18 | Biographien von A bis Z Baurs Park Blankenese, seit 1922; benannt nach: Georg Friedrich Baur (1768–1865), Grundstückeigentümer, Kaufmann Georg Friedrich entstammte einer Altonaer Bür- germeister- und Senatorenfamilie. Er absolvierte ein Jurastudium in Göttingen und wurde Kaufmann. Gemeinsam mit seinem Bruder Johann Heinrich Baur (siehe: Baurstraße) übernahm er die Leitung des von dem Großvater errichteten Unternehmens für Geld- und Warenhandel. Später führte Georg Friedrich Baur das Unternehmen allein bzw. mit zwei seiner Söhne als Handels-, Bank- und Reedereiunternehmer weiter. Georg Friedrich Baur erlangte zu großem Reichtum. Seine Enkelin schrieb über ihn: „Mein Großvater und seine nächsten sahen sich als die erste Familie der Welt an und waren unzugänglich, verschlossen und ängstlich bemüht, nicht mit dem niederen Stande in Berührung zu kommen. Eins der Merkmale der Familie war übrigens tiefe Melancholie, die auch teilweise wohl die Ursache gewesen war, daß man nie mit Fremden zu tun haben wollte, sondern sich selbst genug war. (…) Mein Großvater (…) hatte angeborenen Geschmack und Kunstsinn (…). Er war eigen und schwierig, und seine Kinder lebten in ewiger Furcht vor ihm. Er liebte diese seine Kinder aus Pflicht und gab ihnen die beste Erziehung. Für die Töchter hielt er Gouvernanten für verschiedene Sprachen und Hofmeister für die Söhne (…). Aber seine Kinder liebkosen – das tat er nie (…). Man konnte meinen Großvater keinen Tyrannen oder Despoten nennen, er war nur aus der alten Schule; wo der Vater alles bestimmte und wo die Kinder, ohne zu räsonnieren, zu gehorchen hatten.“1 Quellen: 1 Julie Grüner geb. Raeder: Erinnerungen an das Haus meiner Grosseltern Baur im Dänischen Altona. Hamburg 1965, S. 23f. 2 Heinrich Sieveking agora. Baur wollte 1782 gemeinsam mit Heinrich Sieveking in Guinea 700 Sklavinnen und Sklaven kaufen. Von Bordeaux sollte ein Schiff neutrale Waren nach Guinea und von dort Sklaven nach S. Domingo bringen. Von dort sollte es zurück nach Hamburg wieder mit neutralen Waren gehen. Sieveking und Baur fanden, wegen der zu erwartenden hohen Krankheits- und Todesrate unter den Sklaven, keine Versicherung, die das Vorhaben zu einem vernünftigen Preis versichern wollte. Gleichzeitig nahte das Ende des Unabhängigkeitskrieges, was wiederum für die dänische Schifffahrt das Ende ihrer „goldenen Jahre“ bedeutete. Deshalb nahmen Sieveking und Baur Abstand von ihrem Vorhaben. Heinrich Sieveking schreibt selbst dazu in seinem Bericht über das Handelshaus Voght (Caspar Voght, siehe: Baron-VoghtStraße) und Sieveking: „Baur hat eine schöne zweigedeckte Fregatte von 150 Last, er fordert dafür 4500 Banco per Monat. Dann kann das Schiff hingehen, wohin es soll. Von anderer Seite war am 29.3. ein Schiff von 120 Last zu 3500 Mark Banco per Monat angeboten ohne die inwendige Ausrüstung, die Bretter, eisernen Schlösser [für Sklavenschiffe wichtig] und was mehr dazu gehörte. Es handelte sich darum, neutrale Waren von Bordeaux nach Guinea zu bringen, von da mit Negern nach Santo Domingo zu fahren und mit neutralen Waren zurück nach Hamburg.“2 Dafür sollte ein französisches Schiff mit neutraler dänischer Flagge segeln. Sinapius, der Agent des Handelshauses in Ostende bekam letztendlich Skrupel und schrieb: „ich hasse diesen Handel von ganzem Herzen.“3 Verheiratet war Georg Friedrich Baur seit 1797 mit seiner Cousine Marianne Heise (1781– 1851), Tochter des Hamburger Senators und sub.uni-hamburg.de/subhh/ cntmng:jsessionid=49348191EA3381401E927B9FF4FE8297.jvm1?type=pd&did=c1:25292) 3 Susanne Woelk: Der Fremde unter den Freunden. Biographische Studien zu Caspar von Voght., S. 114. 19 | Biographien von A bis Z späteren Bürgermeisters Arnold Heise (1747– 1834) (siehe: Arnold-Heise-Straße). Zum Zeitpunkt der Eheschließung war Marianne knapp sechszehn Jahre alt und soll davor schon einmal verlobt gewesen sein. Das Paar bekam elf Kinder. Ihre Enkelin erinnert sich: „Sie [die Großmutter] hatte sich – mit einigen Ausnahmen – nicht so viel aus ihren Kindern gemacht, aber sie erfüllte ihre Pflicht ihnen gegenüber. Im Alter von etwa vierzig Jahren wurde sie schon gichtkrank (…). Sie saß immer in einem samtenen Rollstuhl, und zwei Personen mußten sie in einem Klappstuhl die Treppen hinauf- und hinuntertragen. Meine Großmutter ist eine tüchtige Hausmutter gewesen, und bei all ihrer Kränklichkeit hat sie den Haushalt doch selbst geleitet und wollte über alles Bescheid wissen, führte selbst die Rechnung und bestimmte das Essen. Aber sie lebte in ständiger 4 Julie Grüner, a.a. O., S. 35. Angst, daß ihre Anordnungen nicht pünktlich ausgeführt würden, (…).“4 Über das Vermögen ihres Mannes wusste die Ehefrau nicht Bescheid. „Sie selbst hatte nie eine größere Summe zu ihrer Verfügung. Mein Großvater ließ jeden Sonnabend alle Rechnungen des Hauses bezahlen und schenkte ab und zu seiner Frau ein paar hundert Mark zum Verschwenden.“4 Anlässlich der Goldenen Hochzeit des Paares wurde er zum Konferenzrat ernannt. Die Familie lebte an der Palmaille. Dort hatte Baur von dem Baumeister C. F. Hansen zehn große Häuser bauen lassen. Das Haus an der Palmaille wurde im Winter ständig bewohnt. Im Sommer lebte die Familie von Dienstag bis Sonnabend in einem Landhaus in Blankenese (heute Baur’ Park).
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