PRESSEMITTEILUNG - Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V.

PRESSEMITTEILUNG
Hamm, 10.10.2016
Zwischen Konsum und Abstinenz
DHS Fachkonferenz Sucht diskutiert unterschiedliche Therapieansätze
und Behandlungsziele im Spannungsfeld der aktuellen Diskussion in
der deutschen Suchthilfe.
Zum 56. Mal findet die Fachkonferenz Sucht der Deutschen Hauptstelle für
Suchtfragen e.V. (DHS) statt, in diesem Jahr vom 10. bis 12. Oktober in Erfurt.
Drei Tage diskutieren 75 Expertinnen und Experten aus Theorie und Praxis
der Suchthilfe mit den rund 400 Teilnehmenden eine Vielzahl
unterschiedlicher Themenfelder unter den Stichworten „Abstinenz - Konsum Kontrolle“. Kann Abstinenz heute noch alleiniges Ziel bei der Behandlung von
Abhängigkeit und im Umgang mit Drogen sein? Ist kontrollierter Konsum von
Suchtstoffen eine Alternative für Menschen, die einen völligen Verzicht nicht
bewältigen können oder wollen?
Auf Grundlage der Deutschen Suchthilfestatistik (DSHS) und Berechnungen der
Deutschen Rentenversicherung geht die DHS von rund 500.000 Menschen aus, die
im Jahr 2014 in ambulanter oder stationärer Behandlung waren, um für ihr
Abhängigkeitsproblem Beratung und Behandlung zu erfahren.
Störungen aufgrund des Konsums von Alkohol, Cannabis und Opioiden stellen - in
dieser Reihenfolge - die drei größten Hauptdiagnosegruppen dar. Die ambulante
oder stationäre Behandlung wird in den meisten Fällen über die
Suchtberatungsstellen
vermittelt;
als
Kostenträger
kommen
die
Rentenversicherungen, die gesetzlichen Krankenkassen oder die Sozialhilfeträger
in Frage. Ziel der Kostenträger ist es vorrangig, die Patienten und Patientinnen bzw.
Klienten/-innen wieder ins Erwerbs-leben zu (re-)integrieren. Der Komplettverzicht
auf Suchtmittel und abhängiges Verhalten scheint dazu die Voraussetzung zu sein.
In vielen Fällen deckt sich diese Erwartung mit der der Konsumentinnen und
Konsumenten: Sie möchten dauerhaft ohne Suchtmittel, also abstinent, leben.
Andere Hilfesuchende geben jedoch an, sie möchten ihre Konsummuster besser
verstehen und ihren Suchtmittelkonsum reduzieren und kontrollieren lernen.
Neben den Vorstellungen der Betroffenen spielen aktuelle Rahmenbedingungen in
der Suchthilfe eine wichtige Rolle: Die mangelhafte finanzielle Absicherung der
Suchtberatungsstellen und Behandlungseinrichtungen, der zögerliche Einsatz von
Behandlungsansätzen zur Früherkennung und Frühintervention und das immer
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mit Quellenangabe erwünscht
noch zwiespältige Bild von Alkohol und anderen psychotropen Substanzen in der
Öffentlichkeit sind nur einige davon.
In ihrem Grundsatzreferat „Verherrlicht und verpönt – Alkoholkonsum zwischen Gut
und Böse“ nimmt Christina Rummel auf diese Ambivalenz Bezug: „Ganz einfach
gesagt: Alkohol trinken ist in Ordnung, alkoholabhängig zu sein, ist es nicht“, führt
die DHS Referentin aus. „Alkoholabhängige werden sozial ausgegrenzt“, so
Rummel weiter. „Die Ansicht, Alkoholabhängigkeit sei eine Charakterschwäche und
nicht behandelbar, ist immer noch weit verbreitet. Obwohl sie schlichtweg falsch ist.
Alkoholabhängigkeit ist eine Krankheit.“
Eine weitere Herausforderung für die Suchthilfe sind Geflüchtete, die von psychoaktiven Substanzen abhängig sind. Im Verlauf des letzten Jahres hat es einen
merklichen Anstieg von Anfragen zur Beratung und Behandlung von Geflüchteten
mit Substanzstörungen gegeben. Die Umsetzung des Bedarfs in wirksame
Behandlungs-möglichkeiten stellt die Suchthilfe allerdings vor zahlreiche Hürden.
Die diesjährige Fachkonferenz Sucht der DHS greift diese und andere aktuelle
Fragen in Grundsatzreferaten auf. In den insgesamt 18 Foren und Workshops
diskutieren die Teilnehmer zwei Tage zentrale Aspekte des gesamten Themenspektrums.
Die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen fordert im Themenfeld „Abstinenz Konsum - Kontrolle“:
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Die finanzielle Absicherung der Beratungs- und Behandlungseinrichtungen für
Menschen mit Suchtproblemen,
die Entkriminalisierung von illegalen Substanzen,
einen Imagewandel von Alkohol und anderen psychoaktiven Substanzen, die
ihrer Gefährlichkeit entspricht,
den frühen Einsatz sinnvoller Behandlungsansätze.
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Kontakt:
Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V. (DHS)
Christa Merfert-Diete
Referentin für Öffentlichkeitsarbeit
und Prävention
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Barbara Kunz
Referat Öffentlichkeitsarbeit
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