016 vor rund 250 Gästen der Kulturlandschaftspreis 2016 des Schwäbischen Heimatbundes und des Sparkassenverbandes Baden‐ Württemberg verliehen. Die sechs Träger des Hauptpreises und die drei Träger des Sonderpreises Klein‐ denkmale erhielten ihre Urkunden aus den Händen von Staatssekretärin Friedlin‐ de Gurr‐Hirsch, Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, von Sparkassenpräsident Peter Schneider, dem Heimatbund‐Vorsitzenden Josef Kreuzberger sowie dem Jury‐Vorsitzenden Dr. Volker Kracht. Das Preisgeld von insgesamt 10.500 Euro stellt die Sparkassenstiftung Umweltschutz zur Verfügung. In ihrer Festansprache hob Staatssekretärin Gurr‐Hirsch die besondere Bedeutung der Kulturlandschaften im Land hervor. Einen „Schatz“ wie diesen habe kein ande‐ res Bundesland. Die Landesregierung werde alles daran setzen, dass dieses einma‐ lige Erbe erhalten bleibt. Der Preis des Schwäbischen Heimatbundes habe deshalb auch nach 26 Jahren nichts an seiner Bedeutung verloren. Gurr‐Hirsch unterstrich insbesondere die Bedeutung von Streuobstwiesen, Steillagen‐Weinbau und Wa‐ cholderheiden. Auch der SHB‐Vorsitzende Josef Kreuzberger betonte in seiner Begrüßung die Bedeutung kulturlandschaftlicher Besonderheiten unseres Landes aus verschiede‐ ner Sicht: sie hätten nicht nur wirtschaftliche und touristische Bedeutung, sondern dienten auch der Identifikation der Menschen mit ihrer Heimat. Kreuzberger dankte dem Sparkassenverband für die über 20jährige Unterstützung. Dessen Präsident Peter Schneider betonte die Nähe der Sparkassen im Land zu den Bürgerinnen und Bürgern und ihr Bestreben, das Vertrauen auch durch viel‐ fältige Unterstützung im kulturellen Bereich zurückzugeben. Dabei habe der Kul‐ turlandschaftspreis einen festen Platz. Er wünschte den Preisträgern, dass ihre Leistungen viele „Nachahmer“ finden mögen. Besondere Aufmerksamkeit bei der Preisverleihung erhielt die Jugendgruppe des NABU in Lauda, Träger des zum dritten Mal ausgelobten Jugend‐ Kulturlandschaftspreises als einem der mit jeweils 1.500 Euro dotierten Haupt‐ Seite 1 von 4 Schwäbischer Heimatbund e.V. Weberstraße 2 70182 Stuttgart Tel. 0711/23942‐0 info@schwaebischer‐ heimatbund.de 3.050 Anschläge Abdruck frei Beleg erbeten Pressekontakt: Dr. Bernd Langner Geschäftsführer Tel. 0711/239420 [email protected] preise. Sie erhielten den Preis für vielfältige Aktivitäten rund um das Thema Streuobst, aber auch dafür, dass sie junge Menschen mit Handicaps in ihr Tun einbinden. Die übrigen Preisträger haben sich durch nachhaltige Landschaftspfle‐ ge zwischen Ostalb und Bodenseeraum hervorgetan – teilweise unter dem Einsatz von Schafen und Ziegen. Ein Verein engagiert sich bei der Sanierung von Tro‐ ckenmauern in den steilen Weinlagen Esslingens. Besonders lautstark wurden die „Lokalmatadoren“ des Netzwerks Streuobst aus Mössingen begrüßt, die auch mit vielen Helferinnen und Helfern für reibungslosen Ablauf und herbstlichen Tisch‐ schmuck sorgten. Der Sonderpreis Kleindenkmale, dotiert mit jeweils 500 Euro, wurde dreimal für die Erforschung, Sanierung und Dokumentation von Klein‐ denkmalen in Siedlung und Flur vergeben – darunter ein Feldhäuschen aus der Zeit um 1800 in Kirchheim/Teck. Informationen: www.kulturlandschaftspreis.de Die Preisträger des Kulturlandschaftspreises 2016 Jugend‐Kulturlandschaftspreis 2016 Jugendgruppe NABU Lauda e.V., Lauda‐Königshofen (Main‐Tauber‐Kreis) Vermittlung von naturkundlichem Wissen und Zusammenhänge in Natur und Kulturland‐ schaft – ohne dass dabei der Spaß zu kurz kommt – war die Motivation zur Gründung der eigenständigen Kindergruppe des NABU Lauda im Jahr 1974. Mit ihren Aktionen und Akti‐ vitäten im Themenbereich „Streuobstwiese“ hat sich die Gruppe nun erfolgreich um den Sonderpreis Jugend des Kulturlandschaftspreises beworben. Das reicht von der Wiesen‐ mahd über die Apfelernte und einen öffentliches „Most‐Event“ zu Aktionen, die sich mit den tierischen Bewohnern der Streuobstwiesen befassen. Unter Beteiligung auch gehan‐ dicapter Kinder und Jugendlicher werden Nistkästen gebaut, gepflegt und betreut, die Technik des Trockenmauerbaues praktisch vermittelt und gemeinsame naturkundliche Wanderungen zu Schwerpunktthemen veranstaltet. Kulturlandschaftspreis 2016 (von Nord nach Süd) Schäferei Markus Rieger, Aalen‐Brastelburg (Ostalbkreis) Das Naturschutzgebiet „Dellenhäule“ auf dem Härtsfeld östlich von Aalen ist ein Stück Kulturlandschaft mit vielen interessanten Besonderheiten und einem einzigartigen Land‐ schaftsbild. Vor allem Waldweide und der Abbau von Dolomitsand über Jahrhunderte haben deutliche Spuren hinterlassen und die Landschaft geprägt. Inzwischen hat sich hier neben botanischen Kostbarkeiten eine sogenannte Ameisenstadt der Gelben Wiesenamei‐ se in einer Ausdehnung entwickelt, wie sie nirgends sonst bekannt ist. Schon seit 1997 beweiden Markus Rieger und sein Vater Stefan Rieger mit ihrer Schaf‐ und Ziegenherde die empfindlichen Flächen mit großer Sorgfalt, Behutsamkeit und dem Fachwissen, das notwendig ist, um dieses Stück Kulturlandschaft zu erhalten und für die nächsten Jahr‐ zehnte zu sichern. Seite 2 von 4 Staffelsteiger Verein e.V., Esslingen (Kreis Esslingen) Seit beinahe tausend Jahren, seit der Stauferzeit ist das Stadt‐ und Landschaftsbild von Esslingen durch den Steillagenweinbau mit seinem verzahnten Wechsel von gewachsenem Fels und von Hand aufgerichteten Trockenmauern geprägt. Diese kulturhistorisch bemer‐ kenswerte Terrassenlandschaft mit ihren unzähligen Trockenmauern, Spannbögen und Staffeln steht zwar unter Denkmalschutz, trotzdem müssen Jahr um Jahr eingestürzte oder von Unwettern weggespülte Mauern wieder aufgebaut werden – eine so intensive und aufwendige Arbeit, dass sie die den Weinbau in diesen Lagen unrentabel werden lässt. Im Staffelsteiger Verein e.V. haben sich Wengerter, fachkundige Senioren und andere an der Erhaltung dieser einmaligen Kulturlandschaft Interessierte zusammengeschlossen. Als eine Art Förderverein bündeln sie Mittel aus bestehenden Förderprogrammen für den Wieder‐ aufbau bedrohter Mauern und gewinnen Sponsoren und Spender. Ziel ist es, das Thema in das Bewusstsein der Öffentlichkeit zu bringen, damit sich auch Nicht‐Wengerter mit der Hand am Arm im Mauerbau engagieren. Netzwerk Streuobst Mössingen, Mössingen (Kreis Tübingen) Aus einem Agendaprojekt der Stadt Mössingen entstanden, engagieren sich die Aktiven des Netzwerkes Streuobst Mössingen seit 2005 dafür, die Zukunft der 40.000 Streuobst‐ bäume rund um ihre Stadt zu sichern. Mit Mitmachaktionen, Apfelfesten und ‐wochen, mit Streuobstpatenschaften, neuen Produktkreationen und Grundstücksverpachtung über das Internet haben sie viele neue Wege beschritten. Landesweit beispielhaft ist das Pro‐ jekt „Energiebündel & Flowerpower“. Mit Angeboten zur organisierten Schnitt‐ und Mäh‐ gutabfuhr samt anschließender energetischer Verwertung, aber auch einem Geräteverleih von der Säge über den Hochentaster bis zum Balkenmäher bieten sie Lösungen für genau die Probleme, die die Zukunft des Streuobstbaues unsicher machen. Das erfolgreiche Pro‐ jekt hat seine ersten Testläufe erfolgreich hinter sich und bereits Nachahmer gefunden. Schwäbischer Albverein (SAV) Ortsgruppe Bisingen, Bisingen (Zollernalbkreis) Das NSG Zollerhalde zu Füßen der Burg Hohenzollern ist Teil des Natura2000‐Netzwerkes der EU zum Schutz und zur Entwicklung des europäischen Natur‐ und Kulturerbes. Wie diese Kronjuwelen der europäischen Kulturlandschaften zu erhalten sind, dafür gibt es Managementpläne, in denen die notwendige Bewirtschaftung und Pflege vorgegeben ist. Mit der Erfahrung aus 25 Jahren Landschaftspflege im Zollernalbkreis, für die die Orts‐ gruppe Bisingen des SAV bereits 1994 und 2000 mit dem Kulturlandschaftspreis ausge‐ zeichnet wurde, hat die Ortsgruppe im Jahr 2012, als der Managementplan gerade fertig geworden war, die Pflege von etwa 5 ha Kulturlandschaft in der Zollerhalde übernommen. Unter fachlicher Anleitung des Kreisnaturschutzbeauftragten entbuschen sie seither zu‐ gewachsene Allmendflächen, mähen Streuobstwiesen und sorgen mit Baumschnittkursen und Nachpflanzungen hochstämmiger Obstbäume dafür, dass diese Kulturlandschaftsteile auch für folgende Generationen gesichert bleiben. Ulrike und Kurt Lenski, Salem (Bodenseekreis) Gleich nach der Übernahme des elterlichen Betriebes im Jahr 2004 haben sich die Eheleu‐ te Lenski daran gemacht, den übernommenen und sehr ansehnlichen Streuobstbestand zu pflegen, ihn durch Umstieg auf biologische Bewirtschaftung und Zertifizierung in seiner ökologischen Bedeutung weiter aufzuwerten und in den betrieblichen Ablauf des Hofes zu integrieren. Mit der liebevollen Sanierung des alten Brennhäusles, dem Neubau einer Seite 3 von 4 Holzbackofens für den „Lernort Bauernhof“ und mit der Beweidung der Streuobstwiesen durch Schafe hat Familie Lenski aufgezeigt, wie man es machen kann und einen beispiel‐ haften Beitrag zur Sicherung der typischen Kulturlandschaft am Bodensee geleistet. Sonderpreis »Kleindenkmale« 2016 Verschönerungsverein Kirchheim u.T. e.V., Kirchheim unter Teck (Kreis Esslingen) Es ist ein besonderes Kleinod, das auf der ehemaligen Allmende‐Obstanlage am Rande von Kirchheim steht. 1815 zum ersten Mal in der Flurkarte erwähnt, lässt die Bauart des letz‐ ten Feldhäusles aber durchaus auf eine ältere Herkunft schließen. Durch Bausünden der Vergangenheit aber war es vor wenigen Jahren so marode geworden, dass der Abriss erwogen wurde. Die Mitglieder des Verschönerungsvereins haben sich jedoch dieses Zeu‐ gen vergangener Zeiten angenommen und es in über 300 Arbeitsstunden grundlegend und mit fachkundiger Liebe zum Detail restauriert – sie haben es „in letzter Minute“ geret‐ tet. Nun kann das Feldhäusle auch in Zukunft Spaziergängern und Wanderern von der Geschichte und Bewirtschaftung der Kirchheimer Kulturlandschaft erzählen. Hans Rehberg, Freudenstadt (Kreis Freudenstadt) Mit seinen Forschungen zu ganz unterschiedlichen Objekte und Kleindenkmalen seines Heimatortes Obermusbach und deren Veröffentlichung auf einer Homepage schafft es Hans Rehberg, aus ganz unterschiedlichen Aspekten und Objekten ein ganzheitliches Bild der Geschichte des Ortes zusammen zu tragen, das Mitbürgern und Mitbürgerinnen einen spannenden Einblick in die eigene Vergangenheit ermöglicht. Wohngebäude, Wasserver‐ sorgungen, Brunnen, öffentliche, aber auch private Grenzsteine mit den Hofzeichen der einstigen Besitzer lassen die längst vergangenen Strukturen wieder deutlich werden. Geschichts‐ und Heimatverein Frittlingen e.V., Frittlingen (Kreis Tuttlingen) Die Mitglieder des Geschichts‐ und Heimatvereins Frittlingen machen es sich schon seit langem zur Aufgabe, alle Feldkreuze auf ihrer Gemarkung zu betreuen, zu pflegen und – wo nötig – liebevoll und originalgetreu zu restaurieren. Dabei ist es ihnen gelungen, zu eigentlich allen Kreuzen Informationen zu deren Geschichte und den Gründen zusammen zu tragen, warum sie und von wem gestiftet und errichtet wurden. In einem gelungenen und hervorragend bebilderten Büchlein haben sie nun dieses Wissen anschaulich und lesenswert veröffentlicht und ihren Mitbürgerinnen und Mitbürgern zugänglich gemacht. Seite 4 von 4
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